konkurrenzen - Prof. Dr. Martin Heger

AG Mo d ul St ra fre c ht II So Se 2 0 1 6 - Sa ja ne e Arz ne r
Wis s e ns c ha ft lic he Mit a rb e it e rin a m Le hrs t uhl vo n Pro f. Dr. Ma rt in
He g e r
KONKURRENZEN
Hintergrund: Ein Tatbestand wird mehrmals erfüllt oder es werden mehrere
Tatbestände verwirklicht
Bedeutung: Für den Schuldspruch und die Strafzumessung
• Der Straftatbestand, der zurücktritt, taucht im Schuldspruch nicht auf
• Wurden mehrere Straftatbestände erfüllt (bei Vorliegen von
Handlungsmehrheit/Tatmehrheit), so muss gemäß § 54 StGB eine Gesamtstrafe
gebildet werden
Prüfungsschritt 1: Handlungseinheit oder Handlungsmehrheit?
Handlungseinheit:
1. Eine Handlung im natürlichen Sinne
(z.B. eine Körperbewegung)
• Bsp. Ein Bombenwurf tötet zehn
Menschen
2. Natürliche Handlungseinheit (mehrere
natürliche Handlungen in engem
zeitlich-räumlichem Zusammenhang)
• Bsp. Mehrere Schläge bilden nur eine
Körperverletzung, die Wegnahme
mehrere Sachen nur einen einzigen
Diebstahl
3. Tatbestandliche Handlungseinheit
(Verknüpfung mehrerer natürlicher
Handlungen durch einen Tatbestand)
• z.B. bei § 249 StGB Raub
4. Verklammerung (mehrere
Einzeldelikte werden durch eine –
schwerere- Dauerstraftat verknüpft)
• z.B. Verklammerung von § 240 und §
224 durch § 239 StGB, es liegt dann
nur eine Handlung vor
Handlungsmehrheit: + , wenn keine
Handlungseinheit vorliegt
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•
Beachte:
o Verklammerung ist möglich,
wenn nur eines der
verklammerten Delikte einen
höheren Unrechtsgehalt
aufweist
o Keine Klammerwirkung, wenn
das Dauerdelikt in seinem
Unwert deutlich hinter allen
während seiner Begehung
verwirklichten Delikte
zurückbleibt
Prüfungsschritt 2:
Bei Handlungseinheit:
Bei Handlungsmehrheit:
Liegt Gesetzeskonkurrenz vor?
Liegt eine mitbestrafte Vor- oder Nachtat
vor?
1. Spezialität: ein Tatbestand enthält
einen anderen ganz und hat
zusätzlich weitere Merkmale (z.B.
Qualifikation)
2. Subsidiarität:
• Formell: aufgrund gesetzlicher
Anordnung (Subsidiaritätsklauseln
z.B. §§145d, 246, 248 b, 265, 265a,
316, 323 a)
• Materiell: aus dem Zweck und
Schutzbereich einer Vorschrift
folgende Subsidiarität = wenn
mehrere Straftatbestände dasselbe
Rechtsgut in verschiedenen Stadien
oder gegen verschieden intensive
Angriffe schützen (z.B. Versuch –
Vollendung, Fahrlässigkeit – Vorsatz,
§§ 223 ff im Verhältnis zu §§ 211 ff)
1. Mitbestrafte Vortat: wenn die Tat
nur der Vorbereitung der schwerer
wiegenden Haupttat dient (z.B.
Unterschlagung der Kfz Schlüssel
tritt zurück hinter nachfolgendem Kfz
Diebstahl)
2. Mitbestrafte Nachtat: wenn die Tat
nur der Sicherung der Haupttat dient
und keinen weiteren selbständigen
Schaden anrichtet (z.B.
Beschädigung der Diebesbeute)
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3. Konsumtion: Wenn der
Unrechtsgehalt eines Tatbestandes
zwar nicht notwendig (sonst
Subsidiarität), aber typischerweise
den Unrechtsgehalt eines anderen
Tatbestandes umfasst (z.B. §§ 123,
303 gegenüber § 244 Abs.1 Nr.3)
Greift eine der Fallgruppen ein:
Greift eine der Fallgruppen ein:
Tritt das betreffende Delikt zurück
Tritt das betreffende Delikt zurück
Ausnahme: Tateinheit aus
Klarstellungsgründen
• Fälle abweichender Schutzrichtung
• Besonders hoher Schaden
• Opferschutzgesichtspunkte
(Genugtuungsfunktion des
Strafrechts)
• Wenn im Schuldspruch nicht
erkennbar wäre, welche
Verletzungserfolge tatsächlich
eingetreten sind (z.B. versuchtes
Tötungsdelikt neben vollendeter
Körperverletzung)
Greift KEINE Fallgruppe ein:
Greift KEINE Fallgruppe ein:
Tateinheit (Idealkonkurrenz) zu
behandeln nach § 52 StGB
Tatmehrheit (Realkonkurrenz) zu
behandeln nach § 53 StGB