PDF, DLV14/16 S. 62

Legionellen in Wassersystemen – quantitative Analyse nach ISO 11731
Legionellen sind Bakterien, die bei
Menschen die "Legionärskrankheit"
hervorrufen können. Diese Krankheit ist
durch eine Lungenentzündung (Pneumonie) gekennzeichnet und kann einen
lebensgefährlichen Verlauf annehmen.
Die Übertragung geschieht dabei nicht
von Mensch zu Mensch, sondern durch
Einatmung lebendiger Legionellen. Da
sich die Legionellen bevorzugt in warmem Wasser vermehren, bergen insbesondere Schwimmbecken, Whirlpools,
Klimaanlagen und Duschen ein erhöhtes Infektionsrisiko.
Der Nachweis von lebendigen, infektionsfähigen Legionellen ist aufwändig
und anspruchsvoll. Bis heute gibt es
keine zuverlässige Alternative zur klassischen Kultivierungstechnik. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein 5facher
Ansatz mit verschiedenen Selektionsbedingungen und eine 10 Tage dauernde Kultivierung für einen gesicherten Nachweis unabdingbar sind. Abkürzungen zu dieser international normierten Methode können zu Fehlbefunden
führen.
Das Schweizerische Bundesamt für Gesundheit (BAG) publiziert und aktualisiert
laufend Informationsbroschüren, mit für relevante Situationen angepassten Höchstwerten für Legionellen bei deren Überschreitung
von einem erhöhten Risiko für Legionellosen
ausgegangen werden muss1. Diese Richtwerte basieren auf der Analyse mit der international genormten Methode ISO 11731,
bei der lebende Legionellenbakterien auf
Nährmedien kultiviert werden. Für den Vergleich mit den Richtwerten ist dies essentiell, da nur vermehrungsfähige Legionellenzellen erfasst und für die Risikobeurteilung
einbezogen werden.
Quantitative Analyse nach ISO 11731-1:
Fünf verschiedene, selektive Ansätze
Im Wasser technischer Systeme mit für Legionellen guten Bedingungen für die Vermehrung sind normalerweise auch andere
Bakterienarten in hohen Konzentrationen
vertreten. Um die Legionellen aus diesem
„bunten“ Gemisch aus verschiedenen Mikroorganismen aufzuspüren, ist es entscheidend, eine Methode zu verwenden, welche
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die gesuchten Bakterien selektioniert. Die
Methode ISO 11731-1 sieht dafür verschiedene Selektionsverfahren vor, die für andere
Nicht-Legionellenbakterien abtötend oder
mindestens wachstumshemmend wirken.
Eine Wasserprobe, die auf Legionellen untersucht wird, wird also 5-mal parallel angesetzt mit verschiedenen Kombinationen von
Selektionsverfahren:
• Selektion durch Beigabe von Antibiotikasubstanzen im Nährmedium,
• Selektion durch Säurebehandlung der
Probe vor dem Kultivierungsschritt,
• kombinierte Selektion durch Antibiotikasubstanzen und Säurebehandlung,
• Selektion durch Hitzebehandlung der
Probe vor dem Kultivierungsschritt,
• kombinierte Selektion durch Antibiotikasubstanzen und Hitzebehandlung.
Je nach Zustand der Originalprobe können
die einen oder anderen Selektionsbedingungen zu einem besseren, d.h. wahrheitsgetreueren Resultat führen. Bei Proben die
von Entnahmestellen stammen, die noch
nie untersucht worden sind, oder deren Zustand nicht eingeschätzt werden kann, darf
die Zahl der Ansätze nicht reduziert werden,
da sonst das Risiko eines falschen Resultats oder die Abweichung vom bestmöglichen wahren Wert nicht abgeschätzt werden kann.
Bessere Wiederfindung durch
Zentrifugation
In der Methode ISO 11731-1 sind zur Aufkonzentrierung der Bakterienzellen alternativ
die Filtration oder die Zentrifugation aufgeführt. Zahlreiche Parallelmessungen mit zertifizierten Standardproben haben gezeigt,
dass mit der Zentrifugation eine deutlich
bessere Wiederfindungsrate erreicht wird als
mit der Filtration. Bei der Filtration lösen sich
die auf dem Filter aufkonzentrierten Bakterienzellen schlechter als erwartet vom Filter
ab oder bei der direkten Bebrütung mit dem
Filter auf der Agarplatte scheint der Filter die
Bakterienzellen daran zu hindern, Nährstoffe
für das Wachstum zur Kolonie aus dem
Nähragar zu ziehen. Um einen möglichst
wahrheitsgetreuen Wert von vermehrungsfähigen Legionellen in einer Wasserprobe
zu ermitteln ist es entscheidend, die Proben
zwar genügend, jedoch nur so stark wie
nötig aufzukonzentrieren. Eine zu hohe Auf-
konzentrierung, z.B. durch die Filtration von
grösseren Volumina, wie 100 mL oder sogar
1 L, gehen immer auf Kosten der Wiederfindung. Es wird zwar eine (scheinbar) höhere
Empfindlichkeit erzielt, dafür gehen beim
Aufkonzentrieren viel mehr Zellen "verloren". Um die Resultate mit den Richtwerten
für Warmwassersysteme sanitärer Anlagen
gemäss den Empfehlungen des BAG vergleichen zu können, braucht es eine 10fache Aufkonzentrierung, die aber dafür auch
ausreicht.
Tendenz nach 5 Tagen
Während der Inkubationszeit von 10 Tagen,
wie sie für die Kultivierungsmethode vorgeschrieben ist, werden die mit verschiedenen
Selektionsbedingungen angesetzten Agarplatten in Abständen von 2-4 Tagen inspiziert. Oft zeichnet sich nach 5 Tagen eine
Tendenz ab, die sich gut mit dem Endresultat vereinbaren lässt. Für das definitive Resultat muss die ganze Inkubationszeit abgewartet werden, insbesondere bei negativem
Wachstum. In dringenden Fällen kann die
Bachema AG nach 5 Tagen eine Einschätzung über die Tendenz abgeben.
1
http://www.bag.admin.ch/themen/medizin/00682/00684/01084/index.html?lang=de
Preis in Fr.
Legionellen (Legionella pneumophila
und Legionella species, in 5 Ansätzen
inkl. Serotypisierung), aerobe, meso- 170.–
phile Keime, Kurzbeurteilung
Legionellen (Legionella pneumophila
und Legionella species, in 5 Ansätzen 150.–
inkl. Serotypisierung),