Die Museumsdampflokomotive 41360 ist der letzte Zug, der in Richtung Rheder Bahnhof fährt. Archivfoto: BBV Abschied von der Bahn Vor 25 Jahren fuhr der letzte (Museums-)Zug in den Rheder Bahnhof ein / Strecke wurde stillgelegt Diese Aufnahme stellte August Wessels dem Stadtarchiv zur Verfügung. Der Spe- Dicht vor dem Bahnhofsgebäude führte eines der Gleise vorbei. Diese Aufnahditeur mietete den alten Bahnhof einige Jahre, nachdem der Personenverkehr ein- me stammt aus dem Jahr 1988. Auch hier handelt es sich um eine Sonderfahrt, Fotos: Stadtarchiv gestellt worden war. denn zu dieser Zeit war der Personenverkehr bereits eingestellt. Von Sabine Hecker RHEDE. Der letzte Zug war eine Museumslok. Die dampfte vor genau 25 Jahren durch Rhede. Mit der Sonderfahrt ging das Eisenbahn-Zeitalter auf der Strecke zwischen Bocholt und Rhedebrügge zu Ende. Im Rheder Bahnhof fuhr an diesem Tag zum allerletzten Mal ein Zug ein. Knapp drei Monate später baute die Bahn die ersten Schienen in Rhede ab. Damit endete ein Kapitel Rheder Geschichte, das 1902 begonnen hatte. Am 1. August 1902 startete der Eisenbahnbetrieb auf der Strecke Bocholt-RhedeBorken. Damals fuhr der erste Zug aus Richtung Rees- Empel kommend in den Bahnhof ein. Für die Rheder sei das ein großes Ereignis gewesen, schreibt Chronist Theodor Große-Venhaus. „Rhede hatte von da an Verkehr mit der Außenwelt.“ Reisen wird einfacher Der Verkehr am und rund um den Bahnhof habe stetig zugenommen. Am Bahnhof und auch in der Bahnhofsgaststätte sei immer Betrieb gewesen, berichtet GroßeVenhaus. Viele Berufstätige, die nach Bocholt zur Arbeit mussten, nutzten die Bahn. Zumal viele noch kein Fahrrad gehabt hätten. Reisen oder auch einfach nur Fahrten zum Einkaufen wurden leichter. Vor allem auch einige Unternehmen hatten schon lange auf den Anschluss ans Bahnnetz gedrängt. Sie profitierten, weil sie ihre Güter mit der Bahn schneller und preisgünstiger transportieren konnten als mit Pferdefuhrwerken. Im Jahr 1927 brannte das erste Bahnhofsgebäude ab. Zwei Jahre später entstand der heutige zweigeschossige Ziegelsteinbau, der seit 1989 unter Denkmalschutz steht und seitdem von der Arbeiterwohlfahrt genutzt wird. Mitte der 60er-Jahre wurden Überlegungen der Bahn bekannt, die Strecke Isselburg-Bocholt-Borken-Coesfeld stillzulegen. Die Rheder Verwaltung und der Rat pro- testierten. Der damalige Amtsdirektor Arping befürchtete „unabsehbar große nachteilige Folgen“ für Rhede. Doch aller Protest half nichts. Im Mai 1974 stellte die Bundesbahn den Reiseund Personenverkehr ein. Nur noch Güterzüge Danach fuhren nur noch Güterzüge auf den Gleisen. Die Bahnverbindung Bocholt-Borken riss im Sommer 1982 endgültig ab. Damals baute die Bahn die Schienen zwischen Borken und Rhedebrügge ab. Danach fuhren nur noch Bedarfsgüterzüge von Bocholt nach Rhede und Rhedebrügge. Vor 25 Jahren schließlich legte die Bahn die Strecke still. Die Rheder Betriebe hatten laut Stadtdirektor Hermann Bode kein Interesse an einer weiteren Nutzung der Bahnlinie. Bereits einige Jahre zuvor hätte eine Umfrage im Gewerbegebiet „null Resonanz“ gehabt. Güterverkehr auf der Schiene war nicht mehr gefragt. Nach der Stilllegung schuf die Bahn bald Fakten – im August vor 25 Jahren ließ sie 239 Meter Schienen abbauen, um sie zu verkaufen. Inzwischen ist die ehemalige Trasse im Besitz der Stadt. Wo vor einem Vierteljahrhundert der letzte Zug rollte, sollen in ein paar Jahren Radfahrer über einen Radschnellweg fahren. Die Planungen laufen.
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