Inhalt Mein Gesprächsverhalten .................................................................................................................................. 2 Das JOHARI – Fenster (Vier Stufen der Zusammenarbeit) ................................................................................. 3 Feedback ............................................................................................................................................................ 7 Richtlinien für das Geben von Feedback ....................................................................................................... 7 Richtlinien für das Empfangen von Feedback ............................................................................................... 8 Polaritätsprofil ................................................................................................................................................. 10 Arbeitsblatt zur Auswertung und Interpretation der Polaritätsprofile: ........................................................... 11 Fragen zur persönlichen Betrachtung des Selbst- und Fremdbildes ........................................................... 12 Vorbereitung auf ein gemeinsames Vorstellungsgespräch .............................................................................. 14 Körpersprache – Unsere Wirkung im Gespräch ............................................................................................... 15 Grundlagen der Kommunikation ...................................................................................................................... 19 Das Kommunikationsdreieck ....................................................................................................................... 19 Der Weg zu einer erfolgreichen Kommunikation ........................................................................................ 21 Anleitung zum Sprechen:........................................................................................................................ 21 Anleitung zum Zuhören: ......................................................................................................................... 21 Soziale Wahrnehmung – Bewusstheitsrad....................................................................................................... 22 Die Anatomie einer Nachricht .......................................................................................................................... 26 Mit „vier Ohren“ empfangen ...................................................................................................................... 28 Übersetzungen von Nachrichten ..................................................................................................................... 32 Vier Seiten einer Nachricht .............................................................................................................................. 34 Problembesitz, Ich-Botschaft und aktives Zuhören ......................................................................................... 35 Ich-Botschaften ........................................................................................................................................... 39 Aktives Zuhören .......................................................................................................................................... 40 12 Straßensperren auf dem Weg zur Kommunikation ................................................................................ 41 Vier Arten des Zuhörens .................................................................................................................................. 43 Ich-Botschaft und aktives Zuhören .................................................................................................................. 47 Entscheidungsübung für Gruppen ................................................................................................................... 48 Eigenschaften eines guten Lehrers/einer guten Lehrerin ........................................................................... 49 Auswertung der Entscheidungsdiskussion .................................................................................................. 50 Allgemeine Diskussionstechnik ........................................................................................................................ 51 1. Schritte einer Diskussion ..................................................................................................................... 51 2. Häufig verwendete Diskussionstricks ................................................................................................. 52 3. Argumentationstechniken .................................................................................................................. 52 Wie unser Gehirn lernt ..................................................................................................................................... 54 Literaturverzeichnis.......................................................................................................................................... 59 Sprechen - Zuhören - Informieren 1 Mein Gesprächsverhalten Nehmen Sie sich bitte ca. 5 Minuten Zeit, um über die folgenden Anregungen nachzudenken. Machen Sie sich bitte stichwortartige Notizen zu den einzelnen Fragen. (Das Arbeitsblatt wird nicht eingesammelt, sondern bleibt bei Ihnen.) 1. Notieren Sie Ihre besonderen Stärken beim Sprechen und Zuhören. (Was fällt Ihnen leichter, Sprechen oder Zuhören?) 2. Welche Schwierigkeiten habe ich beim Sprechen? 3. Welche Schwierigkeiten habe ich beim Zuhören? 4. Was möchte ich gerne an meinem Gesprächsverhalten ändern? 5. Daher habe ich zum Thema „Gespräch" folgende Fragen: (Inhalte, die bei der Veranstaltung besprochen werden sollen) Sprechen - Zuhören - Informieren 2 Das JOHARI – Fenster (Vier Stufen der Zusammenarbeit) In der Kommunikation dominiert die Beziehungsebene immer die Inhaltsebene. Die Inhaltsebene (das WAS) entspricht im Allgemeinen der verbalen Kommunikation, die Beziehungsebene (das WIE) der nonverbalen Kommunikation, die die verbale begleitet. D. h. übertragen auf unsere alltägliche Erfahrung, wenn ich jemanden überzeugen will, komme ich in der Regel mit logischen Argumenten nicht aus. Der beste Inhalt nützt nichts, wenn die Beziehung gestört ist bzw. nicht hergestellt werden kann. Diese Erkenntnis ist vor allem für zwei Kommunikationsbereiche sehr wichtig: für die Arbeit in Gruppen und für das schwierige Gespräch. In Gruppen wird meist nur versucht, sachlich zusammenzuarbeiten, ohne etwas für die Beziehung zu tun. Das hat zur Folge, dass die Zusammenarbeit durch eine gestörte oder nicht vorhandene Beziehung blockiert wird (man findet immer "sachliche" Gegenargumente), Lösungen werden verschleppt oder gar unmöglich gemacht. Kritik z.B. hingegen wird nur angenommen, wenn die Beziehungsebene zwischen Kritikgeber und dem Feedbackempfänger stimmt. Ist sie gestört, wird Kritik abgewehrt und kann zu keiner konstruktiven Veränderung führen. Mit Hilfe des Johari-Fensters (von Joseph Luft und Harry Ingham), das die zwischenmenschlichen Beziehungen vereinfacht darstellt, erreichen wir ein verbessertes und vertieftes Verständnis der auf der Beziehungsebene wirksamen Kräfte. ICH anderen bekannt mir bekannt mir unbekannt I III Bereich der freien Aktivität Bereich des blinden Flecks II IV Bereich des Privaten Bereich der unbekannten Aktivität ANDERE anderen nicht bekannt Abb. A Sprechen - Zuhören - Informieren 3 Erläuterungen: Der Quadrant I, Bereich der freien Aktivität, enthält alle Verhaltensweisen, die sowohl mir als auch anderen bekannt sind. Z.B.: Ich weiß, wie ich ungefähr aussehe und wirke, auch meine Freunde/Freundinnen kennen so einige Ticks von mir, von denen auch ich weiß. Das bin also ich als öffentliche Person, mir selbst und anderen vertraut. Dies ist auch der gemeinsame Bereich mit anderen, wo Vertrauen entstehen kann. Durch Rückmeldung über meine Stärken und Schwächen setze ich mein Verhalten selbstbewusster ein. Der Quadrant II, Bereich des Privaten, enthält alle Verhaltensweisen, die mir bekannt und vertraut sind, den anderen jedoch unbekannt. Z.B. mein Privatleben, was ich über andere denke, meine geheimen Wünsche, meine Lebensgeschichte, soweit ich nichts darüber erzählt habe. Das bin also ich als Privatperson, mit meinen kleineren und größeren Geheimnissen. Ich entscheide, wie viel ich in den gemeinsamen Bereich (Quadrant I) einbringe und wo die Grenze ist (meine Intimsphäre). Der Quadrant III, Bereich des blinden Flecks, enthält alle Verhaltensweisen, die mir selbst nicht bekannt, anderen aber bekannt und vertraut sind. Z.B. alle meine mir nicht mehr bewussten Gewohnheiten, oft meine Fehler (die zwar allen anderen gut bekannt sind, mir selbst aber kaum bewusst werden). Mit diesen Verhaltensweisen habe ich eine Wirkung auf andere, kann sie aber nicht bewusst einsetzen (Fettnäpfchen vermeiden oder bewusst wirken). Der Quadrant IV, Bereich der unbekannten Aktivität, enthält alle Verhaltensweisen, die mir selbst und anderen unbekannt sind. Hierher gehört das Unbewusste, das Unterbewusste, das Verdrängte. Am Beginn einer Bekanntschaft ist der Quadrant I sehr klein. Es gibt daher auch nicht viel freie und spontane Interaktionen. Je besser ich den anderen/die andere kennenlerne, umso mehr vergrößert sich der Quadrant I und umso mehr schrumpft der Quadrant II. Wir sind freier, uns so zu benehmen, wie wir wirklich sind. Wir empfinden es als weniger notwendig, Dinge, die wir wissen oder fühlen, zu verbergen oder zu leugnen. Je größer der Quadrant I ist, umso offener und ehrlicher können Gespräche geführt werden. Wir sind eher bereit, Informationen von anderen über unseren Quadrant III anzunehmen, die unseren blinden Fleck aufhellen. Sprechen - Zuhören - Informieren 4 Daher zeigt uns das Johari-Fenster auch den Weg der Zusammenarbeit: I III I III II IV II IV Abb. B Abb. C Beginnende Gruppe-Beziehung Vertraute Gruppe-Beziehung Der Weg von Abb. B zu Abb. C geht über folgende 4 Schritte: 1. Schritt: Beziehung aufbauen Das Feld I wird in Richtung Feld II ausgedehnt (durch gemeinsame Erfahrungen, durch gegenseitiges Sich-Mitteilen, durch behutsames Vorgehen ...). 2. Schritt: Vertrauen Dieses muss wachsen können (im negativen Fall entsteht Misstrauen). Lerne ich den anderen/die andere gut kennen, stellt sich Vertrauen ein, und ich erzähle dem/der anderen viel über mich und meine Probleme. Ich muss auch bereit sein, dem/der anderen wirklich zuzuhören, denn Vertrauen und Mitteilung ist in einer partnerschaftlichen Beziehung gegenseitig. 3. Schritt: Offenheit Mit dem Vertrauen kommt die Offenheit, die nicht verletzend wirkt. Ich erreiche das Feld III (das Feld I vergrößert sich damit neuerlich). Alles, was über den Bereich III (blinder Fleck) gesagt wird, wird angenommen - entsprechend den Regeln für ein gutes Feedback. Sprechen - Zuhören - Informieren 5 An den Reaktionen auf Mitteilungen in das Feld III kann man ablesen, welche Beziehung (welches Vertrauen) zwischen den Gesprächspartnern schon vorhanden ist: Abwehr, Gegenangriff oder untertäniges Hinnehmen deuten auf Distanz oder ein Gegeneinander, Annahme auf geklärte oder enge Beziehung (das heißt aber nicht, dem/der anderen immer recht geben, sondern die Worte des/der anderen überhaupt an sich heranlassen!). 4. Schritt: gute Zusammenarbeit Sie ergibt sich dann, wenn bei möglichst vielen Teammitgliedern das Feld I möglichst groß geworden ist, weil nunmehr sehr viel Energie für die eigentliche Arbeit frei ist. Was hier für Personen gesagt wurde, gilt in gleichem Maße auch für die Beziehung zwischen Gruppen. Prinzipien der Veränderung 1. Eine Veränderung in irgendeinem der Felder verändert auch alle anderen Felder. 2. Es erfordert Energie, ein Verhalten, das normalerweise im Zusammensein zu Tage tritt, zu verbergen, zu leugnen oder nicht zu sehen. 3. Die Zusammenarbeit mit anderen wird erleichtert durch einen genügend großen Bereich I. Wenn dieser vorhanden ist, können mehr der im Team vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Lösung der aktuellen Aufgaben eingesetzt werden. 4. Je kleiner das Feld I ist, desto schlechter ist die Kommunikation. 5. Meist sind wir neugierig in Bezug auf den unbekannten Bereich, aber diese Neugier wird durch Anstandsregeln, soziales Training und verschiedene Ängste in Schach gehalten: Wir fragen andere über sie selbst und über ihre Meinung über uns zu wenig. 6. Einfühlungsvermögen bedeutet, dass man die verdeckten Verhaltensbereiche in den Feldern II, III und IV einzuschätzen weiß und den Wunsch anderer achtet, diese Bereiche zunächst auch verdeckt zu halten. Sprechen - Zuhören - Informieren 6 Feedback als Kommunikationsmittel bietet die Chance, ... - jemandem eine Rückmeldung zu seinem/ihrem Verhalten und Handeln mitzuteilen, ihm/ihr Aufschluss über die – beabsichtigten oder unbeabsichtigten – Auswirkungen seines/ihres Verhaltens auf den/die GesprächspartnerIn zu geben; - ein heikles oder emotional belastendes Thema anzusprechen, das störende Verhalten des Gesprächspartners/der Gesprächspartnerin und dessen/deren Wirkung auf mich konkret und deutlich zu beschreiben, statt die Person global zu bewerten; - inhaltlich klar und eindeutig Stellung zu beziehen, klar sagen, was ich will; was ich mir wünsche; - den Gesprächspartner/die Gesprächspartnerin zur konstruktiven Zusammenarbeit einzuladen; - ein „heißes Eisen" anzufassen, ohne sich die Finger zu verbrennen. Richtlinien für das Geben von Feedback Beschreibend statt bewertend Beschreiben Sie dem/der anderen sein/ihr Verhalten so ausführlich und konkret wie möglich. Mitteilung eigener Reaktion Teilen Sie Ihre Beobachtungen als Beobachtungen, Ihre Vermutungen als Vermutungen und Ihre Gefühle als Gefühle mit. Möglicherweise Auswirkung oder was Verhalten X bei Ihnen auslöst (emotional). Subjektiv Sie nehmen so wahr und empfinden das Verhalten so! Andere Menschen nehmen anders wahr und empfinden ein und dasselbe Verhalten unterschiedlich. Aktualität Wenn Sie Ihr Feedback sofort geben, kann es der/die EmpfängerIn am besten verstehen, weil die Gefühle, die mit dem Ereignis verbunden sind, noch existieren. Sprechen - Zuhören - Informieren 7 Zur rechten Zeit Geben Sie dann Feedback, wenn Sie annehmen, dass der/die andere es jetzt hören kann und die Zeit- und Ortsverhältnisse sowohl für Sie als auch für den/die FeedbackEmpfängerIn günstig sind. Kein Zwang zur Änderung Der/die EmpfängerIn des Feedbacks entscheidet, ob er/sie sich auf der Basis der neuen Information ändern möchte oder nicht. Wenn Sie gerne eine Verhaltensänderung hätten, so formulieren Sie diese als Wunsch. Angemessenheit der Mitteilung Angemessenes Feedback berücksichtigt die Bedürfnisse aller Beteiligten in rechter Weise und bezieht sich auf ein begrenztes konkretes Verhalten. Im Falle einer negativen Kritik soll dem/der GesprächspartnerIn ein Ausweg offen bleiben (er/sie soll nicht das Gesicht verlieren). Richtlinien für das Empfangen von Feedback Sagen Sie genau, worüber Sie Feedback haben wollen. Bitten Sie andere, Ihnen ein Feedback zu geben. Feedback ist dann am wirksamsten, wenn der Empfänger/die Empfängerin selbst die Frage formuliert hat, auf die ihm/ihr der Beobachter/die Beobachterin antwortet. Überprüfen Sie, was Sie gehört haben. Stellen Sie sicher, ob Sie auch genau das gehört haben, was der/die FeedbackgeberIn gemeint hat. Versuchen Sie es mit der Umschreibung. Teilen Sie Ihre Reaktion über das Feedback mit. Es ist wichtig, dem/der anderen die eigenen Gefühlsreaktionen auf das Feedback, mitzuteilen. So kann der Feedback-Geber/die Feedback-Geberin erfahren, ob sein/ihr Feedback nützlich und hilfreich für Sie war. Verteidigen Sie sich nicht sogleich, hören Sie zunächst nur ruhig zu. Vermeiden Sie ebenso Rechtfertigungen und Erklärungen. – das signalisiert Nicht – Annahme. In manchen Fällen ist es gut, über die Bedeutung eines Feedbacks länger nachzudenken, bevor man reagiert, vor allem dann, wenn Sie eine starke gefühlsmäßige Betroffenheit bei sich feststellen. Sprechen - Zuhören - Informieren 8 Offenheit Die Wirksamkeit der Hilfe hängt auch von der Offenheit des Empfängers/der Empfängerin ab. In der Regel bin ich offener, wenn ich meinen Gesprächspartner/meine Gesprächspartnerin persönlich und fachlich für kompetent halte. Beim Empfangen von Feedback sollte unbedingt beachtet werden: Nicht argumentieren und verteidigen, sondern zuhören, nachfragen und klären! Sprechen - Zuhören - Informieren 9 Polaritätsprofil Sprechen - Zuhören - Informieren 10 Arbeitsblatt zur Auswertung und Interpretation der Polaritätsprofile: a) Übertragen Sie die einzelnen Bögen mit der Fremdeinschätzung auf Ihr eigenes Blatt mit Ist-Zustand und dem Wunschzustand mit kleinen Strichen ( I ) unterhalb der jeweiligen Wertung auf Ihrem eigenen Bogen. Verwenden Sie Fünfereinheiten. Beispiel: Musterbild eines Polaritätsbogens Beurteilungsskala links 3 2 1 0 1 2 3 1. spontan überlegend I II II II I 2. offen 3. anpassungsfähig 4. sachlich rechts II reserviert II II II II I II IIII II III vertritt Meinung empathisch III IIII I b) Berechnung der durchschnittlichen Fremdeinschätzung pro Eigenschaftspaar: 1. Multiplizieren Sie jeweils die Anzahl der Striche mit den darüberliegenden Beurteilungswerten, z. B. spontan 1x3=3, 2x2=4, 2x1=2 bzw. überlegend 2x3=6, 2x2=4, 1x1=1 2. Addieren Sie nun die Werte der linken Hälfte ("spontan") zusammen (3+4+2). Ergibt in unserem Beispiel den Wert 9. Dasselbe machen Sie nun auch mit der rechten Hälfte ("überlegend"), ergibt den Wert 11. 3. Ziehen Sie nun den geringeren Wert 9 der linken Hälfte vom höheren Wert 11 der rechten Hälfte ab (11-9). Ergibt den Wert 2. 4. Nun dividieren Sie den Wert 2 durch die Anzahl der Einschätzungen (Striche) des jeweiligen Eigenschaftspaares. In unserem Beispiel ergibt das: 2 : 10 = 0,2. 5. Dieser errechnete Durchschnittswert ist nun immer in der Hälfte mit der größeren Summe (in unserem Beispiel 11), d.h. auf der rechten Hälfte, einzutragen. c) Geben Sie ein leeres Profil einer vertrauten Personen zum Ausfüllen und vergleichen Sie die Ergebnisse mit der Fremdeinschätzung. Sprechen - Zuhören - Informieren 11 Fragen zur persönlichen Betrachtung des Selbst- und Fremdbildes Bei der Betrachtung meines ausgewerteten Wirkungsbogens fällt mir besonders folgendes auf: 1) Verhältnis von Ist- und Wunschbild: Wenn Ist- und Wunschbild sich oft oder gänzlich abdecken, stellt sich die Frage, ob Sie wirklich so zufrieden sind (positive innere Zufriedenheit), oder ob Sie für sich keine Entwicklungsmöglichkeiten mehr sehen können (negative Selbstzufriedenheit)? Gehen Ist- und Wunschbild sehr weit auseinander, ist zu überlegen, ob Sie sich nicht realistischere Wünsche setzen sollten. Ansonsten besteht die Gefahr der Überforderung. Erreichbare Ziele lösen mehr Motivation zu Veränderung aus. 2) Ist-Zustand und Fremdeinschätzung: Wenn ein hoher Deckungsgrad zwischen Ist- und Fremdeinschätzung besteht, dann bedeutet dies, dass Sie auf andere so wirken, wie Sie sich selbst sehen. Je mehr Übereinstimmung, um so klarer ist damit die Wirkung nach außen. Wenn ein sehr geringer Deckungsgrad vorhanden ist, sollten Sie sich einerseits fragen, welche Ihrer Verhaltensweisen es verhindert, dass Sie eine eindeutigere Wirkung nach außen hin abgeben und andererseits überlegen, ob es nicht notwendig ist, den IstZustand bei diesen Eigenschaften zu korrigieren. Große Streuung der Fremdeinschätzung: Wenn die Streuung, d.h. die Verteilung der Fremdeinschätzung, sehr groß ist, wirken Sie wahrscheinlich in diesem Eigenschaftspaar sehr unterschiedlich auf die Leute. Überlegen Sie, bei welchen Eigenschaften und Personen dies zutrifft. (Vielleicht behandeln Sie diese Personen sehr unterschiedlich (Sympathie, Antipathie)? Polarisierte Streuung der Fremdeinschätzung: Wenn die Streuung sehr polarisiert ist, d.h. keine Einschätzungen in der Mitte vorhanden sind, spalten Sie die anderen in zwei Lager. Überlegen Sie, bei welchen Eigenschaften dies zutrifft und warum? Geringe Streuung der Fremdeinschätzung: Hier werden sie von der Gruppe mehrheitlich so gesehen und geben damit ein klares Profil von Ihrer Persönlichkeit. Bei welchen Eigenschaften trifft dies zu und warum? Sprechen - Zuhören - Informieren 12 3) Wunschzustand und Fremdeinschätzung Decken sich Wunschzustand und Fremdeinschätzung, so sollte der Ist-Zustand entsprechend korrigiert werden. D.h., Sie haben eine angestrebte Veränderung in der Wirkung nach außen schon erreicht. Herrscht nur eine Tendenz in Richtung Wunschzustand, so sollten Sie das als eine Bestätigung Ihrer Entwicklungsschritte sehen. Sprechen - Zuhören - Informieren 13 Vorbereitung auf ein gemeinsames Vorstellungsgespräch Was war/ist mir in meinem Leben besonders wichtig? Wie erlebe ich meine schulische/berufliche Situation? Was in meinem Unterricht erlebe ich als besonders befriedigend/ besonders schwierig? Sprechen - Zuhören - Informieren 14 Körpersprache – Unsere Wirkung im Gespräch Inhaltsebene und Beziehungsebene Die Inhaltsebene entspricht eher der verbalen Kommunikation (Verständigung mit Worten), die Beziehungsebene eher der nonverbalen Kommunikation (Verständigung ohne Worte bzw. begleitend zu dem Gesagten). Da wir wissen, dass die Voraussetzung für das „Ankommen" des Sprechers/der Sprecherin beim Zuhörer/bei der Zuhörerin die gute Beziehung ist (oder zumindest die nichtgestörte Beziehung!), ist die nonverbale Kommunikation von allergrößter Bedeutung. Sie macht den Großteil unserer Wirkung aus. Wir haben die Körpersprache verlernt Obwohl der Mensch ein „Augentier" ist, müssen wir vielfach erst wieder lernen, mit den „Augen zuzuhören". Andererseits nehmen wir unbewusst körpersprachliche Signale auf, die uns in unserem kommunikativen Verhalten anderen Menschen gegenüber stark beeinflussen. So haben wir z.B. „das Gefühl", der/die andere sagt uns nicht die Wahrheit - wir können aber letztlich nicht genau sagen, warum... Wichtige Grundregeln zu Körpersprache 1. Signale der Inhaltsebene liefern Informationen, während die Signale der Beziehungsebene „Informationen über die Informationen" liefern. 2. Die Signale der Inhaltsebene können umso besser verstanden werden, je positiver die Beziehung der GesprächspartnerInnen verläuft. 3. Verbale und nonverbale Kommunikation (also die Signale der Inhalts- und Beziehungsebene) sind entweder kongruent oder inkongruent. 4. Kongruenz überzeugt (davon hängt weitgehend unsere Glaubwürdigkeit in Gesprächen ab). 5. Ein großes Problem: Unsicherheit führt häufig zur Inkongruenz, die jedoch leicht falsch interpretiert werden kann. 6. Jemand, der über seine eigene Wirkung wenig Bescheid weiß (der sich seiner eigenen körpersprachlichen Signale nicht bewusst werden kann), wird die Signale anderer Menschen nie sehr exakt registrieren können. 7. Keine körperliche Haltung oder Bewegung hat eine ganz exakte Bedeutung für sich. Außerdem: Körpersprache und Sprache sind voneinander abhängig. Sprechen - Zuhören - Informieren 15 Kategorien der Körpersprache 1. Äußere Erscheinung Kleidung Unbekleidete Kulturen bringen Verzierungen direkt auf der Haut an (Bemalen, Tätowierungen, Narben ...). Heute: Schminke, Make-up Mode - Veränderung von Kleidung - Kleidung als Protest - Kleidung, die uns von Erwartungen aufgezwungen wird - Wirkung von Berufskleidung. Frisur Seinen „Typ" verändern (Zopf abschneiden); auch Frisuren können Zeichen des Protestes sein (Beatles, Punk-Frisuren) - früher waren kurze Haare ein Zeichen der Unfreiheit („der G`scherte"). Schmuck Der Wert des Schmuckes ist nur bei Prestige-Schmuck wichtig. Im Übrigen wird als schön empfunden, was mit dem eigenen Geschmack übereinstimmt (Schmuck wird somit zu einem Persönlichkeitssignal). Schmuck betont auch bestimmte Körperteile (Beispiel: Ohrclips bilden einen Rahmen für das Gesicht). 2. Köperhaltung und Körperbewegung Stehen Aufrechtes Stehen - mit beiden Beinen auf dem Boden stehen - Festigkeit (realistischer Mensch) - der feste Standpunkt: Solange jemand auf einem Punkt steht, möchte er auch auf diesem Punkt sicher sein und nicht davon abgebracht werden - Standpunkte abschreiten - jemanden auf seinen Standpunkt festnageln (Beispiel: Krimis). Gang Ein Mensch kann durch seinen Gang schwungvoll und aktiv wirken, wagemutig - große Schritte, freies Pendeln der Hände, Kopf und Hals sind beweglich, der Blick nach vorne gerichtet. Sprechen - Zuhören - Informieren 16 Sitzen Sitzordnungen (wer sitzt neben dem Kursleiter) - Größe und Höhe des Sitzes (Königsthron, Bischofssitz) - Nähe und Distanz (Sitzen von Streitenden, Sitzen eines verliebten Paares) Sitzordnung am Schreibtisch (Behörden). 3. Gestik Offenheit und Geschlossenheit Die Arme entfernen sich vom Körper, wenn wir etwas anfassen oder ergreifen, etwas an uns nehmen oder von uns geben wollen. Defensiver Schutz: Die Arme decken den Körper. Hand Die offene Hand zeigt uns ihre Innenfläche. Auch wenn Fakten offen zutage liegen, sagen wir: „Es liegt auf der Hand". Umgekehrt: Hände, die während eines Gesprächs dauernd mit den Handrücken zum Partner/zur Partnerin gerichtet sind, schirmen entweder aus Unsicherheit die Gefühle ab oder sie versuchen etwas zu verbergen. Mit dem Handrücken werden auch Grenzen gesetzt. Arme und Hand in Bewegung Häufig wird durch die Gestik die Wortsprache unterstützt (eine Wendeltreppe beschreiben; ein Angler/eine Anglerin erklärt die Größe eines gefangenen Fisches). 4. Mimik Augen Der Blickkontakt ist ein Zeichen von Offenheit und Ehrlichkeit. Er stellt Beziehung zwischen Menschen her. Mund Hier zeigt sich sehr häufig die Gefühlslage und der Gemütszustand von Menschen (durch Heben bzw. Senken der Mundwinkel). Stirn Auch im Stirnrunzeln können wir Gedankengänge von Menschen wahrnehmen. Sprechen - Zuhören - Informieren 17 5. Distanz Intimzone Im Angelsächsischen wird die Intimzone auch „Bubble" genannt, was soviel wie „Blase" bedeutet. Sie umgibt unseren Körper wie eine zweite Haut. Personen, die unsere Intimzone nicht betreten dürfen, halten wir uns ca. eine halbe Armlänge (manchmal auch etwas mehr) vom Leibe. Die Bedingung, unter der wir jemanden freiwillig in unsere Intimzone eintreten lassen, ist Vertrauen. Dieser Satz darf aber nicht umgekehrt werden: Nicht jeden/jede, dem/der wir vertrauen, lassen wir freiwillig in unsere Intimzone hinein. Persönliche Zone Die persönliche Zone beginnt immer dort, wo die Intimzone endet. In unsere persönliche Zone lassen wir freiwillig alle jene Personen ein, mit denen wir nicht so intim sind, dass sie unsere Intimzone betreten dürfen, die uns aber nicht so fremd sind, dass sie in unserer nächstweiten Zone verbleiben müssen. Soziale Zone Unsere soziale Zone ist für soziale Kontakte oberflächlicher Art reserviert (z.B. für Bekannte, die meisten Kollegen/Kolleginnen oder Chefs/Chefinnen in einem Betrieb). Öffentliche Zone Darunter verstehen wir jeden Abstand, der über die persönliche Zone hinausgeht, auch wenn 2 Personen, die sich kennen, sich in diesem Abstand miteinander unterhalten (z.B. Nachbarn/Nachbarinnen über einen Gartenzaun hinweg). 6. Sprechweise Der Ton macht die Musik. Sprachrhythmus (Spiele mit der Sprache – „Blumento-Pferde") - Geschwindigkeit Lautstärke und Deutlichkeit Sprachmelodie (Höhen und Tiefen) Pausen Lachen Lautäußerungen ohne verbalen Inhalt (Seufzen, Ächzen, Stöhnen, Hüsteln, TzTzTz...) Sprechen - Zuhören - Informieren 18 Grundlagen der Kommunikation Das Kommunikationsdreieck Gesprächsziel: Verständigung Wenn wir sprechen, verfolgen wir unterschiedliche Ziele (z.B. sich unterhalten, jemanden überzeugen, jemanden etwas fragen, jemanden zurechtweisen...). Allgemein kann man sagen: Das Ziel des Sprechens ist das „Ankommen“ beim Zuhörer/bei der Zuhörerin. Ursachen des „Nicht-Ankommens“ Fehler beim Sprecher/bei der Sprecherin: Der Sprecher/die Sprecherin kann schneller denken; das, was wir sagen, ist nur die Spitze des Eisbergs. So kann der Sprecher/die Sprecherin vom Hundertsten ins Tausendste kommen. Es kann aber ebenso passieren, dass wir uns einbilden, etwas gesagt zu haben, obwohl wir lediglich intensiv daran gedacht haben. Fehler beim Zuhörer/bei der Zuhörerin: Der Zuhörer/die Zuhörerin will hingegen oft nur Bestimmtes hören, oft passt er/sie nicht auf und denkt an etwas anderes. Es ist nur schwer möglich gleichzeitig in einem Streitgespräch zu „kämpfen“ und „zuzuhören“. Manchmal werden wir allein schon deswegen ungeduldig, weil wir selbst etwas sagen möchten. Inhaltsebene und Beziehungsebene Wenn wir uns im Folgenden mit Kommunikation befassen, dann meinen wir einen ganz alltäglichen Vorgang: Ich denke an eine Sache, z.B. dass ich am nächsten Sonntag mit dir einen Ausflug machen will, und das sage ich dir dann auch, damit du zustimmst und der Ausflug somit Wirklichkeit wird. In diesem Beispiel sind bereits die Grundelemente jeder Kommunikation genannt: SprecherIn - ZuhörerIn - Inhalt/Sache Diese drei Elemente sind immer vorhanden. Sie sind entscheidend dafür, wie ein Gespräch verläuft. Sprechen - Zuhören - Informieren 19 Das Dreieck der Kommunikation Beziehungsebene ICH (eher nonverbal) Inhalts- oder Sachebene (eher verbal) DU Der Weg der Überzeugung geht immer vom ICH über das DU zum ES ES Mauer der falschen Sachlichkeit Wenn wir miteinander reden, verständigen wir uns auf zwei Ebenen. Die eine nennen wir die Inhaltsebene (das WAS; die Information, die wir geben), die andere die Beziehungsebene (das WIE und das ZU WEM). Wenn ich jemand anderen mit meinen Aussagen überzeugen möchte bzw. für die eigene Sache gewinnen möchte, ist es vorerst wichtig, eine positive Beziehung zu dieser Person aufzubauen. Erst dann zählen für den anderen/die andere auch gute Argumente. Die Beziehungsebene dominiert immer die Inhaltsebene! Dies bedeutet: Argumente und Gesprächsinhalte werden umso besser verstanden, je positiver die Beziehung der Gesprächspartner zueinander ist. Von zusätzlicher Bedeutung ist, dass wir immer auch auf zwei verschiedenen Sprachebenen miteinander kommunizieren. Einerseits auf der sprachlichen (verbalen) Ebene und andererseits auf der körpersprachlichen (nonverbalen) Ebene. Dabei kommt der Inhalt (Inhaltsebene) überwiegend verbal zum Ausdruck und die Beziehungsebene überwiegend nonverbal. Erst wenn klar ist, wie etwas gesagt wird („der Ton macht die Musik“), weiß man eigentlich, was gemeint ist. Konkret kann man sagen: Signale der Inhaltsebene können umso besser verstanden werden, je positiver die Beziehung der Gesprächspartner verläuft. Versteht man einander nicht, dann entsteht praktisch ein Nebelfeld, und man sieht und hört den anderen/die andere wesentlich schlechter. Sprechen - Zuhören - Informieren 20 INHALT INHALT gute Beziehung schlechte Beziehung Auswirkungen der Beziehungsebene auf die Inhaltsebene: Ganz wesentlich ist außerdem noch, dass wir immer auf zwei Arten miteinander reden, nämlich mit Worten (verbal) und mit der Körpersprache (nicht-verbal). Erst wenn mir klar wird, wie etwas gesagt wird, weiß ich eigentlich, was gemeint ist. Der Weg zu einer erfolgreichen Kommunikation Stellen Sie sich solche und ähnliche Fragen: Höre ich gut zu? Stimmt das, was ich sage, mit dem was ich tue, überein? Drücke ich mich klar aus? Verwende ich Worte, die mein Gesprächspartner/meine Gesprächspartnerin versteht? Überprüfe ich, ob mein Gesprächspartner/meine Gesprächspartnerin wirklich verstanden hat, was ich gesagt habe? Anleitung zum Sprechen: Überlegen Sie sich genau, was Sie erreichen wollen. Legen Sie die Art der Kommunikation fest. Sprechen Sie die Interessen der GesprächspartnerInnen an. Geben Sie exakt wieder, was andere Ihnen mitteilen. Verlangen Sie die Wiedergabe dessen, was Sie mitteilen. Anleitung zum Zuhören: Hören Sie dem Gesagten mit dem Kopf zu, und beschäftigen Sie sich nicht gleichzeitig mit anderen Dingen. Hören Sie dem Unausgesprochenen mit dem Herzen zu, um durch das Aufnehmen von „Schwingungen“ das wirklich Gemeinte, zu spüren. Hören Sie mit den Händen zu, indem Sie notieren, wenn es gilt, sich etwas Wichtiges zu merken. Hören Sie mit dem Körper zu, indem Sie körperlich reagieren (Kopfnicken, Gestik, Mimik, Körperhaltung usw.). Hören Sie mit der Stimme zu, indem Sie fragen und Dinge wiederholen. Sprechen - Zuhören - Informieren 21 Soziale Wahrnehmung – Bewusstheitsrad Jedes Mal, wenn wir Informationen aus unserer Umwelt aufnehmen, laufen viele Prozesse in unserem Inneren ab. Diese Prozesse laufen in Sekundenschnelle und ständig ab. Daher werden wir uns ihrer nicht immer bewusst. Folgende Prozesse laufen bei der Wahrnehmung ab, wenn wir Kritik äußern oder annehmen, wenn wir in einer Besprechung sitzen und Informationen bekommen usw.: Diese verschiedenen Funktionen unseres Bewusstseins im Prozess der Informationsaufnahme und -verarbeitung sollten wir nun besser kennen lernen, denn dadurch wird Kommunikation erleichtert. Wahrnehmen: Das Wahrnehmen ist immer die Eingangsfunktion, also der Input. All das, was wir aus unserer Umwelt über unsere fünf Sinne aufnehmen, also sehen, hören, riechen, schmecken, tasten, werden wir dann im zweiten Schritt interpretieren. Interpretieren: Dabei geben wir den sensorischen Informationen einen Sinn und eine Bedeutung. Wie läuft das ab? Jede neue Information/Wahrnehmung wird sofort mit Erinnerungen, die uns zur Verfügung stehen, in Verbindung gebracht, nach dem Motto: Mit welcher bekannten Information/ Situation ist diese Wahrnehmung vergleichbar? Der Wahrnehmung wird ein Sinnzusammenhang gegeben durch Assoziationen, Deutungen, Schlussfolgerungen, Annahmen, Phantasien. Hierbei ist also das Denken beteiligt. Sprechen - Zuhören - Informieren 22 Fühlen: Indem wir die Wahrnehmung interpretieren, verbinden wir mit ihr auch bestimmte Gefühle. Sie wollen z.B. Ihren Vorgesetzten/Ihre Vorgesetzte sachlich und konstruktiv kritisieren und merken, dass Sie sich dabei angespannt fühlen, aufgeregt sind, Ihre Atmung geht schneller usw. Wahrnehmungen werden nicht nur nach innen verarbeitet, indem sie interpretiert und gefühlsmäßig eingefärbt werden, sondern Wahrnehmen ist auch immer mit dem Drang verbunden, etwas zu tun. Was in der Situation zu tun ist, sagt mir ein Impuls, ein Wunsch, eine Intuition, oder, wenn es schon konkreter ist, ein Ziel und ein Plan mit genauen Maßnahmen. Intendieren: Parallel zur Inputfunktion des Wahrnehmens ist das Ausdrücken die Outputfunktion, die sich in einem verbalen und/oder nonverbalen Verhalten, im Tun oder Unterlassen ausdrückt. Ausdrücken: Jeder von uns reagiert also auf den Gesprächspartner/die Gesprächspartnerin mit o dem, was ich wahrnehme. o den gespeicherten Erinnerungen und Interpretationen. o dem Einfärben des Wahrgenommenen durch aufgewühlte Gefühle. o dem Drang, etwas zu tun. o dem, was ich dann tatsächlich tue oder auch unterlasse. o Alle diese Prozesse laufen ständig ab und müssen zusammenhängend gesehen werden. Wahrnehmen und Fühlen können unterschiedlichen Schlüssen führen. durch verschiedene Interpretationen zu Hier sind einige typische, immer wiederkehrende Phänomene angeführt: Selektive Wahrnehmung Dass sich unsere Wahrnehmung nach unseren Interessen richtet, ist nichts Neues. Wer als JägerIn durch den Wald streift, nimmt anderes wahr als ein Grundstücksmakler/eine Grundstücksmaklerin. Freilich nehmen wir immer selektiv wahr, allein dadurch, dass wir unmöglich alle Sinneseindrücke, die in jeder Sekunde auf uns einströmen, aufnehmen und verarbeiten können. Im Laufe unseres Lebens lernen, erwerben wir Bilder von der Welt und von uns selbst. Was sich diesem Bild nicht fügt, hat gewöhnlich wenig Chance, wahrgenommen zu werden. Sprechen - Zuhören - Informieren 23 Dass diese einengende, selektive Wahrnehmung oft zu Fehlerquellen in der Kommunikation führt, ist leicht nachvollziehbar. Es ist eine Selbsttäuschung und führt zu Missverständnissen oder unangenehmen Folgen, nur das zu hören, was man hören will oder das nicht wahrzunehmen, was der eigenen Weltsicht, dem eigenen Interesse zuwiderläuft. Verwechslung und Selbsttäuschung Wenn wir uns unverstanden fühlen oder jemanden anderen nicht verstehen, so sind wir in diesen Fällen nicht selten Opfer von Verwechslungen oder Selbsttäuschungen geworden. Unsere spontanen Reaktionen haben uns etwas vorgegaukelt, was nicht real vorhanden ist. Einbildung und Wirklichkeit sind nicht immer leicht zu unterscheiden. Die Übertragung Eine häufige Fehlerquelle ist die Übertragung. Wir legen etwas in eine Person hinein, was wenig bis gar nichts mit dieser konkreten Person zu tun hat, vielmehr mit unseren Erfahrungen mit Menschen, die dieser Person ähnlich sind, die ebenso gekleidet sind, so sprechen, sich bewegen, so riechen usw. In (nicht bewusster) Erinnerung an diese Personen - die wir mochten, geliebt oder gehasst haben – übertragen wir diese Gefühle auf die nun vor uns stehende Person. Es kann aber auch allein die Situation sein, die uns an bestimmte Erlebnisse erinnert, und wir reagieren – unabhängig von der aktuellen Situation – wie wir damals reagiert haben. Dieses Phänomen – dem wir uns nicht entziehen können und das uns immer begleitet – kann dem/der GesprächspartnerIn einen Vertrauensvorschuss geben oder jede Chance des Verstehens oder der Annäherung nehmen. Reagiert diese Person dann auf unser Misstrauen etwa „eigenartig“ oder auf unsere Sympathie warmherzig und offen, so sehen wir uns in unserer Meinung bestätigt. Man nennt dies eine „sich selbst erfüllende Prophezeiung“. Ist man nun selbst Opfer einer solchen „Verwechslung“, so lohnt es sich zu prüfen, ob man wirklich gemeint ist oder letztlich jemand anderer. Die Projektion Wenn wir an uns selbst Eigenschaften, Gefühle, Verhaltensweisen kennen, die wir aber ganz und gar nicht akzeptieren können und wollen, so neigen wir allenfalls dazu, diese Eigenschaften, Gefühle, Verhaltensweisen anderen Personen zuzuschreiben und diese deshalb anzufeinden oder abzulehnen. Ist jemand zum Beispiel überzeugt, ein harter Bursche zu sein, dann wird er seine vorhandenen Schwächen auf andere, die sich anbieten, projizieren und dort bekämpfen. Viele Feindschaften wurzeln in dieser Art von Zuschreibungen, die eigentlich Verwechslungen sind. Wer Opfer einer Projektion ist, tut gut daran, sich die vom anderen „aufgezwungenen“ Eigenschaften, Gefühle und Verhaltensweisen nicht zueigen zu machen. Das ist allerdings nicht leicht. Sprechen - Zuhören - Informieren 24 Bei beiden Phänomenen - Übertragung und Projektion – schützt Selbstbewusstsein im Sinne von Selbstkenntnis vor „falschen“ Wahrnehmungen. Stereotyp Projektionen, stereotype, klischeehafte Wahrnehmungen, Vorurteile richten sich vielfach nicht auf Einzelpersonen, sondern kollektiv auf Menschengruppen. Wir nehmen dann Angehörige bestimmter sozialer Gruppen nicht mehr in ihrer Individualität wahr, sondern nur mehr als Zugehörige eben dieser Gruppe. Dann haben wir es mit „den Wienern/ Wienerinnen“, „den Süchtigen“… zu tun und aktivieren alle Gefühle, die von den Vorstellungen über diese Menschengruppe ausgehen, in uns. Diese Gefühle sind jedoch keine Resultate persönlicher Erfahrungen aus zahlreichen Begegnungen. Es sind Phantasieprodukte von negativen Eigenschaften bei den anderen, von denen übrigens die eigene soziale Gruppe „natürlich“ frei ist. Haben wir solch gefestigte Vorstellungen von bestimmten sozialen Gruppen, so sind eine ernsthafte Kontaktaufnahme, Kommunikation und ein Verstehen kaum möglich. Dann bleiben wir lieber „unter uns“ und bei den gewohnten, liebgewonnenen Vorstellungen über „die“ anderen. Das größte und meist verbreitete Vorurteil übrigens ist, zu glauben, man selbst habe keine Sprechen - Zuhören - Informieren 25 Die Anatomie einer Nachricht Die vier Seiten einer Nachricht und die vier Ohren, um sie zu empfangen In jedem Gespräch geht es zunächst mindestens um zweierlei: Um die Sache, über die gesprochen wird und um die Personen, die miteinander sprechen. Der Hamburger Psychologe Friedemann Schulz von Thun kombiniert die Modelle von Watzlawick und von Karl Bühler (1934) zu seinem Modell der „Vier Seiten einer Nachricht“. Er stellt um die Nachricht (damit ist all das gemeint, was jemand sprachlich und/oder nichtsprachlich von sich gibt) die Form eines Quadrates. Die Seiten des Quadrates bezeichnet er mit den vier Aspekten: Sachinhalt, Selbstaussage/Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell. Damit verdeutlicht er, dass in ein und derselben Nachricht verschiedene Botschaften enthalten sein können und praktisch auch immer sind. Das Nachrichtenquadrat eignet sich sowohl zur Analyse konkreter Mitteilungen, die Menschen einander machen, als auch zur Aufdeckung einer Vielzahl von Kommunikationsstörungen. Sachinhalt Sender Selbstoffenbarung Nachricht Appell Empfänger Beziehung 1. Sachinhalt: Worüber ich informiere Zunächst enthält die Nachricht eine sachliche Information. Z.B.: Heute ist Montag. Die Ampel ist rot. Die Arbeit entspricht der Problemstellung nicht. Sachinhalte können eher immer nur mit Worten ausgedrückt werden. 2. Selbstoffenbarung: Was ich von mir selbst kundgebe In jeder Nachricht stecken auch Informationen über die Person des Senders/der Senderin. Diese sind erkennbar z.B. durch die Art von Informationen, die jemand übermittelt, in welchem Tonfall er dies tut oder wie er/sie seine/ihre Informationen mit Mimik und Gestik begleitet. Das kann dann sowohl gewollte Selbstdarstellung als auch unfreiwillige Selbstenthüllung sein. Sprechen - Zuhören - Informieren 26 3. Beziehung: Was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen Aus einer Nachricht geht ferner hervor, wie der Sender/die Senderin den Empfänger/die Empfängerin sieht und in welcher Beziehung er/sie zu ihm/ihr steht. Während also die Selbstoffenbarungsseite (vom Sender/von der Senderin aus betrachtet) Ich-Botschaften enthält, enthält die Beziehungsseite Du- und Wir-Botschaften. Es geht um Fragen wie: Wie vertraut ist die Beziehung? Kann über persönliche Dinge oder nur über das Wetter gesprochen werden? Welche Themen sind in der Beziehung ansprechbar? Welche sind tabu? Sind die GesprächspartnerInnen gleichberechtigt? Wie sieht es mit dem Recht zu fragen aus? ... 4. Appell: Wozu ich dich veranlassen möchte Mit fast all unseren Nachrichten wollen wir auch auf den Empfänger bzw. die Empfängerin Einfluss nehmen, gleichgültig, ob uns das bewusst ist oder nicht. Er/sie soll veranlasst werden, etwas Bestimmtes zu tun, zu unterlassen, zu denken oder zu fühlen. Meist werden Appelle nicht offen geäußert, sondern mit der Sachinformation mitgeschickt. Mitunter werden auch die anderen drei Aspekte bewusst in den Dienst der Appellwirkung gestellt - dann sprechen wir von Manipulation. Bei den folgenden Beispielen ist jeweils nur der Sachinhalt festgelegt. Bei den anderen Aspekten handelt es sich um eine Auswahl von möglichen Varianten. 1. Die Frau sitzt am Steuer, der Mann neben ihr. Er sagt: (Nachricht im Quadrat): Die Ampel ist grün. DU, DA Ich habe es eilig. VORNE Gib Gas! IST GRÜN Du brauchst meine Hilfe. Sprechen - Zuhören - Informieren 27 2. Bei nonverbalen Nachrichten bleibt die Sachseite leer. Ein Partner weint: Ich bin traurig. WEINEN Tröste mich! Da siehst du, was du angerichtet hast, du Schuft! 3. Eine Mutter sagt zu ihrer 16-jährigen Tochter, bevor diese das Haus verlässt: Aussage über die Temperatur. Ich mache mir Sorgen um deine Gesundheit. ES IST KALT Zieh dich wärmer an! DRAUSSEN Ich muß noch immer für dich denken! Mit „vier Ohren“ empfangen Bis jetzt haben wir das Nachrichten-Quadrat überwiegend aus der Sicht des Senders/der Senderin betrachtet. Er/sie teilt Sachinformationen mit, stellt sich dabei gleichzeitig selbst dar, drückt aus, wie er/sie zum Empfänger/zur Empfängerin steht und versucht, Einfluss auf das Denken, Fühlen und Handeln des/der anderen zu nehmen. Da alle vier Seiten immer gleichzeitig im Spiel sind, soll der/die kommunikationsfähige SenderIn sie sozusagen alle beherrschen, um sich selbst in seinen/ihren Absichten möglichst deutlich auszudrücken. Betrachten wir jetzt das Quadrat aus der Sicht des Empfängers/der Empfängerin. Je nachdem, wo wir besonders hellhörig sind, ist die Empfangstätigkeit eine andere. Sprechen - Zuhören - Informieren 28 Mit dem Sachohr versuchen wir, den Sachinhalt zu verstehen. Wenn wir überwiegend mit dem Selbstoffenbarungsohr hören, fragen wir uns: „Was bewegt den/die SenderIn zu dieser Aussage?“ Mit dem Beziehungsohr zuhörend fragen wir uns: „Wie steht der/die SenderIn zu mir? Was hält er/sie von mir?" Mit dem Appellohr zuhörend fragen wir uns: „Wo will der/die SenderIn mich hinhaben? Was sollte ich seiner/ihrer Meinung nach tun?" Aus diesem Blickwinkel ist es verständlich, dass Schulz von Thun meint, dass wir mit zwei Ohren allein schlecht ausgestattet sind. Je nachdem, welches „Ohr" auf Empfang geschaltet ist, wird das Gespräch einen anderen Verlauf nehmen. Nehmen wir unseren Beispielsatz 1: „Du, da vorne ist grün". Wenn der/die EmpfängerIn auf Antwort so lauten: „Ja, das stimmt." dem Sachohr hört, kann eine Hört der/die EmpfängerIn über das Selbstoffenbarungsohr (z.B.: „Ich habe es eilig."), dann kann eine Antwort z.B. so heißen: „Du wirst schon noch rechtzeitig ankommen!“ Wenn wir mit dem Beziehungsohr hören („Du brauchst meine Hilfe.") und uns durch den Hinweis abgewertet fühlen, kann eine Antwort folgendermaßen ausfallen: „Das sehe ich selbst! Ich bin ja nicht blind!“ Wenn jemand mit dem Appellohr („Gib Gas!") hört, sagt er/sie darauf vielleicht: „Ja, ich beeile mich, damit wir noch über die Kreuzung kommen." Damit wird schon deutlicher, wo Störquellen liegen können. Diese freie Auswahl des Empfängers/der Empfängerin oder eine einseitige Hörgewohnheit kann zu manchen Störungen führen. Bei vielen Empfängern/Empfängerinnen ist - unabhängig von den Situationserfordernissen - ein Ohr auf Kosten der anderen besonders gut ausgebildet. Sprechen - Zuhören - Informieren 29 Das Sachohr Sachinhalt Nachricht Viele Menschen (vor allem Männer und Akademiker) sind darauf geeicht, sich auf die Sachseite der Nachricht zu stürzen. Dies wird dann verhängnisvoll, wenn das eigentliche Problem nicht auf der Sachebene, sondern auf der Beziehungsebene liegt. Ein (etwas überzeichnetes) Beispiel: Frau: „Liebst du mich?" Mann: „Wie meinst du das genau? Da müssen wir zuerst einmal den Begriff 'Liebe' definieren. Darunter kann man ja ganz Unterschiedliches verstehen!" Das Beziehungsohr Nachricht Es gibt natürlich auch Menschen, bei denen dieses Ohr besonders groß ausgebildet ist. Solche Menschen nehmen alles persönlich, fühlen sich leicht angegriffen und beleidigt. Beziehung Zum Beispiel: SenderIn: „Ich finde dich wirklich nett!" EmpfängerIn: „Jetzt willst du mich nur trösten." Sprechen - Zuhören - Informieren 30 Das Selbstoffenbarungsohr Selbstoffenbarung Nachricht Verglichen mit dem überempfindlichen Beziehungsohr kann es seelisch gesünder sein, ein gut gewachsenes Selbstoffenbarungsohr zu haben. Es wäre viel gewonnen, wenn wir in gefühlsmäßig geladenen Situationen mehr mit diesem Ohr hören könnten, um heraus-zufinden, wo das Problem liegt. Zum Beispiel: SenderIn: „Was ist denn hier in der Küche für eine Schlamperei?" EmpfängerIn: „Du scheinst heute einen schlechten Tag im Büro gehabt zu haben." Das Appellohr Nachricht Apell Durch den Wunsch, es allen recht zu machen, ist manchem Empfänger/mancher Empfängerin mit der Zeit ein übergroßes Appellohr gewachsen. Zum Beispiel: SenderIn: „Ist noch Kaffee in der Kanne?" EmpfängerIn: „Ich koche sofort einen." Sprechen - Zuhören - Informieren 31 Übersetzungen von Nachrichten Menschen haben unterschiedliche Gesprächserfahrungen und Gesprächsfähigkeiten: Die einen sind in der Lage, klar, offen und unmissverständlich Mitteilungen über Personen, Gedanken, Gefühle und Handlungen zu geben. Die anderen verschanzen sich hinter einer Fassade, klagen an, machen Vorwürfe und senden versteckte Nachrichten. Die einen sprechen und hören sehr dezidiert „vierseitig“, bei den anderen muss gesucht/hinterfragt werden, was sie wirklich meinen... Versteckte Botschaften Mögliche Übersetzung SchulleiterIn: „Alle Schüler sind schon Er/sie meint möglicherweise: „Bitte kommen Sie pünktlich zum Unterricht!“ (Appell) in der Klasse!“ Kollege/Kollegin A: „Da muss ich Ihnen auf das Heftigste widersprechen.“ Er/sie meint möglicherweise: „Da habe ich andere Erfahrungen.“ (Selbstoffenbarung) Eltern: „Ihr/e Vorgänger/in hat das aber ganz anders gemacht!“ Er/sie meint möglicherweise: „Wir haben (noch) kein Vertrauen zu Ihnen und Ihrer Arbeit.“ (Beziehungsseite) Übersetzungen bedürfen also der Rückfrage und Vergewisserung, denn sie sind ja die Entschlüsselung des Empfängers/der Empfängerin. Jeder Sprecher/jede Sprecherin teilt mit jeder Nachricht (ausgesprochen oder unausgesprochen) mit: worüber er/sie informiert was er/sie von sich selbst sagt wie er/sie zu jemandem steht wozu er/sie jemanden veranlassen will. Sprechen - Zuhören - Informieren 32 Bitte hören Sie die nachfolgenden Botschaften mit „vier Ohren“ und übersetzen Sie diese entsprechend: DirektorIn zu einem jungen Lehrer/einer jungen Lehrerin, der/die neu an die Schule gekommen ist: „Manche KollegInnen kommen zu den Konferenzen leider immer zu spät“. Sache __________________________________________________ Selbstoffenbarung __________________________________________________ Beziehung __________________________________________________ Appell __________________________________________________ Wenn Sie der/die LehrerIn gewesen wären und die Nachricht decodiert hätten: Wie wäre die Gefühlslage vor bzw. nach Ihrer Übersetzung gewesen? DirektorIn bei einer Konferenz: „Bitte vergesst ja nicht, nach der Konferenz die Mobiltelefone wieder auf laut zu stellen“. Sache __________________________________________________ Selbstoffenbarung __________________________________________________ Beziehung __________________________________________________ Appell __________________________________________________ Wenn Sie LehrerInnen wären: Welche Empfindungen hätten Sie angesichts dieser Mitteilung? SchülerIn zu LehrerIn: „Der Thomas hänselt mich dauernd!“. Sache __________________________________________________ Selbstoffenbarung __________________________________________________ Beziehung __________________________________________________ Appell __________________________________________________ Wenn Sie die LehrerIn wären: Was hätten Sie am liebsten geantwortet? Sprechen - Zuhören - Informieren 33 Vier Seiten einer Nachricht Gibt es bei mir „ein Ohr“, das besonders stark ausgeprägt ist? Gibt es bestimmte Situationen, bei denen ich mehr als bisher mit allen vier Ohren zuhören soll? Wenn ich Informationen gebe: Was mache ich konkret, damit meine Intention vom Empfänger/von der Empfängerin tatsächlich verstanden wird? Sprechen - Zuhören - Informieren 34 Problembesitz, Ich-Botschaft und aktives Zuhören Problembesitz Die Beziehung zwischen LehrerIn und SchülerInnen ist gut, wenn sie aufgebaut ist auf Offenheit und Transparenz, so dass jeder dem/der anderen gegenüber ehrlich sein kann; auf Anteilnahme, wenn jeder weiß, was er/sie dem/der anderen bedeutet; auf gegenseitiger Abhängigkeit anstatt einseitiger Abhängigkeit auf der nötigen Distanz, die jedem/jeder erlaubt, Kreativität und Individualität zu entwickeln; auf der gegenseitigen Befriedigung der Bedürfnisse. Alles, was der/die SchülerIn tut oder sagt, ist in diesem Rechteck enthalten. Sie (LehrerIn) schaun durch dieses Fenster und beobachten alle Verhaltensweisen. Zur Veranschaulichung: Jetzt teilen wir das Rechteck in zwei Teile: In eine Zone, die annehmbares Verhalten repräsentiert und in eine Zone mit unannehmbaren Verhaltensweisen. Sprechen - Zuhören - Informieren 35 Die Linie zwischen dem annehmbaren und dem nicht annehmbaren Verhalten ist beweglich. Drei Faktoren bewegen diese Linie: Veränderung in einem selbst: LehrerInnen handeln von Augenblick zu Augenblick, von Tag zu Tag anders. Ob es die erste Stunde oder die letzte Stunde eines anstrengenden Tages ist, kann für eine Veränderung der Linie von Bedeutung sein. Veränderungen in der anderen Person: Was bei einem/einer SchülerIn nicht akzeptiert wird, weil er/sie vielleicht soeben ermahnt worden ist, kann bei einem/einer anderen SchülerIn noch in Ordnung sein. Bei der einen Person ist die Lehrperson froh, dass es heute schon so lange gut geht und sieht deshalb über diese Störung hinweg usw. Veränderung in der Situation oder Umwelt: In der Pause werden Verhaltensweisen geduldet, die während des Unterrichts nicht akzeptiert werden. Nach einer Schularbeit wird die Aufregung in der Klasse akzeptiert und die Lehrperson geht anders damit um. Achtung: Die Linie der Annahme muss für mich als Lehrperson eine ehrliche sein. Lächeln und eigentlich zornig sein, darüber hinwegsehen, obwohl es ärgert, spürt auch die andere Seite ganz genau. Nur in der problemfreien Zone ist ein gedeihliches Miteinander möglich. Daher ist die Frage: „Wer hat das Problem?“ für die Kommunikation von großer Bedeutung. Sprechen - Zuhören - Informieren 36 Anders sieht es aus, wenn eine Schülerin der Lehrerin berichtet, dass sie zwar jeden Tag stundenlang lernt, aber bei der Prüfung immer wieder versagt und nicht mehr weiß, was sie noch machen soll. Grafisch lässt sich diese Situation so darstellen: Wenn der Schüler/die Schülerin das Problem besitzt: Wenn der/die LehrerIn das Problem besitzt: SchülerIn beginnt sich mitzuteilen. LehrerIn beginnt sich mitzuteilen. LehrerIn ist ZuhörerIn. LehrerIn ist SenderIn. LehrerIn berät. LehrerIn versucht Problembewusstsein zu schaffen. LehrerIn möchte dem/der SchülerIn helfen. LehrerIn möchte Hilfe für sich. LehrerIn akzeptiert die Lösung des/der Schülers/Schülerin. LehrerIn muss mit der Lösung zufrieden sein. LehrerIn interessiert sich in erster Linie für die LehrerIn interessiert sich in erster Linie für Bedürfnisse des Schülers/der Schülerin. die eigenen Bedürfnisse. LehrerIn verhält sich beim Lösen der Probleme passiver. Sprechen - Zuhören - Informieren LehrerIn verhält sich beim Lösen der Probleme aktiver. 37 Was können LehrerInnen aber tun, wenn sie das Verhalten eines Schülers/einer Schülerin nicht akzeptieren können? Sie haben drei Variablen, mit denen sie arbeiten/die sie verändern können: den Schüler/die Schülerin, die Umwelt sich selbst. Typische Botschaften, die Personen senden, wenn sie mit Problemen konfrontiert werden, fallen zumeist in folgende drei Kategorien: Lösungsbotschaften wie Befehlen, Anordnen, Drohen, Raten enthalten eine geheime Botschaft: „Du bist zu dumm, um es zu verstehen“, „Ich bin die Autorität und ich will....“. Sie fordern zum Widerspruch und führen häufig zu vorgetäuschter Verhaltens-veränderung (Scheinanpassung – keine nachhaltige Lösung). Herabsetzende Botschaften wie Beschuldigen, Beschimpfen, Klischees verwenden haben zur Folge, dass sie entweder nicht beachtet werden oder vom Schüler/von der Schülerin als zusätzlicher Beweis der eigenen Unzulänglichkeit zu Herzen genommen wird. In beiden Fällen hört der Schüler/die Schülerin: „ Mit dir stimmt etwas nicht, sonst würdest du nicht dieses Problem verursachen.“ Indirekte Botschaften wie Aufziehen, Necken oder sarkastisch sein werden von LehrerInnen deshalb verwendet, weil sie hoffen, dass die SchülerInnen den Sinn der indirekten Botschaft, der relativ liebenswürdigen Andeutung, verstehen. Oftmals bleibt es bei der Andeutung und diese kann auch als mangelnde Aufrichtigkeit ausgelegt werden. Sprechen - Zuhören - Informieren 38 Ich-Botschaften Auf Probleme, welche in der Verantwortlichkeit des Lehrers/der Lehrerin liegen, reagiert dieser/diese leider oft mit Du-Botschaften. Den meisten Kommunikations-Straßensperren liegt dies zugrunde: „Du, hör sofort damit auf!“, „Du störst!“. Eine Du-Botschaft verrät nichts über den Sprecher/die Sprecherin - sie beschäftigt sich nur mit dem Gegenüber. Will der Lehrer/die Lehrerin etwas darüber aussagen, was er/sie in Bezug auf das Schülerverhalten fühlt oder wie es ihn/ sie konkret berührt, muss die Botschaft als Ich-Botschaft formuliert werden. In Problemsituationen sind Du-Botschaften meist negative Urteile über den anderen/die andere. Jemand, der eine Ich-Botschaft sendet, signalisiert, dass er/sie die Verantwortung für sein/ihr Unbehagen auf sich nimmt, und teilt dies dem/der anderen ehrlich mit. Ich-Botschaften erfüllen drei wichtige Kriterien in der Lösung von Problemsituationen: - Sie signalisieren die Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen und zu ändern. - Sie enthalten kaum eine negative Bewertung des/der anderen. - Sie verletzen die Beziehung nicht. Eine Ich-Botschaft enthält: - Das ist mein Problem (ohne Wertung). - Das hat diese konkreten Auswirkungen auf mich. - Das fühle, empfinde, spüre,... ich dabei. (Gefühle zum Ausdruck bringen). Die Frage nach der weiteren Vorgehensweise/nach dem zukünftigen Verhalten zeigt klar in die Zukunft und bildet den Abschluss der Ich- Botschaft: „Wie gehen wir in Zukunft miteinander um?“ „Wie lösen wir das Problem?“ Sprechen - Zuhören - Informieren 39 Beispiel: „Die abgegebenen Arbeitsblätter sind oft Problem nicht mit dem Namen versehen.“ „Das bedeutet für mich, dass ich viel Zeit Auswirkung auf mich aufwenden muss, um herauszufinden, von wem die Arbeit stammt.“ „Ich ärgere mich darüber, dass manche von ausgelöstes Gefühl euch immer wieder darauf vergessen.“ „Wie können wir das Problem für die Zukunft Frage nach der weiteren Vorgehensweise/Zukunft lösen?“ Möglicherweise wird der Gesprächspartner/die Gesprächspartnerin Erklärungen vorbringen, die das Verhalten entschuldigen sollen oder aber auch einsichtig machen. In diesem Fall schaltet man um auf aktives Zuhören, um danach das Gespräch mit einer in die Zukunft gerichteten Frage wieder auf das Ziel, eine tragfähige Lösung zu finden, zu lenken. Ich-Botschaften setzen voraus, dass man den Mut zur Selbstoffenbarung hat und sich gegebenenfalls auch selbst verändern muss, weil man nach genauer Analyse erkennt, wo der eigene Anteil liegt und dass man selbst Verantwortung übernimmt. Aktives Zuhören Beim aktiven Zuhören gibt der Zuhörer/die Zuhörerin dem Sprecher/ der Sprecherin Rückmeldung darüber, was er/sie verstanden hat. Dieses Feedback lässt eine Wechselwirkung zwischen den Kommunikationspartnern/Kommunikationspartnerinnen entstehen und bringt einen harmonischen und verständnisvollen Gesprächsprozess in Gang. Sprechen - Zuhören - Informieren 40 Zusammenfassung Beim Auftreten von Problemen, die ein Lehr-Lern-Klima stören: Versuchen Sie herauszufinden, wer das Problem hat (Problembesitz). Hat der andere/die andere das Problem, ist es angebracht, auf die Sprache der Annahme zu vertrauen und ihm/ihr mit aktivem Zuhören zu helfen, eine Lösung für sein/ihr Problem zu finden. Haben Sie selbst das Problem, halten Sie sich in Ihrer Reflexion die Variablen (Veränderung des Schülers/der Schülerin, der Umwelt oder der eigenen Person) offen. Falls Sie sich dafür entscheiden, dass sich die anderen Personen verändern sollten, formulieren Sie eine klare Ich-Botschaft und klären Sie die Frage nach der weiteren Vorgehensweise/nach dem zukünftigen Verhalten. 12 Straßensperren auf dem Weg zur Kommunikation Die vielen Botschaften der Nicht-Annahme, die ein/e LehrerIn senden könnte, können in zwölf Kategorien eingeteilt werden. Diese ablehnenden Botschaften haben die Tendenz, weiterführende Gespräche vor allem dann zu blockieren, wenn der/die SchülerIn das Problem hat. Mit diesen fünf typischen Lehrerreaktionen wird die Nicht–Annahme mitgeteilt: 1. Befehlen, kommandieren, anordnen 2. Warnen, drohen, moralisieren, predigen, mit „müsstest" und „solltest" argumentieren 4. Raten, Lösungen und Vorschläge anbieten, belehren, Vorträge halten und mit logischen Argumenten kommen. Die nächsten drei Kategorien teilen alle Beurteilungen, Herab-setzungen und Bewertungen mit. 6. Verurteilen, kritisieren, widersprechen, beschuldigen 7. Beschimpfen, Klischees verwenden 8. Interpretieren, analysieren, diagnostizieren Zwei andere Arten von Botschaften sind Versuche, aufzumuntern, das verschwinden zu lassen oder zu leugnen. Problem 9. Loben, zustimmen 10. Beruhigen, mitfühlen, trösten, unterstützen Sprechen - Zuhören - Informieren 41 Fragen können bedrohen und verunsichern, vor allem dann, wenn sie am Problem vorbeigehen. Fragen können begrenzen und einschränken. 11. Fragen, sondieren, verhören, ins Kreuzverhör nehmen Wenn die Lehrperson die Botschaften der folgenden Kategorie anwendet, zieht sie sich zurück, will sie sich wahrscheinlich nicht mit dem Schülerproblem auseinandersetzen. 12. Zurückziehen, ablenken, sarkastisch sein, aufheitern, zerstreuen. Diese Arten der Interventionen seitens des Lehrers/der Lehrerin wirken sich deshalb so hemmend auf den Kommunikationsprozess aus, weil sie dem bedrängten Menschen mitteilen, dass er sich ändern muss, sich anders verhalten sollte oder ihm auch vermitteln, dass sein Problem unwichtig ist oder mit ihm etwas nicht in Ordnung sein kann. Sprechen - Zuhören - Informieren 42 Vier Arten des Zuhörens 1. „Ich verstehe“ - Zuhören Oft genug gibt es Gesprächssituationen, die einen langweilen, nicht interessieren oder an einem bestimmten Punkt eine Wendung nehmen, die nicht beabsichtigt ist. Um nicht unhöflich und respektlos zu erscheinen, gibt es Redewendungen wie: Ich verstehe ... Ja, da haben Sie recht, aber ... Ja, da bin ich ganz Deiner/Ihrer Meinung ... die eingesetzt werden, um dem Gespräch eine neue Richtung zu geben. Beabsichtigt jemand in ein Gespräch einzugreifen, ist das meist begleitet von Kopfnicken, Aufrichten, Luftholen etc. Das „Ich verstehe“ - Zuhören ist also im Grunde gar kein Zuhören, sondern der Versuch, selber zu Wort zu kommen. 2. Aufnehmendes Zuhören Wesentliches Merkmal des aufnehmenden Zuhörens ist das Schweigen. Deshalb ist es wichtig, dem Gegenüber durch unsere Körpersprache und Lautäußerungen zu erkennen zu geben, dass wir „ganz Ohr“ sind, z.B. durch Kopfnicken, Kopfschütteln, Räuspern, Seufzen etc. Die Mimik und Gestik eines Menschen signalisiert, inwiefern er an einem Gespräch interessiert ist oder nicht. Das Kopfnicken ist jedoch nicht immer gleichzusetzen mit einer Übereinstimmung, sondern bedeutet oftmals, dass man dem Gespräch aufmerksam folgt. 3. Umschreibendes Zuhören (Paraphrasieren) Beim Paraphrasieren geht es darum, die Aussagen des Gesprächspartners/der Gesprächspartnerin mit den eigenen Worten wiederzugeben. Dadurch signalisiert man dem/der anderen, dass man aufmerksam zuhört und man kann gleichzeitig falsche Auslegungen korrigieren und Missverständnisse vermeiden. Sprechen - Zuhören - Informieren 43 Gängige Formulierungen sind: Ihnen ist wichtig, dass ... Verstehe ich dich/Sie richtig, dass ... Sie meinen, wenn ... Ich habe jetzt verstanden, dass Sie ... Was Sie sagen, fasse ich so auf ... 4. Aktives Zuhören (Verbalisieren) Jeder Mensch empfindet und erlebt in jedem Augenblick aber viel mehr, als er in Worte fassen kann. Vielfach wird etwas auch bewusst verschwiegen oder nur sehr verschlüsselt oder vorsichtig ausgedrückt. Gefühle, Hoffnungen und Wünsche werden oft nicht direkt formuliert, sie schwingen jedoch in fast jeder Äußerung (mehr oder minder) deutlich mit. Nur den Inhalt zu beachten, hieße also, nur einen Teil dessen zu verstehen, worum es dem anderen geht. Folgendes Schema verdeutlicht dieses (denken Sie an das Eisberg-Modell): Betrachten wir dieses Beispiel einmal etwas genauer: Der Empfänger/die Empfängerin hört die Nachricht des Senders/der Senderin. Jener/jene dekodiert diese Botschaft sowohl auf der Sach- als auch auf der Beziehungsebene. Im nächsten Schritt kann der/die EmpfängerIn dem/der SenderIn seine/ihre Annahme als Feedback zurückspiegeln. Sprechen - Zuhören - Informieren 44 Was heißt also aktives Zuhören? Wenn beide Ebenen des Eisberges, also sowohl der Sachinhalt als auch die Gefühlsebene, genauer erfasst werden können, spricht man vom aktiven Zuhören. Diese Art der Gesprächsführung ist der gewohnten entgegengesetzt. Die bestehende (überbetonte) Ichbezogenheit in den Gesprächen scheint oft das Ergebnis der ständigen Angst zu sein vor dem „Zu-kurz-kommen“, dem „Zeigen-müssen“, was man alles kann und weiß und wie viel man wert ist (möglicherweise um Selbstzweifel zu überdecken). Wenn nun der Partner/die Partnerin ein Problem äußert, ist es oft so, dass das Gegenüber sofort anfängt, Ratschläge zu erteilen (die immer auch „Schläge“ sind), zu beruhigen, das Problem zu bagatellisieren usw. Damit wird dem/der PartnerIn signalisiert: „Ich weiß alles besser. Ich weiß für jedes Problem eine Lösung. Ich bin o.k., aber du bist nicht o.k.“ Weitaus erfolg- und hilfreicher ist es, dem/der PartnerIn verständnisvoll und aktiv zuzuhören. Was erleichtert das aktive Zuhören? Empathie bzw. Rapport: Der Zuhörende tritt aus sich selbst heraus und versetzt sich in die Lage des/der anderen. Bejahung: Der/die GesprächspartnerIn wird (ohne Bewertung) so angenommen, wie er/sie ist. Dadurch teilen Sie dem/der GesprächspartnerIn mit: Ich höre, was DU empfindest. Ich verstehe DICH so, wie DU jetzt bist. Ich begreife, wie DU die Sache momentan siehst. Ich bin interessiert und nehme Anteil an DEINEM Problem. Ich will DICH NICHT verändern. Ich fälle kein Urteil über DEIN Verhalten. DU brauchst keine Befürchtungen vor meiner Kritik zu haben. Zunächst sollten wir unseren Gesprächspartner/unsere Gesprächspartnerin begleiten (dort abholen, wo er steht) und nicht sofort führen (eine Frage nach der anderen stellen). Sprechen - Zuhören - Informieren 45 Wie kann ich aktiv zuhören? ist, den inneren Zustand des Gesprächspartners/der Gesprächspartnerin, seine/ihre Bedürfnisse, Gedanken und Gefühle zu erfahren und damit eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich der/die andere verstanden fühlt. Ziel des aktiven Zuhörens Diese inneren Zustände können wir häufig nur indirekt erfahren über die Wahrnehmung der sprachlichen und nichtsprachlichen Äußerungen (z.B. Körpersprache). Um die Gedanken und die Erlebniswelt des Gesprächspartners zu verstehen, um aufgetretene Kommunikationsbarrieren (Missverständnisse) abzubauen, müssen die „Botschaften“ des Gesprächspartners/der Gesprächspartnerin entschlüsselt werden. Als EmpfängerIn analysieren Sie für sich, während Sie aktiv zuhören: Was empfindet mein Gesprächspartner/meine Gesprächs-partnerin? Was ist an dem, was er/sie gerade äußert, für ihn/sie so wichtig? Welche Intention verfolgt er/sie damit? Durch ein gezieltes Feedback an den/die SenderIn weiß diese/r, wie der/die EmpfängerIn die Botschaft dekodiert hat und kann diese nun - bestätigen oder - korrigieren. Sprechen - Zuhören - Informieren 46 Ich-Botschaft und aktives Zuhören Bei der Ich-Botschaft fällt mir leicht : habe ich Schwierigkeiten / muss ich üben: Aktives Zuhören fällt mir ... Dabei kann ich achten auf... Bei den Gesprächssituationen ergaben sich folgende Lernpunkte: Ich persönlich nehme mir zu diesem Thema vor: Sprechen - Zuhören - Informieren 47 Entscheidungsübung für Gruppen Das ist eine Entscheidungsübung für die Herbeiführung von wirklichkeitsnahen Beschlüssen. Ihre Gruppe soll ihre Entscheidung mit Einstimmigkeit beschließen. Einstimmigkeit ist schwer zu erzielen. Deshalb wird nicht jede Eigenschaft jedes einzelnen/jeder einzelnen voll berücksichtigt werden können. Versuchen Sie trotzdem, die Eigenschaften so zu finden, dass alle weitestgehend damit einverstanden sein können. Hier einige Richtlinien: 1. Vermeiden Sie, den anderen Ihre persönliche Entscheidung aufzuzwingen. Argumentieren Sie mit Logik. 2. Vermeiden Sie nachzugeben, bloß um Einstimmigkeit zu erzielen oder Konflikten auszuweichen. Unterstützen Sie nur dann andere Ansichten, wenn diese mit Ihren Ansichten wenigstens teilweise übereinstimmen. 3. Vermeiden Sie Konfliktlösungstechniken wie Mehrheitswahl (Abstimmung) oder Kuhhandel („Wenn du mir gibst, dann gebe ich dir“). 4. Betrachten Sie abweichende Meinungen eher als nützlichen störend zu empfinden. Beitrag, statt sie als Übung: 10 gemeinsame Eigenschaften Versuchen Sie, in der angegebenen Zeitspanne zu einer Gruppenmeinung zu kommen, ohne den Zeitdruck als Argument einzusetzen. Sprechen - Zuhören - Informieren 48 Eigenschaften eines guten Lehrers/einer guten Lehrerin 1. flexibel 27. ordnend 2. kooperativ 28. selbstkritisch 3. zielstrebig 29. offen 4. energisch 30. emotionsfrei 5. kritisch 31. eigene Meinung 6. sachlich 32. Autorität ausstrahlend 7. tolerant 33. kreativ 8. konfliktfähig 34. koordinierend 9. hilfsbereit 35. motivierend 10. fortschrittlich 36. vermittelnd 11. optimistisch 37. freundlich 12. diskret 38. beherrscht 13. spontan 39. zuhörfähig 14. demokratisch 40. selbstbewusst 15. sensibel 41. partnerschaftlich 16. kollegial 42. dynamisch 17. aktiv 43. Vertrauen schenkend 18. vertrauenserweckend 44. unparteiisch 19. gerecht 45. ideenreich 20. liebenswürdig 46. entschlossen 21. zupackend 47. korrekt 22. neutralisierend 48. überzeugend 23. begeisternd 49. verstehend 24. zurückhaltend 50. selbstsicher 25. über der Sache stehend 51. ausgleichend 26. Zivilcourage 52. informiert Sprechen - Zuhören - Informieren 49 Auswertung der Entscheidungsdiskussion a) Meine Zufriedenheit mit der gefundenen Lösung liegt bei -5 -4 -3 -2 -1 0 +1 +2 +3 +4 +5 +2 +3 +4 +5 b) Meine Zufriedenheit mit dem Diskussionsverlauf liegt bei -5 -4 -3 -2 -1 0 +1 c) An meinem Verhalten in der Diskussion ist mir besonders aufgefallen, dass ... d) In meiner Diskussionsrunde (A oder B) ist mir besonders aufgefallen, dass ... e) In der anderen Diskussionsrunde (A oder B) ist mir besonders aufgefallen, dass... f) Wie war die Vorbereitung zur Entscheidungsrunde in der Zweiergruppe? Sprechen - Zuhören - Informieren 50 Allgemeine Diskussionstechnik Im Normalfall gelten für die Diskussion folgende Merkmale: - ein Thema als umstrittener Sachverhalt (Probleme, Wertungen, Fragen) - unterschiedliche Auffassungen oder Meinungen - Weg und Ziel sind meist gebunden und geplant. Das Ergebnis bedeutet oft Wertung, Lösung, Analyse. 1.Schritte einer Diskussion a) Voraussetzungen - DiskussionsteilnehmerInnen festlegen Festgesetzte Zeitbegrenzung Entsprechende Räumlichkeiten Thema b) Rahmenbedingungen Die Diskussionsleitung klären Selbst bei relativ kleinen Gruppen ist es notwendig, einen/eine DiskussionsleiterIn zu haben, der/die die vereinbarten Ziele, den Verlauf und die Diskussionsregeln im Auge behält. Das Ziel der Diskussion kommunizieren: - entweder ein gemeinsames Ergebnis oder ein Austausch von Meinungen Ist den Teilnehmern/Teilnehmerinnen die Zielsetzung nicht klar, kommt es sehr oft schnell zu Konflikten. So drängen möglicherweise die einen zeitlich zu einem gemeinsamen Ergebnis (stark ergebnisorientiert), während die anderen das Thema ohne zeitlichen Druck (stark prozessorientiert) umfassend von allen Seiten diskutieren möchten. Den gemeinsamen Ausgangspunkt festlegen Die vorhandenen Informationen müssen offengelegt werden, da ansonsten die Vorgangsweise nicht sinnvoll geklärt werden kann bzw. unklar bleibt, welcher Weg zielführend ist. Informationsverschleierung (bzw. -zurückhaltung) wird mitunter manipulativ verwendet. Sprechen - Zuhören - Informieren 51 Die Vorgangsweise festlegen Die Gruppe muss sich noch vor der inhaltlichen Auseinandersetzung gemeinsam auf eine Vorgangsweise einigen, da Grundsatz-diskussionen über die Vorgangsweise zu einem späteren Zeitpunkt sonst oft den Gesprächsverlauf blockieren. 2.Häufig verwendete Diskussionstricks Übertreibung: Ein Begriff, der gefühlsmäßig nicht zusagt, wird in übertriebener Form dargestellt (z.B. wird zielstrebiges Verhalten als stur bezeichnet), oft verbunden mit übersteigernden Zusatzausdrücken wie völlig, nur, immer, usw. Aufwertung: Um ein Argument, das eigentlich schwach ist, aufzuwerten, wird einfach vom Gegenteil gesprochen (z.B. wenn ein/e DiskussionsleiterIn zielstrebig sein soll, wird mit dem Gegenteil argumentiert: „Soll ein/e DiskussionsleiterIn etwa planlos herumirren?"). Gegenstrategie: Nicht dagegen argumentieren, sondern den erkannten Trick aufzeigen und in Frage stellen. Versuch der Wortverdrehung bzw. Nichteingehen auf vorgebrachte Argumente Gegenstrategie: Erneut die eigene Argumentation vorbringen bzw. zur Stellungnahme auffordern. Moralisierungen, Verdächtigungen, Unterstellungen Gegenstrategie: Die anderen darauf hinweisen, dass sie sich durch solche Äußerungen selbst disqualifizieren bzw. abqualifizieren. 3.Argumentationstechniken Ein Argument besteht aus zwei Bausteinen: aus einer Behauptung, die die Meinung/Überzeugung einer Person/Gruppe wiedergibt, und aus einer Begründung, die die geäußerte Behauptung so weit wie möglich sachlich und logisch untermauert. Ziel einer Argumentation ist es, die ZuhörerInnen auf rationale und emotionale Weise von der Richtigkeit der Behauptung zu überzeugen und sie damit zu AnhängerInnen der vertretenen Meinung zu machen. Sprechen - Zuhören - Informieren 52 Klassische Argumentationstypen sind: Plausibilitätsargumentation: Dabei werden vor allem Beispiele, Er-fahrungswerte und Selbstverständlichkeiten als Begründung verwendet. Rationale Argumentation: Hier werden empirische Beweise wie Zahlenangaben, Statistiken, Prozentwerte, Gesetze und Vorschriften verwendet. Hier verwendet man hauptsächlich anerkannte Verhaltensmodelle, Werte und Normen denen sich die Person schwer entziehen kann, ohne in innere und/oder äußere Konflikte zu geraten. Moralisch-ethische Argumentation: Sprechen - Zuhören - Informieren 53 Wie unser Gehirn lernt Wenn wir lernen, wie wir lernen, können wir Lernen lernen Unser Gehirn lernt. Manches lernt es gut, anderes weniger gut und manches gar nicht. Mal lernt unser Gehirn schnell und ein anderes Mal langsam. Auch geht vieles schnell wieder vergessen, während anderes ein Leben lang in Erinnerung bleibt. Wie dem auch sei, fest steht jedenfalls, dass keine andere Spezies auf der Erde mit einem derart offenen und lernfähigen Gehirn zur Welt kommt wie der Mensch. Unser Gehirn kann mehr als wir denken Eine Besonderheit des menschlichen Gehirns ist, dass es in einem außergewöhnlich großen Maß formbar ist, formbarer, als selbst die Hirnforscher bis vor wenigen Jahren noch geglaubt haben. Auch laufen Lernprozesse in unserem Gehirn viel unterschiedlicher ab, als man bisher vermutet hatte. Vieles, was wir heute über unser Gehirn und seine Arbeitsweise erkannt haben, wissen wir erst seit wenigen Jahren und ist vor allem dem technischen Fortschritt zu verdanken. Aber nicht nur die Technik hilft uns dabei, die Geheimnisse des menschlichen Gehirns zu entschlüsseln, auch Untersuchungen bei Patienten mit Hirnschädigungen lassen viele Rückschlüsse über die Funktionsund Arbeitsweise unseres Gehirns zu und vor allem die jüngsten Erkenntnisse der letzten Jahre haben dazu geführt, das Verständnis über das Funktionieren unseres Gehirns grundlegend zu verändern. Wichtige Entdeckungen der Gehirnforschung für eine bessere Aus- und Weiterbildung Die wichtigsten Entdeckungen der Neurowissenschaften, die uns Hilfestellung bei der Neugestaltung von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen geben können, sind die neueren Erkenntnisse auf folgenden Forschungsgebieten: 1. 2. 3. 4. 5. Das limbische System als emotionales Zentrum unseres Gehirns. Die Spiegelneuronen als Grundlage für die Fähigkeit zur Empathie, also Einfühlungsvermögen. Der gewaltige Neuronenüberschuss, der sich in den ersten Jahren unseres Lebens bildet. Die Strukturbildung der Gehirnfunktionen durch Erfahrung und Hirnbenutzung. Die motivationswirksamen Neurotransmitter, die durch Beachtung, Zuwendung und Anerkennung unser körpereigenes Belohnungssystem in Gang setzen. Die Frage ist also: Wie sollten Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen konzipiert sein, damit Lernen wirklich funktioniert? Sprechen - Zuhören - Informieren 54 Das limbische System – unser zentrales Bewertungssystem Das limbische System ist das zentrale Bewertungssystem unseres Gehirns. Dieses Bewertungssystem bewertet alles auf der Basis unserer bisherigen Erfahrungen. Haben wir positive Erfahrungen mit einem Ereignis gemacht, wird dieses Ereignis als gut, vorteilhaft oder lustvoll bewertet. Wir verspüren dann den Wunsch nach Wiederholung. Haben wir negative Erfahrungen gemacht, wird ein Ereignis als schlecht, nachteilig oder schmerzhaft bewertet, und wir verspüren den Wunsch nach Vermeidung. Es ist somit leicht nachvollziehbar, dass unser limbisches System auch eine maßgebliche Rolle bei der Aneignung von Wissen und dem damit verbundenen Lernerfolg spielt, da es sich bei jeder Lernsituation z.B. folgende Fragen stellt: Lohnt es sich hinzuhören? Was spricht dafür, das zu lernen? Welchen Sinn hat es, das zu üben? Die Antworten auf diese Fragen findet das limbische System in unseren abgespeicherten Erfahrungen aus der Vergangenheit, die meist unbewusst wirken. Sind diese Erfahrungen positiv, ist ein erstes wichtiges Zwischenziel für den Lernerfolg erreicht. Sind unsere Erfahrungen jedoch negativ, ist der Effekt genau gegenteilig, und die Chancen für einen erfolgreichen Lernprozess gehen gegen Null. Die Spiegelneuronen – Lernen durch Abschauen Bei Lernprozessen nehmen die Spiegelneuronen eine besondere Rolle ein, denn sie sind unser neurobiologisches Resonanzsystem. Unsere Spiegelneuronen sind Nervenzellen, die aktiv werden, wenn sie etwas bei anderen Menschen beobachten. Wenn wir einen Menschen sehen und dabei beobachten, dass dieser z.B. Trauer, Freude oder Schmerz empfindet, so werden die Spiegelneuronen aktiv, und auch wir empfinden dann Sprechen - Zuhören - Informieren 55 Trauer, Freude oder Schmerz. Entdeckt wurden die Spiegelneuronen zwar bereits schon im Jahr 1990, aber erst in den letzten Jahren hat man das Geheimnis dieser Neuronen halbwegs entschlüsselt. Die Spiegelneuronen werden daher auch in den kommenden Jahren ein spannendes Forschungsfeld bieten. Heute steht aber bereits fest, dass Spiegelneuronen im Hinblick auf Lernprozesse hauptsächlich zwei Eigenschaften besitzen: 1. Sie informieren uns gefühlsmäßig über den Zustand eines anderen Menschen. Wir spüren also intuitiv, was sich in einem anderen Menschen abspielt. 2. Sie können uns mit der Stimmung eines anderen Menschen infizieren. Spiegelneuronen sind also quasi die neurobiologische Grundlage für das „Lernen am Modell“. Die Überproduktion an Neuronen Bis zum Ende unseres zweiten Lebensjahres sind unzählige Verbindungen zwischen den Gehirnzellen entstanden – wesentlich mehr, als später tatsächlich genutzt oder gebraucht werden. Am Ende dieser Phase ist die Anzahl von neuronalen Verbindungen in unserem Gehirn so groß wie niemals später in unserem Leben, denn ist erst einmal alles mit allem verbunden, werden in den folgenden Jahren (etwa bis zur Pubertät) alle Verbindungen wieder aufgelöst, die nicht gebraucht, also nicht durch entsprechende Nutzung und Reize gefestigt und stabilisiert wurden. In genau diesem wissenschaftlich belegbaren Abbauprozess liegt die Chance für alle, die als Eltern, Erzieher oder Lehrer Verantwortung für Kinder haben, denn bereits die Kindergartenzeit hat eine enorme Bedeutung für die gesamte schulische Bildungsbiografie eines Menschen. Die neuronalen Strukturen, die in den ersten Jahren unseres Lebens aufgebaut werden, sind Kernstrukturen, in die im Rahmen des schulischen und beruflichen Lernens weiterführendes Wissen und Können integriert wird. Sind diese Strukturen falsch angelegt oder, weil nicht benutzt, verkümmert, so wird man sich später sehr schwer damit tun, neues Wissen positiv und mit Spaß hinzuzulernen. Die nutzungsabhängige Stabilisierung synaptischer Netzwerke Nur wenn es uns gelingt, die nutzungsabhängige Stabilisierung synaptischer Netzwerke zu optimieren, verfügen Kinder über eine Fähigkeit, die sie mehr als alles andere für ihr späteres Leben benötigen – nämlich die Fähigkeit, sich im Leben zurechtzufinden, wissensdurstig und neugierig zu bleiben und mit anderen nach brauchbaren Lösungen für Probleme, Herausforderungen und Aufgabenstellungen des Lebens zu suchen. Damit dies gelingt und Kinder sich im Dschungel der Angebote, Erwartungen und Anforderungen unserer Wissens- und Informationsgesellschaft zurechtfinden können, brauchen sie Orientierungshilfen. Sie brauchen also Vorbilder und Leitbilder. Aber nicht nur Vorbilder und Leitbilder sind für eine positive Entwicklung notwendig. Was Kinder ebenfalls brauchen, sind innere Bilder. Die inneren Bilder sorgen dafür, dass wir bestimmte Aktivierungsmuster in unserem Gehirn abrufen und dann z.B. komplexe motorische Handlungen in Gang setzen und steuern. Leider wird die Kraft der inneren Bilder in unserem Kulturkreis noch immer unterschätzt und oft als belangloses, wirklichkeitsfremdes Konstrukt abgestempelt. Es gilt also, den inneren Bildern mehr Aufmerksamkeit zu schenken, denn sind erst einmal falsche nutzungsabhängige Strukturprozesse im Gehirn angelegt, sind sie später nur noch schwer zu korrigieren. Sprechen - Zuhören - Informieren 56 Die Neurotransmitter – wie unser Gehirn vitalisiert und motiviert werden kann Neurotransmitter sind Botenstoffe in unserem Gehirn, die uns u.a. spüren lassen, was für die Aneignung neuen Wissens oder die Aneignung neuer Fähigkeiten unerlässlich ist – nämlich Vitalität und Motivation. Das Zentrum für die Herstellung der dafür notwendigen Botenstoffe liegt in Zellverbänden des Mittelhirns, und die Spezialität dieser Zellverbände ist es, einen NeurotransmitterCocktail herzustellen und auszuschütten, der in uns Lust erzeugt, etwas zu tun. Dieser Neurotransmitter-Cocktail besteht im Wesentlichen aus drei Komponenten: Dopamin, Endogene Opioide und Oxytocin Dopamin hat die Wirkung einer Glücksdroge, die uns Freude und gute Laune empfinden lässt. Die endogenen Opioide vermitteln uns Kraft und Wohlbefinden. Und Oxytocin koppelt unsere Motivation an menschliche Beziehungen – es ist eine Art „Freundschaftshormon“. Die Frage ist also: Wodurch wird die Produktion des Neurotransmitter-Cocktails ausgelöst bzw. unser Vitalitäts- und Motivationssystem aktiviert? Die Antwort auf diese Frage, welche Stimuli unser Vitalitäts- und Motivationssystem aktivieren, gehört zu den jüngeren Erkenntnissen der Gehirnforschung. Die Stimuli, die unser Vitalitäts- und Motivationssystem aktivieren, sind z.B. folgende: persönliche Beachtung, ehrliches Interesse und liebevolle Zuwendung Stimuli, die unser Vitalitäts- und Motivationssystem deaktivieren, sind z.B.: Isolation, Missachtung und Abwendung Die stärkste Motivationsdroge des Menschen ist also der Mensch selbst, und die Erkenntnis daraus ist: Es gibt keine Motivation ohne zwischenmenschliche Beziehungen! Diese Tatsache führte in der amerikanischen Neurobiologie zu dem Begriff „social brain“, also „soziales Gehirn“. Sprechen - Zuhören - Informieren 57 Der Hippocampus – unser Neuigkeitsdetektor Nicht alle Informationen, die wir über unsere Sinne aufnehmen, werden von unserem Gehirn verarbeitet. Vielmehr gewichtet und bewertet unser Gehirn die eingehenden Informationen, und es werden nur die Informationen weiterverarbeitet, die z.B. folgende Kriterien erfüllen: neu, bedeutsam, wichtig, sinnvoll, interessant und glaubwürdig. Informationen, die diese Kriterien nicht erfüllen, werden nicht weiter verarbeitet und sofort wieder gelöscht. Die zentrale Stelle in unserem Gehirn, in der diese Auswahlentscheidungen getroffen werden, ist der Hippocampus. Der Hippocampus ist also eine Art Neuigkeitsdetektor. Eine weitere Aufgabe des Hippocampus ist es, wichtige Ereignisse oder Neuigkeiten in langfristige Speicherstrukturen zu überführen. Diese Aufgabe macht ihn zum Dreh- und Angelpunkt unserer Speicher- und Erinnerungsprozesse. Der Lernprozess, also das Abspeichern der zu lernenden Informationen, vollzieht sich nun so, dass der Hippocampus dem Cortex die Informationen immer wieder, auch in neuen Zusammenhängen und unterschiedlichen Kontexten anbietet. Der Hippocampus ist gewissermaßen der Trainer oder Lehrer des Cortex. Dabei arbeiten Hippocampus und Cortex arbeitsteilig und synchron. Forschen Sie noch oder verwalten Sie schon? Unser Gehirn ist immer auf der Suche nach spannenden Erfahrungen und interessanten Erkenntnissen, mit denen es sich über Erfolgserlebnisse belohnen kann. Jedes Erfolgserlebnis wird mit einem mehr oder weniger starken Glücksrausch, also mit einem oben erwähnten NeurotransmitterCocktail belohnt. Und da wir diesen natürlichen „Kick“ möglichst häufig erleben möchten, sind wir Menschen von Natur aus und von Geburt an „Lernsüchtige“. Diese Sucht ist es, die uns immer wieder motiviert, Neues zu ergründen und zu erforschen. Im Grunde genommen sind wir alle Forscher, die durch Forschungsergebnisse ihre Forschungssucht befriedigen wollen. Dies trifft jedoch nur zu, wenn die bereits angesprochenen Rahmenbedingungen wie z.B. Beziehungen, positive Emotionen usw. stimmen. Ist das nicht der Fall, dann wird aus einem süchtigen Forscher allmählich ein unmotivierter Verwalter. Die entscheidende Frage lautet also: Forschen Sie noch oder verwalten Sie schon? Sprechen - Zuhören - Informieren 58 Literaturverzeichnis Kommunikation Berne, E. (2000). Spiele der Erwachsenen. Psychologie der menschlichen Beziehungen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. Birkenbihl, V. (2003). Kommunikationstraining. München: mvg-Verlag. Blickhan, C. (2005). Die sieben Gesprächsförderer. Miteinander reden lernen. Paderborn: Junfermann. Gehm, T. (2006). Kommunikation im Beruf. Hintergründe, Hilfen, Strategien. (4. Auflage). Weinheim und Basel: Beltz. Gordon, T. (2001). Die neue Beziehungskonferenz. München: Heyne. Miller, R. (2000). Das ist ja wieder typisch. Kommunikation und Dialog in der Schule und Schulverwaltung. Weinheim und Basel: Beltz. Sawizki, E. (2003). NLP im Alltag. Einführung Technik Übungen. (4. Auflage). Offenbach: Gabal-Verlag. Schulz von Thun, F. (2006). Miteinander reden 1. Störungen und Klärungen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. Schulz von Thun, F. (2006). Miteinander reden Persönlichkeitsentwicklung. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 2. Stile, Werte und Schulz von Thun, F. (2006). Miteinander reden 3. Das „innere Team“ und situationsgerechte Kommunikation. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. Thomann, C. & Schulz von Thun, F. (2003). Klärungshilfe. Handbuch für Therapeuten, Gesprächshelfer und Moderatoren in schwierigen Gesprächen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. Körpersprache Argyle, M. (2002). Körpersprache & Kommunikation. (8. Auflage). Paderborn. Junfermann. Bischoff, I. (2007). Körpersprache und Gestik trainieren. Auftreten in beruflichen Situationen. Ein Arbeitshandbuch. (1. Auflage). Weinheim und Basel. Beltz.. Molcho, S. (2005). Körpersprache des Erfolgs. (1. Auflage). Kreuzlingen/München: Hubendubel Verlag. Pease A. & B. (2006). Die kalte Schulter und der warme Händedruck. (1. Auflage). Berlin: Ullstein Buchverlage Gmbh. Sprechen - Zuhören - Informieren 59 Püttjer, C. & Schnierda, U. (2006). Geheimnisse der Körpersprache. Mehr Erfolg im Beruf. Frankfurt: Campus. Gesprächsführung Benien K. (2003). Schwierige Gespräche führen. Modelle für Beratungs-, Kritik- und Konfliktgespräche im Berufsalltag. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. Gührs, M. & Nowak, C. (1998). Das konstruktive Gespräch. Ein Leitfaden für Beratung, Unterricht und Mitarbeiterführung mit Konzepten der Transaktionsanalyse. Mezen: Limmer Verlag. Hogan, K. (2007). Überzeugen. (1. Auflage). Bern: Hogrefe. Weisbach, C.R. (1999). Professionelle Gesprächsführung. München: dtv. Gehirnforschung, Neurobiologie Spitzer, Manfred: Lernen – Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg u. Berlin: Spektrum. Caspary, Ralf (Hg.): Lernen und Gehirn. Der Weg zu einer neuen Pädagogik. Freiburg: Herder. Hannes Horngacher: Erkenntnisse der Gehirnforschung für die Erwachsenenbildung - als EBook erhältlich: http://www.grin.com/profile/742382/hannes-horngacher Sprechen - Zuhören - Informieren 60
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