Rütteln, nicht schütteln - Pillnitzer Königlicher Weinberg

Reise 31
u neues deutschland Sonnabend/Sonntag, 30./31. Juli 2016
*
E
indeutig Scheuerlappen. Da
kann sie noch so oft die Nase
ins wunderschön geschliffene glockenförmige Kristallglas stecken, der Wein riecht nach
feuchtem Lappen. Wie angenehm hingegen das, was sie in dem schlichten
tulpenförmigen Weinkelch erschnuppert: einen frischen, angenehmen Duft
von Zitrusfrüchten und Pfirsichen.
Auch geschmacklich liegen zwischen
beiden Gläsern Welten, wenigstens
aber fühlt sich der Schluck aus dem
ersten nicht an wie direkt aus dem
Wischeimer. Seminarleiter André Pilz
grinst nur und erklärt der völlig Verblüfften, dass in beiden Gläsern der
gleiche Wein und der extreme (individuelle) Wahrnehmungsunterschied
allein der unterschiedlichen Form der
Gläser geschuldet ist.
Staunen in der Runde der Weinliebhaber! Und das nicht zum letzten
Mal bei dem etwa dreistündigen »Spiel
der Aromen« im Sächsischen Staatsweingut Schloss Wackerbarth in Radebeul, bei dem sie schnüffelnd und
schmeckend testen, wie gut oder
schlecht ihre Sinne ausgeprägt sind
und sie – gewissermaßen blind – Aromen im Wein erkennen. Als Probe aufs
Exempel können sie ihren Geruchssinn anschließend am Original überprüfen – an Nüssen, Früchten, Schokolade, Erde, zahlreichen Gewürzen.
Ein Scheuerlappen ist nicht dabei –
den übrigens hatte auch niemand der
anderen gerochen.
Zum Abschluss des Sinnestests öffnet André Pilz, der in Wackerbarth als
fachkundiger Gastgeber arbeitet, eine
ganz besondere Flasche – eine Hommage an die Sektkellerei »Bussard«,
die älteste Sachsens und die zweitälteste Deutschlands, die vor exakt 180
Jahren in Radebeul gegründet wurde.
Weswegen der Jubiläumssekt auch
schlicht und einfach »Hommage
1836« heißt. Doch bevor die Seminaristen den ersten Schluck nehmen
dürfen, wird Pilz noch einmal »dienstlich«: »Sektflaschen sollte man niemals schütteln, um beim Öffnen den
Korken laut herausknallen zu lassen.
Sekt soll schließlich im Glas perlen,
das vergeht ihm aber bei einer solchen Ouvertüre.« Soviel zur Theorie –
nun aber: Ein Prosit auf das 180-jährige Sektjubiläum in Sachsen, das auf
Schloss Wackerbarth das ganze Jahr
mit einer Vielzahl von Veranstaltungen gefeiert wird.
Weinberge prägen die Region um
Radebeul schon länger als 500 Jahre,
als sich August Christoph Graf von
Wackerbarth, einer der engsten Vertrauten Augusts des Starken, in das
Fleckchen Erde verguckt und 1727 einen Teil seines mit diversen Geschäften im Auftrage Augusts gemachten
Geldes in dortige Weinberge, Felder
und Wiesen investiert. Er lässt sich hier
vom Dresdner Hofarchitekten Johann
Christoph Knöffel ein Schloss als Alterssitz bauen, einen reizvollen Barockgarten mit einem Belvedere anlegen, von wo er sein kleines privates
Reich inmitten steiler Weinhänge gut
überblicken kann. Dorthin lädt Graf
Wackerbarth oft und gern seine blaublütigen Freunde ein. Auch August der
Starke, ein großer Liebhaber und Förderer des sächsischen Weins, bechert
gern mit seinem Kabinettsminister in
»Wackerbarths Ruh«.
Nach dem Tod des Grafen 1734
wechselt das Anwesen mehrfach den
Besitzer, bleibt aber über alle Zeiten
für Prominente, Wissenschaftler und
Lexikon
}
}
}
}
}
Wackerbarth von seiner schönsten Seite: der Barockgarten mit dem Belvedere vor Weinbergen mit bis zu 60 Prozent Gefälle
Fotos: nd/Heidi Diehl
Rütteln, nicht schütteln
}
}
Seit 180 Jahren wird in Sachsen Sekt hergestellt – auf Schloss Wackerbarth,
Europas einzigem Erlebnisweingut, feiert man das stilgerecht. Von Heidi Diehl
Künstler, was es war: ein beliebter
Treffpunkt inmitten malerischer
Weinberge vor den Toren Dresdens.
Anfang des 19. Jahrhunderts reift
die Idee für eine sächsische Manufaktur moussierender Weine, wie man
sie in feinen Kreisen Frankreichs
trinkt. Am 3. August 1836 gründen
drei angesehene Weingutsbesitzer –
Ludwig Pilgrim, Georg Schwarz und
Karl Friedrich Sickmann – die dafür
notwendige Aktiengesellschaft und
holen sich aus Reims im Herzen der
Champagne Joseph Mouzon als Kellermeister, der in Radebeul erstmals
Sekt aus heimischen Trauben nach der
Methode der klassischen Flaschengärung produziert. Im ersten Jahr
37 000 Flaschen, die weggehen wie
warme Semmeln. Der Sekt ist so begehrt, dass innerhalb von 25 Jahren
mehr als 150 Prozent Dividende an die
Aktionäre ausgezahlt werden, auf
Wunsch auch in Naturalform. Ihren
Namen als Sektkellerei Bussard GmbH
erhält sie erst 1899. Wer Rang und
Namen hat, gönnt sich den prickelnden Genuss, allen voran die sächsischen Könige, die den Sekt nicht nur
ihren Gästen servieren, sondern auch
privat gern trinken. Bis nach dem
Zweiten Weltkrieg produziert »Bus-
Moderne Genuss-Kunst für Gaumen und Auge und eine historische
Flasche »Bussard«-Sekt aus dem frühen 20. Jahrhundert (r.)
sard« als eigenständige Sektkellerei,
zu DDR-Zeiten wird sie Teil des Volkseigenen Gutes (VEG) Weinbau Radebeul auf dem Gelände von Schloss
Wackerbarth.
Heute führt das Staatsweingut die
zwischenzeitlich unterbrochene Tradition der klassischen Flaschengärung aus einheimischen Grundweinen fort. Zum 180. Jubiläum der Sektherstellung in Sachsen hat der heutige Kellermeister Jürgen Aumüller eine weiße und eine rote »Bussard«-Jubiläumsedition kreiert.
Wer diese und andere Sektsorten
nicht nur probieren, sondern auch mal
hinter die Kulissen der Wein- und
Sektherstellung schauen möchte,
kann das wohl nirgendwo anschaulicher als in Schloss Wackerbarth. Denn
es ist das einzige Erlebnisweingut Europas. Als nach der Wende ein neues
Konzept für Wackerbarth gefunden
werden musste, entschied man sich,
mit umfangreichen Investitionen eine
moderne »gläserne« Wein- und Sektmanufaktur mit dem Ziel zu schaffen,
die sächsische Weinkulturlandschaft
mit vielfältigen Angeboten für Jedermann zu fördern und zu erhalten. Der
Plan ging auf: Seit der Eröffnung des
Erlebnisweingutes im August 2002 ist
es zu einem gern besuchtes Ziel von
Gästen aus aller Welt geworden. Rund
190 000 Besucher kommen in jedem
Jahr, um Wein zu trinken, im Park zu
flanieren oder zu unzähligen thematischen Veranstaltungen, die von täglichen Wein- und Sektführungen über
Musikhighlights bis zur prachtvollen
Hochzeit mit eigens kreiertem Sekt
reichen. Rund 120 Paare geben sich
im Belvedere alljährlich das Ja-Wort
und feiern in dem barocken Ambiente
wie einst die Könige.
Wer schon immer mal wissen wollte, wie ein traditioneller Sekt hergestellt wird und warum er so lange
}
braucht, ehe man ihn genießen kann,
findet die Antwort bei einer wohl
deutschlandweit einmaligen Kellerführung für alle Sinne. Man kann hören, sehen und schmecken, wie sich
drei Grundweine zu einer Cuvée »vermählen«, die viel mehr als die Summe ihrer Teile ist. Die Gäste stehen vor
drei Stahltanks, jeder mit einem Wein
gefüllt – Riesling, Kerner und Weißburgunder. Nacheinander erklingt aus
jedem eine Melodie, während der
Tank in farbigem Licht erstrahlt, das
dem Charakter des jeweiligen Weins
entspricht. Der Riesling in frischen
Grüntönen, die für sein Apfelaroma
stehen, der Kerner in Rot und Orange
für Pfirsichnoten und der Weißburgunder in Goldtönen wie reife Birnen. Dann vermischen sich Töne und
Farben, und der Gast steht staunend
davor, weil die so entstandene Sinfonie sich viel besser anhört und besser
ausschaut – und später auch schmeckt
– als jedes einzelne Teil. Wie Töne und
Farben werden für den Sekt die
Grundweine gemischt, mit wenig Zucker und Hefe in der Flasche ein zweites Mal vergoren, um dann Monate bis
Jahre im kühlen Keller zu reifen, ehe
sie waagerecht in sogenannte Rüttelpulte gesteckt und vier Wochen lang
täglich vorsichtig von Hand gedreht
und jeden Tag ein wenig steiler mit
dem Kopf nach unten bewegt werden, bis sich die Hefe vollständig im
Flaschenhals gesammelt hat. Zuletzt
wird diese entfernt, der Verlust mit einer sogenannten Dosage ausgeglichen und die Flasche mit einem Korken verschlossen. Nun ist der Sekt
trinkfertig.
Sollte Ihnen diese Erklärung vielleicht etwas zu kompliziert gewesen
sein, fahren Sie doch selbst mal nach
Wackerbarth und schauen Sie es sich
an. Und dann gibt es ja dort auch noch
ein Jubiläum zu feiern!
}
Das Weinanbaugebiet Sachsen
liegt nördlich des 51. Breitengrades und zählt mit seinen rund
500 Hektar Anbaufläche zu den
kleinsten der insgesamt 13 deutschen Weinregionen.
Die Flächen werden von rund
2500 Winzern zumeist im Nebenerwerb bearbeitet. Es gibt 33
Weinbaubetriebe im Haupterwerb. Schloss Wackerbarth gehört mit 104 Hektar Rebfläche zu
den drei größten..
Die 55 Kilometer lange Weinstraße erstreckt sich an der Elbe von
Pirna über Dresden, Radebeul,
Meißen bis nach Diesbar-Seußlitz.
Seit mehr als 850 Jahren wird im
Elbtal Wein kultiviert, rund 55
Prozent der Anbaufläche sind
Hang- und Steillagen von bis zu
60 Prozent Gefälle.
Die Region zeichnet sich durch
ein besonders mildes Klima aus –
die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 9,2 Grad Celsius,
mit 1570 Sonnenstunden hat
Sachsen fast genauso viele wie
die Moselregion.
Die Rebstöcke wurzeln in Gesteinsverwitterungs-, Lehm- und
Sandböden, was den Weinen eine
feine Mineralität verleiht.
Auf 81 Prozent der Flächen werden Weißweine, auf 19 Prozent
Rotweine produziert.
Hauptrebsorten sind MüllerThurgau, Riesling, Weißer Burgunder, Grauburgunder und
Spätburgunder. Eine Rarität ist
der »Goldriesling«, der nur in
Sachsen angebaut wird.
Eine Besonderheit des Anbaugebietes ist die einzigartige Flaschenform, die sogenannte
»Sachsenkeule«.
Infos
www.schloss-wackerbarth.de
Infos zum Weinbau in Sachsen:
www.weinbauverband-sachsen.de
Besonderer Tipp:
Am 27./28.8. laden die sächsischen
Winzer überall zum »Tag des offenen Weinguts«
Touristische Infos zu Sachsen:
www.sachsen-tourismus.de
ANZEIGE
ITALIEN
GRIECHENLAND
Golf von Sorrent – Romantik unter dem Vesuv
Rom 5-tägige Städtereise 2013
8-tägige Kultur- und Erlebnisreise mit HP
13.– –26.
17.Oktober
April
19.
2016
29. September – 3. Oktober
g 699,g 699,999,- g
Siefliegen
fliegenmit
von
Berlin nach
Neapel und
übernachten
in einem
Sie
Lufthansa
von Berlin-Tegel
nach
Rom und fahren
4-Sterne-Hotel. Im Preis enthalten sind vier Tagesausflüge,
dann zu Ihrem Hotel nahe der Engelsburg. Bei Anwesenheit des
bei denen Sie außer Neapel noch die Amalfi-Küste, Pompeji,
Papstes
könnenPaestrum
Sie an eineru.v.a.m.
Papstaudienz
teilnehmen.
den Vesuv,
sehen.
Sie übernachten in einem 4-Sterne-Hotel mit Frühstück.
Es gibt auch einen fakultativen Zusatzausflug nach Capri.
Fakultative
Ausflüge:
Rom – Petersdom und
Zusätzliches
(pro Stadtbesichtigung
Person):
Vatikanische
Museen
mit
Sixtinischer
Kapelle
– Antikes Rom 210,- g
 Einzelzimmerzuschlag

Zusatzausflug Capri
85,- g
Zusätzliches:
 Kurtaxe (zahlbar im Hotel)
10,- g
• Einzelzimmerzuschlag
245,- g
• Ausflugspaket
120,- g
Beratunginkl.
undEintrittsgelder
genauere Info's: nd-Anzeigenabteilung
Frau Weigelt  Tel: (030) 2978-1842  Fax: (030) 2978-1840
Beratung und genauere Informationen: nd-Anzeigenabteilung
• Fr. S.Weigelt • Tel: (030) 2978-1842 • Fax: (030) 2978-1840
030/2978-1840 Die Fax-Nummer für Ihre Anzeige.
NATUR
8-tägige Reise mit Halbpension
g 699,g 699,- 999 €
Sie
fliegenmitvon
Berlinvon
nach
Korfu und
Sie fliegen
Lufthansa
Berlin-Tegel
nach übernachten
Rom und fahren in einem
5-Sterne
Hotel
Im Anwesenheit
Preis enthalten
sind
dann zu Ihrem
Hotel(Landeskategorie).
nahe der Engelsburg. Bei
des
auch
Ausflüge,
der teilnehmen.
Besuch des Männerklosters
Papstesverschiedene
können Sie an einer
Papstaudienz
Theotokou
Weingutes
mit Weinprobe und
Sie übernachtensowie
in einem eines
4-Sterne-Hotel
mit Frühstück.
Informationen zur Olivenherstellung (inklusive Eintrittsgelder).
Fakultative Ausflüge: Stadtbesichtigung Rom – Petersdom und
Es gibt auch einen fakultativen Zusatzausflug „Der Norden”.
Vatikanische Museen mit Sixtinischer Kapelle – Antikes Rom
Zusätzliches
Zusätzliches: (pro Person):

Einzelzimmerzuschlag
• Einzelzimmerzuschlag

• Ausflugspaket
Zuschlag Meerblickzimmer
inkl. Eintrittsgelder (p.P. im DZ)
 Zusatzausflug „Der Norden”
245,- g
120,- g
220 g
80 g
45 g
Beratung und genauere Informationen: nd-Anzeigenabteilung
Beratung• Tel:
und(030)
genauere
Info's:
nd-Anzeigenabteilung
• Fr. S.Weigelt
2978-1842
• Fax:
(030) 2978-1840
Frau Weigelt  Tel: (030) 2978-1842  Fax: (030) 2978-1840
Schöne FeWo ab 40 g (bis 4 Pers.)
 03 50 28/858 80 www.saechsischeschweiz-touristik.de/guenther
Vergiss die Bienen nicht.
Wir brauchen sie.
Hilf jetzt Biene Majas wilden
Brüdern und Schwestern
Nach Waldemar Bonsels „Die Biene Maja“
© Studio 100 Animation – ™ Studio 100
www.maja.tv – www.studio 100.eu
Komfortables Ferienhaus bis 8 Pers.,
W-LAN, TV, Internet-PC
Biete preisgünstiges Quartier
Sächsische Schweiz
ja
a
M
.
.
.
s
g
n
i
D
Urlaub/Ferien/Dienstreise
in Berlin?
www.ferienhaus-berlin.net
SACHSEN
www.bund.net/mitgliedwerden
Internet: www.neues-deutschland.de
BERLIN
Kur an der Polnischen Ostseeküste
in Bad Kolberg!
14 Tage ab 399 g! Hausabholung inkl.!
Tel.: 0048/947107199
Korfu
im Ionischen
Rom- Smaragd
5-tägige Städtereise
2013 Meer
13. – 17. April
29.4.September
– 3. Oktober2016
– 11. Oktober
POLEN
in unmittelb. Nähe Berlins, Wald- und
Wassernähe, für 5 Pers., 2 Schlafräume,
Wohnküche, Du, WC.
Tel./Fax: (03 32 31) 606 61
OSTSEE
Urlaub direkt am Meer auf der schönen Insel Usedom
Komfort & Service
zum Verwöhnen
(u.a. Badelandschaft, Restaurants mit Meerblick &
Terrassen, SPA „Seerose“, Cocktailbar, Bowlingbahn)
Ganzjährig attraktive Arrangements
Strandhotel Seerose Kölpinsee
17459 Seebad Kölpinsee/Loddin Strandstraße 1
Tel.: (03 83 75) 540  Fax: 541 99
[email protected]  www.strandhotel-seerose.de