August 2016 - Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

August 2016
DER RING
Zeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
Die älteste Sozialsiedlung der Welt
»Habt Salz in euch und haltet Frieden untereinander!«
Foto: Schulz
Birte Schwarz.
Knallblauer Himmel. Die Sonne
lässt die ockerfarbenen Häuser,
an denen Wein und Efeu ranken,
leuchten. Über altes Kopfsteinpflaster geht es durch schmale
Gassen. Eben noch mitten im
städtischen Trubel, ist hier außer
leisem Vogelgezwitscher oder
dem Plätschern eines Brunnens
kaum ein Geräusch zu hören. Liebevoll gepflegte Vorgärten, hier
und da eine Bank, die einlädt,
die Atmos­phäre auf sich wirken
zu lassen. Eine Stadt in der Stadt,
umgeben von einer begrünten
Stadtmauer. Diese umschließt
140 Wohnungen auf 67 Häuser
verteilt, eine Kirche und ein Gasthaus. Jährlich kommen mehrere
hunderttausend Besucherinnen
und Besucher, um sich die älteste
bestehende Sozialsiedlung der
Welt anzusehen. In Not geratenen Menschen wird hier seit
1521 ein Dach über dem Kopf
geboten. »Fuggerei« nennt sich
diese Oase mitten in der Augsburger Innenstadt.
Titelbild: Die Teams der MamrePatmos-Schule und der Lebenshilfe
Minden e. V. lieferten sich heiße
Duelle bei den 20. Bethel athletics.
Fußball gehörte wieder zu den beliebtesten Sportarten bei dem inklusiven
Sportfest. Mehr zu den »Jubiläumsathletics« ab Seite 8. Foto: Schulz
Fugger – Moment ... das war
doch … Geschichtsunterricht,
8. Klasse: Augsburg … Handel
im ganz großen Stile, unter
anderem mit Gold, Silber, Kupfer, Quecksilber, Leinen und Salz,
… Weber, Tuche, Zünfte, ja, das
ist die richtige Spur. Die Fugger,
das waren die Globalplayer des
Mittelalters. In diese Dynastie
ist auch der Stifter der Fuggerei,
Jakob Fugger, einzuordnen.
Mit dieser Stadt in der Stadt
wollte er verhindern, dass Augsburger Bürger, die in Not geraten
waren, in Armut gerieten. Die
Miete betrug damals einen rheinischen Gulden pro Jahr sowie
drei Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Ave Maria pro
Tag für die Familie Fugger. Vor
dem Hintergrund des damals florierenden Ablasshandels könnte
man nun von berechneter Wohltätigkeit für das eigene Seelenheil sprechen. Doch erscheint
mir der Gedanke mitten in diesem bis heute gelingenden,
anheimelnden christlichen Sozialprojekt eher zynisch. Hilfe zur
Selbsthilfe initiierte Jakob Fugger
hier. Der günstige Wohnraum
sollte nur so lange zu mieten
sein, bis der Mieter finanziell
Markus 9,59
wieder in der Lage war, einen
eigenen Hausstand zu gründen.
Wer heute in die Fuggerei einzieht, zahlt die gleiche Miete wie
vor 500 Jahren: abgesehen von
den täglichen Gebeten, umgerechnet 88 Cent Kaltmiete im
Jahr für zwei Zimmer, Küche,
Bad. Die Warteliste ist dementsprechend lang.
Jakob Fugger und seine Nachkommen haben offensichtlich
nicht nur mit Salz gehandelt,
sondern nutz(t)en ihre Möglichkeiten, sprich Reichtum und
Wissen, um nachhaltig Salz
unters Volk zu bringen. Bildlich
gesprochen sorgt das für Würze
und vor allem Würde und damit
sicherlich auch für Frieden.
Bei mir hinterlässt die Fuggerei
einen bleibenden Eindruck. Und
mit dem Gedanken an frühere
Geschichtsstunden und an das
Jesus-Wort von Salz und Frieden
tauche ich hinter dem Stadttor
wieder in den Augsburger Straßenlärm und Trubel ein.
– Pastorin Birte Schwarz –
(Assistentin des Vorstands­
vorsitzenden)
DER RING. Monatszeitschrift der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel.
56. Jahrgang. Herausgeber: Pastor Ulrich Pohl, Vorsitzender des Vorstandes, in
Zusammenarbeit mit der Gesamtmitarbeitendenvertretung der Stiftung Bethel.
Redaktion: Jens U. Garlichs ( verantwortlich ), Petra Wilkening. Satz und Gestaltung:
Andrea Chyla. Sekretariat: Bruni Außendorf/Chris­­­tina Heitkämper. Anschrift: Quellenhofweg 25, 33617 Bielefeld, Telefon: 0521 144-3512, Telefax 0521 144 - 2274. E-Mail:
[email protected]. Druck: Gieseking Print- und Verlags­­services GmbH, 33617 Bielefeld.
Nachdruck ist mit Genehmigung der Redaktion gestattet. © bei v. Bodelschwinghsche
Stiftungen Bethel. DER RING ist Mitglied im Gemeinschafts­werk der Evangelischen
Publizistik ( GEP ). Interessierte können die Zeitschrift kostenlos abonnieren.
Spendenkonto: IBAN: DE48 4805 0161 0000 0040 77, BIC: SPBIDE3BXXX.
Bethel im Internet: www.bethel.de
Redaktionsschluss für den September-RING: 12. August 2016
2
­
i
Inhalt
­­
Neue Herausforderungen 5
Das Betheler Grundlagen­
papier »Unsere Vision und
unsere Entwicklungsschwerpunkte« wurde für 2017 bis
2022 aktualisiert.
Für den Dritten Weg
6
DER RING sprach mit BethelVorstand Christine RieffelBraune über das kirchlichdiakonische Arbeitsrecht.
Spaß am Sport
8
Zukunft der Altenhilfe 13
NRW-Gesundheitsministerin
Barbara Steffens überreichte
im Seniorenzentrum Breipohls
Hof in Bielefeld Förderbescheide
für Projekte zur Digitalisierung
in der Gesundheitswirtschaft.
Bethels Geschichte
19
Die Zeit vom Nationalsozialismus bis zur Psychiatriereform
behandelt der neue Sammelband »Bethels Mission (4)« in
der Reihe »Beiträge zur Westfälischen Kirchengeschichte«.
Mitreißende Stimmung 14
Das Lobetaler Jahresfest war
wieder ein Höhepunkt im
Veranstaltungskalender der
Region: 5.000 Gäste aus Nah
und Fern kamen Mitte Juni
zum Feiern in die Ortschaft.
»Mittendrin«20
Sportliches Ehrenamt
15
Georgi Angelov läuft regel­
mäßig mit jungen Menschen
aus der Kurzzeitwohngruppe
Brücke – auch mit Rollstuhl.
Zum 20. Mal fanden die
Bethel athletics statt. Mehr
als 1.100 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer kamen zu
dem inklusiven Sportfest.
Die kulturelle Brille
10
Für Pflegefamilien von unbegleiteten minderjährigen
Flüchtlingen in Ostwestfalen
fand ein Workshop mit Ethnologin Sandra de Vries statt.
Eltern im Mittelpunkt
16
Das Bildungsinstitut Autea
veranstaltete in Bielefeld eine
internationale Autismus-Fachtagung. Zu den Referenten
gehörte die amerikanische
Professorin Dr. Mary E. van
Bourgondien.
Neue Stiftungsprofessur 17
Mit der Berufung von Dr.
Kirsten Labudda zur Juniorprofessorin bauen Bethel und
die Universität Bielefeld ihre
Kooperation weiter aus.
Plädoyer fürs Ehrenamt 18
2017 in Wittenberg
11
500 Jahre Reformation:
Für die Jubiläumsgäste im
kommenden Jahr in der
Lutherstadt hat Bethel
aus Anlass des eigenen
150-jährigen Jubiläums eine
Begegnungsstätte eröffnet.
East-Side-Gallery
12
Freistätter Werker-Auszu­
bildende besuchten den
Künstler Kani Alavi in Berlin.
Vier Wochen lang gab es in
Eckardtsheim Kunst, Kultur,
Sport und Spiel.
Bethel inklusiv
22
In Paderborn arbeiteten
Menschen aus Bethel und
Studierende der Kunst­di­­daktik in einem künstlerischen Projekt zusammen.
Social Day in Bethel
24
Ehrenamtlicher Einsatz:
Von verschiedenen Unter­
nehmen kamen Mitarbei­tende und packten in Bethel
tat­kräftig mit an.
Neues aus der GMAV
25
Die Gesamtmitarbeitendenvertretung der Stiftung Bethel
informiert.
Prof. Dr. Rita Süssmuth war
Gastrednerin bei der Mitgliederversammlung des Hospiz
e. V., Bethel.
RING-Magazin26
Mitarbeiter/-innen30
3
­Aus
Bethel – Für Bethel
Mal rauskommen
»Vorstandsvisitation Bereich berufliche
Bildung« stand am 23. Juni im Kalender
aller Vorstandsmitglieder. So ging es per
Bahn nach Berlin in die Stiftung Lazarus.
Sich vor Ort ein Bild zu machen ist immer
eindrücklicher als ein »Papier« zu sichten.
Vorgestellt wurde uns jeweils von den
Schulleitungen die Krankenpflegeschule
des Ev. Krankenhauses Königin Elisabeth
Herzberge (KEH), die Lazarus-Schulen und
das Diakonische Bildungszentrum Lobetal.
Unter dessen Dach finden sich die beruf­liche
Schule für Sozialwesen, die Alten­pflegeschule
und die Agentur für Fort- und Weiterbildung.
Letztere ist in der Region und weit darüber
hinaus sehr gefragt. Zirka 800 Teilnehmende
bilden sich pro Jahr in zertifizierten Kursen
oder Einzelveran­staltungen fort und weiter.
Einige Angebote richten sich explizit an
Menschen mit Migrationshintergrund und
Geflüchtete. Das ist ein wertvoller Beitrag
zur Inklusion und Beheimatung von Menschen, die bei uns Perspektiven für sich
und ihre Familien entwickeln wollen.
Die Krankenpflegeschule des KEH stellte
uns unter anderem den dualen Ausbildungsgang »Study of Nursing« vor, der in Kooperation mit dem Diakonie-Verein Zehlendorf
angeboten wird: eine an der Hochschule
stattfindende Lehre, die die pflegepraktische
Ausbildung in Krankenhäusern und weiteren externen Einrichtungen integriert.
Schön war, dass wir die Gelegenheit hatten,
vor Ort den Unterricht zu besuchen und
mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch
zu kommen. Auf die Frage »Warum haben
Sie sich für eine Ausbildung hier in der Lazarusschule entschieden?« antwortete ein
junger Mann spontan: »Ein Freund hat mir
die Schule empfohlen. Und die Empfehlung
war genau richtig für mich!« Das ist natürlich eine tolle Rückmeldung. Wir hören aber
4
auch kritische Töne: Die knappen Personalressourcen in der Altenpflege sind vielerorts
spürbar. Spürbar wurde in den Gesprächen
mit den Schülerinnen und Schülern aber auch,
dass sie sich davon nicht entmutigen lassen.
Und das ist gut so, denn wir brauchen solche jungen Menschen, die gut ausgebildet,
mit Herz und Verstand und einem gesunden Selbstbewusstsein das Berufsbild Pflege
gestalten und auch öffentlich vertreten.
Was uns in Bezug auf alle drei Ausbildungs­
stätten sehr positiv auffiel, war deren evan­
gelisch-diakonische Prägung. Und das, ob­
wohl der Großteil der Auszubildenden keine
kirchliche oder religiöse Sozialisation mitbringt.
Doch das Interesse bzw. die Be­reitschaft,
sich auf religiöse Themen einzulassen, sich
persönlich damit auseinanderzusetzen,
ist dennoch da. Und Gottesdienste und
Andachten gehören selbstverständlich in
den Alltag aller drei Schulen.
Unterm Strich bleibt nach dem Tag in Lazarus festzustellen: Es lohnt sich, in Ausbildung zu investieren. Personalentwicklung
ist und bleibt ein bestimmendes Thema.
Wir in den Diensten und Einrichtungen der
v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
wollen heute und in Zukunft qualifiziert für
Menschen da sein. Wir arbeiten daran, junge
Menschen für soziale Berufe zu begeistern,
und freuen uns, wenn schließlich aus Azubis
Kolleginnen und Kollegen werden.
Ihr
Pastor Ulrich Pohl
Grundlagenpapier wurde für 2017 bis 2022 aktualisiert
Vision und Strategische Entwicklungsschwerpunkte
Das Grundlagenpapier zur Vision
und den Zielen Bethels wurde
zum ersten Mal im Jahr 2000
formuliert und seitdem alle fünf
Jahre aktualisiert. »Bethel ist
seit damals erheblich gewachsen, vielfältiger geworden und
de­zentraler organisiert«, so
Pastor Pohl. »Ein derart differenziertes und komplexes Unternehmen braucht verbindende
Grundlagen, einen inhaltlichen
Zusammenhalt und gemeinsame Zukunftsvorstellungen.« Das
Grundlagenpapier leiste hierzu
einen Beitrag.
Hilfeangebote vorzuhalten und
weiterzuentwickeln für Menschen, die Unterstützung benötigen, bleibt eine ständige große
Herausforderung, besonders
unter den heutigen gesellschaftlichen und sozialpolitischen Rahmenbedingungen. Aber es gibt
auch neue Herausforderungen,
auf die sich Bethel einstellen
muss und die für seine Entwicklung in den kommenden Jahren
von besonderer Bedeutung sind.
Zu ihnen gehört die Inklusion,
ein Generationenprojekt. Hier
geht es um Bethels Beiträge zur
Verwirklichung einer inklusiven Gesellschaft, auch um mehr
Mitwirkung der Menschen mit
Beeinträchtigungen in Bethel
selbst und darum, weitere Akteure
für die Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft zu gewinnen.
Foto: Schulz
»Das, was Bethel ausmacht
und was wir in Zukunft erreichen wollen, soll präsent und
transparent werden«, erläutert Bethels Vorstandsvorsitzender Pastor Ulrich Pohl die
Bedeutung des Grundlagenpapiers »Unsere Vision und
unsere Strategischen Entwicklungsschwerpunkte«. Die
aktuelle Neufassung für die
Jahre 2017 bis 2022 erhielten
alle Mitarbeitenden im vergangenen Monat per Post.
Bethel muss sich zunehmend
für geflüchtete und immigrierte
Menschen engagieren. Wie
kann Bethel ihre Integration in
die Gesellschaft fördern, welche
Bildungs-, Ausbildungs- und
Arbeitsmöglichkeiten anbieten
und wie diejenigen vorbereiten und unterstützen, die sich
ehrenamtlich oder professionell
in die Arbeit mit geflüchteten
Menschen einbringen? »Die Aufgabe, Geflüchtete und Verfolgte
in unserem Land zu integrieren
und ihnen die Perspektive auf ein
besseres Leben zu eröffnen, wird
unsere Gesellschaft langfristig
fordern«, betont Pastor Pohl.
»Bethel unterstützt die betroffenen Menschen aus dem christ­
lichen Glauben heraus.«
»Gangbare Brücke«
Die Pluralisierung in der Gesellschaft im Zusammenhang mit
der diakonischen Identität und
die zunehmende Ergebnisorientierung der Kostenträger sind
weitere Herausforderungen für
Bethel, ebenso wie die Digitalisierung. Sie wirft unter anderem
Fragen zur Teilhabe und Ethik auf.
Auch die Wirtschaftlichkeit ist
ein wichtiges Thema, das bearbeitet werden muss. Seit mehr
als zwei Jahrzehnten steigen die
Kosten stärker als die Erlöse. Das
führt nicht nur zu Spannungen
zwischen den eigenen Qualitäts­
ansprüchen in der Arbeit und
den realen Möglichkeiten. »Wir
müssen auch sehen, wie wir
wirtschaftliche Ergebnisse gewährleisten, die einen Beitrag
zu unseren notwendigen Inves­
titionen leisten«, so Pastor Pohl.
Die strategischen Entwicklungsschwerpunkte richten sich an
diesen Herausforderungen aus.
Sie sollen eine »gangbare Brücke« sein zwischen der BethelVision »Gemeinschaft verwirklichen« und dem konkreten
Alltagshandeln. Sie werden vom
Vorstand und den Geschäftsführungen der Stiftungs- und
Unternehmensbereiche vereinbart und nach Zustimmung des
Verwaltungsrates verabschiedet.
Die Führungskräfte und Mitarbeitenden sind jetzt eingeladen,
das aktuelle Grundlagenpapier
in ihren Teams und mit dem Vorstand zu diskutieren.
– Petra Wilkening –
Das Grundlagenpapier
findet sich im Internet unter
www.bethel.de.
5
Christine Rieffel-Braune befürwortet den Dritten Weg
Fotos: Schulz
Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben dasselbe Ziel
Christine Rieffel-Braune, seit vergangenem September im
Vorstand der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel tätig
und unter anderem für den Bereich Personal verantwortlich,
begrüßt die aktuellen Gehaltserhöhungen in der Diakonie
und spricht sich dafür aus, am Dritten Weg im kirchlich-diakonischen Arbeitsrecht festzuhalten. DER RING sprach mit der
Juristin, die auch dem Vorstand des Verbandes Diakonischer
Dienstgeber in Deutschland angehört.
} Frau Rieffel-Braune, die Ent­
gelterhöhung in den AVR DD,
den Arbeitsvertragsrichtlinien
der Diakonie Deutschland,
haben tatsächlich die Dienst­
geber beantragt?
Ja, das stimmt. Mit unserem
Antrag in der Arbeitsrechtlichen
Kommission wollten wir deutlich machen, dass wir Dienstgeber die Arbeit und das große
Engagement unserer Mitarbeitenden hoch schätzen. Uns ist
es wichtig, dass sie ihre Arbeit
unter guten Bedingungen leisten
können.
} Die Dienstnehmerseite hatte
allerdings eine höhere Entgeltsteigerung erwartet.
Wir setzen uns an vielen verschiedenen Stellen dafür ein,
dass die soziale Arbeit in der
Gesellschaft mehr anerkannt
wird und dass sich ihre Bedeutung auch in einer angemes6
senen Refinanzierung niederschlägt. Aber wir sind in mehreren Bundesländern tätig; die
Arbeitsmarktsituation ist regional
sehr heterogen und die Refinanzierung unterschiedlich ausgestaltet. Auf diese Aspekte müssen
auch die v. Bodelschwinghschen
Stiftungen Bethel reagieren,
gerade um Arbeitsplätze langfristig sichern zu können. Die von
den Dienstnehmern beantragte
Entgelterhöhung von 5,9 Prozent
ist vollkommen außerhalb dessen, was die Kostenträger refinanzieren können und wollen.
Deswegen haben Dienstgeber
und Dienstnehmer gemeinsam
entschieden, die AVR-Gehälter
um 2,6 Prozent zu erhöhen.
} Vor mehr als zehn Jahren
wurde das AVR-System eingeführt. Hat es sich bewährt?
Die Arbeitsvertragsrichtlinien
der Diakonie Deutschland sind
die tarif- und arbeitsrechtliche
Grundlage für über 150.000
Mitarbeitende in diakonischen
Einrichtungen und Diensten. Die
Neuerung dabei war eine andere
Verteilung des Verdienstes.
Wenn man den Verdienst eines
Mitarbeitenden über die gesamte
Lebensarbeitszeit betrachtet,
war die Struktur im BAT so, dass
mit einem geringen Einkommen
begonnen und dann über viele
Stufen zum Ende des Arbeitslebens der Höchstbetrag erreicht
wurde. Im AVR hat man nun die
Stufen verringert und die ersten
erheblich angehoben. Damit profitieren die jüngeren Mitarbeitenden besonders, und es besteht
gleichwohl immer noch die
Systematik, die Berufserfahrung
innerhalb der Eingruppierung zu
honorieren. Deswegen: Ja, die
AVR haben sich in der Diakonie
bewährt. Inzwischen arbeiten
rund 8.500 Mitarbeitende in
Bethel auf AVR-Basis.
} Die AVR werden auf dem so
genannten Dritten Weg verhandelt. Ist dieser aus Ihrer Sicht
nach wie vor die beste Lösung?
Auf jeden Fall. Der Dritte Weg
im kirchlichen und diakonischen
Arbeitsrecht bedeutet, dass
Arbeitgeber und Arbeitnehmer
gemeinsam zum Beispiel über
Entgelte, Arbeitszeiten oder
Urlaubsansprüche entscheiden.
Das tun sie in Arbeitsrechtlichen
Kommissionen, die paritätisch
besetzt sind. Diese Parität drückt
sich durch die Beteiligung der
Dienstnehmer und Dienstgeber
aus, die im kirchlich-diakonischen
Kontext beschäftigt sind und die
Bedürfnisse der Mitarbeitenden
in Kirche und Diakonie – anders
als Gewerkschaften – gut kennen. Dieses Verfahren ist richtig,
weil in der Diakonie Arbeitgeber und Arbeitnehmer dasselbe
Ziel verfolgen: Beide wollen im
Rahmen ihrer diakonischen Identität hilfebedürftige Menschen
Arbeitgeber und …
unterstützen. Sie leisten Dienste
für andere und bilden als Dienstgeber und Dienstnehmer die so­
genannte Dienstgemeinschaft, in
der sie in und durch ihre Arbeit
ein praktisches Zeugnis für Christus abgeben und in seiner Nachfolge stehen und damit in den
Wirkzusammenhang der evangelischen Kirche eingebunden sind.
Sich in Arbeitsrechtlichen Kommissionen als Partner zu einigen
ist darum der richtige Weg.
} Die Gewerkschaft ver.di wirft
der Diakonie allerdings vor, die
Dienstgemeinschaft nicht mehr
einzuhalten.
Das Interesse von ver.di, neue
Mitglieder und Arbeitsgebiete
zu gewinnen, ist aus Sicht der
Gewerkschaft ja verständlich,
und so wird immer wieder
das fehlende Streikrecht und
Lohndumping in der Diakonie
vorgebracht. Das Bundesverfassungsgericht hat das kirchliche
Arbeitsrecht bestätigt, und die
Gewerkschaften sind eingeladen,
sich in den Arbeitsrechtlichen
Kommissionen zu beteiligen.
Einige tun dies auch, ver.di lehnt
es allerdings ab. Der Vorwurf des
Lohndumpings stimmt überhaupt nicht. Es gibt viele Tarifvergleiche, und dabei zeigt sich,
dass der AVR regelmäßig deutlich über dem Durchschnitt anderer Tarife im Sozialbereich liegt.
Richtig ist, dass auch wir Gesellschaften im Betheler Verbund
haben, in denen die kirchlichen
Tarife nicht angewendet werden.
Dies liegt dort an den schlechten
finanziellen Rahmenbedingungen – etwa bei der Übernahme
von Gesellschaften. Es ist unser
klares Ziel, alle Einrichtungen
und Dienste im Dritten Weg
innerhalb der AVR zu vergüten,
sobald sich dies wirtschaftlich
darstellen lässt.
} Die Altenhilfe gehört zu den
schwierigen Bereichen?
Ja, hier gibt es ein großes Refinanzierungsproblem, was vor
allem daran liegt, dass andere
Träger, also unsere Mitbewerber, ihre Mitarbeitenden deutlich
schlechter bezahlen. Dies betrifft
nicht nur die tarifungebundenen
privaten Träger, sondern auch
Träger, die mit den Gewerkschaften, wie ver.di, deutlich niedrigere Tarifverträge ausgehandelt
haben. Die Kostenträger orientieren sich bei der Refinanzierung dann gern an denjenigen,
die geringere Personalkosten
haben. Hier gibt es in Deutschland ein großes Süd-Nord-Gefälle. Die Dienstgeber der Diakonie Deutschland haben in der
Arbeitsrechtlichen Kommission
schweren Herzens den Antrag
gestellt, in der Altenhilfe für
neue Mitarbeitende den Tarif
ein wenig abzusenken, um auch
weiterhin Angebote in der Altenhilfe machen zu können. Dieser
Antrag wird jetzt im Schlichtungsverfahren verhandelt. Wie
diese Verhandlungen ausgehen, wissen wir natürlich noch
nicht. Aber auch falls es zu einer
Absenkung der Eingangsstufe
des AVR-Tarifs käme, wären die
Mitarbeitenden, die jetzt da sind,
davon nicht betroffen, und auch
dieser abgesenkte Tarif läge noch
über denen der anderen Träger.
} Müssten sich die Dienstgeber
mehr für die Dienstnehmerinnen
und -nehmer einsetzen?
Der Dienstgeber Bethel engagiert
sich in Verbänden, Pflegekommissionen und anderen Gremien
für gute und auskömmliche
Arbeitsbedingungen und bemüht
sich darum, dass negative Entwicklungen in der Gesellschaft
nicht von den Mitarbeitenden
aufgefangen werden müssen.
Wie sehen Sie die Zusammen­
arbeit mit der Mitarbeitenden­
vertretung?
Es geht um die besten Arbeitsbedingungen für die Mitarbeitenden. Das wollen wir als Dienstgeber genauso wie die Dienstnehmer. Darum ist uns die Zusammenarbeit mit ihren Vertretungen wichtig. Wir brauchen starke
Mitarbeitervertretungen, die sich
im Arbeitsrecht gut auskennen,
und wir wollen als Vorstand mit
ihnen im Gespräch sein. Natürlich kann und muss es dabei
Streit geben – das kommt in den
besten Familien vor. Aber wir
haben ein gemeinsames Ziel.
– Das Interview führte
Petra Wilkening –
7
20. Bethel athletics
»Einfach Spaß am Sport in schöner Umgebung«
Mit deutlichem Vorsprung
sprintet die elfjährige Amine
Öngün ihren Konkurrenten
beim 50-Meter-Lauf davon,
angefeuert von ihren Eltern.
Das Ziel ist nur noch wenige
Meter entfernt. Jetzt wird
sie die Linie überqueren!
Aber nein …! Zum Erstaunen
aller Zuschauer bremst das
flinke Mädchen kurz vorher
ab, dreht sich auf der eigenen Achse herum und rennt
zurück zum Start. Ihre Eltern
schmunzeln – überrascht sind
sie allerdings nicht.
Foto: Schulz
»Amine geht drei Mal in der
Woche zum Taekwondo-Training.
Und dort laufen sie zum Warmmachen immer zwei Mal – hin
und zurück«, erklärt ihr Vater
Can Öngün mit einem Augenzwinkern. Für ihn sei seine Tochter trotzdem als »Erste« durchs
Ziel gelaufen. Die Bethel athletics
seien für Amine ein großartiges
Erlebnis.
Es sind solche Szenen und Anekdoten, die den besonderen Charme
der Bethel athletics ausmachen.
Der Spaß an der Bewegung steht
Auf und davon: Die elfjährige Amine Öngün war die Schnellste beim 50-Meter-Lauf.
Foto: Elbracht
im Vordergrund bei dem inklusiven Sportfest. Die Regeln für
die zehn Sportdisziplinen werden
hier und da schon mal ein wenig
aufgeweicht. So dürfen die Athleten beim Weitsprung aus dem
Stand in die Sandkuhle hüpfen.
Und es gibt nur Gewinner. Jede
und jeder der mehr als 1.100
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
hat auch bei den diesjährigen
Bethel athletics im Juli wieder
eine Goldmedaille bekommen.
Marja Vermienskaj aus Bielefelds Partnerstadt Nowgorod freut sich über ihre
Medaille.
8
Der Hauptveranstaltungsort
der 20. Bethel athletics war
der Sportpark Gadderbaum in
Bielefeld-Bethel. Dort lud auch
eine Vielzahl wettbewerbsfreier
Angebote vor allem Menschen
mit schweren Beeinträchtigungen zum Mitmachen ein. Die
Schwimmwettkämpfe fanden
im Hallenbad »Aquawede« im
Stadtteil Brackwede statt. Freunde
des Reitsports trafen sich auf
dem Gelände des Therapeutischen Reitens Bethel am Remterweg in der Ortschaft Bethel.
Bei den »Jubiläums-athletics«
erlebten die Besucherinnen und
Besucher einige Neuheiten. Erst­
malig gab es einen Kran des
Technischen Hilfswerks (THW).
Über einen Joystick konnte man
diesen steuern und Pylonen in
einem Holzrahmen »versenken«.
Das erforderte viel Fingerspitzengefühl. Die U19 des DSC Arminia
Bielefeld veranstaltete zudem ein
Torwandschießen. Neu war auch
ein Volkslauf über fünf und zehn
Kilometer.
Foto: Elbracht
Foto: Elbracht
»Einfach Spaß …
Das Wasser ist das Lieblingselement von Dirk Aufderstroth von
der Lebenshilfe Gütersloh.
Foto: Schulz
An der Disziplin Reiten nehmen auch Menschen mit sehr
schweren Behinderungen teil.
Große Ehre: Leichtathletik-Teilnehmer Volker Hellwig entzündete das »olympische«
Feuer im Sportpark Gadderbaum in der Ortschaft Bethel.
kommen und gemeinsam Sport
in wunderschöner Umgebung
treiben«, so Dr. Worms.
Die 20. Bethel athletics wurden
mit vielen langjährigen und neuen
Partnern veranstaltet – unter
anderem mit dem Behindertenund Rehabilitationssportverband
NRW und dem Deutschen Fußball-Bund. Mehr als 300 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer
unterstützten das Sportfest.
– Gunnar Kreutner –
Foto: Elbracht
Der Volkslauf sei nur ein Beispiel dafür, dass sich die Bethel
athletics zunehmend zu einem
Sportfest für Jedermann entwickelten, ganz im Sinne der
Inklusion, sagt Organisator Dr.
Lutz Worms. 1997 waren die
athletics mit 270 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus umliegenden Betheler Einrichtungen
und Förderschulen gestartet. Die
Veranstaltung wuchs und wuchs.
Die Teilnehmerzahl und die Vielfalt der Angebote nahmen stetig
zu. »Mittlerweile sind wir weg
von einem reinen Sportfest für
behinderte Menschen. Es sollen
einfach Menschen zusammen-
Theresa Koch von der Universität
Paderborn half Nico Kröning durch
den Geschicklichkeits-Parcours.
Einen kurzen Film über die
20. Bethel athletics gibt es
unter www.bethel-inklusiv.de.
9
Workshop für Pflegefamilien von Flüchtlingen
Foto: Schulz
Über den kulturellen Brillenrand schauen
Klaus Närdemann und Zehra Arslan (r.) von der Jugendhilfe Bethel Bielefeld haben
Sandra de Vries eingeladen.
Das Familienleben ist so schon nicht immer einfach. Wenn dann
noch unterschiedliche kulturelle Hintergründe ins Spiel kommen, können Konflikte schnell eskalieren. Tipps, wie Pflege­
familien von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen Missverständnisse vermeiden und Probleme lösen können, gab die
Ethnologin und Trainerin Sandra de Vries bei einem Workshop
Ende Juni in Bielefeld-Eckardts­heim. Etwa 30 Pflegeeltern aus
ganz Ostwestfalen waren zu der Veranstaltung der Jugendhilfe
Bethel Bielefeld gekommen.
»Unsere Tochter schickt ihr ganzes Erspartes zu ihrer Familie«,
»Für unser Kind ist alles selbstverständlich«, »Unser Junge hält
sich nicht an vereinbarte Uhrzeiten« – so schilderten einige
Eltern ihre Probleme mit einem
ausländischen Pflegekind. Sandra
de Vries hörte das nicht zum ersten Mal. Sie sprach von »Stolpersteinen« in der interkulturellen
Begegnung. Ein typisches Beispiel seien die unterschiedlichen
Erwartungen der Herkunfts- und
der Pflegefamilien: Viele junge
Flüchtlinge werden nach Europa
geschickt, um Geld zu verdienen
und die Familie in der Heimat zu
versorgen. In Deutschland angekommen, werden die Jugendlichen aber in Obhut genommen.
»Die jungen Menschen stehen
10
dann unter enormem Druck«,
erklärte die Ethnologin. In anderen Teilen der Welt würden Jungen und Mädchen schon früh als
erwachsen gelten und müssten
damit verbundene Verpflichtungen übernehmen, das präge ihr
Selbstbild. Wenn nun die Pflegefamilie Regeln für den Minderjährigen aufstelle, seien Konflikte
manchmal unausweichlich.
Viele Unterschiede
Die bürokratischen Abläufe, das
Verhältnis zu Behörden und die
politischen Systeme würden von
dem abweichen, was die Flüchtlinge von »zuhause« kennen.
Auch das Verhältnis zur Zeit sei
in vielen Kulturen anders. »In
Deutschland ist unser Leben sehr
eng getaktet. In anderen Ländern orientiert man sich nicht
so streng an Uhrzeiten«, gab
Sandra de Vries zu bedenken.
»Bei der Geburt bekommen
wir eine kulturelle Brille aufgesetzt. Unsere Familie und die
Gesellschaft prägen uns, indem
sie uns die Welt erklären. Vollautomatisch färbt sich unsere
Brille«, beschreibt sie. Die Farbe
der Brille stehe für die kulturelle
Identität. »Unsere Kultur gibt uns
Orientierungspunkte und Leitfäden«, erklärte sie. Interkulturelle
Begegnungen könnten irritieren, weil man Neues kennen
lernt und plötzlich andere Werte
erlebt. Es sei wichtig, anderen
Kulturen offen und respektvoll zu
begegnen. Trotzdem solle man
authentisch bleiben und wenn
nötig, auch Grenzen setzen.
Aufgrund der kulturellen Unterschiede sei es notwendig, dass
sich Pflegefamilien mit bestimmten Themen auseinandersetzten:
Glaube und Religion etwa hätten
im Leben vieler junger Flüchtlinge eine große Bedeutung.
»Die Pflegeeltern sollten Räume
schaffen, Orientierung geben
und Netzwerke bilden«, schlug
die Ethnologin und Trainerin
vor. Der »Kulturschock«, noch
dazu traumatische Erlebnisse auf
der Flucht, würden hohes Konfliktpotenzial mit sich bringen,
deshalb riet Sandra de Vries,
Kompromisse und Austausch
anzubieten. »Ein Verhandeln
von Werten ist wie ein Kampf im
Box-Ring und nicht zu empfehlen«, so die Expertin. Man müsse
den Menschen Zeit geben, in der
Gesellschaft anzukommen und
auch andere kulturelle Aspekte
anerkennen. »Integration ist
nicht gleich völlige Anpassung.«
– Christina Heitkämper –
Begegnungsstätte in Wittenberg eröffnet
Von Bodelschwingh und Luther auf gleicher Wellenlänge
»Die Netzwerkarbeit ist bereits
in vollem Gang«, betonte BethelMitarbeiter Stephan Zöllner,
der gemeinsam mit BetheljahrTeilnehmer Marcel J. Paul Bethel
in der Wittenberger Collegienstraße 41/42 präsentiert. Ein
erster Beleg für den Erfolg dieser Bemühungen: Zu der Eröffnungsfeier in der benachbarten
»Leucorea«, so der Name der
geschichtsträchtigen Universität, waren nicht nur Oberbürgermeister Torsten Zugehör und
der Landtagsabgeordnete Frank
Scheurell gekommen, sondern
auch zahlreiche interessierte
Bürger und Nachbarn. In der
Lutherstadt sei das diakonische
Unternehmen hochwillkommen: »Wenn wir im nächsten
Jahr Gäste aus aller Welt bei uns
erwarten, gehört Bethel auch zu
den Gastgebern«, betonte der
Oberbürgermeister.
Fotos: Schulz
Eine Informations- und Begegnungsstätte hat Bethel
Ende Juni in der Lutherstadt
Wittenberg eröffnet, zentral
gelegen in der Fußgängerzone
zwischen Lutherhaus und
Stadtkirche. Hier sollen 2017
die Gäste des 500-jährigen
Reformationsjubiläums auch
auf das 150-jährige BethelJubiläum im selben Jahr hingewiesen werden.
Stephan Zöllner (l.) und Marcel J. Paul präsentieren Bethel in Wittenberg.
»Friedrich von Bodelschwingh
und Martin Luther hätten einander sicherlich viel zu erzählen.
Sie würden einander in Gesprächen und handfesten Vorhaben
beflügeln, liegen sie doch auf
einer Wellenlänge«, war sich
Pastor Ulrich Pohl sicher. Für die
Informationsstätte wünschte sich
Bethels Vorstandsvorsitzender
»offene Türen, so wie im Haus
Luthers und im Haus Bodelschwinghs«. Hier solle ein
freundlicher Smalltalk ebenso
stattfinden wie engagierte Diskussionen. Gleichzeitig wurde
mit dem Standort Wittenberg
ein weiterer Stützpunkt Bethels
in Sachsen-Anhalt geschaffen,
um vor Ort für regionale Kooperationen ansprechbar zu sein.
Im selben Bundesland, allerdings
im zwei Autostunden entfernten
Bad Kösen, ist Bethel bereits mit
einer traditionsreichen AltenhilfeEinrichtung der Lazarus-Stiftung
vertreten.
Bei der Eröffnung (v. l.) Michael Mielke, Geschäftsführer des Ev. Krankenhauses
Königin Elisabeth Herzberge, Stephan Zöllner, Innenarchitekt Ralf Ruske, Pastor Ulrich
Pohl, Torsten Zugehör, Lobetal-Geschäftsführer Martin Wulf und Frank Scheurell.
– Robert Burg –
Früheres Spielgeschäft
Für die Begegnungsstätte wurden die Räumlichkeiten eines
ehemaligen Spielwarenladens
saniert und modern eingerichtet. Hier lädt Bethel die Reformations-Touristen und die Gäste des
Doppelkirchentags Berlin/Wittenberg 2017 auch zur Verschnaufpause ein. Außerdem sind Veranstaltungen, wie Musikabende
oder Lesungen, vorgesehen. Alle
Besucher des Jubiläums und des
Kirchentags in Berlin und Wittenberg sollen eingeladen werden,
die Arbeit der Diakonie und der
Stiftungen kennen zu lernen. Ein
Verkauf, etwa von WerkstattProdukten aus Bethel, findet
nicht statt. Voraussichtlich Ende
2017 wird der Bethel-Laden wieder geschlossen.
11
Ein Blick hinter die Kulissen eines denkmalgeschützten Kunstwerks
Foto: Semper
Freistätter Auszubildende besuchten East-Side-Gallery
Kani Alavi zeigt in seinem Berliner Atelier (v. l.) Michael Schäfer, Jürgen Moldenhauer, Wilhelm Köster, Tom Zimmermann und
Daniol Quni, welche Techniken und Farben er benutzt.
Bei einem Kunstprojekt des Schulverbundes Freistatt mit
dem Berliner Maler Kani Alavi in der Region Diepholz gab es
vor drei Jahren erste Überlegungen zu einem Besuch der EastSide-Gallery. Gemeinsam mit Malermeister Wilhelm Köster
und Schulsozialpädagoge Jürgen Moldenhauer machten sich
Tom Zimmermann, Daniol Quni und Michael Schäfer aus dem
Bereich der Werkerausbildung jetzt auf den Weg nach Berlin.
Nicht nur über den denkmalgeschützten Mauerbereich in
Berlin-Kreuzberg wollten die Freistätter mehr erfahren, sondern
auch über den Künstler Kani Alavi
und seine vielseitigen Arbeiten.
Schon die Lebensgeschichte des
1955 in Nordpersien geborenen
Deutsch-Iraners, der 1980 als
Student in das damalige WestBerlin übersiedelte, beeindruckte
die Auszubildenden. Mit großer
Begeisterung erzählte der 60-jährige Berliner, wie es zu der Idee
kam, einen rund 1.300 Meter
langen Mauerteil zu bemalen,
12
und wie schnell dann alles ging.
»118 Künstler aus 21 Ländern
der Welt haben sich hier von
Februar bis September 1990 mit
ihren Kunstwerken verewigt.«
Heute besuchen jährlich rund
drei Millionen Menschen diese
Galerie unter freiem Himmel.
Im Atelier
Im Anschluss an die Führung
ging es in das Atelier von Kani
Alavi. Hier gab der Künstler
einen Einblick in seine Maltechniken und Motive. »Das ist
schon wirklich beeindruckend,
wie Kani Alavi seine Kunst lebt
und wie viel Kraft er täglich dort
hineinsteckt«, so der 20-jährige
Michael Schäfer. Gemeinsam mit
seinen Mitschülern nutzte er die
Gelegenheit, sich ausgiebig im
Atelier umzuschauen.
Weitere Höhepunkte der Reise
waren der Besuch des Reichstags
und das anschließende Gespräch
mit dem für den Landkreis Diepholz zuständigen Bundestagsabgeordneten Axel Knoerig sowie
die Besichtigung der Gedenk­
stätte Berlin-Hohenschönhausen.
– Ingolf Semper –
NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens im Breipohls Hof
Barbara Steffens ist überzeugt, dass ältere Menschen
und moderne Technik gut
zusammenpassen. Darum
gefiel der NRW-Gesundheitsministerin, was sie sah, als
sie das Zimmer der 87-jährigen Maria Frieß betrat. Die
Bewohnerin des Betheler
Seniorenzentrums Breipohls
Hof saß zufrieden lächelnd
in ihrem Sessel vor einem
Flachbildschirm. Darauf hatte
sie bis vor wenigen Minuten
noch live den formellen Teil
des Besuchs der Ministerin
verfolgt, der ein Stockwerk
tiefer stattfand. Einen zweiten Monitor nutzt Maria Frieß
fast täglich zum Skypen mit
ihren Enkeln in den USA.
»Wir brauchen solche modernen
digitalen Technologien in der
Altenhilfe, damit ältere Menschen möglichst selbstbestimmt
am Leben teilhaben können«,
sagte die Ministerin bei ihrem
Rundgang durch die Betheler
Einrichtung in Bielefeld.
Barbara Steffens überreichte Mitte
Juli im Breipohls Hof Förderbescheide in Höhe von insgesamt
1,3 Millionen Euro für zwei Projekte des Zentrums für Innovation
in der Gesundheitswirtschaft
OWL (ZIG) in Bielefeld. An einem
dieser Projekte mit dem Titel
»Projektwerkstatt Gesundheit
4.0« sind neben der Fachhochschule Bielefeld und der Hochschule Ostwestfalen-Lippe auch
die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel beteiligt. In dem
Projekt werden neue Lösungen
für die Gesundheitswirtschaft
entwickelt und Erfahrungen mit
dem Einsatz assistiver Technologien gesammelt – insbesondere
im Seniorenzentrum Breipohls
Hof. Die Einrichtung zählt zu
den fortschrittlichsten in Nordrhein-Westfalen. »In Düsseldorf
sind wir stolz darauf, was hier
Foto: Schulz
»Wir brauchen digitale Technik in der Altenhilfe«
Gesundheitsministerin Barbara Steffens (l.) besuchte mit Leiterin Birgit Michels-Rieß
die 87-jährige Bewohnerin und begeisterte Skype-Nutzerin Maria Frieß.
passiert«, lobte die Ministerin.
Gleichzeitig kritisierte sie, dass
der Gesundheitsbereich ansonsten im Land in Sachen Digitali­
sierung hinterherhinke.
Vorteile für alle
Nach Ansicht der Leiterin
des Seniorenzentrums, Birgit
Michels-Rieß, profitieren vom
Einsatz technischer Innovationen sowohl die 80 Bewohner
als auch die Mitarbeitenden.
So sind die Bewegungsmelder
zum Beispiel mit der Personalrufanlage verbunden. Steht ein
sturzgefährdeter Bewohner aus
seinem Bett auf oder kehrt nach
einer festgelegten Zeit nicht
von der Toilette zurück, löst das
einen Alarm aus. Diese Art der
assistiven Technologie gebe auch
den Pflegekräften mehr Sicherheit, berichtet Birgit MichelsRieß. Denn wenn die Nachtwache wisse, wann der Bewohner
aufstehe und sich womöglich
selbst gefährde, müsse sie nicht
permanent in Alarmstimmung
sein. »So führt diese Form des
Technikeinsatzes auch zur Entlastung der Mitarbeitenden, die
ihrer Arbeit ruhiger und konzentrierter nachgehen können«, sagt
die Leiterin.
Skype, Smart-TV, Systemtele­fone
in jedem Wohnraum, Gebäude­
technik, die über ein KNX-Netz
gesteuert wird, über Funk schaltbarer individuell programmierbarer Sonnenschutz, Bewegungsmelder … »So wie hier
stellen wir uns die Zukunft der
Altenhilfe vor«, betonte Bethels
Vorstandsmitglied Pastorin Dr.
Johanna Will-Armstrong. Die
stationäre Altenhilfe werde in
der Öffentlichkeit und in der
Politik häufig als Auslaufmodell
gesehen, kritisierte sie. »Wir hingegen sehen den Breipohls Hof
als Zukunftsmodell!« Pastorin
Dr. Will-Armstrong freute sich,
dass die nordrhein-westfälische
Gesundheitsministerin deutlich
machte, dass es bei der Versorgung alter Menschen zwischen
ambulanter und stationärer Pflege
kein Entweder-oder, sondern nur
ein Sowohl-als-auch gebe.
– Gunnar Kreutner –
13
5.000 Gäste aus Nah und Fern feierten Lobetaler Jahresfest
Foto: Bertheau
Frühsommerliches Wetter und mitreißende Stimmung
Der Festgottesdienst wurde traditionell unter freiem Himmel in der Lobetaler Waldkirche gefeiert.
Hohe Anerkennung hat der brandenburgische Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke dem sozialen Engagement der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal gezollt. »Sie sind vor allem auch ein
gesamtdeutsches und internationales Aushängeschild für die
Integration von Menschen mit Behinderungen in eine sinnvolle,
motivierende und vor allem nachgefragte Beschäftigung«,
unterstrich er in seiner Rede beim 111. Lobetaler Jahresfest.
»Behütet und getröstet wunderbar« – so lautete das Motto des
Jahresfestes Mitte Juni. Bethels
Vorstandsvorsitzender Pastor
Ulrich Pohl hob in seiner Festpredigt hervor, dass jeder Einzelne,
ob Groß oder Klein, Jung oder
Alt, auf Schutz und Trost angewiesen sei. Gottes Beistand tröste Menschen in ihrer individuellen Lebenssituation, schenke
ihnen Hoffnung und mache Mut
für die Zukunft.
Das frühsommerliche Wetter, die
parkähnliche Anlage der Ortschaft und das ungezwungene
Miteinander sorgten dafür, dass
14
sich im Tagesverlauf rund 5.000
Besucherinnen und Besucher
auf den Plätzen der Begegnung
einfanden. An mehr als 45 Ständen stellten sich die einzelnen
Arbeitsbereiche der Stiftung vor,
boten neben Produkten zum
Kauf vor allem zahlreiche Möglichkeiten zum Mitmachen, Spielen und kreativen Gestalten an.
Für eine mitreißende Stimmung
sorgte auf der Bühne am Dorfplatz die integrative Berliner
Band »Mendecino«. Im Bibelzelt
folgte ein interessiertes Publikum den Ausführungen von
Axel Vogel, Fraktionsvorsitzender
von Bündnis 90/Die Grünen im
brandenburgischen Landtag. Im
Gespräch mit Lobetal-Geschäftsführer Martin Wulff äußerte
er sich zu seinem persönlichen
Werdegang und grundlegenden
Lebensfragen. Zum Abschluss
des Festes führten Schülerinnen
und Schüler des Diakonischen
Bildungszentrums Lobetal ein
selbst geschriebenes und inszeniertes Spiel auf. Einmal mehr
erwies sich, dass das Lobetaler
Jahresfest mit seiner familienfreundlichen Atmosphäre ein
wichtiger Anziehungspunkt in
der Region und darüber hinaus
ist. Über diakonisches Engagement zu informieren, Menschen
einander näher zu bringen, Verständnis und Toleranz zu fördern
– es war deutlich spürbar, dass
dies den Bewohnern und Mitarbeitenden der Stiftung eine Herzensangelegenheit ist.
– Stephan Bertheau –
Ehrenamtliches Laufprojekt in Bielefeld
Abwechslung und Ausgleich zum Alltag
Seit einem dreiviertel Jahr en­
ga­giert sich Georgi Angelov
ehrenamtlich und läuft ein- bis
zweimal in der Woche mit jungen Menschen aus der Kurzzeitwohngruppe Brücke in BielefeldBethel – mit oder ohne Rollstuhl.
Diese Eins-zu-Eins-Betreuung
ist für die Kinder und Jugend­
lichen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen eine schöne
Abwechslung. Thu-Huyen Ngugen
genießt die ungeteilte Aufmerksamkeit von Georgi Angelov. Bis
zu einer Stunde nimmt er sich
Zeit für das Mädchen. »Wir laufen, wohin sie möchte. Neulich
waren wir an der Sparrenburg«,
erzählt der Ehrenamtliche. Immer
die gleiche Strecke zu laufen
wäre ihr zu langweilig. Hin und
wieder macht Georgi Angelov
einen überraschenden Schlenker,
bremst abrupt ab oder schiebt
den Rollstuhl über einen holprigen Weg. Wenn es dann rappelt
und rumpelt, jauchzt Thu-Huyen
Ngugen vor Freude.
Ausbildung zum Erzieher
»Beide Seiten profitieren von
dem Laufprojekt: Die Kinder und
Jugendlichen haben Spaß, und
für mich ist es ein Ausgleich zu
meinem stressigen Alltag«, so
Georgi Angelov, der gerade mitten in seinen Abschlussprüfungen steckt. Im Sommer schließt
der 31-Jährige seine Ausbildung
zum Erzieher am Berufskolleg
Bethel ab. Erst vor einigen Jahren
habe er die Soziale Arbeit für
sich entdeckt, zuvor arbeitete
Foto: Schulz
»Juhu, schneller«, kreischt
Thu-Huyen Ngugen vergnügt.
Georgi Angelov erhöht das
Tempo, und das Duo flitzt
einen kleinen Berg hinunter.
Unten angekommen, klatscht
das Mädchen in die Hände
und ruft: »Nochmal!« Die
16-Jährige sitzt im Rollstuhl.
Er rennt und schiebt sie.
Thu-Huyen Ngugen aus der Kurzzeitwohngruppe Brücke und Georgi Angelov drehen
eine Runde um den Ententeich in der Ortschaft Bethel.
er im Wirtschaftsbereich. »Ich
hatte überhaupt keine Erfahrung
mit Menschen mit Behinderungen und habe auch noch nie
einen Rollstuhl geschoben. Daher
hatte ich anfangs Bedenken«,
gibt der junge Mann zu. Diese
Unsicherheiten seien aber schnell
verschwunden, da er sich auf
Anhieb gut mit den Kindern und
Jugendlichen verstanden habe.
Die Inhalte seiner Ausbildung,
wie die theoretischen Grundlagen und der Umgang mit ganz
unterschiedlichen Menschen,
hätten ihm geholfen. »Das Wichtigste ist, dass sich die Kinder
und Jugendlichen wohl fühlen«,
betont Georgi Angelov.
Inspiriert habe ihn damals ein
Zeitungsbericht über den Amerikaner Dick Hoyt, der seit 20
Jahren mit seinem behinderten
Sohn an Marathons teilnimmt.
»Die Geschichte hat mich fasziniert. Das wollte ich auch
machen«, erinnert er sich. Über
den Bewegungs- und Sporttherapeutischen Dienst Bethel kam er
schließlich mit Brücke-Teamleiter
Andreas Karger ins Gespräch.
Georgi Angelov und Andreas
Karger wollen das Laufprojekt
zukünftig weiterentwickeln.
»Noch machen wir bei keinen
Wettkämpfen mit, aber das soll
sich ändern«, so Georgi Angelov. »Vielleicht klappt das schon
zum Bielefelder ›run & roll day‹
im September«, hofft er. »Dafür
wäre es schön, wenn wir noch
mehr Läuferinnen und Läufer
motivieren könnten, sich uns
anzuschließen«, wünscht sich
der Ehrenamtliche. Bei Interesse
könnten sich auch andere Betheler
Einrichtungen melden.
– Christina Heitkämper –
Kontakt: Andreas Karger,
Tel. 0521 144-3313, E-Mail:
[email protected]
15
Internationaler Autea-Fachtag in Bielefeld
Autismus als besondere Herausforderung für Eltern
Über 200 Expertinnen und Experten für Autismus nahmen an der Veranstaltung im
großen Saal der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld teil.
Prof. Dr. Mary E. van Bourgondien reiste
zur Fachtagung aus Amerika an.
In ihrem simultan übersetzten
Vortrag sprach Mary. E. van
Bourgondien über die Herausforderungen, denen sich Familien
mit einem autistischen Kind ausgesetzt sehen. So beschrieb sie
den langen mühsamen Weg, den
Eltern durchlaufen, bis die Diagnose feststeht. Danach verändere
sich ihr ganzes Leben, sagte sie.
Vom Alltag bis hin zu den Beziehungen – alles werde in Frage
gestellt. Das TEACCH-Programm
beziehe jedoch die Familien
autistischer Kinder ausdrücklich
mit ein. »Wir Fachkräfte sollen
helfen, dass die Eltern mehr auf
sich achten. Wir müssen ihnen
›die Erlaubnis‹ geben, auch ein
Leben außerhalb des Autismus
führen zu dürfen«, so die Autismus-Expertin.
Auf eine »Entdeckungsreise in
den Kopf« lud Privatdozentin
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Dr. Tanja Sappok ein. »Denn im
Kopf entstehen die Gefühle«,
sagte die Oberärztin der Abteilung für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Ev.
Krankenhauses Königin Elisabeth
Herzberge (KEH) in Berlin, das
zu Bethel gehört. Die Gefühle
entwickeln sich erst mit der Zeit.
So lernt ein Kind frühestens ab
zwei Jahren, sich von anderen
zu unterscheiden, und ist vor
dem vierten Lebensjahr nicht zu
Empfindungen wie Mitgefühl
und Empathie fähig. Menschen
mit Autismus-Spektrum-Störung
durchlaufen die gleichen Entwicklungsphasen wie alle anderen Menschen – aber verzögert.
Von einem Erwachsenen, der
noch den Entwicklungsstand
eines Dreijährigen habe, könne
man beispielsweise keine Frustrationstoleranz erwarten, so Neurologin Dr. Sappok.
Fotos: Schulz
Das Bildungsinstitut Autea veranstaltete Mitte Juni eine
in­ternationale Autismus-Fachtagung in Bielefeld. Über 200
Expertinnen und Experten nahmen an der Veranstaltung in
der Ravensberger Spinnerei teil. Zu den Referenten aus sechs
Ländern gehörte auch Mary E. van Bourgondien, Professorin
der Universität North Carolina in Chapel Hill, USA. Sie war
maßgeblich an der Entwicklung des weltweit erfolgreichsten
Förderprogramms für Menschen mit Autismus, des TEACCHProgramms, beteiligt. Autea in Deutschland arbeitet seit fast
20 Jahren mit der Universität North Carolina zusammen.
Priv.-Doz. Dr. Tanja Sappok informierte
über den sozio-emotionalen Ansatz.
»Der sozio-emotionale Entwicklungsansatz ist eine Chance, das
Problemverhalten eines autistischen Menschen zu verstehen.«
Autea ist eine Kooperation
von Autismus-Fachkräften der
v. Bodelschwinghschen Stiftungen
Bethel und des Sozialwerks St.
Georg in Gelsenkirchen. Sie
hat zum Ziel, das TEACCH-Programm im deutschsprachigen
Raum zu verbreiten.
– Silja Harrsen –
Stiftungsprofessur für Epilepsieforschung
Foto: Elbracht
Universität Bielefeld und Bethel forschen gemeinsam
Freuen sich über die Stiftungsprofessur: (v. l.) die Professoren Dr. Christian Bien, Dr. Gerhard Sagerer, Dr. Kirsten Labudda, Dr. Stefan Fries.
Die Universität Bielefeld und die v. Bodelschwinghschen
Stiftungen Bethel bauen ihre Kooperation weiter aus: Seit dem
1. Februar ist Kirsten Labudda Juniorprofessorin für Klinische
Neuropsychologie mit Schwerpunkt Epilepsieforschung. Ende
Juni stellte sie sich mit ihrer Antrittsvorlesung – unter anderem
über Funktion und Aufgaben der Gehirnbereiche Amygdala
und Hippocampus – vor. Die Stiftungsprofessur wird von Bethel
auf sechs Jahre mit insgesamt rund 750.000 Euro finanziert.
Prof. Dr. Kirsten Labudda kennt
sowohl die praktische als auch
die wissenschaftliche Seite. Seit
2008 arbeitete die 35-Jäh­rige als
wissenschaftliche Mitarbeiterin in
der MRT-Abteilung der Gesellschaft für Epilepsieforschung in
Bielefeld-Bethel und zuletzt auch
klinisch als psychotherapeutische
Leiterin der Station für Verhaltensmedizinische und Psychotherapeutische Epileptologie in der
Klinik Mara im Epilepsie-Zentrum
Bethel. Zuvor promovierte sie an
der Universität Bielefeld in Psychologie und arbeitete dort als
wissenschaftliche Mitarbeiterin.
Seit Februar ist Prof. Dr. Kirsten
Labudda wieder an der Fakultät
für Psychologie und Sportwissenschaft an der Universität Bielefeld: »Ich habe viele Fragen aus
meiner Zeit in der Klinik Mara
mitgebracht, mit denen ich mich
nun auseinandersetzen kann.«
Diesen Vorteil einer klinischen
wie wissenschaftlichen Kompetenz sieht auch Bethels Vorstandsvorsitzender Pastor Ulrich
Pohl: »Die Stiftungsprofessur
wird von Bethel finanziert, um
die universitäre Forschung mit
der klinisch-anwendungsorientierten Forschung im EpilepsieZentrum Bethel zu vernetzen.«
Auch Uni-Rektor Prof. Dr. Gerhard Sagerer ist zufrieden: »Wir
freuen uns, dass damit die Verbindungen zwischen Bethel und
der Universität Bielefeld noch
enger werden. Letztlich geht es
darum, Menschen mit großen
gesundheitlichen Problemen
zu helfen. Ein schöneres Ziel ist
kaum denkbar!« In seinem Grußwort verwies der Rektor auf das
breite Spektrum unterschiedlichster Kooperationen, von der
Robotik bis zur Sprachwissenschaft. »Bethel ist für unsere For-
scher der Realitätscheck«, sagte
Prof. Sagerer im Hinblick auf
gemeinsame Projekte zur Assistenztechnologie. Prof. Dr. Stefan
Fries, Dekan der Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft,
beschreibt die Zusammenarbeit
als »Kooperation unter Wissenschaftlern – auf Augenhöhe«.
Da man sich trotz der langjährigen Verbundenheit immer noch
nicht gut genug kenne, soll unter
Federführung von Prof. Labbuda
ein gemeinsames Kolloquium etabliert werden.
Planung seit 2012
Die Einführung der Stiftungsprofessur hatte einen langen Vorlauf, wie Prof. Dr. Christian Bien
betonte. Der Leiter des EpilepsieZentrums Bethel hatte die Entwicklung seit 2012 begleitet und
vorangetrieben. Heute bildet die
Professur einen weiteren Baustein in der strategischen Zusammenarbeit zwischen Bethel und
Universität, die 2010 vertraglich
vereinbart wurde. Zahlreiche Forschungsprojekte sind in diesem
Rahmen schon entstanden.
– Robert Burg –
17
Mitgliederversammlung des Hospiz e.V., Bethel
Rita Süssmuth plädierte fürs Ehrenamt
In ihrem Vortrag betonte Prof.
Dr. Süssmuth, wie wichtig soziales
Engagement sei, und kritisierte
gleichzeitig, dass das Ehrenamt
in Deutschland nicht genug
gefördert und wertgeschätzt
werde. »Das Ehrenamt ist öffentliche, gesellschaftliche und politische Arbeit. Es ist der Sauerteig
unserer Gesellschaft. Wenn diese
Quelle versiegt, verlieren wir viel:
Es stirbt die Menschlichkeit.«
Foto: Schulz
Keine »Mitläufer«
Mit einer Rose bedankte sich Prof. Dr. Rita Süssmuth bei den ehrenamtlichen Sterbebegleiterinnen und -begleitern für ihr Engagement.
»Ehrenamt ist der Sauerteig unserer Gesellschaft«, sagte Prof.
Dr. Rita Süssmuth bei der Mitgliederversammlung des Ambulanten Hospizdienstes in Bielefeld »Hospiz e.V., Bethel«. Die
ehemalige Bundestagspräsidentin hielt Anfang Juli einen Vortrag zum Thema »Ehrenamt und Sterbebegleitung« in der Neuen
Schmiede in Bielefeld-Bethel. 20 Männer und Frauen wurden
in ihr Ehrenamt als Hospizbegleiter eingeführt.
»Gegen den Tod kann man
nichts machen, aber man kann
ihn würdevoll gestalten«, unterstrich die Politikerin. Menschen
am Lebensende hätten die größte
Angst davor, allein zu sein. »Ehren­
amtliche Sterbebegleiter sind für
diese Menschen da. Deshalb ist
ihre Arbeit auch so wichtig«,
sagte sie anerkennend. Mit den
Worten »Gut, dass es Sie gibt«
bedankte sie sich vor allem bei
den 20 neuen Ehrenamtlichen,
die nach erfolgreicher Ausbildung offiziell im Verein begrüßt
wurden. »Für mich ist das, was
Sie künftig tun, Lebensbegleitung, denn Sterbebegleitung
hat auch etwas Lebensverarbei18
tendes und Rückblickendes«,
so Prof. Dr. Süssmuth. Auch sie
blickte an diesem Abend zurück
und gewährte den Gästen immer
wieder Ein­blicke in ihr über 30
Jahre umfassendes politisches
Engagement.
»Als ich anfing, war das Thema‚
›Sterben‹ noch tabu«, erinnerte
sie sich. Das habe sich zum Glück
geändert. Aber auch heute stünde die Palliativmedizin immer
noch am Anfang. In der Medizinerausbildung bekäme dieser
Bereich noch zu wenig Beachtung, bemängelte die 79-Jährige.
Lebenswichtige Fragen würden
in der Medizin ausgegrenzt.
Die Politikerin ermunterte die
Ehrenamtlichen, sich gegenüber den Hauptamtlichen zu
»behaupten«. Leider sei die
Haltung sehr verbreitet, dass die
Hauptamtlichen die »Kompetenten« und die Ehrenamtlichen nur
»Mitläufer« seien. »Wissen allein
reicht aber nicht aus, um weise
Entscheidungen zu treffen. Es
kommt vielmehr auf die innere
Haltung und Erfahrung an«,
sagte Prof. Dr. Süssmuth.
»Wir müssen das Ehrenamt
erhalten, aber nicht zu den aktuellen Bedingungen. Wer Leistung
erbringt, hat auch ein Recht auf
soziale Sicherung.« Mit Beifall
stimmten die rund 90 Mitglieder
des Hospizvereins der Gastrednerin zu. Prof. Dr. Rita Süssmuth
motivierte die Ehrenamtlichen,
nicht aufzugeben und Forderungen zu stellen. In ihrer langjährigen Politiklaufbahn habe sie
mehrere Anläufe nehmen müssen, um Entscheidungen durchzusetzen. Rückblickend seien oft
die schwierigsten Momente in
der Politik diejenigen gewesen,
die sie am meisten bereichert
hätten, so Prof. Dr. Süssmuth.
»Es ist wichtig, an Veränderungen mitzuwirken.«
– Christina Heitkämper –
Neues Buch: Umfassende Forschungsergebnisse zur Bethel-Geschichte
Vom Nationalsozialismus bis zur Psychiatriereform
Friedrich v. Bodelschwingh d. J.
habe zwar 1929 »der aufkommenden Rassenhygiene seine
Referenz erwiesen und das
›Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses‹ vom 14. Juli
1933 unter Bedenken bejaht,
aber an seiner prinzipiellen
Ablehnung einer Tötungsaktion
nie den geringsten Zweifel aufkommen lassen«, schreibt Prof.
Dr. Matthias Benad in seinem
Beitrag für das Buch »Bethels
Mission (4) – Beiträge von der
Zeit des Nationalsozialismus bis
zur Psychiatriereform«. Gleiches
gelte für Pastor Paul Gerhard
Braune, den Leiter der Betheler
Tochteranstalt Lobetal bei Berlin.
Dem Wirken von Paul Gerhard
Braune widmet Autor Jan Cantow einen eigenen Beitrag. In
einer umfassenden Studie von
Karsten Wilke werden zudem
die neuesten Ergebnisse zum
Betheler Kinderkrankenhaus und
seinem Chefarzt Fritz v. Bernuth
vorgestellt. In dem Kapitel »Das
Betheler Kinderkrankenhaus
›Sonnenschein‹ 1929 –1950«
beschäftigt sich Karsten Wilke
eingehend mit dem 2014 öffentlich diskutierten Vorwurf, ein Teil
der Sterbefälle in dem Kinderkrankenhaus sei auf Tötungen
im Rahmen des nationalsozialistischen »Euthanasie«-Programms
Foto: Schulz
Bethels Geschichte in der Zeit
des Nationalsozialismus und
die Psychiatriereform in den
1970er-Jahren stehen im Mittelpunkt eines neuen Sammelbandes, der im Juni in der
Reihe »Beiträge zur Westfälischen Kirchengeschichte«
erschienen ist. Bethel-Historiker Matthias Benad stellt
aktuelle Forschungsergebnisse zur Rolle Friedrich v.
Bodelschwinghs d. J. im Dritten Reich vor – insbesondere
mit Blick auf die nationalsozialistischen Krankenmorde.
Die drei Herausgeber (v. l.) Prof. Dr. Matthias Benad, Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl
und Kerstin Stockhecke sowie Prof. Dr. Günther Wienberg mit dem neuen Band in
der Reihe »Bethels Mission«.
zurückzuführen. Karsten Wilke
hat nach einer systematischen
Quellenauswertung festgestellt,
dass derartige Behauptungen
nicht belegt werden können –
was er schlüssig begründet.
Erinnerungskultur
In einem weiteren Beitrag
wird die Bedeutung der Erinnerungskultur mit Blick auf die
»Euthanasie«-Verbrechen und
die Eugenik hervorgehoben.
In dem Kapitel wird ein Bogen
geschlagen zu ethischen Herausforderungen in der Gegenwart –
unter anderem zu den Debatten
über Reproduktionsmedizin und
Sterbehilfe. Eine Bibliografie, die
erstmals die historischen Forschungen zu Bethel ab Mitte der
1920er-Jahre bis zum Ende der
1970er-Jahre vollständig erfasst,
rundet den Band ab.
Die Idee für das neue Buch
entstand bei einer Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag
des Beginns der »Euthanasie«Verbrechen im November 2014
in Bethel. Herausgeber sind
Prof. Dr. Matthias Benad sowie
Bethel-Historiker Prof. Dr. HansWalter Schmuhl und die Leiterin
des Hauptarchivs Bethel, Kerstin
Stockhecke. »Wir werden auch
weiterhin Forschungsvorhaben
ermöglichen und unterstützen,
die bisher vernachlässigte Themen oder unzureichend geklärte
Fragestellungen aufgreifen«,
schreibt Bethels stellvertretender Vorstandsvorsitzender Prof.
Dr. Günther Wienberg in seinem Geleitwort. Der neue Band
zeige, dass zunehmend auch
die Geschichte der 1970er- bis
1980er-Jahre in den Blick gerate:
die Wandlungen in der Psychiatrie und die veränderten Lebensperspektiven von Menschen mit
Behinderungen. Aktuelle Forschungen würden »ganz sicher
die Diakoniegeschichte der kommenden Jahre kennzeichnen«.
– Gunnar Kreutner –
Matthias Benad, Hans-Walter
Schmuhl und Kerstin Stockhecke (Hg.). Bethels Mission (4) –
Beiträge von der Zeit des
Na­tionalsozialismus bis zur
Psychiatriereform.
Luther-Verlag, Bielefeld 2016.
269 Seiten, 24,80 Euro.
ISBN 978-3-7858-0688-3.
19
»Mittendrin« in Eckardtsheim
Ein Sommer voller Kunst, Kultur, Sport und Spiel
Eine besondere Atmosphäre
war auch in diesem Sommer
wieder vier Wochen lang in
Bielefeld-Eckardtsheim zu
verspüren. Vom 19. Juni bis
7. Juli fand das Ortschaftsfest
»mittendrin« statt.
– PW –
Fotos (6): Elbracht
Die Kunstausstellung »Enthüllungen« in der Eckardtskirche
mit Arbeiten von Erich Lehmann,
Claas Söhndel, der Fotogruppe
der Kinder- und Jugendarbeit
Eckardtsheim und Künstlern
aus dem Haus Rehoboth stand
ebenso auf dem Programm wie
ein Spiel- und Bewegungsfest
auf dem Sportplatz am Begegnungs- und Freizeitzentrum, mitorganisiert von Schülerinnen und
Schülern der Schule für Ergotherapie Eckardtsheim. Auch beim
»Tischtennisturnier für alle«
stand wieder der Spaß am Spiel
im Vordergrund. Niemand musste
ausscheiden, jede Platzierung
wurde ausgespielt, und am Ende
gab es für alle Teilnehmerinnen
und Teilnehmer eine Urkunde.
Eine Woche lang war im Juli der
Biergarten unter den Kastanien
hinter dem Begegnungs- und
Freizeitzentrum geöffnet und lud
jeden Tag zu Live-Musik ein.
Dosenkegeln: (v. l.) Ergotherapie-Schülerin Marlene Winkler, Irina Bergen und Heilerziehungspflegerin Yasemin Kurth aus der Werkstatt am Bullerbach.
Lisa Düning erhielt von Bethel-Vorstand Christine RieffelBraune die Teilnahme-Urkunde überreicht.
20
Spiel und Bewegung: (v. l.) Hugo Hildebrand, Haus Sonneck, Elke
Stolz, Erzieherin in Tarsus, und Ergotherapie-Schülerin Frauke Tuma.
Ein Sommer voller …
Foto: Schulz
Spaß beim Kartenspiel: (v. l.) die Ergotherapie-Schülerinnen
Kristina Güth und Malin Streitbürger, Zoë Ohmke vom HansEhrenberg-Gymnasium und Karin Wächter.
Das Fußballspiel der Mannschaften Hebron (l.) und Gökenfeld
hat schon Tradition. Und auch das Ergebnis: Die Gökenfelder
siegten wieder einmal – mit 4:1.
Rainer Wollenburg kam aus der Ortschaft Bethel zum Tisch­
tennis-Turnier in der Eckardtsheimer Turnhalle.
Manuel Goecke von der Kinder- und Jugendarbeit Eckardtsheim stellte in der Eckardtskirche Fotos aus.
21
Fotos: Elbracht
Teamwork: (v. l.) Hannah Fernhomberg, Prof. Dr. Rebekka Schmidt, Jürgen Bentler aus dem Haus Westernstraße und Armin Schultz
hängen in der Galerie »Zwischenstand« eine Stoffsilhouette auf.
Kunstprojekt in Paderborn
Mit der Heißklebepistole im Plastikland
Was alt und anscheinend nutzlos ist, kann trotzdem wertvoll
und bedeutsam sein. Davon waren die Akteure eines inklusiven Kunstprojekts in Paderborn überzeugt. Sie wollten aus
gebrauchten Dingen – oder direkt gesagt: aus Müll – Kunstwerke herstellen. Zu einer kreativen Zusammenarbeit fanden
sich Studierende der Kunstdidaktik und Menschen, die von
Bethel in Paderborn betreut werden, zusammen.
Mit der zentral gelegenen Galerie »Zwischenstand« stand den
Teilnehmenden ein richtiges Atelier zur Verfügung. Hier wurden
auch Ende Juni die Ergebnisse
des Workshops Angehörigen
und Freunden präsentiert. Mit
dem benachbarten Haus Westernstraße und dem PontanusCarré beteiligten sich die beiden
Bethel-Häuser vor Ort. Nach
einem kurzen ersten Kennenler22
nen konzentrierten sich die 15
Studierenden und drei bis acht
Bethel-Klienten an vier wöchentlichen Terminen auf ihre künst­
lerische Produktion.
Die Kreativen konnten auf unterschiedlichste Werkstoffe zurückgreifen: Menschliche Silhouetten
aus Stoff lassen Figuren die Wände
erklimmen. Im »Spinnennetz«
umspannen bunte Stofffäden
eine Raumecke mit einem dichten Gewebe. Und wer die Heißklebepistole in der Hand hält,
hat im »Plastikland« das Sagen.
Hier wurde aus Bechern, Folien
und Verpackungsmaterialien
eine futuristische Landschaft
zusammengeklebt.
»Wir wollen neue Sichtweisen
erproben«, erläutert Prof. Dr.
Rebekka Schmidt die Idee hinter
dem Projekt. »Es ist ein Raum
entstanden, in dem Künstler mit
und ohne Behinderung alltägliche Gegenstände erforschen
und gewohnte Sichtweisen in
Frage stellen konnten.« Aus
bekannten, alten Einzelstücken
sei gemeinsam ein neuer Gesamteindruck geschaffen worden.
»Inklusion ist noch ein ganz
neues Thema für unseren Fachbereich«, so die Wissenschaft-
Katarina Brune (v. l.) aus dem Pontanus-Carré, Ricarda Thiele
und Jana Fischer arbeiten Hand in Hand.
lerin von der Universität Paderborn. Erst seit Kurzem gebe es
eine entsprechende Fachdidaktik. »Damit sind wir Vorreiter in
Deutschland.« Im Vordergrund
der didaktischen Arbeit stehe
nicht die Vermittlung von Wissen: »Wir wollen Begegnungen
ermöglichen und gemeinsam
arbeiten.«
Die Studierenden hatten wenig
oder gar keine Erfahrung im
Umgang mit Menschen mit
Behinderungen. Trotzdem war
der Umgang kein Problem:
»Wenn man sich auf die Menschen einlässt, kann man viele
positive Erfahrungen machen«,
blickte eine Studentin zurück.
Für Prof. Dr. Rebekka Schmidt
war das Projekt ein Testballon:
»Ich bin wirklich überrascht, wie
gut es läuft«, gibt sie zu. Auch
wenn deutlich mehr Menschen
ohne als mit Behinderungen
mitgemacht haben, ging der
Mix auf: »Es hat jeder mit jedem
zusammengearbeitet.« Auch
Stefan Pickartz vom Betheler
Begegnungszentrum in Paderborn war zufrieden: »Es klappte
von Anfang an richtig gut. Die
Studierenden waren aufgeschlossen und an unseren Leuten interessiert.« Den Kontakt zwischen
Bethel und Universität stellte
Sarah Biemann her, die als Honorarkraft im Pontanus-Carré arbeitet. »Kunst hat bei uns einen
Kreativ im Plastikland: Janice Willeke und Pascal Grewe kleben
Verpackungsmaterialien zusammen.
hohen Stellenwert. Wenn bei
einem unserer Klienten Interesse
besteht, fördern wir das gerne,
bislang allerdings in Einzelbetreuung. Der inklusive Ansatz ist für
uns neu«, so Stefan Pickartz.
Spielerischer Zugang
»Erst waren wir alle etwas
schüchtern«, sagt Student Armin
Schultz und meint damit Studier­
ende wie Klienten. Aber das Miteinander sei schnell Normalität
geworden. Seine Kommilitonin
Matea Cubelic war begeistert
von der direkten Art ihrer neuen
Ateliergenossen: »Die Leute sind
immer sie selbst, sie machen
niemandem etwas vor. Wir können mehr von ihnen lernen als
sie von uns.« Im Vorfeld, so die
Studentin, habe sie sich viele
Gedanken gemacht, wie Kunst
vermittelt werden könne. Dann
war alles ganz leicht: »Die Menschen haben sofort einen spielerischen Zugang gefunden.«
– Robert Burg –
Austausch auf Augenhöhe: Lebhaft diskutierten Reinhard Meinhard aus dem Haus
Westernstraße und Prof. Dr. Rebekka Schmidt.
23
Social Day in der Ortschaft Bethel
Vom Detmolder Elektronik-Spezialisten Weidmüller waren für
einen Social Day Inhaber und
Aufsichtsrat mit 150 Führungskräften aus 30 Nationen in Biele­feldBethel im Einsatz. Sie arbeiteten
tatkräftig bei der Gartengestaltung des Hauses Siloah mit. Auf­
geteilt auf mehrere Gruppen,
zerlegten die engagierten Helfer
mit der Kettensäge ein altes
Schaukel­gestell, bauten den in
die Jahre gekommenen Grillplatz
ab, entfernten marode Gartenbänke und versahen das Haus
Siloah mit einem neuen Außenanstrich. Der Einsatz fand während einer Tagung der Führungskräfte in Bielefeld statt.
24
Auszubildende der Deutschen
Bank der Region Weser/Ostwestfalen unterstützten bei einem
Social Day das Therapeutische
Reiten Bethel. Die 15 jungen
Frauen und Männer versorgten
die Pferde, misteten die Stallungen aus und legten einen
barrierefreien Weg zu einer der
Außenanlagen an. Zusammen
mit einer Betheler Fachkraft
begleiteten sie auch behinderte
Menschen beim Reiten. Anschließend kamen alle bei einer gemeinsamen Mahlzeit miteinander
ins Gespräch und tauschten sich
über die Erlebnisse des Tages aus.
Foto: Schulz
Foto: Schulz
Foto: Schulz
Coca Cola Bielefeld kam zu
einem Social Day mit neun Mitarbeitern in die Neue Schmiede
in der Ortschaft Bethel. Um 9 Uhr
traten die Freiwilligen mit Handwerkskoffern, Sägen und Heckenscheren an. Im Garten der
Neuen Schmiede erneuerten sie
unter anderem den Bodenbelag
unter der Schaukel und rissen
den alten Unterstand beim Grill
ab. Uwe Niehörster (v. l.), Bernd
Müller, Gabriel Demir und Maximilian Pagacs bauten danach
gemeinsam einen neuen auf. Die
Arbeit hat den Coca-Cola-Mitarbeitern so gut gefallen, dass sie
wiederkommen wollen.
Die »Gesamtmitarbeitendenvertretung im Dienststellenverbund der Stiftung Bethel« hat
ihre Arbeit aufgenommen. Wie
bereits im Mai berichtet, war
die Bildung der GMAV aufgrund
einer Entscheidung des obersten Kirchengerichts in Hannover notwendig geworden. Das
Kirchengericht hatte die gemeinsame Arbeit der alten GMAV für
alle Stiftungen der vBS Bethel für
nicht rechtens erklärt, weil das
zugrundeliegende Mitarbeitervertretungsgesetz bei der Bildung
einer GMAV für die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel
mit allen ihren Stiftungen von
einem – und nur einem – übergeordneten Vorstand ausgeht.
In den vBS Bethel gibt es jedoch
nach den Satzungen der vier Stiftungen vier Vorstände. Diese sind
zwar personenidentisch, aber
das Kriterium des Gesetzes für
die Bildung einer Gesamt-MAV
für den Dienststellenverbund der
v. Bodelschwinghschen Stiftungen
Bethel wird eben nicht erfüllt.
Die im Februar gebildete GMAV
der Stiftung Bethel ist zuständig für die Mitbestimmung von
Vorgängen, die mehr als einen
Stiftungsbereich – und damit
mehr als eine MAV – in der Stiftung Bethel betreffen. Dies ist
z. B. bei den Themenbereichen
Intranet, DoSys oder elektronische Personalakte der Fall
oder für die Dienstvereinbarungen Altersteilzeit, Betriebliches
Gesundheitsmanagement oder
Beschäftigtenschutz, die für alle
Stiftungs- und Unternehmensbereiche gelten. Die GMAV besteht
aus den MAVen von zehn Bereichen der Stiftung Bethel: Bethel.
regional, Betriebe, Birkenhof
Bildungs­zentrum gGmbH, Birkenhof Altenhilfe gGmbH, Diakonie Freistatt, ESPA gGmbH,
EvKB gGmbH/Krankenhaus Mara
gGmbH, proWerk, Zentraler
Bereich und der Zionsgemeinde/Schulen. Die Voraussetzung
Foto: privat
GMAV der Stiftung Bethel informiert
Die neue GMAV (v. l.): Wiltrud Karbe (EvKB gGmbH/Krankenhaus
Mara gGmbH, 2. stv. Vorsitzende), Moritz Hartung (Birkenhof Bildungszentrum gGmbH), Carsten Urban (Betriebe), Barbara Wittenborn (Zentraler Bereich), Silvia Hempel (ESPA gGmbH), Christian
Janßen (Bethel.regional und GMAV-Vorsitzender), Uwe Fangmann
(Diakonie Freistatt), Thomas Gottschalk (proWerk) und Gero Grams
(Birkenhof Altenhilfe gGmbH, 1.stv. Vorsitzender). Es fehlen auf dem
Foto Claus-Peter Zimmer (Zionsgemeinde/Schulen) und Günter Dalley
(Freistatt).
zur Erweiterung der GMAV
um die beiden MAVen Birkenhof Jugendhilfe und Birkenhof
gGmbH ist durch den Verwaltungsrat der vBS Bethel geschaffen worden. Dann werden zwölf
MAVen die Interessenvertretung
in der GMAV der Stiftung Bethel
wahrnehmen.
Die GMAV hat zur Arbeitsorganisation zwei Fachausschüsse gebildet und wird sich hier
besonders mit den Themen
Arbeitssicherheit, Gesundheit
und Umweltschutz (ArGUs) und
zu Fragen rund um die elektronische Datenverarbeitung beschäftigen. Auch will sie die Öffentlichkeitsarbeit stärken und den
RING oder das Intranet dazu nutzen. Die Arbeit setzt sich darüber
hinaus auch aus den anderen
Aufgaben des Mitarbeitervertretungsgesetzes zusammen, wie
der Zusammenarbeit mit dem
Vorstand der Stiftung Bethel,
der Bearbeitung von Mitbestimmungsanträgen, zur Vergabe
von Werksmietwohnungen und
weiteren Themen. Zunächst steht
jetzt jedoch die Herstellung der
Arbeitsfähigkeit der GMAV an,
d. h. die Ausstattung der GMAV
mit Sekretariat und Freistellungsanteilen. Hierzu ist es der GMAV
bislang nicht gelungen, mit dem
Vorstand eine befriedigende
Fortführung der seit Jahren anerkannten Ausstattung der GMAV
mit Freistellungen und Sekretariat zu vereinbaren. Aus diesem
Grund ist die Arbeitsfähigkeit
der GMAV derzeit stark eingeschränkt.
25
RING-Magazin
Zumba-Kurse
Das Freizeit- und Kulturzentrum
Neue Schmiede bietet ab dem
16. August wieder neue Zum­baKurse an: Zumba-Gold für Un­­
trainierte und Senioren, ZumbaFitness für Fortgeschrittene. Informationen gibt es unter Tel. 0521
144-5657.
Foto: Schulz
Fobi »Betreuungen«
Rückenschmerzen sind eines der häufigsten Volksleiden. Seit 20
Jahren bietet der Sportverein Integra in Bielefeld-Bethel darum für
Menschen mit geistiger Behinderung einmal in der Woche unter der
Leitung von Manfred Kemmerling (l.) eine Wirbelsäulengymnastik an.
Immer mittwochnachmittags treffen sich Jüngere und Ältere, Männer
und Frauen in der Turnhalle der griechischen Schule am Ramaweg
in Bielefeld-Bethel. Mit Gymnastik und kleinen Spielen tun sie ihrem
Rücken eine Stunde lang Gutes. Das 20-jährige Bestehen der Wirbelsäulenymnastik feierten jetzt aktuelle und frühere Teilnehmerinnen
und Teilnehmer in der Neuen Schmiede. Das Sportangebot von In­
tegra richtet sich an Menschen aus Bethel und Bielefeld.
Für ehrenamtliche rechtliche
Betreuer findet ab August eine
Fortbildung in der VHS Bielefeld
statt. Die acht Termine sind bis
Dezember donnerstags von 18
bis 19.45 Uhr. Informiert wird
über Krankheitsbilder, rechtliche
Grundlagen, Sozialleistungen
und Gesprächsführung. Die Reihe führen der Verein für Betreuungen in Bielefeld-Bethel und
die Gesellschaft für Sozialarbeit
gemeinsam mit der VHS Bielefeld
durch.
Anmeldung: Tel. 0521 5200134
• Fachberater/-in für Betrieb-­
liches Gesundheitsmanagement, 1. September 2016
bis 8. April 2017
•U
nterstützte Kommunikation
(Einführung), 6. September
•G
rundkurs Lernphase Kinaesthetics, 6. bis 7. September
• E rfolgreich führen, 6. September 2016 bis 9. März 2017
• E inführungskurs Eutonie,
8. bis 9. September
• P sychia­trische Störungsbilder
in der Suchtarbeit, 12. bis
13. September
•W
eiterbildung zur/zum Sozialtherapeut/in, 26. September
2016 bis 2018
• F ühren ohne Führungsverantwortung, 27. bis 28. September
• S ingen mit demenzkranken
Menschen, 27. September
Anmeldung:
Tel. 0521 144-5770/6110
26
Foto: Lehmann
Bildung & Beratung Bethel
»Jugend begegnet Psychiatrie« fand im Juli zum dritten Mal im
Ev. Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge in Berlin statt. In der
Projektwoche erhielten Schülerinnen und Schüler des Manfred-vonArdenne-Gymnasiums im Berliner Stadtteil Lichtenberg im Rahmen
eines Praktikums zur Berufsorientierung konkrete Einblicke in psychiatrische Arbeitsbereiche. Sie begegneten Betroffenen und lernten
unterschiedliche Therapieformen und Berufsfelder kennen. Während
der Woche trafen sie auch die Gesundheitsstadträtin Dr. Sandra Obermeyer (6. v. l.) und sprachen mit ihr über die eigenen Erwartungen
und Erfahrungen. Moderiert wurde der Austausch von Diakon Axel
Schulz (Dankort Bethel) und Johanna Gernentz (KEH-KulturStation).
RING-Magazin
Stille-Wochenenden »zu christlicher Meditation und Kontem­
plation« finden vom 23. bis
25. September und 30. September bis 3. Oktober im Haus
der Stille in Bielefeld, Bodelschwinghstraße 181, statt.
Anmeldung. Tel: 0521 144-2486
Angehörigentag
Der diesjährige Angehörigentag
im Stiftungsbereich Bethel.regional findet am 24. September ab
9.30 Uhr in der Neuen Schmiede
in Bielefeld-Bethel, Handwerkerstraße 7, statt. Geschäftsführer
Michael Conty berichtet über
»Hintergründe und Anlässe für
Veränderungen in Bielefeld im
Laufe der nächsten Jahre«. Daran schließen sich zu den »Perspektiven in Bielefeld bis 2025«
Arbeitsgruppen mit den Regionalleitungen an.
Weitere Informationen und
Anmeldung (bis 3. September):
[email protected];
Birgit Benad, Maraweg 9,
33617 Bielefeld
Neu im Kreis Paderborn
Für unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge hat Bethel.regional
in Borchen im Kreis Paderborn
Ende Juni eine Wohngruppe
eröffnet. Dafür wurde das ehemalige Gästehaus der Stephanus-Kirchengemeinde angemietet. In der Wohngruppe »Borchen« leben zehn männliche
Flüchtlinge zwischen 16 und
17 Jahren, die überwiegend aus
Afghanistan kommen. Betreut
werden sie von Fachkräften der
Jugendhilfe Bethel Gütersloh im
Auftrag des Kreisjugendamts
Paderborn und des Jugendamts der Stadt Paderborn. Alle
Jugendlichen gehen in Regelschulen in Paderborn.
Nazareth-Diakon
Martin Braune gestorben
Im Alter von 81 Jahren ist am
30. Juni in Bielefeld Martin
Braune nach längerer schwerer
Krankheit gestorben. Der Nazareth-Diakon war ein engagierter
Kämpfer für benachteiligte Menschen – ein Mann der Tat, der
keine Angst vor »heißen Eisen«
hatte. Fast drei Jahrzehnte leitete
der Diakon die Wohnungslosenhilfe im Betheler Quellenhof und
war im Ruhestand ehrenamtlicher Beauftragter Bethels für Hilfen in Osteuropa. Für die Schwachen in der Gesellschaft engagierte sich der FDP-Politiker auch
viele Jahre im Sozialausschuss
der Stadt Bielefeld, im Gefangenenbeirat und in der Bezirksvertretung Gadderbaum.
Martin Braune wurde 1934 in
Lobetal geboren. Sein Vater Pastor Paul Gerhard Braune leitete
die heutige Hoffnungstaler Stiftung Lobetal. 1956 kam Martin
Braune nach Bethel und wurde
sechs Jahre später als Diakon
eingesegnet. Nach einer kurzen
Tätigkeit in der Fürsorgeerziehung leitete der Diplom-Sozialarbeiter bis zu seinem Ruhestand
im Jahr 1997 den Quellenhof für
wohnungslose Männer. Durch
sein Wirken und die vielen Kontakte, die er knüpfte, wurde die
Einrichtung zu einer bekannten Adresse und Anlaufstelle für
Betroffene.
Das Engagement von Diakon
Martin Braune für Menschen
in Not reichte aber über die
Wohnungslosenhilfe hinaus.
So vermittelte er zu DDR-Zeiten
gemeinsam mit seinem Bruder
Werner Freikäufe von Dissidenten. Mit seiner Hilfe kamen die
beiden Künstler Freya Klier und
Stefan Krawczyk sowie weitere
Dissidenten 1988 frei und für
eine kurze Zeit auf den Quellenhof. Für sein Verdienst »um das
Foto: Schulz
Haus Salem
Zusammenleben und die Zusammengehörigkeit der Deutschen«
wurde Martin Braune 1991 der
Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Als der Nazareth-Diakon 1997
in den Ruhestand ging, setzte
er sein großes Know-how und
seine zahlreichen Kontakte ein,
um zusammen mit seiner Frau
Johanna Menschen in Osteuropa
zu helfen. In den dortigen Behinderteneinrichtungen herrschte
ein unvorstellbares Elend. Martin
Braune organisierte unzählige
Hilfstransporte in verschiedene
Länder. Bei den meisten Fahrten war er selbst dabei. Auch
Kontakte zu deutschen Einrichtungen und Fortbildungen für
Mitarbeiter vermittelte er. Viele
der von ihm unterstützten Einrichtungen wurden ein Modell
für andere. Dank der Aufbauhilfe
durch den Nazareth-Diakon hat
sich die Situation behinderter
Menschen in Osteuropa deutlich verbessert. Und er hat Recht
gehabt: »Über die Zustände zu
lamentieren hilft nichts. Man
muss etwas dagegen tun!«
Martin Braune hinterlässt seine
Frau Johanna, vier Kinder mit
Familien, Enkel und Urenkel.
– PW –
27
RING-Magazin
Foto: Schulz
Foto: Schulz
Laute Musik, leckeres Essen
und bunte, alkoholfreie Getränke:
Die »proFun-Party« in BielefeldBethel war ein voller Erfolg. Zum
zweiten Mal hatte der Werkstatt­
rat – die Interessenvertretung der
Beschäftigten in den Werkstätten
für behinderte Menschen – zu einer ausgelassenen Party in Bethels
Ortsmitte eingeladen. Über eine
gelungene Feier mit rund 600
Gästen auf dem Bethelplatz und
im Assapheum freuen sich (vorne,
v. l.) proWerk-Mitarbeiterin Gudrun Flegel-Hoffmann sowie vom
Werkstattrat Sarah Baum, Peter
Lawson, (hinten, v. l.) Asta Potzas,
Marc Funke, Sarah Grüter, Andreas
Budde, Jürgen Heim und die Vorsitzende Laureen Gäde.
28
Unterirdische Gänge bei Ausschachtungsarbeiten am Haus
Groß-Bethel entdeckt: Mit dieser
Nachricht überraschten im Juli
Marcus Echterhoff (l.) und Tim
Scholz (r.) vom Verler Gartenbau
Detlev Kroos. Der Mitarbeiter des
Betheler Dienstleistungszentrums
Bau + Technik betreut den Umbau des Hauses Groß-Bethel und
die Neugestaltung des Außengeländes. Die etwa 2,50 Meter
hohen Gänge sind gemauert und
waren mit elektrischem Licht ausgestattet. Sie sind nur teilweise
begehbar, führen in Richtung
Assapheum und Sarepta sowie
zu einem Bunker auf der anderen Seite des Bethelwegs. »Der
genaue Verlauf ließe sich nur
mit aufwändigen Bodenarbeiten
oder teurer Technik feststellen«,
so Detlev Kroos. Er vermutet,
dass die Gänge während des
2. Weltkriegs gebaut wurden,
damit die Menschen aus den drei
Gebäuden den Bunker sicherer
erreichen konnten. Jetzt werden
offen liegende Abschnitte mit
Sand verfüllt. Auf den weiteren
Baufortschritt hat die Entdeckung
keine Auswirkungen. Der Einzug
der Fachhochschule der Diakonie
ist für September geplant.
RING-Magazin
Foto: RTL / Ruprecht Stempell
Neue Schmiede
Für das Kinder- und Jugendhospiz Bethel hat die Stiftung RTL –
Wir helfen Kindern e. V. im Juli 7.000 Euro gespendet. Mit dem Betrag
werden therapeutische und begleitende Angebote finanziert, wie zum
Beispiel Entspannungsangebote, Bewegungs- und Theaterpädagogik
oder die psychologische Begleitung. RTL-Moderator Wolfgang Kons
(l.) überreichte im Juli in Köln einen symbolischen Scheck an den
Betheler Spendenreferenten Friedemann Draeger. Informationen zu
dem Engagement der RTL-Stiftung für Kinder gibt es im Internet auf
www.rtlwirhelfenkindern.de.
• Kultur im SommerLokal
(Eintritt frei, bei schönem
Wetter im Biergarten):
The Youngmen, »Tribut to Neil
Young«, 5. August, 19 Uhr
• Kultur im SommerLokal:
Tamam, »Balkanmusik«,
12. August, 19 Uhr
• Kultur im SommerLokal:
Greyhound George & Andi
Grünert, »Acoustic Blues«,
19. August, 19 Uhr
• Musik auf dem Bethelplatz:
Pronto Mulino & Z.O.F.F, 27.
August, 19 Uhr (bei schlechtem
Wetter im Assapheum)
Namen
Die Deutsche Epilepsievereinigung hat bei ihrer Mitgliederversammlung im Juli in Mainz
Norbert van Kampen zum Ehrenmitglied ernannt. Norbert van
Kampen ist im Epilepsie-Zentrum Berlin-Brandenburg Referent
für Öffentlichkeitsarbeit und
Fort-und Weiterbildung.
Foto: Schulz
Die Mitglieder des »NEVAPD«,
des Niedersächsischen Evange­
lischen Verbandes für Altenhilfe
und Pflege, haben im Juli in
Braunschweig einen neuen
Vorstand gewählt. Der bisherige
Vorsitzende Pastor Christian
Sundermann, Geschäftsführer
von Bethel im Norden, wurde
für die nächsten fünf Jahre in
seinem Amt bestätigt.
Über das neue Textilhaus Julia von Bodelschwingh und seine
Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen informierten
sich Mitte Juli in Bielefeld-Bethel der Bundestagsabgeordnete Ralph
Brinkhaus (3. v. r.) und die NRW-Landtagsabgeordnete Ursula Doppmeier (4. v. r.) bei (v. l.) Gudrun Flegel-Hoffmann, Sarah Grüter, Laureen Gäde, Martin Henke, Cornelia Krüger-Schütte und Sarah Baum.
An den Rundgang schloss sich ein Austausch über Chancen und
Risiken des Bundesteilhabegesetzes an.
Unter dem Motto »Radeln für
ein gutes Klima« sammelten
die Bielefelder Stadtradlerinnen
und -radler vom 11. Juni bis
1. Juli in 158 Teams 531.970
Fahrradkilometer. Im Vergleich
zum Auto sparten sie damit gut
75 Tonnen Kohlendioxid ein. Das
Team »Bethel – Bodel, schwingh
dich auf‘s Rad!« kam mit 24.427
Kilometern auf den dritten Platz.
29
Foto: Schulz
RING-Magazin
Unter dem Motto »blick.Bethel« ging es für 40 Betheler Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klasse
bei einer Actionbound Rallye quer durch die Ortschaft. Die moderne Schnitzeljagd mit der App »Actionbound« wurde von acht kaufmännischen Auszubildenden unter der Leitung von Personalreferentin Heike
Jennert (3. v. r.) organisiert. Mit einem Bluetooth-Signal wurden die Jugendlichen zu verschiedenen Punkten
in Bethel geführt. Dort traten sie in Teams in spannenden Spielen gegeneinander an. Anschließend erhielten
sie in der Dankorthalle die Möglichkeit, die Betheler Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten kennen zu
lernen. Auszubildende aus verschiedenen Bereichen berichteten von ihren Erfahrungen und Eindrücken.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Geburtstag
103 Jahre: Diakonisse Charlotte Ohlrich, Haus Abendlicht, am 19.8. – 94 Jahre:
Diakon Karl Lask, Seeheim-Jugenheim, am 15.8. – 93 Jahre: Diakonisse Elsbeth
Krutz, Haus Abendfrieden, am 25.8. – 92 Jahre: Diakonisse Erna Hering, Haus
Abendlicht, am 23.8. – 90 Jahre: Diakonisse Margarethe Schreiber, Haus Abendstern, am 7.8. – 80 Jahre: Diakon Wiard Helmers, Bielefeld, am 3.8. – Diakon
Hartmut Piater, Bielefeld, am 18.8.
Arbeitsplatzund Gemeinschaftsjubiläum
45 Jahre: Diakonische Schwester Christine Hoelken, Sarepta, am 1.9. – Diakonische Schwester Brigitte Varchmin, Nazareth, am 1.9. – Petro Kluczewitz, Bethel.
regional, am 4.9. – 40 Jahre: Christiane Nuetzler, proJob, am 1.9. – Elisabeth
Vigener, Freistatt, am 1.9. – 35 Jahre: Brigitte Aulich, Lobetal, am 1.9. – Diakonische Schwester Anette Beneke, Bethel.regional, am 1.9. – Annedore DammMöller, Sarepta, am 1.9. – Susanne Freyhoefer, EvKB, am 1.9. – Silke Fricke,
proWerk, am 1.9. – Karl-Helmut Pohlmann, EvKB, am 1.9. – Claudia Rupprecht,
Bethel.regional, am 1.9. – Andreas Schulz, Bethel.regional, am 1.9. – Rosemarie
Sterthoff, EvKB, am 1.9. – Adelheid Steffenfauseweh, Bethel.regional, am 2.9. –
Rüdiger Dreyer, Schulen, am 4.9. – Bernhard Weege, Schulen, am 4.9. – Ulrich
Weber, Bethel.regional, am 6.9. – Christoph von Knorre, Nazareth, am 7.9. –
Sabine Krillmann, Eingliederungshilfe Blütenberg, am 7.9. – Barbara
Mester, Bethel.regional, am 15.9. – Thomas Scholmeyer, EvKB, am 17.9. – Ulrich
Moenkedieck, EvKB, am 18.9. – Brigitta Middel, EvKB, am 29.9. – 30 Jahre:
Lothar Dehn, Kirchengemeinde Lobetal, am 1.9. – Johannes Dörr, Lobetal, am
1.9. – Stefan Gräfe, EvKB, am 1.9. – Klaus Hofemeier, Zentraler Bereich, am
1.9. – Susanne Klemme, EvKB, am 1.9. – Holger Mag, Stabstellen Lobetal, am
1.9. – Aldona Nollek, EvKB, am 1.9. – Martin Otto, Eingliederungshilfe Lobetal,
am 1.9. – Udo Quelle, Bereich Betriebe, am 1.9. – Alice Riesberg, Bethel.regional,
am 1.9. – Wolfgang Sahrhage, EvKB, am 1.9. – Angela Schütze, Hoffnungstaler
Werkstätten, am 1.9. – Jörg Tilch, Bethel.regional, am 1.9. – Titus Weiß, Bethel.
regional, am 1.9. – Helene Bergmann, EvKB, am 4.9. – Beate Holtmann, EvKB,
am 5.9. – Heidrun Westarp-Johann, proWerk/ SB Altenhilfe, am 5.9. – Michael
30
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Altmeyer, Schulen, am 8.9. – Uwe Ebert, Schulen, am 8.9. – Sabine GehrmannGerlach, Schulen, am 8.9. – Michael Kappe, Schulen, am 8.9. – Hubert Rohde,
Schulen, am 8.9. – Sabine Scholz, proWerk, am 8.9. – Hartmut Zander, Schulen,
am 8.9. – Uwe Holdmann, Nazareth, am 9.9. – Peter Konopka, Schulen, am
15.9. – Heike Räker, Bethel.regional, am 15.9. – Angela Steinhäuser, proWerk,
am 15.9. – Jürgen Bettermann, Bethel.regional, am 16.9. – Renate Hammond,
Bethel.regional, am 16.9. – Ulrike Kauffeldt, Bethel.regional, am 16.9. – Birgit
Herold, Schulen, am 20.9. – Ingrid Blankenhagen, Bethel.regional, am 21.9. –
25 Jahre: Antje Behnke, Bethel.regional, am 1.9. – Jörg-Gerald Berentzen, Zent­
raler Bereich, am 1.9. – Bärbel Bitter, Zentraler Bereich, am 1.9. – Ulrike Bittner,
Therapiezentrum Niedersachsen-Bremen, am 1.9. – Andrea Buddenberg, Mara,
am 1.9. – Steffi Eickmeyer, EvKB, am 1.9. – Volker Fleckenstein, Bethel.regional,
am 1.9. – Andreas Flues-Langewald, Nazareth, am 1.9. – Britta Knopp, Hoffnungstaler Werkstätten, am 1.9. – Tanja Kook, Bethel.regional, am 1.9. – Sven
Kook, Bethel.regional, am 1.9. – Kay-Uwe Krawielitzki, Bethel.regional, am 1.9.
– Susanne Kurth, Verwaltung Lobetal, am 1.9. – Ulrike Miram, EvKB, am 1.9. –
Anke Nicolini, Bethel.regional, am 1.9. – Bianca Norder, Zentraler Bereich, am
1.9. – Silvia Osterbrink, EvKB, am 1.9. – Dorothea Rieckesmann, Mara, am 1.9. –
Andreas Rohrbach, Bethel.regional, am 1.9. – Daniela Scholz, Verwaltung
Lobetal, am 1.9. – Carsten Strunck, Bethel.regional, am 1.9. – Ari-Michael
Tezan, Bethel.regional, am 1.9. – Bernd Tzschoppe, Bethel.regional, am 1.9. –
Elke Winkler, Bethel.regional, am 1.9. – Manfred Winkler-Bohms, Zentraler
Bereich, am 1.9. – Sevvale Yenidere, Bethel.regional, am 1.9. – Helmut
Bussmeyer, Schulen, am 2.9. – Hildegard Gude, Schulen, am 2.9. – Reyhan
Kartal, EvKB, am 2.9. – Anette Riepe, Schulen, am 2.9. – Bernd Schäfer, Schulen, am 2.9. – Hermann Retzlaff, Bethel.regional, am 5.9. – Petra Jaeger, Bethel.
regional, am 10.9. – Beate Susanne Meyer, SB Altenhilfe, am 14.9. – Claudia
Barioni, Bethel.regional, am 15.9. – Hans Griebowski, EvKB, am 15.9. – Sabine
Pegels, Bethel.regional, am 15.9. – Dr. Jutta Drägestein-Kristek, Bethel.regional, am 16.9. – Dorothea Hoepker, Bethel.regional, am 16.9. – Mike Pfennig,
Hoffnungstaler Werkstätten, am 23.9. – Christel Weisemann, Bethel.regional,
am 25.9. – Jens Luchmann, Lazarus Berlin, am 26.9. – 20 Jahre: Mario Jente,
Hoffnungstaler Werkstätten, am 1.9. – Olga Tewes, Bethel.regional, am 1.9.
Viola Harms, Lazarus Berlin, am 9.9. – Alexander Busch, Zentraler Bereich, am
14.9. – Ulrike Hackert, Nazareth, am 14.9. – Anna Astafev, Birkenhof Altenhilfe,
am 16.9. – Ursula Quandt, Bethel.regional, am 16.9. – Marion Wolf, Suchthilfe
Lobetal, am 16.9. – Susanne Frisch, Bethel.regional, am 22.9. – Marco Nowag,
proWerk, am 26.9. – Jochen Kehr, Bethel.regional, am 28.9. – Mareen Schönberger, Eingliederungshilfe Lobetal, am 30.9.
Ruhestand
Frieda Genzink-Trost, Bethel.regional, zum 1.7. – Eva Jonek, Bethel.regional, zum
1.7. – Marion Pötting, Bereich Betriebe, zum 1.7. – Gabriele Ruoff, Bethel.regional,
zum 1.7. – Vaughan Waters, Bethel.regional, zum 1.7. – Agnes Krenski, Bethel.
regional, zum 1.8. – Marita Leimbrock, Bethel.regional, zum 1.8. – Jean-Michel
Audier, Bethel.regional, zum 1.9. – Horst Breitkreuz, Bereich Betriebe, zum 1.9. –
Margret Castrup, EvKB, zum 1.9. – Ulrich Fritsch, EvKB, zum 1.9. – Gerhild Hoffmann, Bethel.regional, zum 1.9. – Detlef Holzkämper, Bethel.regional, zum 1.9. –
Heidrun Kukuric, EvKB, zum 1.9. – Jutta Lützenkirchen, EvKB, zum 1.9. – HeinzWerner Pape, Bethel.regional, zum 1.9. – Monika Schmidt, EvKB, zum 1.9. – Renate
Schmidt, Freistatt, zum 1.9. – Eberhard Stöcker, Bethel.regional, zum 1.9.
Gestorben
Diakon Egon Burger, Bielefeld, 78 Jahre, am 22.6. – Diakonisse Elfriede Koch,
Bethel, 101 Jahre, am 25.6. – Diakonisse Margret Stoeckicht, Bethel, 84 Jahre,
am 28.6. – Diakon Martin Braune, Bielefeld, 81 Jahre, am 30.6. – Diakonisse Erika
Buschmann, Bethel, 79 Jahre, am 9.7. – Diakonisse Maria Nolte, Bethel, 94 Jahre,
am 14.7.
31
Foto: Schulz
Die Fachhochschule der Diakonie besteht seit zehn Jahren. Im Juni feierten die 14 Gesellschafter in
Bielefeld-Bethel das Jubiläum ihrer Hochschule. Die Aufsichtsratsvorsitzende Pastorin Dr. Johanna WillArmstrong (r.) begrüßte die Gäste zu der Festveranstaltung im Kleinen Saal im Assapheum. Die Fachhochschule mit aktuell rund 800 Studierenden stehe wirtschaftlich gut da, sagte Dr. Will-Armstrong, die dem
Bethel-Vorstand angehört. »Wir haben zudem passgenaue praxisorientierte Studiengänge entwickelt, die
sehr gut angenommen werden.« Die Hauptaufgabe der Fachhochschule der Diakonie ist es, Mitarbeitende
im Bereich der Diakonie, der Kirche sowie des Sozial- und Gesundheitswesens für Fach- oder Führungsaufgaben zu qualifizieren. Außerdem werden sie zum wissenschaftlichen Arbeiten befähigt.
Veranstaltungen
bis
28.08.
Ev. St. Petri Domgemeinde Bremen, Sandstraße 10 –12: Wanderausstellung
»menschlich.Bethel«
08.08.
Lazarus-Hospiz / Festsaal, Berlin, Bernauer Straße 115 –118: 18 –19.30 Uhr, Forumsabend
zum Thema »Das Sicherheitsempfinden bei beatmeten Patienten« mit Prof. Dr. Michael Ewers,
Leiter des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Charité Berlin
20.08.
Neue Schmiede, Bielefeld-Bethel, Handwerkerstraße 7: 14 –18 Uhr, Sommerflohmarkt
im Garten (Anmeldung für Stand bis 17. August unter Tel. 0521 144-3003)
27.08.
Bethelplatz, Bielefeld-Bethel: 19 Uhr, »Musik auf dem Bethelplatz« mit den Bands Pronto
Molino und Z.O.F.F. (Eintritt frei, bei schlechtem Wetter im Assapheum)
01.09.
Kinder- und Jugendhospiz, Bielefeld-Bethel, Remterweg 55: 17 –19 Uhr, Ringvorlesung
»Pädiatrische Palliativversorgung in OWL« mit Kinder- und Jugendpsychotherapeut
Christian Halm, »Pathologische Ängste bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen
mit besonderer Berücksichtigung von palliativen Erkrankungsbildern«
für die Ortschaften Bethel und Eckardtsheim
Mo – Fr 13 – 14, 18 – 19 Uhr, Sa 16 Uhr, So 10 Uhr