Magazin naturstrom Frühling / Sommer 2016 und willkommen zur ersten Ausgabe des neuen «naturstrom Magazin». Mit diesem Heft werden Sie zweimal jährlich über das Thema Naturstrom im weitesten Sinne informiert. Naja, werden Sie sich nun bestimmt fragen: Was bitte schön heisst das? Naturstrom oder generell Strom aus erneuerbaren Quellen steht für die nachhaltige Entwicklung unserer Energielandschaft. Die Energiestrategie 2050 gibt dabei den Takt für die rollende Umstellung vor. Ganz viele Massnahmen sind geplant – einige bereits umgesetzt. Ein Blick in die Presse zeigt: Die Meinungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene über Sinn und Zweck sind unterschiedlich. Es liegt nicht an uns, darüber zu urteilen. Denn: In der SAK haben wir uns mit der Einführung der Stromqualität naturstrom basic als Standard für den erneuerbaren Weg entschieden. Danke, dass Sie uns dabei, Schritt für Schritt, begleiten. Damit Sie, liebe Leserin und lieber Leser, bereit für diesen Weg sind, statten wir Sie mit dem nötigen Rüstzeug aus. Und da setzt dieses Magazin an: Die Basis: Erklärungen, Aufklärungen und Hintergründe zum Thema Naturstrom – im weitesten Sinne. Der Kern: Informative, lesenswerte und kurzweilige Beiträge – mit dem Plus an Regionalität. Das Ziel: Gemeinsam in die erneuerbare Energiezukunft gehen – unser Rucksack wird dabei laufend reicher an Erfahrungen. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre Jürg Brumann, Leiter Bereich Energie und Mitglied der Geschäftsleitung 3 I N H A LT 5 7 TREND Trend Mein Balkon – mein Gemüsegarten Impulse Wissenswertes häppchenweise 20 22 Intern Sali Beat Mein Balkon – mein Gemüsegarten Wo früher die Geranienwimpel vom Vordach baumelten, ranken vermehrt Bohnenstauden in die Höhe. Vernetzt Vertrautes Netzwerk für besten Käse Heidi Zimmermann 8 10 12 18 4 Fondsgelder im Fokus Artenvielfalt dank «naturemade star» Fondsgelder im Fokus Lebensräume erhalten und vernetzen Stromgeladen Goba – weit mehr als Flauder Wie geht das? Band- und Spitzenenergie 27 29 30 Unterwegs Zu Besuch bei den Schnitzerfreunden Tipp Nützlinge in Haus und Garten Wettbewerb Gewinnen Sie! Der Trend zum Balkongarten und Urban Gardening hat in den vergangenen Jahren viele Anhänger gefunden. Ein Hochbeet mit Pflücksalat und Radieschen anstelle der Thujahecken? Ein Pflanzsack mit Rüeblisetzlingen neben Kräuterkisten und Tomaten in Töpfen? Mit den Tipps von Gärtnermeister Heini Eggenberger werden (vielleicht) auch Sie zum Hobbygärtner. den ganzen Tag voll besonnt wird. Es ist somit sehr heiss und trocken. Ein nach Norden ausgerichteter Balkon hat unter Umständen gegenteilige Bedingungen. Dem muss unbedingt Rechnung getragen werden. Nicht alle Pflanzen vertragen dieselbe Besonnung gleich gut. Bei der Pflege ist es wichtig, dass dementsprechend gegossen wird. Tomaten stehen beispielsweise gerne unter Dach – gedeckte Balkone sind da also im Vorteil. Gibt es Gemüse- oder Fruchtsorten, die sich für einen Anbau auf dem Balkon oder im Gemüsekistchen besonders eignen? Beim Anbau auf dem Balkon sind spezielle Anforderungen an die Pflanzen gestellt. Der Platz ist meist eher gering. Es ist daher wichtig, dass die Pflanzen nicht übermässig gross werden und trotzdem reich an Ertrag sind. Es gibt allerlei Obst- und Gemüsesorten, welche auch auf kleinstem Raum Früchte tragen und auch im Topf einfach zu kultivieren sind. Hier jetzt eine spezielle Sorte zu nennen wäre falsch, denn das Sortiment ist immens. Was kann jetzt, im Mai, noch angepflanzt werden? Da die Eisheiligen erst Mitte Mai vorüber sind, können empfindliche Kulturen erst ab diesem Zeitpunkt einigermassen sicher ausgepflanzt werden. Wenn die Pflanzen geschützt stehen oder bei kalten Nächten geschützt werden, ist vieles auch früher möglich. Aber gerade sehr wärmebedürftige Pflanzen wie Gurken und Kürbisse sollte man besser nicht zu früh pflanzen. Die meisten Gemüse sind ab Mai ideal zum Einpflanzen. Welche Rolle spielt der Standort bei der Auswahl der richtigen Pflanzen? Der Standort spielt eine sehr wichtige Rolle. Mein Balkon ist südlich ausgerichtet, was bedeutet, dass er fast Ein besonderer Tipp vom Fachmann? Oftmals sehe ich, dass Leute grosse Mengen von ein und demselben Gemüse im gleichen Moment anpflanzen. Vielen wird dann die Ernte fast ein bisschen 5 IMPULSE lästig, denn eigentlich möchte man ja nicht die ganze Zeit dasselbe essen. Ich finde es schön, eine Vielfalt zu pflanzen und so auch eine Kombination aus Nutzund Zierpflanzen zu haben. Es gibt auch Pflanzen, die beide Kriterien erfüllen, wie zum Beispiel Kapuzinerkresse. Sie passt wunderbar in einen Salat als essbare Garnitur, besticht aber auch durch schöne Blüten und starkes Wachstum als Zierpflanze. Meiner Meinung nach sollte man die Vielfalt pflegen. So gibt es immer wieder etwas zu ernten, verschiedene Pflanzen stehen in der Blüte, und man verschmerzt es eher, wenn trotz bester Pflege und richtigem Standort die eine oder andere Pflanze nicht so gut wächst. Die Floristik und Gartenbau Eggenberger AG bietet in ihren Blumenläden in Degersheim und Nesslau neben fachkundiger Beratung eine breite Palette von Blumensträussen, Gestecken, Schnittblumen, Saisonpflanzen, Stauden und Gehölz an. www.gartenheini.ch Mehr Vielfalt auf dem Teller Die Schweizer Stiftung ProSpecieRara setzt sich unter anderem dafür ein, dass alte Nutzpflanzen wieder kultiviert und so vor dem Aussterben bewahrt werden. Der Vorteil für uns Konsumenten: Eine immense Vergrösserung des bekannten Geschmack- und Farbspektrums. Der Vorteil für alle Hobbygärter: An Setzlingsmärkten können die alten Sorten für das eigene Beet erstanden werden. www.prospecierara.ch Potenzial auf dem Dach? Ist Ihr Hausdach geeignet für eine Solaranlage? Diese Frage lässt sich schon bald ganz einfach für jedes Hausdach der Schweiz beantworten. In einem Gemeinschaftsprojekt erarbeiten das Bundesamt für Energie (BFE), das Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) sowie das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz) einen Solarkataster, der für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Aktuell sind rund 50 Prozent des Gebäudebestandes abgebildet, insbesondere in der Zentral- und Nordostschweiz. Die Anwendung wird monatlich mit den aktuellen Einstrahlungsdaten ergänzt. www.sonnendach.ch Die E-Mobilität rollt Das immense Medieninteresse bei der Lancierung des neuen Fahrzeugmodells von Tesla im April hat gezeigt: Die E-Mobilität ist im Hier und Jetzt angekommen. Mit dem Modell 3 hat Tesla sein erstes E-Auto zum Preis von etwa 40’000 Franken lanciert. Auch die weltweit steigenden Absatzzahlen von Elektroautos aller Fahrzeughersteller bestätigen, dass wir langsam, aber sicher in der Mobilitätszukunft gelandet sind. Sie liebäugeln mit einem E-Mobil? Unser E-Mobilitätsangebot unterstützt Sie mit kompetenter Beratung. www.sak.ch/emobil Treasores feiert Durchbruch In einem dreijährigen Projekt gelang es einem europäischen Forscherteam, die Beleuchtungstechnik der nächsten Generation marktreif zu machen. Sie entwickelten biegsame, leuchtende Module, die wie eine Zeitung im Roll-to-Roll-Verfahren gedruckt werden. Die Technik legt den Grundstein für kostengünstige Solarzellen und LED-Leuchtflächen der Zukunft. Das Projekt Treasores vereinte das Know-how von neun Firmen und sechs Forschungsinstituten aus fünf europäischen Ländern. www.empa.ch Patenschaft Bienen tragen einen wichtigen Teil zur Erhaltung des Ökosystems bei. Übernehmen Sie die Patenschaft für ein kleines Wildbienenvolk, es geht ganz einfach: Mit dem Häuschen «BeeHome» erhalten Sie eine Startpopulation, bestehend aus 15 harmlosen Mauerbienen im Stadium der Winterruhe. Das Häuschen ist ein optimales Zuhause für die Wildbienen in der Stadt und auf dem Land und eignet sich für Balkon und Garten. www.wildbieneundpartner.ch 7 FONDSGELDER IM FOKUS Artenvielfalt dank «naturemade star» Mit jeder verkauften Kilowattstunde aus «naturemade star»-zertifizierter Wasserkraft fliesst 1 Rappen in einen Fonds für ökologische Verbesserungsmassnahmen. Ursula Stocker, Energieplanerin Verein für umweltgerechte Energie (VUE) Die Wasserkraft ist das Rückgrat unserer Energieversorgung und belastet das Klima deutlich weniger als andere Produktionsarten. Mit ihrer Nutzung entstehen aber auch Eingriffe in die Gewässer. In der Schweiz, wo nahezu alle grösseren Fliessgewässer durch Wasserentnahmen oder andere Eingriffe beeinträchtigt werden, sind die Folgen besonders deutlich. Die Idee, diese Folgen zu minimieren und eine ökologisch verträgliche Stromproduktion aus Wasserkraft zu fördern, war die Geburtsstunde des Gütesiegels «naturemade». Es garantiert, dass der Strom, die Wärme oder das Biomethan 100 Prozent erneuerbar sind und bei «naturemade star» sogar 100 Prozent nachhaltig produziert werden, was den Schutz der Kraftwerks- 8 umgebung sowie die verwerteten Energieträger einbezieht. Vergeben werden die beiden Gütesiegel durch den Verein für umweltgerechte Energie (VUE). Aus dem Verkauf von «naturemade star»-zertifizierter Energie fliesst 1 Rappen pro Kilowattstunde (kWh) in einen Fonds für ökologische Verbesserungsmassnahmen. Damit werden neue Lebensräume im Wasser und an Land für Pflanzen und Tiere geschaffen. Der Fondsrappen leistet einen substanziellen Beitrag an den Erhalt der Artenvielfalt und hat schweizweit schon Grosses bewirkt. Mehr als 50 Kilometer Fliessgewässer und Seeufer wurden ökologisch aufgewertet, eine Fläche von rund 200 Fussballfeldern revitalisiert, Korridore für Wild- und Kleintiere sowie Biberpässe realisiert. Dank dem Fonds stehen in der Schweiz insgesamt 55 Millionen Franken zur Verfügung. Die Fondsgelder werden für Massnahmen in der Kraftwerksumgebung investiert. Ihr Einsatz wird von einem lokalen Gremium, bestehend aus Kraftwerksbetreibern, lokaler Behörde und Umweltschutzorganisationen, geplant und umgesetzt. Der VUE prüft die nachhaltige Qualität der getroffenen Massnahmen von der Planung über die Umsetzung bis zur Kommunikation. Aktuell tragen nur etwa vier Prozent der inländisch produzierten und verkauften Wasserkraft das Gütesiegel «naturemade star». Je mehr Kunden sich also noch für «naturemade star»-zertifizierte Stromprodukte entscheiden, desto grösser wird unser Umweltengagement. Die Natur reagiert rasch auf Verbesserungen: An mehreren Gewässern wurde die Rückkehr vieler Tier- und Pflanzenarten beobachtet. Bei einigen handelt es sich sogar um solche der Roten Liste der IUCN – dem Indikator für den Zustand der Biodiversität unseres Planeten. Sie gibt Auskunft über den Gefährdungsstatus von circa 76’000 Tier- und Pflanzenarten. Diese Energie stammt ausschliesslich aus erneuerbaren Energiequellen und beinhaltet mindestens zehn Prozent «naturemade star»-Strom. «naturemade basic» steht für Klimaschutz. Diese Energie verlangt zusätzlich den Schutz der natürlichen Ressourcen und Lebensräume für Menschen, Tiere und Pflanzen. «naturemade star» steht also für Klimaschutz und Biodiversität. Investierte Fondsmittel schweizweit 2014 (Quelle VUE) 34 % Revitalisierung Gewässer 24 % Neuschaffung Gewässer 14 % Diverse Massnahmen 12 % Vernetzung von Lebensräumen 9 % Neuschaffung Landlebensräume 5 % Revitalisierung Landlebensräume 2 % Transport Geschiebe, Wasserabgabe Revitalisierte Auenlandschaften unterstützen die Rückkehr vieler Tier- und Pflanzenarten. FONDSGELDER IM FOKUS Lebensräume erhalten und vernetzen Das 1866 in Betrieb genommene Wasserkraftwerk Schils in Flums produziert seit 2007 «naturemade star»zertifizierten Strom. Markus Bleisch, Leiter Strom Schils Das Wasserkraftwerk der EW Schils AG produziert pro Jahr zirka 40 Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom. Pro kWh fliesst 1 Rappen in den Fonds – das macht eine jährliche Fondshöhe von rund 400’000 Franken, welche in ökologische Verbesserungsmassnahmen rund um die EW Schils AG und die umliegenden Gemeinden im Sarganserland investiert werden können. Welche Massnahmen wurden seither realisiert? Die ersten Projekte seit der «naturemade star»-Zertifizierung des Wasserkraftwerks Schils wurden 2011 in Angriff genommen: Mit Mitteln aus dem Ökostromfonds konnten mehrere Weiher an den Standorten Otterenstein und Rossriet saniert und aufgewertet werden. Denn im Seeztal sind durch die Regulierung der Seez und die Entwässerung der Feuchtwiesen viele Gewässer verloren gegangen. Amphibien sind besonders vom Verlust der Feuchtlebensräume betroffen. Die Weiher am Rossriet und Otterenstein sind zusammen mit den anderen Gewässern im Raum Paschga bei Walenstadt die letzten Zufluchtsorte für selten gewordene Amphibien wie Grasfrösche, Erdkröten, Bergmolche und Gelbbauchunken. Bei ihren gefähr- 10 lichen Wanderungen von den Winterquartieren im Wald zu den Laichgebieten legen sie Distanzen von bis zu zwei Kilometern zurück. Entscheidend für das Überleben der Arten ist ein Netz aus nahe gelegenen Gewässern, in denen sie sich erfolgreich fortpflanzen können. Nach der Aufwertung der Weiher haben Beobachtungen der Fachgemeinschaft für Standortskunde und Ökologie im vergangenen Jahr gezeigt, dass der Laichbestand stabil geblieben oder sogar zunehmend ist. Unterstützung von Schulprojekten Die Richtlinien für Fördergeldzahlungen erlauben es uns, Beiträge an Schulen für Projektarbeiten, welche in direktem Zusammenhang mit dem Sinn und Zweck des Fonds stehen, zu sprechen. Die Aktion «VivaRiva» fördert bei Lehrpersonen und Schülern das grundlegende Verständnis und die Akzeptanz für Gewässeranliegen und Revitalisierungen. An sogenannten Erlebnistagen erhalten Schulkinder die Möglichkeit, mit einer externen Fachperson und der Klassenlehrperson einige Lektionen am Wasser zu verbringen. Dank unserer finanziellen Unterstützung konnten in diesem Jahr Experimentierboxen für Feldversuche realisiert werden. Ein Besuch der Webseite www.vivariva.ch lohnt sich auf alle Fälle. Das Projekt «Rheinau-Giessen» ist unser bislang grösstes, vom Fonds mitfinanziertes Projekt. Insgesamt konnten mit einem Aufwand von 940’000 Franken, wovon 180’000 Franken aus dem Fonds stammten, der Giessen und viele seiner kleinen Nebengewässer gereinigt werden. Auslöser war die Rheinregulierung. Mit ihr sank der Wasserspiegel, der Silbergiessen hatte keinen Wasserzufluss mehr und vertrocknete an zu viel Sediment, Geschiebe und Schlamm. Im Zuge der drei Monate dauernden Reinigung wurden auch die Heckenläufe revitalisiert und gepflegt. Links vorher, rechts nachher: Die Weiher Otterenstein und Rossriet. STROMGELADEN Goba – weit mehr als Flauder Mit klaren Werten zum Erfolg: Wie Nachhaltigkeit, Regionalität und Kreativität eine Quelle erfolgreich sprudeln lassen. Die Goba AG, Mineralquelle und Manufaktur, ist weit Das Produktesortiment wurde stetig grösser – und über die Region hinaus bekannt. Ihre Produkte wer- die Anzahl Mitarbeiter beläuft sich aktuell auf 60. den nicht nur regional, sondern schweizweit äusserst Rückblende: Manser, dannzumal als Kindergärtneerfolgreich verkauft. Sowieso läuft bei der Goba vieles rin in der Stadt St.Gallen tätig, entschied sich nach anders als bei anderen: In Zeiten, in denen der Import einjähriger Bedenkzeit für die Übernahme des wenig von Mineralwasser zunimmt und rentablen elterinländische Verkaufszahlen abnehlichen Betriebs. Nachhaltigkeit und Sorgfalt men, kann sich die Mineralquelle «Es war ein musind unsere Unternehmenskultur. aus Gontenbad über Wachstum tiger Schritt. Wie freuen. Gabriela Manser, seit 1999 mutig, wusste ich Geschäftsleiterin der Goba AG, ist überzeugt: Dass damals nicht.» Was dann passierte, hätten ihr wohl der Gedanke der Nachhaltigkeit konsequent beherzigt nur wenige zugetraut. Manser lernte schnell, war wird, spielt dabei eine entscheidende Rolle. «Als KMU neugierig, kreativ, mutig und lancierte bald schon den arbeiten und produzieren wir nicht für Quartalszahlen ersten Coup im Getränkemarkt. Die Medien rissen sich oder für hohe Dividenden. Wir schaffen hier saube- um die Neuunternehmerin, und Manser war und ist re Jobs für soziale Strukturen in einem harmonischen gern gesehene Referentin – unter anderem an WirtMiteinander. Ich will diesen Familienbetrieb nach bes- schaftsveranstaltungen. Obwohl sie ja eigentlich gar tem Wissen und Gewissen an die nächste Generation nie vorhatte, in die Wirtschaftswelt zu wechseln. Ob übergeben. Nachhaltigkeit und Sorgfalt sind unsere wir in diesem Fall heute noch auf das Flauderwunder Unternehmenskultur.» von 2002 warten würden? finden sich beispielsweise durch Anregungen von Mitarbeitenden, Trends in Modezeitschriften, Museumsbesuche, Tradition und Geschmackserlebnisse unter anderem in der Natur. «Einfach die Nase rausstrecken und riechen, woher der Wind kommt», wie Manser erklärt. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, und die innovativen Produkte treffen immer wieder den Gout der Zeit. Vom natürlichen Mineralwasser, den Limonaden und Likören, der Entwicklung des ersten Stevia-Colas der Schweiz, zum «Flauder Original», «Flauder Holunderbeere», «Flauder Quitte und Rhabarber», der «Iisfee» bis hin zum neusten Coup (pssst, ab Mai erhältlich), dem «Flauder Minz» – in Gontenbad wird ständig und stetig getüftelt. Und die Produkte erschliessen sich stimmig im Genuss und der liebevoll gestalteten Markenwelt. Auf dem Etikett tanzen Feen, Schmetterlinge und Libellen im Blumenmeer. Goba als Zentrum der zauberhaften Ostschweizer Märchenwelt. Und trotz – oder gerade wegen – dieser Lieblichkeit steht die Ideenwerkstatt der Goba niemals still. Als Gabriela Manser die Firmenleitung übernahm, waren acht Mitarbeitende bei der Mineralquelle Gontenbad beschäftigt. Seither hat sich einiges getan: Sobald ein neues Getränk lanciert wurde, geht’s weiter: Eine Projektgruppe überlegt sich, wo es denn als Nächstes hingehen könnte, was möglich wäre und wie « 12 » Das traditionelle Goba-Getränkesortiment erfährt immer wieder Neuerungen und Ergänzungen. Spannende Ideen werden laufend verfolgt. Inspirationen Blick in die Abfüllerei, wo aus Mineralwasser Flauder wird. Zum Anfassen: Die zauberhafte Goba-Welt in der Flauderei in Appenzell. Gabriela Manser, Geschäftsleiterin der Goba AG es funktionieren würde. Ob das neue Geschmackserlebnis dann passt und wirtschaftlich ein Erfolg wird, darüber entscheiden die Absatzzahlen. Aber auch bei der Produktentwicklung spielt der Aspekt der Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Oder anders gesagt: Mit « Einfach die Nase rausstrecken und riechen, woher der Wind kommt. » Wille, Kreativität und Mutter Mansers Freude an Konfitüren entsteht aus der Not heraus ein schmackhafter Brotaufstrich. Der Hintergrund: Gabriela Manser wollte die Wertschöpfungskette in der Region stärken und 16 begab sich vor rund acht Jahren auf die Suche nach Biokräuterbauern. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Bei der Landwirtschaftsschule in Salez habe sie dann endlich den Tipp erhalten, dass auf einem Feld in Starkenbach bei Alt St. Johann der gesuchte Biokräuteranbau vorhanden sei. Ein Glücksgriff – und eine gute Grundlage für Manser, die Bauern der Region für den biologischen Anbau ihrer Kräuter und Pflanzen zu motivieren. Heute finden sich diese Kräuter als Extrakt in allen Flauderprodukten wieder. Im Gegenzug vereinbarte sie jeweils eine Abnahmegarantie der jährlichen Ernte, unabhängig davon, wie tief oder hoch der Bedarf für die Getränkeproduktion schlussendlich ausfällt. Es galt also zu klären, was mit den überschüssigen Pflanzen und Kräutern passieren sollte. Naheliegend war, sie für die Herstellung der beliebten Goba-Liköre zu verwenden. Dann bot sich auch die Produktion von feinen Teemischungen an. Und schliesslich verkochte Mutter Rita Manser einige Proben der Kräuterextrakte zu Geles und Konfitüren. Diese Produkte, welche zuerst als Weihnachtsgeschenke für Goba-Kunden gedacht waren, stiessen auf so grossen Anklang, dass sie ins Sortiment aufgenommen wurden. «Meine Mutter hat schon des Öfteren Ideen essbar gemacht – mit einer Prise hiervon und einer Handvoll davon», berichtet Tochter Gabriela Manser mit einem Schmunzeln. Die Spezialisten der Goba-Manufaktur sorgten in diesen Fällen jeweils für die Umrechnung dieser Handgriffe in exakte Grammzahlen für die Rezepturen. Ihre Mutter habe sowieso eine «riesen Freude», dass sie den Familienbetrieb so erfolgreich fortführen konnte. Und mit welcher Freude, welchem inneren Feuer sich die Tochter für die Goba engagiert, ist denn auch förmlich spürbar. Gabriela Manser nimmt uns abschliessend mit zum Schatz ihres Unternehmens – der Quelle. Ursprung geschmackvoller Getränkemomente, entspringt sie dem Boden rund 200 Meter weiter oben in der Wiese. Aber es fühlt sich trotzdem so an, als stünde man mitten im Herzen dieser Firma. Mit einem fröhlichen «Zum Wohl!» lässt uns Gabriela Manser das Mineralwasser direkt ab der kostbaren Quelle trinken. Wir sind begeistert und gleichzeitig überrascht, welche wunderbare und abwechslungsreiche Produktepalette in Gontenbad aus diesem klaren Nass gewonnen wird. Klein, selbstbewusst, eigenständig: die Goba AG ist einer der kleinsten Mineralwasserproduzenten der Schweiz. In der Kleinheit liegt ihre Stärke. Immer mehr Konsumenten und Gastwirte legen Wert auf einen unabhängigen, regional verankerten Betrieb und schätzen Goba als Oase in der globalisierten Wirtschaftswelt. Michelle Eberle: Sachbearbeiterin Unternehmenskommunikation, Co-Redaktionsleitung und genüssliche «Iisfee»-Trinkerin. 17 WIE GEHT DAS? Speicherkraftwerke liefern rund 32% des produzierten Stroms*. Sie können ihre Produktion dem tagesaktuellen Bedarf anpassen und generieren damit wertvolle Spitzenenergie. Band- und Spitzenenergie Was heisst das eigentlich? Laufwasserkraftwerke liefern 24% des produzierten Stroms*. Sie liegen an Flüssen und Bächen und nutzen dabei das kontinuierlich zufliessende Wasser. Laufwasserkraftwerke erzeugen somit einen Teil der Bandenergie, allerdings mit starken saisonalen Schwankungen. Bandenergie Strombedarf Spitzenenergie Typischer Tagesverlauf der Schweizer Stromproduktion 0 Uhrzeit 6 12 18 Die Bandenergie deckt den Grundbedarf an Energie, der während des ganzen Tages permanent nachgefragt wird. Diese Bandenergie muss rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Kraftwerke, die Bandenergie erzeugen, können sich nicht an kurzfristige Verbrauchsschwankungen anpassen. Sie liefern eine konstante Produktion. Wenn viele Haushalte, Geschäfte und Betriebe gleichzeitig Strom brauchen, sprechen wir von Verbrauchsspitzen. Um diesen grossen Bedarf kurzfristig abzudecken, benötigen wir die sogenannte Spitzenenergie. Diese liefern Kraftwerke, die flexibel sind und ihre Produktion in kurzer Zeit erhöhen oder reduzieren können. 24 Erneuerbare Energien wie zum Beispiel Sonne, Wind und Biomasse liefern 4% des produzierten Stroms*. Sie produzieren zufällig und sind stark wetterabhängig. Sie gehören weder zur Band- noch zur Spitzenenergie. Kernkraftwerke liefern 38% des produzierten Stroms*. Sie produzieren kontinuierlich und können sich nicht an kurzfristige Verbrauchsschwankungen anpassen. Kernkraftwerke liefern den grössten Teil der Bandenergie. Konventionell-thermische und Fernheizkraftwerke liefern 2% des produzierten Stroms*. Diese Kraftwerkstypen decken den geringsten Teil des Schweizer Strombedarfs ab. * Basis Schweizer Stromproduktion 2014, BFE Björn Schneider arbeitet seit fünf Jahren als Produktmanager Energiewirtschaft bei der SAK. 18 19 INTERN Sali Beat Er ist seit über drei Jahrzehnten bei uns tätig: Beat Signer, Leiter der Regionalvertretung Appenzeller Mittelland in Gais. Michelle Eberle Im Jahr 1980 startete Beat Signer als Lernender Netzelektriker seine berufliche Karriere in der SAK. Eigentlich wollte er ja Dachdecker werden. Da er aber ein ganzes Jahr auf seine Lehrstelle hätte warten müssen, durchforstete er weiter Zeitungen. 1978 wurde der Beruf des Netzelektrikers BIGA-anerkannt und damit interessant für Beat. Nach einem Anruf bei der SAK und einem Tag der offenen Tür war klar: Das gefällt ihm. Heute ist Beat Leiter der Regionalvertretung (RV) Appenzeller Mittelland – und damit Chef eines siebenköpfigen Teams. Daneben engagiert er sich in der Lehrlingsausbildung. Vor rund 20 Jahren sei er als Instruktor der Überbetrieblichen Kurse in Chur in dieses Thema «hineingerutscht». Unterdessen ist er Präsident der Kurskommission. Und die Ausbildung der Netzelektriker ist ihm ein besonderes Anliegen. «Es ist immer schwieriger, gute Lernende zu finden. Allgemein tun sich Branchen, die auf handwerkliches Geschick zählen, schwer mit der Lehrlingssuche.» Dabei hat die dreijährige Ausbildung für handwerklich Interessierte sehr viel Spannendes zu bieten. 20 Während seiner Lehre zum Netzelektriker arbeitete Beat neun Monate beim Leitungsbau in Winkeln. Damals ein Knochenjob. «Wir gingen zu viert mit den 200 Kilo schweren Holzmasten von Gais zu Fuss bis zum Gäbris.» Nur wenige Hilfsmittel standen zur Verfügung, darunter zwei Land Rover und ein Unimog. Der Rest wurde zu Fuss transportiert, getragen, geschleppt. «Es war, trotz der Strenge und Rauheit, eine schöne Zeit, und wir kamen weit herum im ganzen Gebiet.» Was Beat heute besonders an seinem Job mag? Er hat gerne das Heft in der Hand. Die Selbstständigkeit und der direkte Kontakt zu Kunden, Planern und Behörden gefallen ihm. An der Front zu sein und den Puls der Kunden zu spüren – mit allen Bedürfnissen, Freuden und Ängsten. «Die Menschen in unserer Region schätzen die Direktheit und dass wir vor Ort sind, wenns einmal eine Störung gibt.» Ein gutes Stichwort: Wie funktioniert eigentlich der Störungsdienst? Das Pikettkonzept definiert alle Schritte im Detail. Jeder RV-Mitarbeiter hat eine Woche lang Pikettdienst, von Montag bis Montag. Wer Pikett hat, kann sich grundsätzlich frei im Versorgungsgebiet bewegen, muss aber zu 100 Prozent erreichbar und in festgelegter Zeit vor Ort sein, falls eine Störung eintrifft. Angenommen, ein Ast fällt wegen nassen Schnees auf eine Leitung, was zu einem Kurzschluss führt. «Der Alarm geht bei unserer Piketttelefonistin ein. Sie nimmt die Meldung entgegen und bietet den zuständigen Pikettmonteur auf, der sich der Störung im Niederspannungsnetz annimmt.» Betrifft der Schaden eine Mittelspannungsleitung, wird automatisch auch ein Pikettingenieur eingeschaltet. «Bei Grossereignissen kamen wir schon einige Male an unsere Grenzen. Beispielsweise in den Jahren 1990 und 1999. Zuerst wütete ‹Vivian› in ganz Europa, und dann fegte ‹Lothar› mit der Heftigkeit eines Orkans über die Schweiz. Wir waren bestimmt 48 Stunden ununterbrochen am Arbeiten und nicht mehr zu Hause.» Über Piketteinsätze könnte er stundenlang erzählen. Er findet heute noch, jeder Piketteinsatz hat seinen Reiz, und keiner ist gleich wie der andere. Jeder Einsatz ist aber auch mit gewissen Gefahren verbunden, die er heute in seinem Alter anders einschätzt als vor 20 Jahren. Was sich in all den Jahren aber nie änderte, ist der Einsatz dieser fleissigen Männer für eine sichere und leistungsstarke Stromversorgung. Die aufgehängten Fotos im Hausgang der RV in Gais beweisen: Hier herrscht eine freundschaftliche Arbeitsatmosphäre. Ein eingeschworenes Team von Männern, die ihre Jobs mit viel Herzblut, Kompetenz und Kollegialität leben. Schöne Erlebnisse hätten sie immer wieder, sei es eine Metzgete, ein Riverrafting oder einfach ein Fiirobigbier. «Auch nach 35 Jahren macht mir mein Job noch immer Spass.» 21 VERNETZT Vertrautes Netzwerk für besten Käse Von einem, der dablieb, das Käsen zu lehren – ein Besuch beim Spezialitätenkäser Willi Schmid. Hygiene geht vor. Auch – oder gerade eben – in der Käseherstellung. Im Vorraum werden wir daher mit Mantel und Haarnetz ausgestattet. Danach führt uns Willi Schmid ins Zentrum des Geschehens, seine Käserei. Ja, der Willi Schmid, der national und international mit seinen Käsespezialitäten für Schlagzeilen und Gaumenfreuden sorgt. Mit wachem Blick und etwas Lausbub im Lächeln steht er vor uns. Hohe Gummistiefel, Hosen, Shirt und Schürze in strahlend weisser Farbe. Ein herzliches Gesicht mit einem lustigen Schnauz und roten Backen unter einem blauen Käppi. Schmid, der seit mittlerweile zehn Jahren seine Käserei in Lichtensteig betreibt und vom unteren Toggenburg aus die ganze Welt mit seinen Rohmilchkäse-Kreationen beliefert, begrüsst uns zügig, aber nicht minder herzlich und führt uns in seine dampfende Werkstatt. Lehrtochter Sedonia und Praktikantin Rebecca sind mit der Reinigung verschiedener Chromstahlbecken und Käseformen beschäftigt. Die Temperatur ist angenehm warm, das Klima feuchttropisch und die Stimmung von Geschäftigkeit geprägt. Ich stehe etwas unbeholfen in der Mitte des Raumes – bestrebt, nicht im Weg zu stehen – und verschaffe mir einen Über- 22 blick über die glänzenden Kessel, Tanks und Tische aus Stahl, die weissen Käseformen und Schlauchrollen. Sedonia aus dem Bündnerland ist im 2. Lehrjahr ihrer Ausbildung zur Milchtechnologin. Rebecca aus dem Bernbiet absolviert bei Willi Schmid für drei Monate « Die Temperatur ist angenehm warm, das Klima feuchttropisch und die Stimmung von Geschäftigkeit geprägt. » ein Praktikum. Sie verfolgen das gleiche Ziel: eines Tages den Bauernhof der Eltern übernehmen. Bis es so weit ist, wird Sedonia nach dem Lehrabschluss unter anderem «z’Alp» gehen. Rebecca startet bald mit der Ausbildung zur Bäuerin im Kanton Bern. Dafür wird ein Praktikum, wie dieses in der Städtlichäsi Lichtensteig, vorausgesetzt. Während im vorderen Teil die Reinigungsarbeiten der ersten Produktionscharge abgeschlossen werden, bewegen Rührwerke im hinteren Teil des Raumes die Milch zweier Milchkessi. Das grosse fasst 1’000 Liter Rohmilch von Jerseykühen. Das kleine 250 Liter Rohmilch von Büffeln. Schmid gibt drei Bakterienkulturen und zum Schluss noch einige Liter Joghurt hinzu. Jetzt heisst es warten. Langsam wird die Milch erwärmt – wobei sie die Temperatur von 40 Grad Celsius nie überschreiten darf. Denn dann wäre die Milch nicht mehr «roh», und Willi Schmid verarbeitet nur Rohmilch. Regional produzierte Rohmilch von Jerseys, Schafen, Ziegen und Braunvieh aus dem Toggenburg, die sowohl im Sommer als auch im Winter nach draussen können. Die Fütterung muss entweder mit Gras oder Heu erfolgen. Nicht mit Silofutter. Für dieses qualitative Extra zahlt Willi Schmid seinen Lieferanten auch gerne einen leicht höheren Milchpreis. Denn «gute Qualität darf auch mehr kosten», betont der Käsermeister, der am liebsten Landwirt geworden wäre und vielleicht auch daher eine enge Zusammenarbeit mit seinen Lieferanten pflegt. «Vertrauen ist die wichtigste Grundlage für eine konstant hohe Qualität der Milch», betont Schmid. Stichwort Qualität: Was hält er von den ganzen Labels zur Qualitäts- und Ursprungskennzeichnung? Er lächelt leicht spöttisch, legt den Kopf etwas schief und bringt mit seinen Worten auf den Punkt, was die Mimik eigentlich bereits erahnen liess: «Ich brauche kein Biolabel, sondern Vertrauen und eine vorgegebene Qualität, die von meinen Bauern erfüllt und gelebt wird.» Er erzählt von seiner Kindheit als Bauernbub, als es einfach logisch war, den Mittagstisch mit saisonalen Produkten aus der Region zu füllen. Und er bedauert, wie sehr sich die Bedürfnisse und Erwartun- gen in den vergangenen Jahren verschoben haben: «Erdbeeren an Weihnachten – nein danke!» Gute Rohstoffe, ein vertrautes und zuverlässiges Netzwerk an Partnern, Passion für und Freude am Beruf sind die wichtigsten Ingredienzien für das Erfolgsrezept der Städtlichäsi Lichtensteig. Und trotzdem: Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass sich aus der Vision von damals die Erfolgsgeschichte von heute entwickeln würde? Ja, sie hätten Existenzängste gehabt. Schliesslich galt es, drei Kinder zu versorgen. Aber vor allem « Vertrauen ist die wichtigste Grundlage für eine konstant hohe Qualität der Milch. » seine Frau bestärkte und motivierte ihn darin, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Der Start war alles andere als einfach. Auch wartete keine Bank darauf, einen Käsermeister zu unterstützen, während landauf, landab eine Dorfkäserei nach der anderen die Türen schloss. Damals, vor zehn Jahren, als Schmid seine ersten Käsekreationen aus Rohmilch in der kleinen Käserei im Herzen des Städtleins Lichtensteig produzierte. Als Glücksfall bezeichnet er die Tatsache, dass die Medien relativ schnell auf seine Produkte aufmerksam wurden. Nachdem der «Tages-Anzeiger» einen Beitrag über seine Kreationen veröffentlicht hatte, «rannten die Leute mir die Bude ein». Weitere Medienbeiträge folgten – sogar in der «Financial Times». Heute wer- 25 UNTERWEGS Zu Besuch bei den Schnitzerfreunden den in der Städtlichäsi 30 Käsesorten produziert und in alle Kontinente geliefert. «Sogar Südkoreaner, Japaner und Singapurer sind grosse Fans von unserem Käse», ergänzt Schmid mit berechtigtem Stolz. Und da ist es wieder, dieses spitzbübische Lächeln im Gesicht – gepaart mit Dankbarkeit in seinem Blick. Ob er bei « Sogar Südkoreaner, Japaner und Singapurer sind grosse Fans von unserem Käse. » diesem Erfolg wohl mit Expansionsplänen liebäugelt? «Nein, gekäst wird nur, wenn ich im Haus bin», steht für Schmid fest. Es ist ihm ein grosses Anliegen, sein Handwerk und Wissen an Lehrlinge und Praktikanten weiterzugeben. Aber «letzten Endes entscheide ich, welcher Käse aus der heutigen Milch hergestellt wird». Und sein Erfolg gibt ihm Recht. Schotte. Sedonia prüft die Beschaffenheit der Masse laufend. Dann stimmt die Konsistenz, und sie schneidet sie mit der Käseharfe in kleine Stücke. Die etwa nussgrossen Stücke tanzen noch etwas in der warmen Schotte und werden dadurch fester und kleiner. Dann haben sie etwa die Grösse eines Maiskornes und werden zügig in die bereitgestellten Käseformen gepumpt. Kreisrunde gelochte Plastikformen mit einem Aufsatz in der Mitte. Die Form des preisgekrönten «Mühlisteins». Eine der Jerseymilch-Spezialitäten aus der Entwicklerstube von Willi Schmid. Auf welcher Käseplatte die heutige Produktion nach der Reifezeit von rund zwei Jahren wohl dereinst landen wird? Die Produkte von Willi Schmid sind unter anderem im Direktverkauf im Laden der Städtlichäsi erhältlich. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.30 – 11.30 Uhr, Freitag 16.00 – 19.30 Uhr, Samstag 8.00 – 12.00 Uhr. www.willischmid.com In der Zwischenzeit hat Sedonia der Milch das Lab zugegeben. Es bewirkt, dass die Milch gerinnt. Milcheiweiss und -fett trennen sich von der wässrigen Heidi Zimmermann: Leiterin Unternehmenskommunikation und Co-Redaktionsleitung, hat sich an das Geschmackserlebnis Rohmilchkäse herangewagt – und keinen Bissen bereut. 26 Seit Anfang des 19. Jahrhunderts werden in Flums Holzmasken für die Fasnacht geschnitzt. Bruno Bless, Präsident der Schnitzerfreunde Flums Früher wurden bekannte Dorforiginale, Zeitgenossen mit sonderlichen Gesichtszügen oder Bekanntheiten mit abnormen Eigenheiten oft etwas überzeichnet geschnitzt. Dies mit dem Ziel, das neue Werk an der nächsten Fasnacht in theatralischer Art und Weise zu präsentieren. Ein guter Schnitzer konnte sich dann über neue Aufträge und damit über einen willkommenen Nebenverdienst in der kargen Winterzeit freuen. Die ältesten Zeugen dieser Anfangszeit des Schnitzens sind auf circa 1820 datiert und im Landesmuseum Zürich ausgestellt. Diese alten Masken wurden «grob» geschnitzt, denn man verfügte damals noch nicht über die hochtechnischen Schnitzmesser von heute. Die Holzlarven waren nur wenig anatomisch ausgehöhlt und hinterliessen markante Spuren auf den Gesichtern der Träger. Aber als guter «Butzi» biss man durch, denn als Dank für die Auftritte wurde man in Haushalten und Restaurants stets gut verpflegt. Im Sarganserland und insbesondere in Flums, der Ostschweizer Hochburg der Holzmasken-Schnitztradition, ist die Vielfalt beinahe grenzenlos. Die uralte Tradition wird nach wie vor intensiv gepflegt, und es entstehen – neben den «Urtypen» – immer wieder neue Kreationen. Dabei durchläuft die Maske immer denselben 27 TIPP Nützlinge in Haus und Garten Prozess: Anfangs werden noch grobe Späne vom Lindenklotz weggeschnitzt. Wird der Nasenumriss sichtbar, können die Augen aufgezeichnet und geschnitzt werden. Dazwischen gilt es, die Kontur der Maske zu schärfen und die Kinn- und Mundpartie auszuarbeiten. Abschliessend wird die Maske auf der Rückseite anatomisch ausgehöhlt. Das Gewicht sollte danach maximal 500 Gramm betragen. Zu guter Letzt wird sie mit Pulverbeize bemalt, lackiert und mit Haaren und Larventuch ausstaffiert. Früher waren fast alle Schnitzer «Einzeltäter». Clubs oder Schnitzvereine waren unbeliebt. Doch die Zeiten änderten sich, und im Sarganserland wurden diverse Vereine gegründet. 1991 gründeten acht eingefleischte Fasnächtler den Verein «Schnitzerfreunde Flums». Die Statuten besagen explizit, dass es eine wichtige Verpflichtung ist, die alte Tradition des Holzmaskenschnitzens zu pflegen. Schon kurz nach der Gründung wurde unser Verein weit über die Landesgrenze hinaus bekannt: Wir machten an nationalen und internationalen Holzmaskenausstellungen mit, über die Print-, Radio- und TV-Medien scharenweise berichteten. Schlussendlich erhielten wir eine Einladung der indischen Kulturministerin für die Masken-Weltausstellung in Neu Delhi. Durch die verschiedenen öffentlichen Auftritte stieg unser Bekanntheitsgrad schier ins Unermessliche. Heute zählt unser Verein neun Mitglieder – und die leisten so einiges: Wir schnitzen jährlich eine grosse Anzahl Holzlarven, die als Preisgaben bei Grossanlässen dienen. Unsere Flumser Holzmasken sind inzwischen in allen Herren Ländern und auf allen Erdteilen vertreten – sogar auf Hawaii. In unserem Clublokal hängen gegen 100 verschiedene Masken, welche – vor allem den «Kursfrischlingen» – als Ideenquelle dienen. Aber wir freuen uns auch, wenn wir nur für uns selbst schnitzen können. Die Schnitzerfreunde Flums verfügen über ein eigenes Vereinslokal und bieten dort auch Schnitzkurse an. Bis heute besuchten rund 320 Personen einen Kurs. Sie alle nehmen zum Kursende eine fixfertige Larve mit nach Hause. www.schnitzerfreunde-flums.ch Bei der Schädlingsbekämpfung auf natürliche Helfer setzen? Unbedingt! Hier ein kleiner Ratgeber: Schädling(e) Nützling(e) Vorrats- und Kleidermotten können jeden Haushalt treffen. Die Spuren finden sich im Mehl, in Getreideflocken, in der Schokolade, in Kleidungsstücken usw. Die winzige Schlupfwespe ist der natürliche Feind der Motte. Sie spürt die Eier der Motte auf und legt ihre dort hinein. Die neu entwickelten Schlupfwespen in den Motteneiern zerstören diese. Sind keine Motteneier mehr vorhanden, verschwindet auch die Schlupfwespe. Blattläuse setzen sich an Blüten, Blättern und Stengeln fest und saugen den Pflanzen ihren Lebenssaft aus. Die gefrässigen Tiere verbreiten sich rasant. Die einheimische Florfliegenlarve wird auch Blattlauslöwe genannt. Eine Florfliegenlarve kann pro Tag bis zu 50 Blattläuse verzehren. Sie ist ausserdem auch die natürliche Gegenspielerin von Thripsen, Spinnmilben, Wollläusen und Raupen. Wollläuse (auch Schmierläuse genannt) sind häufige Schädlinge auf Weihnachtssternen, Saintpaulia und anderen Zierpflanzen. Die Australische Marienkäferlarve ist ein natürlicher Feind der Wolllaus. Ein Marienkäfer kann im Lauf seiner Entwicklung 300 Läuse verzehren. Draussen überlebt er in unseren Breitengraden nicht und wird damit nicht zu einer invasiven Art. Der «Wurm» in der Zwetschge und Pflaume ist die Larve des Pflaumenwicklers. Er macht die Früchte ungeniessbar. Die Schlupfwespe legt ihre Eier im Ei des Pflaumenwicklers ab. So schlüpft statt einer Pflaumenwicklerlarve eine Schlupfwespe aus. Die Frucht bleibt intakt und ist weiterhin essbar. Quelle und Bezugsadresse für Nützlinge: UFA-Samen Nützlinge, Andermatt Biogarten AG 28 29 WETTBEWERB Gewinnen Sie einen Picknickrucksack voll mit regionalen Produkten und begeben Sie sich auf eine der schönsten Wanderungen der Schweiz: die 5-Seen-Wanderung auf dem Pizol. Die Wettbewerbsfrage lautet: Welcher Kraftwerkstyp liefert Spitzenenergie? Senden Sie die Lösung mit Ihrem Namen und Ihrer Adresse per Mail an [email protected] oder per Postkarte an: St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG «naturstrom Magazin» Postfach 2041 9001 St.Gallen Einsendeschluss ist der 31. Juli 2016. Impressum Herausgeber St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK), Vadianstrasse 50, Postfach 2041, 9001 St.Gallen | Erscheint zweimal jährlich | Konzept, Redaktion und Umsetzung SAK Unternehmenskommunikation, [email protected] | Fotos SAK, Goba AG, Willi Schmid, Danny Christensen, Spot Magazine, shutterstock.com | Design fw-c, 8400 Winterthur | Druck Cavelti AG, 9200 Gossau | Auflage 58´000 Exemplare | ©2016 SAK, St.Gallen. Alle Rechte vorbehalten | Die von den Autoren geäusserten Meinungen können von jenen des Herausgebers abweichen. Nachdruck der redaktionellen Texte (besonders ihre Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung und Bearbeitung) auch auszugsweise nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers sowie Text- und Bildnachweis «naturstrom Magazin» | Gedruckt auf 100 % Altpapier und produziert mit naturstrom star. PERFORM ANCE Teilnahmebedingungen: Jede richtige und rechtzeitig eingesandte Lösung nimmt an der Verlosung teil. Die Gewinner werden von der SAK schriftlich benachrichtigt. Mitarbeitende der SAK und deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt, Barauszahlung und Rechtsweg sind ausgeschlossen. neutral Drucksache 01-16-569906 myclimate.org <<Anrede>> <<Vorname>> <<Name>> <<Strasse/Nr.>> <<Postfach>> <<PLZ>> <<Ortschaft>> P.P. CH-9001 St. Gallen
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