Italien ruft Notstand aus: Zahl der Erdbebenopfer - mm

This page was exported from - mm-news.online - Nachrichten aus Memmingen, dem Allgäu, Deutschland und der Welt
Export date: Mon Aug 29 10:01:08 2016 / +0000 GMT
Italien ruft Notstand aus: Zahl der Erdbebenopfer steigt
Während die Zahl der Opfer nach dem Erdbeben in Italien steigt und steigt, suchen Helfer unermüdlich nach Lebenden unter den
Trümmern. Aber die Chancen für die Verschütteten sinken mit jeder Stunde. Die Regierung will die Not der Menschen lindern.
Nach einem der verheerendsten Erdbeben in der jüngeren Geschichte Italiens mit mindestens 250 Toten hat die Regierung den
Notstand ausgerufen.
Zudem kündigte Regierungschef Matteo Renzi am Donnerstag die ersten Hilfsgelder von 50 Millionen Euro und
Steuererleichterungen für die Menschen in den teils vollkommen verwüsteten Orten an. Renzi kündigte auch eine bessere
Erdbebenvorsorge an.
Die Zahl der Todesopfer könnte nach Angaben des Zivilschutzes noch weiter steigen. Das Beben könne «noch schlimmere
Dimensionen erreichen als jenes in L'Aquila» im Jahr 2009, warnte der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio. Damals starben 309
Menschen. Dieses Mal hatte es besonders die kleineren Orte Amatrice, Accumoli und Pescara del Tronto getroffen.
«Das erste Wort, was einem in den Sinn kommt, ist tiefes Mitgefühl für das, was passiert ist», sagte Ministerpräsident Renzi. «Wir
sind als allererstes Menschen, nicht Politiker.» Mit dem Ausrufen des Notstandes soll den Opfern schnell und unbürokratisch
geholfen werden, dazu werden sonst geltende bestimmte Rechte ausgesetzt.
Nach Angaben der Feuerwehr wurden bislang mindestens 215 Menschen lebend aus den Trümmern gerettet. 365 wurden bei dem
Beben am Mittwoch verletzt. Etwa 6000 Helfer kämpften unermüdlich gegen die Zeit. Aber einen Tag nach dem Beben einer Stärke
von mehr als 6 schwand mit jeder weiteren Stunde die Hoffnung, noch Überlebende zu finden.
Das Beben hatte übereinstimmenden Medienberichten zufolge in der Nacht zum Mittwoch um 3.36 Uhr begonnen und länger als
zwei Minuten gedauert - genau 142 Sekunden. Es gab wohl etwa 700 teils starke Nachbeben, die die Arbeiten erschwerten.
Gleichzeitig kam neue Kritik am Umgang des Landes mit dem Erdbebenschutz auf. In mehreren Ortschaften wurden
jahrhundertealte kulturhistorische Bauwerke beschädigt oder zerstört.
Die meisten Toten gab es in den Orten Amatrice und Accumoli in der Region Latium und in der Gegend um Pescara del Tronto in
den Marken. Wie viele Menschen noch verschüttet oder vermisst sind, war am Abend noch immer unklar. «Es ist unmöglich, eine
Zahl der Vermissten zu nennen», sagte Zivilschutzchef Curcio. Viele seien auf der Durchreise oder im Urlaub in den betroffenen
Orten gewesen. Vor allem viele Italiener machen dort Urlaub.
Aber auch Ausländer kamen ums Leben, die Außenministerien in Madrid und Bukarest bestätigten den Tod eines spanischen und
fünf rumänischer Staatsbürger. Von deutschen Opfern ist bisher nichts bekannt. Das Auswärtige Amt in Berlin stand mit der
Botschaft in Italien in Kontakt.
Die Rettungsarbeiten waren nachts mit Taschenlampen, Baggern und Spürhunden weitergegangen. Immer wieder wurden Leichen
geborgen, die Zahl der Opfer stieg fast stündlich. Die Nachbeben versetzten nicht nur die Überlebenden in Panik, sondern ließen
auch Gebäude weiter einstürzen.
In Italien wurden an vielen öffentlichen Gebäuden die Fahnen auf halbmast gesetzt. Die Regierung in Rom hatte dies als Zeichen der
Output as PDF file has been powered by [ Universal Post Manager ] plugin from www.ProfProjects.com
| Page 1/2 |
This page was exported from - mm-news.online - Nachrichten aus Memmingen, dem Allgäu, Deutschland und der Welt
Export date: Mon Aug 29 10:01:08 2016 / +0000 GMT
Trauer und zum Gedenken landesweit angeordnet.
Rufe nach besseren Vorsorgemaßnahmen wurden laut, Italien müsse erdbebensicher werden, forderte etwa der frühere
Regierungschef Romano Prodi. Das Land ist hoch erdbebengefährdet, weil unter dem Apennin-Gebirgszug die afrikanische und die
eurasische Platte aufeinanderstoßen.
«Es wäre nötig, alle privaten Häuser auf Erdbebensicherheit zu überprüfen», sagte Gianpaolo Rosati, Direktor des Mailänder
Polytechnikums, der dpa. «Aber die Aufrüstung kostet oft mehr, als ein komplett neues Haus zu bauen. Deshalb schaffen es viele
Privatleute nicht.»
Tausende Menschen in den betroffenen Orten sind obdachlos, nachdem ihre Häuser eingestürzt sind. In Notunterkünften wie Zelten
verbrachten viele die Nacht. Andere zogen es vor, in ihren Autos zu übernachten, so der Zivilschutz.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und der französische Präsident François Hollande drückten Italien ihre Solidarität aus und boten
Hilfe bei den Rettungsarbeiten an. «Wir können Italien alle möglichen Hilfsmittel zur Verfügung stellen, wenn das Land uns darum
bittet, denn es können noch Leben gerettet werden», sagte Hollande. «Solche Katastrophen zeigen wieder einmal unsere
Verwundbarkeit, aber auch, was Solidarität bedeuten kann.» Deutschland hatte Italien bereits am Mittwoch die Hilfe von Experten
des Technischen Hilfswerks (THW) bei der Bergung von Erdbeben-Verschütteten angeboten.
Auch viele alte und historische Bauten waren wie Kartenhäuser eingestürzt. Insgesamt seien 293 kulturhistorische Bauwerke und
Stätten beschädigt worden, 50 davon schwer, sagte Kulturminister Dario Franceschini. Die mittelalterlichen Ortskerne der Dörfer,
die nun in Trümmern liegen, müssten unter Berücksichtigung des Erdbebenschutzes wieder aufgebaut werden, «das sind wir den
Gemeinden schuldig». Das am schlimmsten betroffene Amatrice galt als eines der schönsten Dörfer Italiens.
Der Bürgermeister des hart getroffenen Ortes Accumoli, Stefano Petrucci, machte den Überlebenden Mut. «Jetzt gibt es einen
Moment der Verzweiflung, aber wir glauben an uns. Wir sind hartnäckige Bergbewohner und wir werden das schaffen.»
Output as PDF file has been powered by [ Universal Post Manager ] plugin from www.ProfProjects.com
| Page 2/2 |