Winfried Engel, Fulda Kath. Kirche hr4, „Übrigens“ Sonntag, 07.08.2016 "Verschafft euch einen Schatz … im Himmel!“ „Verkauft eure Habe und gebt den Erlös den Armen! Macht euch Geldbeutel, die nicht zerreißen. Verschafft euch einen Schatz, der nicht abnimmt, droben im Himmel, wo kein Dieb ihn findet und keine Motte ihn frisst.“ (Lk 12,33) Diese Aufforderung aus dem Lukasevangelium bekommen die Besucher katholischer Gottesdienste am heutigen Sonntag zu hören. Welche Gedanken mögen dabei dem einen oder anderen durch den Kopf gehen? Vielleicht: Da haben wir‘s wieder! Die Bibel ist einfach meilenweit entfernt von der Wirklichkeit! Wie soll das denn gehen? Die Habe verkaufen und den Erlös verschenken! Und wovon soll ich dann leben? Und darüber hinaus: Wie sieht denn so ein Geldbeutel aus, der nicht kaputt geht? Oder besser noch: Wie verschaffe ich mir einen Schatz im Himmel, der dort absolut sicher ist vor jeglichem Raub- oder Vernichtungsversuch? Ja, wenn es das gäbe, würde ich ja ernsthaft überlegen, mag der eine oder die andere denken, und dass angesichts der katastrophalen Lage auf dem Kapitalmarkt. Eine absolut sichere Anlage, das wäre doch etwas. Wenn die Kirche so etwas zu bieten hätte, dann wären ihre Chancen als Anlageinstitut wahrlich nicht schlecht! Doch zurück zu der Aufforderung Jesu: Sie lässt sich ja gar nicht umsetzen. Wenn ich alles verkaufe und dann verschenke, dann habe ich nichts mehr zum Anlegen. Also wie soll ich dann einen Schatz im Himmel schaffen? – Alles Gedanken, die logisch und konsequent sind. Sie mögen heute auch diejenigen begleiten, die dem Bibeltext aufmerksam lauschen. Und tatsächlich finden sich in der Bibel eher auf den ersten Blick wirklichkeitsferne Aufforderungen als Tipps für eine sichere Geldanlage. Die schon gar nicht. Und doch will dieser Bibeltext einen wichtigen Hinweis geben: Nämlich darauf, worauf es wirklich ankommt. Und das ist nicht das große Vermögen oder der Besitz, sondern es sind die Dinge, die ein Leben über dieses Leben hinaus garantieren, eben Schätze im Himmel. Denn das ist auch eine Binsenweisheit: Selbst der reichste Mensch kann auf seiner letzten Reise nichts mitnehmen. Wenn ich vor Gott treten muss, kommt es auf anderes an als Geld und Besitz. Dieses nicht aus dem Blick zu verlieren, ist wohl die erste Absicht dieses biblischen Textes.
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