Neue Zürcher Zeitung International (18.08.2016)

Leitartikel: Eine Europaallee genügt nicht im Kampf gegen die Zersiedelung Seite 17
Neuö Zürcör Zäitung
NZZ – INTERNATIONALE AUSGABE
Donnerstag, 18. August 2016 V Nr. 191 V 237. Jg.
gegründet 1780
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Russland stärkt
seine Schlagkraft
Teheran erlaubt Moskau Nutzung von Militärbasis
Erstmals hat Russland
Luftangriffe auf Syrien aus Iran
gestartet. Dies dürfte das
Asad-Regime militärisch
stärken. Zielstrebig arbeitet
der Kreml auf eine dauerhafte
Präsenz im Nahen Osten hin.
DANIEL WECHLIN, MOSKAU
ISHAN TANKHA FÜR NZZ
Eine Garage
für drei
In Indien halten sich selbst Familien der unteren Mittelschicht mindestens eine Hausangestellte. Reichere leisten sich eine ganze Familie. Wenn möglich werden Diener
auf dem Grundstück untergebracht, um rund um die Uhr verfügbar zu sein. Die
Mouryas sind eine dieser Bedienstetenfamilien. Raman, Savitri und Ram Lakhant
(von links) wohnen bei ihrer Herrschaft in einer Garage.
International, Seite 6, 7
Sportfernsehen bricht ein
Das IOK versucht, über die neuen Medien an ein jüngeres Publikum heranzukommen
Im Schatten der Spiele von Rio
schreitet die mediale Revolution
unaufhaltsam voran. Lineares
Fernsehen, wie wir es heute
kennen, könnte bald schon der
Vergangenheit angehören.
DANIEL GERMANN, RIO DE JANEIRO
Noch sind die Spiele in Rio de Janeiro
nicht zu Ende, und doch ist das Bilanzieren nicht nur bei den Athleten, sondern
auch bei den olympischen Partnern bereits angebrochen. Als einer der ersten
trat das amerikanische Network NBC
an die Öffentlichkeit. Die TV-Einschaltquoten im weltweit stärksten Markt liegen rund 15 Prozent unter jenen vor vier
Jahren an den Spielen in London. Im
wichtigsten Marktsegment der 18- bis
34-Jährigen beträgt der Einbruch sogar
mehr als 30 Prozent.
NBC investiert bis 2032 über zehn
Milliarden Dollar in die medialen Rechte an den Spielen. Dass die Amerikaner
trotzdem nicht in Panik verfallen, liegt
daran, dass ihre Zahlen im StreamingMarkt steigen. Bereits in der ersten
Woche verzeichneten die verschiedenen
Online-Plattformen mehr Zugriffe als
während der beiden Spiele in London
und Sotschi zusammen.
Die mediale Revolution ist in vollem
Gang. Sie zieht die Konsumenten weg
vom linearen Fernsehen ins Internet, wo
jeder über das Tablet oder das Smartphone sein eigener Programmdirektor
ist. Auch das IOK trägt dieser Entwicklung Rechnung. Nach diesen Spielen
lanciert es den «Olympic Channel», um
das Publikum auch zwischen den Spielen präsent zu halten. Der Reifenhersteller Bridgestone wird erster Partner.
Wie ernst es dem IOK mit dem
«Olympic Channel» ist, zeigt, dass es in
den kommenden sieben Jahren 490 Mil-
lionen Euro in das Projekt investiert.
Zur Umsetzung hat es in der Nähe von
Madrid ein eigenes TV-Zentrum mit 120
Angestellten aufgebaut.
In diesem Kontext ist auch die Vergabe der europäischen Medienrechte
von 2018 bis 2024 für 1,3 Milliarden
Euro an die amerikanische Discovery
Communication zu sehen. Über seine
europäische Tochter Eurosport wird das
Unternehmen ab den kommenden Winterspielen in Pyeongchang zum wichtigsten Player in Europa. Bei den bisherigen öffentlichrechtlichen Partnern
wie ARD und ZDF drohen die Spiele
aus ihren Programmen zu fallen.
Die Strategie des IOK ist klar: Es versucht nicht nur, das Programm über
neue Sportarten wie BMX, Surfen oder
Skateboard im Sommer oder Big Air im
Winter zu verjüngen, sondern sucht
über die neuen Plattformen auch den
Zugang zum Publikum der Zukunft.
Meinung & Debatte, Seite 19
Russland optimiert seine militärische
Einsatzfähigkeit im Nahen Osten. Zum
ersten Mal seit dem Eingreifen Moskaus
in den syrischen Bürgerkrieg im September 2015 sind am Dienstag russische
Luftangriffe aus Iran geflogen worden.
Wie das Verteidigungsministerium in
Moskau mitteilte, stiegen von der Luftwaffenbasis Hamadan im Nordwesten
des Landes russische Langstreckenbomber des Typs Tupolew-22M3 und Suchoi-34-Jagdbomber auf. Dabei sollen in
Syrien Ziele der Terrororganisationen
Islamischer Staat und der Jabhat Fatah
al-Sham bei Aleppo sowie in den Provinzen Idlib und Deir al-Zur angegriffen
worden sein. Eskortiert wurden die Flugzeuge von vom russischen Luftwaffenstützpunkt Hmeimim in Syrien gestarteten Maschinen.
Asad in der Defensive
Der Schritt folgt auf ein Treffen von Präsident Wladimir Putin mit seinem iranischen Amtskollegen Hassan Rohani vor
einer Woche in Baku und dem überraschenden Erfolg syrischer Rebellen
gegen das Asad-Regime, den Belagerungsring im bitter umkämpften Aleppo
zu sprengen. Ob diese Ereigniskette
direkt mit der iranischen Erlaubnis zur
russischen Nutzung der Luftwaffenbasis
in Zusammenhang steht, ist spekulativ.
Teheran sprach am Dienstag jedenfalls
von einer «strategischen Kooperation»
im Kampf gegen den Terror. Iran und
Russland teilten ihr Potenzial und ihre
Infrastruktur, kommentierte Ali Schamchani, Chef des Nationalen Sicherheitsrats, das Vorgehen.
Das bilaterale Verhältnis ist zwar
nicht ungetrübt. Doch Russland sucht
seit geraumer Zeit Teherans Gunst. Der
Kreml hat einerseits wirtschaftliche Interessen in Iran, etwa den Bau mehrerer
Atomkraftwerke oder den Verkauf von
Militärtechnik,
beispielsweise
von
Su-32-Kampfjets. Die seit dem Ende der
Sanktionen gegen Iran begonnene Lieferung des russischen Fliegerabwehrsystems S-300 soll noch vor 2017 abgeschlossen sein. Andererseits besitzt die
aufstrebende Regionalmacht für Russland wegen ihrer Lage zu Kaukasus und
Zentralasien auch verkehrsstrategische
und sicherheitspolitische Bedeutung. Im
Syrien-Konflikt stehen Moskau und Teheran stramm hinter dem syrischen
Machthaber Bashar al-Asad.
Die Vorteile einer iranischen Luftwaffenbasis liegen für Russland auf der
Hand. Da die Langstreckenbomber
Tu-22M3 wegen ihrer Ausmasse von
Hmeimim bei Latakia in Syrien nicht
operieren können, flogen sie bis jetzt
ihre Einsätze von Mosdok im Nordkaukasus aus. Durch Hamadan verkürzt sich
nun die Flugzeit zu Zielen in Syrien laut
Militärexperten um mehr als die Hälfte,
von zum Teil über 2100 Kilometern auf
noch rund 700. Gleichzeitig könnten damit Kerosin- und andere anfallende Kosten eingespart werden. Im Frühjahr
schätzten russische Medien die täglichen
Militärkosten auf mindestens 2,5 bis
4 Millionen Dollar. Laut Wladimir Komojedow, Vorsitzender des Verteidigungskomitees der Staatsduma, würden
die russischen Einsätze mit einem Start
aus Iran zudem sicherer werden. Auch
könnten dadurch die Bomber mehr Waffen aufnehmen. Von mehr als einer Verdreifachung der Ladung ist die Rede.
Dies führe laut dem Admiral schliesslich
auch zur einer Effizienzsteigerung der
gesamten Militäroperation.
Der Kreml setzt sich fest
Militärs und Beobachter in Moskau erwarten, dass Russland mit der Benutzung
der iranischen Basis seine Angriffe in
Syrien generell intensivieren wird. Gegenwärtig verfügt Moskau vor Ort laut
Presseberichten über zirka 24 Kampfjets
und 10 Kampfhelikopter. Präsident Putin
legte derweil vergangene Woche dem
Parlament ein Abkommen zur Abstimmung vor, das nebst der marinen Präsenz
bei Tartus neu auch eine dauerhafte Stationierung der Luftwaffe in Syrien erlauben würde. Damaskus stimmte bereits
zu. Wie der Konflikt auch ausgehen mag:
Mit der jüngsten Ankündigung setzt der
Kreml abermals ein deutliches Zeichen,
sich in der Region weiter festsetzen zu
wollen und sein militärisches wie politisches Gewicht bei der Gestaltung des
Nahen Ostens zu erhöhen.
FREIWILLIGENARBEIT
KIRCHEN ALS ORCHESTER
14°/24°
NZZ
118 Glocken
in St. Gallen spielen
ADOLF OGI
Kantonale Bewerbungen eine Sinfonie SEITE 20
CHINESEN AN DER BAHNHOFSTRASSE
um Olympische Spiele
wären nur im Wallis
Die Zeiten der
möglich, glaubt der
Nachholbedürfnisse
Altbundesrat SEITE 29
sind vorbei SEITE 31
Der Strand ist ein
Laufsteg. Von hier
stammt der sehr
knappe Tanga SEITE 34, 35
REUTERS
Jüngere engagieren sich
anders und aus
anderen Gründen SEITE 15
SEHNSUCHTSORT COPACABANA
VERPATZTE LANDUNG
Giulia Steingruber
gelingt im Bodenfinal
zu wenig. Es reicht ihr
nur zu Rang 8 SEITE 33
Finanzmarkt 10, Traueranzeigen 8, 26
Sport 33–36
ZWEIMAL OLYMPIASIEGER
Der 800-m-Läufer
David Rudisha hat
die dunklen Schatten
abgehängt SEITE 33
WETTER
Bewölkt und Schauer,
zum Teil auch Gewitter.
Im Westen später
Aufhellungen. Im Süden
veränderlich mit Schauern
oder Gewittern. SEITE 37
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