Pressemitteilung Bautzener Brache, BBU, 20. 07. 2016

BBU-Pressemitteilung
20.07.2016
Rückfragen in dieser Angelegenheit: Dr. Peter Schott, 0177-5334477
Spekulativer Wohnungsbau in Berlin erreicht neue
Dimension
(Berlin, Bonn, 20.07.2016) Die Fakten: Mitten in Berlin sollen auf einer 2,2 Hektar großen
begrünten Fläche, die Bautzener Brache, sieben Wohnhäuser mit über 300 Wohnungen
gebaut werden. Angesichts des benötigten Wohnraums haben sich große teile der
Bevölkerung daran gewöhnt, dass in jeder noch freien Ecke in Berlin Wohnsilos in
Windeseile hochgezogen werden.
Mit der Bautzener Brache jedoch ist eine undurchsichtige Gemengelage zwischen der
Politik und der Wirtschaft entstanden, die selbst für Berliner Verhältnisse eine neue
Dimension erreicht hat.
Die Fläche grenzt unmittelbar an eine innerstädtische Durchgangsstraße, die Yorckstraße,
mit einem täglich 24-stündigen hohen Verkehrsaufkommen. Entsprechend erreicht diese
Straße mit die höchste Feinstaubbelastung Berlins. Die ersten der sieben Häuser sind nur
wenige Meter davon entfernt geplant. Auch sollen dort Spielplätze gebaut werden ohne
Rücksicht auf die Gesundheit der Kinder.
Mit Verwunderung nimmt der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) auch
zur Kenntnis, dass die Häuser mitten in der für Berlin wichtigen Nord-SüdBelüftungsschneise gebaut werden. Die Bedeutung dieser Grüntrasse für die Reduzierung
von Atemwegserkrankungen ist seit langem bekannt. Hinzu kommt, dass die sieben
Wohnblöcke auch noch quer in die Luftschneise gebaut werden.
Weshalb nun diese merkwürdige Planung, obwohl nur wenige hundert Meter entfernt
stadtklimatisch günstige Freiflächen zur Verfügung stehen, auf denen nicht gebaut wird?
Der Investor ist Reinhold Semer, der Inhaber der Baumarktkette Hellweg. Es sei sein
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besonderes Anliegen und ein persönliches Projekt, an dieser Stelle die Wohnblocks zu
bauen. Lange fragten sich die Anwohner_innen, wie man auf die Idee kommen kann, die
Menschen in ein solches Areal mit einer gesundheitlich hohen Belastung zu zwängen und
obendrein das Ganze auch noch als ökologisch zu preisen.
Dann war klar, weshalb die Bautzener Brache unbedingt bebaut werden sollte. Für dieses
Grundstück besteht nach §35 BauGB/Außenbereich kein Rechtsanspruch auf Baurecht.
Dies war der Öffentlichkeit nicht bekannt und das Stadtplanungsamt belog die
Bevölkerung. Es behauptete, auf der Fläche würde bereits ein Baurecht bestehen. Erst als
das Grundstück „für'n Appel und'n Ei“ an den Hellweg-Eigentümer verkauft war, fiel dem
Amt ein, dass kein Baurecht besteht. Der Investor ließ dann über ein Architekturbüro eine
detaillierte Planung für die Wohnsilos vorlegen, obwohl kein Baurecht vorliegt.
Die Politik, der Bezirk Berlin-Schöneberg, will dies jetzt unter allen Umständen nachholen.
Allen voran geht die Grüne Stadträtin für Stadtentwicklung, Sibyll Klotz, die das
Wohnprojekt lobpreist und jedes Gegenargument aus der Bevölkerung vom Tisch fegt.
Wenn das Baurecht geschaffen wird, wird die Bautzener Fläche entsprechend des
Bodenrichtwerts rund 22 Mio. Euro wert sein. Der Eigentümer der Fläche wird dann allein
durch die politische Entscheidung einen Spekulationsgewinn von über 1000 Prozent
erhalten.
Der BBU fragt, welcher Deal hat zwischen der Politik und dem Investor hinter der
Bühne stattgefunden? Der BBU fordert von der Politik unverzüglich Aufklärung.
„Die Bautzener Brache ist das unsinnigste Wohnbauprojekt Berlins. Ein gesundheitlicher
und klimatischer Schildbürgerstreich vor einem Spekulationshintergrund, der von der
Grünen Stadträtin Sibyll Klotz mit allen möglichen Mitteln gepuscht wird“, stellt Dr. Peter
Schott, Geschäftsführendes BBU-Vorstandsmitglied fest.
Der BBU fordert die Politik auf, die Planung für die Bebauung der Bautzener Brache
als bundesweites Negativbeispiel für den spekulativen Wohnungsbau sofort zu
stoppen und kein Baurecht zu gewähren.
Engagement unterstützen
Zur Finanzierung seines vielfältigen Engagements bittet der BBU um Spenden aus den Reihen der
Bevölkerung. Spendenkonto: BBU, Sparkasse Bonn, IBAN: DE62370501980019002666, SWIFT-BIC:
COLSDE33).
Informationen über den BBU und seine Aktivitäten gibt es im Internet unter
www.bbu-online.de; telefonisch unter 0228-214032. Die Facebook-Adresse lautet
www.facebook.com/BBU72. Postanschrift: BBU, Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn.
Der BBU ist der Dachverband zahlreicher Bürgerinitiativen, Umweltverbände und Einzelmitglieder. Er wurde
1972 gegründet und hat seinen Sitz in Bonn. Weitere Umweltgruppen, Aktionsbündnisse und engagierte
Privatpersonen sind aufgerufen, dem BBU beizutreten um die themenübergreifende Vernetzung der
Umweltschutzbewegung zu verstärken. Der BBU engagiert sich u. a. für menschen- und umweltfreundliche
Verkehrskonzepte, für den sofortigen und weltweiten Atomausstieg, gegen die gefährliche CO2-Endlagerung,
gegen Fracking und für umweltfreundliche Energiequellen.