Heft232_2016_3-5_NR232_2016_3-5.qxd 09.08.2016 12:57 Seite 3 Editorial Integration und Inklusion – nur zwei Schlagworte? Viel diskutiert und wenig erreicht? Meinen wir es wirklich ernst mit der Realisierung dieser wichtigen gesellschaftlichen Ziele? Im niederbayerischen Schwarzach jedenfalls sind sie gelebte Wirklichkeit – und das seit 25 Jahren. Menschen mit geistiger Behinderung leben und arbeiten in der sozialtherapeutischen Siedlung Bühel, gemäß ihren Neigungen und Fähigkeiten. Ganz allmählich und insbesondere durch viele gemeinsame kulturelle Veranstaltungen bauten die Dörfler von Schwarzach und die Siedler von Bühel menschliche Brücken, die sie zueinander führten. Und heute gehören die Siedler von Bühel ganz selbstverständlich mit zur Dorfgemeinschaft. Ein Beispiel gelungener Integration, auf das wir stolz sein können! N eben den Begegnungen mit aktiven, lebensbejahenden Menschen, hält diese Ausgabe von Schöner Bayerischer Wald auch Begegnungen mit farbenfroher Herbstnatur für Sie bereit. Draußensein, durchatmen und genießen: den Reigen bunter Blätter, die Musik des Windes, den vielstimmigen Chor der Vögel, den Anblick filigraner Spinnweben im Morgentau, den Geruch nach Erde und Pilzen, nach Baumharz und vermoderndem Holz, dazu das Rauschen sprudelnder Bergbäche an klaren Altweibersommertagen mit stahlblauem Himmel – all das und noch viel mehr macht den Herbst im Bayerischen Wald zur liebens- und lebenswerten Jahreszeit! W enn Sie also ein Gipfelstürmer und „dem Himmel ganz nah“ sein wollen, dann steigen Sie mit Sven Bauer auf den Arber, den Falkenstein und den Rachel. Unter den mächtigen Gipfelkreuzen der höchsten Bayerwaldberge ist der klare, weiß-blaue Panoramablick bis hin zur Alpenkette bestimmt ein ganz besonderer Genuss. Und wenn Sie es gemütlicher mögen, dann begleiten Sie Jens Schörnich ins Dreiländereck zwischen Bayern, Tschechien und Österreich. Dort sind die Bergrücken lieblicher, die Täler breiter und die Wiesen grüner – „eine traumhaft schöne Landschaft, die der Seele guttut und darauf wartet erwandert zu werden.“ Von den rund 40 markierten Wanderwegen hat Schöner Bayerischer Wald die „Top-Empfehlungen“ für Sie getestet. Unser Autor ist überzeugt, dass Sie im Wegscheider Land „im wahrsten Sinne des Wortes grenzenlosen Urlaub genießen können“. Mit Hilfe der aktualisierten Ausgabe des Buches von Walter Pause Wandern im Bayerischen Wald wird es vielleicht auch Ihnen gelingen, verborgene Winkel zu entdecken und noch unbekannte Naturschätze zu heben. Worauf also warten Sie noch? Schöner Bayerischer Wald Nr.: 05 · 2016 3 Heft232_2016_3-5_NR232_2016_3-5.qxd 09.08.2016 12:58 Seite 4 INHALT KULTUR · FREIZEIT · UNTERHALTUNG Land und Leute 6 Jens Schörnich: Das Städtchen Vimperk hat Flair 10 Roland Pongratz und Heinrich Zens: Reminiszenzen eines Bierjubiläums 14 Regina Kremsreiter: Sozialtherapeutische Siedlung Bühel 18 Sven Bauer: Gipfelkreuze der Bayerwaldberge Kunst und Handwerk 22 Ines Kohl: Fotografischer Reichtum in Schwarz-Weiß 26 Heinrich Zens: Kunstschmied auf neuen Wegen Kultur und Brauchtum 4 Schöner Bayerischer Wald Nr.: 05 · 2016 28 Karl-Heinz Paulus: Postkartenmotiv Buchberger Leite 30 Roland Schreder: Geschichte der Zwieseler Bergkirche Heft232_2016_3-5_NR232_2016_3-5.qxd 09.08.2016 12:59 Seite 5 Herbstlicher Blick vom Kleinen Riedelstein in das Zellertal zwischen Bodenmais und Bad Kötzting. (Foto: S. Bauer) www.schöner-bayerischer-wald.de Natur und Landschaft Dr. Siegfried Klaus: Steinrücken als Lebensadern 34 Jens Schörnich: Erholsame Tage im Wegscheider Land 38 Dr. Peter Dillinger: Dem Gallner aufs Haupt steigen 44 Leben und Leben Lassen Marcel Zens: Einkauf im Dorfladerl 46 Helga Rohmann: Unser Leibspeis: Perlhuhn in Rotweinsauce 48 Ines Kohl: Nur Natur kommt in die Tüte 50 Dr. Isabelle Auer: Wandern auf den Spuren Walter Pauses 52 Aktuelles Bücherecke 54 Schöner Bayerischer Wald aktuell: Ateliers in Niederbayern 55 Leser werben Leser: Einkehr im Berggasthof Mooshütte 61 Vorschau 82 Schöner Bayerischer Wald Nr.: 05 · 2016 5 Heft232_2016_6-21_NR232_2016_6-19.qxd 09.08.2016 12:32 Seite 18 Land und Leute Dem Himmel ganz nah Unter den Gipfelkreuzen der Bayerwaldberge Von Sven Bauer Schritt für Schritt geht es höher hinauf. Die Beine werden immer schwerer. Oftmals stellt sich bei einer Wanderung auf einen Berg die bange Frage: Wie weit ist es noch? Ist es nicht bald geschafft? Spätestens wenn das Gipfelkreuz im Blickfeld auftaucht, ist die Antwort auf die Frage gefunden und die letzten Meter lassen sich beflügelt in Angriff nehmen. Das Kreuz steht für Ankommen, für das Gefühl, ein Ziel – den Gipfel – erreicht zu haben. Die meisten Berghäupter des Bayerischen Waldes sind mit einem Kreuz gekrönt. Es gibt sie in den verschiedensten Varianten. Mal sind sie aus Holz, mal aus Metall. Mal sind sie unscheinbar, mal sind sie von beeindruckenden Dimensionen. ein christliches Zeichen, ein religiöses Symbol, das wie kein anderes die Verbindung von Gott und den Menschen ausdrückt. „Auf dem Berg ist man Gott und dem Himmel am nächsten.“ Das mag wie eine Floskel klingen, aber ist es nicht wirklich so? Steht man auf einem Berggipfel und blickt von oben auf die Landschaft, auf die Wiesen und Wälder, die Täler, die Hügel und Berge, kommt da nicht ein Gefühl der Dankbarkeit auf für die Schönheit der Natur und des Respekts vor dem Wunder der Schöpfung? Wo würde ein Kreuz also besser hin passen als auf einen Berggipfel? Ein christliches Zeichen Selbst für den, der nicht sonderlich religiös ist, hat ein Gipfelkreuz etwas Erhabenes an sich, ein Zeichen für etwas Höheres. Wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung trotzt das Symbol des christlichen Glaubens allen Unbillen, stellt sich den Elementen entgegen und geht am Ende unbeschadet aus allen Stürmen hervor. Das Kreuz auf einem Berg ist das Symbol für den höchsten Punkt. Für viele Bergwanderer bilden Gipfel und Kreuz eine Einheit. Hier ist man ganz oben angekommen. Doch ist das Kreuz natürlich nicht nur eine Markierung für einen geographischen Punkt. In erster Linie ist es 18 Schöner Bayerischer Wald Nr.: 05 · 2016 Wie ein Fels in der Brandung Auf dem Lusen Ein ganz besonderes Gipfelkreuz findet der Wanderer auf dem 1.373 Meter hohen Lusen. Inmitten der Felsblöcke steht ein stattliches Kreuz, versehen mit einer 1,25 Meter hohen Christusfigur aus Bronze. Der Gekreuzigte richtet seinen Blick nach Osten. Gerade wenn die aufgehende Sonne ihre ersten Strahlen auf das Kruzifix wirft und den Christus förmlich zum Strahlen bringt, ist das wahrlich ergreifend. Bereits seit 1947 steht ein Kreuz auf dem Lusen. Die Katholische Jugend aus St. Oswald hatte es damals errichtet – noch ohne Christusfigur. Auf Initiative der Sektion Grafenau des Bayerischen Wald-Vereins erhielt das Kreuz im Jahr 2008 den bronzenen Herrgott. Der damalige Bischof Wilhelm Schraml kam persönlich auf den Berg, um in einem Gottesdienst unterm Gipfelkreuz das Lusen-Kruzifix zu segnen. „Das christliche Leben steht im Zeichen der Weggemeinschaft mit dem heiligen Kreuz. Es gibt keinen anderen Schlüssel zum Vater im Himmel als über das Kreuz unse- Heft232_2016_6-21_NR232_2016_6-19.qxd 09.08.2016 12:33 Seite 19 Land und Leute Vom Gipfelkreuz auf dem Kleinen Rachel bietet sich eine wunderbare Sicht auf Zwieseler Winkel und die Trinkwassertalsperre Frauenau. res Herrn“, sagte der Bischof in seiner Predigt. Es sei Sinnbild für die Auferstehung des Herrn. Deshalb war für Bischof Schraml die Ausrichtung der Christusfigur nach Osten eine „gute Entscheidung“. Auf dem Arber Selbstverständlich steht auch auf dem „König des Bayerwaldes“, dem Großen Arber, ein Gipfelkreuz. Schon im Jahr 1855 erwähnt der Geograph und Naturforscher Ferdinand Hochstetter in einem Bericht ein Kreuz auf dem höchsten Punkt des Arberplateaus. Mitte des 19. Jahrhunderts mag es auf dem Arbergipfel noch sehr ursprünglich ausgesehen haben und beschaulich zugegangen sein. Zwar beschreibt Hochstetter, dass am „Bartholomäi-Fest“ der Arber-Gipfel zum Tanzboden wird. „Aus Bayern und Böhmen strömen Burschen und Madeln zum Tanz auf den Arber“, heißt es. Eine Oase der Ruhe war der Gipfel in der Regel trotzdem. Heute rührt sich einiges unter dem Gipfelkreuz. Hunderte, wenn nicht Tausende kommen an schönen Tagen dorthin. Ein Besuch auf dem höchsten Berg des Bayerischen Waldes gehört schließlich zum Pflichtprogramm jedes Touristen. Ein Foto mit dem Gipfelkreuz ist obligatorisch. Ruhe kehrt erst wieder ein, wenn die letzte Gondel die Besucher ins Tal gebracht hat. Dann lässt sich die wunderbare Aussicht in stiller Freude genießen. Harrt man lange genug aus und kommt noch ein stimmungsvoller Sonnenuntergang hinzu, wird das Gipfelglück am Kreuz perfekt. Auf dem Falkenstein Ein ziemlich modern anmutendes Kreuz trägt der Große Falkenstein auf seinem Haupt: ein Kreuz aus Metall mit einer gläsernen Kugel im Innern. 1983 wurde das von Hans Kraus aus Zwiesel/Fürstenzell gestiftete Kreuz eingeweiht. Er und sein Bruder Ludwig hatten es zuvor auf ihren Schultern auf den Berg getragen. Das Kreuz erhebt sich auf einem Sockel aus Feldsteinen gegen den Himmel. Gut möglich, dass dies noch das „gemauerte Postament“ ist, auf dem das erste Gipfelkreuz errichtet wurde. Wann genau dies geschah, ist nicht überliefert, doch wird in einem Reiseführer aus dem Jahr 1880 ein „eisernes Cruzifix“ erwähnt. Auf dem Kiesruck Eine ähnlich moderne, doch weit weniger besuchte Kreuz-Kreation findet sich auf dem Kiesruck, der mehr einer unscheinbaren Felskuppe als einem markanten Felsgipfel gleicht und sich zwischen Falkenstein und Rachel erhebt. Nur Eingeweihte finden hier herauf, und das auch nur zu den Zeiten, in denen die Nationalparkverwaltung das Wandern auf unmarkierten Steigen erlaubt. Das kleine, aus Edelstahl gefertigte Kreuz fällt kaum auf, ist aber trotzdem ganz speziell, denn es trägt eine Glas-Monstranz in seiner Mitte. Schöner Bayerischer Wald Nr.: 05 · 2016 19 Heft232_2016_6-21_NR232_2016_6-19.qxd 09.08.2016 12:35 Seite 20 Land und Leute 20 Schöner Bayerischer Wald Nr.: 05 · 2016 Heft232_2016_6-21_NR232_2016_6-19.qxd 09.08.2016 12:38 Seite 21 Land und Leute Auf den Rauchröhren Einigen wenigen bleibt auch das Kreuz auf den Rauchröhren des zwischen Bodenmais und Bad Kötzting gelegenen Kaitersberg-Massivs vorbehalten. Die Felstürme gehören zu den beliebtesten Klettergebieten des Bayerischen Waldes mit vielen verschiedenen Routen. Deshalb können hier nur geübte Kraxler eine Rast unter dem Gipfelkreuz einlegen. Der Wanderer aber hat ganz in der Nähe einen herrlichen Blick auf das Kreuz mit dem Zellertal im Hintergrund. Auf den Rachelgipfeln Neben dem Arber und dem Lusen spielt natürlich der Rachel mit im Konzert der großen Bayerwaldberge. Und so ziert den Gipfel des bei Wanderern äußerst beliebten Großen Rachel ein stattliches Gipfelkreuz. Am 28. August 1905 wurde dort das erste Kreuz errichtet. Es sollte ein Zeichen dafür sein, wie herrlich Gott die Welt erschaffen habe, ein Symbol für den Frieden zwischen den Nationen und Konfessionen. So überliefert es die Spiegelauer Wald-Vereins-Sektion, die sich der Pflege des Kreuzes angenommen hat. Im Gegensatz zum Lusen- Kreuz ist das Kreuz auf dem Rachel nicht nach Osten ausgerichtet. Der Herrgott blickt hier nach Südwesten. Weit weniger bestiegen als der mit 1.453 Metern zweihöchste Bayerwald-Berg ist sein kleiner Bruder, der Kleine Rachel. Er gewährt die wohl schönste Aussicht auf den Zwieseler Winkel und die Trinkwassertalsperre Frauenau. Die Felsen bieten nur wenig Platz. Deshalb ist auch das Gipfelkreuz etwas kleiner ausgefallen. Es ist aus Metall und mit einem Strahlenkranz versehen. Eine ergreifende Stimmung kommt auf, wenn kurz vor Sonnenuntergang das Tal bereits im Schatten liegt und die letzten Sonnenstrahlen ihr Licht auf das Kruzifix werfen. Allzu viel Zeit für besinnliche Gedanken bleibt dann allerdings nicht mehr, denn es heißt nun rasch den Weg ins Tal anzutreten, bevor die Dunkelheit vollends hereinbricht. Erst der neue Tag vertreibt die Finsternis und lässt die Gipfelkreuze des Bayerischen Waldes wieder erstrahlen. Weiterführende Literaturtipps finden Sie auf unserer Homepage unter www.schöner-bayerischer-wald.de Bilder S. 20: Im Zentrum des Gipfelkreuzes auf dem Großen Falkenstein ist eine Kugel aus Glas angebracht. Das Gipfelkreuz auf den Rauchröhren steht auf einem mächtigen Felsturm und ist den Kletterern vorbehalten. Bild S. 21: Abends kehrt Ruhe auf dem Großen Arber ein. Nur wenige Naturliebhaber verirren sich zu dieser Zeit noch auf den Gipfel, um unter dem Kreuz den Sonnenuntergang zu genießen. (Fotos: S. Bauer) Schöner Bayerischer Wald Nr.: 05 · 2016 21 Heft232_2016_34-45_NR232_2016_30-43.qxd 09.08.2016 12:26 Seite 38 Natur und Landschaft Das Wegscheider Land im milden Licht der Abendsonne (Fotos: Tourist-Informationen Wegscheider Land) Erholsame Tage im Wegscheider Land Drei Gemeinden am Dreiländereck vermarkten eine Region Von Jens Schörnich Vielen Naturliebhabern und Wanderfreunden ist der Bayerische Wald als einzigartige Natur- und Kulturlandschaft ein Begriff. Jahr für Jahr zieht es in- und ausländische Gäste in den „Woid", wie ihn die Einheimischen nennen. Sie sind fasziniert von der Wildnis des Nationalparks Bayerischer Wald, erwandern die markante Berge der Region, den Großen Arber, Osser, Falkenstein, Rachel, Lusen oder Dreisessel. Meist konzentriert sich 38 Schöner Bayerischer Wald Nr.: 05 · 2016 das Interesse der Urlauber und Tagesgäste aber auf diese, im Fokus der Medien stehenden, somit stark beworbenen Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele. Weniger bekannt ist der südliche Teil des 6.000 Quadratkilometer großen Bayerischen Walds. Hier breitet sich im nördlichen Landkreis Passau, hoch über der Donau, im Dreiländereck von Bayern, Tschechien und Österreich das Wegscheider Land aus. Die Landschaft ist nicht so spektakulär wie das Grenzgebirge. Aber auch von ihren Höhen bieten sich dem Betrachter traumhafte Aussichten bis weit ins bayerisch-böhmische Waldgebirge hinein. „Wir haben alles was man für einen erholsamen Urlaub braucht“, ist Sieglinde Stockinger vom Tourismusbüro Wegscheid überzeugt. Unter dem Motto Eine Urlaubsregion, drei Kulturen erleben, wirbt die Gemeinde im Verbund mit den Nachbarge- Heft232_2016_34-45_NR232_2016_30-43.qxd 09.08.2016 12:26 Seite 39 Natur und Landschaft meinden Breitenberg und Sonnen um Gäste aus Nah und Fern. Erlebnisreiche Wanderungen Der Markt Wegscheid ist die größte, Breitenberg die jüngste, Sonnen die höchstgelegene Gemeinde des Trios. Ihren Gästen bieten sie eine traumhaft schöne Landschaft, die der Seele gut tut und darauf wartet, erwandert zu werden. Sanft wogende Waldberge, dazwischen grüne Täler mit rauschenden Bächen. „Wir haben eine unendliche Vielfalt an lohnenden Ausflugzielen und Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung“, schwärmt Frau Stockinger, „da wird so manchem der Urlaub sicher zu kurz“. In Anbetracht der zahlreichen, gut markierten und gepflegten Wanderwege und Routen für gemütliche Radfah- rer, ambitionierte Rennradler und sportliche Mountainbiker, kann man das nur bestätigen. Daher muss auch ich mich auf einige „Top-Empfehlungen“ beschränken. Kostenlose Wander- und Radkarten mit detaillierten Streckenführungen und Beschilderungen aller Wege und Routen gibt es in den Tourismusämtern oder auf der jeweiligen Homepage der drei Gemeinden. Meine erste Wanderung führt auf den 930 Meter hohen Friedrichsberg bei Thalberg. Zum Auftakt des Urlaubs ein „Muss“ für jeden Besucher. Die Anstrengung lohnt sich. Auf der höchsten Erhebung im Landkreis Passau liegt einem das Wegscheider Land buchstäblich zu Füßen. Vom frisch renovierten Aussichtsturm schweift mein Blick über die Bayerwaldberge, den Böhmerwald und ins Mühlviertel. Bei Fön sind die Alpen zum Greifen nahe. Beim Abstieg lädt die neuromanische Kirche Maria unbefleckte Empfängnis in Thalberg zum Verweilen ein. Eine Tagestour, gut 16 Kilometer sind es auf dem Panoramaweg von Wegscheid zum Friedrichsberg. Von Breitenberg führt ein acht Kilometer langer Weg auf ruhigen Nebenstraßen, entlang grüner Wiesen und durch schattige Wälder zum Ziel. Besonders ans Herz hat man mir in Wegscheid den Bärlochweg gelegt. Keine Angst, Bären gibt es dort nicht. Davon habe ich mich überzeugt. Der Name geht auf eine alte Flurbezeichnung zurück. Die beliebte, rund sechs Kilometer lange Wanderung führt am wild rauschenden Osterbach entlang, der die Grenze zu Österreich bildet. Der Weg ist hervorragend ausgebaut, Knüppelstege führen zu rauschenden Wasserfällen und Schöner Bayerischer Wald Nr.: 05 · 2016 39 Heft232_2016_34-45_NR232_2016_30-43.qxd 09.08.2016 12:27 Seite 40 Natur und Landschaft Schautafeln vermitteln in diesem Landschaftsschutzgebiet viel Wissenswertes. Auch wenn es zum Gipfel des Eidenberger-Lusen mit seinem Kletterfelsen bergauf geht, ist diese Tour für Jung und Alt gut geeignet. Zur Belohnung und Erfrischung mache ich einen Abstecher zum unweit liegenden Rannasee. Der größte Badesee des Bayerischen Waldes erfreut sich an sonnigen Tagen großer Beliebtheit. Die 120 Meter lange Wasserrutsche, ein Abenteuerspielplatz, Bootverleih und der Beachvolleyplatz lassen keine Wünsche offen. Nach der Abkühlung im angenehm warmen See genieße ich mein Weißbier auf der Sonnenterasse des Restaurants. Zwischen Sonnen und Breitenberg liegt das Nordische Zentrum Jägerbild. Durch den Bau der Skirollerbahn ist die Nutzung des Langlauf-Areals über die Wintermonate hinaus sichergestellt. Auf der Baptist-Kitzlinger-Schanze haben die Skisprung-Olympiasieger Michael Uhrmann und Severin Freund ihre aktive Laufbahn begonnen. Am Parkplatz von Jägerbild beginnt ein kurioser Wanderweg. „Mit viel Schwung durch das Weg- scheider Land“, heißt es am sechs Kilometer langen Schaukelweg. Mittels 18 Schaukel-Stationen geht es zwischen Wiesen und Feldern auf und ab, hin und her und rundherum. Besonders beliebt ist diese Strecke bei Familien, weil die Großen gerne schaukeln und das Jüngste noch im Kinderwagen liegt. Neben der Wippe oder dem Schaukelelefanten pausieren Mama und Papa dann auf einer Bank. Faszination Handwerk In Breitenberg baute man seit der Besiedlung Flachs an. Die Weberei war eine wichtige Einnahmequelle. „Willst leben, musst weben“, sagten die Altvorderen. Der Weberweg, ein acht Kilometer langer, sonniger Rundweg erinnert an die längst vergangene Zeit. Ausgangspunkt ist die Ortsmitte. Auf dem Weg liegt die Hammerschmiede Blössl aus dem Jahr 1768. Vor zehn Jahren wurde sie in Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz aufwendig saniert. Die Schmiede selbst, aber auch ein kleiner Ausstellungsraum im Dachgeschoss zeugen seither von ei- Die vielfältigen Wanderangebote sind für Jung und Alt geeignet. 40 Schöner Bayerischer Wald Nr.: 05 · 2016 nem faszinierenden Handwerk, das Jahrhunderte den Fortschritt verkörperte. Über Feld- und Waldwege, vorbei an liebevoll restaurierten Wegkreuzen erreicht der Wanderer das Webereimuseum im Freizeitzentrum Gegenbach. Drei Bauernhäuser geben Einblick in das Leben, Wohnen und Arbeiten unserer Vorfahren im Land vor dem Dreisessel. Wenn man einen „Hobby-Astronomen“ zum Bürgermeister hat, wundert es nicht, dass die Gemeinde Sonnen ihren Gästen einen sieben Kilometer langen Sonnensystem-Wanderweg anbietet. Schöner Bayersicher Wald hat diese außergewöhnliche Idee bereits ausführlich in Heft 3/2015 vorgestellt. Einen ganzen Urlaubstag sollte man für den Granit-Erlebniswanderweg zwischen Sonnen und Hauzenberg einplanen. Zudem erfordert die 20 Kilometer lange Strecke gute Kondition und Ausdauer. Da kommt eine Pause auf halber Strecke im Gasthof Sonnenalm, unterhalb von Oberfrauenwald mit herrlichem Blick hinab auf Hauzenberg und die Alpenkette, zur rechten Zeit. Schon bald nach dem Start am Rathaus durchque- Heft232_2016_34-45_NR232_2016_30-43.qxd 09.08.2016 12:28 Seite 41 Natur und Landschaft ren wir die „Wilde Aue“, das letzte Hochmoor im südlichen Bayerischen Wald. Wer mit offenen Augen durch unsere Dörfer geht, dem wird Granit in vielen Formen begegnen. Auf dem Erlebnisweg komme ich an Steinbrüchen vorbei, wo noch Granit abgebaut und gebrochen wird. Bei einem Schaubetrieb erhält der Wanderer Einblick in den Arbeitsalltag der Steinhauer. In den aufgelassenen Brüchen hat die Natur dagegen wieder die Oberhand gewonnen. Die Biotope erfreuen den Naturliebhaber mit seltenen Pflanzen und Amphibien. Freizeit, Sport und Kultur Rund 40 Wanderwege hat das Wegscheider Land für seine Gäste angelegt. Egal ob sie Mühlen-, Panorama-, See-, Hufeisen-, Sperlbrunnweg oder Wilderersteig, Schanzenweg, Witikosteig, Goldsteig, Rundweg Thierham, Haselberg oder Oberneureuth heißen: Alle sind gut beschildert und sehr gepflegt. Sie bieten dem Wanderer Erholung in einer ruhigen Landschaft mit vielen schönen Ausblicken. Im Jahr 2014 wurde nach langer Planung die Wegscheider Land-Radkarte realisiert. Neben dem 42 Kilometer langen Leinenradweg werden den Radlern eine 44 Kilometer lange Mountainbike-Strecke und die MTB-Hero-Tour angeboten. Zudem gibt es zahlreiche kürzere Routen wie die Sonnige-, Fronauer-, Flugplatz-, Meßnerschläger-, Kohlstatt-, Rannasee-, die Ungarsteig- und Blutwurz-Runde. Sie bieten den Radlern auf insgesamt 109 Kilometern sportliche Erlebnisse. Nach gesunder Bewegung freuen sich die Sportler auf eine gemütliche Einkehr in den zahlreichen Wirtshäusern und Gaststätten der Gemeinden und entlang der Wander- und Radrouten mit bodenständiger und internationaler Küche. Wer nach einer anstrengenden Wanderung einen Ruhetag benötigt, sollte ihn zu einem Besuch der regionalen Kulturschätze nutzen. Inmitten des Wegscheider Friedhofs steht Sankt Anna, eine sehenswerte, schmucke Barockkirche. Sie wurde 1716 an Stelle einer Wallfahrtskapelle erbaut. Weit über die Grenzen Niederbayerns hinaus kennt man das farbenprächtige Heilige Grab, das wäh- rend der Ostertage am Hochaltar der Pfarrkirche St. Raymund in Breitenberg aufgebaut ist. Und in Sonnen wird heute noch erzählt, wie das Baumaterial auf Ochsenkarren aus den umliegenden Steinbrüchen herangekarrt wurde, als im Jahr 1858 schließlich nach 30-jährigem Kampf der Bau einer Kirche genehmigt wurde. Es ist ein schlichter Granitbau mit einem mittigen Kirchturm, durch den der Haupteingang in die Kirche führt. Mit dem Slogan Eine Urlaubsregion, drei Kulturen erleben, werben Wegscheid, Breitenberg und Sonnen um Gäste. Denn das Wegscheider Land liegt ja nicht nur im Herzen des Bayerischen Waldes. Es befindet sich auch inmitten des Dreiländerecks zur Tschechischen Republik und Österreich. Hier kann man im wahrsten Sinne des Wortes grenzenlosen Urlaub genießen. www.wegscheid.de www.breitenberg.de www.gemeinde-sonnen.de Über das Leben, Wohnen und Arbeiten unserer Vorfahren informiert das Webereimuseum in Gegenbach. Schöner Bayerischer Wald Nr.: 05 · 2016 41 Heft232_2016_61-82_NR232_2016_59-82.qxd 09.08.2016 12:51 Seite 82 VORSCHAU AUF DAS HEFT NOVEMBER/DEZEMBER 2016 Eine Zweimonatszeitschrift für alle Freunde des Bayerischen Waldes Impressum Vom Minnesang zum Festmenü Urkundlich erwähnt wurde Schloss Egg im Landkreis Bernried erstmals im Jahr 1103. Heute lockt es mit Hotel und Gastronomie Besucher an, die auch in der Umgebung lohnende Ausflugsziele finden. Herausgeber: Verein der Nationalpark-Freunde e. V. Bahnhofstraße 22, 94481 Grafenau Redaktion Anschrift: Bahnhofstraße 22, 94481 Grafenau Tel.: 08552/625060 (von 8.30 - 12.30 Uhr) Fax: 08552/920529 e-mail: [email protected] internet: www.schöner-bayerischer-wald.de Redaktionsleitung: Eva Pongratz Redaktionsbüro: Michaela Hoßfeld Weihnachtsgruß aus Lindenholz Der Flügelaltar im Mühlviertler Kefermarkt ist ein herausragendes Beispiel spätgotischer Holzschnitzkunst. Landeskonservator Adalbert Stifter erwirkte seinerzeit die Restaurierung dieses Kunstwerks. Ständige Autoren in der Redaktion: Dr. Isabelle Auer, Sven Bauer, Dr. Peter Dillinger, Ulrike Eberl-Walter, Susanne Ebner, Prof. Dr. Reinhard Haller, Ellen Huber, Ines Kohl, Karl-Heinz Paulus, Roland Pongratz, Helga Rohmann, Willi Schindler, Jens Schörnich, Roland Schreder, Hannelore Summer, Heinrich Zens, Marcel Zens Graphische Gestaltung/Anzeigenmarketing: Donau-Isar-Bayerwald-Presse-GmbH Bahnhofstraße 28, 94469 Deggendorf Telefon: 09 91/3 70 09 48 e-mail: [email protected] Anzeigen: Am Sand 11, 94209 Regen, Tel.: 0 99 21/88 27 13 od. 14 e-mail: [email protected] Druckservice: Passavia Druckservice GmbH & Co. KG Medienstraße 5 b 94036 Passau Telefon: 08 51/96 61 80-0 e-mail: [email protected] Vögel richtig füttern Leserservice/Abonnentenverwaltung/Buchhaltung: Silvia Wolf, Tel.: 08552/625366 (von 9 – 12 Uhr) Telefax 08552/625380, e-mail: [email protected] Vögel am Futterhaus sind für einen schönen Winter genauso wichtig, wie tanzende Schneeflocken oder der leuchtende Christbaum. Lesen Sie, was Sie tun können, damit es den Vögeln am Futterhaus und im Garten gut geht. Abonnements: Jahresabonnement: (6 Ausgaben jährlich) 27,50 € zuzügl. 6,00 € Versandkosten Einzelheft: 4,90 € Geschenkabonnement inkl. Geschenkurkunde: 27,50 € zuzügl. 7,00 € Versandkosten Im goldenen Licht Kündigungen jeweils 3 Monate zum Jahresende, spätestens am 30. September. Das Jahres-Abo zuzüglich Versandkosten wird mit der Auslieferung von Heft 1 berechnet und ist innerhalb von 30 Tagen ohne Abzug zu bezahlen. Die Zeitschrift Schöner Bayerischer Wald ist im Zeitschriften- und Buchhandel erhältlich oder direkt: Redaktion Schöner Bayerischer Wald Postfach 1318, 94477 Grafenau [email protected] Erscheinungsort: Grafenau · ISSN 0941-7052 Wer zu nächtlicher Stunde die Wanderstiefel schnürt, um auf einem BayerwaldGipfel den neuen Tag zu begrüßen, wird mit unvergesslichen Bildern einer Landschaft im Morgenlicht belohnt, Schöner Bayerischer Wald darf nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion in Lesezirkeln geführt werden. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt; Verwertung und Nachdruck mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle nur mit Genehmigung der Redaktion. Dies gilt auch für elektronische Datenbanken und Vervielfältigungen auf CD-ROM. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist 94078 Freyung. 82 Schöner Bayerischer Wald Nr.: 05 · 2016
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