Laudatio-für-Jana Wendt-von-Michael

Laudatio zur Vernissage der Ausstellung
„Gegensätze“ von Jana Wendt
in der Großen Wachstube auf Burg Rheinfels, 25.06. – 07.08.2016
© Geschrieben und vorgetragen von Michael Dietz,1 Bingen am Rhein
Dauer ca. 7 Minuten
Liebe Gäste,
liebe Jana,
meine lieben Treidler,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin Michael Dietz aus Bingen am Rhein und fühle mich geehrt, hier
im Haus der befreundeten Treidler für die Künstlerin Jana Wendt die
Eingangsrede zu ihrer 1. großen eigenen Ausstellung halten zu dürfen.
Sie, liebe Gäste, haben eben nicht die Musik von Modest Mussorgski 2
gehört und auch nicht „Pictures at an Exhibition“ 3 von Emerson, Lake
und Palmer – denn dies stünde in starkem GEGENSATZ zur hier gebotenen Ausstellung. Sie sehen hier nicht nur Bilder, sondern auch Porzellankunstwerke, Multimaterialstücke und viele andere mehr, die alle von
Jana Wendt gestaltet wurden.
Die Ausstellung hat den Titel GEGENSÄTZE und so sehen Sie hier
nicht nur Bilder in rot und grün oder quadratisch und rechteckig, oder
Arbeiten auf Leinwand und Porzellan, sondern die Werke selbst sind
1
Schriftsteller, Buchautor, Journalist; Vorsitzender der Autorengruppe Mittelrhein; Inhaber des
Loreley-Verlags; zahlreiche Sach- und Fachbücher über die Päpstin Johanna von Ingelheim, Hildegard von Bingen, Bingen am Rhein, die Industriellenfamilie Puricelli, die „Ebsch Seit“ und
über den Berg und Mythos Loreley; Verleger, auch anderer Autoren; Grafiker, Coverdesigner,
Konstrukteuer, Rekonstrukteur, Webdesigner; eigene Ausstellungen mit Bevölkerungsbeteiligung; vielfache Veröffentlichungen in Heimatjahrbüchern, Zeitungen und online; Vorleseautor
eigener Geschichten und Gedichte.
2
Modest Mussorgski (1839–1881), „Bilder einer Ausstellung“, Klavierzyklus in 10 Bildern
(1874) in Erinnerung an den Malerfreund Viktor Hartmann (1834–1873).
3
Live-LP von 1971, 12 Stücke = 8x Mussorgski + 1x Tschaikowski
Laudatio zur Vernissage der Ausstellung „Gegensätze“ von Jana Wendt, 25. Juni 2016
GEGENSÄTZLICH – GEGENSÄTZLICH in den Techniken, GEGENSÄTZLICH von den Inhalten her und GEGENSÄTZLICH von Machart
und Präsentation. So etwa sind dies „Kommen und Gehen“, „Schnell
und Langsam“, „Freude und Trauer“, „Sicherheit und Ungewißheit“,
„Sonne und Nebel“, oder „Jetzt und Früher“.4 Die GEGENSÄTZE können innerhalb eines Werkes herausgearbeitet sein, oder zwei Werke
können GEGENSÄTZLICH zu sich konzipiert sein. Bitte betrachten Sie
alle Kunstwerke mit diesem entsprechenden Fokus.
Ganz im GEGENSATZ zu ihrer Ausstellung ist die Künstlerin Jana
Wendt nicht von GEGENSÄTZEN in ihrer Ausbildung und in ihrem
künstlerischen Leben geprägt. Sie verfolgte ihr Ziel als Künstlerin schon
von Kindesbeinen an.
1972 in Leipzig geboren formte sich bereits im Alter von 8 Jahren
ihr Berufswunsch als Porzellanmalerin in Meißen, das 100 km von
ihrem Geburtsort entfernt liegt. Jana Wendt nahm während der regulären Schulzeit von der 5. bis zur 10. Klasse an einer 5-jährigen
Ausbildung an der Bezirkskunstschule Leipzig in den Fächern Malerei, Grafik, Kunstgeschichte, Textil- und Email-Gestaltung teil. –
Nebenbei bemerkt, hier haben wir eine deutsche Besonderheit:
Email 5 schreibt sich wie das eingedeutschte Wort eMail – beides
transportiert in diesem Fall Inhalte.
Nach einem 2-jährigen Bewerbungs- und Auswahlverfahren gelang es Jana Wendt, unter 400 Bewerbern einen der 10 Plätze der
Zeichenschule an der Meißner Porzellanmanufaktur zu ergattern.
Sie konnte sich nun 1 Jahr lang dem Naturstudium widmen. Danach absolvierte sie 4 Jahre lang die Lehrzeit als Porzellanmalerin,
examinierte mit Bravour und spezialisierte sich auf Aufglasur- und
Blumen-Malerei.
Im Sommer 1995 zog sie – der Liebe wegen – hier ins Rheintal
4
Weitere Gegensatzpaare: rasen – schleichen, Anfang – Ende, jung – alt, begrüßen – verabschieden, einsteigen – aussteigen, leben – sterben, lieben – streiten, Fröhlichkeit – Traurigkeit,
Wachstum – Zerfall, Sommer – Winter, und weiß – schwarz.
5
Französische Schreibweise = Emaille.
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Laudatio zur Vernissage der Ausstellung „Gegensätze“ von Jana Wendt, 25. Juni 2016
nach St. Goarshausen, später in das nahe Lierschied, wo sie einen
idealen Platz zur Entfaltung ihrer künstlerischen Fähigkeiten fand.
Für das Mechanische Musikkabinett in Rüdesheim entwickelte sie
Glasbewegungsbilder für die selbstspielenden, pneumatischen Musikinstrumente, die ein ganzes Orchester imitieren. Ein solches Instrument mit einem Gemälde von Jana Wendt steht noch heute in
diesem Museum.
Das Spezialgebiet, das sie zur Perfektion ausgearbeitet hat, ist das
Anfertigen von Email-Kunst-Singvogel-Dosen. Sie gestaltet diese
besonders geschätzten Dosen mit Rokoko-Motiven von Watteau,6
Boucher,7 und Fragonard.8
Dem nicht genug, bildet sie sich laufend in allen Spezialgebieten
der Porzellanmalerei autodidaktisch weiter.
Seit September 2011 ist Jana Wendt selbstständige freiberufliche
Künstlerin und als solche von der Künstlersozialkasse anerkannt.
Heute ist sie Dozentin an der VHS Loreley, Nassau und
Braubach, und gibt dort Aquarell- und Acryl-Malkurse.
Ebenso erteilt sie Malunterricht für Kinder an der LoreleySchule in St. Goarshausen-Heide.
Sie beteiligte sich 2013 erfolgreich an den bekannten und begehrten Kunsttagen in Endingen am Kaiserstuhl im
Schwarzwald, wo sie Tina Dix, die Urenkelin des bekannten
6
Jean-Antoine Watteau (1684–1721) war ein Maler des französischen Rokoko. Mit seinen
„Fêtes galantes“ schuf er anfangs des 18. Jahrhunderts eine neue Bildgattung (in ländlicher
Landschaft mit üppiger Vegetation Szenen mit Schäfern, verliebten Paaren, schönen Damen und
Hirten). – Nach ihm genannt ist die „Watteau-Malerei“.
7
François Boucher (1703–1770) war ein französischer Maler, Zeichner, Kupferstecher und Dekorateur des französischen Rokoko, dessen galante Welt er in lasziven, mythologischen, allegorischen und erotischen Motiven darstellte.
8
Jean-Honoré Fragonard (1732–1806) war ein französischer Maler, Zeichner und Radierer des
Rokoko. Er war Schüler François Bouchers und entwickelte dessen Malstil weiter.
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Laudatio zur Vernissage der Ausstellung „Gegensätze“ von Jana Wendt, 25. Juni 2016
Malers Otto Dix 9 kennenlernte, mit der sie seitdem eng befreundet ist. 2014 stellte sie sogar in Wien im Kunst-MusikSalon aus.
Die Teilnahme an Kunstmessen im Schloß Höhenried am
Starnberger See, in München, Salzburg und Linz in Österreich gehören zu Jana Wendts Dauerprogramm.
Eine Spezialität ist ihr Engagement bei den internationalen
Osterei-Ausstellungen im Kloster Eberbach, in Wangen im
Allgäu, in Erlangen bei Nürnberg, in Mannheim, auch in
Haarlo in den Niederlanden, und schließlich in Compiegne
und Tours in Frankreich, ebenso beim „Leipziger Eierlei“.
Für das Ostereimuseum in Sonnenbühl bei Reutlingen lieferte
sie Exponate.
Seit 2012 ist Jana Wendt Mitglied bei den Treidlern, und ab
2013 dort im Vorstand; und seit 2012 ist sie ebenfalls Mitglied im Nassauer Künstler Stammtisch.
Zum Schluß, liebe Gäste, bitte ich Sie, sich die dargestellten Werke genau anzusehen, die GEGENSÄTZE herauszufinden, und mit der Künstlerin gern darüber zu diskutieren. Sie steht ihnen für alle Ihre Fragen zu
den Ausstellungsstücken zur Verfügung.
Noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache der Ausstellerin: Zur Finissage dieser Ausstellung am Sonntag, den 7. August, erwartet Sie hier ein
Nachmittag in ähnlich nettem Ambiente. Zusätzlich gibt es an diesem
Tag um 15 Uhr eine Lesung der Autorengruppe Mittelrhein e.V., die
speziell für diese Ausstellung eigene Texte zum Thema GEGENSÄTZE
geschrieben und zusammengestellt hat.
Jetzt wünsche ich Dir, liebe Jana, viel Erfolg mit dieser Ausstellung und
Ihnen, liebe Gäste, viel Spaß beim Betrachten der Kunstwerke. – Danke
schön.
9
Wilhelm Heinrich Otto Dix (1891–1969) war ein bedeutender deutscher Maler und Grafiker,
der über 6.000 Zeichnungen hinterließ.
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