Tier 43 ■ BAUERNBLATT | 16. Juli 2016 Teil 2: Artenvielfalt in der Agrarlandschaft fördern Beweidung ist wichtig für die Artenvielfalt Beweidung ist die natürlichste Form der Grünlandbewirtschaftung und hat über Jahrtausende die Natur und das Landschaftsbild nachhaltig geprägt. Viele heimische Tier- und Pflanzenarten sind von einer Offenhaltung unserer Kulturlandschaft durch Beweidung abhängig. Ob extensive Sommerbeweidung, Ganzjahres- oder Winterweide mit robusten Rindern, Pferden oder Schafen – es gibt viele Einsatzmöglichkeiten der Beweidung im Naturschutz, um arten- und strukturreiches Grünland zu schaffen und die Lebensräume von Laubfrosch, Neuntöter oder Margerite zu erhalten. Zumeist kommen dabei Robustrinder oder Mutterkühe zum Einsatz. Aber auch Milchviehbetriebe können durch Beweidung von intensiv bewirtschaftetem Grünland den Naturschutz unterstützen und die Lebensräume vieler vom Grünland abhängiger Arten erhalten. Täglicher Weidegang für das Milchvieh, Sommerbeweidung mit Trockenstehern oder Jungtieren: Auch in der Milch- Schleswig-Holstein ist aufgrund viehhaltung gibt es viele Möglichkeiten zur Beweidung. Fotos: Inke Rabe seiner klimatischen Vorzüge ein klassisches Weideland. Zu dicht, zu kalt, zu nass, zu arten terschiedliches Kleinklima mit sonKuhfladen als arm – so könnte man das Dauer- nigen und schattigen, feuchten und Lebensraum Star, Rauchschwalbe und grünland im Lande überwiegend trockenen Plätzen bedeuten gleichEin weiterer wichtiger Aspekt ist charakterisieren. Dieses aus leis- zeitig auch mehr Arten, die hier Kiebitz profitieren tungsstarken Gräsern bestehende existieren können. Neben Laufkä- der Dung der Weidetiere – angeNoch vor wenigen Jahrzehnten Grünland liefert zwar reichlich Si- fern, die Bewegungsfreiheit brau- füllt mit zersetzten oder unverdauhatten nahezu alle Rinder wäh- lage, ist aber als Lebensraum eher chen, können Spinnen ihre Net- ten Pflanzenfasern, Mikroorganisrend des Sommerhalbjahres Zu- ungeeignet, und allenfalls nach der ze aufbauen, Heuschrecken De- men und Mineralien. Er sorgt nicht gang zu Weiden und suchten ei- Mahd finden Stare, Bussarde oder ckung finden und Frösche auf die nur für besagte Geilstellen, songenständig ihr Futter – eine sehr auch Störche hier noch Regenwür- Jagd gehen. Nicht ohne Grund ver- dern ist gleichzeitig Brutstätte für energiesparende Form der Land- mer oder andere Futtertiere. Ganz suchen Kiebitzfamilien gleich nach zahllose Wirbellose, in der Mehrbewirtschaftung. Mittlerweile anders sieht es auf Weideflächen dem Schlupf der Küken, beweidete zahl verschiedene Fliegen- und Käwerden die meisten Milchkühe aus, insbesondere dann, wenn die Weideflächen zu erreichen. Die Kü- ferarten. Mehr als 1.000 Insektenim Stall gehalten. Aus den Wei- Beweidung bereits in der sensi- ken finden hier Nahrung, Deckung, larven können sich in einem Kuhdeflächen im Umkreis der Ställe belsten Zeit des Jahres Ende April/ Schutz und gleichzeitig die notwen- fladen entwickeln. Bei zirka zehn sind Mais- oder Grasäcker gewor- Anfang Mai beginnt, ohne dass dige Bewegungsfreiheit, ohne dass Fladen pro Tag und Kuh fällt daden, und das hat Auswirkungen zuvor gemäht wurde. Doch was ihr Dunenkleid im Gras nass wird. bei eine gewaltige Biomasse von auf die Artenvielfalt. Englische macht den Unterschied aus, ob geUntersuchungen haben zum Bei- mäht oder die gleiche Fläche bespiel ergeben, dass der dort beob- weidet wird? Der wichtigste Effekt achtete Rückgang von Staren und der Weidetiere ist, dass sie selektiv Schwalben direkt mit dem Rück- fressen, schmackhafte Pflanzen begang der Weidewirtschaft zu tun vorzugen, andere dagegen meiden Stalltechnik für Rinder und Schweine hat. Die Vögel finden auf Äckern und zusätzlich durch Vertritt, AbkoUnsere Spezialisten vor Ort: und im Mähgrünland keine Nah- ten, Lagern und Scharren StrukturOtto Jensen rung mehr, um sich und ihren vielfalt ins Grünland bringen. An23738 Beschendorf Nachwuchs zu versorgen. Auch bei ders als bei der Mahd wird die Vege0172 / 9139320 uns sind diese ursprünglich überall tationsdecke bei Beweidung nicht Jörg Meyer verbreiteten Arten regional selten abrupt auf eine Länge eingekürzt, 23617 Stockelsd.-Dissau 0172 / 8474136 geworden, und auch die beobach- sondern kontinuierlich kurz gehalteten Rückgänge von Mäusebus- ten. Im Umkreis der Kot- und GeilChristopher Nuppenau 22941 Jersbek sard, Schleiereule, Elster, Dohle stellen, die nicht befressen werden, 0172 / 5986889 et cetera hängen mit der verän- können zudem Gräser und Kräuter derten Flächen- beziehungsweise blühen, fruchten und Insekten anDURÄUMAT Stalltechnik GmbH . 23858 Reinfeld . Tel. 04533/204-0 . www.duraeumat.de locken. Mehr Struktur und ein unGrünlandnutzung zusammen. 44 Tier BAUERNBLATT | 16. Juli 2016 ■ Ivermectin verhindern eine Besiedlung und schnelle Zersetzung des Dungs durch Insekten. Dadurch geht auch Weidefläche verloren. Inke Rabe Llur Flintbek [email protected] Tel.: 0 43 47 - 704-331 Weidetiere sind nicht nur für den Artenschutz wichtig, sondern erhöhen auch den Erlebniswert einer Landschaft. 10.000 Insektenlarven an. Wenn man bedenkt, dass alle Singvögel – ob Kolkrabe, Goldammer oder Feldsperling – in der Nestlingsphase auf Insekten oder andere Wirbellose als Nahrung angewiesen sind und sich auch Igel, Dachse, Fledermäuse et cetera davon ernähren, wird die Bedeutung dieser Ressource deutlich. Dung entfaltet allerdings nur dann seine Wirkung, wenn er von Tieren stammt, die nicht mit Wurmmitteln behandelt wurden. Insbesondere Entwurmungsmittel mit dem Wirkstoff Wegen der außergewöhnlichen Bedeutung der Beweidung bietet die Landesregierung im Rahmen des Vertragsnaturschutzes das Programm „Weidegang“ an, das sich gezielt an Milchviehhalter wendet. Die Auflagen beinhalten: Weidegang mit Rindern im Zeitraum von Mai bis September ohne vorherige Mahd. Dafür werden 80 €/ha und Jahr gezahlt. Schweinegesundheit aktuell Diagnostik bei Escherichia coli und Clostridium perfringens Die Infektionen mit den Bakterien Escherichia coli und Clostridium perfringens kommen häufig und weltweit in der kommerziellen Schweinehaltung vor. Vielfach bereiten diese beiden Erreger im Bestand gleichzeitig Probleme. Escherichia coli besiedelt sehr früh den Ferkeldarm. Die Giftstoffe (Toxine), die von den krank machenden Coli-Keimen ausgeschieden werden, führen zu massivem Durchfallgeschehen, bekannt als „Ferkelruhr“. Clostridium perfringens, vor allem der Typ C, führt ebenfalls zu teilweise blutigen Ferkeldurchfällen, Gasbildung im Darm und hohen Verlusten. Zudem bildet das Bak- terium Sporen, die im Stall jahrelang überdauern und die Infektionskette jederzeit wieder in Gang bringen können. Viele E.-coli-Stämme besitzen Fimbrien. Fimbrien sind elektronenmikroskopisch sichtbare Zellanhänge von Bakterien, die der Anheftung der Erreger an Zelloberflächen dienen. F4 und F18 sind bei der Diarrhoe von Absatzferkel am häufigsten nachgewiesene Firmbrientypen. Sie tragen häufig die für den Durchfall verantwortlichen Gene des hitzelabilen Toxins (LT) oder des hitzestabilen Toxins (ST). Das für die Ödemkrankheit verantwortliche Shigatoxin Stx2e wird ebenfalls von F18-E.-coli- Stämmen gebildet. Informationen zu den Fimbrien-Typen und Toxinen nachgewiesener krank machender E.-coli und C. perfringens sind auch hilfreich bei der Auswahl geeigneter Impfstoffe. Je nachdem, in welchem Alter die Infektion stattfindet, finden sich Einmal Clostridien – immer Clostridien durch entsprechende SymptoSporenbildung. Fotos: Dr. Heike Engels me und Bakterienstämme: E. coli auf einer Blutagar-Platte. ●●neugeborene Ferkel: E.-coli-Di- arrhoe bei neonatalen Ferkel, häufige Nachweise von E.-coli F4, F5, F6 und F41 ●●Infektion in späterer Säugezeit: Infektionen mit E. coli F4 und F18 sind unter anderem Ursache von Kümmerern und Durchfall ●●frühe Absetzphase: „Kleckern“ bei Absatzferkeln und frühe Ödemkrankheit (Ödeme an Augenlidern, Kehlkopf, Magen und Darm), verursacht durch E.-coli F18 ●●Clostridium perfringens Typ C: ●●perakutes und akutes Krankheitsgeschehen: plötzlicher Fer- keltot, Aufgasen, blutiger Durchfall, Gasbildung und hämorrhagische Darmveränderungen durch Clostridium perfringens ●●chronischer Krankheitsverlauf: kümmernde Absatzferkel nach überstandener Infektion mit Clostridium perfringens Typ C Sicherer Nachweis der beteiligten Bakterien Um die Infektion richtig behandeln zu können, ist ein sicherer Nachweis der beteiligten Bakterien wichtig. Das gramnegative Stäbchenbakterium E.-coli tritt in ei-
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