KINDER-VORLESUNG IN DEN FERIEN

Der Sieg des Kapitals
von
Ulrike HERMANN
Das Buch ist nicht eigentlich eine Kapitalismuskritik, vielmehr will es erklären,
wie der Kapitalismus entstanden ist und wie er funktioniert. Kritik übt es vor
allem an vielen weit verbreiteten wirtschaftspolitischen Mythen und gängigen
Allgemeinplätzen. So öffnet es neue Sichtweisen auf wirtschaftliche Zusammenhänge, die die seit einigen Jahrzehnten vorherrschende Glaubenslehre
des "Neoliberalismus" verstellt hat: hohe Löhne als Triebfeder des Kapitalismus, die Fiktion "Marktwirtschaft", der Staat als unverzichtbarer Regulierer der
Wirtschaft, das gefährliche Sparen, der Unterschied zwischen Konjunktur-und
Finanzkrise, die Eurokrise. Dies sind nur einige der Themen, die die angesehene Wirtschaftsjournalistin unterhaltsam und gut verständlich behandelt. Man
muss nicht alle ihre Thesen teilen, aber sie liefert hoch interessante Denkanstöße und nachdenkenswerte Alternativen zur angeblichen Ausweglosigkeit
der heutigen Weltwirtschaftslage. Viele Fakten schockieren in ihrer nüchternobjektiven Darstellung, aber das Buch schließt mit einem optimistischen Ausblick: das Ende des Kapitalismus ist zwar unvermeidbar, aber es "wird sich ein
neues System herausbilden, das heute noch nicht zu erkennen ist... Wo der
Mensch ist, ist das Ende offen". Es ist allerdings höchste Zeit, sich ernsthaft
damit zu beschäftigen, wie der Übergang vom Kapitalismus in dieses neue
System vonstattengehen könnte. Und das tut derzeit, selbst unter professionellen Ökonomen, kaum jemand...
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