Pflanzenbau Aktuell, 35. Kalenderwoche

Landwirtschaftskammer NRW Münster, 29.08.2016
Referate Landbau und Pflanzenschutz Nevinghoff 40, 48147 Münster Redaktion: Tobias Schulze Bisping Seitenzahl: 4 Empfehlungen zum Pflanzenbau und Pflanzenschutz im Rheinland und in Westfalen‐Lippe Im Laufe der Woche steigen die Temperaturen wieder an. Zum Wochenende evtl. Schauer. Unkrautbekämpfung im Winterraps In dieser Woche sollen die Temperaturen, nicht über 25 °C steigen. Somit sind günstige Bedingungen für Herbizidbehandlungen gegeben. Sind Raps bzw. Unkräuter bereits aufgelaufen bieten sich Kombinationen mit Runway an. Zum Beispiel 1,5 l/ha Fuego Top + 0,2 l/ha Runway. Bei starkem Besatz mit Ausfallgetreide kann der erste Auflauf durch Zumischung von z.B. 0,5 l/ha Targa Super beseitigt werden. Rauke wird dann zum 2.‐3. Laubblattstadium der Rauken mit 0,6 l/ha Fox behandelt. Raps: Schnecken, Sommererdflöhe und Rübsenblattwespen Je nach Bodenfeuchte und Klutigkeit muss die frische Saat vor Schnecken geschützt werden. Dabei sind Niederschläge auch in den letzten Tagen sehr kleinräumig gefallen. Entsprechend unterschiedlich ist auch die Schneckengefahr. Das Schneckenkorn sollte vor dem Auflauf des Rapses gestreut werden. Zwischen den Nasspressungen sind die Wirkungsunterschiede gering. Bei den Sommererdflöhen schädigen nur die Käfer durch Fraß an den Blättern. Anders als die bekannten Rapserdflöhe, fliegen die Sommererdflöhe den Raps schon im Keimblattstadium an. Nennenswerte Schäden sind in der Vergangenheit nur in wenigen Einzelfällen aufgetreten. Hier werden die Pflanzen regelrecht durchlöchert. Sollte es zu entsprechend starkem Befall kommen, sind zügige Behandlungen mit Pyrethroiden angeraten. Ist der Befall gering ist eine Behandlung eher negativ, da auch nützliche Laufkäferarten getötet werden. Diese fressen u.a. die Eier der Kohlfliegen. So können diese Behandlungen zu einem stärkeren Befall mit Kohlfliegenmaden führen. Die bekannten Rapserdflöhe fliegen die Bestände erst mit Ausbildung des 1. Laubblattes an. Auch sind sie etwa doppelt so groß. Zur Kontrolle der Rapserdflöhe sollten Gelbschalen aufgestellt werden. Behandlungen gegen die Rapserflöhe sind angeraten wenn sich mehr als 50 Käfer in der Schale befinden. Bei geringen Zahlen sollte abgewartet werden um anhand des Larvenbefalls in den Blattstielen zu entscheiden. Dieser Termin liegt im Oktober. Neben Schnecken und Erdflöhen kann der Raps auch durch Larven der Rübsenblattwespe befressen werden. Diese sind am Anfang durchsichtig mit schwarzem Kopf, später schwarz mit grauem Streifen. Die Kleinen Larven fressen zunächst nur an den Blattunterseiten. Ein Einsatz von Pyrethroiden ist aber auch nur bei massenhaftem Auftreten sinnvoll. Grünland: Auf Wurzelunkräuter achten Wurzelunkräuter, wie Ampfer, Disteln und Große Brennnessel, werden am besten im Spätsommer oder Herbst bekämpft. In diesem Zeitraum lagern die Pflanzen schon Reservestoffe in die Wurzeln ein, was gleichzeitig bedeutet, dass die ausgebrachten Wirkstoffe des Herbizides in der gesamten Pflanze verteilt werden und somit einen besseren Bekämpfungserfolg versprechen als im Frühjahr. Ein guter Behandlungstermin ist nach einem Schnitt, wenn der Ampfer sich wieder im Rosettenstadium bis Schieben des Blütenstängels befindet und die Disteln und Brennnesseln etwa 20‐30 cm Wuchshöhe erreicht haben. Kostengünstig ist eine Einzelpflanzen‐ / Horstbehandlung mit der Rückenspritze oder dem Dochtstreichgerät, wenn der Besatz an Unkräuter auf der Fläche nicht zu hoch ist. Vorteil: Bei diesem Verfahren werden auch die erwünschten Kräuter geschont. Geeignet sind Harmony SX (0,15 g/l Wasser) bei Ampfer, Garlon (10 ml/l Wasser) bei Ampfer und Brennnessel und wenn alle drei oben aufgeführten Unkräuter vorhanden sind, Simplex mit einer Aufwandmenge von 10 ml/l Wasser. Soll die Grünlandfläche nur von Ampfer bereinigt werden, so ist das kleeschonende Harmony SX (Wartezeit 14 Tage) mit 45 g/ha Aufwandmenge Mittel der Wahl. Dieses Präparat aus Verträglichkeitsgründen nicht in Neuansaaten einsetzen. Ein gutes Herbizid gegen Ackerkratzdistel ist z.B. U 46 M‐Fluid mit einer Aufwandmenge von 2 l/ha. Behandelte Flächen haben jedoch eine Wartezeit von 28 Tagen bis zur nächsten Nutzung. Da die Große Brennnessel meist horstweise auftritt, kann diese bequem mit der Rückenspritze bekämpft werden. Eine flächige Behandlung gegen starkes Auftreten dieses Unkrauts ist mit zum Beispiel 2 l/ha Ranger (Wartezeit 14 Tage) möglich. Zwingend erforderlich ist die Nachsaat in Narbenlücken, die von den beseitigten Unkräutern hinterlassen werden. Hier sollte nach dem Schnitt und dem Wiederergrünen des Ampfers gehandelt werden. Einzelpflanzenbekämpfung mit der Rückenspritze (Fotos: E. Winkelheide) Kartoffeln: Risolex Zulassung ruht Nach der Absenkung von Rückstandshöchstgehalten (RHG) für den Wirkstoff Tolclofos‐methyl hat das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit das Ruhen der Zulassung für Risolex (Zul.‐Nr. 033282‐00) und Risolex flüssig (Zul.‐Nr. 043845‐00) ab dem 26. August 2016 angeordnet. Das Ruhen bedeutet, dass Risolex und Risolex flüssig ab dem 26. August 2016 nicht mehr in Verkehr gebracht und nicht mehr angewendet werden dürfen. Abverkaufs‐ und Aufbrauchfristen sieht das Pflanzenschutzgesetz nach der Anordnung des Ruhens nicht vor. Ausfallgetreide: Quelle für Pilzkrankheiten und Verzwergungsvirus Läusebesatz auf Altpflanzen (Foto: E. Winkelheide) Ausfallgetreide stellt Infektionsmaterial für Neuansaaten dar. Neben Mehltau können insbesondere Netzflecken auf die Gerste übertragen werden. In Regionen, wo im Herbst letzten Jahres Gelbverzwergungsvirus auftrat, besteht nach den letzten milden Wintern ein erhöhtes Risiko für eine Virus‐
übertragung durch Blattläuse. (Foto Dr. A. Dissemond) In Versuchen an der Rheinschiene wurden Ertragsunterschiede bis 60 % ermittelt, obwohl der Besatz mit Blattläusen anfänglich relativ gering war. Gelbverzwergungsvirus‐Nester wurden im abgelaufenen Jahr auch in früh gesätem Weizen gefunden. Durch eine gründliche Stoppelbearbeitung kann das Infektionsmaterial beseitigt werden. Zuckerrüben: Flächen erneut auf Blattkrankheiten kontrollieren Die pilzlichen Blattkrankheiten konnten bisher gut unter Kontrolle gehalten werden. Bei dem wöchentlichen Blattfleckenmonitoring wurde gegenüber der Vorwoche ein deutlicher Befallsanstieg festgestellt. Auch bereits behandelte Flächen weisen teilweise behandlungswürdigen Neubefall auf. Allerdings liegt deren Befallsstärke mit unter 1% zerstörte Blattfläche in der Regel deutlich niedriger als bei unbehandelten Flächen. Bei den behandelten Flächen ist diese Situation nicht verwunderlich, da die Behandlung oft schon vor über 4 Wochen erfolgte und ein fungizider Schutz kaum noch gegeben ist. Auch die hohen Temperaturen zehren an der Wirkungsdauer. Da die Befallssituation innerhalb einer Region aber auch schlagspezifisch sehr unterschiedlich ist, müssen die Rübenflächen vor einer Behandlungsentscheidung kontrolliert werden. Die Behandlungsschwelle liegt seit dem 15.08. bei 45 % Befallshäufigkeit (fast jedes zweite willkürlich gepflückte Blatt muss Befall zeigen) an. Wichtig ist eine Fungizidbehandlung auch, um den Blattzuwachs bzw. Blattneuaustrieb vor Infektionen aus dem Altblattbereich zu schützen, und den Rüben einen ungestörten Ertragszuwachs zu ermöglichen. Da Behandlungen Ende August in der Regel ausreichen, um die Bestände bis zur Ernte gesund zu erhalten, gibt es auf Standorten, bei denen die Schwelle erreicht wird, keinen Grund mehr zu warten und die Rübenblätter erst weiter krank werden zu lassen. In eine Bekämpfungsentscheidung jetzt auch verstärkt Rodetermin, Ertragserwartung (Liefererfüllung), sowie mögliche Rodeerschwernisse, mit einbeziehen. Momentan gilt aber: Keine Behandlung bei Hitze und auf schlaff am Boden liegende Blätter durchführen (keine Wirkstoffaufnahme). Achten sie weiterhin auf die unterschiedlichen Wartezeiten (28 bis 35 Tage bis zur Ernte) der Fungizide und nehmen sie bei einer Zweitbehandlung zur Vermeidung von Resistenzen einen gezielten Wirkstoffwechsel vor. Weiterhin sind Flächen mit einem Rodetermin im September in der Regel nicht mehr behandlungswürdig. Gasförmige Stickstoffverluste bei der Gülleausbringung reduzieren Zur Vermeidung von Ammoniakverlusten während und nach der Ausbringung von flüssigen organischen Düngern wie z.B. Gülle oder Gärrest sollte bodennahe Ausbringtechnik zum Einsatz kommen. Auf unbestelltem Acker ist auf eine unverzügliche Einarbeitung der applizierten Wirtschaftsdünger möglichst innerhalb einer Stunde nach der Ausbringung zu achten. Zusätzlich hat die Witterung einen sehr großen Einfluss auf die Ammoniakverluste aus Gülle oder Gärrest. Hohe Lufttemperaturen, intensive Einstrahlung, starker Wind und geringe Luftfeuchtigkeit erhöhen die Verluste beim Einsatz von Wirtschaftsdüngern. Mit diesem Hintergrund liegt es nahe, bei der Planung eines Wirtschaftsdüngereinsatzes die Wetterprognose einzubeziehen. Insbesondere Niederschläge unmittelbar nach der Ausbringung sorgen für einen intensiven Bodenkontakt des Düngers und reduzieren somit die Ammoniakverluste. Eine Ausbringung in den Abendstunden ist bezüglich der gasförmigen Verluste günstiger zu beurteilen als ein Einsatz in den frühen Morgenstunden. Ein Einsatz in den Mittagsstunden sollte unterbleiben, da zu dieser Zeit die höchsten Lufttemperaturen erreicht werden und die Stickstoffverluste maximiert werden. Je weniger Stickstoff aus dem eingesetzten Wirtschaftsdünger gasförmig entweicht, desto mehr Stickstoff steht der Folgekultur oder Zwischenfrucht zur Verfügung.