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S c hw erpunktth ema – F irmenkundenge sc h ä f t
Handelsfinanzierung
Finanzielle
Spielräume erhöhen
www.fidis.com
Noch vor einigen Jahren beschränkte sich das Thema Absatzfinanzierung auf Factoring-Angebote. Inzwischen nimmt die sogenannte Supply-Chain-Finanzierung neue Fahrt auf – mit modernen Produkten und innovativen Finanzierungsmöglichkeiten.
Zwischen 30 und 40 Prozent jährlich
ist das Segment der Absatzfinanzierung bei den großen internationalen
Banken in den vergangenen beiden
Jahren gewachsen, so eine Studie
von Demica. Der Anbieter von Finanzierungslösungen für Unternehmen
schätzt, dass das Segment der sogenannten Supply-Chain-Finanzierungen (SCF) auch in den kommenden
Jahren weltweit wachsen wird –
wenn auch nicht mehr ganz so stark
wie bisher.
Gerade in Deutschland, Großbritannien und den USA gewinnt diese
Form der Lieferanten- und Handelsfinanzierung immer mehr an Bedeutung. Das größte Potenzial schreiben
die Experten von Demica allerdings
Osteuropa, Indien und China zu.
Das starke Wachstum dieser
Finanzierungsformen wird von mehreren Faktoren angetrieben: Es geht
darum, die Lieferanten mit Liquidität zu versorgen, das Betriebskapital
zu optimieren sowie den Lieferanten
ZahlungsrabatOptimale Zahlungsströme senken
te beziehungsdie Finanzierungskosten,
weise gerinermöglichen das Nutzen von
gere FinanzieRabatten und erleichtern das
rungskosten
Tagesgeschäft der Firmenkunden.
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zu ermöglichen. Hinzu kommt, dass
auch die technische Entwicklung solche Finanzierungen begünstigt. Die
meisten Banken sehen gerade Systeme für die elektronische Rechnungserstellung als einen wichtigen, die
Marktentwicklung beschleunigenden
Faktor.
„Neben den günstigen Auswirkungen auf das Betriebskapital achten die Unternehmen heute stärker
auf operative Effizienzeffekte und
Kostenreduzierung“, so Phillip Kerle,
Geschäftsführer von Demica. „Supply-Chain-Finanzierung ermöglicht
vor allem größere Transparenz und
Sichtbarkeit der Zahlungsprozesse,
wovon sowohl Lieferanten als auch
Unternehmen profitieren.“
Kein Wunder also, dass 90 Prozent
der für die Studie befragten internationalen Kreditinstitute SCF als ein
unerlässliches Finanzprodukt für Firmenkunden sehen. Mittelfristig, so
die Experten, wird die Optimierung
der Zahlungsströme im Unternehmen
für die Kunden absolut unverzichtbar
werden. Die Banken erwarten daher,
dass das SCF-Serviceangebot für den
jeweiligen Heimatmarkt im Zuge des
verstärkten Wettbewerbs standardi-
siert und zum Massengeschäft ausgebaut werden dürfte.
Um das zu erreichen, sind jedoch
neue Finanzierungsformen notwendig, die es den Firmenkunden ermöglichen, ihre Handelsforderungen als
Basis für die Verbesserung ihrer Liquidität zu nutzen. „Herkömmliche Instrumente, wie Bürgschaften, Garantien oder Dokumentenakkreditive,
sind den Anforderungen des globalisierten Marktes nicht gewachsen“,
erklärt Otto Johannsen, Geschäftsführer von fidis, einem Anbieter
von Standard-Software-Lösungen für
Handelsfinanzierungen. „Deshalb
nutzen immer mehr Unternehmen
Finanzierungsinstrumente auf Basis
von Handelsforderungen, um ihre
Liquidität zu sichern.“
Die Banken und Sparkassen sollten ihre Kunden mit neuen Finanzierungsangeboten dabei unterstützen.
„Ansonsten“, so Johannsen, „laufen
sie Gefahr, ihre Firmenkunden an
den Wettbewerb zu verlieren.“
Factoring: der Klassiker
Das Factoring hat sich längst von
seinem Nischendasein befreit und
als wichtige Finanzierungssäule des
Mittelstandes etabliert. Die Vorteile
für die Unternehmen liegen auf der
Hand: Durch den Verkauf von offenen
Forderungen lassen sich sehr schnell
und einfach Liquidität verschaffen
und Zahlungsziele überbrücken.
Der Vorteil für die Bank: Der
Kunde gewinnt an Liquidität und
gleichzeitig wird dessen Ausfallrisiko
beseitigt. Factoring erschwert – im
Unterschied zu klassischen Finanzierungen – damit nicht die Genehmigung weiterer Kreditlinien. Die Bank
profitiert von dieser Form der Handelsfinanzierung also doppelt.
„Eines müssen Banken allerdings
bedenken, wenn Sie Factoring als
Banken+Partner 2 I 14
Fi rme n k u n d e n g e sc h ä f t – s c h w e r p u n kt t h e m a
Produkt anbieten wollen“, erklärt
fidis-Chef Johannsen. „Im Factoring-Geschäft fallen täglich enorme
Mengen an Daten an: Rechnungen,
Stammdaten von Debitoren und Kunden, Angaben zu Limiten und Auszahlungsvorgängen. Diese schnell
und trotzdem sicher zu bearbeiten,
ist entscheidend für den Erfolg.“ Eine
hochgradig automatisierte Lösung
ist hier am besten geeignet. „Wer
attraktiv sein will, muss seine Kosten zudem niedrig halten und Produkte entwickeln, die auch für kleine
Unternehmen interessant sind. Mit
einer starken Automatisierung der
Prozesse ist Factoring heute ab einem
Umsatz von 500.000 Euro möglich.“
Reverse-Factoring:
Vorschuss für den Lieferanten
Das Reverse-Factoring setzt beim
Empfänger der Ware an und wird
daher auch als Einkaufsfinanzierung bezeichnet. Die Initiative zum
Abschluss eines Finanzierungsvertrages geht sowohl vom Gläubiger (Lieferanten), als auch vom Schuldner
(Abnehmer) aus.
Grundlage ist ein Dreiervertrag
zwischen Lieferant, Abnehmer und
Factor. Der Lieferant stellt seine
Rechnungen wie üblich an den Kunden. Der Abnehmer bestätigt dem
Factor die Richtigkeit der Rechnung,
und letzterer übernimmt die Forderungen und überweist den Betrag
zu 100 Prozent an den Lieferanten.
Am Ende des Zahlungsziels zahlt der
Kunde den Rechnungsbetrag.
Die für den Zeitraum angefallenen
Zinsen und Gebühren können je nach
Vertrag unter den Teilnehmern aufgeteilt werden. „Besondere Bedeutung
haben solche Lieferantenvorschüsse in der Automobilindustrie“, so
Johannsen. „Wird hier nämlich die
mehrstufige Zulieferungskette unter-
Banken+Partner 2 I 14
brochen, weil ein Zulieferer in Zahlungsschwierigkeiten steckt, stehen
beim Autobauer die Bänder still. Aus
diesem Grund ist das Produkt in dieser Branche besonders gefragt.“
Der entscheidende Vorteil des
Reverse-Factoring für Banken: Das
Risiko wird nicht nur, wie beim
Factoring, auf den Factor verlagert.
Durch das Zahlungsversprechen
eines Großunternehmens sinkt das
Risiko für den Factor weiter.
Asset-Backed Securitisation:
Produkt für Profis
Asset-Backed Securitisation (ABS)
war vor einigen Jahren bereits ein
beliebtes Finanzierungsinstrument.
Infolge der Finanzkrise – und der
damit verbundenen Kritik an der Verbriefung von Forderungen – trat das
Produkt dann in den Hintergrund.
Nun wird ABS wieder verstärkt eingesetzt. Und zwar längst nicht mehr
nur zur Finanzierung von Großunternehmen: Immer mehr ABS-Produkte
werden auch für den Mittelstand
angeboten.
Beim ABS werden offene Handelsforderungen an eine Zweckgesellschaft verkauft. Diese Gesellschaft
refinanziert sich wiederum über die
Ausgabe von Wertpapieren (Securities) an professionelle Investoren. Die
Wertpapiere sind mit den Forderungen (Assets) besichert (backed). Das
macht ABS viel günstiger als andere
Finanzierungsprodukte. Ein weiterer Vorteil für Bank und Kunden ist
die lange Laufzeit von drei bis fünf
Jahren. Dies erhöht die Sicherheit für
beide Seiten und fördert eine starke
Kundenbindung.
„Da im ABS-Geschäft enorme
Datenmengen in kürzester Zeit verarbeitet werden müssen – das Forderungsportfolio muss immer wieder
überprüft und geändert werden –, ist
allerdings der Einsatz eines zuverlässigen Management-Systems Voraussetzung“, betont Finanzierungsexperte Johannsen.
ABS für Commodities:
Alternative zum Akkreditiv
Immer mehr Banken bieten ABSTransaktionen auch als Finanzierung
so genannter Commodities an – also
ganzer Schiffsladungen von Erz oder
Öl. ABS etabliert sich damit zunehmend als Alternative für die herkömmlichen Finanzierungswege von
Rohstoffen beispielsweise via Dokumentenakkreditiv. Voraussetzung ist
allerdings, dass die Bank international aufgestellt ist. Erste Angebote gibt
es beispielsweise von der Schweizer
Tochter der französischen BNP Paribas-Gruppe und von der Deutschen
Bank in New York.
Die besondere Herausforderung
bei der Finanzierung von Commodities besteht unter anderem darin,
dass viele Parteien
beteiligt sind. EntMaßgeschneiderte
Produkte für die
scheidend ist es, stets
Bedürfnisse der Kunden
zu dokumentieren,
wo sich die Ware
befindet, da sich daraus Informationen über die aktuellen Besitzverhältnisse ergeben.
„Wer ABS für Commodities anbietet, sollte unbedingt rechtzeitig einen
Back-up-Servicer einschalten, um das
Verlustrisiko zu senken“, rät Johannsen. „Denn im Falle einer Insolvenz
des Gläubigers oder eines anderen
so genannten Termination Events
endet die Transaktion schlagartig. In
diesem Fall gilt es, die Assets schnell
zu Geld zu machen, um den Schaden so weit wie irgend möglich zu
begrenzen.“ Beim Dienstleister liegen – wenn nötig – alle notwendigen
Informationen in Echtzeit sofort vor.
Margaretha Hamm
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