Unterwegs - Ausgabe 100 pdf, Dateigröße

unterwegs
FRÄNKISCHE ST. JAKOBUS-GESELLSCHAFT WÜRZBURG E.V.
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Jakobus in Franken S. 31
Wallfahrt in Franken S. 17
Jakobuspilger Sieger Köder S. 47
Nr.
100 • Juli 2016
ISSN 2194-7600
Zeitschrift der Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft e.V.
gegründet 1988 - Elias-Valiña-Preis 2010
Inhalt
Grußwort des Präsidenten
Termine
Pilgerstammtisch
Pilgersegen
Zum Nach-Denken
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung Pappenheim
W. Romberg, Wallfahrten im Bistum und Hochstift...
Silja Walter, Pfullendorfer Jakobuslied
Pilgerwelt - Santiago de Compostela
Jakobus in Franken
Galgen- und Hühnerwunder
Angekommen in ...
Jakobuspilger Sieger Köder
Pilgerstimmen
Büchertisch
Jakobus-Welt
Jakobus-Bruderschaft Bamberg
Neue Mitglieder
EinBlick in Zeitschriften
Impressum
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Zum Titelbild Im Jahre 2016 begleitet die Leser von “unterwegs” der Apostel Jakobus d. Ä. aus Neu-
drossenfeld. Als man 1753 die heutige Kirche errichtete, wurde die spätgotische Jakobuskirche von 1485 abgerissen und mit dem Schutt der Straßendamm über die Mainauen befestigt. Von den gotischen Altären
wurden übernommen: Jakobus und Bartholomäus als Vollplastik, Maria mit Kind und ein heiliger König,
eine geschnitzte Abendmahlsszene sowie vier Gemälde zur Jakobslegende. Diese vier Tafeln - 1904 der Alten
Pinakothek in München überlassen - wurden zusammen mit neuen Teilen zum heutigen großen Altar zusammengebaut. Am 9. Oktober 1757 wurde die neuerbaute Dreifaltigkeitskirche geweiht. 2007 feierte man nach
umfangreicher Renovierung das 250-jährige Jubiläum. www.kirche-neudrossenfeld.de - Foto: Michael Thein
Unsere Mitgliederzeitschrift “unterwegs - im Zeichen der Muschel” (anfangs nur “Rundbrief ”)
hat die Nr. 100 erreicht. Zu diesem Anlaß freuen mich besonders die Beiträge von Winfried
Romberg “Wallfahrten im Bistum und Hochstift Würzburg” (S. 17) und Hermann Sorg /
Gerhard Gaugler “Jakobuspilger Sieger Köder” (S. 47). Herzlichen Dank! Auch Ernst Weckert
für die neugestaltete Titel- und Rückseite, der das Präsidium zugestimmt hat. Freuen Sie sich
mit!
Manfred Zentgraf
1.664
Tage waren es am 12. Juni 2016 bis zum nächsten
Heiligen Compostelanischen Jahr 2021!
unterwegs
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nr. 100 juli 2016
Grußwort des Präsidenten
Am Herzen liegen dem Präsidium die Kontakte zu befreundeten Jakobus-Gesellschaften. Um diese Kontakte zu bestärken, haben
wir auf unserer Klausurtagung auf dem
Kreuzberg in der Rhön einstimmig beschlossen, gegenseitige Mitgliedschaften
mit diesen Gesellschaften einzugehen: mit
der Jakobus-Gesellschaft in Vézelay/Burgund, in Zafra/Estremadura, Brandenburg–
Oder–Region und der Deutschen St.
Jakobus-Gesellschaft in Aachen.
Ulm, 2. Juni 2016
Liebe Mitglieder und Freunde des Jakobusweges,
das Großereignis des 100. Katholikentages
in Leipzig liegt hinter uns. Unsere Gesellschaft hat sich beim Gemeinschaftsstand
der Arbeitsgemeinschaft deutscher JakobusVereinigungen an einem halben Tag eingebracht. Vier unserer Mitglieder machten am
Samstag, dem 28. Mai, Standdienst (vgl.
Fotos S. 46).
Sowohl die Gesellschaft in Zafra, als auch
diejenige in Vézelay würden sich freuen,
wenn Mitglieder von uns als Hospitaleros
in deren Pilgerherbergen Dienst machen
könnten. Diese Angebote machen wir hiermit und gerne bekannt. (Siehe dazu auch S.
76) Vielleicht überlegen Sie, ob für Sie
nicht ein solcher Dienst möglich wäre?
(Entsprechende Sprachkenntnisse sollten
mitgebracht werden).
Wie schon im vergangenen Jahr beim
Evang. Kirchentag in Stuttgart konnte ich
auch in diesem Jahr nach der vorbereitenden Organisation den „Roten Faden“ an die
örtliche Jakobusgesellschaft weiter reichen.
Präsident Sebastian Bartsch, St. JakobusGesellschaft Sachsen–Anhalt, ließ es sich
nicht nehmen, jeden Tag den Stand zu besuchen. Der Katholikentag hatte als Besonderheit, dass er als eine offene Veranstaltung
an mehreren Orten in der großen Stadt
Leipzig präsent war. Dies war eine permanente Einladung an die Stadt, ihre Bewohner und Besucher. Die pagodenähnlichen
Stände waren im parkähnlichen Teil des
Wilhelm–Leuschner–Platzes.
Pfarrer Bartsch hat notiert: „…der Stand
war recht am Rande; die allgemeine Beteiligung war sehr ... ostdeutsch“. Dennoch
haben sich viele gute Gespräche ergeben.
Herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen
beigetragen haben.
unterwegs
Ich schließe mit der Bitte um den Schutz
und Segen unseres Herrn Jesus Christus
und des Pilgerapostels Jakobus auf allen
unseren Wegen. Seien Sie behütet!
Ihr Joachim Rühl, e ultreia!
Markierung in Breslau - Foto: H. Weinlich
Aber auch kleinere Jubiläen erfreuen uns:
der St. Jakobus-Stammtisch Schlammersdorf feierte am 5. 6. 2016 sein 10-jähriges
Bestehen mit Gottesdienst und attraktivem
Programm (Bericht folgt).
Mein Grußwort ist dieses Mal kürzer; wir
haben viele interessante Informationen, die
wir gerne weiter geben wollen.
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nr. 100 juli 2016
Termine
Nürnberg. Das
Pilgerbüro in St.
Jakob im Vorraum
zur Kirche ist für Sie
da Mo - Fr 11.00 18.00 Uhr, außerhalb
dieser Zeit nach Voranmeldung über
Tel. 0911-209143
oder per Mail <[email protected]>.
Pilgersegen in Nürnberg. In der Ev.-Luth.
Kirche St. Jakob, Jakobsplatz 1, können Pilger
jeden 1. Mittwoch im Monat im Frühgottesdienst um 6:30 Uhr persönlich gesegnet werden. Anmeldung ist nicht erforderlich.
Pilger oder Pilgergruppen, die mit dem Reisesegen ihren Pilgerweg in Nürnberg beginnen
wollen, wenden sich bitte an das Evang.-Luth.
Innenstadtpfarramt. Tel. 0911 – 214 25 00 od.
<[email protected]> Alle anderen Anfragen bitte an das
Pilgerbüro St. Jakob. Tel. 0911 – 20 91 43 od.
Email <[email protected]>
Das Pilgerzentrum St. Jakob empfiehlt auf
einer Liste Herbergen in Nürnberg und den
Stadtteilen, die nur Pilgern mit Pilgerausweis reduzierte bzw. rabattierte Preise anbieten, rechtzeitger Kontakt wird empfohlen!
Diese Liste soll eine lebendige Liste sein, die
ständig aktualisiert wird. Deshalb ist es sinnvoll diese Liste jeweils aktuell anzufordern.
Tipps für weitere empfehlenswerte Herbergen,
auch Lob und Kritik, werden gerne angenommen. Pilgerzentrum St. Jakob in der Kirche
St. Jakob in Nürnberg, Jakobsplatz 1, (Telefon
0911/47 87 72 25, Email [email protected]).
Aschaffenburg
Pilgertermine am Untermain
Pilger-Treffen normalerweise am 3. Samstagum
18 Uhr, wechselnd in St. Laurentius, Kirchstr.
16, 63741 Aschaffenburg-Leider und St. Kilian,
Kilianstr. 1, 63741 Aschaffenburg-Nilkheim. Als
Einstieg zu den Begegnungen gibt Peter Spielmann für 5-10 min einen gedanklichen Impuls.
16.07. St. Kilian - Gerd Reusch, beobachtet
beim Schnitzen eines Pilgerstabes mit Pilgertexten von Peter Spielmann
17.09. St. Laurentius - Auf dem Pilgerweg von
Haibach nach Walldürn (Helmut Stowasser)
22.10. St. Kilian - Pilgerbericht von Familie
Rauscher auf dem französischen Pilgerweg
19.11. St. Kilian - Pilgerbericht von Siegfried
Becker auf dem Tiroler Pilgerweg
17.12. St. Laurentius - Jahresbilanz (Helmut
Stowasser)
Info:Peter Spielmann
Tel.: 06028/6037
mail: [email protected]
Pilger-Seminare für Anfänger
mit Raimund Joos
Cursillo – Haus Oberdischingen bei Ulm
14.10. bis 16.10.2016
Für 2017 sind weitere Seminare geplant.
KraichgauPilger Treffen 2016
Pilgerreise auf dem Jakobsweg
mit Busbegleitung von Chavanay nach
Le Puy-en-Velay vom 30.07. bis
07.08.2016. 120 km in 6 Tagesetappen mit
geistl. Begleitung durch P. Slawomir Klein,
Walldürn
Info, Gesamtleitung und Anmeldung bei dem
Mitglied unserer Gesellschaft:
Heribert Bulla, Georg-Engel-Str. 17 a,
97076 Würzburg
Tel.: 0931/272941 - Mail: [email protected]
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Sa. 10. 9. 2016 (12. KraichgauPilger Treffen)
9.08 Uhr Bahnhof in 74193 Schwaigern
(Stadt-Kirche) - Weg via Schluchtern und
Massenbach (St. Georg) zurück nach Schwaigern (Essen im Martinus-Gemeindehaus, anschliessend Ökumenischer Gottesdienst in St.
Martinus, danach Vortrag: Mit dem Esel nach
Santiago und Wegvorstellung: Jakobsweg
durch den Odenwald. Ende ca. 17.30 Uhr.
Verbindliche Anmeldung bis 28. August
2016 bei Hans Lauerer <[email protected]>
nr. 100 juli 2016
Pilgerstammtisch
Termine
Volkach Gasthof “Rose” am Oberen Markt
Fr. 3. - So 5. März 2017 Jahrestagung
und Mitgliederversammlung in Rothenburg Wildbad
16 - 18 Uhr: jeweils erster Freitag im Monat: 1. Juli
/ 5. Aug. / 2. Sept./ 7. Okt. 2016
Hallerndorf-Schlammersdorf
(bei
Forchheim) Brauereigasthof Witzgall
Sa. 25./ So. 26. März 2017 Pilgermesse
als "Spezialmesse" im Rahmen der
Landshuter Umweltmesse 24.-26. März
2017
neben der Kirche, jeweils erster Samstag im Monat
um 16 Uhr; 19 Uhr Vorabendmesse mit Pilgersegen;
2. 7. / 6. 8./ 3.9 ./ 8. 10. 2016. Info: Sawinsky 09190
1461 - mobil 0172-8066938
Nürnberg Gasthaus „Steichele“ Knorrstraße 4 (unweit St. Jakob) ab 18 Uhr jeweils
Fr. 9. - So. 11. März 2018 Jahrestagung
und Mitgliederversammlung auf dem
Volkersberg bei Bad Brückenau
erster Mittwoch im Monat: 6. 7. / 3. 8./ 7. 9./ 5.
10. 2016 - Vorher um 17:30 Uhr ist in der Krypta
in St. Elisabeth (Kuppelbau gegenüber St. Jakob)
eine Andacht. Bitte anmelden bei Paul Diemer:
< [email protected]> oder
Telefon 0911 - 74 72 009.
So. 18. November 2018 30-jähriges Jubiläum unserer Gesellschaft in Würzburg
So. 24. Juli 2016 Jakobustag-Pilgergang
Bayreuth Glenk-Biergarten Eichelweg
bei jedem Wetter vom Pilgertische in Patersholz um 10 Uhr bis Thalmässing 18:00 Uhr.
jeweils erster Freitag im Monat 18 - 21 Uhr:
1. Juli/ 5. Aug./ 2. Sept./ 7. Okt. 2016.
Regensburg im „Spitalgarten“ ab 18:30
Uhr am letzten Mittwoch des Monats: Unterhaltung, Bilder, Vorträge und interessante
Neuerungen z.B. von der “Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft“ erfahren. Pilgerpässe können ausgefertigt und bestellt werden.
Informationen bei Wolfgang Mortensen, Regenstauf, T.: 0175 416 1037
Landshut. jeweils 3.Freitag im 1. Monat
des Quartals: 15. Juli/ 21. Okt. 2016.
19:30 Gasthaus Freischütz, Neustadt 446.
Info: <[email protected]>
München. Jeden 3. Dienstag im Monat:
“Schinkenpeter”, Perlacherstr. 53/55 (U2
Untersbergstr./ Bus 54 Valeppstr.) 19. Juli/
16. Aug./ 20. Sept. 2016. Info:Barbara Massion, Tel. 089 / 43 93 183 oder per E-Mail:
<[email protected]>.
Mitbringen: Tagesproviant, feste Schuhe, Regenkleidung, Sonnenschutz - Daheimlassen: Terminkalender,
schlechte Laune, Sorgen, Handy - Kosten:10,- €.
Verbindliche Anmeldung: 09174/971414 Pilgerbegleiterin Christa Büttner
Pilgerstammtisch Heilbronn am Neckar.
Unregelmäßiger Pilgertreff in der Heilbronner Gegend nach Absprache.
Info: Gerhard Mössner, email
<[email protected]>.
Samstagspilgern Coburg - Nürnberg
Fulda-Neuenberg. Gaststätte “Dreilinden”, Neuenberger Str. 37 An jedem ers-
ten Freitag im Quartal Pilgertreff: 1. Juli/ 7.
Okt. 2016. Kontakt: E. Reitz 0661 74332
Rottweil Regionaler Pilgerstammtisch
Gaststätte „Zur Hochbrücke“, Hochbrücktorstr.
32 Info: P. Müller <[email protected]>
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Pfarrer Michael Thein lädt zu begleiteten Tagespilgertouren ein. Anmeldung ist nicht
nötig. Teilnahmegebühren werden nicht erhoben. Jede/r sorgt selbst für An- und Rückfahrt.
Treffpunkt und Zeit sind hier nachzulesen.
Wenn Sie per Mail über Aktuelles informiert
werden wollen, senden Sie bitte eine Mail an
[email protected].
30. Juli 2016: Bamberg - Kreuzberg bei Hallerndorf
24. Sept. 2016: Kreuzberg - Forchheim
29. Okt. 2016: Forchheim - Neunkirchen am
Brand
26. Nov. 2016: Neunkirchen am Brand - Buchenbühl
nr. 100 juli 2016
Pilgersegen
Würzburg. An jedem 2. Samstag im Monat Vorabendmesse mit Pilgersegen um 17:30 Uhr
in der Kirche der Theresienklinik, Domerschulstr. 1-3 (nur wenige Meter von Dom und Paradeplatz entfernt - Parkmöglichkeit). - Für Gruppen, die in Würzburg aufbrechen wollen, bietet das Schottenkloster nach Absprache eine Feier an. >www.schottenanger.de<
Ochsenfurt. St. Andreas So. nach der Messe 18 Uhr. Anmeldung: T: 09331 8025080.
Aschaffenburg-Leider, St. Laurentius im Wechsel mit Nilkheim, St. Kilian. Pilgergottesdienst jeweils am 3. Sa. im Monat - Näheres siehe S. 4.
Miltenberg. In der Pfarrkirche St. Jakobus wird auf Anfrage nach den Gottesdiensten in
der Staffelkapelle der Jakobuskirche der Pilgersegen erteilt. Anmeldung Pfarramt Tel.
09371 2330.
Benningen. Pilger aus dem Raum Memmingen können in der Pfarreiengemeinschaft im
Rahmen der Sonntagsgottesdienste - in der Regel Sa. 18.30 Uhr, So. 9.00 und 10.30 Uhr - den
Pilgersegen empfangen. - Im Pfarrheim besteht Möglichkeit zur Übernachtung (ohne
Dusche). Anmeldung bei Pfr. Xaver Wölfle, Tel. 08331 2842 Fax: 929200 oder E-Mail
>[email protected]<
Schlammersdorf bei Forchheim. Pilgersegen jeweils nach dem Pilgertreff bei der Vorabendmesse um 19 Uhr. Siehe dazu Termine auf Seite 5.
Freiburg im Breisgau. In der Kirche der Universitätsklinik ist nach den Messen So.
9.30, Di. und Fr. 18.30 und Mi. 15 Uhr die Möglichkeit, den Pilgersegen zu empfangen. Bitte
vorherige Absprache mit P. Norbert Riebartsch Tel.: 0761 270-3401(d) und 2024262 (p) oder
E-Mail >[email protected]<
Regensburg. Pilgersegen oder Pilgerstempel erhalten Sie gerne im Priesterseminar, dessen
Seminarkirche die Schottenkirche ist. Es ist erreichbar an der Pforte Bismarckplatz 2 oder
über die Telefon-Nr. 0941 58516-0. - In der Schottenkirche St. Jakob ist am Sonntag 9 Uhr
Eucharistiefeier.
Herbstein. Pilgersegen und Pilgerstempel an allen Tagen des Jahres möglich. Tel.06643
234. E-Mail >[email protected]<
Marburg. Die kath. Kirchengemeinde St. Michael und St. Elisabeth, Kettelerstr. 12,
35043 Marburg-Schröck bietet in allen Gottesdiensten den Pilgersegen nach Absprache an.
Tel.: 06424 92230, E-Mail: >[email protected]<
Münster. Für Pilger aus Münster und Umgebung bietet P. Erich Purk, Kapuzinerstr. 27, 48149
Münster, den Pilgersegen an. Bitte vorher Termin vereinbaren: 0251 9276-122. E-Mail:
>[email protected]<
Augsburg. In St. Jakob, Jakobsplatz, Pfr. Friedrich Benning: T: 0821 551244 - In der Pfarrkirche St. Max, Franziskanergasse 8, bitte telefonisch erfragen: Tel. 0821 3432230.
Bremen. In der kath. St. Marien-Gemeinde, St. Magnusstr. 2, 28217 Bremen, wird im
Gottesdienst der Pilgersegen erteilt nach vorheriger Absprache mit Pastor Robert Wagner.
Tel.: 0421 38 36 38 - E-Mail: >[email protected]<
Rothenburg o.T. St. Jakob. Pilgerpfarrer Oliver Gußmann bietet einen Pilgersegen an.
Tel. 09861-7006-25 oder Mail: >[email protected]<
Nürnberg St. Jakob Jakobsplatz 1: Jeden 1. Mi im Monat im Frühgottesdienst 6:30 - weitere Infos siehe S. 4
++ Gemeinden, die Pilgersegen anbieten, teilen ihre Zeiten der Redaktion mit. Viele Pilger freuen sich. ++
unterwegs
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nr. 100 juli 2016
Termine
Ostbayerischer Jakobsweg
Pilgern auf dem Franziskusweg von La
Verna über Gubbio und Assisi bis Rieti
Der Weg folgt den Spuren des heiligen
Franz von Assisi und führt in 21 Tagesetappen auf 350 km durch die idyllsche Landschaft Umbriens.
Ich will mich im September auf diesen Weg
machen und suche einen Gefährten.
Kontakt: Pfr. Bernhard Öchsner (60 J.),
Schweinfurt, Tel. 09721/930451
Pilgerwanderungen der kommenden Monate:
Samstag, 16.Juli, 09 – 17 Uhr:
Stallwang – Pilgramberg - Wiesenfelden
Samstag 13.August, 09 – 16 Uhr:
Hoher Bogen – Weißenregen
Samstag, 17.September, 09 – 16 Uhr
Wiesenfelden – Wörth a.d.Donau
Samstag, 01.Oktober 09 – 16 Uhr:
Weißenregen – Neurandsberg
Aus organisatorischen Gründen wird für die
Pilgerwanderungen um rechtzeitige und verbindliche Anmeldung gebeten.
KEB Cham, T. 09971-7138 oder [email protected]
KEB Straubing-Bogen, T. 09421-3885 oder
[email protected]
Informationen über weitere Angebote auf dem
tschechischen und ostbayerischen Jakobsweg
gibt es bei Josef Altmann, Gemeinde
Eschlkam, Tel. 09948-940815
Bestandsaufnahme - Bestandsaufnahme - Bestandsaufnahme
An den Jakobswegen unserer Gesellschaft, wie an anderen Jakobswegen auch, haben immer
wieder Pilger und Anwohner eine Idee, um den Weg hervorzuheben, ihn auszuzeichnen und zu
schmücken. Das kann eine Kapelle, eine Statue, ein Bildstock, ein Brunnen, eine Tafel mit
einem Sinnspruch sein. Gelegentlich kommt eine Information darüber an die Redaktion von
“unterwegs”. Das Präsidium hat auf seiner Klausur beschlossen solche Initiativen an unseren
Wegen zu sammeln. Bitte melden Sie, mit Foto (digital), solche Initiativen mit folgenden Angaben: Art des Objektes, Weg, Standort, Stifter mit Adresse per mail an die Redaktion <[email protected]>
unterwegs
Jeannine Warcollier ist am 17. April 2016 im Alter
von 92 Jahren verstorben. Am 4. Mai fand der Trauergottesdienst in Paris in der Kirche Saint-Jacques-du-HautPas statt; die Beisetzung dann in Châlons-en-Champagne.
Warcollier war seit 1958 ehrenamtliche Sekretärin der
1950 gegründeten “Société Française des Amis de Saint
Jacques de Compostelle”. Sie selbst war nie zu Fuß auf
dem Weg, aber die Pilgerfahrt ihres jüngeren Bruders entfachte ihre Leidenschaft für den hl. Jakobus. Dem Apostel
und den Pilgern hat sie ihr Leben lang gedient. Sie war
das lebendige Gedächtnis der Pilgerfahrt nach Santiago.
Nicht nur die Gesellschaft und ihre Familie, sondern viele
Pilger aus der ganzen Welt trauern um sie. “Der heilige
Jakobus ist gekommen um sie zum Vater zu führen. Betet
für sie!” so schreibt die Société in ihrer Mitteilung.
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nr. 100 juli 2016
Zum Nach-Denken
"Drei Pilger" von Jean Lurçat
Das Bild führt uns die Lebenszeit als Pilgerzeit vor Augen. Leben ist Auseinandersetzung, Suchen und Fragen.
Zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde Lurçat 1914 wegen pazifistischer Umtriebe
verhaftet. Während des 2. Weltkrieges engagierte er sich in der französischen Résistance. Wir denken in diesem Jahr an die Schlacht von Verdun 1916. Was blieb von
diesen Kämpfen auf den Schlachtfeldern? Ein riesiges Grab. Oder was vom 2. Weltkrieg? Haben wir europaweit, weltweit gelernt? Das Leben kann zum Weglaufen
sein damals wie heute. Es kann auch die Erkenntnis schenken, sich den Herausforderungen zu stellen in allen Lebensphasen.
Lurçat malt dieses Bild 1936. Zu sehen sind drei Männer am Strand, da wo festes
Land ins Meer übergeht. Im Hintergrund ist eine Insel oder ein Berg erahnbar. An
einem bewölkten Himmel lassen Wolken die Sonne durchscheinen.
Die drei Männer verweisen auf die drei Lebensalter. Der Rechte mit dem Stab in der
Hand schaut den Betrachter fragend an: Gehst du mit?
Der Mann in der Mitte, der Jüngere, er stützt sich mit seinem linken Arm auf seiner
Hüfte, stellt mit seinem Blick die Frage: Lohnt sich der Weg?
Der Alte links sitzt auf einem Schemel, der Stab liegt auf seinem rechten Oberschenkel. In seiner rechten Hand hält er etwas oder bricht ein Brot, ein Abendbrot. Sein
Blick hat etwas Feststellendes: Für heute ist es genug, es reicht.
Das Ziel, der Berg oder die Insel, ist für den Betrachter nicht eindeutig sehbar. Wir
können in dieser Berginsel am Meer den Mont Saint-Michel sehen, den heiligen
Berg an beginnenden Atlantik, wo sich alles Land in der Weite des Meeres verlieren
wird. Dieser Berg ist Sinnbild für Frieden und Gemeinschaft am Ende des Weges.
Gibt es dieses Ziel für Europa, für die Welt, für das eigene Leben?
Die Pilger von Lurçat sprechen kein euphorisches Ja. Sie sind und bleiben Suchende. Sie sind gebündelte Lebenszeit. Sie laden ein fragend zu verweilen, aber
auch suchend weiterzugehen. Wenn so das Leben ist, tut es gut zu wissen, dass ich
nicht allein unterwegs bin und dass die Lebenszeit, in welchem Alter ich mich auch
befinde, immer die Summe von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist. Wo mir
Vergangenes in der Gegenwart Kraft gibt, darf ich hoffnungsvoll Schritte in die Zukunft wagen. Dies erst recht dann, wenn ich mich getragen und gehalten weiß von
dem, der über Raum und Zeit ist, Gott. Er trägt und hält mich in allen Unsicherheiten und Unabwägbarkeiten meines Lebens. Gott, der uns in Jesus Christus Pilgergefährte ist, ist da an den Grenzen in der Höhe, in der Tiefe, in der Weite.
Ulrich Boom, Weihbischof in Würzburg
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nr. 100 juli 2016
Zum Nach-Denken
Jean Lurçat (* 1. Juli 1892 in Bruyères in den Vogesen; † 6. Januar 1966 in Saint-Paul-deVence) studierte zunächst in Nancy, danach in Paris. Zwischen den Weltkriegen entwickelte sich
Lurçat zu einem bekannten Maler in Frankreich. Während des Zweiten Weltkrieges engagierte
er sich aktiv in der französischen Résistance, der Widerstandsbewegung gegen die deutschen
Okkupationstruppen. Nach Kriegsende entfaltete er eine rege Tätigkeit, vor allem als wichtigster zeitgenössischer Vertreter der Bildwirkerei, die er durch seine Begeisterung, Inspiration und
Schaffensfreude in enger Zusammenarbeit mit der Aubusson-Manufaktur neu belebte. In Aubusson entstand auch 1933 seine erste Tapisserie. In den 50er und 60er Jahren fanden in allen Kontinenten bemerkenswerte Ausstellungen mit Wandteppichen, Gemälden, Zeichnungen und
Keramiken des Künstlers statt.
1957 begann Lurçat mit dem ersten Motiv seiner monumentalen Teppichfolge “Chant du
monde” (Der Gesang der Welt), einer Apokalypse des 20. Jahrhunderts, die heute im “Musée
Jean Lurçat” in Angers an der Loire zu sehen ist. 1962 gründete er das Internationale Zentrum für alte und neue Wandteppiche, das als weltweit wichtigstes Zentrum der neuen Textilkunst gilt. 2002 wurde in der saarländischen Gemeinde Eppelborn das Museum Jean Lurçat
eröffnet. Es zeigt mit ca. 300 Werken einen Querschnitt durch sein künstlerische Schaffen.
Pünktlich zum 50. Todestag von Jean Lurçat am 6. Januar 2016 konnte der neue Katalog "Malerei III" vorgestellt werden. Er ist die Fortsetzung des Katalogs "Malerei 2012" und enthält alle
durch das Museum neu erstandenen Bilder des Künstlers.
Das Gemälde “Trois Pèlerins - Drei Pilger” von 1936 hängt im Musée des Beaux-Arts in Nancy.
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Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung
Im “unterwegs” Nr. 99 haben wir ausführlich von unserer Jahrestagung und der Mitgliederversammlung in Pappenheim an der Altmühl berichtet. In dieser Nummer bringen wir noch drei Beiträge unseres Treffens. Es ist der geistliche Impuls von Wolfgang Ruhrmann am Samstag mit dem
Thema “Pilgern verbindet”, dann die Ansprache von Michael Thein beim Gottesdienst am Samstagabend in St. Walburga in Heidenheim, und schließlich die Meditation von Margot und Erich
Baierl am Ende des Gottesdienstes.
Schwerpunkte dieser Nummer 100 sind die Beiträge von Winfried Romberg, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Fränkische Kirchengeschichte Würzburg, und Gerhard Gaugler und Hermann Sorg, zwei engen Vertrauten von Sieger Köder.
Den Autoren ganz herzlichen Dank!
Wolfgang Ruhrmann
Pilgern verbindet
- Geistlicher Impuls für Samstag, 5. März 2016 -
„Wir verbinden Menschen in Europa“ – So wirbt ein großer Telekommunikationskonzern, und tatsächlich: In einem Zeitalter, das oft das „Kommunikationszeitalter“ genannt wird und das geprägt ist
von Mobilfunk, ständiger Erreichbarkeit und nahezu überall verfügbarem Internet, scheinen Milliarden Menschen permanent mit anderen Menschen verbunden zu sein.
Angesichts der anscheinend unbegrenzten Möglichkeiten, die der technische Fortschritt bietet, um mit
anderen Menschen in Verbindung zu treten, scheint es ein anachronistischer Gegensatz zu sein, wenn
Menschen den Komfort und die Sicherheit ihres vertrauten Umfelds hinter sich lassen, um sich zu Fuß
und mit nur wenig Gepäck auf einen Pilgerweg zu begeben. Doch auch hier hat die Moderne Einzug
gehalten: Für viele Pilger gehört das Smartphone so selbstverständlich ins Gepäck wie die Wasserflasche, statt Wegweisern oder Karten folgt man dem GPS, und viele Herbergen sind inzwischen mit Internetanschluss und WLAN ausgestattet. Viele mögen sich über diese modernen Möglichkeiten
freuen, und für manch einen sind sie vielleicht sogar notwendig, um nicht Entzugserscheinungen zu
bekommen, doch ich frage mich: Habe ich noch die Offenheit für all das Unbekannte und Überraschende auf dem Weg, wenn ich auch hier „online“ bin? Habe ich noch die Offenheit, mich auf Gespräche mit mir unbekannten Menschen einzulassen, wenn ich ständig mit den Daheimgebliebenen in
Verbindung stehe? Entgehen mir nicht nette Gesprächsmöglichkeiten mit hilfsbereiten Einheimischen,
wenn ich dank GPS nie nach dem Weg fragen muss? Ist es nicht interessanter, die eigenen Pilgererfahrungen mit anderen Pilgern zu teilen, als abends allein am Computer zu sitzen, weil man seine Pilgererlebnisse gleich online stellen und in sogenannten sozialen Netzwerken „teilen“ will, in der
Hoffnung, dafür möglichst viele „Likes“ zu bekommen? Entgeht mir durch die Online-Verbundenheit
mit meinen Bekannten in der Ferne nicht die Chance zu einer unmittelbaren Verbundenheit mit neuen
Menschen in meiner Nähe? Bergen also diese modernen Hilfsmittel nicht die Gefahr, dass ein wesentliches Element des Pilgerns, nämlich die Begegnung mit anderen Menschen, zu kurz kommt?
Der Pilger, das ist der „peregrinus“, der in die Fremde geht und dort selbst ein Fremder ist. Weil ein
Pilger auf die Unterstützung anderer angewiesen ist, trafen sich in früheren Jahrhunderten Pilger an
bekannten Knotenpunkten, um gemeinsam aufzubrechen und den Weg gemeinsam fortzusetzen.
Wenn man sich eine Karte der europäischen Pilgerwege anschaut, dann sieht man, dass sich ein Netz
an Wegen durch ganz Europa zieht, und an wichtigen Knotenpunkten treffen oder verzweigen sich die
Wege. Dieses Wegenetz, die einzelnen Wege und die Knotenpunkte sind entstanden, um Menschen
miteinander zu verbinden, und auch umgekehrt gilt: weil sie existieren, ermöglichen sie seit Jahrhunderten die Begegnung von Menschen, verbinden sie Menschen miteinander. Was diese Menschen un-
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nr. 100 juli 2016
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung
terschiedlichster Herkunft miteinander verband und Pilger auch heute noch miteinander verbindet, das
ist das gemeinsame Ziel. Es spielt also keine Rolle, woher man kommt, das Verbindende sind das
gleichzeitige Unterwegssein auf demselben Weg und das gemeinsame Ziel.
Doch nicht nur das große Ziel in der Ferne, sondern auch ein gemeinsames Etappenziel kann verbinden: Pilger begegnen sich unterwegs zum ersten Mal, kommen ins Gespräch, fragen den anderen, wie
weit er heute noch gehen will, und wenn sie dasselbe Etappenziel haben, treffen sie sich abends in der
Herberge wieder, auch wenn sie tagsüber mit unterschiedlicher Geschwindigkeit unterwegs waren
oder bewusst allein wandern wollten.
Oft führen solche zufälligen Etappenbegegnungen dazu, dass Pilger dann noch weitere Etappen gemeinsam wandern oder sich zumindest auch an den folgenden Abenden jeweils in denselben Herbergen wiedertreffen.
Die Motive für das Pilgern waren auch in früheren Zeiten durchaus unterschiedlich, und in unserer
heutigen pluralistischen Welt mag es eine noch größere Vielfalt an Motiven geben.
Doch so unterschiedlich die Motive der Menschen auch sein mögen, bei der Begegnung auf dem Pilgerweg treten sie nicht immer gleich zutage, so dass auch Menschen mit ganz unterschiedlichem Charakter und ganz unterschiedlichen Motiven miteinander ins Gespräch kommen und einander
kennenlernen können, weil sie eins gemeinsam haben: Sie sind zusammen auf dem Pilgerweg unterwegs. Unterschiede relativieren sich, weil Pilger meist keine Statussymbole tragen und bewusst den
Alltag hinter sich gelassen haben. Man begegnet sich von Mensch zu Mensch, man ist gemeinsam auf
dem Weg, und in diesem Augenblick zählt nur das. Hätten im Alltag die unterschiedliche Herkunft,
die unterschiedlichen Charaktere oder die unterschiedlichen Interessen ein Aufeinander-Einlassen
nicht zugelassen, so schafft dieses gemeinsame Unterwegssein auf ein gemeinsames Ziel hin eine Verbundenheit – vielleicht nur für ein paar Stunden, vielleicht aber auch für Tage oder Wochen oder sogar
über die Zeit der Pilgerschaft hinaus.
Wer als Pilger aufbricht, der begegnet unterwegs Menschen, für die diese Region, die er als Fremder
durchquert, ihre Heimat ist. Gerade in einsamen Gegenden ist man als Pilger auf die Hilfe und Gastfreundschaft der Einheimischen angewiesen. Auch wenn man nur eine Nacht bleiben kann und am
nächsten Morgen wieder aufbricht, so kann das Pilgern doch eine Verbundenheit schaffen zwischen
dem Fremden und dem Einheimischen, und im Idealfall erwächst aus der Dankbarkeit für diese Begegnung eine innere Verbundenheit, die auch dann noch anhält, wenn man sich nicht wieder sieht.
Auf dem Pilgerweg gehen wir zum Teil auf historischen Straßen, überqueren alte Brücken, schlafen in
alten Gebäuden, die Pilgerherbergen sind und es vielleicht auch schon vor langer Zeit waren, wir bewundern interessante und imposante Bauwerke. Dies alles, die Infrastruktur und die Kultur entlang
des Pilgerwegs, erinnert uns daran, dass schon Millionen Menschen vor uns diesen Weg gegangen
sind, jeder mit seiner eigenen Geschichte. Als Pilger stehen wir in der Tradition dieser Menschen und
setzen diese Tradition fort, und sind so mit all den Pilgern vor uns verbunden. Diese Verbundenheit
kommt sehr schön zum Ausdruck in dem alten Pilgerritual, beim Betreten der Kathedrale von Santiago de Compostela seine Finger in die fünf Vertiefungen der Mittelsäule des Portico de la Gloria zu
legen. Es ist wie ein Händedruck mit all den Pilgern, die vor uns hier angekommen sind.
Und schließlich: Wenn wir die Kathedrale betreten, dann betreten wir ein Haus Gottes, gebaut als ein
irdisches Abbild des himmlischen Jerusalem. Somit ist das Pilgern immer eine Verbundenheit mit
Gott. Diese Verbundenheit mit Gott mag jeder anders empfinden: sei es in einer Kirche, in der Natur,
in der Begegnung mit anderen Menschen, und manchen ist vielleicht gar nicht bewusst, dass sie auf
ihrem Pilgerweg mit Gott in Verbindung treten. Doch selbst ein Skeptiker wie Hape Kerkeling musste
am Ende seiner Pilgerschaft zugeben: „[Gott und ich], wir sind uns jeden Tag begegnet.“
So schafft Pilgern unterschiedlichste Verbindungen. Jeder Pilger hat es selbst in der Hand, sie zu entdecken, zu erfahren und weiterzuentwickeln.
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Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung
Pilgern (und gelegentlich auch Kaffee) verbindet!
unterwegs
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Michael Thein
Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung
D e r Ve r l o r e n e S o h n
- Lk 15,1-3.11b-32 -
Predigt bei der Jahrestagung der Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft in Heidenheim
Eigentlich sollte man das sog. Gleichnis vom Verlorenen Sohn besser vom wiedergefundenen Sohn
nennen. Oder noch besser: Gleichnis vom barmherzigen Vater. Denn das ist der Kern.
Es ist ein Gleichnis für uns alle und von uns allen: eigensinnig sein, frei sein wollen, selber alles besser
wissen, seinen Spaß haben, Fehler machen, Katzenjammer erleben, sich ganz unten wiederfinden, zur
Besinnung kommen, umkehren, heimkommen, auf die Knie fallen, reinen Tisch machen, offene Arme
finden, unendlich dankbar sein.
Weil wir uns zu einer Jahrestagung von Pilgern zusammengefunden haben, reizt es mich, diese Geschichte von einer ganz anderen Seite anzuschauen. Ich entdecke eine Pilgergeschichte, eine Weggeschichte. Eine Geschichte vom Aufbrechen und Heimkommen. („Wer aufbricht, kommt auch heim.“ heißt
ein Buch von Peter Müller) Eine Geschichte von den Krisen auf dem Weg.
Ich entdecke aber auch eine Geschichte von zwei verschiedenen geistlichen Lebensentwürfen: Der eine
findet zu sich, er findet zum Ziel, er findet heim, er findet zu Gott, indem er aufbricht. Der andere
kommt in der Geschichte eher schlecht weg, doch zu Unrecht, denn er ist schon bei Gott daheim. Wer
hier den eher braven Erstgeborenen und daneben den abenteuerlustigen Zweitgeborenen entdeckt, und
dann vielleicht auf sich selbst und seinen Bruder schaut, wird gewiss Parallelen entdecken.
Ein Mann hatte zwei Söhne. Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater,
das Erbteil, das mir zusteht. Und er teilte Hab und Gut unter sie. Und nicht lange danach
sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land.
„Gib mir mein Erbteil.“ Das ist, als wenn der Vater für ihn schon gestorben wäre. Er will raus. Er will
fort. Er will den Vogelkäfig hinter sich lassen und in die Freiheit. Und der Vater ist klug, Gott sei Dank.
Er weiß, wenn er ihn halten will, dann verliert er ihn gewiss. Doch wenn er ihn loslässt, dann wird er
sich finden und vielleicht auch wieder zurückfinden.
Was treibt Menschen an, die sich auf den Weg machen, die einen Pilgerweg beginnen. Was hat Sie, was
hat dich angetrieben, auf den Weg gelockt, zum Aufbruch gerufen?
Neugier und Abenteuerlust wie beim jüngeren Sohn? Die Sehnsucht nach Freiheit? Endlich ist die
Schule zu Ende, die Prüfungen geschafft. Jetzt nichts wie raus in die Freiheit. Oder jemand meint, er erstickt, wenn er nicht ausbricht aus seinem Gefängnis. Ehe, Familie, Beruf, Freundeskreis, irgendetwas
ist ihm zum Käfig geworden.
Warum bricht jemand auf? Auf der Suche nach dem Heil, nach Gesundung. Vielleicht nur am Leib,
vielleicht auch an Leib und Seele. Eine Krankheit, die zur Krise wird. Ein Burnout.
Warum bricht jemand auf? Vielleicht ganz allgemein auf der Suche. Auf der Suche, die noch gar nicht
weiß, was sie sucht. Ein unbestimmtes Gespür dafür, dass es das noch nicht gewesen sein kann, was
bisher war.
Warum bricht jemand auf? An einer Lebenswende vielleicht, die ihn fragen lässt: Wer bin ich? Wo soll
es lang gehen? Wie soll es weitergehen? Beim Eintritt in den Ruhestand. Beim Verlust des Arbeitsplatzes. Beim Verlust eines geliebten Menschen.
… er zog in ein fernes Land und dort brachte er sein Erbteil durch mit Prassen. Als er nun
all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land, und er fing an
zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes; der schickte ihn auf
seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit den Schoten,
die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm.
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Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung
Tief unten ist er gelandet. Schweine hüten: Tiefer geht es nicht mehr im jüdischen Verständnis.
Die große, weite Welt hat er gesucht, die Einsamkeit hat er gefunden. Hoch hinaus wollte er und
tief gefallen ist er. Die Freiheit hat er gesucht. In der Abhängigkeit ist er gelandet.
Wer kennt sie nicht, die Tiefpunkte des eigenen Pilgerweges? Wer kennt sie nicht, die Krisen?
Ja, manchmal sogar das Scheitern?
Wenn wir an die Grenzen der Kraft gelangen – weil wir uns überschätzt haben oder Anzeichen
des Körpers nicht akzeptieren wollten.
Wenn Regen oder Sonne einen mürbe machen.
Oder endlose, gerade Wege durch öde Landschaften ohne Baum und Strauch.
Wenn einen trotz vieler Menschen die Einsamkeit überfällt oder das Heimweh.
Vielleicht hat auch jemand schon erfahren, wie es ist, wenn man abbrechen muss.
Da ging er in sich und sprach: Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben,
und ich verderbe hier im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und
zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin hinfort nicht
mehr wert, dass ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!
„Da ging er in sich.“ Er geht ehrlich mit seinem Scheitern um. Er macht sich nichts vor. Er versteckt
sich nicht. Er beschönigt nichts. Er hadert nicht. Er schiebt die Schuld nicht auf andere und auch nicht
auf Gott.
„Da ging er in sich.“ Jetzt erst – so meine ich – ist der sog. verlorene Sohn angekommen: Raus wollte
er, in die Weite, in die Ferne, in die Freiheit. Und wo kommt er an: Bei sich selbst. „Da ging er in sich.“
Ich meine, das gilt auch für uns Pilger: Wenn wir nur aufbrechen von zu Hause, um fort zu kommen,
andere Länder zu sehen, fremden Menschen zu begegnen, Natur und Kultur zu erleben, dann fehlt uns
etwas, vielleicht sogar das Entscheidende. Wir mögen zwar ankommen, in Santiago oder anderswo.
Aber sind wir wirklich angekommen, wenn wir nicht auch bei uns angekommen sind, wenn wir nicht
in uns gegangen sind?
Aber vielleicht ist das auch eine theoretische Frage: Kann man überhaupt pilgernd unterwegs sein, ohne
in sich zu gehen, ohne zu sich zu kommen? Kann man wirklich so abgestumpft, so dickhäutig, unsensibel sein, dass sich das nicht ereignet auf dem Weg?
Und wenn es denn sein muss, dann sind Krisen dazu da, dass man in sich geht. Und so gesehen sind
Krisen gut. Sie werfen einen auf einen selbst zurück. Und dann ist, Gott sei Dank, der Weg nicht weit
zum In-Sich-Gehen und zum Zu-Sich-kommen.
Dann kommt man auch anders an seinem Ziel an und schließlich wieder nach Hause.
Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn
sein Vater, und es jammerte ihn; er lief und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Der Sohn
aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort
nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt
schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand
und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns essen
und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war
verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
„Und er macht sich auf.“ Schon wieder so ein Wegwort in dieser Geschichte. Und noch dazu ein doppeldeutiges Wort: Der in sich gegangen ist, macht sich auf. Er macht sich nicht nur auf, um nach Hause
zu kommen. Er macht sich auch in einem übertragenen Sinne auf, indem er sich öffnet. Sich öffnet seinem Vater gegenüber, seine Schuld bekennt und sich nicht versteckt.
Und was macht der Vater, wenn einer zu ihm kommt, der sich ihm öffnet: Er kommt ihm mit offenen
Armen entgegen. Und jetzt ist er – so glaube ich – erst richtig zu Hause angekommen, der sog. verlo-
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Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung
rene Sohn. Er war ja vorher schon viele Jahre bei seinem Vater. Aber war er da wirklich zu Hause.
Wusste er sein Zuhause zu schätzen? Wusste er seinen Vater zu schätzen? Musste er nicht erst fort, um
wirklich zu Hause anzukommen?
Vielleicht kennen Sie von Ihren Kindern oder Enkeln die Janosch-Erzählung „O, wie schön ist
Panama“. Bär und Tiger finden zufällig den Rest einer Bananenkiste. Das Stück Brett riecht verlockend
nach Bananen, nach Ferne, nach Weite, nach Abenteuer. O, wie schön muss Panama sein. Daheim ist es
dem gegenüber doch geradezu langweilig. Und sie machen sich miteinander auf. Überall fragen sie
rum, wo es nach Panama geht. Jeder schickt sie in eine andere Richtung. Sie laufen und laufen und laufen – im Kreis. Schließlich entdecken sie ein halb verfallenes Häuschen. Dort lassen sie sich nieder und
leben glücklich und zufrieden. Sie wissen schon, wo sie gelandet sind …
Der verlorene Sohn findet nach Hause und findet seinen Vater, der ihn mit offenen Armen empfängt.
Der Hörer des Gleichnisses weiß: Wer als Pilger nach Hause kommt, findet Gott.
Aber ich will das doch gleich wieder etwas zurücknehmen: Als Christen können wir es erfahren, dass
wir pilgernd Gott näher kommen. Aber ich will das Pilgern keinesfalls für Christen vereinnahmen.
Auch viele andere, mit vielen anderen Motiven, mit vielen anderen Glaubenseinstellungen sind mit uns
auf dem Weg. Auf ihrem Weg. Jeder auf seinem. Wir freuen uns, wenn das geschieht: Doch der Pilgerweg muss nicht unbedingt zum Gott der Bibel führen.
Und doch ist es immer wieder faszinierend zu hören, wie Menschen als reine Wanderer oder Abenteurer losgehen, um dann am Ende als Pilger anzukommen.
Wir kommen zum Schluss der Geschichte:
Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen
und Tanzen und rief zu sich einen der Knechte, und fragte, was das wäre. Der aber sagte
ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er
ihn gesund wieder hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater
heraus und bat ihn. Er antwortete aber und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre
diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten, und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre. Nun aber, da dieser dein Sohn
gekommen ist, der dein Hab und Gut mit Huren verprasst hat, hast du ihm das gemästete
Kalb geschlachtet. Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was
mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.
Der ältere Sohn, der Brave, der Fleißige, der Anständige, Vernünftige, kommt oft zu Unrecht
beim Lesen der Geschichte schlecht weg. Man versetzt sich in diesem Gleichnis automatisch in
den Jüngeren, leidet mit ihm und ist gespannt, wie es ausgeht. Man freut sich mit ihm, wenn er
glücklich wieder nach Hause findet, - und dann bekommt der Ältere am Ende ganz schnell die
Rolle des Miesmachers und des Unsympathen.
Das ist unfair, denn er war wirklich der Fleißigere und der Anständigere. Und wer kann es ihm
wirklich verdenken, wenn er sich zurückgesetzt fühlt gegenüber dem Hallodri.
Der Jüngere findet auf Umwegen zum Vater, der Ältere war schon immer da. Er ist dem Vater
nicht weniger und nicht mehr nah: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist,
das ist dein.“ Deutlicher könnte es der Vater nicht sagen.
Für mich bedeutet das theologisch im Blick auf das Pilgern: Lasst uns das Pilgern nicht überhöhen, als wäre es der einzige Weg, wie man zu sich selbst, wie man nach Hause, wie man zu Gott
finden kann.
Es ist fürwahr ein wichtiger und ein lohnender Weg. Ein Weg, auf dem man viel über sich selbst
und die Menschen erfahren kann. Aber er ist nicht der einzige. Viele Wege führen nach Hause.
Gott sei Dank. Amen
unterwegs
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Aus unserer Gesellschaft - Jahrestagung
Margot und Erich Baierl
Schlussmeditation im Gottesdienst in Heidenheim am Hahnenkamm
Bewahre uns Gott, behüte uns Gott, sei mit uns auf allen Wegen.....
So haben wir eben gesungen. So mögen schon Willibald und Wunibald gebetet haben, als sie im
Jahre 720 von Wessex aus, zu ihrer Pilgerreise nach Rom aufbrachen, so auch Walburga auf
stürmischer See. Ähnliche Gedanken mag sich auch der verlorene Sohn, auf seinem Weg zurück
zum Vater aufgemacht haben.
Und ich? Auch mein Aufbruch, bestimmt meinen ganzen Weg.
Aufbrechen - es ist nicht leicht, Vertrautes zu verlassen, um sich so wie der
Sohn oder die Missionare auf einen ungewissen Weg einzulassen.
Aber auch wir heutigen Pilger wissen nicht, was der Weg,
was das Leben uns bringen wird.
Aufzubrechen - dazu gehört Mut.
Aufbrechen - das heißt, Fremdes und Fremde treffen - ihnen vorurteilsfrei
begegnen, ihr Anderssein ernst nehmen –
mit Interesse Kontakt aufnehmen – zu Begegnung bereit sein.
Aufzubrechen erfordert Offenheit.
Aufbrechen - das heißt auch, sich auf Ungewissheiten einlassen und
dennoch mit Zuversicht seinen Weg zu gehen.
Der Wille: „Ich pack das!“ ist Voraussetzung für Erfolg.
Aufzubrechen setzt Vertrauen und Selbstvertrauen voraus.
Aufbrechen - das heißt auch Entscheidungen zu treffen. Entscheidungen,
die radikale Veränderung zur Folge haben können.
Dies zeigt uns der Sohn im Evangelium ebenso, wie Willibald,
Wunnibald und Walburga und das gilt auch für uns Pilger.
Aufzubrechen erfordert Entschlossenheit.
Aufbrechen - das heißt auch, Neues zu wagen - Gewohntes in Frage zu stellen zu Veränderung bereit sein.
Beispiel dafür sei uns der ältere Sohn im Evangelium.
Wird er die Kraft haben, den Weg vom Groll zur Liebe zu gehen?
Aufzubrechen erfordert selbstkritisches Hinterfragen.
Und wir Pilger? Haben wir den Mut zu solchem Aufbruch, zu Offenheit, Vertrauen, Entschlossenheit und sind zur Selbstkritik bereit?
Bewahre uns Gott, behüte uns Gott,
sei mit uns auch auf diesem Weg. Sei mit uns mit deinem Segen!
Aber auch mit all denen, die in diesen Tagen aufbrechen, um ihr Leben zu retten, um vor Krieg
und Elend zu fliehen und um bei uns Schutz zu suchen.
Bewahre sie Gott, behüte sie Gott, sei mit ihnen und uns allen mit deinem Segen!
Uns aber, lasst uns aufbrechen, auf einen Weg der Menschlichkeit. Amen.
unterwegs
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Wallfahrt in Franken
Winfried Romberg
Wallfahrten im Bistum und Hochstift Würzburg im Zeitalter
von Konfessionalismus und Aufklärung (ca. 1600-1803)
1. Niedergang und Neuformierung im Zeitalter des Konfessionalismus
Im 17. und 18. Jahrhundert kann das katholische Franken unstreitig als ausgesprochenes Wallfahrtsland gelten. Tatsächlich zählte das Fürstbistum (Hochstift) Würzburg in der Hochblüte des
Kirchenbarock um 1730/40 nicht weniger als dreißig amtlich anerkannte Wallfahrtsorte.
Eine amtliche Liste von 1734 zählte im einzelne Gnadenorte der
1) Sakramentsverehrung: Iphofen, Lauda, Röttingen.
2) Kreuzverehrung: Eibelstadt, Gaibach, Gerlachsheim, Kreuzberg in der Rhön.
3) Marianischen Wallfahrten: Buchen, Dettelbach, Dippach, Eichhorn bei Comburg, Fährbrück, Findelberg, Fridritt, Haßfurt, Heilbronn, Höchberg, Kirchberg bei Volkach, Maria Limbach, Mergentheim, Nikolausberg ob Würzburg (Käppele), Retzbach.
1741 sind als offizielle „Landwallfahrten“ noch zusätzlich genannt: Heidingsfeld, Zellingen,
zum Hl. Maternus nach Güntersleben, Kreuzberg, Fährbrück, Versbach (zum Hl. Rochus), Eibelstadt, Himmelspforten, Oberzell (zum Hl. Markus), Unterzell (zu den Hl. Alexander und Calepodius) und Veitshöchheim (zur Hl. Bilhildis).
Die Fülle der halboffiziellen oder rein volkstumsmäßigen Pilgerstätten entzieht sich hingegen
bislang einer vollständigen Inventarisierung.
Im vorliegenden Forschungsaufriss ist über eine rein äußere Gestalt des Wallfahrtswesens hinaus ein vertiefteres Verständnis innerhalb der Gesamtheit des religiös-politischen Herrschaftskontextes intendiert, um eine differenziertere Sicht auf diesen Teilbereich der zu Unrecht
oftmals pauschalisierten ‚barocken Volksfrömmigkeit‘ zu eröffnen.
Nach dem frühzeitigen Durchschlagen der evangelischen Reformation in weiten Bevölkerungskreisen Frankens seit den frühen 1520er Jahren zeugen nur wenige Nachrichten über weiterlebende Wallfahrten. Zudem waren etliche Gnadenorte bereits um 1500 in Vergessenheit geraten,
etwa Findelberg oder weitaus bekannter der Kirchberg bei Volkach, so dass der Brauch des
frommen gemeinsamen Pilgerns bereits vorreformatorisch in eine Krise geraten war.
Daher glich der Würzburger Bischof Friedrich von Wirsberg (reg. 1558-1573) dem sprichwörtlichen ‚einsamen Rufer in der Wüste‘, als er 1561 in seinem Fastenhirtenbrief anlässlich
der Einberufung der letzten Tagungsperiode des Trienter Konzils (1562/63) bistumsweit Fasten,
Buße und Beichte sowie öffentliche Bittprozessionen und -wallfahrten in allen Pfarrgemeinden
„nach alter Catholischer Christenlicher ordnung“ verordnete.
Sein Amtsnachfolger Julius Echter von Mespelbrunn (reg. 1573-1617) schritt seit Beginn
der 1580er Jahre zu einer letztlich erfolgreichen Rekatholisierung des Würzburger Landes. Als
Bischof zugleich in politischer Hinsicht auch Herr über sein ‚Fürst-Bistum‘ (eigentlich „Hochstift“), berief er sich dabei auch auf das ihm zustehende landesherrliche Reformationsrecht, das
im Augsburger Religionsfrieden von 1555 den Reichsfürsten zugesprochen worden war.
In dieser Rückführung weiter Bevölkerungskreise ging es diesem entschiedenen Konfessionalisten in nuce um die Rekonstruktion der gesamten katholischen Glaubens- und Frömmigkeitstra-
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Wallfahrt in Franken
Würzburg: Wallfahrten St. Burkard (unten) und Maria im Käppele am Nikolausberg (oben)
dition. Er verfolgte mithin ein integrales Programm, dies in klarer innerkatholischer Absetzung
von humanistisch geprägten Vermittlungstheologien bzw. einem sog. Kompromiss-Katholizismus, in denen die in Rede stehenden altgläubigen Frömmigkeitsformen von Wallfahrt, Prozession, Fasten und sonstige „fromme Werke“ als Nebensächlichkeiten beiseite gelegt wurden.
Stattdessen wurde im konfessionellen Zeitalter und in enger Befolgung der Bestimmungen des
Trienter Konzils auch das Wallfahrtswesen zu einem der Bekenntnisattribute vollgültiger Rechtgläubigkeit umgeformt, wenngleich dieses der reformerischen Generallinie folgend der strengen
bischöflichen Aufsicht unterworfen wurde.
Bischof Julius Echter gründete zwei bedeutende und symbolträchtige Wallfahrten neu, diejenige
auf dem Kreuzberg im Rhöngebirge im nördlichen Hochstift und zum Gnadenbild Mariens bei
Dettelbach („Maria in arena“, auch „Maria in vineis“) im südöstlichen Landesteil. Die Dettelbacher Wallfahrt wurde von ihm mit einem monumentalen Kirchenneubau ausgestattet und regelrecht zur „Staatswallfahrt“ aufgewertet. Dorthin pilgerte er auch höchstpersönlich und weihte
den fertiggestellten Kirchenbau schließlich 1613 in aller Festlichkeit ein.
Diese Wallfahrt zum marianische Gnadenbild fand ihre Entsprechung in der bereits um 1600 in
offiziellen liturgischen Druckwerken ausgesprochenen Weihe des Würzburger Landes an die
Immaculata als der neuen „Patrona Franconiae“. Damit setzte Julius Echter gleichfalls im Wallfahrtswesen deutliche Leitlinien einer konfessionalisierten Frömmigkeitskultur dezidiert katholischer Provenienz.
Konfessionalistische Konnotationen
Im Ergebnis änderte sich der Charakter der Wallfahrt im Vergleich zum Mittelalter: Das strafrechtliche Motiv der Sühne meist für Kapitalverbrechen fiel vollständig weg, da das Strafen irdischer Übertretungen weitestgehend der römisch-rechtlich modernisierten Justiz zugefallen war in Form der
Cautio criminalis Carolina Kaiser Karls V., die in Würzburg übrigens 1548 eingeführt wurde.
Desgleichen wurde, wie angedeutet, der Aspekt der Glaubensdemonstration aufgewertet: sowohl
konfessionell-apologetisch nach außen wie in binnenkultureller Bestärkung katholischer Orthodoxie.
Identisch blieb der votive Buß- und Sühne-Charakter, weshalb man Wallfahrten zur Abwendung von
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Wallfahrt in Franken
Dettelbach: Wallfahrtskirche “Maria in arena”, Weihe 1613 durch Bischof Julius Echter.
natürlichen wie menschengemachten Katastrophen, wie Hungersnöten, Epidemien und Kriegen, und
schließlich zum Dank für überstandene Leidenszeiten unternahm. Die letzte dahinlautende offizielle
Begründung erging in Würzburg 1755 am Vorabend der Aufklärung.
Die im Umfeld des Hochstifts in Form von zahlreichen Nah- oder Fernwallfahrten aufgesuchten
Gnadenorte bildeten hierbei – gemessen an der altchristlichen Tradition – lediglich Nebenplätze
zweiten Ranges („peregrinationes minores“). Der Gesamttendenz nachtridentinisch-konfessionalistischer Kirchenverfassung, Frömmigkeitsformen und deren intensivierter obrigkeitlichen
Steuerung folgend, kam es auch hier zu einer möglichsten Beschränkung auf das eigene Gebiet,
um den Verkehr der Pilgergruppen möglichst innerhalb der Bistumsgrenzen zu behalten.
Inhaltlich wie gleichermaßen zeichenhaft setzte nun der Siegeszug der mirakulösen Bilder als
hauptsächlicher Gegenstand dieses erneuerten Votivkultes ein, welcher die althergebrachten
Heiltumsfahrten zu den Gräbern der Diözesanheiligen rasch überflügelte. Ebenso wandelte sich
das Wallfahren in dieser Epoche zusehends zum festen religiösen Brauchtum im Jahreskreis,
wodurch es wesentlich stärker als noch im Mittelalter in den jetzt bestimmenden kirchenamtlich
regulierten Frömmigkeitskontext integriert wurde.
Diesem Element obrigkeitlicher Lenkung und des theologisch kohärenten wie frömmigkeitsästhetischen Aufbaus konfessioneller Glaubenswelten gemäß Inhalt und Ausdrucksformen widerstritt jedoch in unauflöslicher Grundspannung ein nicht geringes Potential an
nebengottesdienstlicher Volksreligiösität jenseits des ordentlichen Pfarrlebens. Es entzog sich in
eigenartiger Weise dem Ordnungsrahmen des konfessionalistischen Kirchen-, Gesellschaftsund Staatsaufbaus. Gekennzeichnet war es durch eine ihrer Natur nach uneinheitliche und
wechselnde Mischung aus Freude an Mirakulösem wie Nebenkulten und sonstig religiös Abseitigem, aus nicht selten fabulierenden Ätiologien und unbekümmerten volksmedizinischen Ausdeutungen von Gnadenstätten sowie nicht zuletzt von (moralischer) Verselbständigung.
Somit sei in der vorliegenden Darstellung betont, dass das frühneuzeitliche Wallfahrtswesen bereits seit seiner Reorganisation um 1600 geprägt war von dieser fortdauernden Ambivalenz einerseits von offizieller Einhegung und andererseits laikaler Eigendynamik. Auch in diesem
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Wallfahrt in Franken
wichtigen Segment katholischer Frömmigkeits- und Bekenntniskultur finden sich deshalb Kontinuitätsstränge kirchenamtlichen Regulierens, welche dem aufklärerischen Kampf gegen die
Barockfrömmigkeit voraufgingen und teils in sie mündeten.
2. Formen und Themen der Wallfahrten
Ältere Wallfahrten, neue Gnadenorte, Sekundärwallfahrten und ätiologische Umdeutungen:
Zur Dynamik des frühneuzeitlichen Wallfahrtswesens
Die älteren, teilweise noch vom Früh- und Hochmittelalter herrührenden prozessionalen Grabkulte des Bistumsheiligen und Märtyrer-Missionars Kilian und seiner Gefährten (erschlagen in
Würzburg 689) und des ersten amtierenden Bischofs Burkard (reg. 742-753) erfuhren signifikante Umdeutungen: Der vormals bistumsweite Concursus kam schrittweise bis zu den 1730er
Jahren zur einfachen Prozession der Stadt- und Umlandpfarreien herab. Die Verehrung Burkards
seinerseits erfuhr fern des Bistumssitzes in einer markanten Felsgrotte bei Homburg am Main an
der legendarischen Stelle seines eremitenhaften Gebetes und schließlichen Sterbens eine ungeahnte Popularität ab 1699 und 1721 bis weit ins 19. Jahrhundert.
Ein unverhoffter Aufschwung im Untersuchungszeittraum war dem traditionell als heilig erachteten Bischof Br u n o (reg. 1034-1045) vergönnt: Nach Erhebung seiner Gebeine 1699 überstrahlte seine Bedeutung sogar diejenige Kilians.
Doch machte der Abbruch der Domkrypta, des eigentlichen Kultortes, 1749 zugunsten einer geräumigeren Gestaltung des Hochchores der Devotion ein ebenso rasches Ende: Auf diese Weise
ging in Gestalt einer sich wandelnden Ästhetik zugleich ein geändertes Frömmigkeitsverständnis einher, das der dunklen, geheimnisvollen Stätten entbehrte. Doch blieb dem Bemühen des
geschichtssinnigen Benediktiners Ignatius Gropp (1695-1758), 1754 noch weitere Würzburger
Bischöfe als heilig anzuerkennen und damit deren Verehrung zu initiieren, der erhoffte Erfolg
versagt.
Die Orte der Kreuzesverehrung stützten sich durchweg auf vorhandene Kreuzpartikel, so in
den Kreuzkapellen bei Bieberehren und Machtilshausen (ab 1742) und in St. Gangolf bei Fladungen (seit 1596/1605). Einzig bei der Wallfahrt auf den bereits erwähnten Kreuzberg in der
Rhön handelte sich um einen ursprünglich auf ein Gipfelkreuz bezogene Volkswallfahrt spontanen Charakters.
Neben den antijüdisch motivierten Herren-Wallfahrten (s. u.) findet sich im alten Bistum bis zur
Säkularisation noch eine eucharistische Verehrung in Burgwindheim (heute Bistum Bamberg).
Bei der großen Zahl von marianischen Wallfahrten handelt es sich zum einen um noch aus
dem Spätmittelalter stammende und entsprechend revitalisierte Ziele, teils um Neubildungen.
Zu letzteren zählen beispielsweise das Käppele ob Würzburg (ab 1650), Fridritt (ab ca. 1650),
die Kapelle „Helferin der Christenheit“ bei Gerolzhofen (seit 1708) und Erlach bei Ochsenfurt
(ab ca. 1725).
Weiters bezogen sie ihre als damals zeitgemäß empfundenen Konnotationen aus der Umdeutung
älterer Ätiologien: In Fährbrück fand sich seit 1590 nachweisbar ein Heilwasserkult, der ab
1656 aber der marianischen Verehrung weichen mußte. In Maria Buchen griff man seit ca. 1600
nicht mehr auf die ursprünglich mittelalterliche Gründungslegende einer angeblichen Marienbildschändung durch Juden zurück. In Dimbach überlagte das Rosenkranz-Motiv ab 1630/1661
die dort angestammte Marienverehrung.
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Wallfahrt in Franken
Kreuzberg in der Rhön, (920 m): Links die drei Kreuze, Station im Kreuzweg; im Hintergrund der Antennenmast des BR, links unten gerade noch sichtbar das Kreuz an der legendären Stelle, wo Kilian predigte.
Rechts die Wallfahrtskirche und ein Teil des Klosters.
Ebenso fanden sekundäre, von auswärts importierte Kultmotive Eingang, etwa die Lauretanische Madonna (Effeldorf ab 1652/53), die Verehrung von Maria-Hilf (Haßfurter Stadthof des
Kloster Theres 1717), Maria-Schnee (Unterebersbach ab 1723) und Unserer Lieben Frau vom
Berge Karmel (Zellingen ab 1652/1673).
Mitunter konnte das marianische Element in Form eines populären Nebenkultes (s. u.) sogar das
ursprüngliche Dedikation bzw. das ursprüngliche Patrozinium überlagern, wie etwa bei der Talkirche bei Münnerstadt, wo wohl im Laufe des 18. Jahrhunderts ein anzunehmendes Hl.-KreuzPatrozinium ersetzte, oder bei Maria Limbach ein älteres Quellheiligtum verdrängte. Auf dem
Kirchberg bei Volkach und Maria Sondheim bei Arnstein handelt es sich um ursprüngliche
Pflichtgänge (Concursus) zu Pfarrkirchen, deren Pfarrrechte zwischenzeitlich erloschen waren.
Insgesamt ist im barocken 17. und 18. Jahrhundert die manifeste Tendenz zur festen Etablierung
solcher Nebenkulte an Gnadenstätten zu beobachten. Dazu seien noch genannt die Kreuzkapellen von Machtilshausen (mit Nebenverehrung Mariens), St. Gangolf und St. Ursula in Alsleben
(mit sekundärem Vierzehnheiligen-Kult), Kreuzberg (mit franziskanischem Antonius-Motiv).
Das Gnadenbild der Pietà aus dem 1525 eingegangenen Augustinerchorherrenstift Birklingen
wurde in vergleichbarere Weise im Jahr 1700 zunächst in der Iphöfer Hl.-Blut-Kapelle, schließlich dann in der dortigen Pfarrkirche verehrt.
Links: Maria Buchen - rechts Maria Limbach
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Auch die örtlichen He i l i g e n u n d S e l i g e n aus dem Kreis der Franconia Sancta wurden in
der Gegenreformation teils frühzeitig (wieder) aufgegriffen, so der Selige „Viktor Uberkomm“
in Baunach (belegt seit dem 15. Jahrhundert), der Hl. Maternus zu Güntersleben (seit 1345), der
Hl. Makarius in Würzburg (erhoben 1615), St. Ursula zu Alsleben (vor 1700). Ebenso rankten
sich Heiligenlegenden um besondere Wasserquellen (Hl. Gertraud bei Waldzell, ab ca. 1600),
Quelle der Hl. Radegundis bei Müdesheim (ab ca. 1593/95), Derzenbrunn bei Arnshausen (Einsetzen der Wallfahrt nicht datierbar).
Die Verpflanzung von örtlich bislang unbekannten Heiligen stützte sich im wesentlichen auf Reliquienimporte: Güntersleben erhielt 1722 Maternus-Reliquien aus Trier, Alsleben bekam aus
Köln Ursula-Reliquien 1701. Das Prämonstratenserinnenkloster Unterzell eröffnete 1731 nach
Erhalt von Reliquien der „Katakombenheiligen“ Alexander und Calepodius eine eigene Wallfahrt.
Doch nicht in jedem Falle glückte ein solcher Frömmigkeitsimport: Trotz Erhebung der Gebeine
der Seligen Immina im Würzburger Dom (1700) und Feier ihres Jahrtages in der Domliturgie
(seit ca. 1737) erhielt sie nie größere Popularität. Ebensowenig entwickelte sich zu den römischen Reliquien des Hl. Maximus, die Frickenhausen am Main 1737 aus Rom erhielt, kein Gnadenort. Eine Wiederholung der Wallfahrt zum Pferde-Patron Wolfgang am Abersee in
Österreich bildete die 1651 wiederbelebte Prozession zur Wolfgangskapelle bei Ochsenfurt.
Die Wallfahrten mit antijüdischem Tenor, die sich auf angebliche Hostien- oder MarienbildSchändungen bezogen, wurden prinzipiell von der geistlichen Obrigkeit tunlichst umgedeutet
mit stets wachem Auge auf ein bleibendes antijüdisches Gewaltpotential in der christlichen
Mehrheitsbevölkerung. Dies betraf auch die schließlich unterbundenen Prozessionen zum Grab
eines Kindes bei Euerfeld, das 1692 unter ungeklärten Umständen gewaltsam zu Tode gekommen war und das Volkes Meinung nach einem jüdischen Ritualmord zum Opfer gefallen sein
solle.
Laut landesherrlichem Mandat von 1699, das bis zu Hochstiftsende fortgalt, sollten zur Wahrung des inneren Friedens auch hochstiftische Schutzjuden bei öffentlichen Prozessionen einschließlich Wallfahrten keinesfalls in Erscheinung treten.
Zum Spannungsverhältnis von Nahwallfahrt und Fernwallfahrt
Aus amtskirchlicher Sicht am bedenklichsten waren indes die mehrtägigen, bei den Gläubigen
überaus beliebten Fernwallfahrten, konnten sie doch wegen der tridentinischen Residenzpflicht
nicht ohne weiteres vom Ortspfarrer begleitet werden. Das Wohl und Wehe der geistlichen und
moralischen Disziplin der Wallfahrtsgruppe erschien somit aus pfarrherrlicher Sicht bedenklich
offen. Nicht zuletzt ermöglichte eine solche Wallfahrt eine auswärtige Beichte samt verpflichtendem Erwerb des Beichtzettels, wodurch diese eigentlich pfarrliche Aufgabe unkontrollierbar
zu erodieren drohte.
Hinzu trat ein territorialpolitisches Moment: Die beliebtesten Fernwallfahrten von Würzburg
aus, die noch in den 1780er Jahre nachrichtlich bis zu 2.000 Personen umfaßten (s. u.), lagen im
Gebiet benachbarter Reichsstände, also quasi im Ausland: In das Kurfürst-Erzbistum Mainz
führte die Wallfahrt zum Heiligen Blut zu Walldürn (erneuert ab 1610). Die Gnadenstätten von
Vierzehnheiligen im Obermaintal sowie zur Heiligsten Dreifaltigkeit zu Gößweinstein gehörten
dem Hochstift Bamberg an.
Aus der territorialen und religiösen Vermischtheit der Territorien in Franken konnten bei Wallfahrten über Rangeleien zwischen den verschiedenen Konfessionangehörigen sogar ernste Vor-
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fälle entstehen: Der wohl spektakulärste dieser Art ereignete sich 1781, als eine Würzburger Pilgergruppe auf dem Heimweg von Walldürn durch das protestantische Gebiet der Grafen von
Wertheim zog. Dabei entspannen sich mehrtägige Handgreiflichkeiten zwischen den Konfessionslagern, die erst durch heranmarschierende Würzburger Truppen beendet werden konnten.
Dies zog schließlich sogar einen höchstrichterlichen Entscheid des Reichskammergerichts nach
sich, wonach die Würzburger Wallfahrtstradition unter beiderseitiger Auflage der Friedfertigkeit
zu gewährleisten sei.
Schließlich begünstigten die Fernwallfahrten prozessionale Nebenziele bzw. Etappen entlang
der Wegstrecke und sorgten ihrerseits für eine multiplikative Ausbreitung der Wallfahrtsgebräuche. Die Gnadenorte zum Hl. Maternus in Güntersleben und zur Hl. Ursula bei Alsleben lagen
auf einer Route nach Vierzehnheiligen, Effeldorf auf dem Weg nach Dettelbach sowie Zellingen
auf dem Weg nach Aachen, Walldürn und Dettelbach.
Hinzu trat die anschwellende und kaum zu überblickende Fülle religiöser Bildstöcke als Wegmarken für die Pilgerzüge, die auch in materieller Hinsicht die „Wallfahrtslandschaft“ im Würzburgischen Franken verdichteten.
3. Zur polizeilichen Regulierung
Vorschriften im Zeitalter des Konfessionalismus (1584- ca. 1755)
Bereits die maßgeblichen Würzburger Kirchengesetze Julius Echters von 1584 und 1587
sahen die Wiederaufnahme von Prozessionen und Wallfahrten vor. Doch beschränkten sie die
Wallfahrtstermine auf jährlich die zwei Anlässe zu den traditionellen „Litaniae Majores“ am St.
Markus-Tag (25. April) und in der Kreuzwoche vor Christi Himmelfahrt; dies allerdings ohne
Rücksicht auf altrechtlich legitimierbare Gebräuche. Zudem betonten sie in disziplinarischer
Hinsicht die von allen Teilnehmern einzuhaltende Andacht und Ordnung.
Dergleichen Ungemach witternd, mahnte auch die nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges
1670 erneuerte Kirchenordnung Bischof Johann Philipps von Schönborn, diese Frömmigkeitsakte seien einzig dann ersprießlich, „wenn sie nur mit aller Gottesfurcht, Andacht und guter
Ordnung verrichtet werden.“ Auch solle das Volk in seiner Unbesonnenheit nicht so leichtfertig
Gelübde aussprechen.
Die Kirchenordnung von 1693 schließlich, die bis zur Säkularisation des Hochstifts 1802/03 gültig blieb,
bestätigte die ausschließlichen beiden Wallfahrtstermine und sah die verpflichtende Anwesenheit des Gemeindepfarrers sowie zumindest je eine teilnehmende Person pro örtlichem Haushalt vor. Gleichbleibend
gebot diese Ordnung eine strikte Prozessionsfolge „ohne unnützes Geschwätz“ und untersagte zudem
Wirtshausbesuch vor wie nach der Wallfahrt. Das Aufsuchen neuer Wallfahrtsziele jenseits der traditionell besuchten Gnadenstätten war, wie grundsätzlich dergleichen „Novitäten“, den Pfarrgemeinden ohne
Genehmigung des Geistlichen Rates als bischöflicher Zentralbehörde nicht erlaubt.
Dennoch nahm im Zuge der Quantifizierung der Wallfahrtsstätten unübersehbar auch die Besuchsfrequenz zu, so dass man schon bald, wie nach 1700 belegt, stillschweigend von den erwähnten zwei Terminen laut römischem Festkalender (St. Markus, Kreuzwoche) abwich.
Um 1712 betrieb man beispielsweisevon der Hauptstadt Würzburg aus je einmal im Jahreslauf
vier- bis fünftägige Fernwallfahrten auf den Kreuzberg (organisiert von der Hl.-Kreuz-Bruderschaft) und nach Walldürn (Corporis-Christi-Bruderschaft) sowie (Nah)Wallfahrten nach Dettelbach, Höchberg und Retzstadt (Sodalität der Bürger- und Junggesellen, Höchberg nur
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Akademische Sodalität) und zur Hl. Gertrudis bei Kloster Neustadt am Main (Pfarrei St. Gertrud) und sogar noch zahlreichere Pilgerzüge nach Fährbrück.
Ab den 1720er Jahren allerdings wurden Spontanheilungen und dergleichen sich zutragende Wunderzeichen an Wallfahrtsorten ausführlicher vom Geistlichen Rat geprüft. Gemäß Regelungen aus den
1740 und 1750er Jahren durften in strenger Trennung der Geschlechter nur Männer Prozessionsfahnen
und religiöse Bilder tragen. Das Mitführen von Engelsfiguren war ebenso verboten. An den Gnadenstätten musste ebenso die Erfüllung der Mess-Stipendien sichergestellt werden.
Auffälligerweise blieb hingegen in den diesbezüglichen Mandatstexten das Tragen von Hieb- und
Stichwaffen bei Wallfahrten, damals auch „Kirchfahrten“ genannt, ausdrücklich erlaubt, bis dieser Passus zu Mitte der 1730er Jahre stillschweigend entfiel. In weiteren Zusammenhang hiermit wurde
schließlich 1781 das Böller- oder Salutschießen aus religiösem Anlass verboten, indes aus Gefahren
von ausgelösten Feuerbrünsten.
Bis zum Vorabend der Aufklärung hatte somit die Diözesanverwaltung eine beachtliche Regelungsdichte zwecks obrigkeitlicher Kontrolle und Begrenzung allzu ausufernder Wallfahrtsfreudigkeit aufgebaut. Reformerisches Ziel war, einen möglichst anstandslosen Betrieb rund um die Gnadenstätten zu
gewährleisten.
Freilich war der Grundtenor des Verbots kaum zu überhören. In den Kernpunkten drängte man auf äußere Ordnung und Disziplin sowie sozialkontrollierende Beschränkung jeglicher Leichtfertigkeiten, angefangen vom Gelübde bis hin zur strengen Unterscheidung (wirklicher) Wunder vom Aberglauben
und anderweitigen Formen der ‚frommen Lüge‘.
Zum anderen zeichnete sich schon ab den 1730er Jahren ein Zerfall der vormals konfessionalistisch geschlossenen Glaubenswelt ab in eine elitäre Devotion gehobener intellektueller wie ästhetischer Form
einerseits und eine volkhaft-plebejische Praxis andererseits.
Regulierungen der Aufklärungszeit (ca. 1755-1800)
Die aufgeklärten Religionsreformen, die in Würzburg unter dem Pontifikat des Adam Friedrich von
Seinsheim (reg. 1755-1779) Einzug hielten, nahmen als erste durchgreifende Maßnahme 1770 die allgemeinen Verlegung der beweglichen Feiertage auf Sonntage bzw. auf zwei landesweit einheitliche
Termine vor. Jedoch aus taktischer Rücksicht auf die bevölkerungsweit zu erwartende Mißstimmung
blieben die weithin beliebten und immer noch ungeregelt unternommenen Wallfahrten einstweilen ausgenommen.
Erst in einem zweiten Anlauf unter dem Folgebischof Franz Ludwig von Erthal (reg. 1779-1795)
ging man 1785 in größerer Konsequenz vor: Nun durften die Nahwallfahrten tatsächlich nur noch an
Sonn- und Feiertagen gehalten werden. Sinngemäß und ohne explizite Erwähnung waren damit auch
die mehrtätigen Fernwallfahrten abgeschafft bis auf die altkirchlichen Anlässe an St. Markus und zu
den Rogationen der Kreuzwoche, die auf eine dreitägige Spanne bemessen waren.
Ebensowenig gelang es der Diözesanleitung in einem folgenden fünfjährigen Ringen mit den beharrlich
vorgetragenen Anliegen der Würzburger Stadtbevölkerung nicht, die von hier aus stattfindenden Fernwallfahrten, so auf den Kreuzberg, dauerhaft zu unterbinden.
Damit zerschlug sich ebenso das Projekt einer ersatzweisen Verlegung der Kreuzberg-Wallfahrt auf das
Würzburger Käppele. In den Zwischentönen dieser Auseinandersetzung musste die Geistliche Regierung erstaunlicherweise sogar zugeben, dass zu disziplinarischen Bedenken, einem aufgeklärten Hauptargument gegen das Massenpilgern, keinerlei Anlass bestehe.
Insgesamt konnte die aufklärerische Beschränkungswille des Pilgerwesens eher geringe Erfolge
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“Eingekastelte” Gnadenbilder in Dettelbach 1778 (links) und Maria Limbach (undatiert, rechts).
verbuchen: Bis zur Säkularisation 1802/03 konnten die meisten Fernwallfahrten im Bistum unbehelligt stattfinden.
Einzig die von den religiösen Orden geleiteten Gnadenstätten konnten unterdrückt werden, sofern es der bischöflichen Zentralinstanz gelang, deren Seelsorgsrechte einzuziehen. Dies betraf
die Enthebung der Karmeliten von der Wallfahrtsseelsorge in Fährbrück 1765 und nicht zuletzt
durch die Auflösung des Jesuitenordens 1773 auf Diözesanebene, wodurch deren Wallfahrt nach
Effeldorf einging.
Immerhin konnte durch Aufstellung zahlreicher Gnadenbilder in Glasschreinen deren bislang
körperliche Verehrung unterbunden werden. In diesem Sinn „eingekastelt“ wurden die Bilder
und Reliquien des Bruno (1762), Makarius (1771), in Maria Limbach (undatiert), Dettelbach
(1778), im Käppele (undatiert). Am Dom ist schließlich 1797 die Entfernung eines nebenkultischen Gnadenbildes aus dem Kreuzgang belegt, dessen reger Volkszulauf amtlicherseits als Störung des ordentlichen Gottesdienstes empfunden wurde. Es handelt sich dabei um eine
spätmittelalterliche Madonnenskulptur aus dem ehemaligen Kloster Vogelsburg, die seit 1797
schließlich auf dem Würzburger Käppele ihre Heimstatt fand.
Somit erwiesen sich solche Einzelaktionen und indirekte Maßnahmen als wirkungsvoller wie
gleichermaßen unauffälliger, als autoritative und landesweite Verbotsmandate.
Im entscheidenden qualitativen Unterschied wurden in der Aufklärungszeit nun nicht mehr lediglich Fehlformen instrumentell korrigiert wie zuvor in der konfessionalistischen Epoche, sondern diese Form der Volksfrömmigkeit prinzipiell in Frage stellt.
Dieser Perspektivenwechsel hin zu einem merklich versachlichten, ökonomisch denkenden wie
nützlichkeitsorientierten Gesellschaftsbild schlug sich ebenso in den entsprechenden Begründungen nieder: Das erwähnte Verbotsmandat von 1785 tadelt verbreiteten Müßiggang moralisch
scharf und richtet sich zugleich auf Verstandesebene gegen obwaltende Vorurteile, „falsche Begriffe“ und Irrtümer bezüglich dieser Reform. Der Klerus sei daher aufgerufen, volkspädagogisch für die Veränderungen zu werben und zu wirken.
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Fährbrück
Die Wallfahrtskirche zieht
von weitem
den Blick
auf sich.
Rechts im
Bild das
Kloster.
Die aufklärerische Publizistik seit den 1790er Jahren pauschalisierte schließlich diese anklingenden Invektiven, indem sie vor allem wider naiven Wunderglauben und den besonders sakralen Charakter von Gnadenorten, moralisch anstößige Verlockungen wie auch die
Verschwendung erarbeiteten Wohlstandes durch Reisekosten und fromme Gaben wetterte. Freilich lassen sich letztgenannte ökonomische Relevanzen bei derzeitiger Forschungslage kaum
einschätzen.
4. Soziologische Aspekte
Sämtliche Bischöfe von Julius Echter bis zu Adam Friedrich von Seinsheim schenkten den innerdiözesanen bzw. inländischen Gnadenorten hohe Aufmerksamkeit und nicht selten sogar reges Interesse. Ihre Besuche dort trugen durchweg offiziellen Charakter, hoben mittels Stiftungen von Altären
(darunter auch vollständigen Neubauten von Gnadenaltären) oder anderweitigem liturgischem Gerät
die jeweilige Bedeutung der einzelnen Stätte heraus und bekräftigten zugleich den bischöflichen wie
landesherrlichen Hoheitsanspruch.
Der wesentlich puristischer eingestellte Franz Ludwig von Erthal suchte hingegen diese Orte bevorzugt zur Inspektion wie moralischen Volksbelehrung im Sinne aufklärerischer Spiritualisierung auf,
wenn er auch keine konsequente Desakralisierung gleich der erwähnten Publizistik verfocht.
Institutionelle Träger der Gnadenstätten waren meist von Bischof beauftragte Mendikanten, die
sämtlich für ihre volksnahe Seelsorge bekannt waren, Vor allem die Franziskaner (Dettelbach seit
1616) Kapuziner (Maria Buchen seit 1727, Käppele seit 1747) und Karmeliten (Fährbrück und Zellingen, jeweils seit 1652). waren hierbei aktiv und geschätzt, aber auch die Jesuiten (Effeldorf seit
1652).
Vermehrt strebten ebenso die Prälatenorden in ihrem mediaten Einflussbereich nach eigenen Gnadenorten. Exemplarisch seine genannt: Das Benediktiner-Kloster Theres ließ in seinem Haßfurter
Stadthof ein Passauer Maria Hilf-Bild aufstellen. Wallfahrten im eigenen Hauskloster bestanden in
der Hauptstadt zu St. Jakob (Hl. Makarius) und bei den Unterzell Prämonstratenserinnen (Hl. Alexander und Kalepodius). Gradenorte unterhielten In ihren Pfarrorten die Benediktiner von Kloster
Neustadt (St. Gertraud bei Waldzell) und St. Stephan zu Würzburg (St. Maternus zu Güntersleben)
und die Zisterzienser von Bildhausen (Fridritt). Die Dörfer des Klosters Münsterschwarzach pilgerten traditionell nach Dimbach.
Eine Anzahl Wallfahrten wurde auch vom örtlichen Pfarrklerus betreut (Burkardusgrotte in Homburg, Findelberg, Iphofen). Fernwallfahrten dagegen wurden ausschließlich von Bruderschaften betrieben und organisiert.
Eigentliche Träger des Wallfahrens schließlich war die ländliche und stadtbürgerliche Bevölkerung.
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Insbesondere die Fernwallfahrten der hauptstädtischen Bürgerschaft Würzburgs erfreuten sich noch
in den 1780er Jahren offensichtlich großer Beliebtheit und zählten im Falle von Hl. Blut zu Iphofen
zu Mitte der 1780er Jahre bis zu 2.000 Teilnehmer. Wie skizziert, genoss noch bis um 1800 das gemeinsame Pilgern eine gesellschaftsweit hohe Akzeptanz, ungestört von aller aufklärerischer Gegenpublizistik und amtlicher Restriktionspolitik.
Doch eignete solchem Massenpilgern, wie im Spiegel der Religionsgesetze angeführt, in bleibender
Weise und - zumindest der Tendenz nach - ein plebejisches Element des Schwatzens, des Unernstes
und der Alltagsflucht, der Trinkfreude und moralischen Verführbarkeit, aber auch offener Militanz
gegenüber Andersgläubigen und religiösen Minderheiten, wie die erwähnte Wertheimer Schlägerei
der 1780er Jahre oder die latente Judenfeindschaft zeigt.
Resümée
Im Rückblick auf das seit der katholischen Reform des 16. Jahrhunderts fest im Hochstift Würzburg
wieder eingebürgerte Wallfahrtswesen erweisen sich die aus funktionalistischer und utilitaristischer
Sicht formulierten Kritikpunkte der Aufklärung – unreflektierter Wunderglaube, Müßiggang und fragwürdige Moralität der Pilger – als schon um 1670 in aller Klarheit seitens der kirchlichen Autoritäten
diagnostizierte Defizite. Grundsätzlich hielt man jedoch amtlicherseits an dieser Frömmigkeitsform
wegen ihrer demonstrativen Bekenntnishaftigkeit fest und ließ in eigentümlicher Inkonsequenz bis ca.
1730 fortwährend neue Gnadenorte zu.
Erst die ab Mitte der 1750er Jahre durchdringende Aufklärung brachte im Generalangriff auf die Barockfrömmigkeit insgesamt ein ideologisches Moment ein. Unter diesem Eindruck war schließlich
1785 aus Behördensicht das formelle Verbot der am wenigsten geschätzten Fernwallfahrten unvermeidlich geworden, ließ sich in der Praxis jedoch nicht durchsetzen. So markiert dieser regelrechte Zusammenprall von progressiver Elitenfrömmigkeit mit dem nicht unerheblichen (Rest-)Bestand traditionaler,
in der Bevölkerung verwurzelter und nur sehr bedingt steuerbarer Devotion eine der Aporien aufklärerischer Religionsgestaltung.
Weiterführende Literatur
Allgemeine Darstellungen
Reinhardt, Rudolf: Die Kritik der Aufklärung am Wallfahrtswesen, in: Bausteine zur geschichtlichen Landeskunde von Baden-Württemberg, hg. v. G. Haselier (1979), S. 319-345.
Schneider, Bernhard: Wallfahrtskritik im Spätmittelalter und in der „Katholischen Aufklärung“ – Beobachtungen zu Kontinuität und Wandel, in: Wallfahrt und Kommunikation, Kommunikation über Wallfahrt,
hg. v. demselben, Mainz 2004 S. 281-316.
Schreiber, Georg: Strukturwandel der Wallfahrt, in: Wallfahrt und Volkstum in Geschichte und Leben, hg.
v. demselben, München 1934, S. 1-183 (bis heute immer noch umfassendste Darstellung).
Literatur zu fränkischen Wallfahrtsorten
Arens, Fritz: Darstellungen und Kult der hl. Bilhildis zu Veitshöchheim bei Würzburg, in: Mainfränkisches
Jahrbuch für Geschichte und Kunst 13 (1961), S. 63-100.
Brückner, Wolfgang: Die Verehrung des heiligen Blutes in Walldürn, Aschaffenburg 1958.
Brückner, Wolfgang: Die Wallfahrt zum Kreuzberg in der Rhön, Würzburg 1997
Dünninger, Hans: Processio peregrinationis. Volkskundliche Untersuchungen zu einer Geschichte des
Wallfahrtswesens im Gebiet der heutigen Diözese Würzburg. Teil 1, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter“ 23 (1961), S. 53-176. – Teil 2, ebenda 24 (1962), S. 52-188.
Dünninger, Hans: Maria siegt in Franken. Die Wallfahrt nach Dettelbach als Bekenntnis, Würzburg 1979.
Ebner, Robert: Die Dreifaltigkeitsbruderschaften in der Pfarrei S. Johannes in Kitzingen. Eine „Filialbruderschaft“ der Erzbruderschaft der allerheiligsten Dreifaltigkeit von Gößweinstein, in: Würzburger Diöze-
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sangeschichtsblätter 65 (2003), S. 203-212.
Ebner, Robert: Die Maria-Hilf-Bruderschaft in Ipthausen, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 66
(2004), S. 419-424.
Endres, Josef: Hl. Blut in Iphofen. Mit einer Edition des Mirakelbuchs, Neustadt an der Aisch 2007.
Endres, Josef: Hl. Blut in Iphofen und Lauda – Zur Rezeptionsgeschichte zweier Hostienfrevellegenden,
in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 73 (2011), S. 281-314.
Freudenberger, Theobald: Quellen zur Geschichte der Wallfahrt und des Augustinerchorherrenstifts Birklingen bei Iphofen 1457-1546, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 5 (1937), S. 1-208.
Goy, Barbara: Aufklärung und Volksfrömmigkeit in den Bistümern Würzburg und Bamberg, Würzburg
1969.
Guth, Klaus: Befreiung aus Gefangenschaft. Das Erzählmotiv der Errettung oder Befreiung in fränkischen
Mirakelbüchern des 17. Jahrhunderts, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter“ 61 (1999), S. 115-123.
Harmening, Dieter: Fränkische Mirakelbücher. Quellen und Untersuchungen zur historischen Volkskunde
und Geschichte der Volksfrömmigkeit, Würzburger Diözesangeschichtsblätter 28 (1966), S. 25-240.
Heilig-Blut-Wallfahrt von Würzburg und Heidingsfeld nach Walldürn 1610 bis 2010. Festschrift, hg. v.
Erik Soder von Güldenstubbe, Würzburg 2011.
Hopf, Herbert: Studien zu den Bildstöcken in Franken insbesondere im Stadtbereich und Landkreis Würzburg, Würzburg 1970.
Neundorfer, Bruno: Zur Entstehung von Wallfahrten und Wallfahrtspatrozinien im mittelalterlichen Bistum
Bamberg, in: Bericht des Historischen Vereins Bamberg 99 (1963), S. 5-132.
Renner, Michael: Wie das Bier auf den Heiligen Kreuzberg kam. Eine Miszelle zur Geschichte des Franziskanerklosters und Wallfahrsortes auf dem Kreuzberg in der Rhön, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter
64 (2002), S. 405-411.
Renner, Michael: Drei geistliche Fürsten – Friedrich Karl, Franz Georg von Schönborn und Adam Friedrich von Seinsheim – als Gründer und Förderer der Wallfahrtskirche Maria Limbach, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter“ 67 (2005), S. 231-255.
Romberg, Winfried: Das Würzburger Pfarrwesen vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Säkularisation (16171803). Institutionen und Pastoral im Spiegel der landesherrlichen Kirchenordnungen, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 73 (2011), S. 95-158.
Romberg, Winfried: Die Würzburger Bischofsreihe von 1617-1803. Ausgewählte Forschungsperspektiven
zu Landesherrschaft und geistlichem Wirken, „Würzburger Diözesangeschichtsblätter“ 76 (2013), S. 9-72.
Romberg, Winfried: Die Würzburger Bischöfe 1617-1684, Berlin 2011.
Romberg, Winfried: Die Würzburger Bischöfe 1684-1746, Berlin 2014.
Schemmel, Bernhard: Zur Darstellung und Verehrung des hl. Aquilin im Bistum Würzburg, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 37/38 (1975/76), S. 199-228.
Wallfahrt im Bistum Würzburg. Die Gnadenorte, Kult- und Andachtsstätten in Unterfranken, hg. v. Wolfgang Brückner/Wolfgang Schneider, Würzburg 1996.
Weiß, Dieter J.: Die Mariahilf-Verehrung in Franken, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung“ 53
(1992), S. 201-215.
Weiß, Wolfgang: Ignaz Gropp (1695-1758) als Hagiologe der Franconia sancta, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter“ 74 (2012), S. 327-345.
Wendehorst, Alfred: Die Würzburger Bischofsreihe von 1455 bis 1617, Berlin 1978.
Zimmermann, Gerd: Patrozinienwahl und Frömmigkeitswandel im Mittelalter, dargestellt an Beispielen
aus dem alten Bistum Würzburg, Teil 1, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 20 (1958), S. 24-136. –
Teil 2, ebenda 21 (1959), S. 5-124.
Der leicht veränderte Text wurde erstveröftentlicht unter dem Titel:
Winfried Romberg: Wallfahrten im würzburgischen Franken im Zeitalter von Konfessionalismus
und Aufklärung (ca. 1600-1803). Zur Ambivalenz katholischer Frömmigkeitsgestaltung in der Frühen
Neuzeit, in: Bulletin der Polnischen Historischen Mission 10 (2015), S. 151-179.
Fotos: S. 21 unten links: Norbert Zentgraf (Hain im Spessart), S. 21 unten rechts und S. 25 rechts: Petra
Schneider (Sand), alle anderen: Manfred Zentgraf
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Jakobusverehrung
Pfullendorfer Jakobuslied
Sankt Jakobus, komm, wir gehen,
Gott zu sehen, Gott zu finden
Und mit seinen Schöpfungsdingen:
Engeln, Sternen, Welt und Winden,
unser Loblied singen.
Geh mit uns, dass wir den wahren
Gott erfahren, ihn erkennen.
Hilf, dass unsre Last und Plagen
Wir zusammen tragen können,
ohne Streit und Klagen.
Du im Himmel, wir auf Erden,
Weggefährten, nicht zu trennen.
Laß uns, da wir ziehn und wandern,
als Gemeinschaft uns erkennen.
Eines hilft dem andern.
Heil’ger Sinn im Pilgerzeichen
Darf nicht weichen, nicht veralten.
Laß verstehen ihn und wissen:
Perle ruht in Muschelfalten,
die wir kaufen müssen.
aus: Silja Walter, Gesamtausgabe Band 10 – Spiritualität II, Paulusverlag Freiburg
Schweiz 2005 - Abdruck Mit freundlicher Genehmigung des Verlags
Silja Walter, *23. April 1919 in Rickenbach bei Olten; † 31. Januar 2011 im Kloster Fahr,
1948 trat sie ins Kloster Fahr ein. Am 11. Oktober 1949 legte sie ihre ersten Gelübde ab und erhielt den Ordensnamen Schwester Maria Hedwig. Silja Walter veröffentlichte über 60 Werke.
Neben zahlreichen lyrischen Werken schrieb sie auch Mysterienspiele und Theaterstücke. Im
Paulusverlag ist eine Gesamtausgabe ihrer Schriften und ihre Autobiografie Das dreifarbene
Meer erschienen. Silja Walters Schaffen wurde mehrfach durch Preise ausgezeichnet, etwa
durch den Literaturpreis und Kulturpreis der Stadt Zürich, zweimal (1956 und 1992) den Gesamtwerkspreis der Schweizerischen Schillerstiftung und den Kunstpreis des Kantons Solothurn.[6] Sie war Ehrenbürgerin von Rickenbach, Würenlos und Mümliswil-Ramiswil.
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Aus der Pilgerwelt - Santiago de Compostela
International Meeting Point Santiago - Internationaler Treffpunkt in Santiago
Das Pilgerhaus in der Rua Nova wurde zum
Internationalen Treffpunkt für Pilger, offen
von 11:00 bis 20:00. Es wird von Freiwilligen
geführt. Es gibt eine Nachrichten-Tafel, Wifi,
eine Kaffee-Bar, Waschmöglichkeit und eine
Küche. Und genug Platz zum Reden, zum
Ausruhen und Nachdenken.
Frankophone Pilgerseelsorge seit 2015,
vom 1. Mai bis 30. September, evtl. auch bis Mitte
Oktober. 9 Uhr französische Messe, Beichtmöglichkeit von 11 bis 12 Uhr, Bibelgespräch um 14
Uhr. Teams von Priestern, Ordensleuten und Laien
sind jeweils zwei Wochen im Einsatz, erreichbar
im ehemaligen Priesterseminar.
Santiago de Compostela.
Die neue Adresse des Pilgerbüros:
Oficina de Acogida al Peregrino
Rúa Carretas, nº33
15705 Santiago de Compostela
A Coruña, España
Tel. 0034 981 568 846 - Fax 0034 981 563 924
mail: <[email protected]>
Monat
Jan.
Feb.
Mrz.
Apr.
Mai
Juni
Juli
Aug.
Sept.
Okt.
Nov.
Dez.
Sa.
1.304
1.733
11.066
15.103
32.782
www.elcaminoconcorreos.com
Deutsche Pilgerseelsorge vom 1. Mai bis
15. Oktober. Treffpunkt ist grundsätzlich der
Platz vor dem Nordportal der Kathedrale.
Von dort gehen Sie gemeinsam in das in unmittelbarer Nähe liegende Hospiz San Martín
Pinario (Seminario Mayor). Deutschsprachige
Eucharistie 8 Uhr in der Krypta. Pilgertreffen
nach der Pilgermesse um 12 Uhr
(Dauer etwa 60 bis 90 Minuten). Um 19:00
Uhr (ab Oktober 18:00 Uhr) wird eine kostenlose, geistliche Erschließung der Kathedrale
mit ihren vier Pforten und Plätzen angeboten
(Treffpunkt Nordportal). Weitere Angebote:
Beichte in deutscher Sprache, Einzelgespräche, Hinweise und Auskünfte.
Santiago de Compostela Pilgerzahlen 2015
Gesamt männl.
262.388
Correos España
bietet in Santiago, Rua Franco 4 (150 m zur
Kathedrale) eine Gepäckaufbewahrung an,
weil die Kathedrale nicht mit Rucksack besucht werden kann. Auch Fahrräder und Pilgerstöcke können in einem festen Karton in
die Heimat zurückgeschickt werden. Öffnungszeiten und weitere Informationen unter
56,26%
zu Fuß Nichtspanier
Deutsche
236.203 140.072 (53,83%) 18.854
I/D/USA/P/F
Santiago de Compostela Pilgerzahlen 2016
68,48% 1.274
725
60
ROK/I/P/D/USA
64,22% 1.648
1.044
84
P/ROK/I/D/USA
52,55% 10.286
4.234
819
P/D/IRL/USA/I
53,16% 13.837
9.967
1.559
D/P/I/USA/F
52,09% 29.738 23.738
4.042
D/I/USA/P/F
Die Zahl der Pilger in 2015 ist fast so hoch wie im Hl. Jahr 2010 (272.135),
auffallend auch der Anstieg bei den deutschen Pilgern (+2.522 ggü. 2014).
unterwegs
Pos. unter Ausl.
30
ROK
P
IRL
F
I
Can
= Südkorea
= Portugal
= Irland
= Frankreich
= Italien
= Kanada
nr. 100 juli 2016
Jakobus in Franken
Erik Soder von Güldenstubbe, Gründungsmitglied unserer Gesellschaft, hat “unterwegs”
seine Dissertation zur Erlangung des Doktortitels an der Theologischen Fakultät Fulda zur Verfügung gestellt. Nach dem Tod zweier Doktorväter wurde die Dissertation nicht mehr eingereicht. Aus dieser umfangreichen unveröffentlichten Arbeit bringen wir in Fortsetzung das 3.
Kapitel zu den Jakobuskirchen im alten und neuen Bistum Würzburg. Auf die Fußnoten haben
wir der Lesebarkeit wegen verzichtet. Bei den einzelnen Orten haben wir, soweit nötig und
möglich, aktuelle Informationen - in kursiv - und Fotos hinzugegeben.
3. Fortsetzung
St. Jakobuskirchen im alten und neuen Bistum Würzburg
Diese sind tabellarisch aufgelistet, dann nach dem Alphabet des Ortsnamens aufgeführt.
Dort finden sich topographische und historische Belege.
Unter I. stehen Angaben über die kirchliche Organisation, wie Bistum (nur im Falle eines Wechsels),
Pfarrei, Kuratie, Filiale sowie über etwaigen Konfessionswechsel.
Unter II. werden die Baugeschichte kurz skizziert und das Patrozinium belegt.
Unter III. werden Stifter, Patron, Collator (Recht der Besetzung) oder Dezimator genannt, sowie Hinweise zur Besitz- und Ortsgeschichte gegeben.
Gaukönigshofen / Ufr.
I. Dekanat Ochsenfurt, 741/42 Fundationskirche des Bistums Würzburg.
II. Mittelalterlicher Bau 1724-30 durch barocken Neubau von Balthasar Neumann ersetzt, 13./14.
Mai 1730 durch Weihbischof Joh. Bernhard Mayer konsekriert, Saalbau mit eingezogenem Chor und
Chorflankenturm. Ursprünglich eine fränkische Martinuskirche, 25. Juni 1336 als St. Jakobuskirche
genannt. Im späten 18. Jh. kam neben St. Jakobus d. Ä. auch die Schutzengelverehrung auf. Die
Schutzengel gelten heute sogar als einzige bzw. Hauptpatrone. Umbau 1966 unter dem Architekten
Walter Schölling.
III. 29. Juli 1326 inkorporiert der Bischof im Auftrag von Papst Johannes XXII. die Pfarrei dem
Praemonstratenserstift Oberzell bei Würzburg, vorher hatten die Hohenlohe das Patronatsrecht, dann
die Praemonstratenserinnen von Michelfeld bzw. Tückelhausen, ab 1307 die Abtei Oberzell.
Fotos: Kirche und Jakobus d.Ä. in der Reihe der Apostelmedaillons
unterwegs
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nr. 100 juli 2016
Jakobus in Franken
Die Geschichte der Gemeinde Gaukönigshofen reicht bis in graue Vorzeit zurück, denn die
fruchtbaren Böden des Gaues lockten zu allen Zeiten die Siedler an. Bereits zur Zeit der Bandkeramiker (ca. 2000 v. Chr.) lassen sich erste Siedlungen nachweisen. Siedlungszeugnisse stammen auch aus der Bronzezeit (1800 - 1000 v. Chr.) und aus der frühen Eisenzeit, auch
Hallstattzeit. Damit ist Gaukönigshofen eine der ältesten Gemeinden im Landkreis Würzburg.
Auch die Kelten, ein Volk mit sehr hoher Kultur, nutzten schon 400 Jahre vor Christus die Vorteile des fruchtbaren Bodens. Verschiedene Flurnamen, wie "Im kalten Bauern", "Im kalten
Feld" oder der "Kaltenhof" erinnern noch an die Keltenzeit. Auch die "Burg", zwischen Acholshausen und Gaukönigshofen über dem Thierbach ist ein Zeugnis längst vergangener Zeit. Ursprünglich als Fliehburg erbaut, im Laufe der Jahrhunderte zu einer mittelalterlichen Burg
ausgebaut, wurde sie im Bauernkrieg vollständig zerstört.
Zur Zeit der Völkerwanderung war der Gau Durchzugs- und vorübergehendes Siedlungsgebiet
für germanische Völker wie der Markomannen, der Alemannen und der Thüringer. Auch von
ihnen sind Siedlungsfunde nachgewiesen.
Etwa 700 - 800 n Chr. dehnte sich der germanische Stamm der Franken bis an den Main aus.
Königshöfe Karls des Großen entstanden in größerer Zahl, so auch in Gaukönigshofen. Aus dieser Zeit - 741 - stammt auch die erste urkundliche Erwähnung.
Über die Pfarreien übte seit 1326 das Kloster Oberzell das Patronatsrecht aus. Ab 1481 besaß
das Hochstift Würzburg die Dorfherrschaft.
Erst in jüngster Zeit wurden im Gemeindebereich von Gaukönigshofen bei Ausgrabungen sensationelle Funde gemacht. Die Wissenschaftler sind sicher, dass nahe dem heutigen Gaukönigshofen schon zu Christi Geburt Menschen gelebt haben.
Die Schutzengelkirche prägt durch ihre Lage am nordwestlichen Ortsrand das Bild des Altortes
und ist weit über die Ebene des Ochsenfurter Gaues sichtbar. Der Rohbau wurde zwischen 1724
und 1730 erstellt, die Pläne fertigte der aus Tirol stammende Baumeister Mathias Kolb. Der
Turm zeigt einen sehr eleganten Aufbau. Vom gleichfalls stark gegliederten Südflügel leuchtet
die vergoldete Sandsteinstatue des Schutzengels mit Kind. Den Mittelpunkt der Fassade bildet
die schwungvolle Rokokostatue der Immakulata, die als Pforte in die himmlische Herrlichkeit
einführt. Der festliche Innenraum ist mit zahlreichen Engeldarstellungen und vielen Heiligendarstellungen prächtig ausgestattet. Die Schutzengelkirche von Gaukönigshofen ist umgeben
vom Friedhof, dem unmittelbar an die Sakristei angrenzenden Ölberg mit seinen spätmittelalterlichen Figuren und einer Statue der schmerzhaften Muttergottes unter dem Kreuz. Über den
Gräbern der letzten in Gaukönigshofen wirkenden Prämonstratenser Patres erheben sich zwei
nach: www.gaukoenigshofen.de/
klassizistische Grabsteine.
Geisa Rhön, Krs. Bad Salzungen / Thüringen
I. Ehemals Würzburger Landkapitelssitz, heute im Btm. Fulda.
II. Pfarrkirche St. Walpurgis, 1287; 1. Okt. 1327 Ablaßurkunde des Würzburger Bischofs Wolfram
für die Pfarrkirche St. Philippus und Jakobus d. J.. Neubau um 1500, Pfeilerinschrift: 1497.
III. Collator war der Pleban der Mutterpfarrei Schleid. Unter Abt Ratgar (802-817) wurde Geisa fuldisch. Früherer Pfarrsitz war Borsch, im 14. Jh. wird Geisa dominierend.
Geiselwind / Ufr.
I. Ehemals Würzburger Landkapitel Iphofen, zeitweise evangelisch, 1821 zum Ebtm. Bamberg.
II. Pfarrkirche St. Aegid 3. Febr. 1501, 1929 St. Jakob d. Ä. (Die Patrozinienänderung in dieser
Zeit erfolgte wohl in Anlehnung an den Bamberger Erzbischof Jakobus v. Hauck), spätgotischer
Chor nach 1450, Langhaus 1521, Turm 12./13. Jh. und 1688, 1933-1935 Anbau, heute St. Bur-
unterwegs
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Jakobus in Franken
kard, 1984 restauriert.
III. Der Zehnt zu Geiselwind gehörte als Hochstiftslehen den Zollner zu Hallburg, später den von
Guttenberg. Collator der Pfarrei
war von 1503 bis zur Auflösung
das Augustiner-Chorherrenstift Birklingen, sonst v. Schwarzenberg.
1376 Castellisches Lehen an die
Zollner.
Über das zeitweilige Patrozinium
Jakobus d.Ä. ist trotz Nachforschungen nichts bekannt. - Foto: MZ
Gereuth eingemeindet nach Untermerzbach / Ufr.
I. Dekanat Ebern, Pfarrkirche, lange Filiale von Mürsbach, 1439 nach Untermerzbach gepfarrt,
1747 als eigene katholische Pfarrei angesehen.
II. Die Kirche erbaut durch den Würzburger Fürstbischof Joh. Philipp v. Greiffenclau 1714,
wohl nach Plänen des Joseph Greising. Konsekriert am 26. September 1717 durch Weihbischof
Joh. Bernhard Mayer, in honorem B.M.V., S. Johannis Evangelistae et S. Philippi (die NamensPatrone des Bauherren). In der Gottesdienstbeschreibung von 1835: Kirchenpatrone: Philippus und Jakobus d.J., so auch heute. 1860 wurde offensichtlich zwischenzeitlich Mariae
Heimsuchung als Patrozinium gefeiert. Renovierung 1977 und 1982-1984.
III. Im 15. Jh. saßen die v. Schaumberg dort, Im 18. Jh. v. Greiffenclau, im 19. Jh. v. Hirsch auf
Gereuth. Hochstiftischer Besitz.
Gleißenberg eingemeindet nach Markt Burghaslach / Mfr.
I. Ehemals Würzburger Landkapitel Schlüsselfeld, evangelisch, katholischerseits heute im
Ebtm. Bamberg.
II. Wohl früher St. Jakobus d. Ä.-Kirche, Neubau 1660, Chorturm älter. Ehemalige Schloßkirche, seit 1667 evangelische Pfarrkirche.
III. Ritterschaftliches Lehen des Fürstentums Ansbach an die Grafen v. (Rechteren-) LimpurgSpeckfeld, 1754 heimgefallen.
Evang.-Luth. Pfarrkirche St. Jakobus - Chorturmkirche, Turm auf quadratischen Grundriss mit Gurtgesims
und Spitzhelm, im Kern Ende 15.
Jahrhundert, Aufbau 1895, Langhaus
mit Satteldach und Rundbogenöffnungen mit Sandsteinrahmungen, um
1660, nördlich erweitert, 1895; mit
Ausstattung
Quelle: de.Wikipedia.de - Bayerische
Denkmalliste
Foto: http://www.taschendorf-evangelisch.de/
unterwegs
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Jakobus in Franken
Gollachostheim, 1978 eingemeindet nach Gollhofen / Mfr.
I. Ehemals Würzburger Landkapitel Iphofen, bis 1433 Filiale von Lipprichhausen, durch die
Markgrafen von Brandenburg-Ansbach evang.-luth., katholischerseits heute im Ebtm. Bamberg.
II. Chorturmkirche 13./14. Jh., 1609 erweitert, Langhaus 1961, früher St. Jakobus d. Ä. und Nikolaus.
III. Collator war der Pfarrer des Muttersprengels Lipprichhausen, den Ansbach ab der Reformation ausschaltete. Im 12. Jh. Klosterbesitz von St. Michael bei Bamberg und St. Burkard in
Würzburg.
Der Ortsname wurde in früheren Urkunden
mit Ostbeim oder Ostheim aufgeführt. Es ist
anzunehmen, daß der Ort bereits bei der fränkischen Landnahme des 7. Jh. entstanden ist.
Erste urkundliche Erwähnung um 802, als
Dietmund dem Kloster Fulda seine Güter in
Ostbeim/Ostheim schenkt. Der Ort war verschiedenen Grundherrren zehntpflichtig. Der
Fürstbischof Johannes von Würzburg erhebt
im Jahr 1433 den Ort zur selbstständigen
Pfarrei. Muttergemeinde bleibt die Pfarrei
Lipprichhausen. Die Kirche, die dem Apostel
Jakobus und dem Bischof Nikolaus geweiht ist,
stammt in ihrem ältesten Teil aus dem 9. Jh.
Sie war nicht viel größer als das Untergeschoß
des heutigen Turmes. 1525 sagt sich Gollachostheim vom Würzburger Bischof los und
stellt sich unter markgräflich-brandenburgischen Schutz. 1528 wird die Reformation eingeführt. 1609 wird die Kirche zur Wehrkirche
ausgebaut. Diese Anlage mit Befestigungsmauer und Wallgraben ist relativ gut erhalten .
Quelle: www.gollhofen.de - Foto: MZ
Greßhausen eingemeindet nach Gädheim / Ufr.
I. Ehemals Filiale der Pfarrei Forst, heute von Untertheres, Dekanat Haßfurt.
II. Nachgotischer Turm der Echterzeit, Langhaus 1823 angebaut. 1613 wird als Kirchenpatron
B.M.V. angegeben, die Kirchweihe feierte man damals am Sonntag vor Jakobi. 1669 wird als
Patron St. Jakobus d. Ä. angegeben, so noch heute. Regionale Marienwallfahrt.
III. Im Hochstift Würzburg, Zehntteile 1368 an Kunz Fuchs zu Haßfurt versetzt. Beim Amt
Mainberg, das 1537 durch Fürstbischof Konrad v. Thüngen den Grafen von Henneberg abgekauft wurde, Patron der Mutterpfarrei: Stift Haug zu Würzburg. Besitz der Abtei Theres.
„Maria vom Sieg“ ist eine Wallfahrtskirche und liegt am Fränkischen Marienweg. Die Wallfahrt
hat eine über 400-jährige Geschichte.
Legende
In einer Sage wird berichtet: „Die Stätte, wo heute die Dorfkirche steht, war von einer mächtigen
Linde beschattet, unter deren Blätterdach sich die Einwohner zur Abhaltung gemeinsamer Andachten
versammelten. Eines Tages hörten die Andächtigen aus der Linde einen wundersamen, himmlischen
Gesang. Als sich dieses Wunder wiederholte, forschte man nach und entdeckte in der hohlen Linde ein
Muttergottesbild. Diese wundersame Begebenheit veranlaßte die Einwohner zur Erbauung einer Kir-
unterwegs
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nr. 100 juli 2016
Jakobus in Franken
che, in der das Gnadenbild Aufstellung und Verehrung
fand. Bald nach der Errichtung der Muttergotteskirche
wallfahrten die Andächtigen aus nah und fern nach Greßhausen…“
Weiter wird berichtet: Im Schwedenkriege hätten die
Schweden das Bild des öfteren in die Weet geworfen, aber
jedesmal sei es am andern Morgen an seinen alten Platz
in die Kirche zurückgekehrt.
Diese beiden Legenden sind möglicherweise auf einen geschichtlichen Kern zurückzuführen, denn im Jahre 1542
wurde eine Linde bei der Kirche erwähnt, unter der der
Marktsteinacher Zehntbüttel dreimal das Notgericht zu
beschreien hatte.
Wallfahrt
Schriftlich wurde die Wallfahrt zum ersten Mal in einer
Urkunde von 1593 erwähnt. Im 16. Jh. kamen die Wallfahrten in Franken durch Kriege und die Reformation
zum Erliegen. In einer Eingabe baten die Pfarrer der
Nachbarorte Schonungen und Forst den Würzburger
Fürstbischof: “... ist es doch noch etlichen alten Personen
wissent, dass vor etlichen Jaren, do es noch katholisch,
Maynberg, Schoning, Forst, Gettheim, Ottendorf, Unter
Und Ober Euerheim Unter Und Obertheres seien gehn
Grussingshausen kommen, hatt auch besonderlich allda
einen herrlichen altar, B. Mariae Virginis … dahin zu
gehn bewilligt, könte desto ehe solche Wallfahrt wiederumb angebracht”. An den Abt von Theres erging am 21
Mai 1593 die Antwort des Bischofs: dass die Wallfahrt
unterwegs
35
Fotos: Der klassizistische Kirchenbau mit
dem Julius-Echter-Turm. - Wandgemälde
von Eulogius Böhler 1908: Jakobus auf
dem Weg zur Hinrichtung, der Henker mit
dem Schwert steht bereit. Nach der Legende
bekehrt sich ein Verantwortlicher zu Christus und Jakobus segnet ihn mit gefesselten
Händen. - Jakobus auf dem Schalldeckel
Fotos: Manfred Zentgraf
der Kanzel.
nr. 100 juli 2016
Jakobus in Franken
feria 4ta der 3. Walltag als Sonntag nach Vocens Jocunditatis ... wiederumb gestattet sei.
Die Bezeichnung Beata Maria Virgo, also Selige Jungfrau Maria, erschien 1509 zum ersten Mal für
die Wallfahrtskirche. Wann eine Umbenennung der Kirche von Beata Maria Virgo, zu dem seltenen
Titel Maria Victoria, Maria vom Sieg, erfolgte, ist unklar. Der Titel Maria vom Sieg ist wahrscheinlich auf den Sieg der spanisch-venezianisch-päpstlichen Flotte unter Juan de Austria bei Lepanto im
Jahre 1571 zurückzuführen. Die Marienverehrung erhielt dadurch im gesamten christlichen Abendland einen Aufschwung.
1797 stiftete eine Frau aus Abersfeld Amt und Predigt an drei Marienfesten. Im Jahre 1993 wurde die
400-jährige Wiedereröffnung der Wallfahrt nach Greßhausen mit einer Jubiläumswoche gefeiert.
Jedes Jahr kommen nach wie vor zahlreiche Wallfahrer zur Wallfahrtskirche.
Patrozinium Jakobus der Ältere (25. Juli)
In einer Auflistung des Einkommens des Pfarrers zu Forst im Jahre 1620 wurde zum ersten Mal St.
Jakobus der Ältere (Patrocinium in Festo S. Jacobi) als Kirchenpatron genannt, während 1613 die
Kirche noch Beata Maria Virgo genannt wurde. Vielleicht wurde Jakobus der Ältere deshalb als Kirchenpatron gewählt, weil er ein Symbol der Wallfahrer ist.
Kirchenbau
Altäre der Wallfahrtskirche „Maria vom Sieg“ von Valentin Oeckler
Die älteste Erwähnung einer Kirche in Greßhausen war im Jahre 1459. Der Kirchturm ist ein sogenannter Julius-Echter-Turm aus der Zeit um 1599, benannt nach dem Würzburger Fürstbischof. Typisch sind die auf seine Veranlassung hin errichteten Kirchtürme mit spitzen Achteckshelmen.
1822 sollte die Wallfahrtskirche wegen Baufälligkeit geschlossen werden. Da das Geld der Gemeinde
für einen Neubau nicht ausreichte und von den 27 Haushalten kaum jemand etwas aus seinem Privatvermögen beitragen konnte, erfolgte 1822 auf Veranlassung des Landrichters von Haßfurt ein Hilfsaufruf an die Nachbarortschaften. Es erklärten sich folgende 30 Ortschaften bereit, mit Geld oder
Baumaterialien zu helfen: Abersfeld, Ballingshausen, Dampfach, Donnersdorf, Dürrfeld, Ebertshausen, Falkenstein, Forst, Gädheim, Grettstadt, Hesselbach, Hoppachshof, Horhausen, Kreuzthal, Löffelsterz, Marktsteinach, Obereuerheim, Oberschwappach, Ottendorf, Ottenhausen, Pusselsheim,
Rednershof, Reichmannshausen, Schonungen, Steinsfeld, Untereuerheim, Unterschwappach, Waldsachsen, Weyer und Wohnau.
Die heutige Kirche wurde 1823 im Stil des Klassizismus erbaut. 1908 und 1976 wurde die Kirche
innen und 2001 außen renoviert und erhielt ein neues Kupferblechdach.
Ausstattung
Das Gnadenbild im rechten Seitenaltar aus der Zeit um 1500 stellt die Muttergottes mit dem Kind auf
dem Arm dar. Die Bemalung der Madonna stammt vermutlich von der Renovierung 1908. Es wurde
unter Fachleuten kontrovers diskutiert, ob es sich um eine Madonna aus der Riemenschneiderschule
handelt.
Die drei Altäre sind im neuromanischen Stil gefertigt. Der Hochaltar aus dem Jahr 1891 ist dem Herzen Jesu geweiht, flankiert von den Figuren des Evangelisten Johannes und des Heiligen Jakobus d.
Ä. mit Pilgerstab und Jakobsmuschel. Die beiden Seitenaltäre stammen aus dem Jahr 1892. Die Altäre wurden späteren Jugendstilkünstler Valentin Oeckler aus Nürnberg (*1854 Sylbach; † 1940
Nürnberg) gefertigt. Es dürfte sich um das umfassendste erhaltene Werk Oecklers handeln.
Die Wand- und Deckengemälde aus dem Jahre 1908 stammen von Eulogius Böhler. Die Bilder sind
in einer bestimmten chronologischen Reihenfolge angeordnet. Weitere Wandgemälde sind Jakobus der
Ältere auf dem Weg zur Hinrichtung sowie Medaillons mit den Evangelisten und verschiedenen Symbolen. Die Freiräume der reichen Wand- und Deckenbemalung sind mit stilisierten Blumen- und
Pflanzenmotiven bemalt.
unterwegs
Quellen:www.wikipedia.org - auch: http://www.vgtheres.de/ und
Kirchenführer „Wallfahrtskirche Maria vom Sieg Gresshausen“ von Anton Reinhard,
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nr. 100 juli 2016
Jakobus in Franken
Großlangheim Markt / Ufr.
I. Dekanat Kitzingen
II. Pfarrkirche, Turm von 1400, Langhaus 1596, 1821/22 erweitert, Patrozinium St. Jakobus d.
Ä. 4. Februar 1436 belegt.
III. Ehemals Castellische Eigenkirche, ab 1517 war der Würzburger Bischof Collator. Deutschordensbesitz in Großlangheim, ebenso der Abtei Münsterschwarzach.
Die Kirche St. Jakobus ist an der heutigen
Stelle erst in der Mitte des 15. Jahrhunderts
überliefert. Zuvor war der Gottesdienst in
einer anderen Pfarrkirche im Ort gefeiert
worden, die bereits als frühchristliche Taufkirche im 10. Jh. überliefert worden war. Im 19.
Jh. folgte ein Umbau, bei dem man zwei Rotunden (siehe Foto rechts mit der nördlichen Rotunde; der Haupteingang ist im Turm) an das
spätgotische Kirchenschiff anbaute.
Im Inneren des Gotteshaus existieren bis heute
eine Vielzahl an Ausstattungsgegenständen
der unterschiedlichsten Epochen. Insbesondere der Umbau in den Jahren 1820/1821
brachte neugotische Elemente ins Kircheninnere. Besondere Schätze aber, sind die Holzplastiken, die aus der Schule des
Schnitzermeisters Tilman Riemenschneider
stammen. Es handelt sich um ein Vesperbild,
mehrere Heiligenskulpturen und ein Relief, auf
dem Maria von zwei weiteren Heiligen umringt wird.
Quelle: Wikipedia
Fotos: Manfred Zentgraf
unterwegs
37
Großlangheim zeigt den
Kirchenpatron Jakobus den
Älteren im Gemeindewappen (links außen) als jugendlichen Pilger mit Stab und
Muschel in den Händen.
Zu sehen ist er auch an
einem Bildstock vor der
Kirche (Foto links) und in
der Antonius-Kapelle an
der Straße nach Kitzingen
in einem Werk von Tilman
Riemenschneider.
nr. 100 juli 2016
Jakobus in Franken
Gützingen eingemeindet am 1. Januar 1972 nach Markt Bütthard / Ufr.
I. Filiale der Pfarrei Allersheim, seit 1899 Lokalkaplanei bzw. Kuratie, Dekanat Ochsenfurt.
II. Älterer Kirchenbau, wohl nachgotisch mit Chorturm, Kirche erwähnt 1615, 1792 verändert.
Ursprünglich St. Andreas-Patrozinium, 1669 St. Jakobus d. Ä. als Patron genannt, 1673 Jakobus
als primarius, St. Andreas als secundarius patronus.
Heute werden beide gleichermaßen als Kirchenpatrone geehrt.
III. Collator der Mutterpfarrei Allersheim: Abt von Bronnbach. Ebracher Besitz in Gützingen;
Im Hochstift Würzburg.
Fotos: MZ
Häslabronn eingemeindet nach Colmberg / Mfr.
I. Ehemals Filiale der Pfarrei Lehrberg bei Ansbach, im altwürzburger Landkapitel Windsheim,
durch Ansbach evang.-luth., ab 1812 in der evang.-luth. Pfarrei Colmberg, katholischerseits in
der Pfarrei Ansbach, heute im Ebtm. Bamberg.
II. Patrozinium St. Jakobus d. Ä., daneben Maria und Vinzenz genannt 1431; dreigeschossiger
spätgotischer Chorturm, Langhaus von 1780.
III. Collator der Mutterpfarrei Lehrberg war das Stift Herrieden, durch Ansbach seit der Reformation ausgeschaltet.
Die Kirche steht in Ost-West-Ausrichtung auf einer leichten Erhöhung am östlichen Rand des
Dorfes nahe der alten, Lehrberg mit Rothenburg ob der Tauber verbindenden Landstraße (die
moderne ist einige Meter nach Süden verlegt), umgeben von einem aufgelassenen Friedhof innerhalb einer im Kern wohl spätmittelalterlichen Umfassungsmauer.
Die Wallfahrtskirche, ursprünglich wohl Teil einer Kirchenburganlage, lag an dem Pilgerweg
Krakau - Nürnberg - Rothenburg ob der Tauber und weiter nach Santiago de Compostela. Mit
Einführung der Reformation wurde die ursprünglich römisch-katholische Kirche 1528 unter der
Kirchenhoheit der Markgrafen von Ansbach (Häslabronn war 1507 an Ansbach gekommen)
unterwegs
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nr. 100 juli 2016
Jakobus in Franken
evangelisch-lutherisch, die Pilgerzüge
über Häslabronn fanden ein abruptes
Ende. Erst 1992 wurde der seit der
Reformation völlig vergessene Jakobspilgerweg durch Mittelfranken als
„mittelfränkischer Camino“ durch
den Heilsbronner evangelischen Pfarrer Paul Geißendörfer wiederbelebt.
Seitdem wird auch St. Jakob in Häslabronn von Santiago de CompostelaPilgern wieder aufgesucht.
Als Wallfahrtskirche war der Sakralraum spätestens 1431 mit mehreren
Altären ausgestattet; die Gottesdienste vollzogen Geistliche aus Lehrberg. Auch pilgerten die Lehrberger und die Häslabronner
mehrmals im Jahr zu der jeweils anderen Kirche. Da Wallfahrten auch immer Einkünfte bescherten, konnten die Häslabronner 1519 bei dem Nürnberger MalerMichael Wolgemut ein Altarbild bestellen.
1780 wurde die Kirche im Markgrafenstil komplett erneuert. 1812 wurde Häslabronn mit Kurzendorf von der Pfarrei Lehrberg abgetrennt und als Filiale der Pfarrei Colmberg angeschlossen. Die Kirche ist mit den sieben Bauernanwesen Häslabronns ensemblegeschützt.
Quelle: wikipedia - Foto: Ferdinand Seehars
Hafenlohr / Ufr.
I. Pfarrkirche, Dekanat Lohr a. M., bis 1687 Filiale von Karbach.
II. Patrozinium St. Jakobus d. Ä., 1540 bzw. 1580 genannt, angeblich früher Wallfahrtskirche
St. Blasius. Kirche im 16. Jh. vorhanden, möglicherweise älter, 1651 größtenteils neugebaut,
unter Belassung des alten Turmes, 1814 klassizistischer Neubau, 18. XII. konsekriert.
III. Dorfherr in Hafenlohr war das Mainzer Erzstift, auch befand sich dort ein Hofgut der OSBAbtei Neustadt/M., die den Zoll einnahm und Patron der Mutterpfarrei Karbach war. In Hafenlohr Besitz der Grafen von Wertheim an das Hochstift Würzburg verkauft (1376).
Die Pfarrkirche ist das eigentliche "Wahrzeichen" Hafenlohrs. Sie wurde im Jahre 1814 erbaut,
der Stil der Kirche ist eine Mischung aus Gotik und Klassizismus.
Aller Wahrscheinlichkeit nach gab es bereits im Jahre 1336 ein kleines Kirchlein in Hafenlohr,
unterwegs
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nr. 100 juli 2016
Jakobus in Franken
das wegen des Hochwassers schon damals auf dem "Kirchberg" stand.
Hafenlohr war aber noch eine Filiale der Pfarrei Karbach und nicht selbstständig. In den Jahren 1638 - 1657 war Hafenlohr der Pfarrei Rothenfels zugeteilt.
Viele Jahre bemühten sich die Hafenlohrer, den Würzburger Bischof davon zu überzeugen, dass
sie einen eigenen Geistlichen benötigen. Im Oktober 1690 erhielt Hafenlohr einen Stiftungsbrief, wodurch die Gemeinde eine selbständige Pfarrei wurde. Zur Pfarrei zählten auch Windheim und Marienbrunn.
Als der letzte Pfarrer von Hafenlohr nach 36 Jahren 2009 die Pfarrei verließ, wurde eine neue
Pfarreieneinheit gebildet:"Pfarreiengemeinschaft St. Laurentius am Spessart", deren Leiter der
Pfarrer von Marktheidenfeld wurde.
Quelle: HP Hafenlohr - Fotos: Manfred Zentgraf
Heilbronn am Neckar / Württ.
I. Ehemals im altwürzburger Landkapitel Weinsberg, heute katholischerseits im Btm. Rotten-
burg-Stuttgart. Als Reichsstadt spätestens 1531 lutherisch.
II. St. Jakobus-Kapelle am Spital für die Sondersiechen=Aussätzigen, erstmals 1409 genannt bei
der Stiftung einer Meßpfründe durch den ehemaligen Bürgermeister Konrad Schletz gen. Leyder und seine Frau Adelheid. 1439 Leprosenkapelle und öfter genannt.
III. 1099 gab Bischof Emehard die Pfarrei Heilbronn der Abtei Amorbach; 1349 König Karl IV.
das Patronatsrecht über die Pfarrei dem Bischof von Würzburg. Collator der Kapellen-Pfründe:
der Pfarrer zu Heilbronn, über die Sondersiechen- oder Jakobspflege hatte sonst der Stadtrat die
Aufsicht. Collator der Stadtpfarrei und fünf weiterer Benefizien war der Würzburger Bischof.
1280 übergab der Bischof Berthold dem Domdekan Albert alle Neugereute in der Pfarrei Heilbronn, die von der Abtei Hirsau herrührten.
Henneberg bei Meiningen / Thüringen
I. Ehemals im Würzburger Landkapitel
Mellrichstadt, bis 1464 Filiale der Pfarrei
Ritschenhausen, dann von Sülzfeld, evang.
geworden, heute in der Superintendentur
Meiningen gelegen.
II. St. Jakobus d. Ä. war Kirchenpatron. Bereits im 15. Jahrhundert stellte Graf Wilhelm
von Henneberg ein Petitorium für die Kapelle
St. Jakob unterhalb des Schlosses Henneberg
aus. 3. Juli 1509 urkundlich das Patrozinium
nachgewiesen. Mittelalterlicher Chorturm mit
Fachwerk im Obergeschoß, jetziger Hauptraum ein schlichter Bau von 1626.
III. Stammsitz der gefürsteten Grafen von
Henneberg, Burg seit 1525 Ruine. 1243 nahm
Bischof Hermann v. Lobdeburg das „castrum
in monte Henneberc“ in Besitz und verlieh es
dem Grafen Henneberg. Die Burgkapelle war
St. Katharina geweiht. Das Patronatsrecht
über die Pfarrei Sülzfeld besaßen seit 1464
die Grafen von Henneberg-Schleusingen.
Foto: W. Gaenssler in Wiki-Commons
unterwegs
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nr. 100 juli 2016
Jakobus in Franken
Herbolzheim / Jagst eingemeindet nach Neudenau / Baden
I. Ehemals Würzburger Landkapitel Weinsberg, später Neckarsulm, heute Ebtm. Freiburg.
II. Früher gab es dort eine Nebenkirche St. Jakobus d. Ä.
III. Herbolzheim war Würzburger Hochstiftslehen an v. Adelsheim4), ab 1351 dann v. Ebersberg. Collator der Pfarrei war der örtliche Burghauptmann.
Die Kirche St. Wendelin war die älteste Kirche in Herbolzheim, einem Ortsteil der Gemeinde
Neudenau im Landkreis Heilbronn. Sie befand sich am rechten Ufer der Jagst im heutigen
Friedhof. Der Turm der Kirche wurde 1784 wegen Baufälligkeit abgerissen, das im 14. Jh. erneuerte Langhaus 1825. Von der Kirche hat sich eine in der Friedhofsmauer vermauerte gotische Nische erhalten, in der einst eine als Totenmännle bekannte Holzfigur verwahrt wurde.
Die Wendelinskirche am anderen Jagstufer als der Ort brachte manche Beschwernis mit sich.
Die Dorfbewohner hatten die Jagst über einen hölzernen Steg zum Gottesdienst zu überqueren,
bevor 1761 die erste steinerne Jagstbrücke errichtet wurde. Um im Ort die Glocken läuten zu
können, wurde dort eine bereits im 17. Jh. erwähnte Kapelle (ob das die von Soder erwähnte
Nebenkirche St. Jakobus war?) errichtet. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. entschloss man sich
schließlich, am Platz jener Kapelle einen Kirchenneubau zu errichten. Mit dem Bau der dort
heute noch befindlichen alten Kilianskirche (sie hat inzwischen an anderer Stelle mit der heutigen Kirche St. Kilian ebenfalls ein Nachfolgebauwerk erhalten) wurde 1770 begonnen. 1780
konnte die Kirche eingeweiht werden.
Herlheim, 1978 eingemeindet nach Kolitzheim / Ufr.
Quelle: Wikipedia
I. Pfarrkirche, Dekanat Schweinfurt-Süd.
II. Patroziniumswechsel von St. Johann d. T. über St. Veit zu St. Jakobus d. Ä. 1452 genannt,
25. Mai 1237, 1541 und 25. September 1731 Kirchenkonsekration, ebenso nach Erweiterung,
Pläne von Friedrich Ebert und Hans Schädel, am 24. September 1972. Turm und Chor um 1600,
Langhaus 1717-1723 von Jos. Greising.
III. Ursprünglich Würzburger Eigen- und Dotationskirche, später das Patronat an die Grafen v. Castell, die es 1271 an das Zisterzienserinnenkloster Maidbronn schenkten; die Inkorporation 1294 bestätigt. Der Wechsel zu Jakobus geschah vermutlich durch den Einfluß von Maidbronn. Im 12. Jh.
aber hatte schon die OCist-Abtei Ebrach hier Besitz und wurde allmählich Herr des Dorfes.
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Jakobus in Franken
Urkundlich erwähnt wurde Herlheim anno 822 als Villa Herilind. Der Name weist nach Meinung der Historiker auf die Merowingerzeit (6. und frühes 7. Jahrhundert). Herlheim war eines
der vom König angesetzten Wehrdörfer. Diese sollten einen Schutz bieten gegen die im Nordosten siedelnden heidnischen Slawen. Eine Merowingische Edelfrau namens Herilind kann als
Namensgeberin für die Ortsbezeichnungen Herlindenheim, Herlesheim und Herlheim angesehen werden.
Bonifatius missionierte bereits im Jahr 716 in Franken, setzte in Regensburg und Würzburg Bischöfe ein und gründete Bistümer. 741 entstand das Bistum Würzburg. Gleichzeitig wurden 25
Königshöfe mit Gründungsurkunden ausgestattet. Darunter befand sich auch Herlheim mit der
dazugehörenden Eigenkirche. Diese Güter verloren um das Jahr 1000 ihre Bedeutung. 1151
schenkte König Konrad III. die Vogtei Herlheim dem Zisterzienserorden in Ebrach. Graf Castell
und Bürger aus Herlheim verkauften oder schenkten dem Kloster Ebrach Güter und Mansen.
Ebrach war lange Zeit bestimmend. Von 1119 bis 1803 waren hier immer zwei Seelsorger tätig.
Den geschichtlichen Urkunden nach gehört die Pfarrkirche zu den 14 ältesten Kirchen in Franken. Die Reformation hatte keine Auswirkungen für das Dorf. Im 30jährigen Krieg plünderten
schwedische Söldner das Pfarrhaus und steckten es in Brand. 1717 wurde mit dem Bau des
neuen Gotteshauses begonnen. Die Kirche mit ihrem weithin sichtbaren Turm (Dicker Michel)
entstand unter dem Baumeister Josef Greising. Das prächtige Westportal entwarf der berühmte
fränkische Baumeister Balthasar Neumann. Der Ebracher Abt Söllner war ein großer Gönner.
Die Glocken und die in Öl gemalten Stationsbilder wurden von den Zisterziensern gestiftet.
1731 wurde das neue Gotteshaus vom Würzburger Bischof Bernhard Meyer eingeweiht. Die
Kirche steht unter dem Schutzpatron der hl. Apostel Jakobus des Älteren. 1803 endete durch die
Säkularisation die enge Bindung mit Kloster Ebrach. Der Bischof von Würzburg erlangte wieder das Besetzungsrecht der Herlheimer Pfarrei.
Quelle: Faltbroschüre „Herlheim ein Dorf stellt sich vor“ zum Gemeindefest am 29.04.2007 von E. und B. Kempf
Herolz, 1969 eingemeindet nach Schlüchtern / Hessen
I. Ehemals Würzburger Landkapitel Karlstadt, heute Btm. Fulda, Dekanat Neuhof.
II. Im mittelalterlichen Weistum von Herolz wurde das Jakobuspatrozinium genannt. 1656 werden als Patrone die Vierzehn Nothelfer genannt, die Kirchenweihe soll dann am Sonntag nach
Jacobi gefeiert worden sein. 1677 Jakobus d. Ä., 1763 beide Patrone nebeneinander. Die mittelalterliche Kirche nach 1700 abgerissen, barocker Neubau 1713-1716, auch St. Jakobus geweiht,
heutige Kirche 1913 gebaut und 27. 9. 1922 durch Bischof Joseph Damian Schmitt geweiht.
III. Collator war bis 1546 der Propst von Neuenberg, der das Patronatsrecht an den fuldischen
Fürstabt abtrat.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Herolz
1030 als „Heroldes hus“, als Abt Richard
von Fulda der Propstei Neuenberg ein
freies Landgut („praedium“) zu Herolz mit
der niederen Gerichtsbarkeit schenkte.
1735 bildete Fulda aus dem Gerichtsbezirk
Herolz die Propstei Sannerz. Am 1. Dezember 1969 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde in die Stadt Schlüchtern
eingegliedert.
Quelle: Wikipedia
Foto: Manfred Zentgraf
unterwegs
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Herreth eingemeindet nach Itzgrund/Ofr.
I. Ehemals Würzburger Landkapitel Münnerstadt,
Jakobus in Franken
früher Filialkirche von Altenbanz bzw. Döringstadt, in der Reformation davon gelöst und zur
evang.-luth. Pfarrei erhoben. Katholischerseits
heute im Ebtm. Bamberg.
II. Kirche 1491 erwähnt; Patrozinium St. Jakobus
d. Ä.; Untergeschoß des Turmes gotisch, Saalbau
von 1692/96.
III. Ganerben: Stein v. Altenstein, Schaumberg,
Rotenhan. Patronatsherr war der Würzburger
Dompropst, unter sächsisch-coburgischem Schutz
durch Stein v. Altenstein ausgeschaltet. Altenbanz
war der Abtei Banz inkorporiert. Rekatholisierungsversuche erfolglos.
Hesselbach / Ufr., 1. Mai 1978 in Üchtelhausen eingegliedert
I. Pfarrei, Dekanat Schweinfurt-Nord, 1770 Juni 1. von der Mutterpfarrei Ebertshausen ge-
trennt.
II. Patrozinium S. Philippus, Jakobus (d.J.) und Walpurgis 1613 genannt, Kirche 1860 neu
gebaut, 1972 nach Umgestaltung neu konsekriert; 1985 Innenrenovierung.
III. Patron der Mutterpfarrei Ebertshausen war der Bischof von Würzburg, Patron der ursprünglichen Mutterpfarrei Marktsteinach war das Würzburger Domkapitel.
Das Dorf wurde erstmals im Jahr 1244 urkundlich erwähnt und ist mit 376 Höhenmetern eines
der höchstgelegenen Dörfer im Landkreis Schweinfurt. Die Prägung des Ortes durch die katholische Kirche lässt sich anhand des renovierten Kirchenbaus „St. Philippus“ und den zahlreiQuelle: www.uechtelhausen.de
chen Feldkreuzen in der Hesselbacher Flur erkennen.
Fortsetzung im nächsten “unterwegs”
Erläuterungen
„Landkapitel“ entspricht dem heutigen Dekanatsbezirk.
„Collator“ ist nach dem Kirchenrecht derjenige, der das Besetzungsrecht für eine Pfarrstelle oder eine
Pfründe innehat. Die Frage danach ist wichtig, um mögliche Einflüsse auf die Patrozinienwahl festzustellen.
„Erb-Oblei“ war der Ausdruck für ein Landgut, das für eine bestimmte Domherrenpfründe gestiftet worden
war. Die Pachterträge dieser Oblei gingen nicht an das Domkapitel, sondern direkt an den jeweiligen Inhaber einer der Domherrenpfründe.
„Dotierung“ nennt man die Ausstattung einer Stiftung.
Die sogenannte Kirchenstiftung dient durch Zins- oder durch Pachterträge einem Kirchenbau, meist einer
Pfarr- oder Filialkirche, oft schloss die Kirchenstiftung auch den Bauunterhalt für Pfarr- und Schulhaus mit ein.
Die sogenannte Pfründestiftung dient dem Lebensunterhalt des „Pfründners“, also der Pfarrer, Kapläne, Vikare, oft auch der Schullehrer oder Meßner.
Pfründnerhauser, wie zum Beispiel die „Spitäler zum Hl. Geist“, die „Bürgerspitäler oder im Bistum Würzburg
auch die „Juliusspitäler“ entsprechen den heutigen Alten- und Pflegeheimen. Dort konnten die reichen sich entweder in einer Pfründe „einkaufen“ oder die Ärmeren lebten von den Erträgnissen der Spitalsstiftung, von Eigenleistungen oder von Spenden.
„Dezimator“ ist derjenige, dem der „Zehnt“ zustand, also eine Steuerabgabe vom zehnten Teil, der in Geld, in
Vieh oder in Feldfrüchten zu zahlen war. Auch die Dezimatoren konnten Einfluss auf die Patrozinienwahl nehmen, zumal es sich oft um geistliche Institutionen handelte, die oft auch in ihrem Zehntort als Collatoren berechtigt waren.
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Jakobus an anderen Orten
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Jakobus an anderen Orten
Das Galgen- und Hühnerwunder
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Die “Legenda aurea” des Jacobus de Voragine
(13. Jh.) bringt zu Jacobus dem Großen viele Legenden. Darunter auch die folgende:
“Calixtus der Papst erzählt, daß im Jahre 1020 ein
Deutscher mit seinem Sohn zu Sanct Jacob wollte
wallfahrten. Als er in der Stadt Toulouse mußte Herberg nehmen, machte der Wirt ihn trunken und versteckte einen silbernen Becher in seinem Mantelsack.
Da sie nun des Morgens fürbaß zogen, lief der Wirt
ihnen nach und hielt sie wie Räuber fest, und schuldigte sie, daß sie seinen silbernen Becher hätten gestohlen. Sie sprachen, daß er sie möge zur Strafe
ziehen, so der Becher sich bei ihnen fände. Und da
man den Mantelsack auftat, fand sich der Becher, und
sie wurden alsbald vor den Richter geschleppt, da
ward das Urteil gegeben, daß alle ihre Habe dem Wirt
verbliebeund einer von ihnen werde gehenkt. Der Vater
wollte für den Sohn sterben, der Sohn für den Vater;
zuletzt ward der Sohn gehenkt, und der Vater zog gen
Sanct Jacob weiter mit großem Trauern. Über sechsunddreißig Tage so kam er wieder und verweilte bei
dem Galgen, da noch der Leib seines Sohnes hing, und
klagte über ihn gar jämmerlich. Aber siehe, da hub der
Sohn an zu sprechen und tröstete ihn ‘Liebster Vater,
weine nicht, denn mir war nie so wohl: wisse, Sanct
Jacob hat mich bis zu dieser Stunde gehalten und mich
erquicket mit himmlischer Süßigkeit’. Als der Vater das
hörte, lief er eilends in die Stadt; und das Volk kam mit
ihm heraus, nahmen den Sohn vom Galgen, der war
gar unversehrt, und henkten den Wirt an seine Statt.”
Diese Legende hat bald Erweiterungen erfahren. Ein
Elternpaar mit Sohn war auf dem Weg. Die gebratenen
Hühner fanden ihren Platz. Der Ort der Geschichte
wanderte. Santo Domingo de la Calzada wird schon
Mitte des 15. Jh. zum Ort des Geschehens. Seitdem
lassen sich dort die Hühner im Käfig sehen.
Im deutschen Sprachraum ist dieses Wunder vielfältig
dargestellt worden. Unser Mitglied Erich Baierl hat in
seinem Buch “Da sprungen due huener zu hant ab
dem spiesz...” zahlreiche Darstellungen im süddeutschen Raum aufgeführt - auch diesen Holzschnitt um
1460 - und die Geschichte der Legende beleuchtet.
Einladung: Kopieren Sie diese Abbildung und malen
sie oder ihre (Enkel-)Kinder diese farbig aus. Schicken Sie das farbige Blatt bis zum 1. September 2016
an “unterwegs”. Die drei schönsten Bilder erhalten
einen Buchpreis.
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Jakobus- und andere Pilger
In Santiago, Rom, Jerusalem oder anderswo angekommen
Bei unserem 25-jährigen Jubiläum 2013 hatten wir in “unterwegs” Nr. 89 unsere Pilger aufgelistet, die zwischen 1987 und 2013 in Santiago angekommen sind und eine Kopie ihrer Compostela geschickt hatten.
Nicht aufgenommen waren die Pilger, die bereits 1992 in “Jakobus in Franken” verzeichnet waren. Diese
Liste war naturgemäß unvollständig. Deshalb führen wir diese Liste in jeder Ausgabe von “unterwegs” weiter. Denken Sie also daran eine Kopie Ihrer Compostela nach Ihrem Pilgerweg an unser Büro in Würzburg
zu schicken. Unser Mitglied Reiner Wirsching führt die Tabelle im Ganzen weiter mit ausführlicheren Angaben, die Sie geliefert haben. Auch die Urkunden aus Rom, Jerusalem und Trondheim listen wir auf.
Name
Vorname
Wohnort
zu Fahrrad Startort
Fuß o.a.
Jahr
Ankunft
SdC
Dirsch
Albert
Feucht
x
St.Jean Pied-d-P
2001 23.05.01
Dirsch
Albert
Feucht
x
Somport
2003 22.05.03
Dirsch
Albert
Feucht
x
Somport
2005 23.05.05
Morton
Jeanette
Petersaurach
x
Pamplona
2007 15.05.07
Dirsch
Albert
Feucht
x
Somport
2008 13.05.08
Winkler
Alois
Feucht
x
Somport
2008 13.05.08
Dirsch
Albert
Feucht
x
Porto
2011 09.05.11
Dirsch
Karin
Feucht
x
Porto
2011 09.05.11
Winkler
Luise
Feucht
x
Porto
2011 09.05.11
Winkler
Rosa
Feucht
x
Porto
2011 09.05.11
Reimer
Gertrud
Feucht
x
Porto
2011 09.05.11
Diese Pilger haben ihre Urkunden im 2. Quartal 2016 eingeschickt. Pilger nach Rom, Jerusalem
oder Trondheim waren nicht zu verzeichnen!
LEIPZIG
Katholikentag
“...es waren sehr interessante Tage! Leipzig hat ja nur 5% Katholiken und 10% Protestanten und die Gassen zwischen den
Zelten war voller interessierter und neugieriger Menschen.
Auch unser Stand, obwohl am Rand gelegen, hatte zumindest
am Samstag viele Besucher mit oft konkreten Fragen.”
berichtete Andrea Trabel und schickte diese Fotos.
unterwegs
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Jakobuspilger Sieger Köder
Hermann Sorg und Gerhard Gaugler
Der Jakobuspil ger Sieger Köder
Als der Malerpfarrer Sieger Köder 1975 Seelsorger von Hohenberg und Rosenberg wurde, wusste er
nicht mehr über den heiligen Jakobus den Älteren als über andere Apostel und Heilige. Dr. Bruno
Heck (1917-1989), geboren in Aalen und ein Freund aus Kindertagen, Bundesfamilienminister von
1962 bis 1968, war 1968 Chef der Konrad-Adenauer-Stiftung geworden. In dieser Funktion reiste
er zu befreundeten Parteistiftungen und hielt Kontakte zu ihnen. Bei einem Besuch im Rosenberger
Pfarrhaus erzählte er Sieger Köder von einem Pilgerweg, von dem er auf einer Spanienreise erfahren
hatte. Sieger Köder entgegnete ihm, dass er jetzt Pfarrer einer Jakobuspfarrei, nämlich Hohenberg,
sei. Nun gab es für die beiden kein Halten mehr und sie erkundeten 1977 Kirchen und Klöster an
französischen Jakobswegen.
Mit den Freunden Ludolf Herrmann, Journalist in Bonn, Josef Kurz aus Ellwangen sowie dem Vertreter der Adenauerstiftung in Spanien, Manfred Huber, begannen sie 1978 den spanischen Camino
unter die Sohlen zu nehmen. Im Gegensatz zu heute gab es damals kaum Literatur oder Pilgerführer. Bruno Heck besorgte spanische Militärkarten, die zwar genau waren, aber nicht den Camino
Santiago enthielten und so zu manchen Umwegen führten. Denn selbst in Spanien war der alte Pilgerweg fast in Vergessenheit geraten. Sieger Köder und seine Freunde waren gewissermaßen Pioniere
des heutigen Jakobswegebooms. Nach einer weiteren Sommerurlaubsetappe kamen sie 1980 in Santiago de Compostela an.
unterwegs
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Am Ostgiebel des Jakobushauses in Hohenberg hat Köder die vier Pilger verewigt mit denen
er durch Spanien gepilgert ist. Es sind, im Uhrzeigersinn, beginnend oben: Ludolf Hermann (mit
Pilgerstab), Josef Kurz (mit Rosenkranz), Manfred Huber (liegend) und Dr. Bruno Heck (mit
Pilgerwegs-Karte von Frankreich und Spanien).
nr. 100 juli 2016
Jakobuspilger Sieger Köder
Ab jetzt wurde Sieger Köder immer mehr von dieser Pilgerschaft geprägt und hatte nun auch
(s)einen spirituellen Zugang dazu gefunden, den „Jakobsweg“. Dazu kam das Hohenberger Jakobusfest, das mehr oder weniger festlich immer schon gefeiert wurde. Diese Tradition wurde durch
ihn neu belebt. Immer wenn der 25. Juli, der Jakobustag, auf einen Sonntag fällt, ist in Spanien ein
heiliges Jahr und auf dem Hohenberg ein besonderes Jakobusfest. Nachdem 1979 die Hohenberger
ihr 750-jähriges Ortsjubiläum gefeiert hatten, war auch ihnen klar geworden, dass man mit dem
neuen Pfarrer zünftige Feste begehen kann: Die von ihm so bezeichneten „Zeltabende“ waren geboren! Anno 1982, 1988 („Halbzeitfest“), 1993, 1999, 2004 und 2010 wurden unvergessliche Jakobusfeste auf dem Hohenberg gefeiert, die auch zahlreiche auswärtige Besucher anlockten.
Gleichzeitig förderte er das Bild des Menschen als „homo viator“ durch ganz praktische „Übungen“.
In der Woche nach Pfingsten war er immer mit seinen beiden Kirchengemeinderatsgremien unterwegs und im Sommer erwanderte er mit den Ministranten seiner beiden Pfarreien verschiedene
Routen in Süddeutschland.
Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre brach auch in anderen Regionen Deutschlands eine Art „Jakobsfieber“ aus. Viele Jakobusgemeinden besannen sich auf ihre Wurzeln und suchten in ihrer Geschichte nach entsprechenden Spuren. Sieger Köder studierte die Jakobuskirchen in Winnenden
und Rothenburg, beides vielleicht Stationen an einem süddeutschen Jakobsweg. Er lobte einen Preis
aus und bot demjenigen, der ihm die historische Pilgerstation vor und nach dem Hohenberg aufzeigen könne, ein begehrtes Öl-Originalbild an. Dass der Hohenberg einmal eine historische Station
am schwäbischen Camino gewesen sein muss, zumal Köder die Statuten der Hohenberger Jakobusbruderschaft von 1526 kannte, stand für ihn einfach fest. Er hatte 1986 mit einem Freund und seinen Neffen ein weiteres Mal Santiago besucht und war mit seinen beiden Kirchengemeinden
Rosenberg und Hohenberg 1987 wiederum in Santiago gewesen.
Bei einem „Jakobuswegekongress“ im Dezember 1988 im Rosenberger Gemeindehaus trafen sich
zahlreiche Wegekundler. Am schlüssigsten stellte sich damals das Konzept von Wolfgang Lipp aus
Ulm dar. Dieser hatte in mühevoller Arbeit sämtliche Jakobuspatrozinien von Kirchen und Kapellen in Süddeutschland zusammengetragen und auf großen Karten eingezeichnet. Fazit der damaligen Veranstaltung war, dass es den historischen Jakobsweg bei uns wohl so nicht gegeben hat, aber
alle süddeutschen Wege in Richtung Schweiz gehen. Das Tagebuch des Nürnberger Sebald Oertel,
der 1521/22 über Nördlingen und Ulm nach Konstanz gepilgert ist, war damals noch nicht bekannt. Ab Konstanz führt ein geschichtlich nachweisbarer Jakobsweg über Einsiedeln – ab dort die
Oberstraße genannt - nach Le Puy, wo die historische Via Podiensis beginnt.
Dies tat der „Sache des heiligen Jakobus“, wie sie Köder oft bezeichnete, aber keinen Abbruch. 1993
war er wieder auf der Via Podiensis zwischen Le Puy und Conques unterwegs; begleitet von seinem
Schulkameraden Prof. Dr. Eugen Hafner und sieben weiteren Freunden, darunter die beiden Verfasser dieser Zeilen, Gerhard Gaugler und Hermann Sorg. 1997 war diese „Neunerbande“ in Santiago
und am Kap Finisterre (s.u.). Außerdem reiste er mit seinem Priesterweihekurs, der Kunstkommission der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der er mehrere Jahrzehnte angehörte, sowie mit seinem
Freundeskreis, der „Ma(h)lzeit-Runde“ (überwiegend ehemalige Schüler, die Maler und Kunsterzieher geworden sind) wiederholt nach Santiago de Compostela.
Kontakte zur Deutschen Sankt-Jakobus-Gesellschaft, zur gerade entstehenden Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft, zum Fränkischen und zum Schwäbischen Albverein und die gute Zusammenarbeit
mit der bürgerlichen Gemeinde Rosenberg und den Forstbehörden führten schließlich dazu, dass
unterwegs
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Jakobuspilger Sieger Köder
Sieger Köder “Jakobus, der Aussteiger” Privatbesitz
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Jakobuspilger Sieger Köder
zum Jakobusfest 1999 der „FränkischSchwäbische Jakobsweg“ ausgewiesen und
markiert werden konnte. Auf diesem bewegen sich im Sommerhalbjahr viele Pilger
von Nürnberg oder Würzburg kommend
nach Rothenburg ob der Tauber, von dort
über die Hohenloher Ebene in den schwäbischen Sprachraum, den sie nördlich von
Rosenberg erreichen, und dann vom Hohenberg aus über das Albvorland nach Bargau, wo es auf die Schwäbische Alb hinaufund dann immer weiter südlich nach Ulm
geht.
2004 und 2009 nahm die Katholische
Junge Gemeinde (KJG) Hohenberg an der
„72-Stunden-Aktion“ teil und erstellte im
Untergeschoss des Jakobushauses auf dem
Hohenberg ein kleines Pilgerhospiz, das
sechs Pilgerinnen und Pilgern ein gerne in
Anspruch genommenes und hoch gelobtes
Nachtquartier bietet.
Gleichzeitig schenkte Sieger Köder mir und
uns, einer kleine Gruppe von Freunden, eigene „Weg-Erfahrungen“. Wir waren mit
einem Kleinbus, einem Fahrtenzelt und
dem nötigen Drumherum in Frankreich
und Spanien unterwegs. Wir zogen durch
die Auvergne und den wilden Aubrac nach
Conques und durchwanderten in sommerlicher Hitze die spanische Meseta. Wir
schnauften zum Cruz de Ferro und den Cebreiro hinauf, feierten nach unserer Ankunft in Santiago am Schrein des heiligen
Jakobus in der Krypta einen unvergesslichen Gottesdienst und durften mit ihm das
„Ende der Welt“ am Cap Finisterre erleben.
Mit den „Pfingstwanderern“ (siehe oben)
sind wir den „Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweg“ gegangen und waren auf dem
Mittelfränkischen Jakobusweg von Nürnberg nach Rothenburg unterwegs. Mit den
Ministranten pilgerten wir nach Ulm, nach
Augsburg und ins schwäbische Oberland.
unterwegs
50
Zu seinem 80. Geburtstag schenkte er
uns – und vielleicht auch sich selber –
einen kleinen Bildband mit dem Titel
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Jakobuspilger Sieger Köder
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Jakobuspilger Sieger Köder
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Jakobuspilger Sieger Köder
„Mein Camino“. Es ist beglückend und
schön, fast alle zwanzig Motive, die er
dort gemalt hat, mit ihm erlebt zu
haben. Und mindestens genau so
schön, aber sicher noch „nachhaltiger“
war und ist der „wahre Jakob“, den er
uns und vielen anderen nahe gebracht
hat. Seine Drehbücher zu Filmen, die
wir dann miteinander gemacht haben,
seine Texte und Lieder, die er für die
„Zeltabende“ gedichtet hat, seine zahllosen Anregungen für die Jakobswege
unserer Region und nicht zuletzt seine
Bilder und Bildfenster in Jakobskirchen und kleinen Jakobuskapellen „am
Weg“ wie auf dem Hohenberg, in Hinterbrand, in Wöllstein, in Bargau, in
Sontbergen (Kreis Heidenheim) und in
Ihlingen bei Horb, haben uns mit der
Sache des heiligen Jakobus so infiziert,
dass wir nicht mehr davon loslassen
können.
Mit den drei bronzenen Pilgerfiguren, die
seit 2004 auf dem Parkplatz bei der Jakobuskirche auf dem Hohenberg stehen,
hat Sieger Köder einen Anfang und auch
ein Ende des Pilgerweges markiert. Während die beiden großen Pilger eine kurze
Rast machen und in Richtung Santiago
blicken, hat sich der dritte Pilger bereits
auf einen inneren Weg gemacht, sei es,
dass er bereits wieder aus Spanien zurück
ist oder dass er gar nicht mehr nach Santiago will. Er blickt versonnen hinauf in
den Himmel – oder hat er die Augen geschlossen? Auf seinen Knien liegt die aufgeschlagene Bibel mit dem Text: Ich bin
der Weg – . Sieger
Köder verweist auf den „inneren Weg“!
Immer wieder haben wir unterwegs über
den oft am Jakobsweg zu hörende Satz
„Der Weg ist das Ziel“ diskutiert und
immer wieder sagte er: „Diesen Satz mag
ich überhaupt nicht. Jeder Weg hat ein
Ziel! Nicht der Weg ist das Ziel, sondern
das Ziel ist das Ziel!“ Sieger Köder hat es
am 9. Februar 2015 erreicht.
unterwegs
Der "Rosenberger Flügelaltar" von Pfarrer Sieger Köder erzählt
eine Fülle an Geschichten. Dem geöffneten rechten Flügel ist
die Darstellung des Jüngsten Gerichtes gewidmet. Kleider machen keine Leute mehr, die Masken fallen, es zählt allein der
Mensch, der pilgernd das Ziel erreicht hat, das neue Jerusalem
als blühende Rose mit liebendem Gott.
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Jakobuspilger Sieger Köder
In seinem künstlerischen Schaffen hat Köder den Apostel nur wenige Male dargestellt und da als “Jakobus, der Aussteiger”: er zeigt den Apostel bei der Berufung, weg vom Alltag, weg von seinem Boot,
weg von seinem Beruf als Fischer. In der Jakobuskirche auf dem Hohenberg, in der Jakobuskirche Sontbergen (S. 50), auf einem Gemälde in Privatbesitz (S. 49) sehen wir diesen “Aussteiger”.
Der Jakobuspilger aber ist vielfältig in Köders Werk zu finden. Vom Gemälde des Pilgers Jakobus im
Sieger-Köder-Museum in Ellwangen - das weithin als Poster und Andachtsbildchen verbreitet ist (S. 51
oben) über die Pilger in der Kirche von Ihlingen (S. 51 unten links) oder in der Kirche von Bargau (S.
51 unten rechts) bis zur Pilgergruppe auf dem Hohenberg (S. 52 unten links) und dem Pilger, der über
seinen Weg nachsinnt (S. 52 unten rechts); nicht zu vergessen die Pilger in den Weihnachtskrippen.
Und Köder hat die unzähligen Darstellungen des Hühnerwunders in Europa mit seiner zeitgenössischen Arbeit an der Außenwand der Kirche von Wöllstein (S. 54) in die Gegenwart gebracht.
Alle Fotos dieses Beitrages stammen von Gerhard Gaugler, Hermann Sorg und Manfred Zentgraf
Literaturhinweise:
Sieger Köder, Mein Camino - Unterwegs nach Santiago de Compostela. Schwabenverlag 2004.
In diesem Bildband erzählt Köder in Wort und Bild (24 Gemaälde vom Hohenberg bis Finisterre) seinen persönlichen Weg nach Santiago. Das Buch enthält auch das Drehbuch-Schwarzes eater: Hühnerwunder.
Martin Thull, Kleines Pilger ABC mit Zeichnungen von Sieger Köder. Verlag Manfred Zentgraf 2003.
Das kleine Lexikon mit 217 Stichworten zum Pilgern auf den Jakobswegen hat Köder mit 13 Zeichnungen
zum Pilgeralltag humorvoll bereichert. Die Zeichnungen auf S. 52 sind diesem Buch entnommen.
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Jakobuspilger Sieger Köder
Ruhepause auf dem Pilgerweg durch Spanien 1997
unterwegs
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Pilgerstimmen
Der Olafsweg
Im letzten "unterwegs" gab es
ein Foto von einer Jakobus-Statue in Santiago de Chile. Da habe
ich mich daran erinnert, dass ich
vor einem Jahr in Chile Jakobus
auch zweimal begegnet bin, und
zwar in Castro, der Hauptstadt
auf der Insel Chiloe (zweitgrößte Insel Südamerikas). Diese
Insel hat vieles mit Galizien gemeinsam: das regenreiche Klima,
die grüne verwunschene Vegetation, kleine versteckte Dörfer, lebendige Sagen- und
Legendenwelt. Der Text auf dem
Sockel des Steinkreuzes zeigt die
Verbundenheit und Freundschaft
zwischen Galizien und Chiloe:
"Dieses Kreuz wurde von der
Regierung in Galizien gespendet
für die Gemeinde von Castro. In
Dankbarkeit von der galizischen
Bevölkerung für die Provinz von
Chiloe. 2011." Der andere Jakobus steht in der Hauptkirche von
Castro. Herzliche Grüße
Almut Bélard, Stuttgart
unterwegs
Von Oslo bis Lillehammer gibt es einen Ostweg und einen
Westweg.
Da ich im Jahre 2014 den Ostweg und weiter bis Trondheim
gepilgert bin, ging ich im Jahr 2015 den Westweg von Oslo bis
Gjövik (ca. 50 km vor Lillehammer).
Der Westweg ist landschaftlich viel schöner als der Ostweg,
aber auch anspruchsvoller und mit viel Asphalt. Die Unterkünfte sind nicht reichlich vorhanden und teilweise schwer zu
finden.
Auf dieser Strecke gibt es mehrere sehenswerte Kirchen, welche auch geöffnet waren, z.B. die beiden Schwesternkirchen in
Granavollen.
Im Pilgerzentrum in Oslo erfuhr ich, dass ein Teil der Strecke
des Ostweges umgeleitet wurde. Somit liegt die Unterkunft
Ullern nicht mehr am Weg. Auch ein ganz unangenehmes
Wegstück, in eine unwegsame Schlucht und die Strecke über
den alten Flughafen, wo der Weg nicht angezeigt und es ein
Suchspiel war den weiteren Weg zu finden, sind aus der Route
genommen.
Von Pilgern, welche den Ostweg gegangen sind, erfuhr ich,
dass es lange keine Unterkunft gab, da sie in Ullern übernachten wollten, die Route aber anders führte. In Jessheim
setzten sie sich, nach ca. 40 km Fuß-Marsch in ein Wartehäuschen und ruhten einige Stunden aus. Die Pilgerherberge Risebru liegt weiterhin an der Strecke. Inwieweit die Infrastruktur
auf dieser neuen Route gegeben ist entzieht sich meiner
Kenntnis. Auch im Pilgerzentrum in Oslo gab es in dieser Hinsicht keine klare Auskunft.
Wer sich auf den Weg macht sollte recherchieren wie die Infrastruktur an dieser neuen Strecke des Weges ist.
Martina Lang <[email protected]>
DORMIFRANCIGENA B. Gran San Bernardo - Roma
2016 (6. Auflage, 24g)
265 Übernachtungsmöglichkeiten in Italien mit aktuellen Presen (und den Rabatten für AIVF-Mitglieder mit Ausweis). Unverzichtbarer Zusatz zu jedem Via-Francigena-Führer! "Zwar
kann man auf der Via Francigena auch ohne Karte pilgern,
NICHT ABER OHNE DORMIFRANCIGENA" so Luigi,
Schweizer Langstreckenpilger.
Kontakt: Margot Collins-Fäh, CH-6014-Luzern
T. +41(0)41 2501093 - mail: [email protected]
Nie verirrt man sich so leicht wie dann,
wenn man meint den Weg zu kennen.
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aus China
nr. 100 juli 2016
Auf dem Büchertisch
Neuauflagen
Raimund Joos, Pilgern auf den Jakobswegen • Packliste • Anfängertipps • Wegauswahl. 160 S., 43 Farbfotos, Klappenbroschur. Outdoor TB 197 im Conrad Stein Verlag Welver. 9. überarbeitete Aufl.
2016. € 9,90
Joos berät den (angehenden) Pilger umfassend und verlässlich – vier
Seiten Stichworte liefert der Index; und er weist daraufhin, dass am Ziel
der eigentliche Pilgerweg, das Pilgern im Alltag.
Raimund Joos, Spanien: Jakobsweg Camino Francés. 288 S., 71
farb. Kartenskizzen 1:200.000, 52 farb. Höhenprofile, 102 Farbfotos, Tipps für Radfahrer, Übersichtskarte in der Klappenbroschur.
Outdoor TB 23 im Conrad Stein Verlag Welver. 19. überarbeitete
Aufl. 2016. € 14,90
1996 hat der 2005 in Nordspanien verstorbene Autor Michael Kasper
den ersten Führer zum Camino Francés verfasst. Raimund Joos war zunächst noch Co-Autor, schließlich allein verantwortlich für den Führer.
Der größte Teil der Texte, die Darstellung der Orte und Infrastruktur hat
sich natürlich in diesen 20 Jahren geändert. Aber nicht wenige Beschreibungen zu Kunst und Kultur stammen noch aus der Feder von Michael
Kasper, wie Joos dankenswerterweise vermerkt. Lesenswert ist in der
Einleitung besonders das Kapitel zu den unterschiedlichen Compostelas. Alles in allem: Der Pilgerführer zeigt mit seinen 19 Auflagen in 20
Jahren die Beliebtheit des Weges bei den deutschsprachigen Pilgern.
Raimund Joos, Spanien: Jakobsweg Küstenweg mit Tipps für Radpilger. 319 S., 108 Kartenskizzen 1:100.000, 91 Höhenprofile, 66 Farbfotos, Übersichtskarte in der Klappenbroschur. Outdoor TB 71 im
Conrad Stein Verlag Welver. 14. überarbeitete Aufl. 2016. € 16,90
Renate Florl, Via Gebennensis – Jakobsweg von Genf nach
Le Puy-en-Velay, GPS-Daten. 184 S..143 Fotos, 18 Höhenprofile, 18 Wanderkärtchen 1:100.000, drei Stadtpläne
1:20.000, zwei Übersichtskarten, kt. mit Polytex-Laminierung. Bergverlag Rother München. 1. Aufl. 2016. € 14,90
So ganz ein Geheimtipp ist die Via Gebennensis ja nicht, wie der
Verlag in seiner Presse-Mitteilung meint. Viele süddeutsche und
Schweizer Pilger, die von zuhause aufbrechen, sind in den letzten
fast drei Jahrzehnten schon diesen Weg gegangen. Und das „Gelbe
Heft“ der Association Rhône-Alpes des Amis de Saint-Jacques hat
dabei sehr geholfen mit den angegebenen Adressen. Der RotherFührer bietet nun zu diesem Weg vorzügliche Wanderkärtchen und
Höhenprofile, verbunden mit einer ausführlichen Wegbeschreibung
und – farblich hervorgehoben – Hinweisen zu Geschichte, Kultur
und Sehenswürdigkeiten. Besonders nützlich sind am Kopf jeder
Etappe die Angaben zur Infrastruktur. Die entsprechenden Signets
sind auch zur schnellen Orientierung in den Karten angegeben. Die
Einführung in den Band bietet auch eine gute Erläuterung der unterschiedlichsten Übernachtungsmöglichkeiten, wie man sie in Frank-
unterwegs
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Auf dem Büchertisch
reich finden kann. Der Benutzer hat zudem die Möglichkeit die
GPS-Daten des Weges herunterzuladen. Die Farbfotos runden den
Wegführer gut ab.
Wolfgang Scholz u.a., Eifel-Camino von Andernach nach
Trier. 160 S., 24 farb. Kartenskizzen 1:100.000, 12 Höhenprofile, 57 Farbfotos, GPS-Tracks zum Download, Übersichtskarte in der Klappenbroschur. Outdoor TB 376 im
Conrad Stein Verlag Welver. 1. Aufl. 2016. € 12,90
Der 160 km und acht Etappen lange Weg in der Eifel wird, mit drei
Zubringerwegen nach Mayen und einer Weg-Variante, sachkundig
beschrieben. Umfangreich sind die Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten, leider nicht farblich von der Wegbeschreibung abgehoben. Trier ist nicht nur Durchgangsstation Richtung Santiago,
sondern vor allem auch Ziel der Matthias-Pilger und damit der St.Matthias-Bruderschaft Mayen, die eigens vorgestellt wird. Zu diesem Weg können die GPS-Tracks heruntergeladen werden. Der
Radpilger findet ebenfalls Tipps.
Plzen – Regensburg – Jakobsweg und europäische Identität.
176 S., Übersichtskarte, zahlreiche Farbfotos, dreisprachig:
deutsch – Tschechisch – spanisch, kt. 2016
unterwegs
Das Taschenbuch, finanziert von Galicien, Xacobeo und Xunta,
wurde herausgegeben von der Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft, der KEB im Bistum Regensburg, cinEScultura und Forschungszentrum Spanien an der Universität Regensburg. Das Buch
ist kein konventioneller Reiseführer, sondern wurde vom Gedanken
an den identitätsstiftenden und zeitlosen Charakter des Weges angestoßen. Seit 2010 ist der Jakobsweg auch Inhalt des Kulturfestivals
cinEScultura, ermöglicht durch die Zusammenarbeit des Forschungszentrums Spanien der Universität Regensburg mit der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) und unserer Fränkischen St.
Jakobus-Gesellschaft. Der Jakobsweg als Bindeglied zwischen Regensburg und Santiago, die Städte-Partnerschaft zwischen Regensburg und Pilsen, die Zusammenarbeit von cinEScultura und dem
Zentrum für spanische Sprache und Kultur von Pilsen und Klatovy
haben angeregt die gemeinsame kulturelle Identität innerhalb
Europas zu bedenken und hervorzuheben. Da Pilsen aber nicht auf
dem Jakobsweg Prag – Regensburg liegt, musste dieses Wegstück
bis Kdyne erforscht werden. Dieser Abschnitt kommt dann auch in
diesem Buch ausführlicher zu Wort. Der Leser kann nun Entdeckungen zu Geschichte, Kultur und Kunst auf dem Weg von Pilsen
nach Regensburg machen. Zusätzlich hat er die Möglichkeit seine
tschechischen und spanischen Sprachkenntnisse zu testen und zu
vertiefen. Das Buch ist nicht im Buchhandel erhältlich. Aber gegen
eine Spende von ca. 5 € zzgl. Porto kann es in unserem Büro in
Würzburg bestellt werden.
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Auf dem Büchertisch
Rosemarie Stöckl-Pexa / Marcus Stöckl, Jakobswege
Österreich von Hainburg nach Feldkirch – mit Weinviertler Weg, GPS-Daten. 344 S., 211 Fotos, 50 Höhenprofile,
50 Wanderkärtchen 1:100.000, zwei Übersichtskarten, kt.
mit Polytex-Laminierung. Bergverlag Rother München. 1.
Aufl. 2016. € 17,90
Dieser neue Rother Wanderführer liefert einmal die Beschreibung des Jakobsweges quer durch Österreich von Ost nach West. Die Beschreibung beginnt am Bahnhof in Pama (hier kann man stündlich anreisen), 10 km
westlich der ungarisch-österreichischen Grenze, und endet nach 978,5 km
(38 Etappen) in Feldkirch (an der Grenze zu Lichtenstein)/Rankweil (an der
Grenze zur Schweiz). Zum andern ist auch der 170 km (8 Etappen) lange
Zuweg von Nikolsburg/Mikulow in Südmähren durch das Weinviertel nach
Mautern an der Donau zum Anschluß an den Hauptweg ausführlich beschrieben. Sämtliche Informationen für den Pilgerwanderer stehen zur Verfügung: Infrastruktur und kritische Punkte am Beginn des Etappenkapitels,
Karte und Höhenprofil, Wegbeschreibung und Hinweise auf Sehenswürdigkeiten. Auch die über 200 Farbfotos ergänzen die Texte gut. Hervorzuheben
ist die Geschichte des österreichischen Jakobsweges bis in die Gegenwart
mit den Verdiensten Peter Lindenthals bei der Neubelebung. Die Geschichte des Weinviertler Wegs ist jüngsten Datums; sie beginnt erst im gegenwärtigen Jahrhundert, markiert wurde er 2010. Er ist mehr auf
touristische Merkmale hin ausgerichtet und heute einer der beliebtesten
Wanderwege in der Region.
H-P. Lembeck, Die kleine Pilgerbibel in Muschelform zum
Umhängen. Paulusverlag Freiburg/Schweiz 2016. € 14,80
Die Muschel – 10 cm – in Buchform bietet auf 19 Blättern banales
Grundwissen zu den Jakobswegen, einige Gedanken für unterwegs und
Platz für knappe Notizen oder Adressen. Ein Pilgersegen aus Roncesvalles setzt den Schlusspunkt. Das Muschel-Büchlein um den Hals gehängt –
die Schnur ist dabei! - ist gleichzeitig Erkennungszeichen des Jakobspilgers. Der Preis allerdings ist entschieden zu hoch!
Heinerika Eggermann Dummermuth, Immer der Muschel
nach – Auf dem Jakobsweg durch die Schweiz. 84 S., 38
Farbfotos, geb. Paulusverlag Freiburg/Schweiz 2016. € 19,90
„So ziehen wir durch schweizerland ein, die heißen uns gottwillkommen
sein, und geben uns ihre Speise; sie legen uns wohl und decken uns warm,
die Strassen thun sie uns weisen.“
So singt das alte Pilgerlied „Wer das elend bauwen will...“ über die Schweiz.
Pilger James und Pilgerin Jacqueline gehen diesen Weg durch die Schweiz
von Konstanz und Rorschach über Einsiedeln, Luzern, Bern und Lausanne
nach Genf. In 38 kurzen Texten und ganzseitigen Fotos wird daraus ein sehr
ansprechendes Erinnerungsalbum. Jeder Pilger, der den Weg durch die
Schweiz gegangen ist, kann hier den Weg nachgehen und lebendig bewahren. Und der Bildband ist auch ein geglücktes Geschenk für Jakobspilger.
unterwegs
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Auf dem Büchertisch
Stefan Albus, Jakobsweg – und dann? Was Pilgern mit Menschen macht. 256 S., Klappenbroschur. Gütersloher Verlagshaus Gütersloh 2016. € 17,99
2009 war der Chemiker und Wissenschafts-Journalist Albus 400 km auf
einem deutschen Jakobsweg unterwegs. 2011 berichtete er davon in seinem
Buch „Santiago liegt gleich um die Ecke“ (siehe „unterwegs“ Nr. 79/2011).
Aber bald muß er feststellen, sein Jakobsweg ist nach der Heimkehr noch
nicht abgehakt. Das fängt bei kleinen Dingen an und hört bei den großen
Bögen, die das Leben spannt, nicht auf. Umzug, Atelier, erste Ausstellung,
Zeit für schöne Dinge. „Ich bin geduldiger geworden, ertrage Widersprüche
besser und gewichte das Gute meistens höher als das Schlechte. Und erlebe,
wie sich die Menschen auch mir gegenüber wieder mehr öffnen. Denn ich
weiß jetzt zumindest in groben Zügen, wer ich bin, wo ich hinwill im
Leben und was ich einmal zurücklassen möchte.“ (S. 13) Und dann taucht
die Frage auf: Wie geht es eigentlich anderen nach ihrem Jakobsweg? Da er
auf dem Buchmarkt nichts findet (Nancy Louise Frey „Pilgrim Stories – on
and off the road to Santiago“, dt. 2002 „Santiagopilger unterwegs und danach : auf den Spuren einer alten Route im heutigen Spanien“ und Anette
Goebel „Nach dem Jakobsweg“ 2009 sind ihm dabei nicht in die Hände gekommen), macht er sich auf die Suche nach (Jakobs-)Pilgern und ihrem
„Danach“. Und so begegnet er Pilgern wie Heinrich Wipper, Bernd Lohse
und Gesine de Castro, die deutschlandweit bekannt sind, aber auch Pilgern,
die nur in ihrem Umfeld einen Namen haben; er landet in einem Kölner Pilgerstammtisch, im Pilgermuseum in Telgte, in der Altertumskommission
für Westfalen im Landschaftsverband Westfalen-Lippe oder im GentechnikSicherheitsbereich der Deutschen Sporthochschule Köln. All diese Begegnungen führen zu einem Dutzend Interviews. Hier wird einmal deutlich,
wie Pilgern das persönliche Leben beeinflussen und ändern kann, aber auch
wie Initiativen rund ums Pilgern – Pilgergesellschaft, Pilgerherberge, Altertumsforschung als Basis für heutige Pilgerwege, Pilgerstammtisch oder Pilgern mit Krebskranken – entstehen und wirken. Albus bietet dem Leser in
seiner manchmal flapsigen Sprache auf muntere Art gute Anregungen für
Leute, die in ihrem Leben etwas verändern wollen. Man kann den Autor
auch besuchen auf www.wortpilgern.de und wird staunen, was er so alles
im künstlerischen Bereich macht.
Christine Zucchelli / Irmeli Wopfner, Anno 1613 Von Tirol
nach Rom – Die abenteuerliche Pilgerfahrt des Doktor Hippolyt Guarinoni. 304 S., 142 meist farb. Fotos., geb mit SU.
Tyrolia Verlag Innsbruck-Wien 2016. € 29,95
unterwegs
Bei der Recherche für ein Sagenbuchprojekt stießen die Autorinnen auf
eine Handschrift des 17. Jh, die sich als ausführliche Beschreibung einer
Pilgerreise von Tirol nach Rom entpuppte. Das Staunen war groß, denn es
dürfte sich um das älteste tirolische Pilger- und Reisebuch handeln und um
einen frühen Pilgerbericht in deutscher Sprache. Der Verfasser ist der Haller
Stiftsarzt Hippolyt Guarinoni, zu seiner Zeit gesellschaftlich hoch angesehen, heute muß er kritisch betrachtet werden. Der vergnüglich zu lesende
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Auf dem Büchertisch
Bericht ist behutsam dem heutigen Deutsch angepasst und damit lesbarer
geworden. Passagen, in denen Guarinoni vom Pilgerbericht abschweift und
Wiederholungen wurden gekürzt. 1613 bricht er mit vier Mitpilgern auf.
Die Route führt über Bozen und Verona nach Ravenna; von dort über Loreto, Assisi und Perugia nach Rom. Über Ostern sind die Pilger in Rom,
von dessen Kirchen und Sehenswürdigkeiten ausführlich berichtet wird.
Die abenteuerliche Heimreise führt über Florenz, Bologna, Pavia, Mailand
und Como nach Müstair und im Inntal zurück nach Hall. Der Bericht hat
die Autorinnen animiert den Wegen der Pilger zufolgen. Dabei wird die Geschichte der Orte und Landschaften und ihr heutiges Bild für den Leser lebendig. Ihre eigenen Beobachtuingen, ihre Fotografien lassen den Abstand
von 400 Jahren erkennen. Manches lässt sich so sehen, wie damals von den
Pilgern; vieles aber hat die Entwicklung verdeckt. Das Buch ist zu einem
Reiseführer geworden, der dem heutigen Nutzer einen doppelten Blick erlaubt. So bietet der Band vielfache Anregungen für heutige Rompilger, die
nicht auf eine feste Strecke fixiert sind. Und der Italienfreund wird ebenfalls Entdeckungen machen.
Rainer M. Schießler, Himmel. Herrgott. Sakrament – Auftreten statt austreten. 176 S., geb. mit SU. Kösel-Verlag München 2016. € 17,99
Schießler, 1987 zum Priester geweiht, seit 1993 Pfarrer in München St. Maximilian, seit 2011 auch für Hl.Geist am Viktualienmarkt, hat für bundesweites
Aufsehen gesorgt als Bedienung auf dem Oktoberfest. In seinem Urlaub hat
er von 2006 bis 2012 und wieder 2015 den Knochenjob im SchottenhammelZelt gemacht um mit seinem Verdienst Entwicklungsprojekte in Afrika zu
fördern. In seinem Buch, einem Tag strukturiert vom Morgen-, Mittag- und
Abendläuten, erzählt er sein Leben. Elternhaus, Kirche und Gemeinde in
München-Laim prägen ihn, Menschen wie Elmar Gruber, die Kapuziner in
Laufen, Pfarrer Axel Meulemann in Bad Kohlgrub werden zu Vorbildern. So
kristallisieren sich für ihn und sein priesterliches Leben Leitlinien heraus:
Grenzenlose Liebe zur Schöpfung, Grenzenlose Barmherzigkeit, Das Bekenntnis zu Reduktion und Einfachheit, Wer anklopft, dem wird aufgetan,
Die Menschen mögen und ihnen nachlaufen, Liturgie darf nicht wehtun, Sakramente musst du spüren. Und er setzt auf Freiwilligkeit und Selbständigkeit
bei Kommunion, Firmung, Taufe. Den Menschen Raum zur Entfaltung lassen, ist wichtig. Und er erfährt die Einsamkeit als die größte Schwierigkeit im
priesterlichen Leben. Die Überschrift über sein Leben beschreibt Schießler
so: Wo ich bin, was ich tue, was ich sage – alles ist Verkündigung. Ich gehe
mit meinem Glauben überall hin – vor allem dorthin, wo Kirche nicht anwesend ist. Der Titel des Buches „Himmel, Herrgott, Sakrament“ ist vielen in
der älteren Generation noch als geläufiger Fluch in den Ohren. Für Schießler
ist es schlichtweg die Aneinanderreihung dessen, was ihm seit Kindesbeinen
Kirche bedeutet: Himmel kann sie unter uns sein, ihre Rede, ihr Evangelium
vom liebenden, mich umsorgenden Herrgott, dem Liebhaber des Lebens,
kann unter die Hautgehen, wenn man es in den Sakramenten empfängt. Ein
temperamentvolles Zeugnis, das nicht nur Seelsorger anspricht, sondern jeden
(Christen)Menschen, der auf der Suche ist.
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Weitere Buchvorstellung auf S. 79
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Aus der Pilgerwelt
Sonderausstellung: „Pilgern – Sehnsucht nach Glück?“
8. Okt. 2016 - 9. April 2017 Köln Rautenstrauch-Joest-Museum – Kulturen der Welt
Pilgern liegt seit Jahrhunderten im Trend. Jedes Jahr besuchen Millionen Menschen Pilgerstätten auf der ganzen Welt. Die Ausstellung lädt den Besucher auf eine Reise zu 16 Orten ein.
Neben Jerusalem, Mekka oder dem Jakobsweg, werden auch weniger bekannte Stätten vorgestellt. Dazu gehören etwa der heilige Berg Kailash im Westen Tibets, die goldene ShwedagonPagode in Myanmar oder die Basilika der Jungfrau von Guadelupe in Mexiko-Stadt, aber auch
Stonehenge oder das Grab von Elvis Presley. Dabei werden nicht nur die spirituelle Dimension
des Phänomens deutlich, sondern auch seine sozialen, wirtschaftlichen und politischen Aspekte.
Foto des Ausstellungs-Posters: C. Mallebrein
Tagung auf der Huysburg vom 22. bis 23. September 2016
„Ich bin dann mal auf dem Weg“
Spirituelle Perspektiven des Pilgerns im protestantischen Norddeutschland
Vorträge mit Diskussion durch folgende Referenten: Prof. Dr. Christian Antz (Fachhochschule
Westküste Heide), Dr. Ekkehard Steinhäuser (Präsident Lutherweg-Gesellschaft), Prof. Dr. Ralf
Hoburg, Bernd Lohse (Pilgerpastor, Hamburg), Dr. Jakobus Wilhelm OSB (Benediktinerkloster
Huysburg), Dr. Hartmut Kühne (Berlin-Brandenburg), Amélie zu Dohna (Pfarrerin, Haus der
Kirchlichen Dienste Hannover), Prof. Dr. Susanne Leder (Fachhochschule Südwestfalen), Ulrich Schmidt (Kirche und Tourismus, Gemeindedienst in der Nordkirche)
Themen-Auswahl: Pilgern, Wallfahren, Wandern. Spirituelle Wege als Zukunftsthema für Kirchen und Tourismus? / Pilgern auf dem Lutherweg. Sind Reformation und Wallfahren doch vereinbar? / Pilgern in der Großstadt / Gastgeberschaft und Ruheorte auf dem Pilgerweg. Was
wünschen sich Wallfahrer auf der Rast? / Pilgerlandschaft Nord- und Mitteldeutschland / Spirituelles Wandern als religiöses und touristisches Phänomen. Beweggründe und Motive im Pilgern im 21. Jahrhundert? / Spirituelle Spuren in unchristlichem Terrain. Wie entwickeln sich
Kirchenaustrittswelle und Pilgerboom in der Zukunft?
unterwegs
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Pilgerstimmen
Schwabach. Seit Ostern 2016 gibt es eine Pilgerherberge im Herzen der schönen Altstadt in
der Benkendorfer Straße – nur einen winzigen Sprung vom Jakobsweg entfernt. Auf dem Weg
Nürnberg - Konstanz kommt der Wanderer über den Martin-Luther-Platz mit der Schwabacher
Stadtkirche (1495 geweiht) und den Königsplatz mit dem Rathaus zur Spitalkirche. Am Spitalberg geht es über die Brücke vor der Kirche und die Straße „Auf der Aich“ links in die Benkendorfer Straße. Die Pilgerherberge befindet sich auf der linken Straßenseite im Haus Nr. 9 im
Erdgeschoss. Die Herberge steht Pilgern auf dem Jakobsweg aber auch anderen Reisenden
offen, die ein einfaches, günstiges Quartier für kurze Zeit suchen.
Anmeldung zur Übernachtung beim Team Pilgerherberge: Telefon 0174 8151911 oder per EMail <[email protected]> (Für Rückfragen Telefonnummer angeben!)
Insgesamt stehen vier Betten im Gemeinschafts-Schlafraum der Herberge zur Verfügung. Die
Gäste können ein Bad (mit Dusche und WC) und die Gemeinschafts-Frühstücksküche nutzen.
Außerdem gibt es eine Waschmaschine mit Trockner. Eine Unterstellmöglichkeit für Fahrräder
ist im Hinterhof des Hauses. Kaffeeküche und Aufenthaltsraum im Quartiersbüro Soziale Stadt
für die Altstadt in Schwabach können genutzt werden, wenn dort keine anderen Termine stattfinden. Bitte nach der Benutzung aufräumen. Vielen Dank.
Zum Erhalt der Pilgerherberge bittet das ehrenamtlich tätige Team um eine Spende zwischen 10,00 und 20,00 € für die Übernachtung.
Ankunftszeit zwischen 18.00 und 20.00 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung.
Nicht vergessen: Am Morgen die Betten abziehen und die Wäsche in den dafür vorgesehenen
Behälter legen. Den Schlüssel zur Herberge in den dafür gekennzeichneten Briefkasten einwerfen. Pilgerstempel gibt es in Schwabach in der Stadtkirche am Martin-Luther-Platz, im Bürgerbüro im Rathaus am Königsplatz und in der Pilgerherberge.
Kontakt: Tel.: 0174 8151911oder <[email protected]> oder <[email protected]> - Information: <www.pilgerherberge-schwabach.de>
Pilgerpost
Wir möchten gerne eine Empfehlung für
eine Pilgerunterkunft am Ostbayerischen Jakobsweg abgeben. Durch Zufall
bekamen wir die Adresse der Familie
Schütz in 86688 Marxheim, Pfalzstr.
10 - Tel.: 09097 1047. Der Ort liegt nur
ca. 1 km abseits vom Weg südlich von
Schweinspoint. Frau Schütz würde
gerne öfters Pilger aufnehmen, ist aber
nicht im Unterkunftsverzeichnis vermerkt. Sie hat mehrere blitzsaubere
Gästezimmer, auch ein Einzelzimmer....
Von Marxheim aus sind es dann noch
ca. 23 km bis Donauwörth, daher liegt
diese “Herberge” recht günstig, zumal
zur Zeit nach unseren Nachforschungen
keine Übernachtung in Kaisheim möglich ist.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike & Reinhard Herzog,
Neumarkt/Opf.
unterwegs
In Seiner Schule
Schreibe das Wörterbuch meines Herzens neu!
Tilge alles Betteln, Flehen, Klagen!
Entferne die alten Wörter wie
„wenn“ und „aber“, „später“ und „vielleicht“!
Vor allem lösche im Wörterbuch
endgültig jede Verneinung!
Reiß diese Seiten einfach aus!
Dann schreibe in riesigen Lettern
mit Deiner eigenen Hand:
„Ja Herr!“ in die leeren Seiten.
Gott ist der geduldigste Lehrer:
Auch wenn wir am Ende versagen
trägt Er uns durch Sein Examen.
Elisabeth Alferink
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Pilgerstimmen
A u f d e r Vi a t o l o s a n a u n t e r w e g s
Am 21. Mai 2015 kamen wir nachmittags im vom Vorjahr her bekannten Arles an, erhielten
wieder Quartier im „La Maison du Pèlerin et du Voyageur“ – direkt im Zentrum neben der
Arena (Amphitheater) gelegen – und absolvierten noch einmal einen Rundgang durch den historischen Stadtkern mit beeindruckenden Zeugnissen aus Antike, Romanik und Gotik. Besonders
das Portal der Kathedrale Saint-Trophime nötigte wieder staunende Bewunderung ab.
Die Via Tolosana beginnt an diesem Tor zur Camargue knapp über dem Meeresspiegel und
schlängelt sich über Sträßchen zwischen Obst-Plantagen, Reisfeldern und Weiden mit den berühmten weißen Pferden hindurch oder an Kanälen und Weinfeldern entlang in das Hügelland
von Montpellier. Der berüchtigte MISTRAL – ein tagelang ununterbrochen wehender starker
bis sehr starker Wind aus dem Rhônetal – sorgte für blauen Himmel, Sonnenschein sowie fabelhafte Fernsicht und dafür, dass wir uns Tags über hübsch warm anzogen und uns des Nachts das
Heulen des Windes nur langsam einschlafen ließ.
Von Lunel nach Montpellier nutzten wir wegen der Baustellen für Autobahn und TGV die Regionalbahn (TER). Damit hatten wir etwas Zeit für die schöne, lebendige Innenstadt der ersten
Metropole, welche wir wiederum mit der Tram verließen.
Gleichzeitig wechselten wir in die Region Languedoc-Roussillon, in das Département Hérault
und in das okzitanische Sprachgebiet. Nun ja, „Hérault“ assoziierte in mir bisher nur scheußlichen Billigwein – dieses Bild sollte sich gründlich ändern.
Uns empfing die Garrigue – eine typische Mittelmeerlandschaft, entstanden durch Abholzung
und Weidewirtschaft, geprägt von stacheligen Sträuchern, Büschen von Zystrosen, duftendem
Lavendel und Rosmarin – welche wir auf schmalen Schotterwegen durchzogen.
Seit Jahrhunderten bringt der Weg die Pilger auf der Pont du Diable („Teufelsbrücke“) (Foto
oben) über die enge Gorges de l’Hérault (Schlucht des Hérault) nach Saint-Guilhem-le-Désert –
in der moderner Zeit eines der “Plus beaux villages de France” (schönste Dörfer Frankreichs).
Um 18:00 Uhr haben die Tagestouristen die schmalen Gassen zwischen den alten Natursteinhäusern verlassen. Die Mauern des im Jahre 804 gegründeten Klosters liegen im letzten Sonnenlicht bevor der Schatten der Nacht in das Tal des Verdus einzieht.
Nach Westen führt der Weg die nächsten 100 km durch die Ausläufer der Cevennen. Schroffe
Auf- und Abstiege, bizarre Felsformationen, Garrigue, gelber Ginster und Stille sind die Begleiter. Imposante Fernsichten belohnen die Mühen, wenige malerische Dörfer säumen den Weg.
Mit dem schön gelegenen Lodève durchquert man ein an Kunst und Geschichte reiches Städt-
unterwegs
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Pilgerstimmen
chen: keltische Gründung, Etappe auf dem Jakobsweg im Hoch- und Spätmittelalter, Schauplatz
heftiger Auseinandersetzungen der Religionskriege des 16. Jahrhunderts (Hugenottenkriege).
Für unseren Fuß-Weg waren sich Buch und Ausschilderung uneins. Wir entschieden uns für die
Fahrradvariante: eine wenig befahrene Passstraße mit breitem Randstreifen und herrlichem
Blick zurück auf den markanten Turm der Kirche Saint-Fulcran. Bis zum Dorf Lunas am Ende
der 6. Etappe begleitet uns der kühle Nordwind, welcher hier TRAMONTANE genannt wird.
Nun betritt man den Parc naturel régional du Haut-Languedoc – die Täler der Flüsse Orb und
Agout strukturieren das Gebiet in Ost-West-Richtung. Den Monts d’Orb folgt das Plateau des
Lacs, dem mediterranen Klima atlantisches: nach der Wasserscheide vor Murat-sur-Vèbre empfingen uns bunte Wiesen, auf denen sich das Kleine Knabenkraut offensichtlich sehr wohl fühlt,
saftige Weiden mit sattbraunen Rindern, üppige Buchen- und Eichenwälder, Moose, Farne,
Kräuter … Färberginster ist überall zu Hause. Drei Tage bleibt man über 600 m, der höchsten
Punkt wird am Massiv des Cap de Faulat erreicht – 1.102 m. Dieser Abschnitt ist dünn besiedelt. In den kleinen, meist sehenswerten Orten sichern (zu Öffnungszeiten) Tante-Emma-Läden
die Verpflegung. Mit Blick auf die Montagne Noire („Schwarzes Gebirge“) werden die Berge
Richtung Castres verlassen.
Das um eine 648 gegründete Benediktinerabtei gewachsene Castres wurde ebenfalls zu einer
wichtigen Station auf dem Jakobsweg. Religiöse Auseinandersetzungen mit Katharern und später Hugenotten hinterließen ihre Spuren. Dem wirtschaftlichen Aufschwung hat das jedoch nicht
geschadet. Davon, dass hier das größte Industriegebiet des Languedoc zwischen Toulouse und
Montpellier sein soll, merkt man nicht viel. Die Altstadt ist sympathisch, die historischen Gerberhäuser am Agout sind eine Augenweide.
Mit der Ebene begann für uns die große Hitze. Bis Revel entschieden wir uns noch einmal für
die Fahrradvariante: kleine geradlinige Sträßchen, winzige Orte, der gallische Hahn auf einem
Kreuz, Mohn am Wegesrand, Felder und ein bisschen Schatten durch ein paar Straßenbäume.
Revel wurde 1342 als königliche Bastide gegründet: einen zentraler Marktplatz, der von Häusern mit Arkadengängen gesäumt wird, umgeben schachbrettartig angeordnete Straßen. Die
zweigeschossigen pastellfarbenen Häuser – wie überall in der Region mit gewölbten Ziegeln gedeckt – offerieren kleine charmante Geschäfte. Restaurants gibt es auch und, da nun die Heimat
des Cassoulet beginnt, hielten uns auch 30 °C am Abend nicht von diesem wunderbar deftigen
Eintopf ab.
Die Via Tolosana folgt nach Revel der Rigole (Wasserrinne) de la Plaine, einem Versorgungska-
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Pilgerstimmen
nal, der dem Canal du Midi Wasser aus den Montagne Noire zuführt. Der Weg schlängelt sich
idyllisch im Schatten von Eichen und Kiefern bis zum Seuil de Naurouze – der Scheitelhaltung
des Kanals. Zu beiden Seiten öffnete sich das Lauragais, eine fruchtbare Hügellandschaft vor
Toulouse. Und kaum zu glauben: weit in der Ferne tauchten einer Fata Morgana gleich die weißen Gipfel der Pyrenäen auf!
Der Canal du Midi („Kanal des Südens“) verbindet ohne größere Bögen und Schleifen Toulouse mit dem Mittelmeer bei Sète. Den Kanalweg säumen (noch) Platanen, aber wenn man
genau hinsieht, ist der Pilzbefall erkennbar. Statt Frachtkähnen nutzen Hausboote die 300 Jahre
alten Schleusen – 15 sind es bis Toulouse; sie werden per Knopfdruck automatisch bedient. Der
Kanal überbrückt Bäche, Flüsse, Gräben und am Stadtrand von Toulouse die Autobahn. Kleine
Brücken aus typischen roten Ziegelsteinen ermöglichen seit der Zeit des Baus das Überqueren
des Kanals. Entenfamilien ziehen übers Wasser, Bisamratten bewohnen die Uferwälle, Gänse
kontrollieren die Rastplätze an den alten Schleusenwärterhäusern.
Mit dem Kanal erreicht man das Zentrum von Toulouse – viertgrößte Stadt von Frankreich. Die
von Galliern gegründete Stadt wurde unter dem Namen Tolosa römische Provinzhauptstadt, Teil
des Westgotenreiches und Sitz des Königreichs von Aquitanien. Später unterstützten die Grafen
von Toulouse die Katharer und boten dem französischen König die Stirn. In der Renaissance
machte Färberwaid, Lieferant des damals einzigen beständigen blauen Farbstoffes, Toulouse zu
einer der reichsten Städte Frankreichs. Dieser Wohlstand ist immer noch erlebbar. Die Altstadt
wartet mit sehenswerten Bauten, gemütlichen Gassen und vielen kleinen Plätzen auf. Roter Ziegelstein brachte ihr die Bezeichnung la ville rose („rosarote Stadt“) ein. Die Basilika St. Sernin
ist mit ihrem achteckigen Glockenturm ein Wahrzeichen von Toulouse und die größte erhaltene
romanische Kirche Frankreichs. Heute ist Toulouse Zentrum der Luft- (Airbus und ATR) und
Raumfahrtindustrie.
Am 9. Juni 2015 endete unser Weg in L'Isle-Jourdain – das Städtchen liegt bereits im Gers bzw.
der Gascogne.
Hinter uns lagen 450 km durch wunderschöne Landschaften. Nach dem Hérault streiften wir die
Départements Tarn und Haute-Garonne. Verpflegung war nie ein Problem. Wasser gab es auf
den Friedhöfen oder von freundlichen Einheimischen. Unterkunft stellten in passenden Abständen die Kommunen oder die regionalen Assoziationen der Les Amis de Saint-Jacques – aber
auch Biwak (Zelt und Hängematte) war möglich. Die Markierung ist vorbildlich – als GR653
gehört die Via Tolosana zu den französischen Fernwegen.
Jan und Angelika, Bayonne/Dresden
unterwegs
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Pilgerstimmen
St. Sernin.
Die Basilika
in Toulouse
gilt als die
schönste der
großen romanischen Wallfahrtskirchen
und das an
Reliquien
reichste französische Gotteshaus. Der
heutige Bau
wurde um
1080 begonnen und
Mitte des 14.
Jh. beendet.
St. Sernin ist
ein vollendetes Beispiel
einer großen
Pilgerkirche.
115 m Länge,
64 m Breite
(im Querschiff), 21 m
Höhe sind
außergewöhnlich für
eine romanische Kirche.
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Aus unserer Gesellschaft
Klausur am
Kreuzberg/Rhön
Von links: Irmgard Weingärtner,
Andrea Trabel,
Siegfried Becker,
Erik Soder, Inge
Greiter, Joachim
Rühl, Valentine
Lehrmann (dahinter), Sandra
Glück, Dieter Sawinsky, Günter
Müller, Michael
Weilnhammer,
Ernst Weckert.
Foto: M.Zentgraf
Kloster Kreuzberg. Wie alljährlich nach der Jahrestagung traf sich das erweiterte Präsidium
zur Klausur. Valentine Lehrmann hatte die Umfrage zur Jahrestagung ausgewertet und stellte
das Ergebnis vor. Die insgesamt sehr positive Bewertung zeigt, daß das Konzept der letzten
Jahre stimmt und geschätzt wird. Gewünscht wurden kürzere Präsidiumsberichte. Die Einführung in das GPS-Wandern wurde gut genutzt, aber Nachbesserungen sind hier sehr erwünscht.
Die Auswertung zeigte auch, daß bei allen die Freude am Treffen und den Begegnungen sehr
groß ist. Vielfältige Wünsche für das nächste Jahr wurden auch genannt: Wanderung, Pilgern in
andern Religionen, Pilgerwege, Pilgerorte, Pilgerberichte, Vorstellung von außereuropäischen
Gesellschaften, Kultur und Geschichte traditioneller Orte und mehr. Eine Jahrestagung ist da
wohl zu kurz. - In den Überlegungen für die Jahrestagung vom 3. - 5. März 2017 in Rothenburg schälte sich folgender Rahmen heraus: Freitag Abend “Der wahre Jakob”, ein Vortrag mit
Bildern von Hans Jürgen Arens (Emmerich); Samstag Vormittag “Rothenburg - vom Pilgerziel
zur Pilgerstation” und “Jakobus von Herlin bis Steinacker - Jakobus-Darstellungen in Rothenburg und Umland”. Die Wanderung am Nachmittag führt dann zu den Orten Jakobskirche, Detwang und Kobolzell zurück zum Tagungsort in Wildbad.
Von der aktuellen Situation an der Via de la Plata berichtete Valentine Lehrmann, konkret am
Beispiel von Zafra. Eine Konkurrenz zwischen privaten und staatlich vermieteten Herbergen belastet, wie Herbergsvater Antonio (Albergue de la Asociación de Amigos del Camino de Santiago de Zafra) schildert. Er schlägt eine gegenseitige Mitgliedschaft vor, die einstimmig
beschlossen wurde. Auch Hospitaleros von unserer Seite wünscht sich Antonio. Diese Frage der
Vernetzung der Jakobus-Gesellschaften war dann auch weiteres Thema. Die Anregung dazu
kam von der Gesellschaft Brandenburg/Oderregion. Dort wurde einstimmig die Mitgliedschaft
bei uns beschlossen; und nun auch unsererseits für dort. Joachim Rühl stellte fest, daß unsere
Gesellschaft nur zahlendes Mitglied bei der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft ist. Er wird bei
deren Jahres-Versammlung in Ulm den Antrag auf gegenseitige beitragsfreie Mitgliedschaft
stellen. Für Vézelay wird Manfred Zentgraf eine gleiche Anfrage weitergeben. Die Association
dort wünscht auch wieder Hospitaliers für ihre Herbergen im kommenden Jahr 2017. Ein Vorschlag von dort wünscht sich die Teilnahme deutscher Interessenten an einem Seminar zur Vorbereitung auf den Dienst im März 2017. Voraussetzung sind allerdings ausreichende Kenntnisse
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nr. 100 juli 2016
Aus unserer Gesellschaft
der französischen Sprache. Vom AK Jakobswege in Rothenburg berichtete Joachim Rühl. Erstaunlich sind die vielfältigen Initiativen, die dort vorgestellt wurden. Hauptthema war die Vorstellung der deutschsprachigen Pilgerseelsorge in Santiago durch Pfarrer Stefan Schacher.
Freiwillige für den Dienst sind immer gesucht; Mindestdauer sind 14 Tage. Ausführliche Information dazu <http://www.auslandsseelsorge.de/kas/pilgerseelsorge-santiago-de-compostela/>.
Inzwischen gibt es in Santiago auch Pilgerseelsorge in französisch, niederländisch, englisch und
italienisch. Nächster Termin des AK “Jakobswege” ist der 11. März 2017.
Manfred Zentgraf berichtete von der Beiratssitzung der Jakobus-Bruderschaft Bamberg (S.
75) und vom Besuch der Fédération européenne des chemins de Saint-Jacques in Rothenburg (S. 70/71). Günther Müller legte den Sachstand der Homepage und des Shops für die
Pilgerausweise dar. Bei Evoworkx sind durch Personalveränderungen verursacht derzeit noch
nicht alle Fragen und Aufgaben erledigt. Unsererseits sollten dringend die von uns geförderten
Pilgerherbergen auf der Homepage erscheinen.
Ernst Weckert, unser Graphiker, hatte angeregt die Titelseite von “unterwegs” zu überarbeiten.
Er stellte einige Vorschläge vor, die keinen Zuspruch fanden. Sein Vorschlag, den Titel durch
ein farbliches Band hervorzuheben und wichtige Inhalte schon auf dem Titel anzukündigen,
fand Gefallen. Die jährlich wechselnden Darstellungen von Jakobus-Darstellungen aus den
fränkischen Bezirken will Manfred Zentgraf auf jeden Fall beibehalten und so anregen, die fränkische Heimat im Blick auf den Pilgerapostel kennenzulernen. Weckert wird ein Muster vorlegen schon im Blick auf die vorliegende Nr. 100.
Die Jahrestagung von 2018 und das 30-jährige Jubiläum im gleichen Jahr werfen bereits ihre
Schatten voraus. Zur Jahrestagung im März gilt es ein Haus zu finden. Zum Jubiläum am 18.
November 2018 steht ebenfalls die Suche nach einem Ort in Würzburg und einem Festredner
auf dem Programm.
Zur Klausur kam am Samstag dann Irmgard Weingärtner (Volkach), die zum Jahresende das
Amt des Schatzmeisters übernehmen wird. Sie stellte sich dem Präsidium vor und lernte dessen
Mitglieder und die Angestellten im Büro kennen. Auch Michael Weilnhammer (Geiselwind)
erklärte seine Bereitschaft, das Amt des Sekretärs zu übernehmen. Die Mitgliederverwaltung
bleibt weiterhin bei Manfred und Tina Hock, die Protokollführung geschieht durch Andrea Trabel. Die Aufgabe des Sekretärs ist die des Geschäftsführers und Mittlers zwischen Präsidium
und Büro.
Während der Klausur war auch Gelegenheit Kreuzberg und Kloster als Ziel großer Wallfahrten
kennenzulernen. Etwa 400 Pilger gibt es hier Unterkünfte vom Einzelzimmer bis zum großen
Schlafsaal. Jakobuspilger auf dem Weg von Fulda nach Würzburg finden gegen Vorlage des Pilgerausweises eine Übernachtung. Jakobus läßt sich entdecken an der Emporenbrüstung.
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Jakobus-Welt
Der Europarat mit seinen 47 Mitgliedsländern hat am 23.
Oktober 1987 in einer feierlichen Erklärung die Jakobswege zur Ersten Europäischen Kulturstraße ernannt.
In dieser Erklärung heißt es: Die kulturelle Identität Europas ist
heute wie gestern die Frucht des europäischen Raumes, der von
einer gemeinsamen Geschichte getragen und von Wegen durchquert
wird, die Entfernungen, Grenzen und Vorurteile überwinden. Der
Europarat schlägt heute vor einen dieser Wege neu zu beleben, der
einst nach Santiago de Compostela führte... Deshalb appellieren wir
an die Autoritäten, die Institutionen und die Bürger
1) Die Jakobs-Wege in ganz Europa zu identifizieren
2) Ein System der Markierung an den markanten Punkten einzurichten mit dem vom Europarat vorgeschlagenen Emblem
3) In gemeinsamer Aktion das Erbe von Architektur und Natur an
den Wegen zu restaurieren und wertzuschätzen
4) Programme zu entwickeln, damit das historische, literarische,
musikalische und künstlerische Erbe wieder entdeckt wird, das
durch die Pilgerfahrt auf den Jakobswegen entstanden ist
5) Einen dauerhaften Austausch zwischen Städten und Regionen entlang der
Wege zu fördern
6) Im Rahmen dieses Austauschs das zeitgenössische kulturelle und künstlerische Schaffen anzuregen und damit die Tradition zu erneuern und die zeitlosen Werte einer europäischen kulturellen Identiat zu bezeugen.
Der fünfte Punkt dieser Erklärung von 1987 wurde über mehr als 20 Jahre so gut wie nicht beachtet und schon gar nicht umgesetzt. Erst am 1. April 2011 erfolgte in Le Puy-en-Velay ein erster Schritt. Anläßlich einer Tagung zur “Gastfreundschaft an Pilgerwegen” im renovierten
ehemaligen Hospiz an der Kathedrale (“unterwegs” berichtete davon in Nr. 79 auf S. 44 - 46)
wurde die “Fédération Européenne des Chemins de Saint-Jacquesde-Compostelle” gegründet.
Gründungsmitglieder waren Le Puy-en-Velay und die Xunta von Galicien. Inzwischen sind dazugekommen Vila Pouca de Aguiar (Portugal), die Provinz Namur (Belgien) und die Stadt Assisi (Italien). Die Vereinigung will sich langsam ausbreiten und zunächst nur eine Stadt oder
eine Region in jedem Land gewinnen. Der Sitz der Vereinigung ist im Hotel-Dieu in Le Puy.
Der Sekretär der Vereinigung Gérard Beaume und der derzeitige Präsident Jean-Marc van Espen
sondieren so die östlichen Nachbarn Deutschland, Polen, Lettland, Litauen, Ungarn, Tschechien
und Österreich. So kam es am 4. April zu einem Treffen in Rothenburg. Johanna Kätzel, Kulturbeauftragte der Stadt, und Tourismuschef Dr. Jörg Christöphler hatten ein Programm für den
Tag zusammengestellt. Die Stadtführung zeigte anschaulich das mittelalterliche Image, das gepflegt und geschätzt wird. Die Besucherscharen unterstrichen das Bild noch. Präsident van
Espen und Sekretär Beaume waren begeistert. Die Führung durch die Jakobskirche machte in
ihren Kunstwerken die Verbindung zum Jakobuskult und den Jakobswegen eindrucksvoll deutlich. Beim Mittagessen, zu dem sich auch Oberbürgermeister Wilhelm Hartl Zeit genommen
hatte, konnte van Espen dem Stadtoberhaupt die Idee hinter der Föderation erläutern.
Im evangelischen Gemeindehaus fand am Nachmittag die Arbeitssitzung statt. Dazu überbrachte Manfred Zentgraf die Grüße unserer Gesellschaft und unsere Jubiläumstasche mit Informationsmaterial zu den Wegen, die nach Rothenburg führen und von dort weggehen, sowie zum
Jakobuskult und den Jakobuswegen in Deutschland. Auch Pilgerpfarrer Oliver Gußmann kam
dazu. Er und Tourismusdirektor Christöphler stellten im Wechsel Rothenburg als Stadt, seine
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Jakobus-Welt
Fotos:
Oben die Teilnehmer an der
Arbeitssitzung am Nachmittag von links: Johanna
Kätzel, Jean-Marc van
Espen, Gérard Beaume, Dr.
Oliver Gußmann, Manfred
Zentgraf und Dr. Jörg
Christöphler
Unten: Oberbürgermeister
Walter Hartl und Jean-Marc
van Espen im Gespräch.
Stellung im Tourismus und die Ansatzpunkte für die Pilger vor. 1,1 Mill. Besucher kommen jährlich in die 11.000
Einwohner zählende Stadt, 55% kommen
aus dem Ausland, großteils als 1-TagesTouristen. Das Image der Stadt ist bestimmt von der Lage über der Tauber,
dem Mauerring, den malerischen Winkeln, der Lage an der romantischen
Straße. Für die Pilger sind Jakobskirche
mit den beiden Altären, dem Pilger vor
der Kirche (von Ernst Steinacker) und
Wildbad Rothenburg mit der Pilgerunterkunft positive Zeichen.
Jean-Marc van Espen stellt den Schwerpunkt der Föderation auf lokaler Ebene
vor. Rothenburg als neues Mitglied wäre
dann der einzige Ort in Deutschland, der
das Label der Föderation trüge. Dieses
Label (Abb. S. 66) zeigt zudem das Logo von UNESCO, Weltkulturerbe und Europarat: ein
weiteres Alleinstellungsmerkmal für Rothenburg. Auch das Netzwerk der Mitglieder in der Föderation biete Entwicklung. Gérard Beaume präsentierte dann ausgehend von der Erklärung des
Europarates von 1987 (siehe S. 66 oben) Entstehung, Aufbau und Arbeitsweise der Föderation.
Nun liegt es am Stadtrat von Rothenburg eine Entscheidung zu treffen. Johanna Kätzel und Jörg
Christöphler haben bei dessen Sitzung am 2. Mai die Föderation und die Chancen einer Mitgliedschaft dort vorstellen. Joachim Rühl hat in einem Schreiben an Oberbürgermeister Wilhelm
Hartl den Beitritt Rothenburgs zum europäischen Verband von Regionen und Städten an Jakobswegen im Namen unserer Gesellschaft sehr begrüßt. Die Jakobswege könnten so auch eine stärkere öffentlich-politische Beachtung finden. Bei der Sitzung des Stadtrates wurde einstimmig
beschlossen, einen Mitgliedsantrag zu stellen.
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Jakobus-Welt
Jakobusweg-Arbeitstagung am 9. April 2016 in Rothenburg ob der Tauber
Stehkaffee und Brezeln boten zum Einstieg schon die Gelegenheit viele Bekannte zu treffen.
Pfarrer Dr. Oliver Gußmann begrüßte die zahlreichen Tagungsteilnehmer. Eine kleine Vorstellungsrunde schloss sich an. Walter Hartl, Oberbürgermeister der Stadt, sprach ebenfalls ein Grußwort.
Nach einer kurzen Andacht stellte Gußmann Pfarrer Stefan
Schacher aus Göppingen vor (Foto rechts), der zum Thema der
Tages „Pilgerseelsorge in Santiago de Compostela“ gekommen war.
Pfarrer Schacher, der selbst einige Wochen die katholische
deutschsprachige Pilgerseelsorge in Santiago de Compostela
geleitet hat, übernahm die Organisation der deutschen Pilgerseelsorge von Wolfgang Schneller (Oberdischingen). Er berichtete mit Bildern über das Entstehen dieser deutschen Initiative,
von den Schwierigkeiten am Anfang und von der Akzeptanz
dieser wichtigen Begegnungsmöglichkeít in Santiago de Compostela.
Auch in diesem Jahr gibt es diese Pilgerseelsorge in Santiago
vom 1. Mai bis 15. Oktober. Sie wird von der Diözese Rottenburg-Stuttgart und der deutschen Auslandsseelsorge getragen. Zwischenzeitlich hat das Angebot für Pilger auch Nachahmer gefunden: so
wird Pilgerseelsorge nun auch für Pilger in französischer, englischer, niederländischer Sprache angeboten.
Das jeweilige deutsche Team besteht aus einem Priester und zwei Mitarbeitern und bietet ein Treffen
und Gespräch nach der Pilgermesse um 12 Uhr an. Treffpunkt ist am Nordportal der Kathedrale und
im gegenüberliegenden Hospiz San Martín Pinario.
Am Abend werden bei einem spirituellen Rundgang um die Kathedrale die wichtigsten Symbole erklärt. Eine deutschsprachige Messe in der Kathedrale um 8 Uhr wird ebenfalls angeboten.
Schacher nannte auch einige Zahlen. 2015 wurden bei der Pilgermesse am Morgen 2263 Teilnehmer
gezählt, zum Gesprächsangebot am Mittag kamen 832 Pilger und an der spirituellen Führung am
Abend nahmen 2502 Personen teil.
Schacher ging auch auf Fragen aus dem Teilnehmerkreis ein. Wer sich für eine Mitarbeit interessiert
sollte körperlich belastbar sein, sollte Pilgererfahrung haben, einigermaßen Spanisch sprechen und für
mindestens zwei, besser drei Wochen den Dienst anbieten können. Derzeit laufen die Planungen für
2018; es besteht bereits eine Warteliste. Ein Vorlauf von einem Jahr muss eingeplant werden. Wer sich
bei der Pilgerseelsorge in Santiago de Compostela engagieren will, kann das über seine eMail-Adresse
tun: <[email protected]>. Auf den Pilgertreff weist die Fränkische St. Jakobus-Gesellschaft z.
B. Info-Blätter beim Versand von Pilgerausweisen hin.
Der Nachmittag war mit Berichten, Planungen und Beobachtungen gut gefüllt.
Auf besonderes Interesse stieß der Bericht von Johanna Kätzel, der Kulturbeauftragten der Stadt
Rothenburg. Sie trug Informationen zur „Europäischen Föderation des Jakobsweges“ vor, gegründet
am 1. 4. 2011 in Le Puy en Velay. Mitglieder sind Regionen, Städte und Institutionen, welchen an europäischen (Haupt-)Jakobuswegen liegen. Die Stadt Rothenburg o. d. Tauber könnte, auf Grund ihrer
besonderen Lage am Schnittpunkt mehrerer Jakobuswege, deutscher Vertreter in der Föderation werden. Die Föderation will den Artikel 5 der Erklärung des Europarates aus dem Jahr 1987 mit Leben erfüllen. Darin werden die Institutionen, Autoritäten und Bürger zum dauerhaften Austausch zwischen
Städten und Regionen aufgerufen, die an Jakobuswegen liegen. (Siehe dazu S. 70/71) Unsere Gesellschaft würde einen Beitritt der Stadt Rothenburg o. d. Tauber zur Föderation begrüßen.
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Jakobus-Welt
Auch einige Mitglieder der FSJG konnten ihre Beiträge vorstellen:
- Heribert Heisele berichtete mit einem Film von seiner Arbeit in Santiago „Ankommen und
tet werden“ und ergänzte damit das Thema des Vormittags.
- Michael Kaminski und Peter Müller stellten ihre neuen Bücher vor (siehe Fotos oben).
erwar-
(Zu den Büchern siehe auch in “unterwegs” Nr. 99 “Auf dem Büchertisch” S. 54/55)
- Christa Büttner (Pilgerbegleiterin) warb für ihr Projekt „Musik in Jakobskirchen“,
- Pfarrerin Simone Hahn berichtete vom Jakobswegknoten Nürnberg,
- Maria Rummel (Pilgerbegleiterin) stellte ihr Angebot „Allein – und gut begleitet“ vor,
- Domvikar Reinhard Kürzinger stellte uns das Heilige Jahr der Barmherzigkeit vor.
Nächster Termin für den AK ist der 11. März 2017 festgelegt. Das Thema lautet: „Pilgern in den
Religionen“.
Im nächsten Jahr besteht der sog. „Fränkische Camino“ von Nürnberg über Heilsbronn nach
Rothenburg 25 Jahre!
Gelegenheit zu Gespräch und
Informationsaustausch nützten auch die anwesenden Vertreter des Projektes
Europäische Jakobswege am
Jakobus vor der Jakobskirche
Foto: (v. l. n. re.): Anton Wintersteller (Jakobswege Österreich), Joachim Rühl
(Jakobuswege e. V. Eichstätt)), Pfr. Dr. Oliver Gußmann (Rothenburg), Pfr.
Thomas Schweizer (Jakobswege Schweiz).
Text und Fotos: Ferdinand Seehars (4) und Joachim Rühl (1)
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Deutsche Jakobus-Vereinigungen
Deutsche St. Jakobus- Gesellschaft - Aachen
Am 30. April 2016 hat die Deutsche St. Jakobus- Gesellschaft e. V. ihre diesjährige Mitgliederversammlung in Ulm durchgeführt. Im Mittelpunkt standen die Neuwahlen, da bei der letzten
Jahresversammlung in Bad Wilsnack kein neues Präsidium gewählt werden konnte. Dieses Mal
konnte ohne Zeitdruck gewählt werden.
Das ist das neue Präsidium:
Präsident Klaus Herbers (Erlangen), Vizepräsidentin Annette Heusch–Altenstein (Köln),
Schatzmeister Frank Kaufhold (Uder). Beisitzer: Barbara Massion (München), Mechtild Feld
(Stade) und Dieter Prüschenk (Braunschweig). Das Amt des Sekretärs hat sich Roland Homer
(Grevenbroich) bereit erklärt zu übernehmen.
Der Mitgliederversammlung waren Ideenstationen vorausgegangen. Deren Inhalte sollen in den
Arbeitskreisen weiter bearbeitet werden: Überarbeitung der Satzung, Regionen, Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising (Gewinnen von Finanzierungsmitteln) und Sonstiges.
Die Gesellschaft hat derzeit 2517 Mitglieder.
Laut Stimmkarten waren 56 persönliche Mitglieder anwesend. Nicht nur für mich war ungewöhnlich, dass laut Satzung auch Stimmen übertragen werden können, so kamen zu den Anwesenden noch 83 übertragene Stimmen dazu.
Wir wünschen dem neuen Präsidium bei der Führung der Deutschen St. Jakobus- Gesellschaft
eine glückliche Hand und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.
Joachim Rühl
St. Jakobusbruderschaft Trier
Seit 26. März 2004 ist das Pilgerbüro der Bruderschaft in der Dom-Information, in unmittelbarer Nähe des Trierer Doms eröffnet. Im Dezember 2015 wurde das Pilgerbüro grundlegend renoviert. Am 27. Mai wurde nun das neugestaltete Pilgerbüro in der Trierer Dominformation
offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Seit 2004 erhielten mehr als 1000 Pilgerinnen und Pilger
pro Jahr Unterstützung und Hilfe. Das Pilgerbüro stellt die Pilgerausweise für Pilger nach Santiago, nach Rom und nach Jerusalem aus (im Jahr 2015 über 1000 Ausweise), erteilt den Pilgerstempel, hält Informationen über Quartiere und Betreuung in und um Trier bereit und ist bei der
Planung der weiteren Etappen behilflich.
Die Vorstellung geschah im Rahmen des traditionellen Jakobusabends, der an jedem letzten
Freitag eines ungeraden Monats
(außer Juli) stattfindet.
Nach dem Gottesdienst um 18.00
Uhr in der Kirche St. Gangolph,
direkt am Hauptmarkt gelegen,
wechselten die Teilnehmer in die
Dominformation. Dort wurde das
Pilgerbüro mit drei kurzen Impulsreferaten über Inhalt und Konzept
der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein
kleiner Umtrunk schloß sich natürlich an.
unterwegs
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Sankt-Jakobus-Bruderschaft Bamberg
10. Juli
Te r m i n e 2 0 1 6
Heinrichsfest in Bamberg:
Nach dem Festgottesdienst buntes Programm rund um den Dom.
Wir haben unsern Infostand auf dem Domplatz.
AZ
24. Juli
Jakobusfest auf dem Gügel: Gottesdienst und anschließend
gemeinsames Mittagessen
AZ
25. Juli
Fest des Heiligen Jakobus: 9 Uhr St. Martin Gottesdienst
für die lebenden und verstorbenen Mitglieder der St. JakobusBruderschaft Bamberg von 1496
AZ
Kapellenfest in Effeltrich
15. August
an der Wegkapelle “Achtsamkeit am Weg”
MN
16. Sept. - 3. Okt. Bamberg - Santiago zu Fuß: Genf - Le Puy-en-Velay
AZ
4. - 6. Nov.
Kirchschletten Abtei Maria Frieden: JBB-Wochenende MN
24. November Vortrag Domkapellmeister Werner Pees
“Musik entlang des Jakobsweges”
AZ
11. Dezember Bamberger Krippenweg
MN
mit vorweihnachtlicher Begegnung, Kaffee und Kuchen
und natürlich
monatlicher Pilgertreff in Bamberg und Nürnberg, siehe <www.jbb1496.de>
Bitte die Termine vormerken und baldige Anmeldung zur besseren Planung.
Kontakt
MN - Markus Nägel
0176 840 519 16, [email protected]
AZ - Albert Zurek
0176 45 53 65 47, [email protected]
Heiliges Jahr der
Barmherzigkeit
vom 8. Dezember 2015
bis 20. November 2016
unterwegs
Bamberg. Am 31. März traf sich der Beirat der Sankt-Jakobus-Bruder-
schaft. 15 Vorstands- und Beiratsmitglieder waren gekommen. Bruderschaftsmeister Markus Nägel gab einen Rückblick auf 2015 und einen
Ausblick auf die kommenden Monate. Am 6. Nov. wird St. Martin nach der
Renovierung wieder eröffnet, ein wichtiger Termin für die Bruderschaft, die
dort ihren Sitz hat. Die Krippenwanderung wird auf den 11. Dez. vorgezogen. Anton Heinz, seit 2012 Pfarrer von St. Martin, ist der neue Präses der
Bruderschaft. Er stellte sich vor und berichtete von der Auflösung des Hauses
in der Frauenstraße, das Eigentum der alten Bruderschaft war. Eine Jakobusdarstellung kam ins Diözesan-Museum, die Reliquie nach St. Martin. Am Jakobustag ist dort die Ewige Anbetung. Albert Zurek konnte den geplanten
Flyer zum Weg von Almerswind nach Nürnberg vorstellen. Mitglieder können noch Fotos und Korrekturen beitragen. In diesem Jahr soll das Faltblatt
noch gedruckt werden. Eine Spende von 500 € ist dazu auch eingegangen.
Nägel konnte noch vom angespannten Verhältnis zum Erzbistum berichten,
das seit der Auflösung der Bruderschaft von 1496 besteht. Die Sankt-Jakobus-Bruderschaft ist nach wie vor eine Gemeinschaft kirchlichen Rechts, neu
gegründet 2006, nicht eine Wiederbelebung der Bruderschaft von 1496.
Gegen die Auflösung hat die Bruderschaft Widerspruch bei der Kongregation für die Laien in Rom eingelegt. Eine Antwort steht noch aus.
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NeueMitglieder - 1. Juni 2016, mit laufender Nummer
Mitglied-Nr.
2345
2346
2347
2348
2349
2350
2351
2352
2353
2354
2355
2356
2357
2358
2359
2360
2361
2362
2363
2364
2365
2366
2367
2368
2369
Vorname
Brigitta
Heinz
Angela
Siegfried
Lisa
Hans
Christel
Claudia Maria
Inge
Raimund
Elke
Olivia
Heike
Holger
Claudia
Michael
Lydia
Anna
Barbara
Dianna
Johann
Thomas
Marc
Roland
Claudia
Nachname
Wagner
Krupke
Krupke
Töllner
Miethe
Kilian
Siska
Simon
Scholze
Köhler
Köhler
Lorenz-Otto
Link
Oberle
Wiesli-Oberle
Schaar
Buchner
Urbaniak
Münzer
Fry
Schraub
Keller
Schraub
Nusko
Nusko
64850
86687
86687
84910
80634
75175
75175
90763
91315
96123
96123
74246
97359
63820
63820
84470
84056
44795
15711
97084
63755
93176
61476
90530
90530
Plz
Ort
Schaafheim
Kaisheim
Kaisheim
Limbach
München
Pforzheim
Pforzheim
Fürth
Höchstadt
Litzendorf
Litzendorf
Eberstadt
Schwarzach
Elsenfeld
Elsenfeld
Dachsen
Rottenburg
Bochum
Königs Wusterhausen
Würzburg
Alzenau
Beratzhausen
Kronberg
Wendelstein
Wendelstein
Le Puy-en-Velay. Seit dem 10. Jh. wird immer dann, wenn der Karfreitag auf das Fest Maria
Verkündigung (25. März) fällt, am Marienwallfahrtsort das “Grand Jubilé”, das Große Jubiläum
gefeiert. Dieses Jubiläumsfest hat Seltenheitswert. Nur zwei bis dreimal in einem Jahrhundert
kommt es vor. 1932, 2005 waren die letzten Jubiläumsfeiern. 2157 ist der nächste Termin. Ursprünglich beschränkte sich das Jubiläum auf den 25. März, dann wurde es bis 10. April verlängert. Um aber den zahlreichen Jakobspilgern, die in Le Puy aufbrechen oder die Stadt als
Etappenziel haben, die Teilnahme am Jubiläumsfest zu ermöglichen, hat man beim letzten Termin das Fest bis 15. August verländert. Das Jubiläumsfest steht in diesem Jahr unter dem Motto
“Ewig ist ihre Liebe”. Die Verehrung Mariens in Le Puy reicht bis ins 5. Jh. zurück; das Marienheiligtum ist eines der ältesten in Europa.
Die Gesellschaft 'Amis et Pèlerins de Saint-Jacques de la Voie de Vézelay' sucht
jedes Jahr Betreuer für folgende Herbergen:
Ainay-le-Château und Bouzais: vom 15. März bis 15. Oktober
Saint Ferme: vom 15. März bis 31. Oktober
Diese Hospitaliers sollen Pilger sein, Mitglieder einer Jakobus-Gesellschaft, wenn möglich, mit
Erfahrung auf der Via lemovicensis, französisch sprechen. Ein eigenes Fahrzeug ist wünschenswert. Die Perioden gehen jeweils vom 1. - 16. des Monats und vom 16. - 1. des Folgemonats,
damit Übergabe und Austausch zwischen den Hospitaliers möglich ist.
Mitte März 2017 - das genaue Datum steht noch nicht fest - findet zum zweiten Mal
ein Vorbereitungsseminar im Monastère de l'Annonciade in Saint-Doulchard statt.
Interessenten an einem Dienst 2017 und am Einführungsseminar melden sich bei
Amis et Pèlerins de Saint-Jacques de la Voie de Vézelay
24, rue Saint-Pierre - 89450 Vézelay - tél. 03 86 32 38 11 oder direkt bei
Gilbert Planchat T: 0033 (0)6.30.12.06.39 - mail <[email protected]>
unterwegs
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nr. 100 juli 2016
Coswig. Hanna und Matthias Hartig,
Pilgerberater unserer Gesellschaft, haben
immer ein Bett für Pilger an der Querverbindung des Jakobswegs von Königsbrück am Ökumenischen Pilgerweg nach
Grumbach zum Sächsischen Jakobsweg
an der Frankenstraße. Und sie haben
einen eigenen Stempel (rechts), angefertigt
nach einem Motiv an der Coswiger Kirchendecke (links). Am 15. Mai hat die
Sächsische Zeitung ausführlich berichtet.
Unser neuer Sekretär Michael Weilnhammer (Jg. 1948), geb.
in Würzburg, wohnt in Geiselwind (Adresse S. 80), Polizeibeamter bis 2008,
seitdem im Ruhestand, verh., eine Tochter, ein Sohn, zwei Enkelsöhne. Bei
der Würzburger Kreuzbergwallfahrt in der Vorstandschaft und verantwortlich
für Verkehrssicherheit, Genehmigung der Wallfahrt, Ausnahmegenehmigungen für Fahrzeuge und den reibungslosen Ablauf auf den Straßen. In 5 Jahresetappen (2009 - 2013) hat er den Pilgerweg nach Santiago bzw. Finistere von
Geiselwind mit dem Fahrrad zurückgelegt. Pilgerberater für Fahrradpilger.
Neu:
Brigitte Tanneberger, Pilgerberaterin
Bernhardiring 49, 86687 Kaisheim, Tel.: 09099/581
Mail: [email protected]
Themen: Spanische Jakobswege - Jakobswege Donau-Ries
Allgemeine Informationen - Frau pilgert alleine
Beraterin für Donau-Ries - Deutschland
Spanien: Camino Francés ( 2008,2009 + 2011), Camino Portugues (
2010 ), Via de la Plata ( 2012-2013/2014 ), Camino del Norte ( 2015 +
2016) von Irun bis Ribadeo
Auslobung von Preisen für wissenschaftliche Arbeiten
Die Fränkische St. Jakobus-Gesellschaft hat sich in ihrer Satzung verpflichtet, die „wissenschaftliche Erforschung des Jakobuskultes und Veröffentlichung und Dokumentation ihrer Ergebnisse“ in Franken zu fördern. Aus diesem Grund lobt die Gesellschaft für wissenschaftliche
Arbeiten von Studierenden, bevorzugt aus Franken oder in Franken, folgende Preise aus:
1. Preis: 500 € - 2. Preis: 300 € - 3. Preis: 200 €
Außerdem erhält jeder, der eine wissenschaftliche Arbeit einreicht, ein Jahr lang kostenlos die
Zeitschrift „unterwegs – im Zeichen der Muschel“, die Mitgliederzeitschrift der Gesellschaft,
die viermal jährlich erscheint.
Diese wissenschaftlichen Arbeiten sollen sich mit dem Jakobuskult, mit dem Jakobuspilgerwesen, mit künstlerischen Darstellungen von St. Jakob in der bildenden, in der Dichtkunst oder
verwandten Themen befassen, bevorzugt mit einem fränkischen Schwerpunkt.
Über die Preisvergabe entscheidet das Präsidium der Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft gegebenfalls unter
Beiziehung weiterer Fachleute bzw. eines Fachgutachtens.
Die Arbeiten sind jeweils bis zum 1. September bei der Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft in zweifacher Papier-Ausfertigung und auf einem Datenträger einzureichen in der Geschäftstelle: Kilianeum, Ottostrasse 1, 97070 Würzburg.
An der darauffolgenden Jakobustagung erfolgt in der Mitgliederversammlung die Vorstellung der Arbeiten durch die
Preisträger und die Preisverleihung.
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nr. 100 juli 2016
Jakobus-Welt
Pilgerseminar in der Pilgerherberge im Alten Pfarrhaus in Binsbach
Das alte Pfarrhaus in Binsbach war für drei Tage Herberge für 18 angehende Pilgerinnen und Pilger
aus ganz Deutschland. Zusammen mit Dr. Raimund Joos aus Eichstätt, Herbergsvater, Reiseleiter
und Autor zahlreicher Ratgeber der verschiedenen Jakobswege in Europa verbrachten die Seminarteilnehmer aufschlussreiche Tage. Dr. Joos, seit 1992 unterwegs auf den Jakobswegen und Sandra
Bidlingmaier, die ihren 112 Tage langen Jakobsweg mit Matsch, Rotwein, Pilgerfreundschaften und
der Sehnsucht nach einer Waschmaschine in einem Lichtbildervortrag vorstellte.
Die Jakobsweginfizierten, die sich alle mit dem Gedanken trugen, sich auf den Weg zu machen, die
aber viele offene Fragen und persönliche Unsicherheiten hatten, war das Wochenende die Gelegenheit, sich praktische und spirituelle Hilfen zu holen. Mit alle seiner langjährigen Pilgererfahrung bearbeitete Raimund Joos alle wichtigen Themen rund ums Pilgern, angefangen von der richtigen
Jahreszeit zum Pilgern, über das geeignete Schuhwerk, übers Rucksackpacken bis hin zu weniger
schönen Themen, nämlich der Behandlung von Blasen.
Am Ende des Seminars gab es nur zufriedene Gesichter. Alle bekamen das, was sie erwartet hatten.
Eine sehbehinderte Teilnehmerin, die zu Anfang große Zweifel hatte, ob sie den Weg in einer Pilgergruppe schaffen könne, sagte am Schluss des Seminars, dass sie zuversichtlich sei, den Weg alleine
zu schaffen.
Nicht zuletzt waren alle mit dem Alten Pfarrhaus und mit der vorzüglichen Verpflegung und Betreuung durch das Helferteam des Förderkreises Altes Pfarrhaus Binsbach zufrieden.
Text und Foto: Arno Issing
Jahreshauptversammlung des Fördervereins "Altes Pfarrhaus Binsbach e.V" am 1. Juni 2016:
Etwa 20 Personen kamen zur Versammlung, u.a. die Bürgermeisterin von Arnstein Anna Stolz, der Sekretär der Kreuzbruderschaft Würzburg Hubert Hornung und Michael Weilnhammer als Vertreter unserer Gesellschaft. Sie sprachen Grußworte. Arno Issing als Vorstand begrüßte und führte durch die
Versammlung.
Der Umbau des Hauses wurde abgeschlossen, nur das Dach und der Garten müssen noch saniert
werden. Hier wird noch eine nicht geringe Summe benötigt. Mit der Kirchenverwaltung besteht
ein Nutzungsvertrag zur Nutzung als Pfarrheim. Das Heim wird auch für private Feiern wie Geburtstage Kommunion u.ä. genutzt. 2015 übernachteten insgesamt 99 Pilger in der Herberge,
darunter waren sogar Pilger aus Schweden, Russland und Polen. Die Kosten für die Übernachtung beträgt 15,-- € plus Wäschegeld 3,-- €.
MW
unterwegs
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nr. 100 juli 2016
Ein-Blick
in die Schaufenster von Jakobusvereinigungen in Deutschland und Europa
L’Écho des Chemins de Saint-Jacques
Compostelle - Cahiers d’Études de Recherche et d’Histoire Compostellanes <www.compostelle.asso.fr>
Compostela : <www.peregrinossantiago.com
Peregrino : <www.caminosantiago.org>
de Jacobsstaf n° 109 - maart 2016: Camino-Projekt für Sehbehinderte; Spuren der
Mauren am Camino Francés; Ode an die Bettwanzen auf dem Weg nach Santiago; Jakobus-Spuren in Amsterdam; Jakobskapelle in NiJmegen als Pilgerzentrum - und vieles
mehr <www.santiago.nl>
De Pelgrim 1ste Trimester 2016 Nr. 124: Landschaften am Camino; Mireille Madou: Die Garderobe des hl. Jakobus; Das Labyrinth als universelles Symbol; Die heilende Kraft des Laufens; PilgerAlphabet “L”; Die Geschichte Pilgerfahrt von Paris nach Chartres - Pilgerberichte, Bücher und mehr.
<www.compostelagenootschap.be>
Jacquaires d’Alsace Le Bulletin - Les amis de Saint Jacques en Alsace <www.saintjacques-alsace.org>
ULTREIA Les amis du chemin de Saint-Jacques - association helvetique. Nr. 57 Mai 2016: Statistik, Generalversammlung; Pilgerrituale; Pilgerberichte; Rundschau;
Kunst und Geschichte am Thurgauer Klosterweg; - Bücher, Notizen und mehr<www.chemin-de-stjacques.ch>
STERNENWEG <www.deutsche-jakobus-gesellschaft.de>
Auf Geht’s - Mitteilungsblatt der St. Jakobusgesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. Frühjahr 2016 Nr. 1: Vorschau auf die Tagung in Huysburg; Magdeburger Pilgerzeichen des hl. Mauritius; Nachrichten - <www.jakobusweg-sachsen-anhalt.de>
Der Jakobusfreund : <www.jakobusfreunde-paderborn.eu>
Die Kalebasse: <www.jakobusbruderschaft.de>
Die Jakobsmuschel <www.haus-st-jakobus.de>
Pilgerstab - Mitteilungen der Santiago-Freunde: <www.santiagofreunde.de>
Jakobusblättle Nr. 37 - April 2016: Europäisches Haus in Foncebadon sucht Betreuer; umfangreiche Pilgerberichte u.a. nach Trondheim; Nachruf auf Kurt Klein, den Vater des Kinzigtäler jakobsweges; Bücher, Nachrichten und mehr. <www.badische-jakobusgesellschaft.de>
Jakobusgespräche <www.badische-jakobusgesellschaft.de>
Confraternity of Saint James Bulletin March 2016 N° 133: Rabanal, ein Kloster am Weg;
der Camino für 13 € am Tag; Wegberichte, Buchbesprechungen, aktuelle Nachrichten und
mehr; <www.csj.org.uk>
Estafeta Jacobea: - <www.caminodesantiagoennavarra.es>
unterwegs
in letzter Minute eingetroffen:
Renate Florl, Via Imperii - Jakobsweg Leipzig - Hof - Nürnberg,
Ausführliche Wegbeschreibung und praktische Hinweise. 176 S.,
farbige Karten und Fotos, brosch. Vier-Türme-Verlag Münsterschwarzach 2016. € 16,99
Der 370 km lange Weg führt in 18 Etappen (zw. 17 und 27,5 km) von Leipzig über Zwickau und Hof nach Nürnberg. Die Kärtchen, nicht in einheitlichem Maßstab, sind eine Hilfe neben der Beschreibung. Farbig
hervorgehoben sind Sehenswürdigkeiten, besondere Hinweise und Übernachtungsmöglichkeiten. Der für diese Strecke längst fällige Wanderführer
wurde vom Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken unterstützt.
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nr. 100 juli 2016
VKZ: B 14283 - Postvertriebsstück - Deutsche Post AG - Entgelt bezahlt
Redaktionsschluß
für “unterwegs - Nr. 101” ist
der 1. September 2016. Beiträge in Word oder Open-Office, Bilder in JPEG (min. 800
KB) an die Redaktion per Mail
>[email protected]<
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T: 09364 4858 - eMail: [email protected]
Schatzmeister: Reinhard Verholen, St.Ulrich-Strasse 40, 97688 Bad Kissingen
T: 09736 – 573 - eMail: [email protected]
Sekretär: Michael Weilnhammer, Schlüsselfelder Str. 30, 96160 Geiselwind
T: 09556 - 1063 - eMail: [email protected]
Mitgliederverwaltung: Tina und Manfred Hock, Sulzthaler Str. 13, 97502 Euerbach
T: 09726-2437 - eMail: [email protected]
Impressum
Zeitschrift unterwegs - im Zeichen der Muschel - ISSN 2194-7600
Herausgeber: Fränkische St.Jakobus-Gesellschaft Würzburg e.V.
Auflage: 2400 - Erscheint 4-mal jährlich - Bezugspreis: Für Mitglieder kostenlos;
für Nichtmitglieder € 4,- pro Heft zzgl. Porto € 2,Redaktion: Manfred Zentgraf, In den Böden 38, 97332 Volkach - T: 09381 4492
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