Informationspapier „Klimaschutz und Radverkehr“ - BMUB

Stand: 22. August 2016
Informationspapier „Klimaschutz und Radverkehr“
Strategisches Ziel
Die Potenziale des Radverkehrs sollten insbesondere auch auf längeren Strecken verstärkt
genutzt werden, um dessen Anteil an der Verkehrsleistung weiter zu erhöhen.
Dafür sind eine attraktive Infrastruktur, nicht zuletzt im Stadt-Umland-Bereich, und eine
bessere Verknüpfung an den Schnittstellen zum öffentlichen Personennahverkehr nötig. So
kann es gelingen, dass z.B. berufliche Fahrten innerorts und regional mehr und mehr mit
dem Fahrrad oder Pedelec zurückgelegt werden.
Gleiches gilt durch eine größere Verbreitung von Lastenfahrrädern auch für die sogenannten
Kurier-Express-Paket-Dienste sowie andere Dienstleistungen mit geringem
Transportaufwand.
Daher fördert das BMUB verstärkt Investitionen in den Radverkehr im Rahmen der
Nationalen Klimaschutzinitiative als Beitrag zum Klimaschutz. Hierzu wurde unter anderem
im Frühjahr 2016 der Wettbewerb „Klimaschutz im Radverkehr“ gestartet.
Bedeutung und Potenziale des Radverkehrs
Radfahren ist ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz. Gleichzeitig trägt der Radverkehr zur
Verringerung der Luftschadstoff- und Lärmbelastung bei und braucht deutlich weniger Platz
als andere Verkehrsmittel.
Radverkehr ist damit eine wichtige Säule eines nachhaltigen Verkehrs und fördert über den
Klimaschutz hinaus die Lebensqualität vor allem in den Städten. Wer Rad fährt, tut
außerdem ganz nebenbei auch noch etwas Gutes für die eigene Gesundheit.
Das sehen auch viele Menschen so, was sich nicht zuletzt im Rahmen der
Umweltbewusstseinsstudie 2014 von BMUB und UBA gezeigt hat. Hier gab es mit 82
Prozent eine große Zustimmung zu der Aussage, die Städte und Gemeinden so
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umzugestalten, dass die Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr
zurückgelegt werden können.
Die Grundlage für mehr Radverkehr ist vorhanden, denn das Fahrrad ist das Fahrzeug mit
der weitesten Verbreitung in Deutschland. So gibt es in deutschen Haushalten etwas mehr
als 70 Mio. Fahrräder. Der Anteil der Haushalte, in denen mindestens ein Fahrrad vorhanden
ist, liegt bei rund 80 %.
Hinsichtlich der Fahrradnutzung bestehen allerdings noch Potenziale u. a. durch die
Verlagerung von Fahrten, die unter fünf Kilometer noch immer mit dem Auto zurückgelegt
werden (rund 50 % aller Pkw-Fahrten).
Voraussetzung für mehr Radverkehr sind vor allem ausreichend geeignete Wege, die für alle
Altersgruppen attraktiv sind. Zudem kann eine bessere Verknüpfung mit dem öffentlichen
Personennahverkehr und der Bahn, z. B. durch gute und sichere Abstellmöglichkeiten, dazu
führen, dass das Fahrrad auch bei längeren Wegen als Teil einer Mobilitätskette mehr und
mehr eingesetzt wird.
Lastenräder bieten außerdem die Chance Kinder und Einkäufe auch ohne Auto zu
transportieren. Und in gewissem Umfang sind sie auch für den gewerblichen Bereich
interessant.
Durch eine stärkere Verbreitung von Elektromobilität auch im Radverkehr mit den so
genannten Pedelecs kann das Fahrrad nicht zuletzt auf längeren Strecken eine immer
größere Rolle spielen. Dass Pedelecs attraktiv sind, zeigen die Absatzzahlen, die zuletzt
weiter angestiegen sind (+11 % 2015 gegenüber 2014; Gesamtbestand Pedelecs/E-Bikes:
ca. 2,5 Mio. Fahrzeuge). Ein Grund für die positive Entwicklung: Das Angebot wird immer
vielfältiger und spricht zunehmend auch jüngere Menschen an.
Gerade im Zusammenhang mit der größeren Verbreitung von Pedelecs können
Radschnellwege zusätzliche Potenziale im Bereich mittlerer Entfernungen (bis zu 15 oder 20
km) erschließen. Besonders im Pendlerverkehr kann damit für eine Verlagerung von Fahrten
auf das Fahrrad gesorgt werden. Erfahrungen aus den Niederlanden zeigen das.
Ein gutes Beispiel in Deutschland ist der geplante Radschnellweg Ruhr in NordrheinWestfalen, mit dem einer Machbarkeitsstudie zu Folge täglich über 50.000 Pkw-Fahrten
durch das Fahrrad ersetzt werden könnten.
Neben dem Alltagsverkehr haben die Radschnellwege durch den großen Komfort und die
Möglichkeit, gemeinsam mit anderen entspannt Rad zu fahren, auch eine positive Wirkung
für den Freizeit- bzw. den touristischen Radverkehr und können damit nicht zuletzt für
wirtschaftliche Impulse sorgen.
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Förderung des Radverkehrs durch das BMUB
Als Klimaschutzmaßnahme fördert das BMUB den Radverkehr in den Kommunen über den
Bundeswettbewerb „Klimaschutz im Radverkehr“ und die Kommunalrichtlinie der Nationalen
Klimaschutzinitiative.
Mit dem Bundeswettbewerb „Klimaschutz im Radverkehr“ sollen erstmals umfassende
Modellprojekte mit investivem Charakter in unterschiedlichen Themenbereichen wie
Alltagsmobilität, Freizeitverkehr, Berufsverkehr, Tourismus oder Wirtschaftsverkehr gefördert
werden. Die modellhaften Lösungen sollen einen Multiplikatoreffekt und somit weitere
Klimaschutzeffekte auslösen.
Der Wettbewerb zielt auf einen möglichst breiten, integrierten Ansatz, der in einem konkreten
Modellgebiet von den relevanten Akteuren zeitgleich umgesetzt wird und zu einer
dauerhaften Stärkung des Radverkehrs sowie zur Verbesserung der dortigen
Aufenthaltsqualität führt. Gefördert werden insbesondere Investitionen in:
•
Infrastrukturmaßnahmen für das Fahrradparken,
•
Maßnahmen zur Ausgestaltung des Straßenraums zugunsten des fließenden
Radverkehrs,
•
fahrradbasierte Transportdienstleistungen,
•
Begleitmaßnahmen zur Verbesserung des alltäglichen Radverkehrs.
Die Veröffentlichung des Teilnahmeaufrufs erfolgte am 15. Februar 2016, Einreichungsfrist
der Skizzen für die Modellprojekte war am 15. April 2016. Eine Jury hat anschließend
insgesamt 51 Skizzen mit einem Gesamtvolumen von etwas mehr als 90 Mio. Euro zur
Förderung ausgewählt. Das BMUB unterstützt die Projekte mit rund 70 Mio. Euro. Umgesetzt
werden die ausgewählten Projekte ab dem Jahr 2017.
Seit 2008 erfolgt eine Förderung des Radverkehrs durch das BMUB im Rahmen der
Kommunalrichtlinie der Nationalen Klimaschutzinitiative, darunter im Bereich Klimaschutz
und Nachhaltige Mobilität aktuell in fünf investiven Schwerpunkten:
•
Errichtung verkehrsmittelübergreifender Mobilitätsstationen,
•
Einrichtung von Wegweisungssystemen ,
•
Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur,
•
Errichtung von Radabstellanlagen und
•
Neuerrichtung von LED-Beleuchtung auf Radverkehrsanlagen.
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Bisher wurden bzw. werden insgesamt über 110 Einzelvorhaben in den fünf
Förderschwerpunkten mit zusammen fast 8 Mio. Euro gefördert. Etwa 90 Prozent der
Fördermittel entfielen dabei bisher auf den Förderschwerpunkt „Verbesserung der
Radverkehrsinfrastruktur“.
Zusätzlich kann eine Förderung unter bestimmten Voraussetzungen auch im Rahmen der
Städtebauförderung erfolgen. Hier werden Maßnahmen im Rahmen der integrativen
Stadtentwicklung und Stadterneuerung unterstützt. Gegenstand der Förderung kann unter
anderem die Herstellung oder Änderung örtlicher öffentlicher Straßen und Wege,
einschließlich von Radwegen, sein. Die entsprechenden Zuwendungen erfolgen über die
zuständigen Landesministerien auf Grundlage der jeweiligen Förderrichtlinien.
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