Winfried Engel, Fulda Kath. Kirche hr4, „Übrigens“ Dienstag, 02.08.2016 „Ich glaub´ nix, mir fehlt nix!“ Das Internet ist der Jugend wichtiger als Gott! Diese Überschrift fiel mir vor wenigen Wochen beim Zeitungslesen ins Auge.1 Und dann folgte die Information über eine Studie, aus der erste Ergebnisse veröffentlicht worden waren: „Junge Menschen können sich mehrheitlich ein glückliches Leben ohne Kinder, Auto und Gott vorstellen – nicht aber ohne Internet.“ Eine Mehrheit der zwischen 18 und 34 Jahre alten Befragten habe so geantwortet. Ein Glücklich sein ohne Gott sei hingegen für etwa 80 % dieser Altersgruppe denkbar. – Glücklich sein ganz ohne Gott, diese Meldung hat mich erschreckt. Als einer, für den Gott sein Leben lang eine wichtige Rolle gespielt hat und spielt, eine alarmierende Nachricht. Woran mag das liegen, dass jüngere Menschen so etwas sagen? Die Frage ist für mich natürlich nicht neu! Wenn ich in die Gottesdienste meiner Gemeinde schaue, dann sehe ich meist keine jüngeren Menschen. Und dass diese mit der christlichen Botschaft nur schwer zu erreichen sind, weiß ich aus meiner früheren Tätigkeit als Religionslehrer. Doch 80 Prozent, das ist ein Wert, den ich niemals vermutet hätte. Und so lässt mich die Frage nach den Ursachen eines solchen Befundes nicht los. Einen Hinweis, in welcher Richtung nach einer Antwort gesucht werden könnte, bekam ich vor vielen Jahren durch einen Aufsatztitel: „Ich glaub` nix, mir fehlt nix!“2, so hatte der Autor das Zitat eines Schülers übernommen. Dieser Titel ging mir nie mehr aus dem Kopf. Plausibel klingt das: Wenn mir nichts fehlt, warum soll ich dann etwas oder an etwas glauben? Diese Feststellung wirft aber sofort die Frage auf, warum jungen Menschen ohne Glaube an Gott nichts fehlt. Dafür muss es doch Gründe geben! - Vielleicht spürt man bei den Menschen, die an Gott glauben, zu wenig oder gar nicht, dass ihnen das in ihrem Leben hilft? Dass sich in ihrem Leben etwas ändert, wenn Gott wegfallen würde! – So könnte eine Antwort auf die Frage, warum junge Menschen sagen, man könne ohne Gott glücklich sein, lauten: Es mangelt an Beispielen, an Beispielen, die spüren lassen, wie bedeutsam Gott für das tägliche Leben sein kann, dass man mit ihm und im Glauben an ihn besser lebt. Ich weiß, dass es diese Beispiele gibt. Leider sind sie zu wenig wahrnehmbar! 1 Frankfurter Neue Presse, 24. Mai 2016 – Online-Jugendstudie „Generation What?“, läuft noch bis November 2016, koordiniert von der Europäischen Rundfunkunion (EBU). 2 Franz Wendel Niehl, „Ich glaub´ nix, mir fehlt nix!“ - !“ – Religiöse Erziehung im Zeitalter der Indifferenz, Katech. Blätter 116 (1991), S. 841-846
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