Beweidung ist wichtig für die Artenvielfalt

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■ BAUERNBLATT | 16. Juli 2016
Teil 2: Artenvielfalt in der Agrarlandschaft fördern
Beweidung ist wichtig für die Artenvielfalt
Beweidung ist die natürlichste
Form der Grünlandbewirtschaftung und hat über Jahrtausende
die Natur und das Landschaftsbild nachhaltig geprägt. Viele heimische Tier- und Pflanzenarten
sind von einer Offenhaltung unserer Kulturlandschaft durch Beweidung abhängig. Ob extensive Sommerbeweidung, Ganzjahres- oder Winterweide mit robusten Rindern, Pferden oder Schafen
– es gibt viele Einsatzmöglichkeiten
der Beweidung im Naturschutz,
um arten- und strukturreiches
Grünland zu schaffen und die Lebensräume von Laubfrosch, Neuntöter oder Margerite zu erhalten.
Zumeist kommen dabei Robustrinder oder Mutterkühe zum Einsatz.
Aber auch Milchviehbetriebe können durch Beweidung von intensiv
bewirtschaftetem Grünland den
Naturschutz unterstützen und die
Lebensräume vieler vom Grünland
abhängiger Arten erhalten.
Täglicher Weidegang für das Milchvieh, Sommerbeweidung mit Trockenstehern oder Jungtieren: Auch in der Milch-
Schleswig-Holstein ist aufgrund viehhaltung gibt es viele Möglichkeiten zur Beweidung. Fotos: Inke Rabe
seiner klimatischen Vorzüge ein
klassisches Weideland.
Zu dicht, zu kalt, zu nass, zu arten­ terschiedliches Kleinklima mit sonKuhfladen als
arm – so könnte man das Dauer- nigen und schattigen, feuchten und
Lebensraum
Star, Rauchschwalbe und grünland im Lande überwiegend trockenen Plätzen bedeuten gleichEin weiterer wichtiger Aspekt ist
charakterisieren. Dieses aus leis- zeitig auch mehr Arten, die hier
Kiebitz profitieren
tungsstarken Gräsern bestehende existieren können. Neben Laufkä- der Dung der Weidetiere – angeNoch vor wenigen Jahrzehnten Grünland liefert zwar reichlich Si- fern, die Bewegungsfreiheit brau- füllt mit zersetzten oder unverdauhatten nahezu alle Rinder wäh- lage, ist aber als Lebensraum eher chen, können Spinnen ihre Net- ten Pflanzenfasern, Mikroorganisrend des Sommerhalbjahres Zu- ungeeignet, und allenfalls nach der ze aufbauen, Heuschrecken De- men und Mineralien. Er sorgt nicht
gang zu Weiden und suchten ei- Mahd finden Stare, Bussarde oder ckung finden und Frösche auf die nur für besagte Geilstellen, songenständig ihr Futter – eine sehr auch Störche hier noch Regenwür- Jagd gehen. Nicht ohne Grund ver- dern ist gleichzeitig Brutstätte für
energiesparende Form der Land- mer oder andere Futtertiere. Ganz suchen Kiebitzfamilien gleich nach zahllose Wirbellose, in der Mehrbewirtschaftung.
Mittlerweile anders sieht es auf Weideflächen dem Schlupf der Küken, beweidete zahl verschiedene Fliegen- und Käwerden die meisten Milchkühe aus, insbesondere dann, wenn die Weideflächen zu erreichen. Die Kü- ferarten. Mehr als 1.000 Insektenim Stall gehalten. Aus den Wei- Beweidung bereits in der sensi- ken finden hier Nahrung, Deckung, larven können sich in einem Kuhdeflächen im Umkreis der Ställe belsten Zeit des Jahres Ende April/­ Schutz und gleichzeitig die notwen- fladen entwickeln. Bei zirka zehn
sind Mais- oder Grasäcker gewor- Anfang Mai beginnt, ohne dass dige Bewegungsfreiheit, ohne dass Fladen pro Tag und Kuh fällt daden, und das hat Auswirkungen zuvor gemäht wurde. Doch was ihr Dunenkleid im Gras nass wird.
bei eine gewaltige Biomasse von
auf die Artenvielfalt. Englische macht den Unterschied aus, ob geUntersuchungen haben zum Bei- mäht oder die gleiche Fläche bespiel ergeben, dass der dort beob- weidet wird? Der wichtigste Effekt
achtete Rückgang von Staren und der Weidetiere ist, dass sie selektiv
Schwalben direkt mit dem Rück- fressen, schmackhafte Pflanzen begang der Weidewirtschaft zu tun vorzugen, andere dagegen meiden
Stalltechnik für Rinder und Schweine
hat. Die Vögel finden auf Äckern und zusätzlich durch Vertritt, AbkoUnsere Spezialisten vor Ort:
und im Mähgrünland keine Nah- ten, Lagern und Scharren StrukturOtto Jensen
rung mehr, um sich und ihren vielfalt ins Grünland bringen. An23738 Beschendorf
Nachwuchs zu versorgen. Auch bei ders als bei der Mahd wird die Vege0172 / 9139320
uns sind diese ursprünglich überall tationsdecke bei Beweidung nicht
Jörg Meyer
verbreiteten Arten regional selten abrupt auf eine Länge eingekürzt,
23617 Stockelsd.-Dissau
0172 / 8474136
geworden, und auch die beobach- sondern kontinuierlich kurz gehalteten Rückgänge von Mäusebus- ten. Im Umkreis der Kot- und GeilChristopher Nuppenau
22941 Jersbek
sard, Schleiereule, Elster, Dohle stellen, die nicht befressen werden,
0172
/ 5986889
et cetera hängen mit der verän- können zudem Gräser und Kräuter
derten Flächen- beziehungsweise blühen, fruchten und Insekten anDURÄUMAT Stalltechnik GmbH . 23858 Reinfeld . Tel. 04533/204-0 . www.duraeumat.de
locken. Mehr Struktur und ein unGrünlandnutzung zusammen.
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Ivermectin verhindern eine Besiedlung und schnelle Zersetzung des
Dungs durch Insekten. Dadurch
geht auch Weidefläche verloren.
Inke Rabe
Llur Flintbek
[email protected]
Tel.: 0 43 47 - 704-331
Weidetiere sind nicht nur für den Artenschutz wichtig, sondern erhöhen auch den Erlebniswert einer Landschaft.
10.000 Insektenlarven an. Wenn
man bedenkt, dass alle Singvögel
– ob Kolkrabe, Goldammer oder
Feldsperling – in der Nestlingsphase auf Insekten oder andere
Wirbellose als Nahrung angewiesen sind und sich auch Igel, Dachse, Fledermäuse et cetera davon ernähren, wird die Bedeutung dieser
Ressource deutlich. Dung entfaltet
allerdings nur dann seine Wirkung,
wenn er von Tieren stammt, die
nicht mit Wurmmitteln behandelt
wurden. Insbesondere Entwurmungsmittel mit dem Wirkstoff
Wegen der außergewöhnlichen Bedeutung der Beweidung bietet die Landesregierung im Rahmen des Vertragsnaturschutzes das Programm „Weidegang“ an, das
sich gezielt an Milchviehhalter wendet. Die Auflagen beinhalten: Weidegang mit Rindern im Zeitraum von Mai bis
September ohne vorherige
Mahd. Dafür werden 80 €/ha
und Jahr gezahlt.
Schweinegesundheit aktuell
Diagnostik bei Escherichia coli und Clostridium perfringens
Die Infektionen mit den Bakterien
Escherichia coli und Clostridium
perfringens kommen häufig und
weltweit in der kommerziellen
Schweinehaltung vor. Vielfach bereiten diese beiden Erreger im Bestand gleichzeitig Probleme. Escherichia coli besiedelt sehr früh den
Ferkeldarm. Die Giftstoffe (Toxine),
die von den krank machenden Coli-Keimen ausgeschieden werden,
führen zu massivem Durchfallgeschehen, bekannt als „Ferkelruhr“.
Clostridium perfringens, vor allem
der Typ C, führt ebenfalls zu teilweise blutigen Ferkeldurchfällen,
Gasbildung im Darm und hohen
Verlusten. Zudem bildet das Bak-
terium Sporen, die im Stall jahrelang überdauern und die Infektionskette jederzeit wieder in Gang
bringen können.
Viele E.-coli-Stämme besitzen
Fimbrien. Fimbrien sind elektronenmikroskopisch sichtbare Zellanhänge von Bakterien, die der Anheftung der Erreger an Zelloberflächen dienen. F4 und F18 sind
bei der Diarrhoe von Absatzferkel am häufigsten nachgewiesene
Firmbrientypen. Sie tragen häufig
die für den Durchfall verantwortlichen Gene des hitzelabilen Toxins
(LT) oder des hitzestabilen Toxins
(ST). Das für die Ödemkrankheit
verantwortliche Shigatoxin Stx2e wird ebenfalls
von F18-E.-coli- Stämmen
gebildet. Informationen
zu den Fimbrien-Typen
und Toxinen nachgewiesener krank machender
E.-coli und C. perfringens sind auch hilfreich
bei der Auswahl geeigneter Impfstoffe.
Je nachdem, in welchem Alter die Infektion
stattfindet, finden sich
Einmal Clostridien – immer Clostridien durch entsprechende SymptoSporenbildung. Fotos: Dr. Heike Engels me und Bakterienstämme:
E. coli auf einer Blutagar-Platte.
●●neugeborene Ferkel: E.-coli-Di-
arrhoe bei neonatalen Ferkel,
häufige Nachweise von E.-coli
F4, F5, F6 und F41
●●Infektion in späterer Säugezeit:
Infektionen mit E. coli F4 und F18
sind unter anderem Ursache von
Kümmerern und Durchfall
●●frühe Absetzphase: „Kleckern“
bei Absatzferkeln und frühe
Ödemkrankheit (Ödeme an Augenlidern, Kehlkopf, Magen und
Darm), verursacht durch E.-coli F18
●●Clostridium perfringens Typ C:
●●perakutes und akutes Krankheitsgeschehen: plötzlicher Fer-
keltot, Aufgasen, blutiger Durchfall, Gasbildung und hämorrhagische Darmveränderungen durch
Clostridium perfringens
●●chronischer Krankheitsverlauf:
kümmernde Absatzferkel nach
überstandener Infektion mit
Clostridium perfringens Typ C
Sicherer Nachweis der
beteiligten Bakterien
Um die Infektion richtig behandeln zu können, ist ein sicherer
Nachweis der beteiligten Bakterien wichtig. Das gramnegative Stäbchenbakterium E.-coli tritt in ei-