hr3 Moment Mal / hr4-Übrigens am Sonntag, 24. Juli 2016 AKTUELL aus Anlass des Amoklaufs in München Beate Hirt, Frankfurt Mitgefühl nach dem Schrecken Umstieg München Hauptbahnhof. Das hat man als Hessin öfter mal, wenn man gerne in den Bergen Urlaub macht. Gestern, am Samstagmorgen, bin ich auch wieder in München umgestiegen, als ich von meiner Hüttentour zurückkam. Aber diesmal war alles etwas anders und sehr seltsam. Ein paar Stunden davor noch hatte die Polizei den Münchener Hauptbahnhof evakuiert, die ganze Stadt war in Panik gewesen wegen des Terroralarms. Am Morgen herrschte zwar schon wieder großes Gewusel – aber ich hatte das Gefühl, in vielen Gesichtern war der Schrecken noch zu sehen. Und eine seltsame Stimmung herrschte, auch im Zug: Einerseits war man froh, dass es eben doch kein Terroranschlag war. Andererseits unterhielt man sich darüber, wie schlimm das ist, dass ein Achtzehnjähriger aus München neun Menschen und sich selbst erschießt. Vor allem: Jugendliche wie er selbst. Wie furchtbar das für die Familien sein muss. Es klingt vielleicht ein bisschen komisch, aber ich hab gestern Morgen gemerkt: Mir tat es gut, dass nach dem Schrecken und der Angst, die viele Menschen gepackt hatten, jetzt Mitgefühl und Trauer herrschten, dass wir das miteinander geteilt haben. Auch fremde Leute sind da ein bisschen zusammengerückt. Angst und Schrecken, die treiben die Menschen ja oft eher auseinander, sie sorgen dafür, dass man erst mal an sich selbst denkt oder auch: andere misstrauisch beäugt. Mir tat dieses gemeinsame Trauern und Mitfühlen gut, und ich glaube, wir brauchen das immer mehr: Mitgefühl mit anderen. Mitgefühl mit Familien, die ein Kind verloren haben, mit allen, die eine Freundin oder einen Freund verloren haben. Und das nicht nur in München und bei uns in Deutschland, sondern auch: an Orten der schrecklichen Gewalt anderswo auf dieser Welt, gestern zum Beispiel in Kabul. Mitgefühl mit denen, die trauern und traurig sind: die tut allen gut, und sie macht die Welt ein bisschen menschlicher.
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