Ansprache Seiner Königlichen Hoheit des Erbgroßherzoges von Luxemburg anlässlich Seines Besuches in Lubiąż (Leubus) am 23. Juli 2016 Herr Woiwode, Herr Marschall, Herr Bürgermeister, Herr Dorfvorsteher, Liebe Bürger von Lubiąż Eure Exzellenzen, Herr Pfarrer, Léif Lëtzebuerger, Es ist der Erbgroßherzogin und mir eine große Ehre heute in Lubiąż zu sein, um den Luxemburgern zu gedenken, die zwischen September 1942 und Januar 1943 von der deutschen Zivilverwaltung nach Leubus zwangsumgesiedelt wurden. Das Kloster von Lubiaz nimmt einen besonderen Platz in der luxemburgischen Geschichte ein. Es ist ein „Ort der Erinnerung“, ebenso wie das Konzentrationslager in Auschwitz oder das Gefängnis in Slonsk, wo im Januar 1945 mehr als hundert junge Luxemburger erschossen wurden. Leid kennt keine Grenzen, keine Nationalitäten – dennoch sind solche Erinnerungsstätten für unsere Völker von grösster Bedeutung. In Polen forderte der zweite Weltkrieg seinen höchsten Tribut. Als Opfer des Naziterrors wird sich das luxemburgische Volk dessen immer erinnern. Von den 250 Familien die nach Leubus umgesiedelt wurden, haben mindestens acht von meinen Mitbürgern nicht überlebt. Fünf von ihnen haben in Leubus ihre letzte Ruhestätte gefunden. Aber auch für die anderen ging im Januar 1943 der Leidensweg weiter. Sie wurden in verschiedene Internierungslager, wie etwa Bobernstein oder Hirschberg, verlegt. Und auch unter ihnen gab es viele Luxemburger, die ihre Heimat nie wiedergesehen haben. Ihnen Allen gedenken wir heute. Vor 74 Jahren haben die deutschen Besatzer damit anfangen, Luxemburger an die Ostgrenzen des damaligen deutschen Reiches umzusiedeln, unter anderem zur Zwangsarbeit. Mitnehmen durften die Zwangsarbeiter nur das, was sie zu tragen vermochten. Ihre Häuser und anderen Besitztümer wurden beschlagnahmt. Der Umsiedlungsbefehl war für das Luxemburger Volk ein zusätzlicher Schicksalsschlag, denn er erfolgte kurz nach der Zwangsrekrutierung junger Luxemburger in die deutsche Wehrmacht und der Deportation unserer jüdischen Mitbürger in die deutschen Todeslager. In vielen Fällen gab es hier noch sogar eine zusätzliche Dimension des Leidens – oft wurden eben jene Familien, deren Söhne sich dem Kampf in der fremden und verhassten Uniform entzogen hatten, vorzugsweise nach Osten umgesiedelt und in Sippenhaft genommen. All dies geschah damals, unter dem Deckmantel einer grausamen und barbarischen Ideologie, die heute hoffentlich für alle Ewigkeit aus unserer Realität verbannt ist. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass nationalistisches und rassistisches Gedankengut uns nie wieder in solch tiefe, menschenverachtende Abgründe stürzt. Liebe Bürger von Lubiąż Die Erbgroßherzogin und ich sind heute nach Lubiąż gekommen, um den luxemburgischen Opfern der Zwangsumsiedlung zu gedenken. Wir werden dies auch in Kürze auf dem Friedhof vor der Kirche und an der Gedenkstätte vor dem früheren Kloster tun, also vor genau jenen Mauern, die von den Deutschen zweckentfremdet wurden. Wir sind aber auch nach Lubiąż gekommen, um Euch allen zu danken. Sie, die Bürger von Lubiąż („Lubiongch“), sind es, die die Grabstätte unserer Luxemburger Mitbürger über Jahrzehnte lang erhalten und gepflegt haben. Hiermit haben Sie dafür gesorgt, dass das Schicksal all jener Menschen, die hier interniert waren, nicht in Vergessenheit gerät. Dafür werden wir – dafür wird Luxemburg – Ihnen ewig dankbar sein. Ich bin mir auch sicher, dass die Luxemburger Jugendlichen, die heute auch hier bei uns sind, ihren Teil dazu beitragen werden, diese tragischen Geschichten weiter zu erzählen. Sie dürfen nicht vergessen werden. Ich danke Ihnen.
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