Body Talk Festival – Programm (pdf - 1,22 MB)

BODY TALK
EIN FESTIVAL ÜBER KÖRPER UND MÄRKTE, GESCHLECHT
UND SICHTBARKEIT IM 21. JAHRHUNDERT
D
as deutsche Theater ist mehrheitlich, schlicht und ergreifend: männlich, weiß, hetero. Das betrifft die Stoffe, die Regisseure, das leitende
Personal. Die Münchner Kammerspiele machen da keine Ausnahme.
Wo sind sie denn bloß, die Frauen, die Schwarzen, die Queers, die
Freaks? Sie werden in den progressiveren Einrichtungen der Branche
immer wieder als Instanz angerufen. Aber ändern sich dadurch schon
die symbolischen, geschweige denn die politischen Machtverhältnisse?
Emanzipatorische Theaterproduktionen, in denen Positionen sogenannter
Minderheiten noch am ehesten vorkommen, finden oft unter prekären
Bedingungen und in nur begrenzt wahrgenommen Off-Räumen statt.
Es geht nicht nur darum, von der Norm abweichende Identitäten auf die
Bühne zu stellen. Das allein würde sie nur der branchenüblichen Logik
der Verwertung zuführen. Sondern darum, die Bedingungen der Sichtbarmachung selber zu verändern.
Mit dem von Stefanie Lohaus und Christoph Gurk kuratierten Festival
„Body Talk“ richten die Münchner Kammerspiele, auch an sich selbst,
die Frage, warum das Theater in dieser Hinsicht so sehr hinter seinen
Möglichkeiten zurückbleibt. Was könnte man unternehmen, um das zu
ändern? Drei Tage lang – und nach Abschluss der Veranstaltung dann
vielleicht immer öfter – wird die Bühne für die Perspektiven derjenigen
geöffnet, für die in deutschen Stadttheatern zu wenig Raum bleibt. Auf
dem Programm stehen Performances, szenische Interventionen, Konzerte
von und mit: The Agency, Boiband, Marlene Monteiro Freitas, Henrike
Iglesias, GIESCHEand, Tina Pfurr und Anna Zett, Anta Helena Recke
und Julian Meding, Talking Straight, Jeremy Wade, Melanie Jame Wolf,
WUSS, Planningtorock u.v.m.
Das Festival „Body Talk“ möchte bei der – dringend notwendigen –
Selbstkritik des heteronormativen Kulturbetriebs nicht stehenbleiben.
Inmitten eines aufgeheizten Zeitgeistes richtet die Veranstaltungsreihe
den Blick auf gesellschaftspolitische Debatten, in denen sich oft genug
massive Rückschläge für feministische, genderpolitische und antirassische
Bewegungen anzeigen. Es geht um das Erstarken islamophober Tendenzen und die Ereignisse auf der Kölner Domplatte während der vergangenen Silvesternacht, um Sexarbeit im Zeichen von Flucht und Migration,
um Pick-up-Artists und sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum und
im Internet, um den Optimierungsdruck, der sich im Zeitalter des Neoliberalismus nicht nur auf weibliche Körper richtet. Wir hören Vorträge
und Diskussionen von und mit: Paula-Irene Villa Braslavsky, Barbara
Duden, Shereen El Feki, Melanie Hinz, Stefanie Lohaus, Homa Moradi,
Azadeh Sharifi u.v.m.
„Body Talk“ ist längst noch nicht alles. Aber hoffentlich ein Anfang.
DO. 14. JULI
FR. 15. JULI
AB 14 UHR
SA. 16. JULI
ZWISCHEN 14 – 16 UHR
15.15 –16 UHR PERFORMANCE
FOYER KAMMER 1
VON TALKING STRAIGHT
FEMINIST SPEEDDATING
TALKING STRAIGHT: SEX
DACHKAMMER, EINGANG KAMMER 2
AB 16 UHR
16.30 – 18 UHR VORTRAG UND DISKUSSION
17 – 17.30 UHR PERFORMANCE
SEXUALISIERTE GEWALT
IM ÖFFENTLICHEN RAUM
VON GIESCHEAND
KÖLN, KAIRO, MÜNCHEN.
NORMCORE
SCHLOSSEREI
KAMMER 2
18 UHR
18 – 18.45 UHR PREMIERE PERFORMANCE
18 – 18.45 UHR PERFORMANCE
18.30 – 19.50 UHR PERFORMANCE
18.30 – 19.15 UHR PERFORMANCE
VON TALKING STRAIGHT
VON TALKING STRAIGHT
VON MELANIE JAME WOLF / SAVAGE AMUSEMENT
VON TALKING STRAIGHT
TALKING STRAIGHT: SEX
DACHKAMMER, EINGANG KAMMER 2
19 UHR
19 – 20.30 UHR ERÖFFNUNGSVORTRAG UND DISKUSSION
UNSICHTBARE NORMEN.
DIE ALLTÄGLICHE DISKRIMINIERUNG AM THEATER
KAMMER 2
TALKING STRAIGHT: SEX
DACHKAMMER, EINGANG KAMMER 2
19 – 20.30 UHR
DISKUSSION
PREKÄRE KÖRPER.
SEXARBEIT ZWISCHEN
KRIMINALISIERUNG UND
SELBSTERMÄCHTIGUNG
KAMMER 2
20 UHR
20 – 20.45 UHR PERFORMANCE
TALKING STRAIGHT: SEX
VON TALKING STRAIGHT
DACHKAMMER, EINGANG KAMMER 2
MIRA FUCHS
ZWISCHEN 20 UND 00 UHR
PERFORMANCE
30 MIN PRO DURCHLAUF
ASMR YOURSELF
PROBEBÜHNE 3, EINGANG KAMMER 2
19 – 20.20 PERFORMANCE
MIRA FUCHS
VON MELANIE JAME WOLF /
SAVAGE AMUSEMENT
19 – 19.30 UHR
PREMIERE PERFORMANCE
NORMCORE
VON GIESCHEAND
SCHLOSSEREI
TALKING STRAIGHT: SEX
DACHKAMMER, EINGANG KAMMER 2
19 – 20.45 UHR VORTRÄGE UND DISKUSSION
19.30 – 20 UHR PERFORMANCE
DER SCHMALE GRAT ZWISCHEN DER BEFREIUNG
DES KÖRPERS UND OPTIMIERUNGSZWANG
VON GIESCHEAND
DING ODER LEBEN!
NORMCORE
SCHLOSSEREI
KAMMER 2
PROBEBÜHNE 3,
EINGANG KAMMER 2
20 – 20.45 UHR PERFORMANCE
20.15 – 21 UHR PERFORMANCE
VON TALKING STRAIGHT
VON TALKING STRAIGHT
TALKING STRAIGHT: SEX
DACHKAMMER, EINGANG KAMMER 2
TALKING STRAIGHT: SEX
DACHKAMMER, EINGANG KAMMER 2
VON THE AGENCY
ANMELDUNG MONTAGEHALLE
21 UHR
21 – 22.30 UHR TANZ
OF IVORY AND FLESH – STATUES ALSO SUFFER
VON MARLENE MONTEIRO FREITAS
AB 22 UHR
21 – 22.10 UHR
PERFORMANCE
21.30 – 22.50 UHR
PERFORMANCE
21.30 – 22 UHR
PERFORMANCE
21 – 22.05 UHR
PERFORMANCE
21 – 22.20 UHR
PERFORMANCE
VON HENRIKE IGLESIAS
VON MELANIE JAME WOLF /
SAVAGE AMUSEMENT
VON GIESCHEAND
VON ANTA HELENA RECKE
UND JULIAN MEDING
VON MELANIE JAME WOLF /
SAVAGE AMUSEMENT
GRRRRRL
MIRA FUCHS
NORMCORE
MIRA FUCHS
KAMMER 1
KAMMER 2
23 – 00 UHR KONZERT / PERFORMANCE
22.30 – 23.40 UHR TANZ / PERFORMANCE
22 – 02 UHR TANZ-KARAOKE / K ARAOKE / KONZERT
BLACK CRACKER, HANS UNSTERN UND TUCKÉ ROYALE
VON JEREMY WADE
KAMMER 1
BOIBAND
KAMMER 2
PROBEBÜHNE 3,
EINGANG KAMMER 2
DEATH ASSHOLE RAVE VIDEO
KAMMER 3
SCHLOSSEREI
LOVEPIECE
KAMMER 3
PROBEBÜHNE 3,
EINGANG KAMMER 2
COPY & DANCE, WUSS, PLANNINGTOROCK
ZWISCHEN 21 UND 01 UHR
PERFORMANCE
30 MIN PRO DURCHLAUF
ASMR YOURSELF
VON THE AGENCY
ANMELDUNG MONTAGEHALLE
14. JULI, 19 – 20.30 UHR, KAMMER 2 ERÖFFNUNGSVORTRAG UND DISKUSSION
UNSICHTBARE NORMEN. DIE ALLTÄGLICHE
DISKRIMINIERUNG AM THEATER
MIT STEFANIE LOHAUS (MISSY MAGAZINE), MELANIE HINZ (FH DORTMUND),
WIEBKE PULS (MÜNCHNER KAMMERSPIELE), ANTA HELENA RECKE (FREIE
THEATERMACHERIN), AZADEH SHARIFI (THEATERWISSENSCHAFTLERIN) U. A.
F
rauenquoten in Dax-Vorständen, Diversity-Management in Unternehmen. Wer die zeitgenössischen Debatten verfolgt, könnte meinen,
dass allein die freie Wirtschaft ein Hort struktureller Ungerechtigkeit
sei. In den Künsten hingegen setzten sich Qualität und guter Geschmack durch, und diese Kriterien sind schließlich neutral, oder?
Nicht erst seit den Studien des Soziologen Pierre Bourdieu wissen
wir, dass auch der Kulturbetrieb kein herrschaftsfreier Raum ist. Inszeniert werden vor allem Stoffe weißer Männer, von weißen Männern.
Hinter den Kulissen sieht es nicht viel besser aus. Deutsche Theater
beschäftigen ähnlich viele Frauen in Führungspositionen wie die Automobilbranche. Es gibt Anzeichen, dass sich ein Wandel ankündigt.
Wie lässt er sich institutionalisieren?
15. JULI, 19 – 20.30 UHR, KAMMER 2 DISKUSSION
PREKÄRE KÖRPER. SEXARBEIT ZWISCHEN
KRIMINALISIERUNG UND SELBSTERMÄCHTIGUNG
MIT SYBILLE HOMT (GESUNDHEITSAMT DRESDEN), BÄRBEL UHL (KOK GEGEN MENSCHENHANDEL E. V.), SONJA DOLINSEK (HU BERLIN) U. A., MOD.: MITHU SANYAL
W
enige Themen polarisierten und polarisieren Feminist*innen so
sehr wie die Prostitution. In keinem anderen Feld manifestieren
sich Fragen nach sexueller Selbstbestimmung, patriarchalen Beziehungsstrukturen und Armut / Klasse derart offensichtlich. Seit einer
Kampagne der Zeitschrift EMMA für die Einführung von mehr
Kontrollen und Strafen hat sich die falsche Vorstellung durchgesetzt,
dass diese in Deutschland unreguliert und entkriminalisiert sei. Das
stimmt nicht, insbesondere nicht in einer Stadt wie München. Im
Gespräch mit Expert*innen, unter anderem mit der Sozialarbeiterin
Sybille Homt aus Dresden, einer Sexarbeiterin aus Bayern, der Datenschutzbeauftragten des bundesweiten Koordinierungskreises gegen Menschenhandel (KOK), Bärbel Uhl und der Historikerin Sonja
Dolinsek geht es um gut gemeinte „Schutzmaßnahmen“, die häufig
das Gegenteil bewirken – und um die Frage, welche Maßnahmen
die Situation der prekären und schutzbedürftigen gesellschaftlichen
Gruppe der Sexarbeiter*innen verbessern würden.
16. JULI, 16.30 – 18 UHR, KAMMER 2 VORTRAG UND DISKUSSION
KÖLN, KAIRO, MÜNCHEN. SEXUALISIERTE
GEWALT IM ÖFFENTLICHEN RAUM
MIT HOMA MORADI (FRAUEN HELFEN FRAUEN KÖLN E. V.), KATHARINA MESSMER,
ALICIA AGUSTÍN UND ANTJE PRUST (TALKING STRAIGHT), SHEREEN EL FEKI (BBC
LONDON, KAIRO), MOD.: MITHU SANYAL
S
eit der Silvesternacht, als eine Gruppe von Männern, die zum größten Teil aus Nordafrika und dem arabischen Raum nach Deutschland kamen, am Kölner Hauptbahnhof in Gruppen Frauen belästigt
haben, ist sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum eines der bestimmenden Themen dieses Jahres. Noch immer ist der Hergang der
Ereignisse in jener Nacht nicht wirklich aufgeklärt worden. Vielen
Menschen ist erst jetzt bewusst geworden, dass der Schutz vor und
die Strafverfolgung von sexualisierter Gewalt in Deutschland unzureichend ist. Manche haben Angst, dass sich in Deutschland nun eine
neue Form von Gewalt ausbreitet. Stimmen wurden laut, die daran
erinnerten, dass sexualisierte Gewalt auch in Deutschland zum Alltag gehört. Die Vorfälle werden instrumentalisiert. Es herrscht Verunsicherung. Ist diese Angst berechtigt oder nur Panikmache? Spielt
es eine Rolle, dass die Männer aus einem muslimischen Kulturkreis
stammen? Welche Funktion hatten sexuelle Übergriffe im Rahmen
des arabischen Frühlings, etwa auf dem Kairoer Tahrir-Platz? Welche
Maßnahmen müssen ergriffen werden, um Betroffenen von Gewalt
zu helfen? Mit einer Einleitung von Shereen El Feki, Autorin des Buches „Sex und die Zitadelle“ (Hanser, 2013).
16. JULI, 19 – 20.40 UHR, KAMMER 2 VORTRÄGE UND DISKUSSION
DING ODER LEBEN! DER SCHMALE GRAT ZWISCHEN DER
BEFREIUNG DES KÖRPERS UND OPTIMIERUNGSZWANG
MIT PAULA-IRENE VILLA BRASLAVSKY (LMU MÜNCHEN) UND BARBARA DUDEN
(PROF. EMER. UNIVERSITÄT HANNOVER), MOD.: BARBARA THIESSEN
(HOCHSCHULE LANDSHUT)
A
ussehen optimieren, Geschlecht gestalten, Kinder mit 64 gebären,
das Sterbealter möglichst weit nach hinten verschieben. Im 21.
Jahrhundert treiben Menschen die natürliche Körperlichkeit an ihre
Grenzen – dank des medizinischen Fortschritts und eines Maximums
an technisch-quantifizierbarer Selbstdisziplin. Aber auch dank immer
größerer Gestaltungsspielräume, die politisch erkämpft wurden. Immer weniger scheint unser individuelles Schicksal an den Körper ausgeliefert zu sein, in den wir hineingeboren werden. Noch ungeklärt ist,
ob diese Entwicklung zu mehr Autonomie führt oder zu neuen Regimes
der Gesundheit, Optimierung und Zwangsbeglückung. Es stellt sich die
Frage, was Entwicklungen wie Social Freezing oder Leihmutterschaft
für die Emanzipation von Frauen bedeuten, deren gesellschaftliche Unterdrückung wesentlich an ihre körperliche Konstitution gekoppelt war
(und womöglich noch ist). Die Diskussion nähert sich diesen dringlichen
wie komplexen Themen anhand von zwei – teils konträren – kritischen
Positionen. Prof. Dr. Barbara Duden, Historikerin und Geschlechterforscherin sowie feministische Journalistin, ist emeritierte Professorin
der Universität Hannover und Pionierin im Bereich weiblicher Körpergeschichte. Die andere Position nimmt Prof. Dr. Paula-Irene Villa
Braslavsky ein. Sie ist Soziologin und Lehrstuhlinhaberin für Allgemeine Soziologie und Gender Studies an der LMU München. Momentan forscht sie unter anderem zur Vermessung von Körpern durch
digitale Technologien und der Bedeutung von kosmetischer Chirurgie.
16. JULI, 14 – 16 UHR, KAMMER 1, FOYER, EINTRITT FREI, KOMMEN UND GEHEN ERLAUBT
FEMINIST SPEEDDATING
2
Stunden, 15 Feminist*innen und jeweils nur ein paar Minuten Zeit.
Verschiedene Generationen, Aktivist*innen, Vereine, Musiker*innen und Institutionen aus der Münchner feministischen Szene stellen
sich vor und lassen sich befragen. Wo sind sie, wer sind sie und welche
Strukturen haben sie aufgebaut? Welche Positionen und Kontroversen
gibt es? Und wen will ich wiedersehen?
14. JULI, 21 – 22.30 UHR, KAMMER 1 TANZ
OF IVORY AND FLESH – STATUES ALSO SUFFER
VON MARLENE MONTEIRO FREITAS
O
vids Erzählung vom Bildhauer Pygmalion, dessen unsterbliche Liebe
eine Statue aus Elfenbein zu menschlichem Leben erwachen lässt,
ist Inspiration für diese Arbeit von Marlene Monteiro Freitas. Die von
den Kapverden stammende Performerin und Künstlerin erforscht diese
poetische Metamorphose und entwickelt mit ihrem Ensemble aus Musiker*innen und Tänzer*innen eine Choreografie, in der Erstarrung und
ekstatische Lebendigkeit ständig einander abwechseln. Das Publikum
ist zu einem überbordenden, grotesk-karnevalesken Ball mit Robotern,
Figuren und Statuen in Brustpanzern geladen. Ungelenk und ruckartig bewegen sich Körper im lückenhaften Takt von Pop, orientalischen
Sounds, Tschaikowskys „Nussknacker“ und Live-Percussion. Ihre
Gesten und Worte folgen Figuren aus Filmen von Hitchcock, Bergman
oder Cocteau, denen sie einen Ausdruck innerer Sehnsucht nach Empfindung und Liebe geben. Ein in jeder Hinsicht transgressives Spektakel,
das auch den Körper und sein Begehren unter den Bedingungen einer
postkolonialen Situation adressiert.
14., 15. JULI, 18 UND 20 UHR, 16. JULI, 15.15 UHR, 18.30 UND 21 UHR, DACHKAMMER
PREMIERE PERFORMANCE
TALKING STRAIGHT: SEX
VON TALKING STRAIGHT
M
ystery, Juggler, Bad Boy, Real Social Dynamics – hinter diesen Namen verbergen sich einige erfolgreiche Player der weltweit wachsenden „Seduction Community“. Es handelt sich um Männer, die in
Gruppen und allein als „Pickup-Artists“ sportsmäßig Frauen verführen.
Ihre Botschaft: Wer genügend Männlichkeit akkumuliert hat und die
Regeln des „Gaming“ kennt, kann bei möglichst geringer Investition
in den eigenen Marktwert möglichst viel Profit in Form von Ficks herausschlagen. Im naturalistischen Setting eines Hotel-Konferenzraums
simuliert die in Berlin lebende Theatergruppe Talking Straight ein großes „Pickup“-Event. Performer*innen und Zuschauer*innen bilden eine
Community aus Coaches, Möchtegerncasanovas und Alpha-Gamern.
Alle Beteiligten werden unabhängig von ihrer tatsächlichen geschlechtlichen Identifizierung als lernbedürftige Männer angesehen und besuchen
kostenpflichtige Workshops, in denen professionelle Trainer*innen ihr
Fachwissen vermitteln. Aus dem Re-Enactment wird ein Austreibungsritual. #WTF #HeartOfDarkness #DelegiertesGenießen #SavePatriarch
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career of our ASMR Artists.
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of finding the trigger that speaks to you!
15. JULI, 21 – 22.10 UHR, KAMMER 2 PERFORMANCE
GRRRRRL
VON HENRIKE IGLESIAS
„If anything can save us in this fraught and dazzling future, it is the rage
of women and girls, of queers and freaks and sinners.“ Laurie Penny
H
enrike Iglesias hat eine Mission: das Böse in sich begrüßen. Dem Bösen
ein Zuhause geben. Das Böse um sich herum versammeln. Good girls
go to heaven, bad girls go everywhere. But how to be bad? „GRRRRRL“
untersucht Zuschreibungen des Bösen im Bezug auf die Frau und findet
zwischen Hexenhammer und Britney Spears die produktive Kraft der
Zerstörung. „GRRRRRL“ ist eine Hommage an das Unangepasste, das
Hässliche, das Laute. Eine Hommage an die böse Frau.
15. JULI, 22.30 – 23.40 UHR, KAMMER 3, IN ENGL. SPRACHE TANZ / PERFORMANCE
DEATH ASSHOLE RAVE VIDEO
VON JEREMY WADE
J
eremy Wade hat eine One-Man-Show erarbeitet, die halb als Performance, halb als Konzert angelegt ist. Getragen von einem energetischen
Ineinander von Bewegung, Sound und Worten befragt der charismatische
Choreograf und Performer den Tod selbst und unser gesellschaftliches
Verhältnis zu ihm. Verhandelt werden verschiedene Formen des Ablebens – der Tod des Theaters, der Werte, des Sinns und der Bindungen. Ist
das Ende vielleicht nur ein neuer Anfang? Jeremy Wade nutzt existentielle
Metaphern, um wachzurütteln, um die Realität, in der wir leben, besser
zu begreifen und schlägt einen weiten Bogen, der von der Prekarität des
eigenen Künstlerdaseins bis hin zum vermeintlichen Sterben westlicher
Gesellschaften reicht. Wie in allen seinen Arbeiten nutzt Jeremy Wade
auch hier queere Kulturtechniken als Mittel des Widerstands gegen herrschende Normen.
16. JULI, 21 – 22.05 UHR, KAMMER 3 PERFORMANCE
LOVEPIECE
VON ANTA HELENA RECKE UND JULIAN MEDING
15. JULI, 19 UND 21.30 UHR, 16. JULI, 18.30 UND 21 UHR, PROBEBÜHNE 3
IN ENGL. SPRACHE PERFORMANCE
MIRA FUCHS
VON MELANIE JAME WOLF / SAVAGE AMUSEMENT
U
nter dem Pseudonym Mira Fuchs hat die Performancekünstlerin Melanie Jame Wolf acht Jahre lang in Melbourne als Stripperin gearbeitet.
Aus ihren Erfahrungen schreibt sie nun die fragmentierten Memoiren eines Körpers, der zum Experten für diese berufsspezifischen Bewegungen
geworden ist. Aus dem Vokabular einer auf Routine und Wiederholung
beruhenden Praxis heraus, stellt sie sich den Fragen und Widersprüchen
von Feminismus, Sexualität, performativer Intimität und Tanz als Arbeit.
Z
wei Personen zusammen in einem Raum. Sie umturnen sich, lassen
sich baumeln, nehmen Schwung, halten sich fest, lassen wieder los und
halten sich woanders fest. Mit einem Spielgerät aus Stoff und Metallhaken werden verschiedene Verfahren, Körperzustände, Geschwindigkeiten
und Bewegungsaktionen getestet, um in einen Zustand von Togetherness
zu gelangen. Als Material verwenden sie Diskurse und Gegenstände, die
Körper und Begehren prägen, formen und durchdringen. Mit einem
misstrauischen Blick auf das populäre Wissen aus Musik, Film, Literatur
und den sogenannten Volksmund über die romantische Liebe stellt die
Performance die weitergefasste Frage: „Wie zusammen kommen?“
14. JULI, 23 – 00 UHR, KAMMER 2 KONZERT / PERFORMANCE
15. JULI, 19 UND 21.30 UHR, 16. JULI, 17 UND 19.30 UHR, SCHLOSSEREI
PREMIERE PERFORMANCE
NORMCORE
VON GIESCHEAND
„I
n Shape“ sein zu wollen ist die Norm. Bestseller-Fitness-Apps wie
Freeletics oder Runtastic versprechen Muskelaufbau inklusive umfassender Glücksgefühle. In den Tempeln des Self-Improvement, der
Fitness und des Self-Care ist offenkundig, worum es sozial geht: Es
wird vorgeführt, nachgeahmt, mit Blicken geliked, gedissed, kontaktet
und anschließend gepostet, abermals verglichen, also erneut geliked und
gedissed – instagramisiert. Längst sind es nicht mehr nur die Frauen,
deren Körper zum Kulturobjekt geworden ist. Zumal auch die jungen,
hetero- wie homosexuellen Männer das Body-Shaming entdeckt haben.
Neuformuliert wird so die Frage, was als männlich gilt und was wiederum zu skinny ist – boyish, schwächlich, effiminiert. Let’s work it out
boys: Hypermasculinity in the metalworking shop!
15. JULI, ZWISCHEN 20 UND 00 UHR, 16. JULI, ZWISCHEN 21 UND 01 UHR,
30 MIN PRO DRUCHLAUF, ANMELDUNG MONTAGEHALLE, IN DT. ODER ENGL. SPRACHE
PERFORMANCE
ASMR YOURSELF
VON THE AGENCY
A
SMR yourself – your agency for Live-ASMR-Experiences, is pleased
to announce a special cooperation with Münchner Kammerspiele for
the lovely festival Body Talk: You have never discovered the ASMR
feeling before? You are looking for a new sphere of pleasure? You are
already experienced in ASMR – but still unsure about your triggers?
You are looking for moments of new intimacy? This is your chance for
an extraordinary Live-one-on-one-ASMR-Experience!
BOIBAND
BLACK CRACKER, HANS UNSTERN UND TUCKÉ ROYALE
T
ucké Royale und Hans Unstern haben Anfang 2016 mit Black Cracker
als Produzent die BOIBAND gegründet. Boi mit I steht für die Problematisierung des Mannsein als Penis-Talent, für einen nachträglich
erworbenen Stimmbruch, für die Selbstverständlichkeit schwangerer
Daddies, für die Effeminisierung des Abendlandes und für die Gründung einer Stiftung, die Begrüßungsgeld an Trans*leute verteilt.
16. JULI, 22 – 02 UHR, KAMMER 1 TANZ-KARAOKE / K ARAOKE / KONZERT
COPY & DANCE, WUSS, PLANNINGTOROCK (LIVE)
D
as Festival „Body Talk“ geht mit einem rauschenden Fest zu Ende.
„Copy & Dance“ besteht aus einer Tanzfläche und einer Leinwand,
auf der Tanzszenen aus Videoclips und Filmen der letzten 34 Jahre
zu sehen sind. Unter Anleitung von MC Tina und VJ Anna wird zu
Tanzszenenklassikern, Musikvideohighlights, dem Besten von heute
und Unbekanntem aus aller Welt (oder aus der direkten Umgebung)
getanzt. Im fließenden Übergang übernehmen Schauspieler*innen aus
dem Ensemble der Kammerspiele die Regie und präsentieren eine GalaAusgabe ihrer Party-Reihe WUSS, die sonst einmal pro Monat in der
hauseigenen Bar über die Bühne geht. In grenzüberschreitenden, von
der Kostümbildnerin Veronika Schneider für diesen Anlass entworfenen
Outfits tauchen Thomas Hauser, Jelena Kulji´c, Wiebke Puls, Damian
Rebgetz zu Videobildern von Fabian Holle gemeinsam mit dem Publikum in die Untiefen der Popgeschichte ein. Zum guten Schluss gibt
es ein Live-Konzert der*s britischen Musiker*in, Performer*in und
Sänger*in Jam Rostron, besser bekannt als Planningtorock. Auf dem
grandiosen letzten Album, „All Love’s Legal“, setzte Rostron eine Software ein, welche die Stimme in einer Weise verfremdet, dass nicht mehr
erkennbar ist, ob es eine Frau oder ein Mann ist, die oder der da singt.
BODY TALK
EIN FESTIVAL ÜBER KÖRPER UND MÄRKTE, GESCHLECHT UND
SICHTBARKEIT IM 21. JAHRHUNDERT
14. – 16. JULI 2016
Kurator*innen: Stefanie Lohaus, Christoph Gurk
Kuratorische Beraterinnen: Juliane Hahn, Susanne Klingner und
Barbara Streindl (Frauenstudien München)
Produktionsleiterin: Juliane Hahn
In Kooperation mit Missy Magazine
KAMMER 1 Maximilianstr. 26 – 28
KAMMER 2 Falckenbergstr. 1
KAMMER 3 Hildegardstr. 1
TAGESKASSE
Mo – Fr 10 – 18 Uhr, Sa, 10 – 13 Uhr,
Maximilianstr. 28, 80539 München, Tel. 089 / 233 966 00
Die Abendkassen an den Spielorten öffnen eine Stunde
vor Vorstellungsbeginn
PREISE
Festival-Pass (für 3 Tage): 45 / erm. 30 Euro
Tagesticket: 20 / erm. 15 Euro
Feminist Speeddating: Eintritt frei
Copy & Dance, WUSS, Planningtorock (Einzelticket): 10 / erm. 5 Euro
KINDERBETREUUNG
Samstag, 14 – 20 Uhr, für Kinder von 3 – 10 Jahren
Treffpunkt Bühnenpforte, Falckenbergstr. 2
Anmeldung nicht erforderlich, Infos unter 089 / 233 368 17
BA*R
Do – Sa ab 20 Uhr
Programm und Info über den Newsletter: [email protected]
Hrsg. Münchner Kammerspiele
Intendant: Matthias Lilienthal
Geschäftsführender Direktor: Oliver Beckmann
Nähere Informationen online
www.kammerspiele.de
Fotos Cover: aus „Of Ivory and Flesh – Statues also suffer“
von Marlene Monteiro Freitas, Copyright: Pierre Planchenault.