WELT-HEPATITIS-TAG 2016 HEPATITIS E – komplett unterschätzt und unterdiagnostiziert Wahrscheinlich ist Hepatitis E die häufigste Hepatitis-Infektion in Deutschland. Jeder sechste Bundesbürger hatte bereits Kontakt mit dem Virus, so die Ergebnisse einer Studie des Robert-KochInstituts. Bei uns wird das Virus hauptsächlich durch ungekochtes Fleisch von Haus- oder Wildschweinen (z.B. Mett) übertragen. Doch auch über den Genuss von (mit Fäkalien gedüngten) Feldfrüchten wie Erdbeeren kann man sich mit dem Virus infizieren. Auch bei Reisen in die Tropen ist das Risiko einer Infektion erhöht. Glücklicherweise heilt die Hepatitis E fast immer von alleine aus. Allerdings sind insbesondere bei Schwangeren, schwer immungeschwächten Menschen und chronisch Leberkranken auch schwerwiegende Komplikationen und chronische Verläufe möglich. Trotz der hohen Verbreitung ist die Hepatitis E weitgehend unbekannt und häufig unterschätzt. Die Deutsche Leberhilfe e.V. klärt im Rahmen des Welt-Hepatitis-Tages 2016 über die wichtigsten Fakten zur Hepatitis E auf. Weit verbreitet und selten diagnostiziert: Obwohl das Hepatitis-E-Virus weit verbreitet ist, wird es bislang kaum diagnostiziert, was häufig auch am symptomfreien Verlauf liegt. Zudem kommt es mitunter immer wieder zu Fehldiagnosen. Denn Hepatitis E ist nicht in standardisierte Testverfahren implementiert, sodass bei Leberschäden in der Regel nicht auf Hepatitis E getestet wird. So kann sich schon einmal ein vermeintlich toxischer Leberschaden plötzlich als Hepatitis-E-Infektion entpuppen. Übertragung vor allem durch rohes Fleisch und Fäkalien: Rohes Schweinefleisch: In Deutschland gilt ungekochtes Fleisch von Haus- oder Wildschwein (Mett) als Hauptübertragungsquelle. Auch Wild steht im Verdacht. Durch Erhitzen über 70°C wird das Virus inaktiviert. Nach Kontakt mit rohem Schweinefleisch sollte man sich außerdem gründlich die Hände waschen. Feldfrüchte: Werden Feldfrüchte, wie z.B. Erdbeeren, mit Fäkalien gedüngt, kann das Hepatitis-E-Virus über die Früchte übertragen werden. Blut: Hepatitis E kann über Blut übertragen werden. Wasser: Kontaminiertes Wasser führt vor allem in Überschwemmungsgebieten in Südostasien häufig zu Hepatitis-E-Epidemien. In den Industrienationen kann dies vernachlässigt werden. Weiterverbreitung durch Schmierinfektion (fäkal-oral): Hepatitis E ist über Fäkalien übertragbar. Bei mangelnder Hygiene (z.B. kein gründliches Händewaschen) kann das Virus so schnell verbreitet werden. Vorsicht ist insbesondere bei Tropenreisen geboten. Auch schwere und chronische Krankheitsverläufe möglich: Hepatitis E verläuft meistens ohne auffällige Symptome und heilt in der Regel von selbst aus. Insbesondere folgende Personengruppen haben allerdings ein erhöhtes Risiko für chronische oder schwere Verläufe der Infektion. Schwangere: Bei Schwangeren kann eine Hepatitis-E-Infektion einen sehr schweren Verlauf nehmen und sogar zu akutem Leberversagen führen. Insbesondere für Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel kann das Hepatitis-E-Virus lebensgefährlich werden. Für den tropischen Virusstamm wurde eine Sterberate von bis zu 20 Prozent berichtet. Chronisch Leberkranke: Ist die Leber schon geschädigt (z.B. durch eine chronische Hepatitis B oder C oder auch durch Alkohol), kann eine zusätzliche Infektion mit dem Hepatitis-E-Virus die Leberfunktion deutlich verschlechtern. Patienten mit Immunschwäche: Liegt eine Immunschwäche vor (beispielsweise eine HIV-Infektion) oder wird das Immunsystem durch Medikamente unterdrückt (wie nach einer Transplantation), kann die Infektion mit Hepatitis E ebenfalls schwerer verlaufen und chronisch werden, das heißt, nicht ausheilen. Wenn sich die Hepatitis E bemerkbar macht, kann es neben typischen Symptomen von Lebererkrankungen (Müdigkeit, dunkler Urin, Gelbfärbung von Haut oder Augen) auch zu neurologischen Beschwerden wie Nervenschmerzen oder Lähmungserscheinungen kommen. Im Einzelfall können diese auch nach Ausheilung bestehen bleiben. Die Bedeutung von Blutprodukten? Noch unklar. Während Blutprodukte durch die Blutbanken selbstverständlich auf Hepatitis B, Hepatitis C oder HIV getestet werden, gibt es keine Regelung, die einen Test auf Hepatitis E vorsieht. Grundsätzlich ist eine Übertragung durch kontaminierte Blutprodukte möglich. Es sind beispielsweise in England mehrere Dutzend Fälle bekannt, in denen Patienten über Blutprodukte infiziert wurden. Auch in Deutschland gibt es entsprechende Fallberichte. Denn nicht selten haben Menschen, die Blutprodukte im Rahmen einer Therapie oder Operation erhalten, ein geschwächtes Immunsystem und sind damit dem Risiko eines schweren Verlaufs ausgesetzt. Wie hoch das tatsächliche Risiko ist, sich in Deutschland zu infizieren, kann bislang nicht genau beziffert werden. Die Deutsche Leberhilfe e.V. unterstützt eine aktuelle Forderung an die Blutbanken, künftig ihre Blutprodukte auch auf Hepatitis E testen zu lassen. Nicht zuletzt aus Kostengründen ist die Implementierung zusätzlicher Erreger in die Standardtests allerdings nicht einfach durchzusetzen. Die Entscheidungshoheit liegt bei den Bundesbehörden. Aktuell wird nicht auf Hepatitis E getestet. Behandlung und Prävention Es gibt keine zugelassenen Medikamente für die Therapie der Hepatitis E. Schwere oder chronische Verläufe werden im Einzelfall mit Ribavirin, einem alten Hepatitis-C-Medikament, behandelt. Die Therapie ist meist erfolgreich. Bei Patienten, die immunsuppressive Medikamente erhalten, kann zudem eine Dosisreduktion der Immunsuppressiva zur Ausheilung der Hepatitis E-Infektion führen. Vor allem der bewusste Umgang mit rohem (Schweine-) Fleisch kann vor Hepatitis-E-Infektionen schützen. Insbesondere Schwangere, chronisch Leberkranke und Patienten mit Immunschwäche sollten kein Schweinemett oder anderes ungekochtes Fleisch verzehren. Schweinefleisch sollte bei über 70°C gekocht oder durchgebraten werden. Weitere Informationen zu Hepatitis E und anderen Lebererkrankungen auf www.leberhilfe.org Welt-Hepatitis-Tag Der Welt-Hepatitis-Tag ist ein internationaler Aktionstag und findet jährlich am 28. Juli statt. 2010 erkannte die WHO-Hauptversammlung Virushepatitis mit einer Resolution als globale Gesundheitsbedrohung an. Seit 2011 wird der WeltHepatitis-Tag als offizieller Gesundheitstag der WHO durchgeführt. Deutsche Leberhilfe e.V. Die Deutsche Leberhilfe e.V. ist eine bundesweit tätige Patientenorganisation. Wir arbeiten eng mit Fachärzten zusammen und „übersetzen“ medizinische Informationen so, dass sie auch für Laien verständlich sind. Mit unserer informations- und Aufklärungsarbeit leisten wir Hilfe zur Selbsthilfe. Lebererkrankungen sind oft gut behandelbar, wenn man sie rechtzeitig entdeckt. Einen anonymen Selbsttest zum eigenen Risiko für Lebererkrankungen gibt es übrigens auf www.lebertest.de. Kontakt Deutsche Leberhilfe e.V. Krieler Str. 100, 50935 Köln Telefon: 0221 / 28 299-80, Telefax: 0221 / 28 299-81 [email protected], www.leberhilfe.org
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