70.000 Euro für den Ausbau der interprofessionellen

70.000 EURO FÜR DEN AUSBAU DER INTERPROFESSIONELLEN
LEHRE DER UNIMEDIZIN HALLE
Was in anderen Ländern wie Kanada, Schweden oder die USA schon fester
Bestandteil in der Ausbildung der Gesundheitsberufe ist, findet in
Deutschland erst seit wenigen Jahren Beachtung: eine interprofessionell
gestaltete Lehre (IPL). Eine Ausweitung des interprofessionellen
Lehrangebotes der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg, das maßgeblich im Dorothea Erxleben Lernzentrum (DELH)
vorangetrieben wird, wird nun von der Robert Bosch Stiftung im Programm
„Operation Team – Interprofessionelles Lernen in den Gesundheitsberufen“ mit
70.000 Euro über zwei Jahre gefördert.
An der Universitätsmedizin Halle (Saale) lernen seit dem Wintersemester
2014/15 Medizinstudierende im Praktischen Jahr (PJ) zusammen mit
Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege sowie mit Pflegenden in der
Fachweiterbildung im Modell-Projekt „Interprofessionelles Notfallmanagement“
das aufeinander abgestimmte Handeln im Notfall. „Wir haben bei null
angefangen. Mittlerweile ist die interprofessionelle Lehre sehr gewachsen und
fester Bestandteil in der Ausbildung der PJ-Studierenden und der künftigen
Pflegekräfte“, sagt Dr. Elisa Haucke, die für die Entwicklung des Konzeptes
der IPL an der Universitätsmedizin Halle (Saale) seit einem Jahr
verantwortlich ist. Die gemeinsamen Lehreinheiten sollen das Verständnis der
Professionen füreinander fördern und wegweisend für eine langfristige
interprofessionelle Zusammenarbeit in der Versorgung sein.
An der Medizinischen Fakultät werden neben Human- und Zahnmedizinern auch
Pflege- und Gesundheitswissenschaftler ausgebildet, was einen frühzeitigen
wissenschaftlichen Austausch der verschiedenen Professionen während der
Ausbildung sowie eine enge Zusammenarbeit der jeweiligen Ausbildungsleiter
ermöglicht. „Diese besonderen strukturellen Voraussetzungen und personellen
Vernetzungen haben uns ermöglicht, ein interprofessionelles Lehrkonzept zu
gestalten. In Deutschland gibt es das so in diesem Umfang kaum“, so
Projektkoordinatorin Haucke. Auch der Wissenschaftsrat hob diesen Aspekt
positiv hervor und empfahl der Fakultät den Ausbau der interprofessionellen
Lehre.
„Die interprofessionelle Ausbildung der Gesundheitsberufe in Halle zielt auf
die Bearbeitung klinischer Fragestellungen im ärztlich-pflegerischen Team ab.
Die Studierenden sollen berufsgruppenspezifische Zuständigkeiten in der
Patientenversorgung reflektieren und diese in praktischen
Simulationseinheiten zusammenführen“, erklärt Dr. Haucke.
Im Modul Notfallmanagement lernen der Teilnehmer wichtige Kompetenzen in
Sachen Kommunikation und Teamarbeit während eines Notfalls. „Bei einer
Reanimation muss die Arbeit aller Beteiligten Hand in Hand gehen. Jeder hat
seine Aufgabe und muss wissen, was er tut, aber es muss eben auch im Team
funktionieren“, sagt die promovierte Ernährungswissenschaftlerin Haucke. Dies
werde im Simulationszentrum geübt. Pro Modul nehmen maximal neun PJler und
Pflegekräfte teil, die zunächst in einem Seminar theoretisches Wissen
vermittelt bekommen. Im Anschluss werden sie in Kleingruppen aufgeteilt, die
jeweils ein interprofessionelles Team bilden. Als Vorbereitung auf die
Simulation soll sich die Gruppe im selbstgesteuerten, kooperativen Lernen
anhand eines konkreten Patientenfalls zur Thematik austauschen, die
Versorgung des Patienten vorab im Team besprechen und sich gezielt auf die
praktische Trainingseinheit – die komplexe Reanimation – vorbereiten.
Das interprofessionelle Lernen soll dank der Förderung der Robert Bosch
Stiftung künftig auch für andere Situationen ausgebaut werden, blickt Dr.
Haucke voraus. Dabei werden interprofessionelle Schnittstellen im klinischen
Umfeld herausgearbeitet und mit verschiedenen fachlich und thematisch
relevanten Schwerpunktthemen (unter anderem Geriatrie, Palliativmedizin)
kombiniert. Die Teilnehmer sollen damit gezielt auf Herausforderungen im
Klinikalltag vorbereitet werden.
Mit dem Programm „Operation Team – Interprofessionelles Lernen in den
Gesundheitsberufen“ unterstützt die Robert Bosch Stiftung bundesweit 17
regionale Kooperationsprojekte, die angehende Ärzte, Pflegekräfte und
Therapeuten bereits in der Ausbildungsphase an die Kooperation in einem
berufsübergreifenden Team vorbereiten sollen. Universitäten, Hochschulen und
nichtakademische Ausbildungseinrichtungen konzipieren dafür gemeinsam neue
interprofessionelle Lerneinheiten. Die strukturelle Verankerung und
curriculare Integration der neuen Lernangebote stehen dabei im Fokus der
Projektarbeit. Die Robert Bosch Stiftung stellte dafür rund 2 Millionen Euro
zur Verfügung.
Foto: Üben der Reanimation mit Atemmaske und Herz-Druck-Massage (Bildquelle:
Fotostelle UKH)