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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder
Eine zeitgemäße Auslegung der Schöpfungsgeschichte
Seite
Einführung
1.
2.
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Der Schöpfungsbericht – unser Ursprung von und mit Gott
1.1 Gott erklärt sich, die Erschaffung der Welt und des Menschen
1.2 Die Erklärung der einzelnen Werkstücke
1.3 Die Sünde, in die wir nicht gefallen sind
1.4 Die Erklärung der Menschwerdung geht weiter
1.5 Die Menschen sammeln Erfahrungen
1.6 Schlussbetrachtung
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17
27
32
39
Leben mit Gott
2.1 Wo finden wir heutzutage Gott?
2.2 Lieben und geliebt werden.
2.3 Brauchen wir Beziehungen?
2.4 Paarbeziehung.
2.5 Lässt Gott uns unnötig leiden?
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Literaturhinweise
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Einführung
Die Frage des Lebens, wo komm ich her, was soll ich hier und wo geh ich hin, stellt sich uns
Menschen immer wieder neu. Christen finden ihre Antworten über die Existenzgrundlage
ihres Lebens im Glauben an den Gott, welcher der Vater Jesu Christi ist.
Nicht an Gott gläubige Menschen denken eher an einen Zufall, der es entweder gut oder
weniger gut mit ihnen meint.
Ich bin Christ und glaube an den monotheistischen Gott Abrahams und an Gottes Sohn Jesus
Christus. Ja, ich glaube an diesen Gott und lebe mein Leben in diesem Glauben!
So gab es im Laufe meines Lebens mehrere Erlebnisse, die mich die Nähe Gottes auf
verschiedene Weise und in verschiedenen Situationen erleben und erfahren ließen.
Diese subjektiven und individuellen Erfahrungen sollen jedoch nicht das Thema dieser
Auslegung sein. Ich will mit dieser Aussage nur deutlich machen, aus welcher geistigen
Quelle ich mein Denken und meine Art der Auslegung schöpfe.
Ich bin überzeugt, dass der Gott Abrahams und Vater Jesu Christi unser aller Gott und
Erschaffer dieser Welt ist. Wir sind die Geschöpfe dieses Gottes und in ihm liegen der
Ursprung und der Sinn unseres menschlichen Lebens.
Als gläubiger Christ möchte ich Sie einladen, diesen Gott und seine biblische Botschaft zu
ergründen. Wer ist dieser Gott und wie sind die Botschaften, die uns Menschen in der
Heiligen Schrift offenbart werden, zu verstehen.
Die erste Frage, die sich mir dabei vehement stellt, ist: Verstehen wir diesen Gott wirklich?
Erkennen wir die göttlichen Botschaften tatsächlich so, wie sie von Gott gemeint sind?
Verstehen wir Christen die Bibel richtig?
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Rolf Kabsch
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Ich denke, dass wir Christen uns nach wie vor auf dem Weg befinden, unseren Gott und seine
Botschaften zu verstehen. Doch wir befinden uns eben noch auf dem Weg dazu, Gott zu
erkennen. Wir müssen bestimmt manches Überdenken, dabei auch Umdenken und uns
mitunter von Gewohntem trennen.
Unsere bisherige Grunderkenntnis zur Erschaffung der Welt und zur Sinngebung des Lebens,
ist jedenfalls neu zu hinterfragen und zu diskutieren.
Wenn ich von Grunderkenntnis spreche, denke ich an die Erklärungen, die in der Genesis, im
1. Buch Mose, in den ersten Kapiteln zu finden sind.
Dort wird ausgeführt, wie Gott die Welt und uns Menschen erschaffen hat. Inhalt davon ist
die Beschreibung der Sinngebung und Beauftragung des Menschen. Der Mensch wird als ein
Wesen geschaffen, das Gefühle hat und denken kann. Es wird beschrieben, dass der Mensch
handelt und welche Folgen seine Handlungen haben. Er wird von Gott gefordert und gefördert
und sein Verhältnis zu Gott hat einen sichtbaren Beginn. Der Inhalt dieses Berichtes ist die
Beschreibung der Erschaffung unserer Welt, sowie der Erschaffung von uns Menschen,
unsere Sinngebung, Beauftragung und Zielsetzung. Gott erklärt sich dabei auch selbst. Er
offenbart seinen Schöpfergeist, seine Motivation und seine Beweggründe, eine Welt und dazu
den Menschen zu schaffen.
Die Exegese legt dar: Die Schöpfung ist gut und sinnvoll.
Doch leider erkennen wir in dieser Botschaft des 1. Moses bis heute nicht, dass unsere
Schöpfung wirklich gut, und eben in dieser Art und Weise sinnvoll und von Gott so gewollt
ist.
Wir Christen erkennen dabei nicht, dass es keine widergöttliche Bosheit oder andersartige
Verfehlung des Menschen gegeben hat. Wir Menschen sind nicht die gefallenen Sünder, die
sich von Gott abgewandt haben, wie es der „Sündenfall“ scheinbar aufzeigt. Das wird bis
heute noch nicht richtig verstanden.
Leider entstand aus der seitherigen Auslegung ein unnötiges und störendes Schuldgefühl und
Schuldverständnis bei uns Menschen.
Dieses vor langer Zeit entstandene schlechte Gewissen des gefallenen Sünders, brauchen wir
nicht zu haben. Wir Menschen haben uns während unserer Erschaffung keinesfalls gegen Gott
aufgelehnt oder uns von ihm abgewandt. Dies wurde nicht richtig interpretiert.
Ein anderer Ansatz zum Verstehen stellt Gott und uns Menschen in ein neues Licht. Ja,
tatsächlich in ein Licht und nicht in den Schatten, der uns bis heute das Leben und das
Verstehen schwer macht.
Gott schuf uns Menschen in und mit seiner Liebe und Wahrheit. Und wir Menschen haben
uns nicht gegen ihn versündigt, in dem Sinn, dass wir uns gegen Gott gerichtet haben!
Ich bin davon überzeugt, dass die Botschaft der Bibel, besonders der Schöpfungsbericht, bis
heute noch nicht richtig verstanden und ausgelegt wird. Somit kann uns nur eine neuzeitliche,
offene und sehr differenzierte Diskussion der Glaubensfragen zum Verstehen weiterführen.
Der Schöpfungsbericht bildet das Fundament des christlichen Glaubens.
Deshalb ist mir die richtige Interpretation, das richtige Verstehen dessen sehr wichtig, da sie
Gott, sowie den Ursprung und das Wesen von uns Menschen, erklärt. Wir verstehen diese
Botschaft als Grundlage unseres menschlichen Lebens, wie wir Gott und uns selbst verstehen
können und sollen. Sie ist die Basis unseres Selbstverständnisses, dem Verstehen unseres
Gottes und unserer Beziehung zu ihm. Auf dieser Grundlage basiert unser Denken und
Fühlen, was und wie wir über uns selbst und Gott denken und wie wir alles Nachfolgende
interpretieren.
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Der Schöpfungsbericht ist in der ältesten religiösen Schrift der Welt, der Thora (die 5 Bücher
Moses) des Volkes Israel niedergeschrieben. Man könnte das Volk Israel daher auch als das
Volk der Hüter, Bezeuger und Träger der Thora bezeichnen.
Aus der Geschichte dieses Volkes stammt der besondere Prophet und Sohn Gottes, Jesus
Christus, von dessen Leben, Handeln und Reden das „Neue Testament“ oder Evangelium
zeugt. Mit Jesus Christus wird die Geschichte des Volkes Israel auch zu der Unseren.
Die Thora ist das Ergebnis eines Jahrhundertelangen mündlichen und schließlich schriftlichen
Überlieferungsprozesses. Sie wurde erstmals um 600 v. Chr. in babylonischer Gefangenschaft
gesammelt und niedergeschrieben.
Die althebräische Schrift, in der die babylonische Urschrift verfasst ist, geht auf das aus 22
Buchstaben bestehende Alphabet der Phöniker zurück, welches die Israeliten um 1200 v. Chr.
übernahmen. Das Althebräische wurde jedoch seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. von der
aramäischen Schrift verdrängt. Das erschwert die wissenschaftliche Arbeit der Bibelforschung
und des Bibelverständnisses, zumal das Althebräisch erst seit kurzem wieder gänzlich
erforscht wird. So stehen wir jetzt in der Schwierigkeit, den Sinn und Inhalt dieser Schriften
eindeutig zu übersetzen.
Eine weitere Hürde zum eindeutigen Verstehen bildet die Kapiteleinteilung, welche von der
christlichen Seite stammt und erstmals um 1205 n. Chr. von dem Erzbischof Stephan von
Canterbury angewandt wurde. Diese führt zu Unstimmigkeiten bei der Zuordnung, da die
Urschrift selbst ohne eine Vers- oder Kapiteleinteilung, also durchgehend niedergeschrieben
wurde.
Aus der Bibel und damit aus dem Judentum, übernahm das Christentum den Glaubenssatz,
dass Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde sei und entfaltete ihn dahin, die Schöpfung
als Schöpfung aus dem Nichts aufzufassen.
Auch die Lehre über den Menschen (Anthropologie) folgt der Bibel: Gott hat den Menschen
als sein Ebenbild geschaffen und ihn in die Welt und in das Paradies gesetzt. Damit hatte Gott
alles gut gemacht.
Mit dem Sündenfall aber kamen der Tod und die Mächte des Unheils in die Welt.
Die Verderbtheit der Menschheit wurde dann von den christlichen Theologen als Erbsünde
oder Erbschuld weiter bedacht. Die Düsternis der Erbsündenlehre des Augustinus (354 – 430
n. Chr.) prägt das christliche Denken und Fühlen seither über die Jahrhunderte. So verbanden
sich in der Geschichte des Christentums immer wieder Sündenbewusstsein, Schuldgefühl und
Angst vor der Verdammung zu bedrückenden Szenarien, die an religiösen Wahn denken
lassen. Als Erbsünde wird in der christlichen Theologie die sündhafte Grundverfassung des
Menschen bezeichnet, die nach traditioneller Auffassung von der Ursünde herrührt, die Adam
und Eva begangen haben, da sie sich im Paradies gegen Gott aufgelehnt haben. Sünde ist nach
christlicher Glaubenslehre ein Zustand der Entfremdung von Gott.
Doch der Ausdruck Erbsünde kommt in der Bibel nicht vor.
Die Weltsicht der spätjüdischen apokalyptischen Schriften steht dazu im Hintergrund der
neutestamentlichen Lehre. Darin wird die Verderbtheit der Welt auf die Rebellion Satans vor
Anbeginn der Zeiten zurückgeführt. Auf Satans Fall folgte die Verführung Adams und Evas,
mit denen dann die ganze Menschheitsgeschichte in Unordnung, Ungehorsam und Leid
versank.
Auf diesem apokalyptischen Hintergrund deuteten die neutestamentlichen Autoren das
Erlösungswerk Jesu Christi als Sieg über die ungeheure Macht der ererbten Sünde und des
Bösen. Damit habe Jesus die Menschheit wieder mit Gott versöhnt und den Frieden gebracht.
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Die Auslegung des Schöpfungsberichtes ist bis heute noch auf dem Stand dieser über 1600
Jahre alten Sichtweise. Doch das kann heutzutage so nicht mehr stehen gelassen werden!
Meines Erachtens ist die Erklärung Gottes über sich selbst und die der Schöpfung des
Menschen und seiner Welt in wichtigen Teilen völlig missverstanden worden:
 Ich bin überzeugt, dass Gott nicht nur unser Vater ist. Gott ist unser Vater und unsere
Mutter. Gott ist beides, sie sind als unsere Schöpfereltern zu verstehen.
 Überzeugt bin ich auch, dass wir Menschen diese Erbsünde, wie sie bis heute aus dem
Schöpfungsbericht abgeleitet wird, nicht begangen haben. Wir haben uns nicht in der
seither verstandenen Art und Weise gegen Gott gewandt.
 Ebenso bin ich überzeugt, dass es keine personifizierte widergöttliche Macht, diesen
Satan, gibt. Die einzige Macht die existiert und regiert ist Gott. So begreifen es
übrigens auch jüdische und muslimische Theologen.
 Und ich bin überzeugt davon, dass wir den Schöpfungsbericht nicht so beschränken
dürfen, wie er von der christlichen Lehre seither begrenzt wird.
Die Erschaffung des Menschen wird nicht nur im 1. Mose, in den Kapiteln 1 und 2 bis
zum 25. Vers erklärt, und anschließend bricht ein Sündenfall die Erklärungen ab. Der
Schöpfungsbericht geht weiter, denn im Anschluss folgen noch einige wichtige
Details. Meines Erachtens wird ab dem 1. Mose 1,1 komplett bis zum 1. Mose 8,22
die Schöpfung beschrieben.
Unsere Zeit stellt andere Fragen und sie hat auch andere Antworten gefunden, da sich unser
Wissen enorm erweitert hat.
Ein Grund, weshalb ich zum Einen zu einem anderen Verständnis finde ist, dass ich meine
psychologischen und pädagogischen Kenntnisse in die Auslegung integriere.
Durch meine langjährige Tätigkeit im Predigtdienst als Prädikant, lernte ich außerdem, die
Interpretation der Botschaft, die uns in der Bibel von und über Gott gegeben wurde, immer
wieder neu zu überdenken.
Dabei sah ich immer deutlicher, dass wir Menschen ganz und gar nicht die gefallenen Sünder
sind, die sich gegen Gott aufgelehnt haben. Das wurde falsch verstanden.
Und gerade dieses vor 1600 Jahren gebildete unnötige Schuldgefühl und Schuldverständnis
lässt eine liebevolle und ehrliche Beziehung des gläubigen Menschen zu unserem Gott nicht
zu. Auf dieser Basis kann ein Mensch auch nicht Gott voll und ganz vertrauen. Das stellt alles
in den dunklen Schatten des unwiderruflich bösen Menschen, der nie gut werden kann und
seinem Gott auf ewig fern bleiben wird.
Wie soll da ein Mensch glauben, dass er „das Licht der Welt“ und „das Salz der Erde“ sei?
Und wie kann auf dieser Basis ein gläubiger Mensch seinen Gott und sich selbst lieben? Das
geht nicht!
Deshalb machte ich mich auf die Suche. „Bittet so wird euch gegeben, suchet so werdet ihr
finden, klopfet an so wird euch aufgetan“ (Mt. 7, 7+8 und Lk. 11, 9+10). Für mich haben sich
diese Worte von Jesus Christus erfüllt. Ich habe gefunden.
Aus diesem Grund wurde es für mich es notwendig, diese Auslegung zu niederzuschreiben.
Ich lade sie ein mich auf dieser Suche, zu einem klareren Verstehen der Bibel, zu begleiten
und hoffe, dass auch Sie dabei finden.
Denn Gott schuf uns Menschen in und mit seiner Liebe und Wahrheit, und so können wir ihn
und uns selbst vorbehaltlos lieben und in Wahrheit begegnen.
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1. Der Schöpfungsbericht – unser Ursprung von und mit Gott.
1.1 Gott erklärt sich, die Erschaffung der Welt und des Menschen.
Im ersten Kapitel der Genesis (1. Mose, 1, Verse 1 ff) wird der Anfang alles Lebens
beschrieben, wie Gott die Welt, mit allen Pflanzen, Tieren und dem Menschen schuf. Sein
Schöpfungsbericht läuft auf den Menschen hinaus, denn dieser wird und ist der zentrale
Träger jener und aller weiteren Schriften.
Das alles wird im Rahmen eines Siebentagewerkes beschrieben.
Dies geschah jedoch nicht, um die Schöpfung als einen chronologischen Geschichtsverlauf
darzustellen. Vor uns soll sich das Weltall nach seiner sinnvollen Gliederung und der
Verschiedenheit seiner Werkstücke aufbauen, um mit der Ruhe am siebten Tag, der um
seinetwillen und wegen uns gesegnet und geheiligt ist, zu schließen.
Diese Erzählung will also nicht wissenschaftliche Spekulationen oder Definitionen geben,
sondern dient ausschließlich dem praktisch-religiösen Interesse, den Sinn der Welt aus ihrer
Herkunft begreiflich zu machen und dem Menschen seine Stellung auf der Erde zuzuweisen.
Das Bild eines Siebentagewerkes Gottes, das dem Menschen sein Haus baut, es einrichtet und
ihn an den gedeckten Tisch setzt.
So ist das erste Kapitel als grober Überblick über die Schöpfung zu verstehen, in der Gott und
seine Schöpfertat anhand einfacher Bilder und Erklärungen dargestellt wird.
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Dann schwebte Gottes Geist über die Erde und
erschuf durch sein Wort Licht und Finsternis, Wasser und Feste, Pflanzen und Tiere, und dann
den Menschen.
Die Beschreibung wird dabei untergliedert, indem jeden Tag ein Werk vollendet und für gut
befunden wird.
Beim studieren der Interlinearübersetzung von Rita Maria Steurer (daraus stammen alle kursiv
gedruckten Bibelzitate) fiel mir auf, dass Gott am Ende dieses ersten Kapitels, im Konsens
der Schöpfung des Menschen, mehrfach in der Mehrzahl von sich spricht. Über den Sinn
dieser Ausdrucksweise und dessen Interpretation streiten sich die Gelehrten noch heute.
Es steht geschrieben: (1, 26) Dann sprach Gott: Machen wollen wir Menschen (hebräisch:
adam) in unserem Ebenbild nach unserem Gleichnis, und herrschen sollen sie über die
Fischbrut des Meeres und über das Gefiederte der Himmel und über das Vieh und über all die
Erde und über alles Kriechgetier, das kriechend auf der Erde. (27) Da schuf Gott den
Menschen (adam) in seinem Ebenbild, im Ebenbild Gottes schuf er ihn, männlich und
weiblich schuf er sie. (28) Und es segnete sie Gott und es sprach zu ihnen Gott: seid fruchtbar
und mehret euch und füllet die Erde und unterwerfet sie und herrschet über die Fischbrut des
Meeres und über das Gefiederte ... .
Für mich sind die hier niedergeschriebenen Aussagen mehrere (mind. vier) eindeutige und
klare Schilderungen über das Wesen Gottes.
Darum möchte ich die Worte, die Gott sprach und die anschließende Erklärung eingehender
betrachten. Gott sagte: „Wir wollen Menschen (hebräisch: Adam) in unserem Ebenbild, in
unserem Gleichnis machen“. Da schuf Gott die Menschen in seinem Ebenbild, männlich und
weiblich schuf er sie.
Gott sprach von sich zum Ersten eindeutig in der Mehrzahl. Gott sagte: „Wir wollen
Menschen machen“. Gott zeigte sich damit unmissverständlich nicht als einzelnen Schöpfer,
sondern da waren mehr als Einer am Werk. Das persönliche Fürwort „wir“ bedeutet in unserer
Sprache, dass es mindestens zwei Personen sind. Wäre Gott allein gewesen, hätte er sagen
müssen: „Ich will Menschen machen“. Da Gott jedoch von sich in der „wir“ Form spricht,
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haben wir also mit mindestens zwei schöpfenden Wesen zu rechnen. Da macht kein Einzelner
den Menschen!
Zum Zweiten wurde dieses „wir“ nochmals in den Aussprüchen „in unserem Ebenbild“ und
„nach unserem Gleichnis“ bestätigt. Auch hier wurde nur in der Mehrzahl gesprochen. Das
Wort „unser“ kann nur benützt werden, wenn mindestens zwei etwas tun. Auch hier würde
nur die Einzahl „mein“ Ebenbild auf ein einziges göttliches Wesen hinweisen. Doch Gott
spricht von sich in der Mehrzahl, von unserem Ebenbild und unserem Gleichnis.
Und zum Dritten erschuf Gott den Menschen in „unserem Ebenbild und nach unserem
Gleichnis als männlich und weiblich“. Also ist Gott nicht nur nicht allein, sondern dazuhin
noch männlich und weiblich, sind sie ebenfalls Mann und Frau - ein Schöpferpaar. Sonst
wären wir männlichen und weiblichen Menschen nicht Gottes Ebenbild und Gleichnis. Dann
würde sich die Aussage in der Thora widersprechen.
Gott zeigt sich mit diesen Worten und der anschließenden Beschreibung eindeutig als
Schöpferpaar, das den Menschen in ihrem Ebenbild und Gleichnis als Paar, männlich und
weiblich, schuf. In dieser Art sollen wir Menschen unseren Gott sehen und verstehen.
Alle Kritiker, die an dem Bild des einsamen, alleinigen Gott-Vater festhalten, werden sofort
einwendend fragen, wie ich anhand dieser drei Sätze zu einer anderen Deutung als der
herkömmlichen finden kann.
Doch dies sind nicht die einzigen Sätze die in der Thora niedergeschrieben sind, in denen Gott
von sich ein eindeutiges Bild für uns Menschen abgibt. Diese Aussage wird im fünften
Kapitel in den Versen 1 + 2 wortgleich bestätigt. Und im dritten Kapitel, Vers 22b steht
ebenfalls ein deutlicher Hinweis: ... siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns.
Warum dies die einzigen Aussagen über das Wesen Gottes in der Thora bleiben sollen, wird
im zweiten Buch Mose erklärt. Denn mit dieser später folgenden Botschaft verbietet Gott den
Menschen jegliches erstellen oder benutzen eines Bildes von ihm und allem das in den
Himmeln wohnt.
Im 2. Mose, Kapitel 20, Vers 4 + 5 sagt Gott: (4) Nicht sollst du machen dir Bildnis noch
irgendwelche Gestalt, die in den Himmeln oben und die auf der Erde unten und die in den
Wassern unter der Erde. (5) Nicht sollst du niederwerfen dich vor ihnen, und nicht sollst du
ihnen dienen, denn ich, JHWH, dein Gott, ...
Unsere göttlichen Eltern und Schöpfer kennen uns Menschen, sie haben uns ja geschaffen.
Und wir Menschen sind so, dass wir Bilder brauchen, um uns an ihnen zu orientieren,
weshalb wir sie gerne dazu verwenden.
Um diesem Bedürfnis entgegen zu steuern, dass wir uns nicht ein Bildnis von Gott erstellen
und irgendwann letztendlich nur noch dieses Bild anbeten, folgt im 5. Vers die Erklärung.
Denn für uns Menschen ist es sehr schwierig auf Dauer zu unterscheiden. Wir würden bald
dieses Bild anbeten und nicht mehr Gott.
Dazu kann ein Mensch nur ein Bild erstellen, welches aus seinen Vorbildern, in seinen
Phantasien und aus seinen mystischen Vorstellungen entsteht. Doch kein Mensch, nicht
einmal Mose, konnte und sollte Gott sehen oder seinem Antlitz begegnen.
Und letztendlich dreht es sich nicht um die Äußerlichkeit eines Gottesbildes, sondern um das
Inhaltliche, um Gottes Sinn und Wille. Wir Menschen sollen das Wesen Gottes erkennen.
Somit müssen wir uns leider mit dem im 1. Mose 1, in den Versen 26 und 27 ausgeführten
Bild, das im 5. Kapitel, in Vers 1 + 2 mit demselben Wortlaut bestätigt wird, zufrieden geben.
Denn das ist Gottes einzige Darstellung seiner selbst.
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Diese zwei aufeinanderfolgenden Verse sind jedoch ein deutlicher Hinweis darauf
anzunehmen, dass Gottes Existenz männlich und weiblich ist. Mit diesen Worten sagte Gott
eindeutig, dass er Frau und Mann ist. So wurde der Mensch von ihnen im Ebenbild als Mann
und Frau gemacht. Wenn Frau und Mann das Ebenbild Gottes sind, kann folglich Gott ebenso
nur Frau und Mann sein. Wir Menschen wurden also von einem göttlichen Teil Mutter und
einem göttlichen Teil Vater geschaffen.
Warum sollten sie sonst von sich in „wir“ reden? Mit wem sprach Gott sonst? Redete er mit
dem Hofstaat, mit den Engeln oder dem Sohn? Den Ausdruck „wir machen“ konnte Gott nur
benutzen, wenn mindestens noch ein weiteres, gleichwertiges Wesen neben ihm war. Ja, Gott
ist nicht nur der „Herr“ alleine, sondern als Vater und Mutter zu verstehen.
Zusätzlich führt diese Ausdrucksweise auch zu einem ersten Hinweis auf den Sinn der
Partnerschaft von Mann und Frau. Da sprach er mit ihr und sie mit ihm. Und sie hatten bei
dieser großen, verantwortungsvollen Aufgabe, eine Welt mit Menschen und solch vielem
anderen Leben zu erschaffen, sicher auch sehr viel zu bereden, zu beraten und mussten
einander gut und konstruktiv zur Seite stehen.
Und in späteren Ausführungen sind wir Menschen in der Bibel als Kinder Gottes benannt und
Jesus als Gottes Sohn, was die Annahme nochmals untermauert, dass wir Geschöpfe von
Mutter und Vater Gott sind.
Im Vers 27 bekräftigte Gott unsere Gleichheit, in dem diese Menschen ein weiteres Mal als
Gottes Ebenbild bezeugt wurden, männlich und weiblich geschaffen:
(Kap. 1, V. 27) ... im Ebenbild Gottes schuf er ihn, männlich und weiblich schuf er sie.
Mit Gott sind unsere himmlischen Eltern gemeint! Doch in dieser Auslegung wird die
Schöpfungsgeschichte bisher kaum erklärt, wenn überhaupt.
Dabei stellt sich mir die Frage, woher die seitherige, patriarchalische Auslegung stammt. Wie
war es möglich, die Gott-Mutter einfach zu ignorieren obwohl von „wir“, „unserem
Ebenbild“ und „im Ebenbild männlich und weiblich“ geschrieben steht? Wie konnte trotz
dieser eindeutigen Worte daraus eine männerzentrierte Geschichte gebildet und das
Patriarchat aufgebaut werden? Warum nahm sich der Mann einfach das Recht heraus, die
Frau dermaßen zu missachten und damit zu unterdrücken?
Ganz deutlich wird in diesen zwei Versen auch gezeigt, dass der erste Mensch, von dessen
Schöpfung die Genesis erzählt, von je her in dieser verschiedenen Art, ein Mann und eine
Frau, ist.
Frau und Mann wurden zur selben Zeit und ohne irgendeinen zeitlichen oder hierarchischen
Unterschied von dem Gottes-Paar, Gott-Mutter und Gott-Vater, geschaffen.
Gott hat uns Menschen mit verschiedenen Geschlechtern geschaffen und sie machten beide,
Frau und Mann zeitgleich. Von Gottes Schöpfung her war und ist keines das Erste oder
Bessere, weder Mann noch Frau, keines von beiden steht vor dem Anderen. Bei Gott stehen
beide an gleichberechtigter Stelle. Sie sind beide gleich wertvoll und wichtig.
Gott schuf „adam“ – männliches und weibliches. Der hebräische Ausdruck „adam“ bedeutet
Mensch und Menschen. Er wird mit Mensch oder Menschen übersetzt, da dieses Wort im
Hebräischen für die Singulare, sowie für die Plurale Form des Wortes steht. Adam kann für
den oder die Menschen stehen, also für einen Menschen, für ein Menschenpaar oder für viele
Menschen.
Da zusätzlich die Erklärung angefügt wird, dass dieser „adam“ männlich und weiblich ist,
zeigt sich auch, dass damit keinesfalls „nur“ der erste Mann gemeint war. Das Wort „Adam“,
das an dieser Stelle in der Thora benützt wird, ist eindeutig mit einem Menschenpaar, das aus
einem Mann und einer Frau besteht, zu übersetzen.
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Das Wort „adam“ wurde nur von christlicher Seite für den Namen des ersten Mannes
eingesetzt und wird es auch noch heute. Doch es bestand wohl kaum der Sinn darin, in der
Bibel mit dem Wort „adam“ dem Mann seinen Namen zu verleihen.
Und Gott zeigte diesem Menschenpaar nach dessen Segnung sogleich seine Natur. Sie sagten
ihnen, dass sie fruchtbar sein dürfen und sich vermehren sollen. Das ist nur aus der Paarung
einer Frau mit einem Mann möglich, auch da sind beide sogleich wichtig und notwendig!
Anschließend erhielt dieses Menschenpaar seinen Auftrag. Gott unterstellte Ihnen die ganze
Welt, sie sollten sich diese unterwerfen und sie sollten jedes Getier, jede Pflanze und alles
Geschaffene beherrschen.
Jetzt zeigt sich die erste Unstimmigkeit der Kapiteleinteilung, die um 1205 n. Chr. durch den
Erzbischof Stephan von Canterbury angewandte wurde. Denn durch diese Kapiteleinteilung
wurden die folgenden vier Verse dem zweiten Kapitel zugeordnet, obwohl sie eindeutig noch
zum ersten Kapitel gehören:
(Kap. 2, V. 1) So waren vollendet die Himmel und die Erde und all ihr Heer (2) und es hatte
vollendet Gott, am Tag, dem siebten sein Werk, das gemacht er, und er feierte am Tag, dem
siebten, infolge all seines Werkes, das er gemacht. (3) Und es segnete Gott den Tag, den
siebten, und er heiligte ihn, ja an ihm feierte er, infolge all seines Werkes, das er geschaffen,
Gott, durch wirken. (4) Dies sind die Entstehungen der Himmel und der Erde bei ihrem
Geschaffenwerden. Am Tag des Machens JHWH, Gott, Erde und Himmel, …
Da nun erst alles vollendet war, und dies am siebten und somit letzten „Schöpfungstag“
geschah, sind diese Verse dem ersten Kapitel zuzuordnen. Denn jetzt erst hatte Gott seine
„Schöpfungswoche“ vollendet. Als letzte Handlung heiligte Gott diesen Tag und feierte.
Damit war nun alles hergestellt, die Himmel, die Erde und alles was zu dieser gehört. Gott
heiligte und vollendete sein Werk am siebten Tag mit Ruhen.
Alles, was Gott im Sinn gehabt hatte, war nun vollendet. Das Schöpferpaar hatte eine Welt
mit kompletter Ausstattung geschaffen. So komplett, dass dazu ein Menschenpaar, ein
männlicher und ein weiblicher Mensch gehörte, das in ihrem Ebenbild und in ihrer Gleichheit
diese Welt bewohnen und beherrschen sollte.
Und Gott zeigte dem Menschen mit seiner Aufteilung des Schöpfungsvorganges in sieben
Tage seinen Plan des Arbeitens mit dem dazu gehörenden Ruhen, Besinnen und Erfreuen ob
des gelungenen Werkes. Gott betrachtete am Ende jedes „Schöpfungstages“ sein Werk, ob es
gut war und am letzten feierte er!
Gott zeigte uns einen Rhythmus und übertrug ihn damit auf den Lebensrhythmus seiner Welt
und der des Menschenpaares. Der Ursprung unserer sieben-Tage-Woche war gelegt.
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1.2 Die Erklärung der einzelnen Werkstücke
Im ersten Kapitel wurde beschrieben, wie die Schöpferkraft Gottes wirkte und wie das
Schöpferpaar alles machte. Die Himmel, sowie die Erde mit allem was darauf lebt und dem
Menschen.
Im zweiten Kapitel wird nun beschrieben, wie Gott alles, was er gemacht hatte, zum Leben
erweckte. Darauf folgt im extra dafür eingerichteten Garten Eden die Erklärung, welchen Sinn
die Tiere und der Mensch haben.
Deshalb beginnt erst mit dem fünften Vers das zweite Kapitel, dessen Inhalt die Erweckung
und Erläuterung der einzelnen Werke ist. Ab diesem Vers wird beschrieben, wie die Natur
zum Leben erweckt wurde, wie die Tiere zum Leben erweckt wurden und welchen Sinn sie
haben und wie der Menschen zu einem lebendigen Wesen wurde und was sein Sinn und
Auftrag ist.
... (5) da alles Gesträuch des Feldes noch nicht wurde auf der Erde und jegliche Art
Pflanzenwuchs des Feldes noch nicht sprosste, weil nicht hatte regnen lassen JHWH, Gott,
auf der Erde, und Mensch (hebräisch adam) nicht war, zu bestellen Erdboden (hebr. adama),
(6) schon Nebel stieg auf von der Erde und tränkte die ganze Oberfläche des Erdbodens
(adama). (7) Und es bildete JHWH, Gott, Menschen (adam) Staub von dem Erdboden
(adama) und er blies in seine Nase Odem des Lebens. So wurde der Mensch zu Wesen,
lebendigem.
Die Natur beginnt zu leben.
Da alles Gesträuch des Feldes zwar gemacht war, aber noch nicht wuchs und jegliche Art
Pflanzenwuchs des Feldes noch nicht sprosste, weil Gott es auf der Erde noch nicht hatte
regnen lassen, und der Mensch noch nicht lebendig war um den Erdboden zu bestellen, ließ
Gott Nebel aufsteigen von der Erde, der die ganze Oberfläche des Erdbodens tränkte.
Die Natur wird zum Leben erweckt, indem sie bewässert wird. Gott lässt von der Erde Nebel
emporsteigen und es regnet. Nun können die Pflanzen und Sträucher wachsen. Das Erste, die
Natur war mit Leben erfüllt.
Das allein genügte jedoch nicht, denn die Pflanzen brauchten noch jemanden, der den
Erdboden bestellt, den Menschen.
Nun kommt das erste Detail: Der Mensch wird zum Leben erweckt.
Doch zuerst wird uns die Bildung des Menschen erklärt, woraus er gemacht wurde.
In der hebräischen Schrift tauchte schon im ersten Kapitel ein eigenartiges Wort auf: adam.
Nun kommt im zweiten Kapitel ein zweites besonderes Wort dazu: adama.
Adam wird übersetzt mit Mensch oder Menschen, da dieses Wort im Hebräischen für die
singulare sowie für die plurale Form steht. Da es vorher die Bedeutung Menschenpaar (ein
weibliches und ein männliches) hatte, ist es auch weiter so zu gebrauchen.
Adama wird übersetzt mit Erde, Erdboden, Erdoberfläche und bedeutet sinnbildlich den
Urkeim des Lebens, die Wurzel des Lebens.
Gott bildet das erste Menschenpaar adam aus dem Staub des Erdbodens adama.
Ein wunderschönes Wortspiel und gleichzeitig ein wunderbarer Hinweis auf den Ursprung
und die Verbundenheit des gesamten Lebens und der Welt.
Damit soll die Verbundenheit des Menschen mit der Erde und der ganzen Natur unterstrichen
werden und dieses für uns nachvollziehbar machen. Wir Menschen, die gesamte Natur und
die ganze Welt gehören zusammen, wir sind Eins.
Und so, wie wir zusammen gehören, sind wir auch voneinander abhängig.
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Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Die Welt und das Menschenpaar, die Bediener adam, welche die adama bedienen sollen, sind
aus ihr gebildet, entstehen aus der adama und Gott erweckt alles zum Leben. Die adama (die
Erde) und adam (die Menschen) beginnen zu leben.
Gott bildete adam aus der adama. Das kann nicht bedeuten, dass Gott den Mann Adam
bildete, sondern Gott machte die Menschen aus der adama, den Mann und die Frau. Gott
meinte damit das Menschenpaar, das er aus der Adama gemacht hatte.
Diese Ausdrucksweise wurde auch gewählt, um uns zu lehren, dass es die Bestimmung des
Menschen ist, der adama ebenso dienstbar zu sein, wie sie ihm dient. Wir Menschen sollen
dies in diesem Bewusstsein ausüben und uns als Teil von ihr empfinden. Herrschen darf der
Mensch, doch er soll mit der Welt respektvoll, verantwortlich und sorgsam umgehen, damit
sie in ihrem natürlichen, gottgeschaffenen Rhythmus erhalten bleibt.
Ebenso wird damit verdeutlicht, dass des Menschen Ende, zur adama zurückzukehren, seinem
Ursprung entspricht. Sie ist seine Wiege, seine Heimat und sein Grab. Damit verband Gott die
Welt, die Natur und den Menschen organisch miteinander.
Und schließlich erweckte Gott den Menschen zum Leben, indem er in seine Nase den Odem
des Lebens blies. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.
(8) Da pflanzte JHWH, Gott, Garten in Eden im Osten, und er setzte ebendort den Menschen,
den er gebildet. (9) Und es ließ wachsen JHWH, Gott, aus der adama jeglichen Baum,
angenehm zum Beschauen und gut zum Essen, und den Baum des Lebens inmitten des
Gartens und den Baum des Erkennens Gutes und Böses.
Nun kommt etwas Neues ins Spiel, der Garten Eden (übersetzt: Garten der Wonne). Ein
abgegrenzter Raum, in dem das Weitere beschrieben wird.
Diesen Garten Eden stattete Gott sogleich mit Bäumen aus. Mit vielen Bäumen, die angenehm
zum Beschauen und deren Früchte gut zum Essen sind und mit zwei besonderen Bäumen
inmitten des Gartens. Es handelt sich um den Baum des Lebens und um den Baum des
Erkennens von Gut und Böse, die ebenfalls aus der Adama gebildet wurden.
Ungeklärt ist bis heute, ob es sich bei dem Baum des Lebens und dem Baum des Erkennens
von Gutem und Bösem um einen Baum handelt, um zwei einzeln stehende Bäume oder ob es
etwa Symbole sind, also gar kein Baum, wie er auf der Erde steht.
Da uns die Schöpfungsgeschichte in einer Bildsprache mit vielen symbolischen Charakteren,
wie zum Beispiel dem Lebenskeim „adama“, begegnet, liegt es nahe, dass es sich bei dem
Baum um ein Symbol handelt. Sinnesinhalt wären das Leben und das Erkennen von Gutem
und Bösem.
In den anschließenden Versen folgt die Lagebeschreibung des „im Osten“ gebildeten Garten
Eden: (10)Und Strom ausgehend von Eden, zu bewässern den Garten, und von dort teilte er
sich und wurde zu vier Hauptarmen. (11) Der Name des einen: Pischon! Es der umfließende
das ganze Land Hawila, wo ebendort das Gold (12) und das Gold des Landes, desselben, gut.
Dort Bedolachharz und Stein Schoham. (13)Und der Name des Stromes des zweiten: Gihon!
Es der umfließende das ganze Land Kusch. (14) Und der Name des Stromes des dritten:
Tigris! Es der laufende östlich von Assur. Und der Strom der vierte, es Eufrat.
Die zahlreichen Versuche von Bibelforschern und Geologen, alle vier darin angegebenen
Flüsse nach unserer heutigen Geographie zu rekonstruieren und danach die Lage des
Paradiesgartens eindeutig zu bestimmen, haben bis heute nicht zum Ziel geführt.
Es ist daher sehr zu vermuten, dass der Garten Eden als fiktiv zu betrachten ist und seine
Einführung nur als Hintergrund oder Rahmen der inhaltlichen Ausführungen dient.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Der Garten Eden ist auch nicht als ein besonderer Garten beschrieben, er ist ein Garten wie
jeder Andere, in den das Menschenpaar gesetzt wird. Seine einzige Besonderheit besteht
darin, dass in seiner Mitte der Baum des Lebens und der Baum des Erkennens von Gutem und
Bösem stehen. Ein Baum, der beim Genuss seiner Frucht die Menschen erkennen lässt, dass
sie leben und der sie erkennen lässt, was richtig und falsch ist. Bäume, deren Frucht die
Menschen lehrt bewusst zu sein.
Nun rückt der Baum des Erkennens von Gutem und Bösem in den Mittelpunkt:
(15) Und es nahm JHWH, Gott, den Menschen und er setzte ihn in den Garten Eden zu
bearbeiten ihn und zu hüten ihn. (16) Und es verordnete JHWH, Gott, über den Menschen,
sprechend: Von jedem Baum des Gartens Essen magst du essen, (17) aber vom Baum des
Erkennens Gutes und Böses, nicht wirst du essen von ihm, denn am Tage deines Essens von
ihm, Tod wirst du getötet!
Was sollen diese Worte bedeuten? Gott erschuf uns und eine Welt, in der wir Menschen leben
können und dürfen, richtete sie wundervoll ein, beauftragte uns sogar alles zu beherrschen
und dann sprachen sie diese Warnung aus?
Wenn wir Menschen, die als Frau und Mann geschaffen waren, diese Warnung ausschlagen,
würden wir mit dem doppelten Tod bestraft. Eine furchtbare Drohung, die jedoch wie wir
heute wissen, von Gott ganz und gar nicht erfüllt wurde. Wir Menschen dürfen uns heute noch
an unserem Leben erfreuen.
Doch welch einer großen Versuchung setzte Gott uns Menschen damit aus? Warum und wozu
musste das so sein? Sollten wir von Gott, die wir alles beherrschen dürfen und auch sollen,
ebenso beherrscht werden? Wollte sich Gott nun als liebloser Diktator, als gnadenloser
Herrscher oder als den großen Boss zeigen?
So lautet leider die weit verbreitete Denkweise.
Aber so kann der in und aus Liebe Leben schenkende Gott nicht verstanden werden. So kann
das nicht von einem liebenden Gott gemeint sein.
Gott warnte vor dem Genuss der Frucht des Baumes des Erkennens von Gut und Böse im
Garten Eden, aber er entfernte ihn nicht. Er belegte die Menschen nicht einmal direkt mit
einem Verbot, dass sie diesen nicht berühren dürften. Gott warnte sie nur.
Alle Früchte im Paradies durften sie essen, nur von diesem Baum keine einzige! Vor dem
Genuss dieser Frucht wurde mit dem folgenden Tod, mit dem Ende des Lebens gewarnt!
Wusste Gott nicht, dass das von ihnen geschaffene Menschenpaar genauso schwach war wie
wir es heute noch sind? Waren nicht auch sie von Gott gewollt so geschaffen, wie wir heute?
Hätten sie überhaupt widerstehen können? Ich bin mir sicher, ich hätte das auch nicht
gekonnt! Irgendwann hätte mich meine natürliche Neugier von selbst getrieben, von der
Frucht essen zu wollen und auszuprobieren, was dann passiert. Ich hätte nicht einmal eine
Schlange gebraucht, um mich verführen zu lassen.
Sollte der Mensch überhaupt widerstehen?
Gott ließ die Frucht stehen, warnte vor ihr und führte die Menschen damit erst recht in den
Reiz der Versuchung! Das ist doch eher als eine gewollte Provokation zu werten, die für den
Menschen eine große Herausforderung darstellte, die ihn absichtlich reizen sollte!
War und ist diese Konfrontation ein wichtiges Detail in Gottes Schöpfung und Plan, um uns
Menschen in eine Selbständigkeit entlassen zu können? War das nicht ein gut durchdachtes
Teil der göttlichen Schöpfungsidee?
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Gott stellte uns Menschen damit in eine Freiheit, denn wir durften wählen, ob wir Gutes und
Böses erkennen wollen oder nicht.
Denn Gott sagte und zeigte damit dem Menschen ja erst, dass er Gutes und Böses erkennen
könnte. Von selbst hätten wir Menschen das ja gar nicht wissen können.
Doch er erschwerte die Entscheidung dazu, indem er diesen Lebensbaum pflanzte, ihn in die
Mitte stellte und dann vor dem Genuss seiner Frucht warnte.
War das Gottes Weg, uns Menschen ein freies, selbst gestaltetes und verantwortetes Leben zu
ermöglichen? Denn nur aufgrund der Fähigkeit, dass wir Menschen Mann und Frau, Leben
und Tod, Tag und Nacht, Gutes und Böses erkennen können, ist es uns möglich, mit der Welt
selbstverantwortlich umzugehen.
Lebt der Mensch nicht erst dadurch und ist er nicht deshalb das besondere Wesen der Welt,
weil er erkennt? Soll uns das zeigen, dass das Erkennen das Leben ausmacht? Wird mit dem
ersten „Baum“ des Lebens etwa der zweite „Baum“ erklärt? Meines Erachtens soll der „Baum
des Lebens“ die Erläuterung des „Baumes des Erkennens Gutes und Böses“ darstellen.
Somit wäre die eigentliche Aussage der Symbolik, dass das Erkennen von Gutem und Bösem
die Grundlage des menschlichen Lebens ist. Und ist dem nicht so?
Jeder Mensch, der Gut und Böse erkennt und damit sorgsam umgeht, erfährt ein erfülltes
Leben. Wenn er das Gute sieht und es ausführt, erfüllt er Gottes Auftrag.
Wie sollten wir Menschen uns die Welt Untertan machen, wenn wir nicht die Möglichkeit
hätten die Gegensätze, im Besonderen Gut und Böse, wahrnehmen zu können? Ist das nicht
die Basis unseres Lebens, der Grund, der Inhalt und das Ziel unseres menschlichen Daseins?
Macht diese Fähigkeit nicht erst unser Menschenleben aus, da wir dadurch die Möglichkeit
haben, selbständig bewusst und aktiv handeln zu können?
Denn, auch wenn viele Fragen und Probleme noch offen sind, wir Menschen gehen diesen
Weg in einer steten Weiterentwicklung.
Es wäre wünschenswert, das Unrecht und die Unterdrückung, beginnend in der Familie,
hingehend bis zu den Kriegen unter Völkern und Ländern, befrieden zu können. In unserer
Zeit der Aufklärung und dem zusammenrücken der Welt, mit der Globalisierung und dem
weltumgreifenden Internet, können wir Menschen es schaffen, diesem Ziel näher zu kommen.
Doch am Schluss des 17. Verses wird der Mensch mit einem doppelten Tod bedroht: „Tod
wirst du getötet“. Sollte der Mensch beim Essen von diesem Baum sterben? Dann würde die
Aussage „Tod wirst du“ oder „wirst du getötet“ genügen. Warum steht in der Bibel dieser
„doppelte“ Tod? Bezweckte Gott damit, dass wir Menschen uns mit dem „Tod“ intensiver
befassen? Sollen wir erkennen, dass der Tod nicht nur das Lebensende ist, sondern dass der
Tod noch viel mehr Gesichter im Leben trägt?
Denn leider liegt es in der Sache des Erkennens, dass man immer wieder einen mehrfachen
Tod in seinem Leben, seinen Gefühlen und Gedanken, erleiden kann - ob es die Qual der
richtigen Entscheidung ist oder der Druck, den die nötige Konsequenz die zu ergreifen wäre,
aufbaut.
Besonders, wenn wir Böses erleben und dies dann leider erkennen müssen, sterben wir nicht
selten mehrfach. Wir Menschen sind dann zutiefst verletzt und gekränkt. Das Herz, unsere
Liebe, blutet und der Verstand, unser Geist, verzweifelt - ein doppelter Tod.
Gleichfalls wird uns damit unsere Verzweiflung aufgezeigt, die uns überfällt, wenn wir uns
entscheiden müssen und das eigentlich gar nicht wollen, uns nicht trauen Gutes und Wahres
zu tun oder wenn wir zu mutlos sind, die nötige Konsequenz zu ziehen. Der Tod, das
seelische Tief, das jeden Menschen überkommen kann, bis er sich endlich zu einem Weg
entschieden hat und ihn dann auch umsetzt.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Oder soll etwa das Verdoppeln „Tod wirst du getötet“ eine doppelte Verneinung sein, die
dadurch zur Bejahung wird? Wie es davor gesagt wurde, das sei das Leben. Will und soll das
zweite Sterben das erste aufheben? Denn der Mensch muss durch einen Tod gehen, dass er
wiedergeboren werden kann.
So wie in unserem menschlichen Erleben das zweite Sterben das erste annulliert, die
traumatisierte Psyche aufräumt. Denn jede emotionale Störung hat nach psychologischen
Erkenntnissen ihren Ursprung in einem traumatischen, also sehr bedrohlichen, verletzenden
Erlebnis. Diese Bedrohung setzt sich im Menschen fest und produziert Angst, Wirrwarr und
seltsame Assoziationen, die ihn lähmen, zu schlechtem Tun und zu negativen
Betrachtungsweisen führen, ihn also in gewisser Weise töten. Um diese Assoziation und die
damit verbundene Angst zu lösen, muss der Betroffene Mensch die Erlebnisse, die ihn
bedrücken oder die er verdrängt, erkennen. Diese Erlebnisse sind meist die traumatisierenden
gewesen. Lässt sich der Mensch mit seinen Gefühlen und im Bewusstsein auf diese alte
Situation ein, bricht in ihm das Erlebte auf. Aus diesem nochmaligen Erleben kann der
Mensch die vor Jahren geschehene schlimme, zutiefst verletzende Situation endlich
verarbeiten und wird geheilt. Der durch die Rückbesinnung erlebte und erfahrene zweite Tod
löst den ersten auf, da durch die Bewusstmachung eine aktive Auseinandersetzung mit der
verdrängten Verletzung stattfinden kann. Das zweite Sterben wird zur Neugeburt.
In dieser Warnung sehe ich den Hinweis auf die Tragweite des Erkennens von Gutem und
Bösem. Sich dem bewusst zu stellen ist schon eine große Herausforderung für einen
Menschen.
Doch würde nicht alles absterben, wenn wir nicht fähig wären, Gutes von Bösem zu
unterscheiden? Meines Erachtens unterscheiden wir eher zu ungenau und sind uns der
Tragweite noch zu wenig bewusst.
Unsere menschliche Freiheit ist, dass jeder selbst erkennen und eigenständig handeln kann.
Damit liegt es in jedes Menschen eigener Hand, ob sein Leben gut oder böse wird. Damit
besitzt jeder Mensch die Freiheit und Fähigkeit, sein Leben selbst zu bestimmen und zu
gestalten. Wir dürfen und können das.
Gott führte sein Tun anschließend wieder gütig fort, indem er dem Menschen eine Hilfe
angedeihen ließ. (18) Darauf sprach JHWH, Gott: Nicht gut ist das Sein des Menschen für
sich allein, machen werde ich für ihn Hilfe als sein Gegenüber! (19) Und es bildete JHWH,
Gott, von der Erde (adama) jegliches Tier des Feldes und jeglichen Vogel der Himmel. Die
brachte er zu dem Menschen, zu sehen was er rufe zu ihm; ja jedes, wie rufen wird zu ihm der
Mensch Wesen, lebendes, es dessen Name. (20 a) Es rief also der Mensch Namen für all das
Vieh und für das Gefiederte der Himmel und für jedes Getier des Feldes,
Musste Gott die Tiere zweimal erschaffen? Sicher nicht! Die Entstehung der Tiere wurde
bereits im ersten Kapitel beschrieben.
Hier wird das nächste Detail beschrieben. Damit soll die Beziehung des Menschen zu den
Tieren des Feldes und den Vögeln der Himmel verdeutlicht werden.
Ein weiterer Hinweis, dass der Paradiesgarten fiktiv ist und nur den Rahmen und Hintergrund
für Gottes detaillierende Erklärungen bildet.
Gott stellt dem Menschen die Tiere, die ebenso wie er aus der adama, dem Lebenskeim,
gebildet sind, zur „Hilfe als sein Gegenüber“ an die Seite.
In dieser Beziehung leben Mensch und Tier bis heute zusammen. Wir geben ihnen Namen, sie
sind uns Menschen eine Hilfe und wir setzen sie für vielfältige Aufgaben ein. Sie sind uns ein
Gegenüber, das wir in dieser Achtung auch behandeln sollen.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
So stehen uns die Tiere bis heute als vielseitige Hilfe zur Seite, ob als geduldiger
Lastenträger, als geliebter Gefährte oder zur kunstvollen Unterhaltung. Oder denken wir an
die vielfältigen Aufgaben, die z. B. Hunde wahrnehmen können, als Wächter und Beschützer,
als Blinden-, Such- und Spürhunde.
Ja von den Tieren haben wir viel gelernt! Ohne das Vorbild der Vögel z. Bsp. könnten wir bis
heute keine Flugzeuge bauen und fliegen.
Dazu sind die Säugetiere unserer menschlichen Natur, biologisch gesehen, sehr ähnlich. Es ist
daher der Wissenschaft möglich, Vergleiche zwischen Menschen und Säugetieren anzustellen.
Wir können uns in Fragen unseres menschlichen Körpers mit ihnen vergleichen. Ihr Körper
reagiert oft sehr ähnlich wie der des Menschen.
Die Medizin setzt dieses Wissen bei Tierversuchen ein, um zu Erkenntnissen zu gelangen, die
für uns Menschen lebensrettend sein können. Einerseits sehe ich diese Tierversuche zwar als
Notwendigkeit an, andererseits stehe ich den Ausuferungen sehr kritisch gegenüber. Auf
Grund des heutigen Standes der wissenschaftlichen Praxis, stellt sich die Frage nach der
Ethik und der Moral, die unter Wissenschaftlern selbst, in der Politik und den
Religionswissenschaften sehr lebhaft diskutiert wird. Wie weit darf der Mensch gehen und wo
wird die Moral der Ethik, der Respekt vor jeglichem Leben, überschritten? Behandeln und
betrachten wir die Tiere noch als Gegenüber?
Und die Tiere sind genauso wie wir Menschen von Gott aus der adama, demselben
Lebenskeim, geschaffen. Sie sind in dieselbe göttliche Liebe gebettet wie wir Menschen. Die
Tiere haben ihre eigene ihnen von Gott zugeordnete Aufgabe auf dieser Erde. Ein Tier kann
manchmal sogar der letzte, einzig wahre verbleibende Freund eines Menschen sein, der ihm
stets treu zur Seite steht, ihn liebt und bedingungslos geliebt sein darf.
Die Tiere erhielten ihre Aufgabe und ihre Beziehung zum Menschen war erklärt. Zum Schluss
dieses Abschnittes bringt Gott die Tiere zum Menschen und dieser ruft die Tiere mit Namen,
er benennt sie.
Und Gott gestaltete weiter. (20 b) aber für den Menschen nicht fand er Hilfe als sein
Gegenüber. (21) Da ließ fallen JHWH, Gott, Tiefschlaf auf den Menschen und er schlief. Da
nahm er eine von seinen Rippen, und er verschloss Fleisch an ihrer statt. (22) Und es bildete
JHWH, Gott, die Rippe, welche er genommen von dem Menschen zu Frau, und er brachte sie
zu dem Menschen. (23) Und es sprach der Mensch: Diese, diesmal Bein von meinen Gebeinen
und Fleisch von meinem Fleisch! Zu dieser werde gerufen Männin, denn vom Mann
genommen ist diese. (24) Deshalb wird verlassen Mann seinen Vater und seine Mutter und
wird anhangen seiner Frau, und sie werden zu Fleisch einem.
Musste Gott die Frau zweimal erschaffen? Sicher auch nicht. Wie im Vers 15 ja schon
geschrieben steht, setzte Gott den männlichen und weiblichen Menschen, den er geschaffen
hatte in den Garten Eden. Diese Ausführung dient, ebenso wie die der Tiere, zur Klärung der
Beziehung. Bei den Menschen geht es um die Beziehung der Geschlechter untereinander.
Diese Erklärung ist das nächste Detail.
Die Darstellung mit diesem Bild wurde keinesfalls gewählt, um eine Hierarchie unter dem
männlichen und weiblichen Menschen darzustellen oder zu bilden. Das wurde völlig falsch
interpretiert.
Der Mensch wurde in seiner Urform als Mann und Frau gleichzeitig und gleichwertig
geschaffen, wie wir schon erfahren haben. Gott hatte somit keinerlei Anlass, nochmals eine
Frau zu bilden.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Die Interpretation, die Frau wurde aus einer Rippe des Mannes geschaffen, kann widerlegt
werden. Anatomisch wurde auch bis heute kein Fehlen einer Rippe beim Mann festgestellt,
auch die Seinen sind in zwölf Paaren vorhanden. Nicht eine Einzige fehlt!
In diesem Abschnitt soll die Beziehung zwischen der Frau und dem Mann klargestellt werden.
Schon die Analogie der Ausdrucksweise, wie bei der tierischen „Hilfe als sein Gegenüber“
und die abschließende Namensgebung, weisen in diese Richtung.
Dieses Bild will zeigen, dass eine „Hilfe als sein Gegenüber“ an eines Menschen Seite gestellt
werden soll. Dieses Gegenstück ist einem Menschen völlig gleichartig und das soll ihm
zeigen, wie nahe sich Mann und Frau stehen. Daher wurde dieses Gegenüber nicht aus der
adama gebildet, sondern aus dem Menschen. Dieses Gegenüber zur Hilfe ist diesmal sein
eigenes Fleisch und sind seine eigenen Knochen. Sie ist ein Teil von ihm und er ein Teil von
ihr. Beide stammen ursprünglich aus einem Ganzen.
Die besonders enge und tiefe Verbundenheit zweier verschieden geschlechtlicher Menschen
soll mit dieser Darstellung herausgestellt werden. Ein wunderschönes Bild der innigen Liebe
und Art der menschlichen Verbindung.
Nun war die zweite Hälfte, das Gegenstück eines Menschen geschaffen, nun lebte eine Hälfte
Männin und eine Hälfte Mann, die von Grund her Eins waren. Sie finden sich in geistiger,
leiblicher und emotionaler Gebundenheit und Verbundenheit wieder, weshalb sie sich
voneinander angezogen fühlen.
Meiner Meinung nach wurde in der Bibel dieses Bild als Erklärung gewählt, um die tiefe
Verbundenheit von Mann und Frau aufzuzeigen.
Sicherlich wurde dabei mit Absicht die Wortwahl so getroffen, dass die Frau aus dem Mann
gebildet wurde und diesmal nicht die Leben Schenkende war, wie wir es von unserer Natur
her kennen. Würden wir sonst nicht sofort an eine „normale“ Schwangerschaft und Geburt
denken? Hätte Gott das Bild benützt, dass der Mann aus der Rippe einer Frau gebildet worden
wäre, hätten wir Menschen wahrscheinlich die Schöpfungsgeschichte des Menschen noch viel
weniger verstanden. Das menschliche Verstehen wäre sicherlich auf die Schwangerschaft der
Frau focusiert gewesen.
Der 24. Vers schließt auch den Kreis ab, der zu Beginn dieses Abschnittes eingeleitet wurde.
Denn es wird weiter erklärt, dass der männliche Mensch seine Eltern wegen des von ihm
genommenen weiblichen verlässt, das Bein von seinem Bein und Fleisch von seinem Fleisch
ist. So sehr wird er von diesem Gegenstück angezogen, dass sein seitheriges, alleiniges Leben
in ein neues Leben in einer Partnerschaft führt. Und beide verschmelzen wieder zu einem
Leib, worin Männin und Mann zu ihrem Anfang zurückkehren und damit vollendet sind.
Ebenso verlässt auch der weibliche Mensch seine Eltern um mit seinem Gegenstück wieder zu
dem ursprünglich Einem zu verschmelzen.
Und wenn Frau und Mann ineinander verschmelzen, entsteht ein neuer Mensch, der aus
jeweils einem Teil Mann und einem Teil Frau, Samen und Ei, besteht.
Damit wurde uns Menschen gezeigt wie tief die untrennbare Liebe eines Paares geht. Mit
diesem Bild wurde uns der Sinn der Monogamie aufgezeigt und damit die Ehe gegründet.
Es wurde uns gezeigt, wie tief und in welcher innigen Verwobenheit wir in dieser Beziehung
stehen und dass Gott das so wollte.
Und wenn wir erkennen und annehmen, dass wir als Mann und Frau füreinander zur Hilfe
geschaffen sind, als gleichartige, gleichwertige und gleichberechtigte Partner, die im Guten
und in Wahrheit einander unterstützend zur Seite stehen können, erfahren wir alle ein
liebevolles, friedliches und produktives Leben.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Doch damit ist die Beschreibung von der Erschaffung des Menschen noch lange nicht zu
Ende.
Nun waren die Aufgaben an die Tiere und Menschen verteilt und ihre Beziehung zueinander
geklärt.
Doch mit diesem groben Gerüst kann der Schöpfungsbericht keinesfalls enden, auch wenn das
bis heute von der christlichen Theologie so definiert wird. Dafür wird uns Menschen in den
nachfolgenden Versen und Kapiteln noch zu viel Wichtiges mitgeteilt, weshalb diese
Erklärungen mit Sicherheit auch noch Bestandteil unserer Schöpfung sind.
Und eine Unterteilung, dass die Schöpfung nur bis zu diesen Zeilen beschrieben wurde und
nun ein Sündenfall stattfindet, der nichts mit göttlicher Schöpfung zu tun hat, ist meiner
Meinung nach sehr eng und kurzsichtig gedacht.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
1.3 Die Sünde, in die wir nicht gefallen sind
Die Erklärung wird mit dem letzten Vers des zweiten Kapitels fortgesetzt, der sogleich das
dritte Kapitel anführt, weshalb seine Zuordnung für mich in Frage steht. Inhaltlich tendiert
meines Erachtens diese Aussage zum dritten Kapitel und ist dessen Anfang.
(25) Und sie waren, beide von ihnen, nackte, der Mensch und seine Frau, und nicht schämten
sie sich.
In den vorhergegangenen Zeilen waren des Menschen Beziehung zu den Tieren und zu
seinem gegengeschlechtlichen Pendant erklärt worden.
Im nun folgenden Abschnitt wird erklärt, wie der Mensch zur Erkenntnis von Gut und Böse
gelangte und damit Gott entscheidend näher kam. Ein weiteres Detail in dem erklärt wird, wie
der Mensch weiter zum von Gott gewollten Ebenbild und Gleichnis Gottes wurde, wie dies
auch der letzte Satz dieser Erklärung bestätigt: (Kap. 3, V. 22a) Und es sprach JHWH, Gott,
Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns im Erkennen Gutes und Böses.
Der Abschnitt beginnt mit dem Istzustand des Menschen, weshalb dieser Satz die Eröffnung
der folgenden Erklärung sein muss.
Der Mann und die Frau waren nackt und nahmen dies noch nicht wahr. Sie waren beide nackt,
wurden also ohne Kleider von Gott geschaffen und sie schämten sich trotzdem nicht.
Mit dieser Aussage kann der Schöpfungsbericht Gottes, der uns Menschen Klarheit über unser
Dasein bringen soll, jedenfalls nicht zu Ende sein. Das wäre viel zu wenig.
Mir stellt sich bei diesen Worten der Bibel sogleich die Frage, weshalb einzig und allein auf
die Nacktheit der beiden hingewiesen wird und dass sie sich nicht schämten?
Realisierten, erkannten sie ihre Nacktheit nicht oder waren sie schamlos? Und warum wird
einzig auf ihre Nacktheit hingewiesen, weshalb ist es wichtig zu zeigen, dass sie nackt waren
und sie dies nicht erkannten?
Einen Hinweis geben die anschließenden Zeilen.
Der Verführer erscheint, die Schlange: (3, 1a) Aber die Schlange war listig, mehr als jedes
Getier des Feldes, das gemacht hatte JHWH, Gott,
Eine Schlange, die listiger war als alle anderen Tiere taucht auf. Gott hatte sie gemacht. Doch
wen oder was sollte diese Schlange darstellen? Haben wir es hier mit einem realen Tier zu tun
oder dient sie zur weiterführenden Erklärung für uns Menschen?
Da die Schlange später reden kann, verbietet sie sich grundsätzlich als ein real existierendes
Tier angesehen zu werden. Tiere können nicht reden! Somit muss sie ein Symbol verkörpern.
Auch von jüdischen Gelehrten wird die Schlange als Symbol betrachtet. Doch ist die
Bedeutung der Symbolik, in welche die Schlange einzuordnen ist, nicht völlig geklärt. Sicher
ist jedoch, dass es sich nicht um ein sich auf dem Boden windendes Tier handeln kann.
Diese Schlange ist wohl ebenso als Bild zu betrachten, wie die Adama, der Garten Eden und
die „Rippenentnahme“.
Die in der Thora geschriebenen Worte beweisen jedenfalls eindeutig, dass die Schlange kein
böses widergöttliches Wesen, also der Teufel, seine Verkleidung oder sonst ein Dämon sein
kann. Denn die Schlange war von Gott gemacht worden!
Auch in nachfolgenden Beschreibungen ist die Schlange keine personifizierte Macht des
Bösen, die aus Hass gegen Gott diesen selbst oder sein Reich vernichten will.
Bei dem gesunden Verstand und dem auf das Sittliche gerichteten Sinn der Thora könnte
höchstens eine ethische Allegorie zugegeben werden, da es in der ganzen Schöpfung keine
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Rolf Kabsch
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widergöttliche Macht und Tendenz gibt.
Die Schlange könnte möglicherweise bedeuten, was Philo (jüdisch-hellenistischer Theologe
und Philosoph, 20 v. Chr. – 50 n. Chr.) in ihr gesehen hat:
„Die Versinnbildlichung des Triebes der sinnlichen Begierde oder die des Triebes zum Bösen,
der dem Menschen innewohnt und ihn dazu anreizt, das göttliche Gebot zu übertreten.“
Diese beiden Triebe sind jedenfalls sehr ausgeprägt und greifen so vehement in unser Dasein
ein, dass sie unsere gesamte menschliche Existenz zu einem großen Teil bestimmen.
Das Erkennen des Bösen hängt jedoch in Form einer Frucht am Baum des Erkennens von Gut
und Böse, von der der Mensch bis dahin noch nicht gekostet hatte. Somit konnte der Mensch
noch nicht wissen oder erahnen, was böse ist.
Und es stand auch nicht in der Thora geschrieben, dass Gott den Menschen mit einem Trieb
zum Bösen ausgestattet hätte. Also kann die Schlange das nicht symbolisieren.
Der Trieb der sinnlichen Begierde drängt sich jedoch regelrecht auf.
Bekräftigend kommt hinzu, dass „die Schlange“ im hebräischen Sprachgebrauch männlich ist.
Zusätzlich richtet im hebräischen noch ein eingeschobener Relativsatz eine Beziehung zum
weiblichen ein.
Das zweite Kapitel endet (bzw. das dritte beginnt) außerdem mit dem Hinweis auf ihre
Nacktheit, derer sie sich noch nicht bewusst waren.
Soll die Schlange ein Phallussymbol darstellen? Ist sie als Hinweis auf die menschliche
Sexualität und deren Sinnesinhalt zu betrachten? Eine Symbolik, die heute noch sehr geläufig
ist.
Die Sexualität ist ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und wirkt sich auf unser
komplettes Leben aus.
Erkennen und erfahren wir Menschen als Mann und Frau nicht in der körperlichen Liebe mit
unserem Partner erst jene Liebe, die man spürt, wenn sich Geteiltes verbindet? Die intimste
Begegnung, in der jeder sich selbst und den anderen spürt und findet? Darum sollen wir in
monogamer Treue leben, da diese Tiefe und deren Inhalt nur mit einem Menschen zu
erreichen sind.
Bestimmt nicht die Sexualität unser emotionales, oft sogar gleichzeitig unser kognitives
Leben und führt uns zu Gutem oder Bösem? Wie es auch der jüdische Psychoanalytiker
Sigmund Freud beschrieb, der das gesamte psychische Geschehen des Menschen von seinen
Triebenergien bestimmt sah.
Seiner Meinung nach kommen unsere Triebwünsche, vor allem die sexueller Art, aus der
seelischen Schicht des Unbewussten und zielen auf Befriedigung. Zugleich strebt nach seinen
Untersuchungen der psychische Organismus in seiner Reaktion auf die Reize von außen und
innen nach Spannungsausgleich, Anpassung und Vermeidung von Unlust, sucht Liebe und
Wahrheit.
Der sexuellen Triebkraft als positiven Hauptantrieb menschlichen Verhaltens, stellte Freud
später den Todes- oder Destruktionstrieb als Antagonisten zur Seite. Dieser gegensätzliche
Antrieb entstammt nach Freud ebenso dem Unbewussten. Diese beiden Triebe steuern nach
seinen Erkenntnissen unser menschliches Leben.
Der Hinweis darauf, dass der Mensch nackt war und dies nicht wahrnahm, hat seine
Bedeutung und gehört deshalb zu diesem Erklärungsabschnitt. Durch das anschließende
Auftauchen einer sprechenden Schlange bildet sich diese mit großer Wahrscheinlichkeit zu
einem Phallussymbol und weist damit auf des Menschen Sexualität hin.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Die Schlange sprach und der Dialog mit der Frau begann: (1b) und sie sagte zu der Frau: Ob
wirklich gesagt hat Gott: Nicht sollt ihr essen von jedem Baum des Gartens? (2) Da sprach
die Frau zu der Schlange: Von der Frucht des Baumgartens mögen wir essen, (3) aber von
der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Gartens sprach Gott: Nicht sollt ihr essen von
ihm, ja nicht rühret an ihn, damit ihr nicht sterbet! (4) Da sprach die Schlange zu der Frau:
Keinen Tod werdet ihr sterben, (5) sondern wissend Gott gar wohl, am Tag, eures Essens von
ihm geöffnet werden eure Augen und ihr werdet sein wie Gott, erkennend Gutes und Böses.
(6) Da sah die Frau, dass gut der Baum zum Essen, und weil Lust er für die Augen und dass
begehrenswert der Baum zum Klughandeln, da nahm sie von seiner Frucht und sie aß, und sie
gab auch ihrem Manne bei ihr, und er aß. (7) Da wurden geöffnet die Augen von ihnen
beiden, und sie erkannten, dass nackte sie, und sie flochten Laub des Feigenbaumes, und sie
machten für sich Gürtel.
Warum kam in dieser Erklärung eine sprechende „Schlange“ zu Wort? Und woher hatte sie
von dem vertraulichen Gespräch zwischen Gott und dem Menschen etwas erfahren, in dem
vor dem Berühren und dem Genuss der bestimmten Frucht gewarnt wurde?
Das Tier selbst konnte nichts von einem persönlichen, verbietenden Gott wissen.
Und woher konnte die Frau von der göttlichen Warnung wissen, wenn sie nicht bei dessen
Verkündung schon dabei gewesen war?
Es steht nirgendwo geschrieben, dass der Mann sie davon unterrichtete, was aufgrund der
Wichtigkeit wirklich nötig gewesen wäre - denn diese Warnung war von Gott ausgesprochen
worden, als die Frau noch nicht aus der Rippe des Mannes gebildet war (siehe voriges
Kapitel).
Auch der Dialog zwischen der „Schlange“ und der Frau, insbesondere die Argumentation der
Frau, weisen in eine andere Richtung.
Die Frau sah zu Recht, dass es gut sei von dem Baum zu speisen. Von ihm zu nehmen
erweckte in ihr emotionales Verlangen und kognitiven Wissensdurst. Die „Frucht“ regte ihre
Gefühle und ihre Gedanken positiv an. Der Baum erzeugte in ihr eine Lust für die Augen und
er zeigte sich so wertvoll, dass sie seine Frucht begehrte, da sie durch deren Genuss klug
handeln könnte.
Die Gedanken der Frau waren keinesfalls schlecht, wie es auch eindeutig geschrieben steht:
sie sah Gutes und dachte klug. Ihr Denken und ihr Gefühl befanden sich keinesfalls auf einem
Irrweg, das war nicht widergöttlich.
Und bei diesem Geschehen war die Frau auch keinesfalls allein, ihr Mann war bei ihr. Wie
dicht der Mann bei ihr war, kann man leider aus dieser Beschreibung nicht eindeutig ersehen.
Aber es steht geschrieben: ... und sie gab auch ihrem Manne bei ihr, und er aß.
Er war jedenfalls eindeutig direkt bei ihr. Dabei ist nicht auszuschließen, dass er so nahe bei
ihr war, dass dabei die Frucht Kain und Abel entstehen konnte, zumal ja auch ihre Nacktheit
mehrmals thematisiert wurde.
Sie waren beide da und aßen auch sogleich von derselben Frucht. Beide haben zur selben Zeit
von derselben Frucht gegessen. Aus diesem Geschehen kann sich der Mann keinesfalls
herausreden und behaupten, er wäre von der Frau verführt worden. Der Mann war unmittelbar
dabei!
Dabei half der Mann seiner Frau nicht einmal, er hielt sie nicht ab oder warnte sie, sondern aß
ebenso von derselben Frucht.
Die Vertreibung aus dem Garten Eden fällt und steht mit einer Frucht, zu der erst die Frau
griff und sogleich auch der Mann, der bei der Frau war.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Jüdische Gelehrte gehen davon aus, dass Kain und Abel noch im Garten Eden gezeugt
wurden, was dann nur vor der Vertreibung geschehen sein konnte. Ist das Erleben ihrer
Sexualität, bei der Kain und Abel entstanden sind, das eigentliche Naschen der Frucht des
ersten Menschenpaares?
Einen Hinweis in diese Richtung zeigt auch die Wortwahl, da die Frau Gutes sah und dieses
Sehen mit den Gefühlen „Lust“ und „Begehren“ gefüllt war.
Ich denke, dass der Mann und die Frau das erste Mal ihre Sexualität erlebten und dies ihre
Augen öffnete.
Ein sichtbarer Vergleich zu dieser These sind historische Zeichnungen des Orients, die den
Paradiesapfel in Verbindung mit erotischen Darstellungen verwenden.
Die Beschreibung ist damit auch nicht zu Ende, denn die beiden sind nicht gestorben, sondern
ihre Augen wurden geöffnet. Sie sahen, dass sie leben und beide erkannten, dass sie nackt
waren.
Ja, lebt ein Mensch nicht erst dann, wenn er erkennt, wer und wie er ist? Die beiden erkannten
vorerst nur, dass sie nackt waren, was aber nicht als böse eingeordnet werden kann.
Ihre Augen wurden aufgetan und sie erkannten. Von irgendetwas Bösem oder gegen Gott
gerichtetem ist bisher keinesfalls Rede.
Es traf zu, was die „Schlange“ vorhergesagt hatte. Sie starben nicht, sondern ihre Augen
wurden geöffnet und sie erkannten Gutes und Böses.
Und wieder steht Sexualität im Vordergrund. Sie sahen beim Genießen der Frucht, dass sie
nackt waren und erschraken darüber.
Warum erschraken sie? War eines von beiden etwa ein hässliches Exemplar? Oder erschraken
sie über diese grazile Schönheit und Wonne, die sie plötzlich wahrnehmen konnten? Das
dürfte wohl eher zutreffen, denn der Anblick eines Menschen des anderen Geschlechtes ist
sehr schön, aufregend und wunderbar geheimnisvoll. Sie befanden sich ja auch noch im
Garten der Wonne (hebr. Garten Eden).
Und überflügeln wir Menschen mit der Wahrnehmung dieses Schönen und Guten nicht die
Tiere? Die Tiere leben heute noch nach Instinkten, wir Menschen erleben die Schönheit der
Beziehung von Mann und Frau bewusst.
Bis dahin lebte der Mensch ohne sich seiner Existenz bewusst zu sein, da er die Unterschiede
zwischen Mann und Frau trotz ihrer Nacktheit nicht wahrgenommen hatte.
Ja, dem Menschen war zuvor nicht einmal bewusst, dass er lebt. Er wusste und verstand
nichts von seiner Existenz!
Da muss doch wirklich anerkannt werden, dass die Frau gut und klug gehandelt hatte, so
mutig zu sein und von dieser Frucht zu naschen. Hätte sie das nicht getan, wären wir wohl
heute noch so einfältig wie die Tiere, lebten in Höhlen, vollführten ein rein unbewusstes
Triebleben und es hätte keine Entwicklung des Menschen gegeben.
Anschließend meldete sich Gott, der das menschliche Vergehen wahrgenommen hatte. (8) Da
hörten sie die Stimme JHWH, Gott, der sich ergehend im Garten beim Wind des Tages, und
es versteckte sich der Mensch und seine Frau vor dem Angesicht von JHWH, Gott, inmitten
des Baumgartens. (9) Da rief JHWH, Gott, zu dem Menschen indem er sagte zu ihm: wo du?
(10) Und er sprach: Deine Stimme habe ich gehört im Garten und ich fürchte mich, weil nackt
ich und ich verbarg mich. (11) Darauf sagte er: Wer hat mitgeteilt dir, dass nackt du? Etwa
von dem Baum, den ich dir befohlen habe, nicht zu essen von ihm, hast du gegessen? (12)
Und es sagte der Mensch: Die Frau, die du gegeben hast neben mich, sie, sie gab mir von
dem Baum und ich aß. (13) Da sagte JHWH, Gott, zur Frau: Was, dies hast du getan? Und es
sagte die Frau: Die Schlange hat mich betört, und ich aß. (14) Da sagte JHWH, Gott, zu der
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Schlange: Weil du getan hast dies, verflucht du, von all dem Vieh und von allem Getier des
Feldes. Auf deinem Bauche musst du kriechen und Staub musst du fressen alle Tage deines
Lebens. (15) Und Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau und zwischen deinen
Samen und ihren Samen er, er zermalmt dir das Haupt, wenn du, du schnappst ihm die Ferse.
Gott suchte das von ihm geschaffene Menschenpaar im Garten Eden. Sie riefen nach ihnen.
Die Menschen meldeten sich und antworteten, dass sie sich schämen, weil sie nackt sind.
Darauf fragte sie Gott, woher sie wissen, dass sie nackt sind.
Die Menschen hatten Gottes Warnung ausgeschlagen, sie haben versagt, und trotzdem geriet
der liebende Gott nicht in Zorn, wie in den folgenden Versen zu lesen steht. Gott zürnte nicht,
sondern fragte nur. Ich kann die angewandte Sprachform auch nur als einen leicht ironischen
oder sehr erstaunten Ausdruck empfinden und verstehen.
Dies klingt besonders im 13. Vers an, in dem Gott zu der Frau sagte: „Was, dies hast du
getan?“. Gott sprach, als ob er erstaunt wäre und es wirklich nicht geahnt hätte, dass ein
Mensch seine Warnung ausschlagen könnte.
Als ob Gott überrascht gewesen wäre, dass der Mensch der von ihm gebildeten Versuchung
nicht widerstehen konnte. „Was, dies hast du getan“ - ist das wirklich wahr, Frau hast du dich
wirklich getraut diese Herausforderung anzunehmen?
Gott musste wissen, dass wir Menschen uns locken lassen. Sie warteten mit Sicherheit schon
gespannt darauf, dass die aus der Adama geschaffenen, das erste, beispielhafte Menschenpaar
Adam, Mann und Männin, schwach wurde. Weil sie in dieser Schwachheit erkennend, frei,
selbstbewusst, mutig und damit menschlich werden sollten?
Denn ihr Mut wurde belohnt, sie errangen in ihrer Schwäche als einzige Wesen der Welt die
Fähigkeit des Verstandes, Gutes und Böses, die Liebe und die Wahrheit, Tag und Nacht und
damit auch alles Andere, jedes Detail und jeden Gegensatz, erkennen zu können.
Das Detail von diesem Ablauf ist der Hinweis für uns Menschen, dass wir uns frei
entscheiden konnten, ob wir Gutes und Böses erkennen wollten. Da ist kein böses Abwenden
oder Revoltieren des Menschen gegen seine Schöpfer, gegen Gott zu finden!
Ich denke die Erklärung der Menschenschöpfung geschah auf diese Art, um uns zu zeigen,
dass wir in der freien und selbständigen Wahl standen, uns selbst entscheiden konnten, ob wir
uns und alles Andere erkennen wollten. Sie wollten uns damit sagen, wir Menschen durften
uns für den freien, eigenen Willen, den das Erkennen von Gut und Böse voraussetzt, selbst
entscheiden. Uns Menschen wurde die Verantwortung in persönlicher Freiheit übertragen.
Gott erschwerte den Zugriff ja noch mit seiner Warnung vor dem mehrfachen Tod.
Und wären wir nicht fähig zu unterscheiden, würden wir uns selbst und unsere Welt doch in
kürzester Zeit vernichten! Denn nur mit dem Erkennen des Guten, was für unsere Welt
schützend und fördernd ist, können wir uns und unsere Welt erhalten. Das Erkennen und
Unterscheiden von Gutem und Bösem ist ausschlaggebend dafür.
Doch diese Fähigkeit stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Wir erleben diese
Gabe als große, herausragende und vollkommene Aufgabe unseres Daseins und wir erfahren
sie gleichzeitig als die schlimme, bedrückende, schmerzende, mitunter zerstörende Plage.
Wir sind in unserem tiefsten Inneren vehement berührt und aufs Äußerste gefordert. Ein
Anreiz geht von beiden Möglichkeiten aus, denn auch das Böse hat etwas Reizvolles an und
in sich.
Und die Menschen reagierten beispielhaft, wie wir das noch heute leider zu oft erleben: Jeder
versuchte sich auf Kosten des Anderen aus der Affäre zu ziehen - der eine schob sogleich die
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Verantwortung auf den anderen ab. Keines von beiden war bereit, seine Verantwortung zu
tragen - der Mann machte die Frau verantwortlich und sie schob sie der „Schlange“ in die
Schuhe.
So erleben wir das ja heute noch tagtäglich. Das ist leider noch immer eine sehr schlechte
menschliche Manier. Dabei eröffnet dieser Selbstbetrug erst die Tür, für nur daraus
entstehende weitere, noch größere Probleme.
Wenn die Worte der Thora uns Menschen mit der Geschichte des Garten Eden eine
menschliche Ursünde zeigen wollte, dann war es mit diesem Beispiel geschehen. In den
Versen 12 + 13 wird gezeigt, womit und worin wir Menschen uns schuldig gemacht hatten
und dies auch heute noch machen.
Zum Ersten damit, dass der Mensch seine persönliche Verantwortung nicht getragen hatte,
was bis heute noch viel zu oft geschieht, indem der Mensch nicht zu seinem Fehler stand.
Und zum Zweiten damit, dass der Mensch auch noch rücksichtslos sein Vergehen auf einen
anderen abwälzte. So wurde aus diesem einen bösen Tun ein doppeltes Vergehen.
In diesem Verhalten ist der Mensch ganz und gar von Gott entfernt, das ist das erste Böse, das
der Mensch getan hatte und leider noch weiter vollführt.
Zum Schluss folgte eine dreifache, schlimme Verfluchung der symbolischen Schlange.
Doch noch nie hatte eine Staub fressende Schlange existiert, die reden konnte. Diese Schlange
hatte es als Wesen nicht gegeben und es wurde auch nichts von ihr oder über sie gefunden.
Gott erzeugte jedoch mit dieser schlimmen Verfluchung und Bestrafung der Schlange bei den
Menschen eine riesengroße Furcht und verschaffte sich damit gehörigen Respekt.
Diese Demonstration Gottes wirkt auch heute noch.
Danach wandte sich Gott zu den Menschen: (16) Zu der Frau sagte er: Mehrend werde ich
vermehren deine Mühsal und deine Schwangerschaft, mit Schmerzen gebären wirst du Kinder
und nach deinem Mann dein Verlangen, er aber, er wird herrschen über dich. (17) Und zum
Menschen (adam) sprach er: Weil du gehört hast auf die Stimme deiner Frau und du gegessen
hast von dem Baum, dem ich dir geboten habe, sprechend: Nicht wirst du essen von ihm,
verflucht sei die Ackererde deinetwegen! In Mühsal sollst du essen davon, alle Tage deines
Lebens. (18) Ja Dorn und Distel wird sie wachsen lassen dir, und du wirst essen den
Pflanzenwuchs des Feldes. (19) Im Schweiße deines Antlitzes wirst du essen Brot, bis zu
deiner Rückkehr zu der Erde, denn von ihr wurdest du genommen, denn Staub du und zum
Staub wirst du zurückkehren. (20) Und es nannte der Mensch den Namen seiner Frau Eva,
weil sie wurde Mutter alles Lebendigen. (21) Und es machte JHWH, Gott, für den Menschen
und für seine Frau Leibröcke (von) Fell und er kleidete sie. (22a) Und es sprach JHWH, Gott,
Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns im Erkennen Gutes und Böses.
Zuerst wandte sich Gott an die Frau. Doch sie empfing keine Vorwürfe und nicht eine einzige
Verfluchung.
Auffallend ist jedoch, dass ihre Sexualität wieder thematisiert wurde.
Der Frau wurde gesagt, dass ihre Mühsal vermehrt wird. Für sie wird die Schwangerschaft
mühselig werden und sie wird ihre Kinder mit Schmerzen gebären. Und ihr wurde gesagt,
dass es sie nach ihrem Mann verlange, der jedoch über sie herrschen wird.
Eine Strafe ist für mich daraus nicht abzuleiten. Meines Erachtens ist das die erste Belehrung,
welche den Beginn des Erkennens bildete. Denn als Erstes muss ein Mensch etwas wissen,
um überhaupt erkennen zu können. Gott gab mit diesen Worten dazu die Starthilfe.
Gott wies die Frau auf ihre natürlichen Gegebenheiten hin, er machte sie darauf aufmerksam,
was auf sie zukommt und wie sie das erleben wird.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Bis dahin war die Frau weder schwanger, noch hatte sie geboren. Und aus ihrer Anatomie ist
es ganz und gar nicht möglich, dass eine Schwangerschaft ohne Mühsal und eine Geburt ohne
Schmerzen geschehen kann. Dazu hätte Gott die Frau anders schaffen müssen.
Gott hatte die Frau aber so erschaffen, wie sie bis heute noch lebt. Folglich musste das einen
Sinn haben. Und in dem Geschehen das die Frau erlebt, schwanger zu sein und unter
Schmerzen zu gebären, liegt auch etwas Besonderes.
Das Wachsen des Kindes in ihrem Leib und die Geburt unter Schmerzen, erzeugt eine
außergewöhnlich innige, tiefgreifende und starke Verbindung und Liebe der Mutter zu ihrem
Kind, das eindeutig ein Teil ihrer selbst ist.
Ein Grund, weshalb es einer Mutter fast unmöglich ist, ihr Kind unversorgt oder sonst wie im
Stich zu lassen. Für die Mutter entsteht durch die Schwangerschaft und das Gebären eine
lebenslange, unzerstörbare Verbundenheit zu ihrem Kind.
Da ist der Vater, der „nur“ zeugt, von seiner Natur her weitaus distanzierter. Der Vater und
sein Kind haben dieses naturgegebene, offensichtlich dichte Band nicht in ihrem Erleben. Der
Vater muss sich deshalb selbst, mehr aus eigenem Willen, um eine Tiefe der Beziehung zu
seinem Kind bemühen. Etwas, das einem Vater nicht sehr schwer fällt, wenn er weiß, dass
dieser neue Mensch ein Teil von ihm selbst und von seiner Frau ist, mit der er dadurch ja auch
noch tiefer verbunden ist.
Und Gott lehrte der Frau wo und wie ihr Stand beim Mann sein wird.
In der anschließenden Feststellung ist vom Verlangen der Frau nach ihrem Mann die Rede.
Doch in derselben Weise hängt der Mann ja auch seinem Weibe an.
Will Gott die Frau darauf hinweisen, dass ihr Sehnen nach zärtlicher, liebevoller Berührung,
welches sich für Beide gleich wohltuend auswirkt, ihr Antrieb ist? Hat Gott der Frau das alles
deshalb erklärt, damit sie das nun weiß?
Denn das sexuelle Verlangen des Mannes zeigt sich, im Vergleich zu dem der Frau, als
stärker ausgeprägt. Das braucht man keinem Mann zu erklären. Die Frauen müssen sich eher
vor den Männern schützen. Manche Männer können ja sogar ihren Trieb so wenig
beherrschen, dass das leider immer wieder zu sexuellen Gewalthandlungen gegenüber Frauen
führt. Das Verlangen nach der Frau zeigt sich für den Mann eher in einer größeren
Abhängigkeit, die von manchem immer wieder größte Disziplin abverlangt.
Und nicht nur die Frau, an die diese Worte gerichtet wurden, hörte Gottes Worte. Der Mann
war ja bei ihr. Somit hörten beide die Erklärung Gottes und wussten von nun an um die Rolle
der Frau und der des Mannes und um das, was sie beide antreibt. Alle Worte waren und sind
an beide gerichtet.
„ ..., er aber, er wird herrschen über dich“, sagte Gott weiter zu der Frau. Und so geschah es
auch seither. Liegt darin die Wurzel des Patriarchats?
Hatte Gott vorausgesehen, dass in dem Mann sogleich ein unbezwingbarer Neid auf die Frau
ausbricht, wenn er erfährt, welche besondere Rolle sie einnimmt?
Die Frau trägt und gebiert neues Leben, was der Mann niemals können wird. Die Frau hatte
so gesehen die Macht über neues Leben erhalten und der Mann nichts. Damit hatte die Frau
eine eindeutige Vormachtstellung von Gott bekommen. Wollte sich der Mann aus diesem
Grund sein Pendant Frau untertänig machen und sie beherrschen? Bis zur heutigen Zeit
erleben wir, wie der Mann dies so umsetzt.
Das widerspricht jedoch dem Bild der innigen Verbundenheit von Mann und Frau, wie sie im
Bild aus „einem Bein und einem Fleisch“ gezeigt wurde. Ebenso widerspricht die Einführung
des Patriarchats der Erklärung einer „Hilfe als sein Gegenüber“, in der eine Gleichwertigkeit
postuliert wurde, denn im Gegenüberstehen ist man auf Augenhöhe.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Wollte Gott damit so etwas wie einen Keil zwischen die beiden Geschlechter treiben? Ein
Keil, der jedem Paar ein hohes Maß an Kreativität im partnerschaftlichen Umgang
miteinander abverlangt? Kreativität deshalb, weil Frau und Mann sich in einem dauerhaften
Spannungsfeld erleben, in dem sie sich voneinander entfernt und abgestoßen fühlen und sich
gleichzeitig in dem unwiderstehlichen Drang befinden, sich einander zu nähern und eins zu
werden?
Aus dieser Differenz heraus müssen beide ihr Leben lang Wege zueinander suchen, wodurch
keine Beziehung in einer Selbstverständlichkeit versinken kann. Das wirkt sich auf das ganze
Leben aus.
In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, ob die patriarchalische Auslegung des
allein schöpfenden und herrschenden Gott-Vaters aus diesen Worten entstanden ist und
eventuell auch entstehen sollte. Ich vermute, dass dies mit diesen Worten ausgedrückt werden
sollte, da sie dazu noch zum Schluss der Erklärung der Frauenrolle gesagt wurden.
Gott sei Dank haben wir Menschen uns darin schon weiterentwickelt. Wir leben in unserem
zivilisierten Mitteleuropa der heutigen Zeit eine weitgehende Gleichberechtigung von Mann
und Frau, die alle Bereiche des Lebens betrifft, beispielsweise auch die entscheidende Frage
der Familienplanung.
Und diese gelebte Gleichberechtigung zeigt deutlich, dass die Zusammenführung und
Ergänzung der männlichen und weiblichen Fähigkeiten wirklich das Beste ist und alle am
weitesten führt.
Das Herrschen des Mannes ist auch ganz und gar nicht einseitig vorhanden. Der Mann ist der
Frau meist an physischen, körperlichen Kräften überlegen und kann rationaler denken. Da
kann er sich über die Frau erheben.
Doch eine Frau kann auch über ihren Mann herrschen, eben auf ihre Art. Die Frau kann ihre
Überlegenheit an psychischer, emotionaler Kraft einsetzen und sie kann einfühlsamer
reagieren. Darin verfügt auch sie über Machtmittel.
Wenn sich die Frau allerdings in der besonderen Situation der Schwangerschaft befindet, in
deren Zusammenhang diese Aussage getroffen wird, ist sie vom Mann abhängiger als sonst.
Sie benötigt in dieser Zeit mehr den Schutz des Mannes und ist stärker auf seine Liebe und
Wahrhaftigkeit angewiesen.
Letztendlich wurden jedoch beide mit der emotional tiefgreifenden Gebundenheit der Ehe,
bzw. Lebensgemeinschaft in ein und dasselbe Boot gesetzt. Beide müssen dadurch alles
gemeinsam tragen.
Herrscht ein Mann im Bösen über seine Frau, wird es für ihn gleich böse. Trachtet eine Frau
nach dem Bösen, wird es für sie ebenso böse. Diese Retourkutsche erreicht jeden!
Deshalb sind auch beide gleich gefordert nach dem Guten, das sie jetzt erkennen durften, zu
trachten, um darin Gott ähnlicher zu werden, ihre Idee weiter zu verfolgen und auszuführen.
Des Weiteren sprach Gott im Vers 17 zum Menschen (hebräisch: adam), also hier ganz
eindeutig zu beiden.
Gott verfluchte die Erde (adama), dieses Symbol der Lebenswurzel, den Keim des Lebens.
Einzig die adama, aus der alles Leben entstand, wurde mit einem Fluch belegt.
Dem Menschen wurde dabei seine fruchtbare, immergrüne, schöne Welt entrissen und sie
erhielten dafür Dornen und Disteln, wobei sich die Frage auftut, ob das Land jemals anders
gestaltet war.
Zusätzlich bürdete ihnen Gott die elende, schwere Last des Broterwerbes auf. Mühsam und
schweißtreibend quält sie den Menschen fortan. Sie mussten lernen zu arbeiten und Gott
erschwerte es ihnen so sehr, dass es ihnen den salzigen Schweiß ins Gesicht trieb.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Musste der Mensch bis dahin nichts tun, das ihn ins Schwitzen brachte oder durfte er nicht?
Ist die weit verbreitete Vorstellung des paradiesischen, in der Art des Schlaraffenlands in
welchem alles für mich getan wird, wirklich so paradiesisch und gut? Kann es erfüllend, gut
und sinnvoll sein, nur faul herumzuliegen und nichts zu tun? Das kann ich mir schwer
vorstellen! Für mich wäre das kein gutes und erfülltes Leben.
Gott schloss die Belehrung mit dem Hinweis auf den Lebenskreislauf, dass der Mensch
(adam) am Ende zu seinem Anfang, der Adama zurückkehrt.
Ein zweites Mal rundet der Mensch mit einer Namensgebung ein Kapitel, diesen Teil des
Schöpfungsberichtes, ab: „Es nannte der Mensch den Namen seiner Frau Eva“.
Nach den Tieren wurde nun ein Mensch benannt, der weibliche Teil des Menschen erhielt
seine Identität, den Namen Eva: die Mutter alles Lebendigen.
War wirklich alles benannt?
Nein, denn der erste, beispielhafte männliche Mensch erhielt noch keinen Namen, der Mann
wurde nicht benannt, weder von Gott noch von seiner Frau. An keiner Stelle der Kapitel 1 bis
7 des 1. Buches Mose, die als einzige von adam zeugen, ist die Benennung des männlichen
Menschen dokumentiert.
Darüber sind wohl die meisten Übersetzer gestolpert, was dann zu dem irrtümlichen Namen
des Mannes führte. Der Mann erhielt nie einen Namen, der seine Identität postulierte, weshalb
das Wort adam einfach irgendwann als Namen des ersten Mannes benutzt wurde.
Den Tieren und Menschen waren ihre Aufgaben zugeteilt und der Mensch hatte sich die
notwendige, besondere Gabe des Erkennens erworben.
Gott fertigte Leibröcke für beide, wie es sorgende Eltern für ihre Kinder tun und legte sie den
Beiden liebevoll an.
(22a) „Und es sprach JHWH, Gott: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns im
Erkennen Gutes und Böses.“
Nochmals bezeugt sich Gott in mehrfacher Form – womit nur weiblich und männlich gemeint
sein kann, da der Mensch in seiner Art als männlich und weiblich ihnen gleicher geworden
war. „Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns“, sagte Gott.
„Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns im Erkennen Gutes und Böses“ sagte
Gott. Seht ihr das? Der Mensch kam einen Schritt weiter. Er kam uns näher und wurde ein
gleicheres Ebenbild von uns, so wie unser Schöpfungsgedanke war.
Das Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis war nichts Widergöttliches, das war keine
Sünde. Im Gegenteil, das gehörte eindeutig zu Gottes Plan der Erschaffung eines Menschen,
der ihm gleicht und ein Ebenbild werden sollte.
Denn die künftigen Herrscher der Welt hatten die Fähigkeit errungen, Gutes von Bösem zu
unterscheiden. Erst damit besaßen sie die Möglichkeit, sich selbst und die Welt beherrschen
zu können. Wir Menschen erhielten von Gott die Fähigkeit unser Leben und unsere Welt zu
erkennen.
Darin sind wir gefragt. Das ist unsere Aufgabe, unser Inhalt und Ziel. Darin finden wir unsere
Freude, unsere Liebe und Lebenskraft genauso wie unser Leid, das uns antreibt, weiter nach
dem Guten und Wahren zu suchen, um das Schlechte und Unvollkommene zu verbessern.
Schenken wir Menschen dieser uns von Gott gegebenen Fähigkeit genügend Aufmerksamkeit
und Raum und setzen die darin gewonnene Erkenntnis in eine gute Realität um, so nähern wir
uns Gott. Dann leben wir in ihrem Sinn, was uns ein gutes, friedliches und sinnvolles Leben
beschert.
Wenn wir diese Fähigkeit nicht zulassen, sind wir uns selbst und unserem Gott fern.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
In diesem Vers sagte Gott deutlich, dass er noch am Bilden war und der vorige Prozess zur
Schaffung des Menschen als sein Ebenbild dazu gehörte.
Gott sagte in diesem Vers deutlich, dass der Mensch sich nicht gegen ihn gewandt hatte, denn
er war ihm ja näher gekommen. Meines Erachtens sind das eher freudige Worte, „Siehe, der
Mensch ist geworden wie einer von uns“.
Das Menschenpaar musste nun nach der Beschreibung in den folgenden Versen den Garten
Eden verlassen: (22b) Und nun, dass nur nicht er ausstrecke seine Hand und nehme auch vom
Baum des Lebens und esse und lebe für immer. (23) So schickte ihn JHWH, Gott, aus dem
Garten Eden, zu bearbeiten Erde (adama), der er genommen wurde von dort. (24) Er vertrieb
Menschen (adam), und er ließ aufstellen östlich des Gartens Eden Kerubim und die Flamme
des Schwertes, des gezackten, zu bewachen den Weg Baum des Lebens.
Der Mensch wurde vertrieben und der Garten Eden wurde für immer verschlossen. Wohl
deshalb wurde daraus eine Ursünde gemacht. Das ist doch wirklich zu kurz gedacht.
Sicher, der Mensch wurde aus dem Garten der Wonne vertrieben und musste von nun an
arbeiten, was ihm nicht immer eine Wonne bereitet.
Was dem Menschen wirklich Wonne bereitet war jedoch genügend erklärt. Dass ihm die
Tiere als Hilfe zur Seite gestellt wurden, dass eine besondere Beziehung zwischen Mann und
Frau eingerichtet war und der Mensch die Gabe des Erkennens errungen hatte.
Mit dem Herausnehmen des Menschen aus dem Garten Eden wurde auch der Weg zum Baum
des ewigen Lebens versperrt. Da der Baum des Lebens an dieser Stelle erstmals als Baum des
ewigen Lebens erklärt wird, stellt sich die Frage, ob damit derselbe Baum gemeint ist, wie er
im neunten Vers des zweiten Kapitels beschrieben wurde, da dieser in einen Bezug zum
Erkennen Gutes und Böses gesetzt war. Das ist nicht eindeutig zu klären.
Fraglich ist für mich dabei, ob es wohl wirklich gut und wünschenswert wäre, ewig zu leben.
Das erinnert mich doch sehr an die menschliche Fantasie und Sehnsucht, ewig jung, gesund
und unzerstörbar sein zu wollen. Doch was wäre auf unserer Erde los, wenn der Mensch nicht
sterben dürfte? Es gäbe kein Altern, keinen Kreislauf des Lebens und schon bald dürften auch
keine neuen Menschen mehr geboren werden. Der Platz auf der Erde würde nicht mehr
ausreichen und wir Menschen hätten nicht genug Nahrung und Wasser, um überleben zu
können.
Da kann ich nur zu der Meinung kommen, dass das so gut war.
Denn nun war die Lebensgrundlage des Menschen und seiner Welt gelegt, alle Aufgaben
verteilt und die dafür nötigen Gaben erweckt.
Doch waren das bereits alle notwendigen Gaben? Wusste der Mensch nun schon alles, war er
mit allem ausgestattet?
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
1.4 Die Erklärung der Menschwerdung geht weiter
Im vierten Kapitel geht das menschliche Leben und Lernen weiter. Inhalt dieses Kapitels ist
die Geschichte der Söhne Kain und Abel, die nach dem Verständnis jüdischer Gelehrter wohl
noch im Paradies gezeugt worden waren.
(4, 1) Und der Mensch erkannte Eva, seine Frau, und sie empfing und sie gebar den Kain und
sie sagte: Erworben habe ich Mann mit JHWH. (2) Und sie fuhr fort zu gebären, seinen
Bruder, den Abel.
Der Mann erkannte Eva als seine Frau, die von ihm empfing und ihm Nachkommen schenkte.
Die Frau erkannte, dass sie von Gott einen Mann bekommen hat.
Der nächste Abschnitt der Erklärung beginnt damit, dass beide, Mann und Frau, etwas
erkennen.
Der Mann erkannte, dass neben ihm eine Frau war, eine Mutter, die ihm Kinder schenken
konnte. Sie empfing ihn und gebar Kain und Abel.
Der Ausdruck: „Der Mann erkannte die Frau“ wurde wohl aus diesem Satz in späteren
Erzählungen in dem Sinn übernommen, dass der Mann mit dieser Frau Sexualität erlebte. Ich
denke, dass dies an dieser Stelle nicht gemeint war, sondern dass die Wortwahl ein Hinweis
sein sollte, dass der Mensch nun erkennen konnte und sie bewusst diese Wonne erlebten.
Eva empfing ihren Mann, wurde schwanger und erlebte sich das erste Mal als Gebärende. Sie
berichtete jedoch nichts von Erschwernissen, sondern äußerte nur diesen doppeldeutigen Satz,
„Erworben habe ich Mann (auch Übersetzt als „männliches“) mit JHWH“.
Hatte etwa Eva ihr erstes Gebären realisiert, sich als Frau, die das kommende und weitere
Leben, das Weiterleben von uns Menschen ermöglichen kann, indem sie es in sich wachsen
lassen darf und zur Welt bringt?
Sie hatte das wohl bereits erkannt, so wie sie ihre besondere Bindung zu ihrem Mann dabei
entdeckte. Gott hatte ihr einen Mann geschenkt, der sie befruchtete. Und Eva gebar zwei
männliche Menschen.
Das alles hatte ihr Gott beschert. Was für ein Geschenk! Welche Dankbarkeit musste sie in
diesem Augenblick durchströmt haben, als sie ihr Kind in den Armen halten durfte. Da waren
sicher alle Schmerzen, die diese Geburt bereitet hatte vergessen, als sie dazu noch sah, welche
besondere, natürliche Fähigkeit ihr Gott für immer geschenkt hatte.
Waren Kain und Abel Zwillinge? Dem ist wohl so, wenn Eva fortfährt zu gebären.
Der Name Kain wird im hebräischen mit Speer übersetzt, wobei es im arabischen „Schmied“
bedeutet und im syrischen „der Metallarbeiter“.
Der Name Abel bedeutet im hebräischen Nichtigkeit, Hauch, Vergänglichkeit.
Mit diesen beiden ersten Nachkommen der Menschen wird die Geschichte fortgesetzt.
Auffällig ist die Namensgebung der ersten Nachkommen. Nicht der Mensch benannte sie oder
gab ihnen ihre Namen, was ja sonst zu seiner Aufgabe geworden war. Ihre Namen sind
einfach da. Ja, Gott benannte sie, was darauf schließen lässt, dass dies ein Hinweis für uns
Menschen sein soll.
Wollte Gott mit dem, dass die Brüder ihre Namen von ihm selbst erhielten, darauf hinweisen,
dass wir Menschen das Geschehen, welches anschließend beschrieben wird, nicht zu
persönlich auf uns selbst beziehen sollen? Damit wir nicht eine menschliche Verfehlung oder
Auflehnung gegen Gott in dieses Geschehen hinein interpretieren, sondern die Geschichte der
Brüder Kain und Abel ebenso als ein Beispiel sehen und unsere Aufmerksamkeit auf den
Inhalt der Beschreibung lenken?
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Es ereignete sich daraufhin eine schlimme Situation: (3) Und es geschah am Ende von Tagen,
da brachte Kain von der Frucht des Ackerbodens Gabe für JHWH. (4) Und Abel brachte,
auch er, von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und es achtete JHWH auf Abel
und auf seine Gabe, (5) aber auf Kain und auf seine nicht achtete er. Und es entbrannte in
Kain sehr und es senkte sich sein Gesicht. (6) Da sagte JHWH zu Kain: Warum entbrannte es
in dir? Und warum senkte sich dein Gesicht? ((7) Ist‘s nicht so, wenn gut du, trage hoch, und
wenn nicht gut du, am Eingang Fehltritt ist lauernd, und nach dir sein Verlangen, du aber,
beherrschen sollst du ihn. (8) Und es sprach Kain mit Abel, seinem Bruder. Dann geschah es,
bei ihrem Sein auf dem Feld, da stand auf Kain gegen Abel, seinen Bruder, und er schlug ihn
tot.
Über die Auslegung dieser Zeilen, dieses grausamen Bildes, herrscht sehr große Uneinigkeit.
Etwaige Hintergründe von sonstigen Vorfällen oder Gedanken des Kain sind in der Thora
nicht niedergeschrieben, wodurch die menschlichen Fantasien in vielfältiger Weise angeregt
werden konnten.
Mir erscheint es am Sinnvollsten, mich nur an das Niedergeschriebene zu halten, da die
Aussage in der Thora auf diese wenigen Worte beschränkt und keine weiteren Hintergründe
gezeigt wurden. Eine andere Interpretation wäre meiner Meinung nach unangemessen.
Die Brüder Kain und Abel brachten aus Dankbarkeit ihrem Gott JHWH ihre Opfer dar. Gott
achtete auf Abel und seine Gabe, doch seinen Bruder Kain und dessen Gabe beachtete er
nicht. Einfach so, ohne eine weitere Angabe von Gründen oder Vorkommnissen.
In der ganzen Thora wird kein Grund angegeben, nicht der kleinste Anlass, weshalb Kain zu
verachten und sein Dankopfer abzulehnen war.
Das traf Kain also wirklich wie aus heiterem Himmel. Es brannte Kain sehr, das tat weh! Das
war für ihn sehr verletzend, als er völlig übergangen und sein Dank einfach ohne Grund
abgelehnt wurde. Das kränkt jeden Menschen zutiefst. Das brennt, das sticht im Herzen. Kain
senkte sein Gesicht, er war traurig.
Das kann wohl jeder Mensch leicht nachvollziehen. Wir Menschen werden durch
Lieblosigkeit sehr verletzt, das geht Jedem so. Missachtung schmerzt uns, wir werden traurig
und senken den Kopf.
Doch darauf hin tröstete Gott Kain keinesfalls. Im Gegenteil, heftige Vorwürfe empfing er
von Gott, welche ihn noch mehr verletzten und in Angst und Schrecken versetzten.
Kain wurde zusätzlich noch gemaßregelt: er solle sich beherrschen. Wenn er aufgrund der
Ignoranz seiner Person und der Missachtung seines Dankes an Gott traurig und verletzt
reagiere, stehe er am Beginn eines Fehltrittes. Er habe Böses im Sinn, wenn er nach Gottes
missachtendem Liebesentzug traurig wird und ihn dies verletzt.
Ist das nicht unzumutbar? Nach dem Allem kann es keine Steigerung geben! Schlimmer kann
ein Mensch kaum getreten werden. Kain wurde bis aufs Äußerste von Gott brüskiert, verletzt
und dazu noch provoziert.
Gott entzog ihm ohne einen ersichtlichen Grund seine Liebe, seine Akzeptanz und
Zuwendung. So wird ein Mensch traumatisiert! Das ist mehr als nur ein Schock!
Warum war Gott so böse zu Kain? Gehörte dieses Geschehen weiter zu der Erschaffung des
Menschen und seiner Welt?
Begann nun nur der schwere und leidvolle, aber notwendige Schöpfungsabschnitt, in dem der
Mensch von Gott das Böse erfahren und am eigenen Leib erspüren sollte? Der Abschnitt, in
dem er nun das Böse an sich selbst zum ersten Mal erfuhr, um überhaupt unterscheiden zu
können?
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Seither kannte das Menschenpaar aus der Adama, das Gott uns als maßgebendes Beispiel
vorangestellt hatte, doch nur das Gute, Liebe und Schöne. Das war und stammte von Gott. Sie
hatten bis dahin dem Menschen alles bereitet, er war nur beschenkt worden.
Der Mensch musste das Böse erst noch kennenlernen, damit er selbst davon wissen und es
auch spüren konnte.
Gott zeigte dem Menschen was das Böse ist: den anderen lieblos behandeln, entwürdigen und
missachten. In der Sprache der Psychologie wird dafür der Ausdruck „traumatisieren“
verwendet. Ja, und das ist auch noch heute der Ursprung des Bösen im Menschen und in der
Welt.
Das Zusammenleben der Menschen ist eine sensible Angelegenheit. Jeder Einzelne hat das
grundlegende Bedürfnis nach der Achtung seiner Identität, seiner Person.
Wird dem Menschen nur Missachtung und Lieblosigkeit entgegengebracht, werden ihm seine
Würde und die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft genommen. Der Mensch fühlt sich allein
gelassen und sucht nach irgendwelchen Mitteln und Wegen, zu überleben. Die Auswirkungen
erleben und sehen wir in vielfältiger Art und Weise bei den schlimmen Geschehnissen unserer
Welt.
Und Kain redete sogar noch mit seinem Bruder, versuchte noch mit ihm ins Gespräch zu
kommen. Doch er wurde von Gottes Ungerechtigkeit so weit getrieben, bis er eine solche
Wut, einen solch starken Hass aufgrund dieser Missachtung empfand, dass er völlig
verzweifelt war und keinen Ausweg mehr sah. Er drehte durch und schlug seinen Bruder tot.
Ja, Kain war ein Mensch und fühlte sich zum Äußersten getrieben. Er ermordete seinen
Mitmenschen, hier sogar seinen Zwillingsbruder, weil er zutiefst verletzt worden war.
Dieser Mord von Kain an seinem Bruder Abel geschah nicht aus Neid, wie von manchen
vermutet wurde, sondern Kain war seine Lebensgrundlage genommen worden. Gott liebte ihn
nicht mehr! Gott hatte den Kain so weit getrieben, dass er in sich selbst das Böse entdeckte,
ausführte und damit eine schlechte menschliche Seite öffnete.
Mit diesem Geschehen wurde von Gott das Böse in die Welt eingeführt. Und bis zur Geburt
des Noah steigerte sich das Böse, wuchs ins Unermessliche an.
Und Gott baute weiter: (9) Da sagte JHWH zu Kain: Wo ist Abel, dein Bruder? Er sprach:
Nicht weiß ich`s! Etwa Hütender meines Bruders ich? (10) Und er sagte: Was hast du getan?
Die Stimme des Blutes deines Bruders schreiend zu mir von dem Ackerboden, (11) und nun,
verflucht du, von der Ackererde, die auftat ihren Mund, aufzunehmen das Blut deines Bruders
von deiner Hand. (12) Wenn du bearbeitest die Ackererde, nicht wird sie fortfahren, zu geben
ihren Ertrag dir. Unstet und flüchtig wirst du sein im Lande!
Vers 9 wird als Beispiel für die klassische Rede des Egoismus gewertet. Doch Gott ging
darauf nicht ein und er forderte von Kain auch keine Vergeltung.
Aber Kain wurde in die Ruhe- und Rastlosigkeit getrieben, unstet und flüchtig sollte er im
Lande sein. Das bedeutete für ihn, sein schlechtes Gewissen würde ihn sein Leben lang
plagen und treiben. Er würde keine Ruhe und keinen Frieden mehr finden.
Zusätzlich wurde Kain mit der Ertraglosigkeit des Ackerbodens geplagt und damit zum Jäger
gemacht. Er wurde gezwungen sich von Fleisch zu ernähren und musste dazu weiter töten.
Sandte Gott ihn damit aus, um in der ganzen Welt zu töten und damit das Böse in der Welt zu
verteilen? Zog mit Kain nun ein Mörder durch die Welt, der noch weiter morden musste?
Nun war der Fluch, das Böse, der am Anfang nur der adama auferlegt wurde, auf den
Menschen übergegangen.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Kain brach fast unter dieser Last zusammen und antwortete: (13) Da sprach Kain zu JHWH:
groß meine Schuld aufzuheben. (14) Siehe, du vertreibst mich heute von oberhalb der
Ackerfläche, und vor deinem Antlitz muss ich mich verbergen, ja sein werde ich unstet und
flüchtig im Lande. Und es wird geschehen, jeder, findend mich, kann mich töten. (15) Da
sagte zu ihm JHWH: vielmehr, jeder tötend Kain, siebenfach wird`s gerächt: und es machte
JHWH dem Kain ein Zeichen, um nicht zu erschlagen ihn, jeder, findend ihn. (16) Darauf
ging weg Kain vom Angesicht JHWHs und er wohnte im Lande Nod, östlich von Eden. (17)
Da erkannte Kain seine Frau und sie empfing, und sie gebar den Henoch.
Gott zeigte abermals sein mildes Herz. Er strafte Kain zum Einen und zum Anderen
beschützte er sein Leben. Niemand durfte ihn töten, niemand durfte ihm etwas antun.
Ob er als lebendes Beispiel bei den Menschen bleiben sollte und er daher sehr alt werden
musste, um das Vergessen nicht zu sehr zu erleichtern? Die nachfolgenden Menschen konnten
aus seinem Weg und seinem Los lernen, um zu erkennen.
Kain wurde das wandelnde Mahnmal.
Schützte Gott den Kain, dass sich durch ihn das Böse von nun an in der ganzen Welt
verbreiten konnte? Das vermute ich sehr.
Doch woher stammten die anderen Menschen der Welt, woher stammten ihre Frauen? Gott
schuf doch die ganze Welt. Nach ihrem seitherigen Bericht waren doch nur das Urahn Paar
Adam, sowie Kain und Abel gebildet.
Also musste Gott zu dieser Zeit noch weitere Menschen, Frauen und Männer geschaffen
haben. Ein weiterer, deutlicher Hinweis, dass die Geschichte im Garten Eden als reines
Sinnbild zu werten und zu verstehen ist.
Schwer beladen mit seinem schlechten Gewissen ging Kain weg von Gottes Angesicht in das
Land Nod, östlich von Eden, fand dort seine Frau und wurde Vater des Henoch.
In den folgenden Versen 18 bis 22 wird die Ahnenreihe Kain`s bis zu Lamech, der Noah
zeugte, ausgeführt.
Der letzte dieser Ahnenreihe ist Lamech, der Noah zeugte und der sich als erster Mann zwei
Frauen nahm. Er sagte folgendes:
(23) Da sagte Lamech zu seinen Frauen Ada und Zilla: Höret meine Stimme, Frauen
Lamechs! Lauschet meiner Rede! In der Tat, Mann tötete ich für meine Wunde, und Knaben
für meine Beule! (24) Denn siebenfach gerächt wird Kajin und Lamech siebzig und sieben.
Im jüdischen Verständnis werden diese Verse als Lied betrachtet, als erstes Gedicht und
Muster der hebräischen Poesie. In diesem Lied prahlte Lamech von seinen bösen Taten und
zeigte gleichzeitig, wie sicher er sich dabei unter Gottes Schutz fühlte.
Er verstieß als Erster gegen den Schöpfungshinweis der Monogamie und nahm sich zwei
Frauen. Und er tötete wahllos.
Kann ein Mensch noch böser sein als durch Untreue, Mord und Totschlag?
Doch Gott schützte ihn um ein Mehrfaches als den Kain. Er schützte ihn nicht nur siebenfach,
sondern siebenundsiebzigfach. Ja, das Böse durfte und sollte viele wilde Früchte treiben,
wobei dies unter Gottes Schutz geschah.
Mit Lamech`s prahlerischen Worten wird deutlich, dass dies eine von Gott gewollte
Erweiterung des Bösen aufzeigen sollte. Er durfte sich zwei Frauen nehmen und konnte noch
mehr Leichen auf seinem Gewissen tragen. Gott hatte das alles zugelassen und Lamech stand
dabei noch unter Gottes besonderem Schutz.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Der Abschluss des vierten Kapitels ist die Geburt des Set, des „dritten“ Sohnes von Adam mit
Eva, der Ersatz für den getöteten Abel. (25) Und es erkannte adam (der Mensch) wieder seine
Frau, und sie gebar Sohn, und sie rief seinen Namen Set. Fürwahr, gesetzt hat mir Gott
Samen anderen anstatt Abel, da ihn erschlagen hat Kain. (26) Und für Set, auch ihm wurde
geboren Sohn und er rief seinen Namen Enosch. Damals wurde begonnen anzurufen im
Namen JHWHs.
Eva gebar wieder einen Sohn, jedoch den ersten den sie mit seinem Namen rief, ihm den
Namen gab.
Ist das ein Hinweis darauf, dass Set eigentlich ihr erster Sohn war? Selbst wenn er als Ersatz
für den erschlagenen Abel bezeichnet wird? Set wird übersetzt mit „Ersatz“.
Gott tröstete mit ihm sein beispielhaftes Menschenpaar, womit er dem Menschen zeigte, dass
er mit ihm nicht böse war. Auf Set folgten von dem ersten Menschenpaar Adam, im Laufe
ihrer vielen Lebensjahre, noch zahlreiche Töchter und Söhne.
Set wurde geboren und zum Schluss wurde Gott mit dem Namen JHWH benannt.
Set wurde als erster von einem Menschen benannt, von seiner Mutter - Kain und Abel jedoch
wurden von Gott benannt.
Wollte Gott, in dem er Kain und Abel selbst die Namen gab, uns Menschen verdeutlichen,
dass wir die Geschichte dieser Brüder nicht gänzlich persönlich auf uns zu beziehen haben?
Es sieht so aus, als wäre dieses Ereignis von Gott gewollt und geplant. Wenn wir den Vorfall
in diesem Zusammenhang an sich losgelöst betrachten, sind wir bei diesem Geschehen von
unserer menschlichen Schuld entlastet.
Und wieder endet mit diesen letzten Namensgebungen ein Kapitel. So wie in den Kapiteln
davor jede Namensgebung den Abschluss einer Lerneinheit anzeigte.
Zum Abschluss benannte der Mensch Gott mit Namen, er begann ihn anzurufen mit JHWH.
Ist das bis hierher in der Thora geschriebene nicht alles als eine Erklärung Gottes zu
betrachten?
Sind unser aller Urahn - Paar adam, sowie deren ersten Kinder Kain und Abel wirklich diese
bösen Menschen, die sich gegen Gott aufgelehnt hatten?
Sind die Erklärungen Gottes im Schöpfungsbericht nicht in reiner Symbolik zu sehen, die uns
Menschen zeigen sollen, aus welchen Wurzeln der Mensch stammt, wie er geprägt wurde,
was sein Auftrag ist und wohin er gehen soll? Die Erklärung, wie der Mensch von Gott
ausgestattet wurde, um seinen von ihm gegebenen Auftrag erfüllen zu können?
Und der Auftrag des Menschen ist, sich die Welt Untertan zu machen und über sie zu
regieren. Das sollen wir tun im Sinne Gottes, in Gerechtigkeit, Wahrheit und Liebe.
Notwendig für unsere Beauftragung ist, zwischen Gut und Böse unterscheiden zu können –
besitzen und nutzen wir diese Fähigkeit nicht mit Gottes Geist und nach ihrem Herzen, so
können wir diesen Auftrag keinesfalls ausführen.
Aus diesem Grund war und ist es leider unumgänglich, dass wir das Böse, Falsche und
Lieblose kennen. Anders könnten wir das Gute, Wahre und Liebevolle nicht realisieren und
ausführen.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
1. 5 Die Menschen sammeln Erfahrungen
Das fünfte Kapitel beinhaltet die Ahnentafel von Adam bis Noah, der Sem, Ham und Jafet
zeugte.
(5, 1) Dies das Buch der Geschlechter Adams. Am Tag des Erschaffens Gott adam, im
Ebenbild Gottes, machte er ihn, (2) männlich und weiblich schuf er sie, und er segnete sie und
er rief ihren Namen Mensch (adam), am Tag ihres erschaffen werdens. (3) Und es hatte
gelebt adam dreißig und Hundert Jahr als er zeugte in seinem Ebenbild, nach seinem Abbild,
und er nannte seinen Namen Set. (4) Und es waren der Tage adams, nach seinem Zeugen den
Set acht hundert Jahr und er zeugte Söhne und Töchter. (5) Und es waren insgesamt der Tage
adams, die er lebte: neun hundert Jahr und dreißig Jahr. Dann starb er.
... (28) Und es hatte gelebt Lamech zwei und achtzig Jahr und hundert Jahr als er zeugte
Sohn. (29) Und er nannte seinen Namen Noah, sprechend: Dieser wird uns trösten wegen
unserer Arbeit und wegen der Mühsal unserer Hände, aufgrund der Ackererde (adama), die
verflucht hatte sie, JHWH.
Das Kapitel beginnt damit, dass Gott sich abermals als die zu erkennen gab, die uns
Menschen als Mann und Frau nach ihrem Ebenbild erschaffen hatten.
Und Gott nannte dieses Menschenpaar Adam. Mit Adam ist eindeutig ein Paar gemeint, das
sind ein Mann und eine Frau. Dies bezeugen sie zur Einleitung dieses Kapitels und sie geben
sich damit das dritte Mal den Menschen als Paar zu erkennen, da wir Menschen in dieser Art
ihr Ebenbild sind.
Und dieses Menschenpaar, Adam war wohl ihr Familienname, zeugte den Sohn Set nach
ihrem Abbild. In der heutigen Anredeform wären der Herr Adam und seine Frau Eva Adam
gemeint.
So begegnen uns in der Thora viele Namen, einige ohne Zuordnung, nur als Namen und
einige mit dem Zusatz Sohn, Tochter, Mann oder Frau.
Meiner Meinung nach sollten wir die in der Thora aufgeführten Namen des ersten
Menschenpaares und die der Geschlechterreihe, die seither als Männernamen übersetzt
wurden, als Familiennamen verstehen. Besonders in der Geschlechterreihe, welche im fünften
Kapitel aufgelistet ist, wurde der Familienname aufgeführt!
Der Artikel erscheint im Hebräischen, im Gegensatz zum Deutschen, nie als selbständiges
Wort, sondern verbindet sich immer mit dem dazugehörigen Substantiv. Außer dem Singular
und dem Plural kennt das Hebräische zusätzlich noch die Dualform.
Denn wo sind die Frauen? Wo doch die Mutter alles Lebens, Eva, mit einem Namen genannt
wurde, im Gegensatz zum ersten Mann, der an keiner Stelle einen Namen erhielt.
Einige Männer und Frauen jedoch besaßen Namen. Die Frauen der Familie Lamech hießen
Ada und Zilla. Hier wurden explizit Frauen namentlich aufgeführt.
Die Personennamen werden immer mit einem Bezug genannt, so wie der Namen des Sohnes
der Lamech‘s, dem Noah und die der Söhne Noahs: Sem, Ham und Jafet. Auch hier ist der
Zusatz aufgeführt, dass sie die Söhne sind. Ebenso wie die männlichen Brüder Kain, Abel und
Set.
Oder wie Herr Lamech, dessen Vornamen wir nicht kennen, der damit prahlte, dass er unter
Gottes Schutz wahllos töten und sich zwei Frauen nehmen durfte.
Sind damit jene Namen, die nicht mit Sohn, Tochter, Frau, Mann oder einer persönlichen
Aussage in einer Beziehung stehen, eigentlich Familiennamen?
So entwickelte sich aus der Übersetzung des Familiennamens des ersten Menschenpaares der
Namen des ersten Mannes. Daraus entstand, dass der Mann den Familiennamen weiterträgt,
wie es auch heute noch vorwiegend bei uns Sitte ist. Bei den Juden besteht diese Tradition bis
heute.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Die Annahme zu sagen, dass die Niederschrift der Bibel wohl nur von Männern
vorgenommen wurde, drängt sich förmlich auf. Das Männliche wird jedem Geschehen, jeder
Entwicklung und jeder weiteren Generation vorangestellt. Bereits im eigentlichen Beginn, bei
dem Schöpfer oder den Schöpfern des Himmels und der Erde, ist nur von dem männlichen
Gott die Rede.
Doch bei aller Vollkommenheit, die in der Schöpfung liegt, muss Gott weiblich und männlich
sein, da es sonst keine gegenseitige Ergänzung gäbe. Wir sprechen beispielsweise von: der
Himmel – die Erde, der Tag – die Nacht, der Mann – die Frau.
Ersichtlich wird in diesen Beispielen, denen noch viele hinzuzufügen wären, die gegenseitige
Ergänzung mit dem Gegensätzlichen.
Meiner Meinung nach ist der Name eines Paares gemeint, wenn nicht der Hinweis Sohn oder
Tochter dabei steht. Denn mit dem Namen der Familie wird deren spezifische Geschichte und
Tradition an die folgenden Generationen weitergegeben.
In den Versen 6 bis 27 folgt, dass Set den Enosch, sowie viele weitere Töchter und Söhne
zeugte und er 912 Jahre alt wurde. Seine Nachkommen und deren Alter sind in diesen Versen
angegeben.
Die Geschlechterreihe wird in den Versen 28 + 29 mit dem Ehepaar Lamech fortgesetzt, die
Noah zeugten. Und die Lamech‘s sahen neue Hoffnung, als adam, das erste Menschenpaar,
gestorben war und ihnen ihr Sohn Noah geboren wurde, der Gottes Neuanfang war.
Zur selben Zeit, als das Urahn Paar Adam starb, in deren Abbild Set und die nach ihm
folgenden Menschen stammten, wurde Noah gezeugt und mit seiner Geburt die Wende
eingeleitet.
Die Lamech‘s konnten endlich verkünden, dass mit diesem Sohn Noah der Trost für die
schwere, mühselige Arbeit gekommen war.
Dieser Tröster Noah wurde auch der Retter der Welt.
Nach der Zeitangabe in diesem Kapitel starb das Menschenpaar Adam im Jahr 930 seit der
Erschaffung der Welt.
Leider wurde von Eva in dieser Ahnentafel nicht mehr geschrieben, was meiner Ansicht nach
unterstreicht, dass Gott das Menschenpaar aus der Adama mit Adam meinte. Denn, wo war
Eva sonst geblieben? Sie konnte ja nicht einfach nur im Nichts verschwinden.
Zahlreiche Nachkommen stammten von Herrn Adam und seiner Frau Eva Adam. Sie müssen
auch beide gleichzeitig gestorben sein, denn der Name Eva tauchte seit dem Anfang des
vierten Kapitels nicht mehr auf.
Man kann aus diesem Abschnitt ebenso den Zeitpunkt der Flut rekonstruieren, welcher sich
auf das Jahr 1656 nach der Erschaffung der Welt datiert und Noah, der Retter, starb im Jahr
2006 seit Erschaffung der Welt oder ab der Flut gerechnet im Jahr 350 der neuen Welt.
Und alle sahen die Adams, die Gottgeschaffenen die schon immer lebten, sterben. Die ersten
Menschen starben, das Menschenleben fand mit ihnen erstmals sein natürliches Ende. Wie
sollten sie dann nicht auch den Tod zu erwarten haben? Nun wurde ihnen sicher klar, dass
jeder einmal sterben darf und muss! Es wurde ihnen klar, dass alles, auch das Leben ein Ende
findet.
Die Menschen standen am Wendepunkt. Der Wendepunkt zur letzten Entwicklungsstufe?
Nach dem Tod der Adam´s keimte mit der Geburt Noah’s endlich wieder Hoffnung auf. Die
Hoffnung war geboren.
Nun konnten sie ahnen, dass ihre schlimmste und schwierigste Zeit wohl überstanden war.
War das Kennenlernen des Bösen nun einschneidend und tief genug?
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Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Ein Paar erfuhr wieder einen Lichtschimmer und machte den Namen seines Sohnes zu einer
weissagenden Hoffnung. Das Paar Lamech wurde Eltern und sie nannten Ihren Sohn „Noah“
(V. 29). Und ihre Hoffnung ging in Erfüllung, denn durch Noah wurde Gottes Welt mitsamt
den Menschen gerettet.
Das Kapitel endet mit der Erklärung, dass Noah drei Söhne, den Sem, den Ham und den Jafet
zeugte.
Das sechste Kapitel zeigt die Verbreitung des Bösen detaillierter auf. Unterschieden wurden
darin die Menschen in 20 Geschlechter.
Die ersten 10 Geschlechter lebten sehr lange, um die Erde mit Söhnen und Töchtern, aber
auch mit Gewalttat und Frevel zu füllen.
Darauf folgten weitere 10 Geschlechter die den Langmut Gottes zeigten, das fällige
Strafgericht dieser Zeit hinauszogen und zuletzt noch den Retter ihrer Welt fanden.
(6, 1) Und es geschah, als anfing der Mensch, zu vermehren auf der Oberfläche der Erde, und
Töchter wurden geboren ihnen, (2) da sahen die Söhne Gottes die Töchter des Menschen,
dass schön sie, und sie nahmen für sich Frauen, von allen, die sie gewählt hatten. (3) Da
sprach JHWH: Nicht waltet mein Geist im Menschen für immer, als fehlerhaft er Fleisch; und
sein werden seine Tage hundert und zwanzig Jahr. (4) Die Riesen (Nefilim) waren auf der
Erde in den Tagen, jenen da, und auch danach, als kamen die Söhne Gottes zu den Töchtern
des Menschen und sie gebaren ihnen. Sie sind die Helden, die von Urzeit her Männer von
Namen. (5) Da sah JHWH, dass reichlich die Schlechtigkeit des Menschen auf der Erde, und
jegliches Gebilde der Gedanken seines Herzens nur schlecht all den Tag. (6) Und es reute
JHWH, dass er gemacht den Menschen auf der Erde, und er betrübte sich zu seinem Herzen,
(7) und es sprach JHWH: Austilgen will ich den Menschen, den ich geschaffen, von oberhalb
des Angesichts der Erde: vom Menschen, bis zum Vieh, bis zum Kriechtier, bis zum
Gefiederten der Himmel, denn es gereut mich, dass ich sie gemacht habe, (8) Noah aber fand
Gnade in den Augen JHWHs. (9 + 10 zeigen die Geschlechterfolge Noah`s)
... (11) Und es wurde verderbt die Erde vor Gott, und es füllte sich die Erde Unrecht. (12) Da
besah Gott die Erde, und siehe, verderbt war sie, denn verschlimmert hatte alles Fleisch
seinen Weg auf der Erde. (13) Da sprach Gott zu Noah: Das Ende allen Fleisches ist
gekommen vor mein Angesicht, denn voll die Erde Unrecht von ihnen her und siehe, ich bin
verderbend sie mitsamt der Erde. (14) Mache dir Arche ... (daran folgt eine ausführliche
Bauanleitung der Arche).
... (17) Ich aber siehe ich bringend die Flut Wasser auf die Erde, zu verderben alles Fleisch,
in dem Odem des Lebens, unterhalb der Himmel: alles was auf der Erde, gehe unter. (18)
Doch aufrichten werde ich meinen Bund mit dir. Gehen wirst du zu der Arche, du und deine
Söhne und deine Frau und die Frauen deiner Söhne mit dir. (19) Und von jedem Lebewesen,
von allem Fleisch, zwei von allem sollst du bringen zu der Arche, um am Leben zu erhalten
mit dir, männlich und weiblich sollen sie sein.
Beschrieben wird, dass der Mensch sich vermehrte und Gottes Geist nicht mehr im Menschen
wohnte, als ob er fehlerhaftes Fleisch sei.
Gott entzog den Menschen seinen guten Geist! Gott ließ sie zum Erlernen des Bösen allein!
Sie erkannten nicht einmal mehr die Töchter ihres Stammes, ja sie fanden andere schöner. So
steht es deutlich im 2. Vers. Das musste wohl auch so sein, denn mit Gott hätte der Mensch
das Böse nicht selbst erfahren und erlernen können.
Mit Gott verbunden hätte der Mensch auch nicht alles, was aus seinem Herzen und seinen
Sinnen entsprang, schlecht werden lassen können. Mit Gott wäre das nicht passiert!
Stellte sich der Mensch als eine Fehlkonstruktion heraus? Hatte sich Gott mit seiner
Schöpfung etwa vertan? Oder wollte Gott den Menschen nicht überbelasten?
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Zufrieden schien Gott jedenfalls nicht zu sein. Es reute ihn, was er gemacht hatte und es
betrübte sein Herz. Unsere Gott-Eltern reute ihre eigene Tat, was sie selbst getan hatten. So
beschränkte Gott vorab das Alter des Menschen auf hundertzwanzig Jahre.
Sollte dem Menschen damit ein Schutz angedeihen, ihm nicht zu viel des Bösen zugemutet
werden, zumal in diesen Tagen die Nefilim auf der Erde wandelten? Oder wird darin erklärt,
weshalb das menschliche Leben zu Recht beschränkt ist? Denn auch heutzutage ist das Leben
nicht nur ein Zuckerschlecken, das einen zu ewigem Leben reizen könnte.
Nefilim (Vers 4) ist ein Ausdruck für die Erben ihres Übermutes, die Bastarde der Mächtigen
und die Riesen. Die Riesen als Symbol für die scheinbare Übermacht und die
Unbezwingbarkeit des Bösen.
Ja, wir erfahren, dass die Schlechtigkeit des Menschen übermäßig anstieg. Alles war verderbt,
wie es zweimal geschrieben steht. Mehr oder Genaueres ist nicht zu erfahren.
Die offen gehaltene Aussage zum Übermaß des Bösen lässt keine explizite Darstellung des
„Bösen“ zu und somit auch keine Festlegung auf etwas Spezielles. Somit finden wir nur im
Beispiel des Umganges Gottes mit Kain eine Definition des Bösen. Darum sind wir Menschen
aufgefordert, mit feinen Sinnen das Gute vom Bösen zu unterscheiden und wahrzunehmen.
Und Gott sah, dass auf der Erde mehr als genug Bösartigkeit und Schlechtigkeit eingekehrt
war.
Gott stellt unmissverständlich fest, dass der Mensch genug Schlechtes gelernt hatte und sie an
den nächsten Schritt denken konnten und mussten.
Gott wollte nun diesem schlimmen Geschehen endlich ein Ende bereiten. Gott entschied, dass
es genug des Bösen sei und beschloss darauf hin, diese verderbte Welt komplett zu verderben.
Mit allem, das sie erschaffen hatten. Ein völliger Neuanfang.
Noah bekam von Gott den Auftrag, eine Arche zu bauen. Es durfte nur ein Paar von allem
Lebenden mit in die Arche, um damit den Keim für die errettete Welt zu legen. Als
Menschenpaar wurden Noah und seine Frau erwählt. Ihnen war es erlaubt mit ihren drei
Söhnen und deren Frauen Gottes Welt zu retten. Und Gott kündigte an, dass sie mit Noah und
seinen Nachkommen einen neuen Bund schließen wollten.
Von allen Tieren sollten sie ein Paar mitnehmen, damit auch sie errettet wurden.
Was mich dabei sehr wundert ist, dass alles Lebende, also auch die Tiere böse geworden
waren und deshalb von ihnen auch nur je ein Paar überleben durfte. Alles war verdorben und
musste nach Gottes Willen vernichtet werden.
Für mich ist das ein Hinweis darauf, dass Gott noch am Erschaffen war und alles bis hierher
Beschriebene zum Bilden der Welt und des Menschen gedient hatte.
Im siebten Kapitel steht über das Gericht der Flut geschrieben, wie die Erde und alles
Lebende, mit Ausnahme der Archebewohner, von Wasser überschwemmt und vernichtet
wurde.
Die Welt wurde völlig mit Wasser überflutet. Das Element Wasser, das auch das Symbol für
die Liebe, die Wiedergeburt und die Reinigung ist. So wie Feuer den Geist als bildlichen
Hintergrund in sich birgt. Zeigt sich hier der liebende Gott, unsere liebenden Schöpfereltern,
der ganzen Welt?
Ob in zu viel Liebe oder dem flüssigen Wasser – alles Schlechte wurde verdorben.
Damit beschrieben die ersten sieben Kapitel der Genesis, wie die Welt von Gott erschaffen
wurde.
In diesen sieben Kapiteln wurde die Erschaffung, Sinngebung und Ausbildung des Menschen
erklärt. Dies geschah anhand des Menschenpaares Adam, durch weitere Menschenpaare und
Einzelpersonen wie Kain und Noah.
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Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
So wie Gott für die Erschaffung der Welt das Bild von sieben Tagen verwendete, wurde das
Werk der Ausbildung des Menschen in sieben Kapiteln dargestellt.
In diesen sieben Kapiteln, bis zu dem Zeitpunkt der Landung der Arche im achten Kapitel,
wurde der Mensch als Paar von seinen Gott-Eltern gemacht. Zuerst wurden dem Menschen
seine Stellung und seine Rolle in der Welt gezeigt. Anschließend wurden ihm seine
Beziehungen erklärt. Dann erwarb der Mensch die Fähigkeit, Gutes von Bösem zu
unterscheiden. Zuletzt musste der Mensch dann das Böse erkennen und erlernen. Dazu musste
der Mensch das Böse selbst erfahren und spüren.
Sieben Kapitel, in denen die vielfältigen Erfahrungen beschrieben wurden, die für des
Menschen Ausreifung nötig waren.
Im achten Kapitel ging die Flut zurück und Gott startete mit allem übriggebliebenen Leben
einen Neubeginn.
War das nun wirklich ein neuer Beginn oder handelte es sich um den eigentlichen Beginn und
damit den Abschluss der Schöpfung zum selbständigen, entscheidungsfähigen
Menschenleben? Ist das nicht erst der eigentliche Anfang des selbstverantwortlichen Lebens
des Menschen?
Erst jetzt schloss Gott mit Noah und allen seinen Nachkommen, also letztendlich jedem
Menschen, einen ewigen Bund. Sie versprachen ihnen: (K. 8, V. 21b) Da sprach JHWH zu
seinem Herzen: nicht werde ich fortfahren zu verfluchen ferner die Erde (adama) wegen des
Menschen, weil Sinnen des Menschenherzens böse von seiner Jugend an, und nicht werde ich
fortfahren ferner zu schlagen alles Lebendige, so wie ich getan, während aller Tage der Erde,
Aussaat und Ernte und Frost und Hitze und Sommer und Winter und Tag und Nacht nicht
sollen sie aufhören.
Gott sagte zu sich und seinem Herzen, wohl seiner Frau, dass er die Adama, den Lebenskeim,
nicht mehr verfluchen, alles Lebendige nicht mehr schlagen, sowie Aussaat und Ernte, Frost
und Hitze, Tag und Nacht nicht mehr aufhören lassen will.
Alles Lebensnotwendige war nun geschaffen und sollte von nun an bestehen bleiben.
Die Aussaat und die anschließende Ernte der Frucht sollten für immer erhalten bleiben, sowie
die Jahreszeiten. Damit sicherte Gott dem Menschen sein leibliches Überleben. Und er
versprach, dass der Lauf der Welt von nun an nicht mehr aufhören sollte.
Ebenso wollte Gott die Gegensätze der Welt, wie Hitze und Kälte oder Tag und Nacht, wohl
auch Gutes und Böses, für immer bestehen lassen. Mit dem Verbleib der Gegenpole wurde
das Überleben des Menschen gesichert und der Rhythmus der Welt gelegt.
Seinen Fluch über die Erde und seine Schläge an dem Lebendigen wollte Gott nun beenden.
Der Fluch wurde erst von da an von der Adama genommen. Gott hörte auf, den Lebenskeim,
und alles was daraus entstanden war, zu schlagen!
Der Vers zeigt deutlich auf, dass Gott selbst dem Menschen das Böse nahe brachte. Gott war
und ist nicht nur lieblich zu uns Menschen. Zur Entstehungsgeschichte gehörten auch große
Herausforderungen, die Gott an die Menschen stellte. Und so gestaltet sich auch heute noch
unser menschliches Dasein.
Die Menschen zogen leider in ihren Interpretationen dieses Textes den Schluss, Gott sei ein
strafender Gott. Krankheiten, Missernten oder andere Katastrophen wurden als Gottes Strafe
gesehen. Nur ein Mensch, der bestraft werden muss, wird schwer krank. Eine zu simple
Deutung, die gerne zur Unterdrückung eines Mitmenschen eingesetzt wird und ihm in sehr
weltlicher Art und Weise suggerieren soll, wer ein guter und wer ein schlechter Mensch ist.
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Rolf Kabsch
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Gott schloss mit den Menschen und seiner Welt Frieden. Das entsprang ihrem Herzen. Gott
gelobte, sie wollten nicht länger alles Lebendige schlagen, wie sie es in allen Tagen zuvor
getan hatten, und der Fluch soll von der Erde für immer genommen sein.
Ein eindeutiger Hinweis darauf, dass der Schöpfungsbericht nun an sein Ende kam. Gott war
an der Einführung des Bösen ausschlaggebend beteiligt und dieser letzte Lernprozess war nun
abgeschlossen.
Und die Arche landete in einer neuen und unbefleckten Welt, was für mich zusätzlich die
neue Situation zum Ausdruck bringt. Das Ende der Sintflut wurde seither lediglich als
Neubeginn betrachtet.
Meiner Meinung nach ist das als das Ende der Schöpfungszeit, und damit als der eigentliche
Beginn der Welt und unseres menschlichen Daseins zu betrachten. So wäre die Sintflut als das
Ende der Schöpfungsperiode zu sehen und die Zeit danach wäre der eigentliche Beginn des
menschlichen Lebens und Wirkens. Denn erstmals nach diesem Geschehen, nachdem die
Arche Noah‘s auf dem Berg im Land Ararat gelandet war, überließ Gott den Menschen in die
Freiheit und vertraute ihm seine Welt an.
Dies sagt auch die spätere Aussage Gottes im 9. Kapitel, in der Gott erstmals dem Menschen
alles in die Hand gibt, wie dort geschrieben steht:
(Kap. 9, V. 1) Und es segnete Gott den Noah und seine Söhne, und er sprach zu ihnen: Seid
fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde! (2) Furcht vor euch und Schrecken vor euch
soll sein auf allem Wild der Erde und auf allem Gefiederten der Himmel, in allem, was
bekriecht die Erde und in allen Fischen des Meeres, in eure Hand sind sie gegeben!
Folglich kann des Menschen Schöpfung mit der Erschaffung, Sinngebung und Unterweisung
erst bei diesem „Neuanfang“ vollendet gewesen sein.
Der Anfang des von Gott mit allem ausgestatteten Menschen, der nun, seit dem Zeitpunkt
nach der Flut, selbstverantwortlich, jedoch mit Gottes Hilfe, die Welt und sich selbst bedienen
kann und soll.
Und erst nach diesem Moment schließt Gott mit den Menschen seinen ewigen, bis heute
anhaltenden Bund, den er mit dem Zeichen des Regenbogens besiegelte (Kap. 9, V. 13).
Unsere Schöpfereltern zeigten ihre Liebe zu uns Menschen und versprachen, uns fortan nicht
mehr zu schlagen.
Doch sogleich wiesen sie darauf hin, wie unser Leben weiterging. Und das war seither böse
von Jugend an! Warum ausgerechnet von Jugend an?
Keines Falles deshalb, weil sich der Mensch gegen Gott vergangen oder eine Ursünde
begangen hatte, sondern weil mit dem Eintritt in das Jugendalter die Selbständigkeit des
Menschen beginnt. Weil jeder Mensch in dieser Zeit in zunehmender Selbstverantwortung
seine eigene Identität sucht und formt, und eine eigene Meinung entwickelt und zu vertreten
lernt.
Als Jugendlicher entdeckt der Mensch seine eigene Welt, löst sich von den Eltern und sucht
seinen eigenen Freundeskreis. Nun beginnt der Mensch sich seiner Außenwelt sachlicher
zuzuwenden und erfährt eine neue soziale Einordnung.
Er wird offen für Partnerschaft und Gemeinschaft, aus der sich einstellenden Reife, eine
Liebesbeziehung eingehen zu können. Nun beginnt er diese auch zu suchen, so wie Gott es
will und in uns anlegte.
Überflutet mit den Gefühlen der Liebe zu einem anderen Menschen, ändert sich das Leben
des Menschen in seiner Jugend völlig. Motiviert aus diesen Gefühlen, ihren Freuden und
Sehnsüchten, beginnt er sein Leben selbst zu entwerfen, nimmt es in seine Hand und fängt an
sein eigenes, persönliches Dasein zu führen.
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Als Kind erfährt und entdeckt der Mensch das Gute und Böse der Welt in seiner vielfältigen
Art der Liebe und Lieblosigkeit, Wahrheit und Lüge.
Dies erlebt der junge Mensch in der Geborgenheit der Familie, von der er gleichzeitig
abhängig ist und in den Begegnungen außerhalb der Familie.
So ist das menschliche Leben bis zu seiner Jugend ein einziger Lern- und
Entwicklungsprozess, den jeder nach Gottes Sinnen und Wollen in der liebevollen,
behütenden mütterlichen und väterlichen Obhut erfahren soll.
Von seiner Jugend an geht der Weg des Menschen in die Selbständigkeit, er beginnt nun sich
und sein Leben selbst zu gestalten und zu bestimmen, wozu er bis dahin alles dafür Nötige
lernen und erfahren durfte.
Das Gute hat Gott ihm in seiner Liebe in die Wiege gelegt. Doch er ist von Jugend an böse,
weil er das Böse dazulernen musste, um differenziert denken und handeln zu können.
Der Mensch, der diese Lebensphasen und die Nachfolgenden ungestört durchleben durfte, mit
der dafür nötigen Akzeptanz, Aufmerksamkeit, Hingabe, Richtungsweisung, Einfühlsamkeit
und Nachsicht, in einem Wort, mit ausreichend Liebe beschenkt, geführt und begleitet wurde,
entwickelt ein gesundes Selbstwertgefühl, das sich bei ihm in genügend Selbstvertrauen,
Selbstachtung und Selbstbewusstsein äußert.
Der Mensch entfaltet damit seine Fähigkeit, sich selbst und andere zu lieben und ist damit
gerüstet für die Herausforderung des Lebens.
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1. 6 Schlussbetrachtung
Wir Menschen haben keine Erbsünde begangen. Wir haben uns nicht gegen Gott aufgelehnt.
Wir Menschen sind von Gott in dieser Weise geschaffen worden, dass wir mit unserer
Erkenntnis das Gute vom Bösen unterscheiden können. Kein widergöttlicher Geist oder Satan
verführt uns. Diese Figur ist lediglich als bildlicher Ausdruck für das Böse, das Negative zu
betrachten.
Die eigentliche Sünde, im Sinne der Abkehr von Gott, ist dort zu finden, wo keine Reflektion
am eigenen Denken und Handeln stattfindet. Wenn der Mensch gewollt lieblos und unwahr ist
und dies auch bleibt.
Die Möglichkeit der Korrektur erfahren wir im Hören auf Gottes Wort, im Gebet und in der
Buße, was bedeutet, mit sich selbst kritisch umzugehen, die eigenen Fehler zu sehen und sich
daraufhin zum Guten zu verändern.
Für uns Menschen ist es lebensnotwendig, dass wir das Böse erkennen. Ein Wissen, das wir
brauchen, um den uns zugewiesenen Auftrag, nämlich uns selbst und die Erde zu beherrschen,
überhaupt ausführen zu können. Eine grundlegende Voraussetzung für unser Dasein und
unser Wirken.
Bei dieser dezidierten Betrachtung der Schöpfungsgeschichte kann nicht von einer Abkehr
des Menschen von Gott die Rede sein.
War nicht der Grund, weshalb die Schöpfungsgeschichte anhand dieser Bilder erklärt wurde,
dass wir Menschen unsere Lebenssituation sehen und verstehen können, um damit fähig zu
werden diese zu bewältigen?
Wenn wir die Dauer der Schöpfungshandlung bis zu dem Neubeginn mit der Arche Noah
ausdehnen, ist die Zeit zuvor: die Entstehung des Menschen, das Aufzeigen seiner
emotionalen Bindungen, sein von Gott gegebener Auftrag und das Erwerben der Grundlagen
zur Erfüllung des Auftrages.
Außerdem wird die Entstehung und Entwicklung besonderer menschlicher Verhaltensweisen,
Grundempfindungen und Denkensweisen erklärt. Es wird uns Menschen gezeigt, wie wir uns
emotional verhalten und warum wir das so tun. Wir sehen was uns tief bewegt, was uns
verletzt und wie wir aus einer schlimmen Verletzung heraus, grenzenlos rau und böse auf uns
und andere Menschen reagieren können.
Und wir erfahren was unsere Sinne bewegt.
Gott zeigt uns Menschen unsere wunderbare Eingebundenheit in diese Welt und wie wir auch
gleichsam von ihr abhängig sind. Wir und die ganze Welt sind eng miteinander verbunden.
Die tiefste Beziehung und Verbundenheit erleben die Frau und der Mann als Paar, was von
Gott so eingerichtet wurde. Dieser Lebenspartner soll dem Menschen seine ganze Lebenszeit
als gleichsame Hilfe zur Seite stehen.
Über diese tiefgreifenden Verwobenheiten erhielten wir die Herrschaft und dafür, um über
unser Leben eigenständig entscheiden zu können - mit der Fähigkeit, in eigenem Erleben und
Erkennen, Gutes von Bösem zu unterscheiden.
Für diese Aufgabe und dieses Vertrauen, das Gott uns Menschen damit entgegenbrachte, sind
sie nur mit größtem Dank zu preisen. Welch eine Gnade ließ Gott uns Menschen damit
zukommen. Wir dürfen in dieser Welt verantwortlich leben, sind wirklich ein Teil von ihr und
wurden mit der Gabe ausgestattet, alles zum Guten führen zu können, alles verbessern zu
können.
Dabei dürfen wir auch Fehler begehen, wenn wir es nicht besser können. Wie könnten wir
unvollkommenen Menschen sonst Gottes liebens- und achtenswerte Geschöpfe sein? Fehler
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zu machen, unvollkommen zu sein, ist menschlich und das dürfen wir sein. Gott verzeiht uns,
wenn wir nicht wissen, was wir tun – das hat er uns zugesichert.
Wer sich nach bestem Wissen und in Liebe den Dingen der Welt stellt und dabei einen Fehler
begeht, ist keinesfalls sündig.
Die Sünde beginnt erst dort, wo der Mensch gezielt in vollem Bewusstsein oder verbunden
mit eigennütziger Vorteilssuche, also in Berechnung, etwas „Böses“ tut. Wenn er also nur an
seinen Vorteil denkt und dafür andere bewusst betrügt. Wenn ein Mensch mit vollem
Bewusstsein Böses tut und sich gegen das Gute stellt, er beabsichtigt unwahr und lieblos ist.
Damit entfernt er sich von Gottes Willen, aber doch keinesfalls, wenn ein Mensch einen
Fehler begeht, weil er etwas nicht richtig oder besser wusste und konnte.
In welcher Beziehung stehen wir zu dem vermeintlich strafenden und vergeltenden Gott, dass
wir uns aufgrund unserer Unvollkommenheit so sehr vor ihm fürchten müssten?
Da findet ihre Liebe, die Liebe unserer Schöpfer-Eltern keinen Platz und darf nicht sein.
Lernen wir jedoch die annehmende, verzeihende und helfende Liebe unserer Gott-Eltern und
ihres Sohnes Jesus Christus aufzunehmen und in unser Leben einfließen zu lassen, sind wir
unseren Schöpfern nahe.
Wie es im Evangelium im 1. Johannes 4, Vers 18 geschrieben steht: ”Furcht ist nicht in der
Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Strafe. Wer
sich aber fürchtet ist nicht vollendet in der Liebe.”
Denn die Liebe, die wir alle wollen und brauchen, verzeiht im Annehmen, Mitfühlen und
Verstehen. Sie hilft und tut alles für das Fehlende. Die Liebe lässt den Menschen wachsen und
hilft ihm, sich zu entfalten.
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Rolf Kabsch
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2. Leben mit Gott
2.1 Wo finden wir heutzutage Gott?
Viele Menschen suchen Halt und Orientierung im Glauben an Gott und an Jesus Christus.
Dafür ist Jesus Christus in unsere Welt gekommen. Er zeigte uns „Heiden“, was Gottes Wille
ist, was gut und richtig ist und wie wir leben sollen. Niedergeschrieben wurde seine Botschaft
von den Aposteln im „Neuen Testament“ der Bibel, zu der jedoch das „Alte Testament“
unabdingbar gehört, da es die Geschichte von uns Menschen erklärt.
Wenn wir nach der Bibel leben und handeln und uns für das Gute, die Liebe und die Wahrheit
einsetzen, es selbst umsetzen, dann tun wir was Gottes Wille ist und dann kann Gott uns auch
helfen. Dazu sind wir von unseren Schöpfereltern aufgefordert, doch muss sich jeder Mensch
in seiner persönlichen Freiheit für oder gegen sie entscheiden.
Unsere Schöpfer – Eltern sind für uns da bis in Ewigkeit, wir brauchen uns nur an sie zu
wenden und sie um Hilfe zu bitten. So wie es uns Jesus gesagt hat: „(Mt. 7, 7+8 und Lk. 11,
9+10) Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch
aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft,
dem wird aufgetan“.
Ausgestattet mit vielfältigen Gaben und Fähigkeiten hat Gott uns unser Leben geschenkt. Wir
sind dafür aufgefordert die Aufgabe die Gott uns in die Wiege legte zu erfüllen, die Welt nach
seinem Vorbild zu beherrschen. Das sollen wir mit Liebe und in Wahrheit tun.
Jeder Mensch kann lieben, wobei er auch das Gegenteil, den Zorn kennt.
Jeder Mensch kann denken, kann sich selbständig und frei eine eigene Meinung bilden und
der Wahrheit näher kommen.
Jeder hat die Chance eine gegenüberstehende, gleichsame Hilfe, die andere Hälfte zu sich
selbst zu finden. Mit dieser menschlichen Hilfe, dem gegengeschlechtlichen Pendant, können
wir uns geistig und emotional sehr tief verbinden.
Gott ließ und lässt uns Menschen in dieser Welt nie allein, auch wenn wir von Gott nur
wissen und ihn erspüren können, doch zu Lebzeiten nie von Angesicht zu Angesicht sehen
können.
Die persönliche, innige Verbindung mit Gott wird sichtbar in unseren Fähigkeiten „wissen“
und „spüren“ zu können.
Wir haben die Gabe des Denkens - die Fähigkeit zu wissen, uns erinnern zu können, daraus
neue Phantasien und Erkenntnisse zu entwickeln und dies mit den dabei erlebten Gefühlen zu
verbinden. Das lässt uns Menschen sehr kreativ sein und es befähigt uns zu unterscheiden,
was gut und was böse ist.
Ebenso besitzen wir die Gabe des Gefühls, die Liebe. Die Liebe, die tief in uns verwurzelt ist,
weist uns sehr genau darauf hin, was gut und was böse ist. Wir empfinden, ob wir ein „gutes“
oder ein „schlechtes“ Gewissen bei unserem Tun haben.
Wir sind ein Teil der Natur und erleben sie an uns selbst. Die Natur schenkt uns die
Grundlage für unser Dasein, sie bietet uns den Lebensraum und ernährt uns. Doch sie hat uns
auch mit ihren Launen völlig im Griff, wie zum Beispiel das Wetter unsere Stimmung
erheblich beeinflussen kann. Ebenso können unsere körperlichen Befindlichkeiten die
Empfindungen und Gedanken erheblich manipulieren.
Jeder Mensch empfindet Hoffnungen und Ängste, Freude und Leid und hat eigene Phantasien.
Alle spüren Schmerz und Wohlbefinden, Hunger und Durst, heiß und kalt. Unsere
Wahrnehmung bewegt sich zwischen erfreulich und bedrohlich, wohltuend und bedrückend,
gut und böse.
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Dinge und Situationen, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen und einordnen können,
wirken wenig bedrohlich. Die erfreulichen Erlebnisse nehmen wir als wohltuend auf und
behalten sie gerne in positiver Erinnerung.
Etwas, das wir jedoch logisch und emotional nicht nachvollziehen oder verarbeiten können,
wirkt sich rasch als unheimlich oder gar bedrohlich auf uns aus. Dabei können wir durch
bedrohliche Gedanken und Empfindungen die Fassung verlieren, sind mitunter hilflos
überfordert, fühlen uns verlassen und verlieren unter Umständen die Kontrolle. Es fällt
schwer, mit solchen Gedanken und Gefühlen umzugehen! Solche Bedrohungen machen uns
Angst! Wir erschrecken und schreiben die schwierige Situation gerne einer satanischen,
teuflischen Macht zu. Doch dieser widergöttliche Verführer existiert nicht.
Und wir haben diese Ursünde, wie sie aus der Schöpfungsgeschichte abgeleitet wurde,
keinesfalls begangen. Wir Menschen haben uns nicht in dieser Art, wie es seither verstanden
wurde, gegen Gott gewandt. Diese negativen Auslegungen müssen erneut diskutiert und
korrigiert werden.
Es gibt das Böse an sich in der Welt. Das trägt auch jeder Mensch aus seinen Erfahrungen in
sich. Darin sind wir Menschen zur Entscheidung gefordert. Wir selbst müssen uns für das
Gute oder das Böse entscheiden.
Der selbstverantwortliche und folgerichtige Weg ist daher, nach Lösungen zu suchen, um so
mit der Situation umgehen zu können. In unserer heutigen aufgeklärten Welt haben wir
Menschen diesen Weg als den Notwendigen erkannt und wir können das.
Ausgestattet mit den speziellen menschlichen Fähigkeiten wissen und spüren zu können,
beleben und erleben wir uns und unsere Welt. Diese Anlagen machen aus, dass wir von je her
unser menschliches Dasein erfahren und erkennen, womit wir unser Leben lang die Welt
erleben und reflektieren.
Darum, Mensch vertraue in dich. Vertraue in deine Gefühle und vertraue in deine Gedanken.
Das ist Gott in dir. Nehme, wenn du Fragen hast, deine Gedanken und deine Gefühle mit ins
Gebet. Gehe mit deinen Gefühlen im Gebet zu Gott. Und gehe mit deinen Gedanken im Gebet
zu Gott. Dann kann dir Gott weiterhelfen, wenn du dich ihm mit deinem Innersten öffnest,
wenn du Gott fragst.
Und wir verfügen über eine Sprache, die es uns möglich macht, unsere Gedanken und
Gefühle anderen Menschen mitzuteilen. Durch die Sprache erfährt der Mensch seine Identität,
denn er kann sich dadurch selbst mitteilen. Ebenso besitzen wir mit der Sprache die
Möglichkeit von einander zu lernen, Wissen zu erfahren und weiter zu geben. Wie es in der
Bibel steht: Am Anfang war das Wort.
Inzwischen haben wir Menschen sehr viele Worte zu einem umfangreichen Wissen
gesammelt und zusammengefügt, dass wir nun über einen großen Wissensschatz verfügen.
Sehr viel wissen wir beispielsweise über unser menschliches Leben, um die für uns
notwendigen Lebensbedingungen, um die Heilung von Krankheiten, über die
Zusammenhänge und Gesetze der Natur und die Vorgänge im Universum.
Gott sagt zu uns Menschen: „Ich bin der Geist“ und „Ich bin die Liebe“. Gott hat uns zu
intelligenten und emotionalen Wesen geformt, hat uns Menschen mit diesen Gaben versehen,
damit wir ihr Ebenbild sind.
Wir sind dazu geschaffen, Gott und uns selbst zu erfahren, mit den Gaben des Erkennens und
des Erspürens.
Gott hat uns Menschen diese Fähigkeiten gegeben, jedoch gab sich dieser Gott unseren Ahnen
noch nicht zu erkennen. Gott hat uns geschaffen, ist seit Anbeginn in uns Menschen, doch
alle, die nicht aus dem Volk der Juden stammten, kannten ihn nicht. Woher sollten sie von
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Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Gott etwas wissen, wenn nicht von ihm selbst oder den Menschen, die von ihm wussten und
wissen?
Aus diesem Unwissen kreierten unsere „heidnischen“ Vorfahren ihre Götter und Götzen.
Denn auch sie waren von Anbeginn mit diesen Gaben von Gott geschaffen. Seit dem Einzug
des Christentums in Mitteleuropa wissen wir jedoch von diesem Gott, der in Jesus Christus in
unsere Welt gekommen ist und von seinen Aposteln verkündet wurde.
Ja, diese Schöpfereltern, die in der Thora und unserer christlichen Bibel erklärt und verkündet
werden, haben uns Menschen geschaffen. Und sie haben uns wunderbar geschaffen. Wir
Menschen sind wirklich ihre guten Geschöpfe! Gott schenkte uns sehr viel und wir tragen das
schon immer in uns. Darum sind wir Menschen, jeder einzelne, selbst gefordert dies
anzunehmen, damit umzugehen und daraus zu wirken. Und das kann jeder Mensch, wenn er
sich mit sich selbst, seinem Leben und seiner Welt in Liebe und in Wahrheit auseinandersetzt.
Als Hilfe und fundamentale Erklärung hat Gott uns dazu die Bibel gegeben.
Und welche christliche Gemeinschaft ist die „Richtige“? Es wäre meiner Meinung nach
anmaßend, eine bestimmte Glaubensgemeinschaft als die alleinig richtige zu bezeichnen. Es
geht vielmehr darum, den Glaubensweg an Gott neu begehen.
Wie die Bibel bei der Interpretation ihres Inhaltes falsch verstanden werden kann, habe ich
mit der Kritik an der Auslegung der Schöpfungsgeschichte deutlich aufgezeigt. Es war und
wird wohl immer so sein, dass die Bibel widersprüchlich und unvollkommen verstanden und
interpretiert werden kann. Die Ursachen dazu sind unterschiedlich. Es geschieht aus der
menschlichen Unvollkommenheit heraus und leider auch aus Machtinteressen Einzelner.
Sicher ist, dass wir Menschen eine Kirche brauchen, in der wir die christliche Gemeinschaft
erleben und umsetzen können. Und Jesus braucht eine Kirche, damit sein Wort in der Welt
verkündet wird, dass die, welche ihn noch nicht kennen, von ihm erfahren.
Deshalb befürworte ich grundsätzlich die Kirche, die christliche Gemeinschaft. Die Kirche ist
die christliche Gemeinschaft, die im apostolischen Glaubensbekenntnis als die Gemeinschaft
der Heiligen, also der Gläubigen, ausdrücklich genannt ist. Sie wird zu Recht als die
Gemeinschaft von Gläubigen daher im Glaubensbekenntnis heiliggesprochen.
Da die Auslegung der Worte Gottes und der Jesu Christi auch fehlgehen kann, gilt es die
Verkündigung kritisch und differenziert anzuschauen. Entscheidend ist, dass die Botschaft der
Verkündigung für die Liebe und die Wahrheit, den Frieden und die Freiheit steht. Und die
Erlösung in Jesus Christus ist das prophezeite Ziel.
Denn Gott ist die Liebe und Gott ist die Wahrheit. Und Jesus ist für uns in die Welt
gekommen um uns Gottes Gnade, seine Liebe und Wahrheit zu zeigen.
Auf keinen Fall ist es richtig, an einen Satan oder Teufel zu glauben. Es gibt keine
personifizierte, widergöttliche Macht. Dieser Teufel hat noch nie existiert!
Diese Interpretation entstand nur aus menschlichem Aberglauben und den Machtinteressen
früherer Kirchenoberhäupter. In der Thora wird dieser Teufel keinesfalls bezeugt, denn die
„Schlange“ wurde eindeutig von Gott geschaffen.
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2.2 Lieben und geliebt werden.
Jesus wurde gefragt, was das Wichtigste sei. In Markus 12, 29-31 steht seine Antwort: „Jesus
antwortete ihm: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist ein Herr allein, und du
sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzem Herzen, aus deiner ganzen Seele und
aus deinem ganzen Gemüt und aus deiner ganzen Kraft. Das zweite ist dies: Du sollst deinen
Nächsten lieben wie dich selbst. Größer als diese ist kein anderes Gebot.“
Du sollst deinen Gott lieben aus deinem ganzem Herzen und aus deiner ganzen Kraft. Denn
so liebt Gott auch dich. Diese Liebe, in der Gott uns Menschen geschaffen hat. Die reine
Liebe, in ihrer vollkommenen Annahme und sanften Zuwendung. So wie wir heute noch von
unserem Gott geliebt werden. Frei und dennoch geborgen, dürfen wir als ihre Kinder hier auf
dieser Erde verweilen. Die Liebe, die gute Kraft. Sie ist Gott.
In dieser Liebe wurden wir Menschen von Gott geschaffen und so haben wir diese Liebe in
uns. Die Liebe in uns, die Liebe Gottes, ist Gott in uns Menschen. Wie es geschrieben steht:
„Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm (1. Johannes
4, 16).“
Und diese göttliche Liebe fordert ihre Beachtung. Diese Liebe fordert ihren Platz. Die Liebe
will jeden Tag ihre Berührung und sie berührt uns täglich, selbst wenn wir das nicht wollen.
In uns Menschen sind das Erleben, das Erfahren und das Bedürfnis nach Liebe fast
unerschöpflich. Lebenslang, zutiefst verwurzelt in jedem, ist die Liebe immer unausweichlich
da.
So lenkt dieses Gefühl unser Leben. Unsere Emotionalität, die Fähigkeit lieben zu können, ist
die uns steuernde fast unheimliche starke Kraft.
Wir Menschen besitzen in uns das tiefe Bedürfnis lieben zu dürfen und geliebt zu werden.
Das ist für uns lebensnotwenig. Wir brauchen die Liebe für unser Seelenwohl, für unser
Seelenheil.
Jeder Einzelne hat das grundsätzliche Bedürfnis nach der Achtung seiner Identität, seiner
Person. Wird dem Menschen nur Missachtung in Form von Lieblosigkeit entgegengebracht,
so werden ihm seine Würde und die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft genommen. Das ist das
Böse. Das zeigte Gott deutlich am Beispiel von Kain.
Und Gott zeigte uns damit die Wichtigkeit der Liebe für unser menschliches Dasein. Die
Liebe baut unser Leben auf, die Lieblosigkeit baut es ab.
Wird ein Mensch lieblos behandelt, „senkt er sein Gesicht“ und ist traurig (1. Mose 4,5). Der
Mensch wird verletzt. Er wird traurig, deprimiert, leblos, aggressiv. Das Leben birgt für ihn
keinen Sinn und keine Freude mehr. Die Lieblosigkeit raubt ihm seine Würde. Der Mensch
fühlt sich leblos, sinnlos und ausgebrannt.
Wir Menschen bedürfen alle der Liebe, sie ist für uns ein Grundbedürfnis. Wir brauchen diese
gottgewollte Liebe. Die Liebe ist gut für uns Menschen. Sie tut uns gut und erhält uns am
Leben.
Zum Thema Liebe schreibt der Apostel Paulus im 2. Kor. 2,4: „Denn aus viel Bedrängnis und
Herzensangst schrieb ich euch mit vielen Tränen, nicht damit ihr traurig gemacht würdet,
sondern damit ihr die Liebe erkennen möchtet, die ich besonders zu euch habe“.
Paulus sagt damit deutlich, was Liebe ist. Liebe ist die tiefe Anteilnahme. Sich mit seiner
Liebe, das bedeutet, sich mit all seinen Gefühlen und Gedanken auf sich selbst und auf den
Anderen einzulassen. An den Anderen zu denken, für ihn da zu sein, einfach auf den Anderen
einzugehen, ihn zuzulassen, wie er oder sie eben gerade so ist. An meinen Partner zu denken,
mit ihm wohlwollend zu interagieren, ihm zu begegnen, zu antworten und ihn wahrzunehmen
ohne irgendwelche Vorbehalte oder Erwartungen.
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Sich und den Anderen mit all den Ängsten, Sorgen und Schmerzen ebenso wie mit den
Freuden und Hoffnungen anzunehmen. Mit dem ganzen Herzen und der ganzen Kraft an
seinem Leben Anteil zu nehmen. Vorbehaltslos und rücksichtslos sich umeinander kümmern,
mit dem einzigen Ziel, dass es dem Anderen gut geht.
Jesus Christus hat mit ganzem Herzen Anteil genommen. Beschrieben ist dies ausführlich in
den Geschichten und Gleichnissen im „Neuen Testament“ der Bibel.
Er lebte in dieser Welt, um uns die Liebe in Wort und Tat vorzuleben. Er lebte einzig und
allein dafür, um uns Menschen die Wahrheit und die Liebe zu zeigen, um sie uns dadurch
bewusst zu machen und um uns zu lehren, in Liebe zu leben. Jesus sagt: „Gott ist die Liebe“
und „Gottes höchstes Gebot ist die Liebe“ – er hat das gezeigt und vollendet.
Schon allein der Satz „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst” (Röm. 13, 9) zeigt
uns deutlich was wir tun können und sollen.
Alle Liebe, die in uns wohnt zu akzeptieren und anzunehmen. Die göttliche Liebe, die in mir
wohnt wahrnehmen und zulassen. Der Liebe Gottes und meiner eigenen Liebe zu vertrauen.
Jeder Mensch trägt genügend Liebe in sich und kann lieben. Diese Liebe kann ich jederzeit
auch weitergeben, ich verliere sie nicht. Im Gegenteil, die Liebe reift und wächst in mir und
ich vergrößere sie damit.
Das können wir und das ist gar nicht wenig! Und schon aus dem Wunsch, lieben zu wollen,
steigt die Kraft, lieben zu können. Da wird wirklich jeder mutige Schritt belohnt! Ja, lieben ist
erlernbar, jeder Mensch kann seine Liebe erweitern und sie kann wachsen. Wir müssen uns
nur zu ihr trauen!
Ebenso zeigt uns dieser Satz des Briefes an die Römer unsere eigene Beschränktheit. Wir
können den Nächsten nur so lieben, wie wir uns selbst lieben. Mehr kann und muss kein
Mensch lieben!
Wir Menschen kennen die vollkommene Liebe nicht, wir sind erst auf dem Weg dazu, sie zu
lernen. Das muss jeder sich und dem Anderen zu- und eingestehen. Das müssen wir
akzeptieren, so sehr dies auch schmerzt.
Doch wir können alle dazu gewinnen.
Schon sich fallen zu lassen in die Liebe Jesu, ihm zu vertrauen, löst so manche Angst und
lässt einen ein wenig mehr lieben. Oft fehlt nur der Mut dazu, sich der Liebe Jesu hinzugeben,
ihm das zu glauben. Er hat mit uns Menschen gelebt und er hat jeden angenommen.
Manchmal glauben wir nur nicht, dass das so einfach geht, dass man lieben kann, wenn man
von ganzem Herzen lieben will. Und doch ist es so einfach.
In den Wissenschaften Psychologie und Pädagogik, wurden inzwischen sehr differenzierte
Wege und Möglichkeiten erkannt, durch die Menschen Hilfen finden können, die ihn
unterstützen, um lieben zu lernen.
Lieben kann jeder Mensch. Denn die Liebe wuchs seit Bestehen der Welt in und unter uns
Menschen stetig an. Und sie wächst unaufhaltsam weiter.
Wie es der Apostel Paulus an Timotheus schreibt (1. Tim. 6, 11+12): „Du aber, o Mensch
Gottes, fliehe diese Dinge, strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe,
Ausharren, Sanftmut! Kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, zu
dem du berufen worden bist ...“.
Ja, Mensch, setze dich mit ganzem Herzen für die Liebe ein. Es lohnt sich wirklich! Helfe
auch Du der Liebe zu wachsen, und sich weiter zu verbreiten.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
2.3 Brauchen wir Beziehungen?
Die Bedürftigkeit nach Nähe, die jeder Mensch mit auf die Welt bringt, zeigt uns, was wir
brauchen, um zu überleben. Wir sind alle abhängig von der Beziehung zu uns selbst und zu
anderen Menschen. Wir brauchen es, lieben zu dürfen und geliebt zu werden.
Doch dazu sind wir sind auf Beziehungen angewiesen. So wurden wir Menschen von unseren
Gott-Eltern geschaffen. Denn wir brauchen einen Anderen, um Lieben zu können. Allein kann
kein Mensch lieben. Liebe findet nur in der Interaktion statt, das heißt, sie lebt nur wenn wir
sie austauschen.
Deshalb wollen und müssen wir eine Beziehung zu einem anderen Menschen eingehen.
Für unser menschliches Leben und seine Qualität ist die Tiefe, Innigkeit und Fülle der
Beziehung wichtig und wertvoll.
Wir Menschen benötigen ebenso unsere Distanz zu anderen Menschen. Sie ist auch wichtig.
Ich muss selbständig und selbstverantwortlich Handeln und Tun dürfen. Jeder hat das Recht,
eigenständig über sein Leben zu entscheiden.
Wir brauchen unsere Autonomie, unsere Selbständigkeit und sind gleichzeitig auf mindestens
eine tiefe Beziehung angewiesen. Eine Beziehung zu einem ebenso selbständigen Menschen.
Ein Bedürfnis, das jeder Menschen hat. Das ist unser Sinn, die Energiequelle des Lebens, des
Menschen Lebendigkeit, dass ich mich und einen Anderen erleben und erfahren kann, berührt,
angestoßen und gefordert werde.
Wir Menschen erfahren uns nicht nur als liebesbedürftig, als emotional angebunden, sondern
wir sind auch abhängig von den Informationen der Mitmenschen. Was ich weiß, weiß ich,
doch ich muss auch weiter kommen, mich weiter entwickeln können. Dazu brauche ich neue
Gedanken, andere Sichtweisen und Aspekte.
Irgendwann dreht sich jeder mit seinem Wissen im Kreis herum, landet in einer Sackgasse
und kommt allein nicht mehr weiter. Da hilft nur ein anderes Wissen, eine andere Meinung
oder eine andere Betrachtung weiter.
Wenn es uns gelingt, eine Beziehung herzustellen, kann ich selbst und der andere die
Fähigkeit entdecken, diese Beziehung zu nutzen - Veränderung und persönliche
Entwicklungen finden statt.
Dabei gestaltet sich eine Beziehung umso hilfreicher, stellte der Psychologe Carl Rogers
(1902-1987) fest, wenn sie in Kongruenz (Echtheit), Akzeptanz und Empathie (Einfühlung)
stattfindet:
Jeder Beteiligte hilft umso mehr, je ehrlicher er sich verhalten kann. Es führt zu nichts, die
äußerliche Fassade einer Einstellung zu zeigen, die man auf einer tieferen oder unbewussten
Ebene gar nicht hat.
Ehrlichkeit meint außerdem die Bereitschaft, sich in Worten und Verhalten zu den
verschiedenen in mir vorhandenen Gefühlen und Einstellungen zu bekennen und sie auch
auszudrücken.
Nur auf diese Art und Weise kann die Beziehung Realität besitzen und Realität scheint als
erste Bedingung höchst wichtig zu sein. Nur indem die authentische Realität, die in jedem ist,
angeboten wird, kann der andere mit Erfolg nach der Realität in sich suchen. Das Stehen zur
Realität scheint ungeheuer wichtig.
Eine zweite Bedingung ist, dass je mehr man den Einzelnen zu akzeptieren vermag, je mehr
Zuneigung man für ihn empfindet, desto leichter kann man eine für ihn nützliche Beziehung
schaffen.
Akzeptieren heißt hier ein warmherziges Anerkennen dieses Individuums als Person von
bedingungslosem Selbstwert – wertvoll, was auch immer seine Lage, sein Verhalten oder
seine Gefühle sind.
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Das bedeutet Respekt und Zuneigung, eine Bereitschaft, jeden seine Gefühle auf seine Art
haben zu lassen. Es bedeutet ein Annehmen seiner Gefühle, Rücksicht auf seine momentanen
Einstellungen, gleichgültig wie negativ oder positiv sie eben sind, wie sehr sie auch
Einstellungen, die er in der Vergangenheit gehabt hat, widersprechen.
Das Akzeptieren jedes Aspekts dieses anderen Menschen lässt die Beziehung für ihn zu einer
Beziehung der Wärme und Sicherheit werden. Die Sicherheit, als Mensch gemocht und
geschätzt zu werden, ist anscheinend ein höchst wichtiges Element einer hilfreichen
Beziehung.
Für die Beziehung ist außerdem das Maß bedeutsam, in dem jeder den anhaltenden Wunsch
verspürt, zu verstehen. Das einfühlsame Eingehen auf alle Gefühle und Mitteilungen des
anderen und deren augenblickliche Bedeutung.
Akzeptieren allein beinhaltet zu wenig, solange es nicht Verstehen enthält. Erst wenn man die
Gefühle und Gedanken versteht, die einem so furchtbar, so schwach, so sentimental oder so
bizarr erscheinen – erst wenn man sie mit eigenen Augen sehen kann und die Gefühle
akzeptiert, fühlt sich der andere wirklich frei, all die verborgenen Winkel und ängstlich
gemiedenen Nischen seiner inneren und oft begrabenen Erfahrung zu erforschen.
Diese Freiheit ist eine wichtige Bedingung der Beziehung. Sie schließt die Freiheit ein, sich
selbst auf bewussten, wie unbewussten Ebenen zu erforschen, sobald man es wagen kann,
sich auf diese gefährliche Suche zu begeben.
Dies meint auch eine völlige Freiheit von irgendeiner moralischen oder diagnostischen
Bewertung, da solche Bewertungen immer bedrohlich sind.
Eine weitere Bedingung für die Qualität einer Beziehung ist der Faktor Zeit. Je mehr Zeit wir
in eine Beziehung investieren, desto größere Tiefe erlangt die Beziehung.
Wir Menschen brauchen Erlebnisse und Erfahrungen mit dem Anderen, dass wir ihn, seine
Gedanken und seine Regungen klarer verstehen können. Erst wenn ich einen Menschen gut
kenne, kann ich seine Beweggründe, wie er das Gesagte meint, seine Ansichten und
Empfindungen richtig nachvollziehen.
Jede Stunde, die man miteinander verbringt, vertieft die Beziehung zueinander. Dabei wächst
das Vertrauen zu dem Anderen und man versteht sich besser.
Wenn wir es in unserem Leben erreichen, unsere Beziehungen auf diese Ebene zu bringen,
können wir uns selbst und jedem anderen helfen, dann liegt in der liebevollen Beziehung das
Heil. Dann sind wir unserem Mitmenschen eine gegenüberstehende Hilfe.
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2.4 Paar Beziehung
Gott schuf dem Menschen eine gleichsame Hilfe als Gegenüber (1. Mose 2, 22). Gott bildete
aus einem Menschen einen Partner von gleichem Gebein und Fleisch. Damit wurde ein
Mensch in zwei Hälften geteilt. Ein Paar, das ursprünglich ein einzelner Mensch war. Und
dieser einzelne Mensch bestand aus einem weiblichen und einem männlichen Teil.
Dadurch zeigte Gott uns Menschen deutlich, warum sich Mann und Frau voneinander
angezogen fühlen. Wir Menschen können nicht alleine leben, wir brauchen einander. Der
Mensch ist als Beziehungswesen geschaffen worden. Der biblische Schöpfungsbericht des
Menschen erklärt uns das so.
Gott schuf den Menschen in seinem Ebenbild als Frau und Mann gleichberechtigt zur selben
Zeit. Doch jedes wurde als Hälfte eines bestimmten Anderen gemacht. Diese zwei Menschen
sollen in Treue und dem Streben nach Zusammenfinden ein Leben lang zusammen leben. Das
sollen sie gleichwertig und gleichberechtigt tun, sie sollen sich gegenseitig eine Hilfe sein und
sich weiter vermehren. Gott sieht den Menschen als ein Menschenpaar.
Doch ist es heutzutage noch erstrebenswert, die von Gott gewollte Ehe zu schließen, sich auf
dieses ungewisse Abenteuer einzulassen? Ist die Ehe zu einem Auslaufmodell geworden?
Sind wir Menschen überhaupt noch fähig, eine solch enge, tiefe Zweierbeziehung einzugehen,
auszufüllen und durchzuhalten? Viele junge Menschen glauben noch an die Ehe und hoffen
auf einen Partner, mit dem sie dieses wertvolle Erleben teilen können.
Wie wichtig und heilsam eine Beziehung zwischen Menschen sein kann, konnten wir im
vorigen Abschnitt bereits erfahren. Auf dieser Grundlage basiert ebenso die Ehe, wobei sie
noch um vieles weiter und tiefer greift. Die Ehe bedeutet die tiefe Gebundenheit zu einem
bestimmten Menschen, die Sehnsucht einer Zusammenführung, wie sie Gott uns in dem Bild
der Menschenteilung zu Männin und Mann gezeigt hat. Schon die körperliche Nähe des
Anderen lässt uns auf wunderbare Weise Wärme, Geborgenheit und Nähe erfahren.
Die Liebe führt zwei Menschen in eine höchst verwobene Beziehung. Sie ist eine einzigartige
Partnerschaft zweier Menschen, die sich in Liebe und dem Versprechen zur Treue, bis zum
Lebensende, verbinden. Treue, die sich zwei Menschen auf die Dauer ihres Lebens schenken
wollen.
Denn aus der Treue zweier Menschen bildet sich das bodenständige, belastbare Fundament,
das in den Stürmen des Lebens einen sicheren Halt bietet. Einen Halt für jeden Beteiligten.
Damit ist nicht nur die körperliche, sondern auch die seelische Treue gemeint. Die Treue im
Geist. Dass ein Mensch da ist, der an mich denkt. Das gegenseitige Versprechen, dass ich
mich auf den Anderen verlassen kann. Dass da ein Mensch ist, der mich nie im Stich lassen
will, der immer mit mir zusammen bleiben will, in guten wie in schlechten Zeiten.
Die Beziehung zu einem Ehepartner ist sehr weitreichend und tiefgehend. Eine besonders
enge Verbindung zweier Menschen. Eine solch enge Beziehung wird für uns Menschen
immer die Erfüllung sein. Es gehört zum Menschsein, nach solch einem Lebenspartner zu
suchen. Und es gehört dazu, sich mit diesem Partner ein Leben lang zu verbinden. So wie es
in der ganzen Schöpfung beschrieben ist. Leben im Sinne Gottes.
Gott lässt ein Ehepaar damit auch nicht allein! Sie halten das Paar, das sich unter ihren Segen
stellt, fest in den Banden der Liebe. Dem Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Sehnsucht
nach dem anderen, dem Gefühl füreinander bestimmt zu sein und nicht voneinander lassen zu
können. Gott lässt keine Ehe auseinander gehen! Gott hält ein Paar in Allem fest zusammen!
Wir Menschen sind dabei gefordert, immer wieder für unsere Ehe etwas Förderndes zu tun,
die jeweilige Situation vertrauensvoll anzunehmen und diese miteinander durchzustehen.
Durch den Zusammenhalt wächst die Liebe, wird größer und stärker! Das Erlebnis, sich
gemeinsam durch ein tiefes Tal geschleppt, gezogen und getragen zu haben, miteinander eine
mühevolle Belastung durchgestanden zu haben, schweißt jedes Paar fester zusammen!
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Rolf Kabsch
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Als Ehepaar zusammen zu leben und dabei seine Liebe zu erhalten, ja noch weiter zu
entfalten, ist heute, in unserer egozentrisch denkenden Welt, zur Herausforderung geworden.
Alle haben das Leben in seiner ganzen Fülle und Bandbreite zu erleben und zu bewältigen
und dann soll man noch in einer Ehe miteinander die Höhen und Tiefen des Lebens
durchwandern?
Dazu umgibt uns ein enormer Luxus, der uns suggeriert, keinen anderen mehr zu brauchen, da
man sich inzwischen ja alles kaufen kann. Doch dieser trügerische Schein unserer Welt
blendet.
Wir können uns alles, was zum Kauf angeboten wird aneignen, doch einen Lebenspartner, der
aus Liebe über alle Zeit zu einem hält, kann man nicht käuflich erwerben. Liebe und Treue
bekommt man entweder nur geschenkt oder gar nicht. Denn es ist ein Geschenk, das man nur
erhält, wenn man es selbst seinem Partner schenkt. Nur in dieser Interaktion ist es möglich,
dass Liebe und Treue entsteht und bleibt.
Wenn wir es in unserem Leben erreichen, ein guter und zuverlässiger Lebenspartner zu
werden, dann leben wir im Sinne Gottes. Dies ist nicht nur Leben im Sinne unserer SchöpferEltern, das schenkt uns auch ein volles und gesegnetes Leben.
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2.5 Lässt Gott uns unnötig leiden?
Liebe Leserin und lieber Leser. Ich wollte Ihnen den Gott, der uns Menschen und unsere Welt
geschaffen hat, so wie ich ihn begreife und empfinde weitergeben. Dazu habe ich Ihnen meine
pädagogischen, psychologischen und religiösen Erkenntnisse angeboten.
Mir ist dieses Wissen zur persönlichen Lebenshilfe geworden. Es hat mir Lebensmut und
Lebensfreude geschenkt. Das Leben, unser Leben ist leichter zu durchwandern, wenn man
seine Wege und die Steine, die darin und am Rande liegen, erkennt. Denn bewusstes Leben ist
leichteres und sinnvolleres, ist reicheres und friedlicheres Leben.
Alle Menschen haben dieses Leben von unserem Gott geschenkt bekommen. Unser aller Gott
hat uns Menschen damit ein überreiches Leben gegeben. Wir sind ihre wundervolle,
wunderbare und wundersame Schöpfung.
Unser Gott wollte uns Menschen ein freies, selbständiges und selbstverantwortliches Leben
bereiten. Wie könnte dies anders gelingen, als eben auf diese Art und Weise, wie es im Bild
des Gartens Eden dargestellt wurde?
Wir Menschen sind nur frei und selbständig, wenn wir auch selbst Erkennen dürfen und
können. Sonst müssten wir unser ganzes Leben, wie ein Kind, in völliger Unselbständigkeit
verbringen.
Erkennen jedoch ist nur aus der Unterscheidung möglich. Und unterscheiden kann man nur,
wenn Gegensätze existieren und wir diese realisieren.
Die für uns wichtigste Unterscheidung liegt in der Gegenüberstellung des Guten und Bösen.
Dieses Wissen ist nötig um in der Selbstverantwortung stehen zu können. Nur mit diesem
Wissen wurden wir fähig, die Welt und uns selbst zu beherrschen.
In den Evangelien erfahren wir, wie Jesus mit den positiven und negativen Seiten des Lebens
umgegangen ist. Auch er kannte Freud und Leid. Er zeigte uns, dass wir in Liebe, Achtung
und Vergebung einander begegnen sollen.
Steckt nicht in dem, was uns Jesus mit seinem Kreuzgang zeigte, auch die Aufforderung, Leid
und Schmerzen auf sich zu nehmen? Sich nicht vor dem Bösen schrecken zu lassen, sondern
auch noch dann stolz und aufrecht mit Mut allem entgegen zu gehen, weiter zu gehen.
Uns Menschen wird zwar viel abverlangt, aber niemals wurde ein Mensch von Gott
überfordert. Wir meinen nur manchmal wir stünden kurz davor. Gott hat letztendlich jeden
Menschen geschützt, behütet und weiter geführt.
Wir dürfen unser Leben reichhaltig und in selbständiger Freiheit erleben und lenken, mit allen
Höhen und Tiefen. Ich möchte von diesem Leben keine einzige Regung, kein einziges Gefühl
und keinen einzigen Gedanken missen. Nein! Jeder Einzelne würde mir fehlen.
Ich will doch leben, erleben, fühlen, denken und selbstverantwortlich handeln! Und das darf
ich! Somit blicke ich auf ein reiches, volles, intensives und reichhaltiges Leben zurück.
Unsere Schöpfer-Eltern, Gott, zeigen es uns in der Heiligen Schrift und helfen uns offenen
Herzens zu lieben, unseren Gedanken frei nachzugehen und uns in der Hoffnung auf sie
geborgen zu fühlen.
Sie sind bereit uns zu helfen, dass jeder sich selbst annehmen und akzeptieren kann und sich
an seinem Mitmenschen mit aller Fehlerhaftigkeit erfreuen kann. Dass wir umfassend die
Liebe erfahren, uns darin erleben und reflektieren können. Sie helfen uns zu uns selbst und zu
ihnen in uns den Zugang zu finden und zu behalten.
Wer sich für Gott öffnet, den kann er schützen und weiterführen.
Es liegt in der freien Entscheidung eines jeden einzelnen Menschen seine Verheißungen, seine
Vorgaben an Hinweisen und Geboten und seine Führung anzunehmen. Es liegt an mir, sie zu
beachten, mich davon leiten, führen und inspirieren zu lassen.
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Viele Hilfen, Ratschläge, Trost, Mut machendes und Wege zur Selbstfindung für unseren
inneren Frieden finden wir reichhaltig im „Neuen Testament“ der Bibel, dem Evangelium.
Ja, es stimmt, was Jesus sagt und uns damit verheißt: ”Frieden lasse ich euch, meinen Frieden
gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz sei nicht bestürzt, sei auch
nicht furchtsam.” (Joh. 14, 27).
Gottes Frieden und seine Botschaft können uns helfen, uns vor unserer scheinbar heillos
chaotischen und schlimmen Welt wenigstens ein wenig zu distanzieren und sie letztendlich
doch noch zum Guten zu führen.
Die Verheißung Jesu zeigt einen Sinn auf, auch wenn wir ihn nicht gleich oder teilweise gar
nicht entdecken. Vertrauen wir auf Gott und seine gute Führung!
So wächst die Kraft in Dir auf unseren Gott zu hören, auf seine Stimme in dir: Öffne dich für
deine Intuition, der Stimme deines Herzens und deiner Gedanken, deinen Ideen und
Phantasien, Hoffnungen und Fragen.
So kann jeder Mensch seine persönlichen Ansatzpunkte finden, seine Beziehung zu Gott und
zu sich selbst.
Ich kann entdecken wer ich bin, wie und warum ich mich so erfahre. Ich erlebe dabei, wie ich
mich weiter entwickeln kann. Den Frieden Jesu kann ich in mich einkehren lassen, ich
brauche mich nur für ihn zu öffnen.
Ja, unser Gott lebt!
Ihnen wünsche ich, dass Sie Ihr Vertrauen in ihn stetig wachsen lassen können. Denn dieser
Gott ist unser Ursprung, unser Dasein und unser Ziel!
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Rolf Kabsch
Wir Menschen sind keine Ur-Sünder!
Literaturhinweise
Das Alte Testament, Interlinearübersetzung Bd. 1, Rita Maria Steurer, Hänssler Verlag
Stuttgart 1989.
Das Buch Genesis, Benno Jakob, Calwer Verlag Stuttgart 2000.
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