Das Statement zum

Jahrespressekonferenz 2016
Statement Prälat Dr. Karl Jüsten
Vorsitzender Katholische Zentralstelle für Entwicklungshilfe e.V.
Sehr geehrte Damen und Herren,
auch im Jahr 2015 setzte sich die gute Kooperation der Kirchen mit dem BMZ fort.
In 2015 konnten insgesamt 461 Projekte im Volumen von 134.500.000 Euro bewilligt werden!
Zusätzlich konnte die KZE Sondermittel in Höhe von 1,9 Millionen Euro aus dem Internationalen
Umwelt- und Klimaschutzfonds einsetzen sowie Sondermittel zur Reaktion auf die Krisen im Irak
in Höhe von 1 Million Euro.
Aus Mitteln der Sonderinitiativen konnten zusätzlich Projekte mit 4.835.000 Euro gefördert
werden. Wir sind dem Ministerium dankbar für das fortgesetzte Vertrauen
Somit beträgt das Gesamtvolumen der Förderung in den Kooperationsländern für 2015
insgesamt 142.235.000 Euro.
Das letzte Jahr hat entgegen den Erwartungen und trotz vieler besorgniserregender Trends
Hoffnung gemacht. Die Weltgemeinschaft hat sich zweimal aufgerafft und zukunftsweisende
Beschlüsse gefasst. Auch wenn die Ergebnisse des Weltklimagipfels noch manches zu wünschen
übrig lassen, das hat Monsignore Spiegel ja schon ausgeführt, so ist doch eine zunehmende
Verantwortung auf globaler Ebene erkennbar. Die in New York vereinbarten Nachhaltigkeitsziele
– auf NRO-Seite auch mit Beteiligung afrikanischer Partner erarbeitet – nehmen alle Länder in
die Pflicht. Für uns wie für alle anderen Akteure der Entwicklungszusammenarbeit heißt das,
dass wir für eine geeignete Umsetzung in unserem eigenen Land werben und mit unseren
Partnern und entsprechend ihrer Möglichkeiten die Herausforderungen annehmen und
gleichzeitig an die Verantwortung ihrer jeweiligen Regierungen appellieren, das jeweils in ihrer
Macht Stehende zu tun und sie kritisch begleiten und einfordern.
In einer solchen Verantwortung steht zum Beispiel auch Brasilien, das durch die Olympischen
Spiele gerade im Fokus steht. Werden die milliardenschweren Investitionen in nachhaltige
soziale und ökologische Projekte investiert oder beschränken sich die exorbitanten Investitionen
fast ausschließlich auf die Stadtteile, die vor allem von der politischen und ökonomischen Elite
frequentiert werden? Im völlig überlasteten öffentlichen Verkehrsnetz, das täglich Millionen von
Menschen aus den ärmeren Außenbezirken ins Stadtzentrum von Rio befördert, wurde zum
Unmut vieler Bürger dagegen keine nennenswerte Verbesserung durchgeführt. Dieses Beispiel
zeigt den Spannungsbogen unserer Arbeit gut auf. In unserer Partnerschaft mit den Bewegungen
von Bürgern vor Ort werden solche Fragen aktiv in die lokale Politik eingebracht.
Viele der Kooperationen mit unseren kirchlichen und nicht-kirchlichen Partnern weltweit, die uns
das BMZ ermöglicht, arbeiten bereits seit geraumer Zeit ganz im Sinne der internationalen Klimaund Nachhaltigkeitsziele und sind lokal gut verwurzelt. So werden durchschnittlich circa 25
Millionen Euro pro Jahr klimarelevant investiert, entweder in die Steigerung der
Anpassungsfähigkeit von Menschen in klimavolatilen Regionen oder in die direkte Vermeidung
des CO² Ausstoßes.
Gelingt es uns nicht, den Klimawandel zu bremsen, werden weitere Konflikte um Lebensraum
und Ressourcen entstehen. Der Frieden ist dadurch weltweit gefährdet. Aber er wird auch die
Verbreitung von Waffen und deren leichte Verfügbarkeit gefährdet. Wir haben als Kirche nicht
nur letztes Jahr an gleicher Stelle auf die Rolle der Bundesrepublik als Mitverantwortlicher
hingewiesen. Unser Appell muss angesichts einer unvermindert fortgesetzten Exportpolitik
stärker werden und sich für eine andere Art von Konfliktbearbeitung stark machen. Die
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Verhältnismäßigkeit der Ausgaben von Waffen und ziviler Konfliktbearbeitung ist bei weitem
nicht angemessen.
Die Konflikte haben uns spätestens seit der Ukrainekrise auch in Europa erreicht. Das gibt mir
Gelegenheit, auf die Zusammenarbeit mit dem kirchlichen Hilfswerk Renovabis hinzuweisen, in
der wir gemeinsam Projekte in Osteuropa, dem Kaukasus und der Balkanregion unterstützen.
Auch hier fördern unsere Partner Friedensethik, gesellschaftlichen Dialog zum Zusammenleben
sowie einen verbesserten Zugang zu Bildung für benachteiligte Bevölkerungsgruppen.
Es gehört zu den Überlegungen von Nachhaltigkeit dazu, die junge Generation an die
gesellschaftlich wichtige Aufgabe der Entwicklungszusammenarbeit heranzuführen. Dafür
machen wir im entwicklungspolitischen Freiwilligendienst Weltwärts mit und ermöglichen
zusammen mit dem Jugendhaus Düsseldorf und über 100 katholischen Entsendeorganisationen
deutschlandweit 630 jungen Menschen erste Eine-Welt-Erfahrungen zu machen, die sie
hoffentlich zu einem anderen solidarischen Lebensstil animiert.
Zum Schluss möchte ich wieder auf die eingangs erwähnten Herausforderungen zur Umsetzung
der Klima- und Nachhaltigkeitsziele zurückkommen. Es ist gut zu sehen, dass die
Bundesregierung auch 2017 eine weitere Anstrengung unternimmt, ihren Beitrag dazu zu leisten
und den entwicklungspolitischen Haushalt zu erhöhen. Im Vertrauen auf die bewährte
Zusammenarbeit und die gute Qualität der von der KZE geförderten Vorhaben sehen wir uns gut
aufgestellt, gerade die Verbindung von direkt an der Basis spürbaren Veränderungen und die
Arbeit an den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen herzustellen und zu verstärken.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
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