Fränkischer Tag 29.07.2016

„Hör’ gut zu“ – Hit und Programm
Zum Auftakt am Mittwoch wurde mit „Pur“ gleich der Höhepunkt erreicht und erfolgreich
gemeistert. Begeisterte Besucher stimmten bei jedem Song ein. Es wurde viel gekuschelt in der romantischen Sommernacht.
SCHLOSSHOF-FESTIVAL
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
RALF KESTEL
Eyrichshof — Der Gefangenenchor aus „Nabucco“ bildete im
vergangenen Jahr den Auftakt.
Diesmal waren es die MassenChöre von „Pur“. Gefangen indes waren 4700 Fans im weiten
Rund des Schlosshofes sowie einige Hundert Zaun- und Mauergäste von der perfekten Show einer „etwas betagten Schülerband“, wie Frontmann Hartmut
Engler scherzte. Fast jede Textzeile wurde lauthals mitgesungen und die Schmusesongs versetzten viele (Liebes-)Paare in
Verzückung. Viele von ihnen
sind sich an diesem Abend bestimmt so nahe gekommen wie
schon lange nicht mehr.
Danach hatte es zu Beginn gar
nicht ausgesehen. Mit zwei neuen und damit weniger bekannten
Songs des aktuellen Albums
„Achtung“ wählte die Band einen gewagten Einstieg. Gefolgt
von einer ernsten Botschaft:
Neue Brücken gegen Intoleranz,
hat die Gruppe bereits vor 25
Jahren angemahnt und die Thematik hat an Brisanz gewonnen. Tolle Kulisse – vor und hinter der Bühne. Der erste Festivaltag sorgte für den größten Ansturm aufs Schloss.
„Seither wurden viele Brücken
gebaut, etliche aber eingerissen“, beschwor Engler eigene
Stärken wie Demokratie, Freiheit, Weltoffenheit. „Einige von
uns in der Band sind Söhne von
heimatvertriebenen
Eltern“,
sagte er und stimmte eine Hymne an, die auch Hartgesottene in
Rührung versetzte. „Wenn sie
diesen Tango hört“, eine Ode an
eine alte Witwe. „Ich kenn’ sie
gut, es ist meine Mama. Sie ist
mittlerweile 91 Jahre und lässt
Euch alle schön grüßen.“
Eine etwas
betagte
Schülerband.
Hartmut Engler
Frontmann von Pur
Zum ersten Mal stimmte die
Menge im Hof lautstark mit ein,
was sich dutzendfach wiederholen sollte.
Denn danach folgte ein Programm, das wie das Abspulen
einer eigenen Hitparade anmutete. „In 35 Jahren haben wir die
deutschsprachige Musik ja doch
etwas mitgeprägt“, kündigte
Engler ein Akustik-Medley. So
marschierte die „Lena“ auf und
die „Prinzessin“ machte die Augen zu. „Stell Dir vor“, es
kommt zum „Herzbeben“. Und
„wenn Du da bist“ zückst Du spätestens dann das Handy, wenn
Engler sich den Feder-Kopfschmuck überzieht und fragt:
„Wo sind all die Indianer hin?“
Und es ging weiter im rockige-
Funkelperlenaugen: Glückselige Fans direkt vor der Bühne
ren Stil. Die Drachen flogen, die
Funkelperlenaugen leuchteten. Es
ist der Wahnsinn, aus welchem
Fundus die Schmuse-Rockern
schöpfen.
Dabei agierte die Band gar
nicht in Stammformation. Keyboarder Ingo Reidl, Gründungsmitglied und Drahtzieher im
Hintergrund, fehlte nach erfolgter Operation, Drummer Martin
Stöck wurde vor einem Jahr ersetzt. Stattdessen wurden befreundete Sessionmusiker eingebaut. Ein Unterschied war kaum
vernehmbar. Deswegen wuchs
keinem ein graues Haar.
„Ich bin total happy, dass so
etwas in Eyrichshof stattfindet“,
freute sich Norbert Sorg, quasi
einer der Nachbarn und Werbepartner. „Es ist doch toll, wenn
in Ebern, ’was los ist.“ Mit dieser Meinung stand er nicht allein. Schon vor Mitternacht war
auf der „Pur“-Facebookseite ein
Video vom Auftritt zu finden –
Fotos: Matthias Hoch/Ralf Kestel
Ein Bühnen-Profi und Sympathikus: Hartmut Engler
und viele Einträge. Etliche Fans
wären gerne dabei gewesen –
und die, die eine Karte ergattert
hatten, äußerten sich begeistert.
Das gilt auch für die Vorband
„Klima“ aus München sowie
Hartmut Engler, der im Gespräch mit unserer Redaktion
vom „einfach geilen Ambiente“
schwärmte. Und anfügte: „Ich
glaube, so eine schöne Umkleide
hatten wir noch nie.“
Viel mehr
Fotos und Bericht zum Festival in
Eyrichshof finden Sie unter
ebern.inFranken.de
Familien- und Gruppenfoto: Die Rotenhans mit den Pur-Mitgliedern
uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu
Die Zeiten, als „Pur“ vor 27 Leuten auftraten
uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuu
Der Fall konnte auch beim Zusammentreffen mit der Band
im Backstage-Bereich nicht
(mehr) geklärt werden: Waren
„Pur“ schon einmal in Ebern
oder nicht? Sie sollen nämlich
in ihrer Frühzeit im Tanzsaal
Kaiser in Unterpreppach aufgetreten sein. Senior-Chef Georg
Kaiser erinnert sich daran, dass
„wir eine Gruppe aus Bietigheim-Bissingen hatten“, und
Pur-Sänger Hartmut Engler
meint dazu: „Das können nur
wir gewesen sein. Möglicherweise noch unter unserem früherem Namen Opus. Ich glaub’,
da war etwas“, fabulierte der
zwischenzeitlich zum Superstar aufgestiegenen Engler.
Noch ganz genau in Erinnerung
hat Gaby Heyder, die Veranstalterin des Festivals in Eyrichshof, ihre erste Begegnung mit
„Pur“. „Wir mussten sie buchen, um an Grönemeyer ranzukommen. Das war dann
1984 im Top Act in Zapfendorf
mit 27 zahlenden Besuchern.“
Seither pflegt Heyder ein
freundschaftliches Verhältnis
zu Band und Management,
weswegen heuer allein drei
Konzerte durchgezogen wurden. In Eyrichshof waren’s
4700 Zahlende.
RK
Über zweieinhalb Stunden lang gingen die Fans begeistert mit, stimmten bei jedem Song ein und klatschten
eifrig mit. Beste Stimmung mit toller Musik und bei bestem Wetter