PDF-ausgabe-2016-33 - Deutsche Gesundheits Nachrichten

Ausgabe | 33
26. August 2016
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Pharma
Pharmakonzern Pfizer kauft massiv zu
Neben dem Kauf des US-Krebsspezialisten Medivation hat der Pharmakonzern Pfizer auch Teile von AstraZeneca erworben
D
Gilead Sciences interessiert. Medivaer britische Pharmakonzern
AstraZeneca verkauft einen
tion hatte bereist ein 9,3 Milliarden
Teil seines Antibiotika-Geschäfts
Dollar schweres Kaufangebot von
an Pfizer. Das Geschäft habe ein VoSanofi abgelehnt.
Pfizer will mit dem Zukauf sein
lumen von mehr als 1,5 Milliarden
Angebot an Krebsmedikamenten
Dollar, teilte das Unternehmen
ausbauen. Das Unternehmen will
am Mittwoch mit. Der Verkauf der
nach eigener Auskunft 81,50 Dollar
Medikamente erlaube es Astrain bar je Medivation-Aktie zahlen.
Zeneca, sich in Zukunft auf neue
Die Offerte liegt damit mehr als
Mittel in seinen Kernbereichen wie
21 Prozent über dem MedivationKrebs- oder Kreislaufpräparate zu
Schlusskurs vom Freitag. Im vorkonzentrieren. Pfizer hatte erst am
Montag den Krebsspezialisten Mebörslichen Handel am Montag
Pfizer in New York.
Foto: Flickr/ AnToonz/CC by nc nd 2.0
schossen die Papiere um 20 Prozent
divation für 14 Milliarden Dollar
in die Höhe auf 80,70 Dollar.
übernommen.
Die Übernahme des MedizinprodukteDer US-Pharmariese Pfizer hat den Bie- Firma für rund 14 Milliarden Dollar an. An
terwettstreit um den US-Krebsspezialisten Medivation waren nach früheren Insider- Herstellers Hospira und ein florierendes
Medivation für sich entschieden. Pfizer informationen zuletzt auch die Konzerne Geschäft mit neuen Arzneimitteln gaben
kündigte am Montag die Übernahme der Merck & Co, Sanofi, Pfizer, Celgene und Pfizer einen Schub. Im zweiten Quartal
Analyse
Pharmaunternehmen sehen Brexit gelassen
Eine aktuelle Studie von CAMELOT
Management Consultants ergab, dass
zwei Drittel der befragten Chemie- und
Pharma-Großunternehmen bereits Vorkehrungen für den Brexit getroffen haben bzw. treffen werden. 20 Prozent von
Ihnen gehen von erheblichen Folgen des
Brexit für ihr Geschäft aus. Der ChemieMittelstand dagegen sieht dem Austritt
Großbritanniens aus der EU eher gelassen
entgegen. Laut Studie wird sich der Brexit
am stärksten auf die Standortwahl für
Produktionsanlagen und Firmensitze
sowie Unternehmensübernahmen und
-fusionen auswirken.
Für die Studie befragte CAMELOT
Management Consultants im Juli und
August dieses Jahres 200 Top-Entscheider
der chemischen und pharmazeutischen
Industrie in Deutschland. „Insgesamt reagiert die Chemie- und Pharmaindustrie
in Deutschland gespalten auf den Brexit.
Während vor allem die international agierenden Großunternehmen Folgen für
ihr Geschäft erwarten und bereits jetzt
entsprechende Vorkehrungen treffen,
zeigt sich der Mittelstand abwartend“, fasst
Dr. Sven Mandewirth von CAMELOT die
Umfrageergebnisse zusammen.
Bei der Frage nach den Vorkehrungen
für den Austritt zeigt sich ebenfalls ein
heterogenes Bild: Während 50 Prozent
der befragten Unternehmen keine Vorkehrungen für den Austritt Großbritanniens
aus der EU treffen wollen, haben mehr als
zehn Prozent bereits damit begonnen.
Weitere 40 Prozent wollen nach Feststehen
der konkreten Verhandlungsergebnisse
ebenfalls Maßnahmen ergreifen. Auch
hier zeigen sich Unterschiede bzgl. der
Unternehmensgröße: Zwei Drittel der
Manager großer Unternehmen werden
Vorkehrungen treffen oder haben damit
bereits begonnen. Dagegen haben lediglich
sieben Prozent der befragten Mittelständler bereits Maßnahmen ergriffen. Über
zwei Drittel der Manager mittelständischer
Unternehmen sehen dazu keinen Anlass.
Circa die Hälfte der deutschen Chemie- und Pharmamanager glaubt, dass
sich der Brexit erheblich / stark auf die
Standortauswahl für europäische Firmensitze (53%) und Produktionsanlagen (42%)
sowie auf Merger&Aquisition-Aktivitäten
bzgl. britischer Unternehmen (47%) auswirken wird. Drei Viertel aller Befragten
erwarten zudem Folgen für die Absatzmärkte und Lieferantenstruktur in Europa,
allerdings in geringem Ausmaß.
Die Mehrheit (61%) der Befragten
sieht keine negativen Auswirkungen des
Brexit auf die Wirtschaftsentwicklung,
wohingegen ein Drittel der Manager von
einer Verschlechterung der Konjunktur
für die chemische und pharmazeutische
Industrie durch den Brexit ausgeht. Sechs
Prozent der mittelständischen Unternehmen hingegen erhoffen sich sogar
eine Verbesserung. Nur ein Viertel der
Manager erwartet geschäftliche Auswirkungen durch weitere Austritte von EUMitgliedsstaaten.
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kletterte der Umsatz um elf Prozent auf
knapp 13,2 Milliarden Dollar, wie der Viagra-Konzern am Dienstag mitteilte. Dabei
verhinderten negative Wechselkurseffekte
durch den starken Dollar ein noch größeres Plus. Ohne den 16 Milliarden Dollar
schweren Zukauf von Hospira, den Pfizer
im vergangenen Herbst abgeschlossen
hatte, wäre der Umsatz nur um vier Prozent
gewachsen.
Das bereinigte Ergebnis kletterte um
elf Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar. Unter
dem Strich sank der Gewinn jedoch wegen
Restrukturierungskosten und Aufwendun-
gen für Übernahmen um mehr als ein
Fünftel auf rund zwei Milliarden Dollar. Für
das Gesamtjahr bekräftigte Pfizer seine im
Frühjahr angehobenen Prognosen.
Anfang August gab Pfizer zudem die
Übernahme des Gentherapie-Entwicklers
Bamboo Therapeutics in Höhe von 645
Millionen Dollar bekannt. Durch die Akquisition bekommt der Viagra-Anbieter
unter anderem Zugang zu Gentherapien
für die Behandlung von selten auftretenden
Formen von Muskelschwund oder auch
Erkrankungen des Nervensystems. Bisher
befinden sich die Bamboo-Mittel noch in
26. August 2016
der Entwicklung.
Pfizer investiert wie die Wettbewerber
Bristol-Myers Squibb und Celgene seit einiger Zeit verstärkt in Gentherapien, die
zum Ziel haben, korrigierende Gene in
die gestörten Zellen einzusetzen. Während die US-Gesundheitsbehörde noch
keine solche Gentherapie genehmigt hat,
gab es in Europa bereits zweimal grünes
Licht - einmal für die Behandlung einer
seltenen Immunkrankheit bei Babys, die
von GlaxoSmithKline entwickelt wurde.
Die zweite Zulassung erhielt uniQure zur
Behandlung einer Bluterkrankung.
Politik
Gröhe plant Datensammlung im Gesundheitswesen
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) plant eine Big-Data-Offensive fürs Gesundheitswesen
Z
ukünftig wollen wir auch GesundheitsApps und Big-Data-Anwendungen besser für die Gesundheitsversorgung nutzen“,
sagte Gröhe der in Heidelberg erscheinenden Rhein-Neckar-Zeitung. „Riesige Mengen
medizinischer Daten können dem einzelnen
Patienten durch die richtige Auswertung großen Nutzen bringen“, so Gröhe. Der Schutz
der persönlichen Gesundheitsdaten stehe
dabei aber an erster Stelle. Im Rahmen seiner
Sommerreise besucht der Minister heute die
Softwarefirma SAP in Walldorf und die Molecular Health GmbH in Heidelberg.
Die Möglichkeiten der Digitalisierung
schienen gerade im Gesundheitsbereich unbegrenzt, sagte Gröhe weiter. „Bereits heute
messen Kontaktlinsen den Blutzuckerspiegel, Sensoren warnen vor einem drohenden
Herzinfarkt und Superrechner helfen bei der
Wahl der richtigen Krebstherapie.“ Mit dem
gerade vorgelegten E-Health-Gesetz will Gröhe
die Einführung einer digitalen Infrastruktur
beschleunigen, an die alle Ärzte, Zahnärzte,
Krankenhäuser, Apotheken und Versicherte
Fitnesstracker erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Foto: Flickr/BTNHD Production/CC by nc nd 2.0
angeschlossen sind. Ziel sei es, dass Patienten
die digitalen Anwendungen besser und schneller als bisher nutzen können. Teil des Gesetzes
ist auch eine Erweiterung der elektronischen
Gesundheitskarte um medizinische Notfalldaten und einen Medikationsplan.
Das Marktforschungsinstitut Dr. Grieger &
Cie. hat im Juni 2016 im Rahmen einer repräsentativen Umfrage Verbraucher zwischen 15
und 69 Jahren zum Self Tracking und zur Weitergabebereitschaft persönlicher Daten online
befragt. Insgesamt erheben demnach bereits
21 Prozent der Bevölkerung Daten zu ihrem
eigenen Leben. Den deutlich größten Anteil
haben dabei Fitness- und Gesundheitsdaten,
die von 18 Prozent erfasst werden. Es folgen
die Bereiche Ernährung (5 Prozent), Finanzen
(3 Prozent) sowie Persönliches & Intimes und
Energieverbrauch (jeweils 2 Prozent). Während
Frauen häufiger Fitness und Ernährung dokumentieren, liegen die Männer beim Tracking
von Finanzen und Energieverbrauch vorne.
Selbsterhobene Daten zum Bewegungsverhalten würden 54 Prozent der Bevölkerung
an ihre Krankenkasse übermitteln, 21 Prozent
bereits für einen Bonus von 50 Euro im Jahr.
Für ein halbes Monatsgehalt mehr würden 44
Prozent der Weitergabe dieser Daten an den
Arbeitgeber zustimmen. Daten zum Fahrverhalten (Telemetrie) würden ebenfalls 44
Prozent an ihre Kfz-Versicherung senden,
durchschnittlich für einen Bonus von 160
Euro im Jahr. Deutlich skeptischer sind die
Deutschen bei der Übermittlung von Gesundheitsdaten an Banken, um einen günstigeren
Kredit zu bekommen; für zwei Drittel ist hier
die Grenze erreicht. Allerdings wäre jeder
Dritte für eine Ermäßigung von rund 550
Euro dazu bereit.
Besonders Personen mit hoher Risikoneigung, die etwa ein Viertel der Bevölkerung
ausmachen, sind bereit, ihre Daten weiterzugeben. Dabei wird Selbstüberschätzung deutlich:
Männer mit mindestens einem Verstoß gegen
die Straßenverkehrsordnung auf der letzten
Autofahrt haben die höchste Zustimmungsrate
zur Übermittlung ihrer Telemetriedaten an
Kfz-Versicherungen, obwohl gerade für sie
die Versicherung wohl deutlich teurer werden
dürfte. „Die Auswertung und der Vergleich von
Self Tracking-Daten können vielen Menschen
ein realistischeres Bild von sich selbst vermitteln“, erläutert Daniel Althaus von Dr. Grieger
& Cie. Marktforschung.
Die überwältigende Mehrheit teilt das
Datenschutzverständnis des Grundgesetzes:
96 Prozent sind der Ansicht, ohne explizite
Zustimmung der Betroffenen sollten keine Daten übermittelt werden dürfen. Im Zweifelsfall
müssen sich die Bürger aber an die eigene Nase
fassen: Nur 43 Prozent lesen die Datenschutzerklärungen von Online Shops, die von Self
Tracking-Anwendungen lesen nur 24 Prozent.
Vier von fünf Deutschen ergreifen zwar selbst
Maßnahmen zum Datenschutz, dies geht bei
den meisten aber nicht über das Löschen der
Browserhistorie hinaus. „Privater Datenschutz
kann von weiten Teilen der Bevölkerung praktiziert werden, aber er muss dazu einfach und
verständlich sein“, führt Althaus weiter aus.
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26. August 2016
Forschung
Weltweit erste medizinisch zugelassene App
App erkennt zuverlässig Herzrhythmusstörungen einfach per Smartphone ohne Zubehör
A
lle zehn Sekunden mündet eine
unerkannte oder nicht therapierte
Herzrhythmusstörung in einen Schlaganfall: Die App Preventicus Heartbeats
prüft innerhalb von Minuten, ob das Herz
im Takt ist.
„Herzprobleme? Ich? Mein Puls ist absolut in Ordnung!“ Solche und ähnliche
Aussagen hört man oft von Menschen, die
sogenannte Fitness-Tracker nutzen, mit
denen sie ihre Herzrate, also ihren Puls
messen können. Was viele nicht wissen: Puls
ist nicht gleich Rhythmus, und auf einen
regelmäßigen und gesunden Herzrhythmus
kommt es an!
Ein gelegentliches Herzstolpern hat
fast jeder im Laufe seines Lebens. Und
in den meisten Fällen ist es auch ganz
harmlos. Doch wirklich bedenkliche Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern,
treten nicht selten ohne Vorwarnung auf
und bleiben daher oft unbemerkt - bis es
zu spät ist. Vorhofflimmern kann die Bildung von Blutgerinnseln begünstigen, die
in letzter Konsequenz zum Schlaganfall
führen können.
Werden Herzrhythmusstörungen (wie
Vorhofflimmern) rechtzeitig erkannt, kann
mit der passenden Medikation das Risiko
Schlaganfall nahezu eliminiert werden. Aber
Herzstolpern, bemerkt oder unbemerkt, hat
man nicht selten dann, wenn kein Arzt in
der Nähe ist - und beim ärztlichen Check-up
ist dann scheinbar alles in Ordnung.
Mit der Applikation Preventicus Heartbeats kann überall und jederzeit innerhalb
von Minuten der eigene Herzrhythmus mit
dem Smartphone überprüft und, falls es zu
Messung des Herzrhythmus per Smartphone.
Auffälligkeiten kommt, diese per PDF für
den Arzt dokumentiert werden.
Die Anwendung ist denkbar einfach:
Man legt das Smartphone mit der Kamera
auf die Fingerkuppe. Durch Einstrahlung
des Blitzlichtes in die Fingerkuppe und Filmen der Pulswelle mit der Kamera kann mit
modernsten signalanalytischen Methoden
eine präzise Herzrhythmusanalyse erstellt
werden - sicher, seriös und medizinisch
anerkannt. (vergleichbar mit dem medizinischen Verfahren „Photoplethysmographie“). Diese Pulskurve entspricht der
Blutpulsation, die durch die Herzaktivität
entsteht. Wichtig ist aber, dass nur die
Kamera auf dem Finger liegt, nicht das
Blitzlicht selbst.
Die App Preventicus Heartbeats ist
ein CE-zertifiziertes Medizinprodukt und
wurde an der Universitätsklinik Basel in
Foto: bs/Preventicus GmbH
einer klinischen Studie getestet. Die Universitätsklinik Basel (Schweiz) hat mit dem Algorithmus von Preventicus Heartbeats eine
klinische Studie durchgeführt. Untersucht
wurde, inwieweit damit eine Erkennung
von Vorhofflimmern bzw. eine Abgrenzung zu gesunden Probanden möglich ist.
In der initialen prospektiven Validierung
des Algorithmus wurden damit (in einer
zweiminütigen Messung) bereits 90% aller
Probanden korrekt klassifiziert.
Die Preventicus Heartbeats App gibt
es als kostenlosen einminütigen Schnelltest sowie als kostenpflichtige Vollversion
(hochgenauer 5-Minuten-Test, Dokumentation der Pulskurven uvm.). Die App steht
ab sofort für alle iPhones (ab Version 4s)
sowie alle gängigen Smartphones mit
dem Betriebssystem ab Android 5.0 zur
Verfügung.
Forschung
Smartphone als zukünftiges medizinisches Labor
Ein medizinisches Labor, das nicht viel größer als eine Spielkarte ist
E
in Wissenschaftler-Team des Hannoverschen Zentrums für Optische
Technologien (HOT) und des Instituts für
Technische Chemie (TCI) der Leibniz Universität Hannover hat ein solches Analysetool „to go“ entwickelt. Ein leicht modi-
fiziertes Smartphone erlaubt das mobile
Testen verschiedener Körperflüssigkeiten
mittels eines optischen Messverfahrens.
Damit könnten zukünftig etwa Blutzuckerwerte überwacht oder Schwangerschaftstests durchgeführt werden. Zusammen
mit starting business, dem gemeinsamen
Gründungsservice der Leibniz Universität
Hannover und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls, gelang es
dem Forschungs-Team Anfang August,
knapp 900.000 Euro Fördergelder ein-
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zuwerben, um das Projekt zur Marktreife
auszubauen.
Wenn es nach Dr. Kort Bremer, Dr.
Maik Rahlves, Dr. Johanna Walter und Prof.
Bernhard Roth geht, können SmartphoneNutzer künftig mit ihrem Telefon Krankheiten diagnostizieren, Blutwerte messen
oder Schwangerschaftstests durchführen. Dem Forscher-Team gelang es mit
wenigen technischen Anpassungen,
die Fähigkeiten eines handelsüblichen
Smartphones so zu erweitern, dass es
die Durchführung biomolekularer Tests
ermöglicht. Eine am HOT durchgeführte
Machbarkeitsstudie überzeugte eine Berliner Expertenjury des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, die über
die Vergabe von Fördergeldern aus dem
Programm EXIST-Forschungstransfer
entscheidet.
Bremer erklärt: „Smartphones verfügen bereits über fast alle Features, um
sie zum mobilen Labor zu erweitern:
Kamera, LED-Blitz und ausreichend
Rechenleistung. In Kombination mit
einem externen funktionalisierten optischen Sensorsystem können Smartphones daher prinzipiell zur Erfassung
von biologischen Merkmalen erweitert
werden.“ Den Funktionsnachweis konnte
das Wissenschaftler-Team bereits im Rahmen einer Machbarkeitsstudie erbringen.
Ein speziell bearbeitetes Glasfaserkabel
verbindet die Blitz-LED mit einem sogenannten Linienbeugungsgitter vor der
Kameraoptik und eine einfache Foto-App
genügt für das Erfassen des Sensorsignals.
Ein mit dieser Technik ausgestattetes
Smartphone könnte neben medizinischen
Anwendungen auch für die Umweltanalytik verwendet werden. In Kombination
mit dem GPS-Empfang von Smartphones
bieten sich zahlreiche zusätzliche Features
an, z.B. sich auf Reisen den schnellsten Weg
zur nächsten Apotheke oder Ambulanz
vom Smartphone anzeigen zu lassen.
Durch die Beratung des Gründungsservices starting business wurde das
Wissenschaftler-Team bei der Suche nach
Förderungs- und Finanzierungsmöglich-
Aufsteckbares optisches Sensorsystem für Smartphones zur Erfassung von Biomarkern oder anderen Analyten. Licht der Smartphone-LED wird
über das externe optische Sensorsystem hin zur
Smartphone-Kamera geführt. Mit Hilfe einer Kamera-App kann das Lichtspektrum des Sensors
erfasst und das Sensorsignal ausgewertet werden. Foto: Hannoversches Zentrums für Optische
Technologien
keiten unterstützt. Das Bundesförderungsprogramm EXIST-Forschungstransfer
war schnell als geeignetes Instrument
identifiziert, um die Idee sukzessive zum
Geschäftsmodell auszubauen. EXISTForschungstransfer ist eine Förderung
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des Bundesministeriums für Wirtschaft
und Energie und des Europäischen Sozialfonds mit dem Ziel technologiebasierte
Unternehmensgründungen zu erhöhen.
starting business unterstützte die Antragstellung und bereitete das Team auf die
entscheidende Präsentation des Projektes
vor einer Expertenjury vor.
„Gelder des EXIST-Forschungstransfers dienen dazu, Forschungsergebnisse
in die wirtschaftliche Anwendung zu
überführen. Dabei wird nachgewiesen,
ob Gründungsideen technisch machbar
sind, und im Anschluss die Technologie
zur Marktreife gebracht. Unser Ziel ist
es, den Transfer von Innovationen aus
der Universität in die Region zu fördern.
Deshalb freuen wir uns sehr, dass der
Gründungsservice diese erfolgversprechende Idee des mobilen Medizin-Labors
weiter voranbringen konnte“, sagt Dr.
Adolf M. Kopp, Geschäftsführer von hannoverimpuls.
„Unser Ziel ist es, Studierende und
wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter auch für die Selbstständigkeit als alternative Karriereoption zu
sensibilisieren, Gründungsideen zu
mobilisieren und Gründungsvorhaben
zu unterstützen“, sagt Professor Volker
Epping, Präsident der Leibniz Universität
Hannover.
„Unsere Vorstellung ist, dass sie sich
mindestens einmal in ihrem Studium
mit der Option Selbständigkeit auseinandersetzen. Wir wollen sie ermutigen,
Unternehmen zu gründen. Aus diesem
Grund haben wir Ende letzten Jahres unseren Gründungsservice neu ausgerichtet
und die Kooperation mit hannoverimpuls
aufgebaut. Ergebnisse wie diese sind genau
das, was wir uns davon erhofft haben“,
so Epping.
Ernährung
Großbritannien führt Steuer auf zuckerhaltige Getränke ein
Die britische Regierung will stärker gegen die Fettleibigkeit vorgehen und führt eine Steuer auf zuckerhaltige Getränke ein
F
ür noch süßere Getränke ist ein höherer Steuersatz geplant. Der Regierung
zufolge werden Verbraucher nicht belastet, weil es sich um eine reine Unternehmenssteuer handelt. Erhoben wird sie nur
auf Produkte, denen Zucker zugesetzt wird,
und nicht etwa auf Fruchtsäfte. Die Einnahmen sollen für Gesundheitsprogramme für Schulkinder verwendet werden.
Großbritannien hat weltweit einen der
höchsten Anteile von fettleibigen Menschen.
Die Regierung befürchtet, dass die Zahlen
in den kommenden Jahren weiter steigen,
so dass im Jahr 2050 mehr als ein Drittel
der Jungen im Alter zwischen sechs und
zehn Jahren und 20 Prozent der Mädchen
betroffen sein könnten. Die Krankheit kostet dem staatlichen Gesundheitssystem
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NHS Schätzungen zufolge mehr als sechs
Milliarden Pfund (sieben Milliarden Euro)
im Jahr. Wichtigste Zuckerquelle für Kinder
sind dem Gesundheitsministerium zufolge
Softdrinks wie Cola.
Experten halten die neue Abgabe für
unzureichend und fordern weitgehende
Maßnahmen. Ein Vertreter der britischen
Softdrink-Branche sprach dagegen von einer
„Strafsteuer“, die Tausende Jobs gefährde
und Übergewicht kaum beeinflusse. Mit der
Einführung der Abgabe folgt Großbritannien
Ländern wie Belgien, Frankreich, Ungarn
oder Mexiko.
Mehr als jedes zweite Erfrischungsgetränk ist laut einer am Mittwoch in Berlin
vorgestellten Studie von Foodwatch überzuckert. Die Verbraucherschutz-Organisation
fordert wegen der möglichen Gesundheitsgefährdung eine Hersteller-Abgabe nach
dem Vorbild Großbritanniens. „Entweder
reduzieren die Hersteller den Zuckergehalt drastisch, oder sie müssen sich an den
milliardenschweren Gesundheitskosten
beteiligen und Präventionsprogramme
finanzieren“, erklärte die Organisation.
Übermäßiger Konsum von Zucker erhöhe
das Risiko für Diabetes und Fettleibigkeit.
Die Bundesregierung lehnt eine staatliche Abgabe auf zuckerhaltige Getränke
allerdings grundsätzlich ab. „Es geht ja hier
um eine Strafsteuer“, sagte ein Sprecher des
Landwirtschafts- und Ernährungsministeriums. „Strafsteuern ändern in der Regel
nichts am Ernährungsverhalten der Menschen. Deswegen geht für uns der Ansatz in
die falsche Richtung.“ Die Bundesregierung
setze auf andere Maßnahmen, wie zum
Beispiel mehr Transparenz bei der Nährstoffkennzeichnung von Nahrungsmitteln.
Sweet, Sweet Galaxy by Pip & Pop, Installation.
Die Tester von Foodwatch untersuchten für ihre Studie 463 Limonaden, Energy
Drinks, Saftschorlen, Eistees und Wasser
mit Geschmackszusätzen auf deren Zuckergehalt. Im Schnitt enthalten diese sogenannten Erfrischungsgetränke der Studie
zufolge sechs Stück Würfelzucker pro 250
Milliliter. Lediglich sechs der getesteten
Produkte enthalten laut Foodwatch weder
Zucker noch Süßstoffe.
Deutschland ist Foodwatch zufolge mit
80 Litern pro Jahr eines der Länder mit dem
höchsten Pro-Kopf-Konsum an zuckergesüßten Getränken. Die Verbraucherschützer
plädieren neben einer Zuckersteuer auch für
eine Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben (rot für sehr zucker- und kalorienhaltig,
grün für gesund und zuckerarm) sowie eine
gesetzliche Beschränkung von an Kinder
26. August 2016
Foto: Karen Rue/Flickr/CC by 2.0
gerichtete Werbung für Süßgetränke.
Die Sprecherin der Wirtschaftlichen
Vereinigung Zucker nannte die von Foodwatch geforderte Zuckersteuer eine Scheinlösung. „Wir dürfen die Verbraucher nicht in
die Irre führen und bevormunden“, sagte sie.
„Es bringt nichts, Zucker zum Sündenbock
zu machen.“
Außer in Großbritannien gibt es auch
in skandinavischen Ländern sowie in
Frankreich, Belgien, Ungarn und Mexiko
zusätzliche Steuern auf zuckerhaltige Getränke. In einigen Ländern wie den USA
geht inzwischen der Trend der Verbraucher
schon hin zu Fruchtsäften oder Wasser.
Große Getränkekonzerne wie Coca-Cola
oder PepsiCo stellen ihre Produktpalette
daher auf die sich verändernden Trinkgewohnheiten ein.
Pharma
Neugeborenen-Screening auf Mukoviszidose startet
Am 1. September 2016 tritt der Beschluss über die Einführung des Neugeborenen-Screenings auf Mukoviszidose in Kraft
D
urch notwendige Beratungen im
Gemeinsamen Bundesausschuss
hatte sich der Start des Screenings verzögert, der eigentlich für das Frühjahr 2016
geplant gewesen war. Die Untersuchung
ermöglicht eine frühere Diagnose der
unheilbaren Stoffwechselerkrankung,
so dass die überlebensnotwendige Therapie früher einsetzen kann. Das wirkt
sich positiv auf den Krankheitsverlauf
aus - wie klinische Langzeitstudien aus
den USA und Australien gezeigt haben.
Das neu eingeführte Screening wird
an bereits bestehende Untersuchungen
für Neugeborene auf andere Stoffwechselerkrankungen gekoppelt. Dabei werden
den Babys einige Tropfen Blut aus der
Ferse entnommen und in einem Scree-
ning-Labor untersucht. Ein auffälliges
Screening-Ergebnis bedeutet aber nicht,
dass das Kind tatsächlich erkrankt ist.
Dazu ist anschließend ein weiterer Test
nötig, der so genannte Schweißtest. Nur
eins von fünf Kindern mit einem auffälligen Screening-Ergebnis hat tatsächlich
Mukoviszidose.
„Diese Situation der Ungewissheit -
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ist mein Kind krank oder gesund - kann
für Eltern sehr belastend sein. Damit
sie optimal betreut werden, empfehlen
wir Eltern, deren Kinder ein auffälliges
Screening-Ergebnis aufweisen, sich an
ein vom Mukoviszidose e. V. zertifiziertes
Mukoviszidose-Zentrum zu wenden“, sagt
Prof. Dr. med. Manfred Ballmann, erster
stellvertretender Bundesvorsitzender
des Mukoviszidose e. V. „Nur dort ist garantiert, dass der Schweißtest nach den
von Experten vorgegebenen aktuellen
Leitlinien durchgeführt wird“, erläutert
Ballmann.
Durch die Früherkennungsuntersuchung bleibt den betroffenen Kindern
und ihren Eltern ein kräftezehrender
Diagnoseweg erspart. Nach Zahlen des
Patientenregisters des Mukoviszidose e.
V. werden bisher nur rund 59 Prozent der
Mukoviszidose-Fälle im ersten Lebensjahr
diagnostiziert. Dabei haben Studien aus
den USA und Australien gezeigt, dass sich
eine frühe Diagnose der Krankheit positiv
auf den Krankheitsverlauf auswirken wird.
„Wir freuen uns jetzt natürlich über
diesen Erfolg, an dem auch wir als Vertreter der Patientinnen und Patienten
mitgewirkt haben“, sagt Stephan Kruip,
Bundesvorsitzender des Mukoviszidose e. V. „Trotzdem können wir uns jetzt
nicht ausruhen, sondern müssen weiter
dafür kämpfen, dass die Versorgung von
Mukoviszidose-Betroffenen verbessert
und die Krankheit endlich heilbar wird.“
Das vom Mukoviszidose e. V. getragene bundesweite Mukoviszidose-Register
kann für die Evaluierung der Früherkennungsmaßnahme herangezogen werden.
Durch Registerdaten können zum Beispiel
26. August 2016
in Zukunft Aussagen darüber getroffen
werden, ob Mukoviszidose-Erkrankungen
trotz Screening unerkannt bleiben (falschnegative Ergebnisse) oder ob sich durch
das Screening der Diagnosezeitpunkt
erwartungsgemäß nach vorne verlagert.
Auf Basis dieser Erkenntnisse kann das
Screening-System immer weiter verbessert werden.
In Deutschland sind rund 8.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene von der
unheilbaren Erbkrankheit Mukoviszidose
betroffen. Durch eine Störung des Salzund Wasserhaushalts im Körper bildet
sich bei Mukoviszidose-Betroffenen ein
zähflüssiges Sekret, das Organe wie die
Lunge und die Bauchspeicheldrüse irreparabel schädigt. Jedes Jahr werden etwa
200 Kinder mit der seltenen Krankheit
geboren.
Wird die Krankheit Mukoviszidose früh erkannt, kann auch die lebensnotwendige Therapie früher einsetzen.
Foto: Flickr/Kelly Sue DeConnick/CC by sa 2.0
Impressum Geschäftsführer: Christoph Hermann, Karmo Kaas-Lutsberg. Herausgeber: Dr. Michael Maier (V.i.S.d. §§ 55 II RStV).
Redaktion: Anika Schwalbe, Gloria Veeser, Julia Jurrmann, Cüneyt Yilmaz. Sales Director: Philipp Schmidt. Layout: Nora Lorz. Copyright:
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