Durch Mengenreduktion zu besserem Erzeugermilchpreis Möglichkeiten zur Milchmengenänderungen am Milcherzeugerbetrieb Aufgrund der mittlerweile langen und schwierigen Situation am Milchmarkt konnte mit 18. Juli auf Druck vieler Mitgliedsländer, insbesondere auch Österreichs ein Maßnahmenpaket seitens der EU erreicht werden. Es handelt sich dabei um Maßnahmen zur Milchmengenreduktion, um das Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu verbessern und somit die Grundlage für bessere Milchpreise zu schaffen. Im Zuge dieser Maßnahmen wird es einen finanziellen Beitrag (voraussichtlich 14 Cent) für reduzierte Milchmengen geben. Details zur Beantragung und der genaue Ablauf werden zeitgerecht veröffentlicht und darüber informiert. Es gilt nun einzelbetrieblich zu überlegen, ob die Teilnahme an den Maßnahmen für den Betrieb generell genutzt werden kann und soll, welche Auswirkungen die Teilnahme hat und wie eine mögliche Reduktion bewerkstelligt werden kann. Mögliche Maßnahmen gilt es zu analysieren: Reduktion der Kuhzahl: Eine schnelle und relativ einfache Maßnahme ist die Reduktion der Kuhzahl. Aus wirtschaftlichen oder gesundheitlichen Gründen können Tiere aus dem Bestand genommen werden. Die Bestandsbeurteilung soll im Rahmen Tiergesundheitsdienst erfolgen. Nutzung von Stallplätzen für die Fleischproduktion: Es ist nicht zielführend einen großen Teil des Stalles nicht zu nutzen oder leer stehen zu lassen, da die fixen Kosten bestehen bleiben. Eine mögliche Überlegung ist, Stallplätze für die Ausmast von weiblichen Tieren zu nutzen. Verschiedene Qualitätsprogramme bieten hier attraktive Vermarktungspreise beispielsweise in der Kalbinnenmast. Kälberfütterung Ein Potential für Mengenänderungen birgt sicher auch die Vertränkung von Milch an Kälber. Hierbei ist zu überlegen, ob eine Ausmast als Milchmastkälber sinnvoll sein könnte und ein entsprechender Verwertungserlös erzielt werden kann. Dazu sollte aber auf jeden Fall vorher mit dem Abnehmer der Tiere abgeklärt werden, auf welches Gewicht die Kälber aufgemästet werden sollen, damit sie den Anforderungen des Marktes entsprechen und Abzüge wegen nichterreichter Qualitätskriterien vermieden werden. Im Fall des Einsatzes von Milchaustauschern ist zu überlegen, die betriebseigene Milch einzusetzen, auch wenn der Einsatz von Austauschern rechnerisch attraktiv erscheint. Nicht vertränkt werden sollte Milch von Kühen mit hohen Zellzahlen, da sich hier Nachfolgeprobleme ergeben können. Bei diesen Tieren ist das Merzen zu überlegen. Sehr gute Erfahrung haben einige Betriebe mit dem Einsatz einer Ad-Libitum Tränke bei Aufzuchtkälbern gemacht. Versuche zeigten, dass sich hohe Milchmengen - bis zu 10 Liter pro Tag und mehr - in dieser Lebensphase positiv auf die Entwicklung der Kälber auswirkten. Rationsgestaltung überarbeiten Die Kühe müssen unbedingt bedarfsgerecht versorgt werden. Eine Einsparung beim Einzeltier von Grund- oder Kraftfutter wird Probleme nach sich ziehen. Grundfutter sollte in bester Qualität vorgelegt werden und laufend für die Kühe verfügbar sein. Zu überdenken ist der Kraftfuttereinsatz. Dies bringt möglicherweise auch Einsparungen auf der Kostenseite. Gerade bei altmelkenden Kühen lässt sich oft eine Überversorgung feststellen mit Nachfolgeproblemen in der Trockenstehphase, bei der Geburt und in der darauffolgenden Laktation. Eine Analyse und mögliche Berechnung der Rationsgestaltung ist Grundlage für die optimale Versorgung. Einzelbetriebliche Situation und Auswirken auf die Kostenstruktur beachten Bei allen Möglichkeiten ist die betriebsindividuelle Situation genau zu analysieren. Auch Auswirkungen auf das Management und die Arbeitsabläufe und Arbeitswirtschaft sind mit in die Überlegungen einzubeziehen. Darüber hinaus ist abzuwägen welche Auswirkungen die eine oder andere Maßnahme auf die Kosten (fixe Kosten und variable Kosten) hat, bzw. ob allenfalls entgangene Leistungen (abhängig vom Milchpreis unter Berücksichtigung der Milchreduktionsbeihilfe) höher sind als der Effekt des Sparens oder der (Mengen)reduktion. Es ist der Gesamterlös aus dem Milchverkauf unter Berücksichtigung möglicher Zu- oder Abschläge, von Preisklassen und der Auswirkung der Reduktionsbeihilfe gegenüberzustellen. Mengenreduktionen können auch eine Steigerung der Kosten pro Liter Milch z.B. im Bereich der fixen Kosten bedeuten z.B. Abschreibungen auf Stallplatz. Mit den Maßnahmen zur Milchreduktion seitens der EU und Österreichs, wurde ein finanzieller Anreiz geschaffen, der eine einzelbetriebliche Mengenreduktion wirtschaftlich interessant machen kann. Nur wenn diese Maßnahmen auf einzelbetrieblicher Ebene umgesetzt werden, kann eine Reduktion der Anlieferungsmenge erreicht und damit ein besserer Erzeugermilchpreise erreicht werden. Der Erfolg hängt von der Teilnahme der Milcherzeuger ab.
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