Liebe Gemeinde, es geht weiter mit unserem Jahresthema „Aufbruch zur Herrlichkeit Gottes“. Damit Gott unter uns und auch durch uns mehr zum Vorschein kommt, muss manches weichen, was seine Herrlichkeit überdeckt. Manchmal sind wir selbst mit unserer eigenen Selbstherrlichkeit der Grund dazu. Heute Morgen will uns der Herr wegführen von unserem Drehen um uns Menschen und unseren Blick wieder ganz allein auf IHN ausrichten. So haben es drei Jünger erlebt, als sie mit Jesus Christus auf einem Berg unterwegs waren. Dazu lese ich uns den Predigttext aus: Markus 9, 2-8 2 Sechs Tage später nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und stieg mit ihnen auf einen hohen Berg, wo sie ganz allein waren. Dort veränderte sich vor ihren Augen sein Aussehen. 3 Seine Kleider begannen leuchtend weiß zu glänzen, so hell, wie es kein Färber auf der ganzen Erde hätte machen können. 4 Dann erschienen Elia und Mose vor ihnen; die beiden redeten mit Jesus. 5 Da ergriff Petrus das Wort. »Rabbi«, sagte er zu Jesus, »wie gut ist es, dass wir hier sind! Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elia.« 6 Petrus wusste nämlich nicht, was er sagen sollte, so erschrocken waren er und die beiden anderen Jünger. 7 Da kam eine Wolke und warf ihren Schatten auf sie, und aus der Wolke sprach eine Stimme: »Dies ist mein geliebter Sohn; auf ihn sollt ihr hören!« 8 Und als sie um sich schauten, sahen sie auf einmal niemand mehr außer Jesus; er allein war noch bei ihnen. I.) Mit Jesus Christus auf dem Berg l Diese Begebenheit, die wir auch bei Matthäus und Lukas finden können, ist für die Beteiligten eine große Glaubensstärkung gewesen: Peter Stenger Seite 1 22.08.2016 Zum einen für den Sohn Gottes selbst: Die beiden großen Gestalten des Alten Testaments, Elia und Moses, zeigen IHM prophetisch, wie die Passions- und Ostergeschichte verlaufen wird (so berichtet es Lukas). Außerdem erhält ER den Zuspruch Seines himmlischen Vaters, den ER bereits bei der Taufe gehört hat: „Dies ist mein geliebter Sohn!“ In Kapitel 8, Verse 31-38 kündigt Jesus Christus zum ersten Mal seinen Tod an; das stand IHM spätestens ab da deutlich vor Augen. Zum anderen war es aber auch ein sehr erbauliches Erlebnis für die drei Jünger hier. Der Herr hatte ihnen ja im vorangegangenen Abschnitt mitgeteilt, dass nicht nur ER, sondern auch sie um seinetwillen leiden müssten; für viele von ihnen würde das sogar den Tod bedeuten. Daher diese Glaubensstärkende Berührung mit der Herrlichkeit Gottes, wie sie zumindest Petrus, Johannes und Jakobus zuvor noch nicht erlebt hatten. Außer ihnen ist kein anderer der Jünger dabei und zum Schluss sind da nur noch der Sohn Gottes und sie übrig. Der Herr und wir - hier wird etwas deutlich von dem, wozu uns Gott geschaffen hat: Zu allererst haben wir eine Berufung in die Gemeinschaft mit IHM. Unser Tun soll und wird dieser Beziehung entspringen, kann diese aber nie ersetzen! Die Begegnungen mit IHM haben ihren Wert in sich bzw. in Gott; auch wenn daraus Veränderungen unseres Wesens und Beauftragungen hervorgehen. Dass dadurch unser Charakter geformt wird (2. Kor. 3, 18) und der Herr uns Weisungen zum Handeln (Mt. 28, 19) gibt, geschieht sozusagen „nebenbei“, wo wir Zeit mit IHM verbringen. Auch die drei Jünger sind nach diesem Ereignis bestimmt nicht mehr dieselben gewesen wie vorher. Und unmittelbar nach ihrem Abstieg vom Berg der Verklärung sind sie einem Vater mit einem okkult belasteten Sohn begegnet, wo es auch wieder etwas zu tun gab. II.) Die drei- bis vierfache Herrlichkeit Petrus & Co., die eine Art „interner Leitungskreis“ unter den 12 Aposteln bildeten (so kann man das später in der Jerusalemer Urgemeinde sehen), begegneten hier einer drei- bis vierfachen Herrlichkeit. Sie werden Zeugen eines Szenarios, das himmlische Ausmaße hat: Peter Stenger Seite 2 22.08.2016 Das geballte AT ist hier personell vertreten: Moses, der das „Gesetz“ versinnbildlicht, und Elia, der für die „Propheten“ steht. Beide äußerlich in einer ähnlich herrlichen Gestalt wie Jesus Christus selbst (so der Bericht des Lukas). Und der Herr selbst (sozusagen die Hauptfigur des Neuen Testaments) in einem weißen Kleid und (so Matthäus) mit einem glänzenden Gesicht. Die Herrlichkeit Gottes spiegelt sich auf Seinem Angesicht wieder, ähnlich wie bei Moses, nachdem er Jahwe am Sinai begegnet war. Die drei sehen hier sozusagen bereits den himmlischen Jesus Christus nach Seiner Auferstehung. Und zu guter letzt ist auch noch der himmlische Vater gegenwärtig, der aus einer Wolke heraus zu ihnen spricht. Kein Wunder wie die Jünger auf diese geballte Herrlichkeit reagieren: Mit einem faszinierten Erschrecken: Sie sind auf einmal voller Furcht, weil sie als sündige Menschen Gott und der himmlischen Dimension in Seiner absoluten Reinheit begegnen. Etwas, was übrigens an anderen Stellen der Bibel bei ähnlichen Ereignissen auch berichtet wird, etwa bei dem Zusammentreffen zwischen Maria und dem Engel Gabriel. Und gleichzeitig sind sie aufs Höchste begeistert. Diese Herrlichkeit Gottes wollen sie nicht wieder missen, sondern konservieren. Daher auch der Wunsch Hütten zu bauen. Genau das ist die Reaktion, wenn uns der Herr in Seiner Herrlichkeit begegnet. ER ist ja immer unter uns, darüber besteht von der Heiligen Schrift her kein Zweifel. Aber die meiste Zeit nehmen wir das gar nicht so wahr. Aber wenn wir mit Gottes Herrlichkeit in Berührung kommen, kommt auch Beides zum Vorschein: Begeisterung und Ehrfurcht. Ich kann mich an zwei Ereignisse dieser Art erinnern: Gottes Gegenwart war in einer Gebetszeit auf einmal so intensiv, dass ich mir wünschte, diese Zeit würde nie enden. Und gleichzeitig war auch Ehrfurcht da: Ich hielt die Augen geschlossen, weil ich mich nicht traute Jesus anzuschauen. Ihr Lieben, natürlich besteht das Leben nicht nur aus solchen „Gipfelerfahrungen“ mit dem Herrn. Aber Gott schenkt sie uns immer wieder, wenn wir uns aufmachen Seiner Herrlichkeit zu begegnen. ER liebt es, uns mit solchen Zeiten zu beschenken, die unsere Beziehung zu IHM als eine Art „Vorgeschmack“ auf den Himmel stärken. Peter Stenger Seite 3 22.08.2016 III.) Nur Jesus Christus allein! Petrus, Jakobus und Johannes sind total begeistert von dieser mehrfachen geistlichen Präsenz. Vorher (so Lukas) waren sie eingeschlafen, jetzt sind sie hellwach! Und es ist wieder einmal Petrus, der als erster erkennt, was da passiert und der das Wort ergreift und einen absolut verständlichen Vorschlag macht: Völlig aus dem Häuschen will er zusammen mit den beiden andern drei Hütten bauen: Eine für Moses, eine für Elia und eine für Jesus Christus selbst – Herrlichkeit x 3 – sozusagen festgehalten für alle Zeit nur für sie! Der himmlische Vater, der in Seiner Wolke völlig außer Konkurrenz war, reagiert auf diese Idee in zweifacher Weise: 1.) ER verweist auf den Herrn: „Dies (!) ist mein geliebter Sohn, auf IHN (!) sollt ihr hören!“ (Vers 7) 2.) Und auf einmal sehen sie nur noch Jesus Christus allein; die beiden anderen himmlischen Gestalten sind verschwunden! (Vers 8) Der Vater im Himmel lenkt den Fokus von dem Trio auf Seinen Sohn. Die Herrlichkeit des Moses und des Elia verblassen wieder, die von Jesus Christus bleibt. Es geht nur noch um IHN! Was für ein gewaltiges und aussagestarkes Bild! Ihr Lieben, unser Jahresthema heißt nicht umsonst „Aufbruch zur Herrlichkeit Gottes“ Wenn wir das wirklich möchten, dass der Herr bei uns (ob bei uns Einzelnen oder auch bei uns als gesamte Gemeinde) sichtbarer, hörbarer, erfahrbarer wird, dann muss so manches von unserer „Herrlichkeit“ verschwinden. Eben genauso wie die beiden Menschen des Alten Testaments auf einmal nicht mehr zu sehen waren, die offensichtlich für Petrus auf einer Stufe mit Jesus Christus standen. Oder um es mit Johannes dem Täufer auszudrücken „ER muss wachsen, ich aber abnehmen!“ (Joh. 3, 29f). Und in der Tat liegt es an uns, ob unsere Herrlichkeit manchmal Seiner Herrlichkeit im Weg steht oder der Herr durch unser Leben erkennbar wird: Peter Stenger Seite 4 22.08.2016 Etwa indem wir an eigenen „Rechten“ festhalten oder darauf verzichten: Du kannst Dich beispielsweise am Arbeitsplatz für ein unfaires Verhalten eines Kollegen Dir gegenüber rächen – Dann wird Dein „Ich“ bedient und sichtbar, aber nichts von Jesus Christus, im schlimmsten Fall werden Menschen hier auf einen Widerspruch zwischen Deinem Leben und dem Evangelium aufmerksam. Du kannst aber auch Unrecht benennen und es vergeben – Dann verzichtest Du auf das Recht der Bestrafung, aber Dein Kontrahent wird sich möglicherweise wundern und ins Nachdenken kommen, warum Du Dich so verhalten hast. Unter Umständen wird Jesus Christus hier für ihn in Deinem Verhalten sichtbar. Oder auch indem wir Stolz in unserem Leben kultivieren oder von Demut geprägt sind, weil wir wissen, dass wir unsere Ehre und unseren Lohn beim Herrn und nicht bei Menschen haben: Du kannst die Tatsache, dass Dein Kind stabil mit beiden Füßen im Leben steht und eine gute Entwicklung macht, Dir selbst und Deinen eigenen Erziehungsmethoden zuschreiben und das überall zum Besten geben. Oder Du kannst es in der Haltung tun, dass bei allem Positiven, das ihr als Eltern investiert habt, es letztlich Gottes Gnade ist, die zu dem positiven Ergebnis geführt hat. Wer oder was wird sichtbar in unserem Leben? Geht es uns um Seine Herrlichkeit oder um unsere (Selbst-) Herrlichkeit? Und das ist auch eine spannende Frage im Zusammenhang mit dem Leben in der Gemeinde: Ich frage mich das immer wieder, wenn ich andere und mich über unsere Gemeinde reden höre: Bei allem Positiven, was es da zu berichten gibt: Wollen wir bei Anderen Begeisterung für Jesus Christus wecken oder für uns? Oder aber wenn wir uns im Bereich von Anbetung und Lobpreis einbringen: Geht es uns dabei um Selbstverwirklichung und -präsentation als Musiker oder will ich Menschen (mich selbst eingeschlossen) in die Gegenwart Gottes führen? Und um uns Prediger nicht von der Rechnung zu nehmen: Sollen Gottesdienstbesucher von uns (unserer Redekunst, unserem raffinierten Einsatz von Medien und dergleichen) beeindruckt sein, oder sollen sie die Stimme des Heiligen Geistes durch uns hören? Peter Stenger Seite 5 22.08.2016 Es gibt leider nicht wenige große Frauen und Männer Gottes, die an dieser Stelle gescheitert sind, ihre Vollmacht verloren haben und wenig später von der Bildfläche verschwunden sind. Nun können einem solche Fragen auch regelrecht zur Anfechtung werden. Wir sollten daher nicht ständig aber immer wieder einmal innehalten und uns fragen: An wen will ich Menschen binden mit meinen Einsatz, meinem Reden, ja mit meinem ganzen Leben – an Jesus Christus oder an mich bzw. an uns? Das ist die Herzens- und Schlüsselfrage, die uns hilft Selbstherrlichkeit zu entlarven und ihr im Sinne Johannes des Täufers zu begegnen, damit das geschieht, was unser Text zum Schluss beschreibt: Sie sahen niemandem mehr als Jesus allein. Lasst mich an der Stelle ein paar Minuten über das Thema „Selbstherrlichkeit“ verlieren: Sie gibt von ihrem Wesen Menschen und nicht Gott die Ehre, was die Bibel als Grundübel beschreibt, das Folgen hat (Röm. 1, 21 Röm. 1, 29f). Sie drückt eine scheinbare Minderwertigkeit aus. Die Angst, nicht wahrgenommen und gewürdigt zu werden, führt dazu, sich selbst immer wieder in den Vordergrund zu stellen. Und obwohl solche Menschen damit Anerkennung und Annahme erreichen wollen, geschieht oft genau das Gegenteil: Selbstherrliche Menschen sind nicht gerade wirklich attraktiv; man meidet lieber Gespräche mit Leuten, die die ganze Zeit nur über sich und ihre Erfolge reden und dafür „Gesprächspartner“ als Zuhörer und Bewunderer brauchen. Wenn Gottes Herrlichkeit uns bestimmt, dann ist für Selbstherrlichkeit weniger Platz („Wenn ER zunimmt, nehme ich automatisch ab!“): Es ist so befreiend, so heilsam von sich wegzukommen und auf den Herrn zu schauen. Halleluja, endlich geht es nicht mehr um mich! Und solche Menschen, die so etwas leben, sind absolut anziehend. Sie können zuhören, brauchen sich nicht auf Kosten anderer ständig zu profilieren. In ihrer Gegenwart kann man Christus begegnen! Frage Dich doch einmal selbst, mit welchen Menschen Du lieber Deine Zeit verbringst! Peter Stenger Seite 6 22.08.2016 Letztlich ist die Herrlichkeit Gottes der lebensverändernde Schlüssel, um aus der Knechtschaft der Selbstherrlichkeit heraus zu kommen: Wo ich Gottes Ehre suche, ehrt ER mich (Jak. 4,10) Wo ich weiß, dass ich Gott gefalle (Vers 7 „geliebter Sohn“), werde ich unabhängiger davon, Menschen zu gefallen. Wo ich mir als „Königskind“ bewusst bin, brauche ich mich nicht selbst vor anderen zu „erhöhen“. Mehr als ein Prinz / eine Prinzessin des Allerhöchsten kann ich gar nicht mehr werden! Und wo ich weiß, dass der Herr mich ansieht und ER mich nicht vergisst, da muss ich mich nicht mehr selbst sorgen um mein Ansehen bei anderen. Das hebräische Wort für „Herrlichkeit“ „kabod“ meint übrigens etwas, was „Gewicht“ oder „Ansehen“ verschafft. Gottes Herrlichkeit macht mich zu einem angesehenen Menschen! Liebe Gemeinde, lasst uns jetzt das, was wir in den letzten 30 Minuten gehört haben, umsetzen: Wir bewegen uns weg von uns und wollen nur noch Jesus allein anschauen. Es geht bei dieser Zeit von Anbetung und Lobpreis nicht darum, dass wir uns dabei gut fühlen, sondern es geht nur um IHN. Wir wollen dabei nicht auf den „Moses“ vor uns schauen oder auf den „Elia“ neben uns hören, sondern nur noch vor dem Herrn stehen. Amen !!! Peter Stenger Seite 7 22.08.2016
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