Palliativmedizinische Komplexbehandlung • „Jeder Schwerstkranke und sterbende Mensch hat ein Recht auf eine umfassende medizinische, pflegerische, psychosoziale und spirituelle Betreuung und Begleitung, die seine individuellen Lebenssituation und seinem palliativen Versorgungsbedarf Rechnung trägt. (...) “ Definition • Aktive, ganzheitliche Behandlung zur Symptomkontrolle und psychosozialen Stabilisierung ohne kurative Intention und im Allgemeinen ohne Beeinflussung der Grunderkrankung von Patienten mit einer progredienten, fortgeschrittenen Erkrankung und begrenzter Lebenserwartung unter Einbeziehung ihrer Angehörigen Voraussetzungen • Kontinuierliche, 24-stündige Behandlung auf einer eigenständigen Palliativeinheit (mindestens 5 Betten) durch ein multidisziplinäres und multiprofessionelles Team(Palliativmediziner, Palliativ- care Schwester, Physiotherapie, Ergotherapie, Sozialarbeiter, Psychoonkologe) Voraussetzungen • Die 24-stündige fachliche Behandlungsleitung kann durch Rufbereitschaft gewährleistet werden, von Montag bis Freitag tagsüber eine mindestens 7-stündige ärztliche Anwesenheit auf der Palliativeinheit. • Pflegerische Leitung(24 h) mit Nachweis einer anerkannten curricularen palliativpflegerischen Zusatzqualifikation von mindestens 160 Stunden Voraussetzungen • Tägliche Fallbesprechungen • Durchführung eines standardisierten palliativmedizinischen Basisassessments (PBA) zu Beginn der Behandlung • Wöchentliche multidisziplinäre Teambesprechung mit wochenbezogener Dokumentation bisheriger Behandlungsergebnisse und weiterer Behandlungsziele Voraussetzungen • Erstellung und Dokumentation eines individuellen Behandlungsplans • Pro Patient und Woche müssen sechs Stunden Zusatztherapien erfolgen (Patienten-, Angehörigen- und Familiengespräche durch Ärzte oder Pflegende, Physiotherapie, Entspannungstherapie, Psychologische Interventionen, Seelsorge, Interventionen durch Sozialarbeiter/-pädagogen, Künstlerische Therapie) Voraussetzungen • keine „Sterbestation“!!, kein Pflegeheim • Der Patient muss von einer Komplexbehandlung profitieren Medizinische Behandlung Schmerztherapie! • Einnahme der retardierten Medikamente nach Zeitplan (konstanter Plasmaspiegel • Prophylaxe von Nebenwirkungen durch Begleitmedikation • Gabe der Medikamente nach dem Prinzip der Antizipation • Ausreichende Rescue-Medikation verordnen und Patient aufklären = Bedarfsmedikation (=1/6 der Tagesdosis) • Regelmäßige Anpassung der Grunddosis entsprechend der steigenden Menge der Rescue-Medikation • Orale Medikamentengaben bevorzugen • Prophylaxe von Nebenwirkungen durch Begleitmedikation • Gabe der Medikamente nach dem Prinzip der Antizipation Schmerztherapie • Behandlung von Entzündungen • Operative Tumorverkleinerung • Beseitigung eines Passagehindernisses (GI-Trakt, Ureteren) • Knochenbruchbehandlung • Bestrahlung von Tumoren • Koanalgetika immer bei neuropathischen Schmerzen • Dronabinol hat antiemetische, appetitanregende, schmerzlindernde, entzündungshemmende, muskelentspannende und dämpfende Eigenschaften • Ketamin hat eine antagonistische Wirkung am Glutamat- NMDA Rezeptorkomplex Medizinische Behandlung • Symptomkontrolle bei Dyspnoe, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Obstipation, Mundtrockenheit, Angst, Unruhe, Singultus, Aszites, Pleuraerguss, erhöhte Schleimproduktion… • Ernährung („Appetitanreger“, Fresubin, parenterale Ernährung) • Magenablaufsonden, PEG, Ärztliche Behandlung • • • • • EP, Ureterschienen Wundversorgung Blutstillung Bluttransfusionen palliative OP: Versorgung von pathologischen Frakturen/Druckentlastung bei Myelonkompression oder Hirndruck, Portanlage, • palliative Radiatio bei Hirndruck oder Myelonkompression Palliative Pflege • professionelle Beratung, Begleitung und Versorgung von Schwerstkranken und Sterbenden durch geschultes Palliative-Care Fachpersonal mit dem Ziel bestmögliche Lebensqualität für den Patienten zu erreichen. • Angehörigenbegleitung Aromatherapie (Pflege) • Sie beeinflussen die Stimmungslage, wirken ausgleichend und regulierend und fördern so indirekt unser seelisches Wohlbefinden • Lavendel bei Unruhe, Angst und Schmerzen • Rose (Rosa damascena) bei Schmerzen, Entzündungen (insbesondere der Schleimhäute), Angst, Unruhe, spirituellen/religiösen Krisen, zur Sterbebegleitung • Weihrauch (Boswellia sacra/carterii) bei Schmerzen, Entzündungen, Angst, Unruhe, spirituellen/religiösen Krisen, zur Sterbebegleitung • Pfefferminze (Mentha piperita) bei Übelkeit, Schluckstörungen, Gewichtsabnahme, Kopfschmerzen, Verschleimung der Atemwege (bei noch nicht extrem geschwächten Menschen), Konzentrationsstörungen, Schwäche/Müdigkeit, auch zur Vorsorge bei Radiotherapie-Schäden Aconit (Pflege) • Der blaue Eisenhut (Aconitum napellus) lindert Muskel- und Nervenschmerzen. Kampfer (Cinnamomum camphora) regt die periphere Durchblutung an und durchwärmt. Ätherisches Lavendelöl beruhigt und entspannt Palliative Pflege • Quarkwickel: entzündungshemmend, kühlend und abschwellend. Einläufe • Einlauf mit einem halben Liter warmer Milch zusammen mit 3 Esslöffeln Honig bewährt - die Wärme regt die Darmtätigkeit an, der Honig bindet das im Darm enthaltene Wasser, und das Fett aus der Milch fungiert als Gleitmittel. • Die Wirkung des Milch-Honig-Gemisches setzt in der Regel 20 bis 60 Minuten nach der Durchführung des Einlaufes ein- wird durch die Verwendung der natürlichen Zutaten Milch und Honig häufig als schonend empfunden. Physiotherapie • Ziel: Mobilität und die Selbständigkeit zu verbessern und die Autonomie soweit wie möglich zu erhalten • Bewegungstherapie, Lymphdrainagen, Kolonmassagen, Kohlensäurebad, Atemtherapie, Massagen.. Ergotherapie • Ziel ist es, die Handlungsfähigkeit zu fördern, um die Lebensqualität zu verbessern, eigene Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen und Angst und Spannung abzubauen • Gestaltungstherapie, kognitives Training, basale Stimulation zur Körperwahrnehmung, rhythmische Einreibungen, Klangschalentherapie… Klangschalentherapie • wirkt über feine Vibrationen, die beim Anspielen einer Klangschale entstehen • Durch leichtes Anschlagen der Klangschale werden die massierenden Klangwellen im Körper erzeugt. Klangschalentherapie • Lösung von Verspannungen, Schmerzen und Blockaden • Verbesserung der Körperwahrnehmung • innere Ruhe, Geborgenheit, Sicherheit, Vertrauen Sozialarbeiter • Patienten und Angehörige werden bei allen mit der Entlassung in das häusliche Umfeld oder in die vollstationäre Versorgung auftretenden Fragestellungen unterstützt • Pflegestufe, Pflegedienst, Hilfsmittel, Palliativmediziner, ambulanter Hospizdienst, Tageshospiz, Hospiz, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, SAPV Psychoonkologe • Unterstützung bei der Krankkheitsverarbeitung • 50% der Patienten weisen in einer palliativen Situation psychische Belastungen auf, die behandlungsbedürftig sind (Anpassungsschwierigkeiten, Ängste und depressive Erkrankungen) • Die psychologische Begleitung schwerkranker und sterbender Patienten sowie ihrer Angehörigen ist eine zentrale Aufgabe der palliativmedizinischen Versorgung Musiktherapie • um emotionale Ausdrucksqualitäten zu fördern, Ängste und Depressionen zu reduzieren sowie Lebensfreude und Entspannung von Körper und Seele anzuregen Kunsttherapie • Wenn Worte fehlen, sprechen Bilder. (Gertraud Schottenloher) • Unterstützung bei der Verarbeitung und Bewältigung der Krankheit und der krankheitsbedingten Begleitsymptome • Lösung emotionaler Blockaden • Unterstützung im Prozess des Loslassens und Abschiednehmens • Entlastung und Klärungshilfen in einer besonderen Lebensphase auf schöpferische Art und Weise, welche sich an den (körperlichen, seelischen und kognitiven) Bedürfnissen des Betroffenen und im Augenblick orientiert. 1. Patientenbeispiel • 30 jähriger Patient: agressiver metastasierter neuroendokriner Tumor • Probleme: somatische und neuropathische Schmerzen, Durchbruchschmerzen, Ödeme bds, kein Appetit, Aszites, Ängste, Verzweiflung, Schuldgefühle gegenüber der Freundin, häusliche Versorgung nicht gewährleistet…. 2. Patientenbeispiel • 45 jährige Patientin mit ossär metastasiertem Bronchial ca mit inkomplettem Querschnitt und Z.n. Radiatio • Probleme: therapierefraktäre einschießende Schmerzen!, Appetitlosigkeit, Schuldgefühle gegenüber der Tochter, problematische häusliche Versorgung 3. Patientenbeispiel • Peritonealcarcinose bei Ovarial ca • Probleme: Ileus mit wechselnder Symptomatik (Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen), Fatigue, Ödeme durch LK- Metastasen und Eiweißmangel, Appetitlosigkeit
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