Sector Research Aviation Compact 1. August 2016 Ende des Booms: Europas Airlines stellen sich auf schwierigere Zeiten ein Luftverkehrsnachfrage und –angebot in Europa 8.0% 7.0% 6.0% 5.0% 4.0% 3.0% 2.0% 1.0% 0.0% -1.0% -2.0% Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai 15 15 15 15 15 15 15 15 15 15 15 15 16 16 16 16 16 Nachfrage (RPK-Wachstum) Angebot (ASK-Wachstum) Quelle: IATA (Stand: Mai 2016) Yield-Entwicklung (US-cent pro RPK) 18.0 16.0 14.0 12.0 10.0 8.0 6.0 Kurzstrecke (weltweit) USA - Europa Asien - Europa Quelle: Bloomberg Aktienkursentwicklung Turkish Airlines / Pegasus Quelle: Yahoo Finance (Stand: 29.07.2016) Vegleich Flugzeugflotte im Dienst und in Bestellung 297 Eigentlich hätte 2016 für die europäischen Fluggesellschaften ein weiteres Boom-Jahr mit steigenden Gewinnen und einer überdurchschnittlich hohen Luftverkehrsnachfrage werden sollen, so prophezeite es zumindest der Branchenverband IATA 1 noch in seiner Juni-Prognose. Allerdings lassen die Terroranschläge (u. a. Brüssel, Istanbul und Nizza), sowie die Folgen des „Brexits“ und die des fehlgeschlagenen Militärputsches in der Türkei hiesige Airlines – sowohl Linienfluggesellschaften als auch Low-cost Carrier – skeptischer in die Zukunft blicken. Als Reaktion auf gestiegene politische und wirtschaftliche Unsicherheit haben zahlreiche europäische Airlines (u. a. easyJet, Lufthansa und IAG) ihre Gewinnprognosen gesenkt. Zudem belasten Überkapazitäten und die daraus resultierenden Preiskämpfe die Branche, weshalb die Lufthansa bereits im Mai ihre Wachstums2 pläne adjustiert hat. Passend zur Entwicklung der europäischen Airlines kommentierte Robin Byde (Analyst bei Cantor Fitz3 gerald): “We’re at the end of the big bull run for earnings.” Die Türkei als größter Krisenverlierer Nach zahlreichen Terroranschlägen in den vergangenen Monaten leidet die Türkei besonders unter der Zurückhaltung der Touristen. Im Juni reisten nach Angaben des türkischen Tourismusministeriums rund 2,4 Millionen ausländische Besucher an den Bosporus und damit rund 41 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Dies ist der stärkste Rückgang seit 22 Jahren. Unberücksichtigt in diesen Zahlen sind allerdings noch politische und gesellschaftliche Folgen des gescheiterten Militärputsches. Es ist u. E. davon auszugehen, dass dieser Negativtrend in den nächsten Monaten anhalten bzw. sich ggf. verschärfen wird. Als Reaktion auf diese Entwicklungen hat u. a. Thomas Cook sein Reiseangebot in die Türkei weiter reduziert und freie Kapazitäten in Richtung Spanien, Griechenland, Bulgarien, Kuba und 4 die USA allokiert. Aber nicht nur auf die Touristikunternehmen hat die derzeitige Situation in der Türkei drastische Folgen, sondern auch die Expansionskurse von u. a. Turkish Airlines (+21% ASK) und Pegasus (+20% ASK) in 2016 dürften damit in Frage stehen. 5 180 79 63 25 Turkish Airlines Europas Airlines in Katerstimmung Pegasus Im Dienst SunExpress In Bestellung Quelle: Ascend (Stand: 29.07.2016) 38 Marktteilnehmer erwarten in diesem Kontext, dass von den drei großen Fluggesellschaften in der Türkei insbesondere die nicht staatliche Fluggesellschaft Pegasus von den wirtschaftlichen Folgen eines länger anhaltenden Nachfragerückgangs negativ betroffen sein könnte. Eine Rezession des türkischen Tourismus wird auch an der halbstaatlichen Turkish Airlines und seinem Lufthansa Joint-Venture „SunExpress“ nicht spurlos vorbeigehen. Allerdings wird erwartet, dass die türkische Regierung bei einer länger anhaltenden Krise speziell Turkish Airlines finanziell unterstützten wird. Wir bitten um Beachtung der besonderen Hinweise auf den letzten Seiten dieser Studie. Aviation Compact 01. August 2016 Entwicklung Wechselkurse: GBP/EUR & GBP/USD In Verbindung mit dem sich abzeichnenden anämischen Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren, erwarten Marktteilnehmer eine vergleichbare Entwicklung wie nach der Fi6 7 nanzkrise 2009. Der Branchenverband IATA schätzt in einer ersten Analyse, dass die Luftverkehrsnachfrage in Großbritannien im Jahre 2020 in Folge eines geringeren Wirtschaftswachstums sowie Abwertung des GBP zwischen drei bis fünf Prozent geringer ausfallen dürfte als noch vor der „Brexit“Entscheidung. Quelle: Yahoo Finance (Stand: 29.07.2016) Entwicklung Tourismus in UK nach 2009 Quelle: Euromonitor6 Prozentuales Kapazitätsverteilung (ASK) in 2016 58% 49% 36% 25% 24% 16% 14% 4% easyJet British Airways Innerhalb der EU Lufthansa Air France-KLM Zwischen der EU und UK Quelle: IATA7 Quellennachweise 1 http://www.iata.org/whatwedo/Documents/economics/Centralforecast-mid-year-2016-tables.pdf 2 http://www.ft.com/fastft/2016/05/03/lufthansa-trims-capacity-plans-asit-posts-q1-net-loss/ 3 http://www.ft.com/cms/s/0/b9382b18-4f39-11e6-88c5db83e98a590a.html 4 http://www.handelsblatt.com/unternehmen/dienstleister/thomas-cooktuerkei-krise-trifft-reisekonzern-hart/13938932.html 5 http://dashboard.flightglobal.com/app/#/articles/427981?context= newsstream 6 http://blog.euromonitor.com/2016/07/brexit-requires-radical-rethink-tosafeguard-uk-travel-and-tourism.html 7 http://www.iata.org/whatwedo/Documents/economics/ impact_of_brexit.pdf 8 http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handelkonsumgueter/ryanair-und-der-brexit-auch-easyjet-warnt-vorhaerteren-zeiten/13921766-2.html 9 http://dashboard.flightglobal.com/app/#/articles/427634?context= newssearch 10 Als Reaktion auf diese Entwicklungen haben so gut wie alle in Großbritannien engagierten Fluggesellschaften und Reiseveranstalter Gewinnwarnungen und zum Teil Kapazitätsreduktionen bekannt gegebenen. Besonders betroffen sind easyJet und British Airways, die beide ein hohes UK-Exposure haben und damit besonders an der wirtschaftlichen Entwicklung des Vereinigten Königreichs hängen. Gem. Aussage von Carolyn McCall (CEO easyJet) befindet sich die Luftfahrtbranche in Großbritannien „in einer der schwierigsten Phasen seit Lan8 gem“. Ryanair rechnet damit, dass die politische und wirtschaftliche Unsicherheit in Folge des „Brexit“ rund zwei bis vier Jahre anhalten dürfte. In dieser Zeit will Ryanair daher vor allem außerhalb Großbritanniens wachsen. 1% 0% Ryanair „Brexit“-Folgen verstärken den Druck auf die Airlines Darüber hinaus haben die Airlines mit den Auswirkungen der „Brexit“-Entscheidung zu kämpfen. Auch wenn die mittel- bis langfristigen Folgen, abseits der von vielen Ökonomen erwarteten Rezession, derzeit noch unabsehbar sind, haben die Schwankungen des britischen Pfunds (GBP) einen unmittelbaren Effekt auf die Kaufkraft und damit auf die Nachfrage nach Flugreisen. http://dashboard.flightglobal.com/app/#/articles/427765?context= newssearch Aufgrund der gestiegenen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit in Europa passen auch die Fluggesellschaften jenseits des Atlantiks ihre Kapazitätsplanungen an. Zum Winter 2016 wollen American Airlines, Delta Airlines und United Airlines ihre Sitzplatzangebote in Richtung Großbritannien um zwei 9 bis sechs Prozent reduzieren. Steht der zyklisch bedingte Abschwung bevor? Ein weiteres Indiz dafür, dass der Luftfahrt-Boom in den entwickelten Volkswirtschaften (u. a. Europa und Nordamerika) seinen Höhepunkt erreicht zu haben scheint, deuten zudem die Entwicklungen in Nordamerika an. Unabhängig von den jüngsten Geschehnissen in Europa haben die nordamerikanischen Fluggesellschaften seit geraumer Zeit mit Überkapazitäten zu kämpfen, die auf die zu erzielenden Ticketpreise und damit Erträge drücken. In der Folge haben American, Delta und United in den vergangenen Wochen ihre Flugzeugbestellungen teilweise um mehrere Monate verschoben. Besonders die Ankündigung von American Airlines, 22 bestellte A350 im Schnitt 26 Monate später in Empfang zu nehmen, sorgt für Befürchtungen, dass sich die Airline-Industrie nach den Boom-Jahren langsam auf einen 10 zyklisch bedingten Abschwung einstellen muss. NORD/LB Sector Research Seite 2 von 4 Aviation Compact 01. August 2016 Ansprechpartner und Autoren der Studie Sector & Regional Research Dr. Martina Noß +49 (511) 361-8701 Leiterin Sector & Regional Research / Aviation [email protected] Daniel Weiß +49 (511) 361-9526 Aviation (Autor der Studie) [email protected] Sylvia Beuing +49 (511) 361-6391 Real Estate [email protected] Dennis Dasselaar +49 (511) 361-6845 Shipping [email protected] Thomas Wybierek +49 (511) 361-2337 Shipping [email protected] Dr. Eberhard Brezski +49 (511) 361-2972 Regionalwirtschaft [email protected] Natalja Kenkel +49 (511) 361-9315 Regionalwirtschaft [email protected] Martin Kerl +49 (511) 361-8449 Support [email protected] Philip M. Tantow +49 (511) 361-6398 Shipping & Aviation [email protected] Flugzeugfinanzierungen Harald Brauns +49 (511) 361-2049 Leiter Flugzeugfinanzierung / Triebwerks- und Business JetFinanzierungen [email protected] Oliver Gruenke +49 (511) 361-8965 Leiter Flugzeugfinanzierung I [email protected] Birgit Sygusch +49 (511) 361-8966 Leiterin Flugzeugfinanzierung II [email protected] +49 (511) 361-6309 Leiter Kredit Asset Management [email protected] Kredit Asset Management Christoph Schellkes Financial Markets Sales Sales Sparkassen /Regionalbanken +49 (511) 9818-9400 Sales RM Öff. KD, Bund, Länder +49 (511) 9818-4420 Sales MM/FX +49 (511) 9818-9460 Sales RM Vers., AM, KAG +49 (511) 9818-5553 Sales RM Banken, Sparkassen +49 (511) 9818-5656 Corporate Sales Sales Schiffe / Flugzeuge +49 (511) 9818-8150 Sales Firmenkunden +49 (511) 9818-4003 Sales Immobilien +49 (511) 9818-8150 Corporate Sales FX/MM +49 (511) 9818-4006 Sales Strukt. Finanzierung +49 (511) 9818-8150 Origination Corp. +49 (511) 361-4590 Beteiligungsprodukte +49 (511) 361-2438 Weitere Ansprechpartner Origination Fin.Inst +49 (511) 361-6600 NORD/LB Sector Research Seite 3 von 4 Aviation Compact 01. August 2016 Wichtige Hinweise Die vorstehende Studie ist erstellt worden von der NORDDEUTSCHEN LANDESBANK GIROZENTRALE („NORD/LB“). Die NORD/LB unterliegt der Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), Sonnemannstraße 20, 60314 Frankfurt am Main und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Graurheindorfer Straße 108, 53117 Bonn sowie Marie-Curie-Straße 24-28, 60439 Frankfurt am Main. Diese Studie und die hierin enthaltenen Information en wurden ausschließlich zu Informationszwecken erstellt und wer den ausschließlich zu Informationszwecken bereitgestellt. Es ist nicht beabsichtigt, dass die Studie einen Anreiz für Investitionstätigkeiten darstellt. Sie wird für die persönliche Information des Empfängers mit dem ausdrücklichen, durch den Empfänger anerkannten Verständnis bereitgestellt, dass sie kein direktes oder indirektes Angebot, keine Empfehlung, keine Aufforderung zum Kauf, Halten oder Verkauf sowie keine Aufforderung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Wert papieren oder anderen Finanzinstrumenten und keine Maßnahme, durch die Finanzinstrumente angeboten oder verkauft werden könnten, darstellt. Alle hierin enthaltenen tatsächlichen Angaben, Informationen und getroffenen Aussagen sind Quellen entnommen, die von uns für zuverlässig erachtet wurden. Da insoweit allerdings keine neutrale Überprüfung dieser Quellen vorgenommen wird, können wir keine Gewähr oder Verantwortung für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hierin enthaltenen Informationen übernehmen. Die aufgrund dieser Quellen in der vorstehenden Studie geäußerten Meinungen und Prognosen stellen unverbindliche Werturteile unserer Analysten dar. Veränderungen der Prämissen können einen erheblichen Einfluss auf die dargestellten Entwicklungen haben. Weder die NORD/LB, noch ihre Organe oder Mitarbeiter können für die Richtigkeit, Angemessenheit und Vollständigkeit der Informationen oder für einen Renditeverlust, indirekte Schäden, Folge- oder sonstig e Schäden, die Personen entstehen, die auf die Informationen, Aussagen oder Meinungen in dieser Studie vertrauen (unabhängig davon, ob diese Verluste durch Fahrlässigkeit dieser Personen oder auf andere Weise entstanden sind), die Gewähr, Verantwortung oder Haftung übernehmen. Die vorstehenden Angaben beziehen sich ausschließlich auf den Zeitpunkt der Erstellung dieser Unterlag en und können sich jederzeit ändern, ohne dass dies notwendig angekündigt oder publiziert wird. Eine Garantie für die fortgeltende Richtigkeit der Angaben wird nicht gegeben. 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