2016 08 18 HP LKÖ Möglichkeiten zur Milchmengenänderungen

Durch Mengenreduktion zu besserem Erzeugermilchpreis
Möglichkeiten zur Milchmengenänderungen am Milcherzeugerbetrieb
Aufgrund der mittlerweile langen und schwierigen Situation am Milchmarkt konnte mit 18. Juli
auf Druck vieler Mitgliedsländer, insbesondere auch Österreichs ein Maßnahmenpaket
seitens der EU erreicht werden. Es handelt sich dabei um Maßnahmen zur
Milchmengenreduktion, um das Verhältnis von Angebot und Nachfrage zu verbessern und
somit die Grundlage für bessere Milchpreise zu schaffen.
Im Zuge dieser Maßnahmen wird es einen finanziellen Beitrag (voraussichtlich 14 Cent) für
reduzierte Milchmengen geben. Details zur Beantragung und der genaue Ablauf werden
zeitgerecht veröffentlicht und darüber informiert.
Es gilt nun einzelbetrieblich zu überlegen, ob die Teilnahme an den Maßnahmen für den
Betrieb generell genutzt werden kann und soll, welche Auswirkungen die Teilnahme hat und
wie eine mögliche Reduktion bewerkstelligt werden kann.
Mögliche Maßnahmen gilt es zu analysieren:
Reduktion der Kuhzahl:
Eine schnelle und relativ einfache Maßnahme ist die Reduktion der Kuhzahl. Aus
wirtschaftlichen oder gesundheitlichen Gründen können Tiere aus dem Bestand genommen
werden. Die Bestandsbeurteilung soll im Rahmen Tiergesundheitsdienst erfolgen.
Nutzung von Stallplätzen für die Fleischproduktion:
Es ist nicht zielführend einen großen Teil des Stalles nicht zu nutzen oder leer stehen zu
lassen, da die fixen Kosten bestehen bleiben. Eine mögliche Überlegung ist, Stallplätze für
die Ausmast von weiblichen Tieren zu nutzen. Verschiedene Qualitätsprogramme bieten hier
attraktive Vermarktungspreise beispielsweise in der Kalbinnenmast.
Kälberfütterung
Ein Potential für Mengenänderungen birgt sicher auch die Vertränkung von Milch an Kälber.
Hierbei ist zu überlegen, ob eine Ausmast als Milchmastkälber sinnvoll sein könnte und ein
entsprechender Verwertungserlös erzielt werden kann. Dazu sollte aber auf jeden Fall vorher
mit dem Abnehmer der Tiere abgeklärt werden, auf welches Gewicht die Kälber aufgemästet
werden sollen, damit sie den Anforderungen des Marktes entsprechen und Abzüge wegen
nichterreichter Qualitätskriterien vermieden werden.
Im Fall des Einsatzes von Milchaustauschern ist zu überlegen, die betriebseigene Milch
einzusetzen, auch wenn der Einsatz von Austauschern rechnerisch attraktiv erscheint. Nicht
vertränkt werden sollte Milch von Kühen mit hohen Zellzahlen, da sich hier
Nachfolgeprobleme ergeben können. Bei diesen Tieren ist das Merzen zu überlegen.
Sehr gute Erfahrung haben einige Betriebe mit dem Einsatz einer Ad-Libitum Tränke bei
Aufzuchtkälbern gemacht. Versuche zeigten, dass sich hohe Milchmengen - bis zu 10 Liter
pro Tag und mehr - in dieser Lebensphase positiv auf die Entwicklung der Kälber auswirkten.
Rationsgestaltung überarbeiten
Die Kühe müssen unbedingt bedarfsgerecht versorgt werden. Eine Einsparung beim
Einzeltier von Grund- oder Kraftfutter wird Probleme nach sich ziehen. Grundfutter sollte in
bester Qualität vorgelegt werden und laufend für die Kühe verfügbar sein. Zu überdenken ist
der Kraftfuttereinsatz. Dies bringt möglicherweise auch Einsparungen auf der Kostenseite.
Gerade bei altmelkenden Kühen lässt sich oft eine Überversorgung feststellen mit
Nachfolgeproblemen in der Trockenstehphase, bei der Geburt und in der darauffolgenden
Laktation. Eine Analyse und mögliche Berechnung der Rationsgestaltung ist Grundlage für
die optimale Versorgung.
Einzelbetriebliche Situation und Auswirken auf die Kostenstruktur beachten
Bei allen Möglichkeiten ist die betriebsindividuelle Situation genau zu analysieren. Auch
Auswirkungen auf das Management und die Arbeitsabläufe und Arbeitswirtschaft sind mit in
die Überlegungen einzubeziehen.
Darüber hinaus ist abzuwägen welche Auswirkungen die eine oder andere Maßnahme auf
die Kosten (fixe Kosten und variable Kosten) hat, bzw. ob allenfalls entgangene Leistungen
(abhängig vom Milchpreis unter Berücksichtigung der Milchreduktionsbeihilfe) höher sind als
der Effekt des Sparens oder der (Mengen)reduktion. Es ist der Gesamterlös aus dem
Milchverkauf unter Berücksichtigung möglicher Zu- oder Abschläge, von Preisklassen und
der Auswirkung der Reduktionsbeihilfe gegenüberzustellen.
Mengenreduktionen können auch eine Steigerung der Kosten pro Liter Milch z.B. im Bereich
der fixen Kosten bedeuten z.B. Abschreibungen auf Stallplatz.
Mit den Maßnahmen zur Milchreduktion seitens der EU und Österreichs, wurde ein
finanzieller Anreiz geschaffen, der eine einzelbetriebliche Mengenreduktion wirtschaftlich
interessant machen kann. Nur wenn diese Maßnahmen auf einzelbetrieblicher Ebene
umgesetzt werden, kann eine Reduktion der Anlieferungsmenge erreicht und damit ein
besserer Erzeugermilchpreise erreicht werden. Der Erfolg hängt von der Teilnahme der
Milcherzeuger ab.