Nachruf - Der Ökumenische Pilgerweg

Nachruf
Elsbeth Zenker, die so vielen Pilgern ein Stück Heimat gegeben hat,
ist nun selbst angekommen am Ziel ihres Weges.
„Wie muss es dort wohl sein?“, hat sie sich immer gefragt, als die Pilger
weiterzogen zu den Zielen, die ihnen vorbestimmt waren. Manche nach
Leipzig, andere bis Vacha oder gar Köln und wenige auch, die den Weg
ganz gegangen sind bis nach Santiago de Compostela.
„Wir reisen doch nicht mehr - aber unsere Gedanken gehen mit den
Pilgern mit.“, so hat sie es gesagt und ist mit all den Pilgern im Geiste
mit gewandert.
Nun ist sie selbst ans Ziel gekommen... und wir sind in Gedanken mit ihr und fragen uns:
Wie wird es dort wohl sein? Wie sieht es da aus? Wie fühlt es sich an?
Wenn man die Erfahrung des Ankommens an Pilgerzielen mit dem letzten Ziel des irdischen
Weges vergleichen kann, dann wird es wohl so sein, dass dort all diejenigen zusammenfinden,
mit denen wir gemeinsam gegangen sind: der schnelle Läufer, die ganz langsame, bedächtige
Pilgerin und der liebenswerte Spanier, der zwischendurch auch manchmal den Bus genommen
hat, es aber nie zugeben wollte. Wir alle werden in der großen Kathedrale vor dem Altar stehen
und uns dankbar anschauen - vor Gottes Angesicht gleich wert geschätzt, umfangen und geliebt.
Dann werden acht Mönche ein riesiges Weihrauchfass nach oben ziehen und es so in Schwingung
versetzen, dass es über uns wie eine große Schaukel durch das Querschiff schwebt und den Duft
des himmlischen Weihrauches über uns ergießt. Wir werden nach oben schauen und lachen wie
die Kinder – so unbeschwert glücklich, wie wir es eigentlich schon immer hätten sein wollen und
hier endlich wieder sein dürfen.
Wie wird es sein am Ziel? Wir werden die Augen schließen und die schmerzenden Füße spüren,
die nun nicht mehr weitergehen müssen. Alle Erschöpfung wird von uns abfallen und wir werden
vielleicht weinen vor Glück. Denn nun sind wir daheim, dort, von wo wir irgendwann einmal
aufgebrochen sind. Wir sind in Gott angekommen, der hoch und tief zugleich ist, der uns
geschaffen hat und seither zu sich ruft, zu dem es uns immer gezogen hat in unbestimmter
Sehnsucht.
Den Pilgern auf dem Ökumenischen Pilgerweg hat Elsbeth Zenker immer schon eine Ahnung des
Himmels eröffnet. Wie sie die Herberge von Beginn an mit ihrer Fürsorge gefüllt hat, wurde in
unzähligen Pilgerberichten niedergeschrieben. Sie machte die Betten, brachte Holz zum Heizen,
Essen, Medizin oder ein warmes Fußbad... all das, was derjenige, der vor ihr saß, gerade am
nötigsten brauchte. Für sie und ihren Mann Theodor war das Betreuen der Großenhainer Herberge
ein heiliges Amt. Und damit hat sie uns alle tief berührt, denn darin leuchtete ein Stück Paradies
auf. Wir spürten, dass wohl so unsere Ziel am Ende werden wird: ein Raum verdichteter Liebe.
Dort ist sie nun schon und wartet auf uns und wir freuen uns darauf, sie dort wieder zu treffen.
In tiefer Verbundenheit, auch mit Theodor, ihrem lieben Mann,
Esther Zeiher stellvertretend für alle, die am Ökumenischen Pilgerweg mit wirken
und für alle Pilger, die euch kennengelernt haben