Pro Dialog IM BLICK » ARZT UND PRAXISTEAM Eine Serie in Kooperation von ÄrzteZeitung und AOK-Bundesverband „Agnes zwei“ setzt auf die elektronische Patientenakte VON JULIA FRISCH Verantwortung, die Spaß macht „Mit Leib und Seele“, sagt Schwester Mandy, sei sie seit 2002 Medizinische Fachangestellte. Mit ebenso großer Begeisterung absolviert sie nun die Hausbesuche als Fallmanagerin. Ihr gefällt die Verantwortung, die sie nun als Agnes zwei für die Patienten hat, und sie mag die Koordinationsarbeit, die ihr als Fallmanagerin obliegt. „Manchmal ist das schon Gänsehaut-Feeling pur. Die Patienten sind so dankbar, dass jemand zu ihnen nach Hause kommt“, erzählt Mandy Kaczmarek. Seit einigen Monaten hat sie bei ihren wöchentlichen Hausbesuchen ein Tablet dabei. Auf ihm ist die elektronische Patientenakte „CuraCase“ installiert, die im Rahmen des „Kompetenzzentrums digitale Präventionsas- VERSORGUNG Fallmanagerin ist seit 2011 im Einsatz Gestartet mit einem Pilotprojekt, war „Agnes zwei“ so erfolgreich, dass sie im Rahmen eines Add-onStrukturvertrages in die Flächenversorgung ging. Mandy Kaczmarek ist Schwester Agnes mit Leib und Seele. Ein wacher Blick und ein Gespür für Menschen sind für sie die wichtigsten Dinge, die sie bei ihren Hausbesuchen braucht. Unterstützt wird sie seit ein paar Monaten von einer kleinen digitalen Helferin: der CuraCase-App. Fallmanagerin Mandy Kaczmarek macht sich startklar für ihre Hausbesuchstour – der Tablet-PC ist ihr treuer Begleiter. © PRIVAT ● FRANKFURT/ODER. Mittwoch ist Hausbesuchstag. Dann setzt sich Mandy Kaczmarek in ihr kleines Agnes-Mobil und fährt los. Frankfurt an der Oder sowie die Randbereiche der angrenzenden Landkreise MärkischOderland und Oder-Spree gehören zu ihrem Revier. Strecken von 25 Kilometern sind für die 42-Jährige Normalität. Seit dem Beginn ihrer fünfmonatigen Weiterbildung zur „Agnes zwei“Fallmanagerin im März 2015 ist Kaczmarek einmal die Woche auf Achse. 10 bis 15 Patienten stehen dann auf ihrem Tagesplan. Durchschnittlich eine halbe Stunde dauert der Hausbesuch. Insgesamt 64 Patienten betreut Schwester Mandy inzwischen, die ihrer Hilfe bedürfen. Etwa 40 der Männer und Frauen sind Patienten der internistischen Hausarztpraxis im ASB-Gesundheitszentrum, in der Mandy Kaczmarek als Medizinische Fachangestellte (MFA) angestellt ist. Die weiteren Agnes zwei-„Klienten“ besucht sie im Auftrag anderer Hausärzte. 7 Freitag/Samstag, 15./16. Juli 2016 Nr. 79-135D ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Manchmal ist das schon GänsehautFeeling pur. Die Patienten sind so dankbar, dass jemand zu ihnen nach Hause kommt. Mandy Kaczmarek ist seit 2015 als Fallmanagerin „Agnes zwei“ in Frankfurt (Oder) und Region unterwegs. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● sistenz“ der AOK Nordost, des AOK Bundesverbands und des DAI-Labors entwickelt wurde. „Das ist eine super Sache“, sagt Schwester Mandy. Zwar gebe es momentan noch Probleme mit dem WLAN-Drucker und zu ihrem Bedauern ließen sich die Assessment-Fragebogen nicht auf dem PC ausfüllen oder direkt hinterlegen. Davon abgesehen „wüsste ich aber nicht, was man bei der App besser machen könnte“. E-Patientenakte überzeugt In der elektronischen Patientenakte findet Schwester Mandy alles, was sie für ihre Hausbesuche als Agnes zweiFallmanagerin braucht. Wie alt ist der Patient, welche Pflegestufe hat er, mit wem sollte man im Problemfall sprechen (Ehepartner, Kinder oder doch lieber Bekannte), welche Hilfsmittel benötigt er oder welche Medikamente wurden ihm in der Vergangenheit verschrieben? Die gesamte Sozialanamnese ist in der App hinterlegt, auf der sich beispielsweise auch die geriatrischen Assessment-Tests befinden. „Man kann auf alles zugreifen“, erzählt Mandy Kaczmarek. Die App sei bedienerfreundlich. „Jemand, der sich mit PCs schon auskennt, hat damit keine Schwierigkeiten. Einfacher geht es nicht“, lautet das Urteil nach einem halben Jahr Praxistest. Besonders gut findet die 42-Jährige, dass sie anhand von Diagrammen nach Eingabe der gemessenen Vitalwerte sofort sehen kann, ob sich diese gut oder schlecht entwickeln. Zur Not ruft Schwester Mandy dann den zuständigen Hausarzt nicht erst – wie üblich – nach dem Hausbesuch, sondern sofort an. Über „CuraCase“ kann Kaczmarek leicht kontrollieren, ob die Patienten die von ihnen benötigten Hilfsmittel wie Toilettenstuhl oder Rollator schon bekommen haben „oder ob ich mich noch kümmern muss“. Über die App hat sie immer die jeweilige „Vorgeschichte“ im Blick. So kann Schwester Mandy beobachten, ob sich beispielsweise der körperliche Zustand eines Patienten durch Physiotherapie verbessert. Oder es wird schneller überprüft, ob die Schusseligkeit eines Patienten beim Insulinspritzen nicht auch beginnende Demenz sein könnte. Mandy Kaczmarek hat ihren Traumberuf gefunden. Bereut hat sie es bisher noch nie, vor 14 Jahren „durch einen dummen Zufall“ zur MFA umgeschult zu haben. Das Tablet mit der elektronischen Patientenakte erleichtert ihr vieles bei der Dokumentation und beim Fallmanagement. Aber nach wie vor, sagt Schwester Mandy, die von einigen Patienten auch einfach Schwester Agnes genannt wird, sei doch vor allem eines wichtig: „Dass man mit den Patienten redet.“ FRANKFURT/ODER. Die mobile elektronische Patientenakte steht seit März 2016 den Agnes-zwei-Fachkräften in Brandenburg als App auf einem Tablet-PC zur Verfügung. Die App soll die spezialisierten Medizinischen Fachangestellten (MFA) nicht nur bei den Hausbesuchen, sondern vor allem beim Fall- und Schnittstellenmanagement unterstützen. Weiteres Ziel: Ärzte sollen durch CuraCase schnellen Zugang zu allen notwendigen medizinischen Informationen ihrer Agnes-zwei-Patienten haben. Agnes-zwei-Fallmanagerinnen gibt es seit 2011 in Brandenburg, zuerst im Rahmen eines Modellprojektes, seit April 2012 werden sie im Rahmen eines Add-onStrukturvertrags zwischen der KV und der AOK Nordost, der BarmerGEK und Techniker Krankenkasse eingesetzt. Das Interesse an der Ausbildung ist groß: 2014 gab es in dem Bundesland 90 ausgebildete Agnes-zwei-Kräfte, inzwischen sind es schon 124. Agnes-zwei-Fachkräfte sind nicht mit der altbekannten Schwester Agnes zu verwechseln. Wie diese fährt die „Agnes zwei“ zwar auch auf Hausbesuche, um dort Blut abzunehmen oder den Blutdruck zu messen. Ihr Arbeitsbereich erschöpft sich aber nicht nur in der Übernahme delegationsfähiger Leistungen. Die Hauptaufgabe von „Agnes zwei“ ist das Fallund Schnittstellenmanagement. Sie kümmert sich damit also beispielsweise um die Koordination der Behandlungskette, um Termine bei anderen Ärzten und sorgt für eine reibungslose Kommunikation zwischen Arzt, Pflegepersonal, Altenheimen oder Rehabilitationseinrichtungen. Zum Aufgabengebiet gehört unter anderem auch die Überwachung der Leistungen der häuslichen Krankenpflege oder die Vermittlung von Unterstützung durch Sozialdienste. Agnes-zwei-Fallmanagerinnen können sowohl für einen Hausarzt als auch für Fachärzte arbeiten – auch praxisübergreifend. ( juk) Weitere Infos unter: www.aok.de/nordost ▼ ● ● ●● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ●● ● ● ●● ● ● ●● ● ● ●● ● ● ●● ● ●● ● ●● DMP-Evaluationsberichte nun mit einheitlichem Gesicht ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● AOK-TICKER Zum 30. Juni 2016 haben die gesetzlichen Krankenkassen erstmals bundesweite und kassenübergreifende Evaluationsberichte zu den Disease-Management-Programmen (DMP) für Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 und Koronarer Herzkrankheit (KHK) veröffentlicht. Sie lösen die bisherigen Berichte ab, die kassen- und regionalspezifisch gestaltet waren. Im Mittelpunkt der neuen DMP-Evaluation steht der Nutzen der Programme für die Patienten. (eb) ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ● ● ● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ● ● ● ●● ●● ●● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Zu den neuen DMP-Evaluationsberichten: www.aok-gesundheitspartner.de (> Bund > DMP) ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● ●● AOK Bayern zertifiziert gesunde Unternehmen Unternehmen im Freistaat können ab sofort ihr betriebliches Gesundheitsmanagement von der AOK Bayern zertifizieren lassen. Mit der Zertifizierung „Gesundes Unternehmen“ soll laut der Gesundheitskasse ein systematischer und kontinuierlicher Verbesserungsprozess in der Gesundheitsförderung von Betrieben angestoßen werden. In einem eintägigen Audit würden Stärken und Verbesserungspotenziale des betrieblichen Gesundheitsmanagements nach einem bundesweit einheitlichen Qualitätsstandard ermittelt. (eb) ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Weitere Infos unter: www.aok-business.de/bayern ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Männer meiden weiterhin Krebs-Früherkennung Schleswig-Holsteins Männer nehmen ihre Gesundheit nach wie vor nicht so wichtig. Das macht eine aktuelle Auswertung der AOK NORDWEST deutlich. Nicht einmal jeder fünfte Mann über 45 Jahren (19,5 Prozent) war im vergangenen Jahr bei der Krebs-Früherkennung. Die Inanspruchnahme ist im Vergleich zum Jahr 2014 (20,3 Prozent) sogar noch weiter gesunken. Bei den Frauen lag der Anteil zwar höher. Hier nutzten 2015 immerhin 38,4 Prozent die Früherkennungsuntersuchung ab dem Alter von 20 Jahren. Allerdings ist auch hier ein Rückgang zu verzeichnen: In 2014 betrug der Anteil noch 39,1 Prozent. (eb) Die PraxisSerie Lesen Sie am 19. August, welche Möglichkeiten es gibt, um die Gesundheitskompetenz von Patienten zu stärken. Und wie Ärzte beispielsweise Jugendliche oder ältere Migranten besser mit ihren Informationen erreichen können. Im Interview dazu: Professor Doris Schaeffer Kontakt: Haben Sie Fragen oder Anregungen an die AOK oder Themenwünsche für diese Seite? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail an: [email protected].
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