van Dyck zugeschriebenen Hl. Hieronymus. Alle drei Gemäl- Das Kunstwerk des Monats August 2016 de zählten zu den größten Formaten der Großherzoglichen Jacob (Jacques) Jordaens, Die Wunder des Hl. Dominikus, um 1640–1645 Gemäldegalerie und lassen sich heute im Augusteum wieder gemeinsamen in einem Ausstellungsraum bewundern. Literatur: zur Legende des Hl. Dominikus: - Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, Heidelberg 1979, S. 538–558 allgemein zur Kunst von Jordaens: - Max Rooses, Jordaens leven en werken, Amsterdam/Antwerpen 1906 - Roger-Adolf d’Hulst, Jacob Jordaens. Aus dem Niederländischen übersetzt von Karl Jacobs, Stuttgart 1982 - Roger-Adolf d’Hulst/Nora de Poorter/Marc Vandenven, Jacob Jordaens (1593–1678), 2 Bde., Ausstellungskatalog Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen 1993 - Birgit Ulrike Münch/Zita Ágota Pataki (Hg.), Jordaens. Genius of Grand Scale – Genie großen Formats, Stuttgart 2012 - Alexis Merle du Bourg u.a., Jordaens (1593–1678), Ausstellungskatalog Petit Palais, Paris 2013–2014 zu der St. Petersburger Vergleichszeichnung: - Roger-Adolf d’Hulst, Jordaens Drawings, 4 Bde., Brüssel 1974, Bd. 2, S. 431–432, A 365, Abb. Bd. 4, Nr. 383 zur Aufwertung von Jordaens als übernationalen und gelehrten Maler: - Justus Lange/Irene Schaudies/Joost Vander Auwera, Jordaens und die Antike, Ausstellungskatalog Brüssel/Kassel 2012–2013 zu den Verzeichnissen der Großherzoglichen Gemäldegalerie: - Friedrich von Alten, Verzeichniss der Gemälde, Gypse und Bronzen in der Grossherzoglichen Sammlung zu Oldenburg, Oldenburg 1890, S. 69–70, Nr. 147 zur Bewertung von Bode und Schmidt-Degener: - Wilhelm Bode, Die Grossherzogliche Gemälde-Galerie zu Oldenburg, Wien 1888, S. 75 - Abraham Bredius/Frederik Schmidt-Degener, Die Grossherzogliche Gemaelde-Galerie im Augusteum zu Oldenburg. 41 Reproductionen in Photogravure, Oldenburg 1906, S. 26 Fotos: Sven Adelaide, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg Niedersächsische Landesmuseen Oldenburg Schloss - Augusteum - Prinzenpalais Damm 1, 26135 Oldenburg Telefon (04 41) 220 73 00 Fax (04 41) 220 73 09 [email protected] www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de Schloss - Augusteum - Prinzenpalais Das Kunstwerk des Monats August 2016 wurden, und es war Jordaens, der das Lustschloss der Oranier, Jacob (Jacques) Jordaens das Paleis Huis ten Bosch in Den Haag, mit einer monumentalen Verherrlichung von Statthalter Frederik Hendrik schmücken Die Wunder des Hl. Dominikus, um 1640–1645 durfte. Nach dem Tod von Rubens und van Dyck beherrschte Leinwand, 315 x 218 cm Jordaens den Antwerpener Kunstmarkt fast vier Jahrzehnte Inv. 15.619 lang und produzierte mit Hilfe einer gut organisierten Werkstatt zahlreiche Werke für verschiedenste Auftraggeber. Text: Sebastian Dohe Das Oldenburger Altargemälde zeigt die besonderen Merkmale von Jordaens‘ Kompositionsweise: Die Figuren sind additiv zueinander komponiert und bewegen sich alle auf einem Betritt man heute das Augusteum und wendet sich ne, dass es sich aus dem Gemälde herauszulehnen scheint schmalen Raumstreifen wie in einem Relief. Dadurch werden dem Erdgeschos- und dadurch aus seinem Bildraum in den Betrachterraum Tiefenlinien nur spärlich eingesetzt, was wiederum die Erwei- ses zu, fällt der Blick von weitem auf ein großforma- überzutreten scheint, um die Menschen unter sich zu seg- terung der Komposition problemlos ermöglicht. Nach links und tiges Gemälde mit einer imposanten, religiösen Szene nen. Nicht auszuschließen ist, dass diese Kompositionswei- rechts, oben und unten ist die Komposition beliebig erweiter- se auf einen konkreten Raum hin abgestimmt war, in dem bar: So ließe sich am unteren Ende einfach ein weiteres Stück Erhöht und von wolkigem Rauch umfangen blickt der Hl. die Leinwand als Altargemälde diente. Typisch für Jordaens Leinwand annähen und die Treppenstufen nach unten hin wei- Dominikus auf eine Menschenmenge zu seinen Füßen nie- ist die Darstellung zahlreicher unterschiedlicher Menschen termalen, um mehr Figuren Platz zu bieten, deren Köpfe dann der. Neben seinem schwarzweißen Ordenshabit mit goldener verschiedenen Alters und Geschlechts, die er teils mit ex- in die obere Szene hineinragten. Tatsächlich zeigt der nähere Stola zeichnen ihn eine Taube auf seiner rechten Schulter als zentrischen und typisierten Gesichtsausdrücken versah. Blick auf das Gemälde, dass es aus mehreren Leinwandstü- größten Ausstellungsraum des Symbol des Hl. Geistes und eine aus seiner stigmatisierten Richard tom Dieck (?) nach Jordaens, Hl. Dominikus, Ende 19. Jh., Federzeichnung, 41,3 x 28,2 cm, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg cken besteht, was in Jordaens‘ Gemälden häufig vorzufinden men, Bewegung und Farbe den Ernst und die religiöse Stim- linken Hand aufblühende Rose aus. Während sich hinter ihm Jacob (Jacques) Jordaens (1593–1678) gehört nach Peter ist. Seine Kompositionsweise konnte sich jedem Format und mung, welche durch den Gegenstand geboten sind.“ Ähnlich eine monumentale, antikisierende Architektur mit einem Bild Paul Rubens (1577–1640) und dessen wichtigstem Schüler jedem geforderten Maß an Fülle anpassen, was sie überaus er- abwertend klang der spätere Direktor des Museums Boijmans der Muttergottes über dem zentralen Bogen erhebt, blicken Anthonis van Dyck (1599–1641) zu den drei großen Antwer- folgreich machte. Das Konzept der Fülle (lat. copia) war eine Van Beuningen in Rotterdam, Frederik Schmidt-Degener links und rechts aus logenartigen Öffnungen alte Herren auf pener Malern des 17. Jahrhunderts. In der kunsthistorischen Kategorie, in der man in der Frühen Neuzeit Kunst bewerten (1881–1941), der Jordaens hinter Rubens hintanstellte: „Was die Menschen herab, die sich auf Stufen versammelt haben Forschung stand er lange im Schatten der beiden anderen konnte, und sie muss als eine zentrale Eigenschaft von Jor- der Darstellungskraft Rubens [sic] gelingt, bringt Jordaens noch und flehend zu dem Heiligen aufschauen. Ein alter Mann auf Künstler und wurde zu einem flämischen Nationalmaler sti- daens‘ Kunst interpretiert werden. Wie flexibel diese Kompo- nicht fertig: die Composition ist unklar, der Architektur fehlt einer Trage reckt seine Hand empor, ein Mann daneben lüf- lisiert. Während Rubens und van Dyck als Künstler von ge- sitionsweise war, zeigt sich auch durch die Verwertung von das Grossartige, das Ganze ist gedrängt und hart in der Far- tet seinen Sargdeckel und eine Frau bringt einen Besessenen hobenem Stil und Anspruch galten, als Edelmänner, die Jordaens‘ Entwurfszeichnungen: Eine Vorzeichnung für die bengebung. Dazu sind viele Typen oberflächlich und rauh […].“ heran, der von einem Jungen am Bein festgehalten werden sich der Aristokratie nahehielten, wies man Jordaens einen Wunder des Hl. Dominikus verwertete Jordaens selbst wei- muss. Links suchen eine alte und junge Frau mit zwei Kin- einfachen, derben Stil zu, der auf die Werte und Bedürfnis- ter, um sie 1660 für ein anderes Motiv zu nutzen, die Darstel- Als die Großherzogliche Gemäldegalerie 1918 aufgelöst wur- dern Hilfe. Am unteren Bildrand, von einem Hund neugierig se flämischer Bürger zugeschnitten war. Dazu gehörte, dass lung des wundertätigen Christus (Eremitage, St. Petersburg). de, blieb dieses Gemälde zusammen mit etwa 240 weiteren beäugt, liegt ein Kleinkind von aschfahler Hautfarbe am Bo- Kunsthistoriker Jordaens mit dem flämischen Vornamen „Ja- den, das offenbar bereits gestorben ist, aber durch die Wun- cob“ zu nennen pflegten. Dabei beherrschte er selbst sowohl Wie genau das Gemälde nach Oldenburg transportiert wurde nommen zu werden. Die wertvollsten Gemälde wurden vom dertätigkeit des Heiligen von den Toten erweckt werden wird. Französisch als auch Niederländisch und unterschrieb einen und aus welcher Kirche es ursprünglich stammte, ist noch un- Großherzog außer Landes zum Verkauf gebracht. Das Altar- niederländischen Brief bewusst mit dem Vornamen „Jacques“. klar. Als Erwerbungsdatum ist in den Galerieverzeichnissen das gemälde bildet eine glückliche Ausnahme: Obgleich der Di- Perspektivische Tricks beleben die Szenerie: Die Tiefenlini- Polyglotte und übernationale Merkmale, die für Künstler der Jahr 1820 überliefert. Im Augusteum faszinierte es als Studien- rektor der Hamburger Kunsthalle, Gustav Pauli (1866–1938), en der Architektur sind untersichtig angelegt, sodass der Frühen Neuzeit nicht ungewöhnlich sind, die man aber eher objekt: Eine Federzeichnung, wahrscheinlich Richard tom Dieck es mit einem Wert von 70.000 Mark bezifferte und es damit Betrachter das Gefühl nachvollziehen kann, zu dem Heili- dem vielgereisten Diplomaten Peter Paul Rubens zutraute, (1862–1943) zugeschrieben, Galeriekonservator Ende des 19. zu den zwanzig teuersten Werken der Gemäldegalerie zählte, gen aufzuschauen, und zugleich ist der Blick leicht aus der galten also auch für Jordaens. Er war darüber hinaus deutlich Jahrhunderts, belegt diese Faszination. Wilhelm Bode (1845– muss das große Format vor einem möglichen Abtransport ab- Mittelachse heraus nach links verschoben, sodass der Hei- gelehrter als gemeinhin angenommen und setzte sich nicht 1929), der über die Gemäldegalerie ein eigenes Buch verfasste, geschreckt haben. In dem im Oldenburger Schloss eingerich- lige leicht links neben der Mitte steht. Dadurch gewinnt ausschließlich mit bäuerlichen Szenen und der Visualisie- stand allerdings bereits im Bann der Kunstwissenschaft des teten Landesmuseum hing es zunächst mit der noch größeren die Komposition trotz der wuchtigen Monumentalität an rung von Sprichworten auseinander, sondern bediente eben- späten 19. Jahrhunderts, die Jordaens zu einem nachrangigen Beweinung Christi von Luca Giordano zusammen und ab 1925 Lebendigkeit. Außerdem beugt sich das Christuskind in so routiniert antike Mythologie wie religiöse Themen. Seine Künstler machte: „Auch hier stört die Übertreibung in For- .dem Madonnengemälde über dem Bogen soweit nach vor- mit einem aus den Niederlanden zurückgekauften, Anthonis Werke waren so begehrt, dass sie bis nach Italien geliefert in Oldenburg, um in das Landesmuseum Oldenburg über-
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