19 Schwinger bereit für das «Eidgenössische

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19 Schwinger bereit für das «Eidgenössische»
12 Eine Frau bei den Panzertruppen
Von der Floristin zum Richter auf dem Leopard-Panzer
16 Faszinierte Kinder und begeisterte Militärmusiker
Mit leuchtenden Augen haben die Kinder der Primarschule Busswil die Musiker des Militärspiels Heer Ost erwartet.
24 Ein Adjutant der französischen Armee bei den Gebirgsspezialisten in der Schweiz
Gregory Mathis hat einen Lehrgang am Kompetenzzentrum Gebirgsdienst absolviert
Dein Land, deine Sicherheit, deine Armee
Nach dem grossen Erfolg im letzten Jahr verlässt die Armee ihre Kasernen und Übungsplätze erneut, um ihre dienstleistenden Truppen an Ausstellungen, Vorführungen und Tagen der offenen Tür zu präsentieren. Ziel ist es, die Sichtbarkeit der Armee zu erhöhen sowie bevölkerungsnah und in grösserem Rahmen zu informieren. Die Agenda mit
den jeweiligen Veranstaltungen ist abrufbar unter: www.armee.ch/deinearmee.
08.–09.07.2016Tag der offenen TürZug
Geb Inf Bat 48, Geb Inf Br 9
15.–16.07.2016
Tag der offenen TürAigle
S Bat 14, Inf Br 2
26.–28.08.2016Eidgenössisches Schwingfest (EASF) Payerne
Geb Inf Bat 7, Ter Reg 1
02.–03.09.2016Truppenübung TRIPLEX Biel
Pz Br 1
01.–04.09.2016Die Technikbrigade der Armee zum Anfassen FU Br 41/SKS
Luzern, Verkehrshaus
15.–17.09.2016
150 Jahre UOV SolothurnSolothurn
Geb Inf Bat 29, UOV Solothurn
08.10.2016
Tag der offenen TürFrauenfeld
Pz Bat 29, Pz Br 11
21.–22.10.2016THUN MEETS ARMYThun
LVb Pz/Art
27.10.2016
Truppenübung TECHNICO
Kata Hi Bat 4, Ter Reg 4
Herisau (AR)
28.–29.10.2016Tag der offenen Tür
Aufkl Bat 5, Inf Br 5
Zeughaus Oensingen
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Inhalt
4 Übung «Mistral» in der Broye
Das Führungsunterstützungsbataillon 21 wieder zurück auf dem Flugplatz Payerne
6 Vom Hauptquartier ins Feld
Hans-Peter Walser ist der neue Kommandant der Territorialregion 2
8 Erfahrungen und Lehren
Umsetzung Progress an der Infanterie Rekrutenschule 5
10 Aufgaben im Rahmen des Führungsunterstützungs- und Logistikverbund
Ausbildung höheren Unteroffiziere der Infanterie in der Verbandsausbildung
11 In Knochenarbeit Bunker räumen
Der Bunker Felsenbach ist nun leer
12 Ein Herrchen für den Schweizer Armeehund Primo
Erster Spaziergang und Kennenlernen
8 Umsetzung Progress an der
Infanterie Rekrutenschule 5
Erfahrungen und Lehren
13 Von der Floristin zum Richter auf dem Leopard-Panzer
Eine Frau bei den Panzertruppen
14Teilnahme der Schweizer Armee als Beobachterin am Pilotkurs
UNO-Genie in Nairobi
16 Faszinierte Kinder und begeisterte Militärmusiker
Mit leuchtenden Augen haben die Kinder der Primarschule Busswil die Musiker
des Militärspiels erwartet
18 Zeitmilitär-Spitzensportler zu sein, ist ein Privileg
Die Athletinnen und Athleten, die eine der 18 Zeitmilitär-Spitzensportler-Stellen
belegen sind nicht nur zufrieden damit, sondern sehr stolz darüber
19 Schwinger bereit für das «Eidgenössische»
Obwohl das Schwingen ein Schweizer Nationalsport ist, können die Athleten
von ihrem Sport nicht leben
14Teilnahme der Schweizer Armee als
Beobachterin am Pilotkurs UNO-Genie
in Nairobi
20Minenwerfer zum Auslösen von Lawinen
Ein kleiner Teil dieser Spezialisten erhält jedes Jahr eine Schulung in Hinterrhein
22Ein Adjutant der französischen Armee bei den Gebirgsspezialisten
in der Schweiz
Gregory Mathis hat einen Lehrgang am Kompetenzzentrum Gebirgsdienst absolviert
Impressum
«armee.ch», die Zeitschrift für die Angehörigen der Schweizer Armee, Ausgabe des Kommandanten Heer,
erscheint zweimal jährlich auf Deutsch, Französisch und Italienisch.
Nächste Ausgabe:
2/2016Redaktionsschluss: 12.09.2016
Erscheint: Winter 2016
Herausgeber: Kommandant Heer
Redaktion: Kommunikation Heer, Papiermühlestrasse 14, 3003 Bern
Übersetzungen: Übersetzungsdienste VBS
Gestaltung: Zentrum elektronische Medien (ZEM), LBA
Druck: Stämplfi AG, Bern
Adressänderungen: Eingeteilte AdA schriftlich bei der Militärdirektion des Wohnkantons.
Alle anderen bei der Kommunikation Heer
Copyright: VBS/DDPS
Internet: www.armee.ch/heer
20Gebirgsspezialisten
Minenwerfer zum Auslösen von
Lawinen
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Ter Reg 1
Territorialregion 1
Übung «Mistral» in der Broye
Nach AIR14 ist das Führungsunterstützungsbataillon 21 (FU Bat 21) der Territorialregion 1 wieder zurück auf dem Flugplatz
Payerne, um hier eine zwölftägige Übung mit dem Namen «MISTRAL» zu absolvieren. Ziel ist die Installation eines Führungsdispositivs, das nun erstmals auf dem Waffenplatz getestet werden soll.
Rui-Long Monico, Kommunikation FU Bat 21
Tag der offenen Tür mit wachsamem Publikum
Zum krönenden Abschluss der Übung «MISTRAL» organisierte das
Bataillon einen Tag der offenen Tür für alle zivilen und militärischen
Partner, die im Krisenfall oder bei besonderen Ereignissen herangezogen würden, um mit der Territorialregion 1 zusammenzuarbeiten. Zu den Besuchern zählten Zivilschutz, Kantonspolizei, Feuerwehr und die kantonalen Territorial-Verbindungsstäbe. 60 Personen
Bilder: Lionel Perreten
Die Übung «MISTRAL» dient dazu, das Hauptquartier der künftigen Territorialdivision 1 (infolge der WEA) einzurichten, in Betrieb
zu nehmen und zu sichern. Dies umfasst die FIS HE Container, die
Führungsstaffel, die Führungsfahrzeuge , den IMFS-Vermittler, eine
Bat Werkstatt und eine Einsatzzentrale. Bei diesem Hauptquartier,
das bereits heute von entscheidender Bedeutung ist, um die reibungslose Verwaltung eines Grossereignisses zu gewährleisten, handelt
es sich um einen vorgeschobenen Kommandoposten im Katastrophenraum, in dem die zivilen und militärischen Sicherheitsinstanzen untergebracht werden, um von dort aus am Entscheidungsprozess mitzuwirken. Die Führungsunterstützung ist somit wirklich die
Schnittstelle zwischen den Truppengattungen. Dieses Jahr kam das
Dispositiv insbesondere in der zweiten Woche zum Einsatz, als der
Stab die internen Planungsprozesse einübte und auf die Probe stellte (Übung «APOLLO 16»).
Bei der Standartenübernahme im Schloss Corbière nannte der
Bataillonskommandant, Oberstleutnant i Gst Sébastien Rouge, die
wichtigsten Etappen des Wiederholungskurses. Zunächst wies er al-
le Armeeangehörigen an, der integralen Sicherheit von Truppe, Ausrüstung und Informationen stets Priorität einzuräumen. Diese Weisung hat auf jeder Stufe immer und überall Vorrang. Zweitens: Jeder
Armeeangehörige muss seinen Kompetenzbereich beherrschen und
gleichzeitig über seinen Tellerrand hinausschauen, also die Funktionen seines Nachbarn kennen, um die Synergien zu verbessern und
die Führungsfähigkeit des Stabes eines Grossen Verbands zu gewährleisten. Schliesslich ging es daran, die Durchhaltefähigkeit zu üben,
288 Stunden non-stop, um bei jeder Etappe einen Exzellenznachweis
zu erhalten. Nach der Einrichtung des Dispositivs galt es dann, System und AdA einem Belastungstest zu unterziehen, der beide an ihre Leistungsgrenzen brachte.
Der Kommandant Heer Dominique Andrey beim Briefing durch
den Bat Kdt anlässlich seines offiziellen Besuchs.
Standartenübernahme beim Schloss Corbière.
FIS HE, Ursprung und Ziel des Projekts
Vor dem Zusammenbruch der UdSSR stützten sich die europäischen
Streitkräfte auf traditionelle Kampfformen, das heisst auf den massiven
Einsatz von Panzern. Damals glaubte man, nachrichtendienstliche Infor­
mationen hauptsächlich mithilfe von Aufklärungsbataillonen beschaffen
zu können. Mit dem Fall der Berliner Mauer wurden jedoch die für das Mi­
litär bereitgestellten Mittel drastisch reduziert, was die Streitkräfte zwang,
ihre Aktionsführung im Sinne einer Prozessoptimierung und einer Konsoli­
dierung der Informationen zu modernisieren.
Infolge der Zusammenführung der Aufklärungsmittel, verbunden mit ei­
ner besser koordinierten Nutzung, entwickelten die Nachrichtenbeschaf­
fungsspezialisten ein leistungsfähigeres Konzept mit dem Namen C4ISTAR
(Command, Control, Computers, Communications, Information, Surveil­
lance, Target Acquisition, Reconnaissance). Dieses keineswegs neue
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Konzept fokussiert Prozesse und technische Systeme auf ein einziges
Ziel: alle Informationen für eine wirkungsvolle Führung zusammenzuführen.
Der Soldat profitiert dabei von einer Modernisierung seiner Ausrüstung,
die ihm sowohl das Gewinnen und Übermitteln von Informationen (Sen­
soren-Rolle) als auch die Erfüllung seines Auftrags als Infanterist (Effekto­
ren-Rolle) ermöglicht.
Eines der C4ISTAR-Leuchtturmprojekte ist das Führungs- und Informations­
system Heer (FIS HE), ein integriertes autonomes militärisches Telema­
tiksystem, das es der Truppe ermöglicht, Informationen schnell und direkt
zwischen allen hierarchischen Ebenen auszutauschen. Das System funktio­
niert unabhängig von öffentlichen Netzen und gewährleistet somit höchste
Sicherheit, absolute Autonomie und massgeschneiderte Mittel.
Ter Reg 1
kamen der Einladung nach, darunter eine umfangreiche Delegation
der französischen Armee. Nach einer kurzen Einführung durch den
Bataillonskommandanten ging es zu den Anlagen des Flugplatzes
Payerne, wo die Schnittstelle zwischen den Truppengattungen vorgestellt wurde: die Führungsunterstützung.
Nach einer Identitätsfeststellung und einer vollständigen Durchsuchung wurden die Besucher in acht Gruppen eingeteilt und erhielten eine Führung, bei der nach und nach sämtliche Posten, Funktionen und Mittel des FU Bat 21 im Detail erläutert wurden. Auf dem
Programm: Führungsfahrzeug, IMFS-Vermittler und natürlich das
FIS HE Containerdorf. Mehrere Soldaten präsentierten den Gästen
das eingerichtete Dispositiv.
Der Rundgang endete im «Clin d’Ailes», dem militärischen Luftfahrtmuseum von Payerne. Nach seiner Präsentation hielt Christophe Keckeis, ehemaliger Chef der Armee, noch eine Ansprache, in
der er die Bedeutung der Sicherheit für den nationalen Zusammenhalt, den wirtschaftlichen Erfolg und die Stabilität der Schweiz betonte. Der Tag schloss mit einem Rundgang durch das Museum und
einem Apéro riche.
Eine schlichte und würdevolle Zeremonie
Der Wiederholungskurs schloss mit einer Standartenübergabe auf
dem Pestalozzi-Platz in Yverdon-les-Bains. Bei diesem Anlass, begleitet von einer Ansprache des Kommandanten der Territorialregion 1, Divisionär Roland Favre, übergab Oberstleutnant i Gst Sébastien Rouge das Kommando an seinen Nachfolger, Major i Gst Dirk
Salamin. Nach vier Jahren an der Spitze erhob der Kommandant
im Beisein seiner Familie, seines Stabs und zahlreicher Gäste in der
Wandelhalle des Rathauses zum Dank sein Glas auf alle Frauen und
Männer, die aus seinem Bataillon einen Truppenkörper geformt haben, der bei den Zivilbehörden wie auch bei den militärischen Partnern Respekt und Anerkennung erlangt hat.
Einrichtung der Zitadelle:
vorgeschobener Kommando­
posten im Katastrophenraum.
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Ter Reg 2
Vom Hauptquartier ins Feld
Hans-Peter Walser ist der neue Kommandant der Territorialregion 2. Durch seine bisherigen Aufgaben in verschiedenen
Funktionen in Bern, zuletzt als Chef Armeestab, kann er auf einen grossen Fundus an Erfahrungen zurückgreifen, der ihm
bei seiner neuen Herausforderung zugutekommt.
Sdt Nikola Janevski, Kommunikation Ter Reg 2
Der 52-jährige Divisionär Hans-Peter Walser hat sich in verschiedenen
militärischen Bereichen einen Namen gemacht. In den letzten siebzehn Jahren übte er verschiedene Funktionen im Hauptquartier der
Armee aus. Seit Januar 2016 führt er die Territorialregion 2 (Ter Reg 2).
Mit seiner Kommandoübernahme wird nicht alles auf den Kopf
gestellt. Er will seine Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten sowie die
Aufgaben und Abläufe zuerst kennen lernen, um dann gezielt seine
eigenen Schwerpunkte setzen zu können.
Ter Reg 2 in engem Kontakt mit den Kantonsregierungen und
anderen zivilen Partnern stehen. Mein Auftrag ist klar: Ich muss
mit der Ter Reg 2 für einen allfälligen Einsatzfall bereit sein. Wir
müssen so grundbereit sein, dass wir die geforderten Leistungen
auf Anhieb erbringen können. Das ist für das Kommando und für
den Stab der Ter Reg 2, die Kantonalen Territorialverbindungsstäbe
sowie für das FU Bat 22, das G Bat 6 und das Kata Hi Bat 2 eine
grosse Herausforderung.
Sie waren zuvor unter anderem Chef der Armeeplanung und Chef des
Welches Know-how bringen Sie aus dem Hauptquartier mit?
Armeestabs. Sie kommen aus dem Hauptquartier und haben nun einen
Ich habe gelernt, wie unsere Armee an der militärisch-politischen
Schnittstelle funktioniert. Ich kenne die Planungsprozesse und die
sogenannten Querschnittsprozesse. Dieses Wissen kommt mir bei
meiner neuen Tätigkeit mit Bestimmtheit auch zugute. Zudem darf ich
auf ein sehr grosses und gutes Beziehungsnetz im Hauptquartier zählen.
grossen Verband übernommen. Eine grosse Herausforderung?
Für mich hat sich sehr viel verändert. Ich bin jetzt wieder an der
«Front», im direkten Kontakt mit unserer Milizarmee. Ich darf
wieder eine Miliztruppe führen und werde als Kommandant der
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Ter Reg 2
und auf der anderen Seite das Kettenglied des Bundes, die strategische
Reserve im Sicherheitsbereich: unsere Milizarmee. Wir, die Ter Reg 2,
sind das Bindeglied in der Mitte. Wir verbinden die Kantone, die
zivilen Partner mit der Bundesstufe, mit der Armee.
Eines Ihrer Ziele lautet, den Wert der Sicherheit zu erkennen und zu
vermitteln. Was steckt dahinter?
Wir müssen unserer Bevölkerung besser vermitteln, weshalb es das
sicherheitspolitische Instrument Armee braucht und welches die
Aufgaben und Leistungen unserer Milizarmee sind. Dies müssen
vorweg alle Angehörigen der Armee wissen, damit sie den Sinn ihres
Einsatzes für ihr Land verstehen. Aber auch die Bevölkerung muss
wissen, was die Armee heute ist und was sie leisten kann. Ich stelle
immer wieder fest, dass es diesbezüglich noch viele überholte und
falsche Bilder gibt. Wir müssen uns der Bevölkerung besser zeigen und
erklären, denn unsere Bevölkerung muss ihre Milizarmee kennen.
Sie legen auch einen deutlichen Akzent auf den Kadernachwuchs und
die Kaderausbildung. Eine Herausforderung in der heutigen Zeit?
Für mich ist die Kadergewinnung entscheidend. Eine Milizarmee
funktioniert nur mit genügend und guten Milizkadern. Die Herausforderung liegt darin, die richtigen Kader gewinnen zu können. Die
heutige Zeit bietet den jungen Angehörigen der Armee verschiedenste
Optionen in Ausbildung und Beruf, aber auch im Umfeld der Familie.
Deshalb erfordert die Kadergewinnung Überzeugungs- und Betreuungsarbeit. Wir müssen dabei auch mit Arbeitgebern Lösungen
finden, damit auch sie den Mehrwert einer guten Kaderausbildung
sehen und ihre guten Mitarbeitenden mit uns teilen. Offiziere und
Unteroffiziere, die eine militärische Kaderausbildung absolviert haben, übernehmen bereits in jungen Jahren eine grosse Verantwortung
und können dann diese Führungsfähigkeiten auch wieder zugunsten
ihrer zivilen Arbeit einbringen. Das ist eine Win-Win-Situation. Ich
bin davon überzeugt, dass die militärische Führungsausbildung die
beste praktische Führungsausbildung ist, weil man sich nicht nur
theoretisches Wissen aneignet, sondern das Gelernte auch gleich
praktisch anwendet.
Was war Ihr erster Eindruck von der Ter Reg 2?
Ihnen ist nicht nur der Austausch wichtig, sondern auch Ordnung
Von meinem Vorgänger, Divisionär Andreas Bölsterli, durfte ich einen
sehr gut geführten, ausgebildeten und auch einsatzerprobten grossen
Verband übernehmen. Die täglichen Einblicke bestätigen mir dies
laufend. Das Kommando in Kriens, mit bewährten und erfahrenen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, stellt dabei das Tagesgeschäft
und die Aufgaben der Koordinationsstelle 2 sicher. Anlässlich des
Jahresrapportes, welcher von einem Teilstab hervorragend vorbereitet
wurde, und vor allem im ersten Stabskurs mit dem Stab der Ter Reg 2
durfte ich erkennen, welche Kompetenz und Erfahrung aus Militär
und Beruf zusammen kommen.
und Disziplin.
Ordnung und Disziplin sind entscheidende Grundlagen für Sicherheit.
Für eine bestimmte Zeit werden uns Bürgerinnen und Bürger in
Uniform anvertraut. Wir – die Kader auf allen Stufen – haben mit
anspruchsvollen Dienstleistungen und fordernder Verbandsausbildung die Grundbereitschaft der Truppe sicherzustellen. Wir haben
aber auch die Verantwortung, unsere Angehörigen der Armee nach
der Dienstleistung unversehrt und gesund wieder ins Zivilleben zu
entlassen. Damit dies sichergestellt werden kann, braucht es vor allem
auch Ordnung und Disziplin. Nur so können zum Beispiel Unfälle
vermieden werden.
Sie arbeiten in der Ter Reg 2 sowohl mit Berufs- als auch mit Milizoffizieren. Gibt es einen Unterschied in der Zusammenarbeit?
Was war Ihr bisher bestes Erlebnis mit der Ter Reg 2?
Für mich gibt es keinen Unterschied. Berufs- und Milizoffiziere bringen je einen anderen Erfahrungsschatz mit. Wichtig ist: es geht nur
gemeinsam. Die Kombination und Ergänzung ist entscheidend. Wenn
man zusammen arbeitet, dann ist es eine Addition der Fähigkeiten.
Wenn man aber füreinander arbeitet, dann ist es eine Multiplikation
der Fähigkeiten. Das ist auch mein Ziel: Wir müssen füreinander
arbeiten. Nur so erbringen wir die geforderte Leistung.
Die vielen spannenden Begegnungen, das Kennenlernen der vielen
Bezugspersonen sowie die Leistungsbereitschaft der Angehörigen der
Ter Reg 2 auf allen Stufen und in allen Bereichen.
«Sicherheit verbindet» lautet der bisherige Slogan der Ter Reg 2.
Auch Ihr Leitsatz?
Ich führe den Slogan weiter, denn er bringt unsere Arbeit exakt auf den
Punkt. Auf der einen Seite haben wir die Kettenglieder der Kantone
Ihre nächsten Schritte?
Im Januar durfte ich im ersten Stabskurs den Stab kennen lernen
und habe den FDT des Genie Bat 6 erlebt. Nun freue ich mich auf die
Dienstleistungen des Kata Hi Bat 2 und des FU Bat 22. Zudem darf
ich aktuell die Militärdirektorinnen und Militärdirektoren der sieben
Kantone der Ter Reg 2 kennen lernen und mich mit weiteren zivilen
Ansprechpartnern austauschen. Ich will den bisher eingeschlagenen
Weg der intensiven Zusammenarbeit konsequent weiterführen.
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LVb Inf
Umsetzung Progress an der Infanterie Rekrutenschule 5
Erfahrungen und Lehren
Als Konsequenz aus der Studie PROGRESS hat die Inf RS 5 versucht, die aufgeführten Massnahmen im Rahmen einer Kompanie
(Kp) an einer Inf RS umzusetzen. Sie lassen sich grob in zwei Bereiche unterteilen: einerseits in Massnahmen zur Steigerung
der Individualität (Sport in Leistungsgruppen, Erhöhung der Eigenverantwortung, längere Ruhezeiten, etc.) und andererseits in
Massnahmen zur gleichzeitigen Steigerung der militärischen Disziplin (Gleichschritt, militärische Formen, Sport im Gruppenverband, etc.). Die gemachten Erfahrungen wurden in Zusammenarbeit mit der MILAK ausgewertet und die Resultate wissenschaftlich hinterfragt. Das Resultat: mit relativ geringem Aufwand sinken alle Kennzahlen markant und die Dienst­motivation
steigt gleichzeitig.
Hptm Mathias Maurer
Aus der in den Jahren 2011 und 2012 an dem Inf DD Kdo 14
durchgeführten Interventionsstudie PROGRESS resultierte ein
interner Forschungsbericht, welcher wissenschaftlich fundiert
gezielte Empfehlungen abgibt, um die Belastung von Rekruten (Rekr)
in den ersten Rekrutenschulwochen erträglicher zu machen. Ziel
war es, den Einstieg in die RS für eine neue Generation von jungen
Schweizer Bürgern körperlich und mental so zu gestalten, dass die
Dropout-Quote gesenkt werden kann.
In Zusammenarbeit mit der Militärakademie an der ETH
­Zürich MILAK durfte die Inf RS 5 unter Leitung von Hptm M
­ athias
Maurer einen Pilotversuch zur Studie PROGESS durchführen. Ziel
des Piloten war es, die Wirkung der Massnahmen zu messen und
sie wissenschaftlich darzustellen.
Getroffene Massnahmen
Die angeordneten Massnahmen im Bereich Erziehung, Ausbildung
und Führung flossen direkt in Ausbildungsplanung und -führung
ein. Sie betreffen die Bereiche sportliche Fitness, Ruhezeiten, Ausbildungsanpassungen, Individualisierung von Leistungen und Anforderungen sowie Anpassung des Dispensenwesens. Es geht einerseits darum, die Eigenverantwortung und Individualisierung auf
allen Stufen zu steigern und andererseits die militärische Disziplin
sinnvoll zu erhöhen:
• Die Stehzeiten wurden reduziert, die Nachtruhe verlängert und
die körperliche Belastung schrittweise gesteigert: Die Rekruten
wurden während der ersten vier Wochen teilweise auf die Ausbildungsplätze gefahren und marschierten am Abend zurück oder absolvierten die Strecke zurück in die Kaserne in Sportschuhen im
Laufschritt. Die Ausbildung wurde teilweise im Sitzen absolviert.
Ein Sportprogramm drei- bis vier Mal in der Woche, abwechslungsweise bestehend aus Intervalltraining, Kräftigungsübungen
und Lauftraining in drei Stärkegruppen, wurde zur Verbesserung
der körperlichen Leistungsfähigkeit unter dem Namen «Morning
Fit» fester Bestandteil der RS. Die Rekruten konnten dabei selbst
wählen, in welcher Stärkegruppe sie trainieren. Zudem wurden
während einem Tag in der Woche Turnschuhe (Turnschuhtag) getragen, was von den Rekruten als sehr angenehm beurteilt wurde.
Mit dieser Massnahme wurden Füsse und Achillessehnen sowie
Fussgelenke, Knie, Hüften und Rücken entlastet. Um den Bewegungsapparat generell robuster zu machen, wurden jeden Morgen
während des Appells Kräftigungsübungen mit Fokus auf Rumpf
und Beine durchgeführt.
• Die Kader gingen noch mehr als sonst auf der Basis von Respekt
mit den Rekruten um. Im Bereich des Zusammenlebens wurde der
Dienstbetrieb bereits zu Beginn der RS im Zugsrahmen eingeführt
und gelebt. Grundsätzlich wurde auch ein besonderes Augenmerk
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auf die Gruppe und die Gemeinschaft gelegt. So wurden für Kommandierungen wie Gang- oder WC-Reinigung ganze Züge befohlen, nicht einzelne Personen wie bis anhin. Auch fanden Korrekturen ausschliesslich im Zugsrahmen statt – mit dem gewünschten
Erfolg. Darüber hinaus führte die Anordnung, innerhalb des Kasernenareals ausschliesslich im Gleichschritt zu marschieren und
die konsequente Durchsetzung dieser Massnahme zudem zu einem starken Zusammenhalt und zu einer als streng, aber angenehm wahrgenommenen Disziplin.
• Weitere Anpassungen waren die regelmässig mit der Krankenabteilung durchgeführten Rapporte, in welchen medizinische Einzelfälle vom Truppenarzt und dem Kompaniekommandanten individuell besprochen sowie eventuelle Massnahmen vereinbart
wurden – immer mit dem Einverständnis des AdA. Speziell zu erwähnen ist, dass Marschdispensen nicht auf eine gewisse Distanz,
sondern generell erteilt wurden. Auf diese Weise konnten die Rekruten selbst Verantwortung übernehmen und mussten vor den jeweiligen Märschen ihre Kapazitäten angeben. Die freie Wahl zwischen drei verschieden schweren Packungen auf Märschen bis zu
einer Gesamtdistanz von 15 Kilometern führte ebenfalls zu einer
Individualisierung und der Übernahme von mehr Verantwortung.
Die progressive Steigerung der Belastung dauerte bis in die Rekrutenschulwoche 12.
Befragungen der Rekruten und der Kader zeigten, dass die
Massnahmen grösstenteils greifen. Dabei ist die Qualität der Führung respektive des direkt vorgesetzten Zugführers. Zudem konnte die Anzahl der Arzt-Visiten generell gesenkt werden, und auch
die Dropout-Quote wurde unter 10 % des Anfangsbestandes auf
konkret 8,16 % reduziert. Auch auf andere Kennzahlen haben sich
die Neuerungen durchaus positiv ausgewirkt: Die Disziplin in der
Kompanie hat im Vergleich zu anderen Kompanien merklich zugenommen.
Probleme in der Umsetzung und Zwischenfazit
Ein Hauptproblem bei der Umsetzung war die progressive Steigerung der Belastung, die von den Kadern ab und an als Verweichlichung empfunden wurde. Diesem Vorurteil ist mit Gesprächen und
Kontrollen unter Wahrung des Gestaltungsspielraums der Zugführer Rechnung zu tragen. Auch hier: wenn das Verständnis erst einmal besteht und die Zugführer verstanden haben, dass respektvoll
nicht mit weich gleichzusetzen ist, werden die Massnahmen gelebt.
Massgebend hierbei ist, dass sowohl die Berufsmilitär als auch das
Kompaniekader die Massnahmen verstehen und die Umsetzung von
PROGRESS vorleben.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Initialaufwand relativ gross ist. Wenn jedoch einmal eingeführt und das
Prinzip verstanden wurde, entwickelt sich PROGRESS zu einem
LVb Inf
Selbstläufer. Die Führung der Massnahmen darf dabei nicht ausser
Acht gelassen werden. Das Projekt ist zudem zeitlich maximal bis
zur zwölften Rekrutenschulwoche zu beschränken, so dass die Massnahmen führ- und spürbar progressiv bleiben. Dabei hat das Hauptaugenmerk auf dem Zugführer und dessen Führungsstil resp. -verhalten zu liegen.
scheidenden Einf luss auf die Umsetzung der Dispensen. Sprechen in diesem Bezug alle die gleiche Sprache, ist die Krankenabteilung nicht mehr ein Ort des Ausweichens, sondern ein Ort
der Festlegung der Rahmenbedingungen, um die Dienstpf licht
zu erfüllen.
Lehren und Erweiterung auf eine weitere Kompanie
Die Massnahmen von PROGRESS haben noch immer einen schweren Stand. Die heutigen Berufskader finden es teilweise schwierig, empathisch nachvollziehen zu können, wie die Rekruten den
Einstieg in die RS wirklich wahrnehmen. Studien wie PADIS,
­PROGRESS und andere zeigen jedoch, dass Handlungsbedarf
besteht. Die Pilotstudie an der Inf RS 5 zeigt, dass sowohl die
Dropout-Quote gesenkt als auch die Motivation der Rekruten,
Militärdienst zu leisten, erhöht werden können. Die täglichen Erfahrungen in der erweiterten Umsetzung zeigen, dass eine gewisse Individualisierung unter Berücksichtigung der Wichtigkeit der
Gruppendynamik ihre Wirkung hat: Eine fixe Gruppe mit fixem
Chef ist ebenso wichtig wie das Wissen, dass individuelle Probleme
Gehör finden und gelöst werden können. Scheinbar kleine Massnahmen haben einen grossen Effekt, der nach Überwindung eines
gewissen Anfangswiderstandes eintritt. Die Massnahmen müssen
aber in die Ausbildungsplanung einfliessen. Während der Ausbildung ist das Hauptaugenmerk auf die Schulung und Sensibilisierung der direkt vorgesetzten Kader zu legen. Voraussetzung für das
Gelingen bleibt jedoch die stetige Erziehung der Rekruten – mit
positivem Unterstützen von erwünschtem Verhalten und konsequentem Korrigieren von Fehlverhalten. Die Anzahl und das Ausmass der Massnahmen ist nicht entscheidend – der Mensch muss
im Zentrum stehen.
Basierend auf den Resultaten der Pilotstudie wurde das Projekt auf
die Aufklärer- und Sicherungs Kompanie in Colombier erweitert. Dabei wurde der Massnahmenkatalog reduziert und gewisse Erkenntnisse aus dem Pilotversuch flossen ein.
Der Umgang miteinander und die damit einhergehenden Begleiterscheinungen bildeten einen tragenden Pfeiler im Umgang miteinander. Ebenso wurde der Turnschuhtag wetterunabhängig zur
festen Institution –, ebenso die Kräftigungsübungen während des
Morgenappells. Der Gleichschritt im Kasernenareal und die Reduktion der Stehzeiten blieben unverändert. Die frei wählbare Packung
auf den Märschen blieb ebenfalls fix, um der individuellen Leistungsfähigkeit der Rekruten Rechnung zu tragen.
Der Umgang miteinander und die damit einhergehenden Begleiterscheinungen bildeten einen tragenden Pfeiler im Umgang miteinander. Ebenso wurde der Turnschuhtag wetterunabhängig zur
festen Institution –, ebenso die Kräftigungsübungen während des
Morgenappells. Der Gleichschritt im Kasernenareal und die Reduktion der Stehzeiten blieben unverändert. Die frei wählbare Packung
auf den Märschen blieb ebenfalls fix, um der individuellen Leistungsfähigkeit der Rekruten Rechnung zu tragen.
Im Bereich der Zusammenarbeit mit der Krankenabteilung
hat der rasche Wechsel der Militärärzte sowie deren Haltung ent-
Fazit
armee.ch Heer 1 / 16
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LVb Inf
Ausbildung höheren Unteroffiziere der Infanterie in der Verbandsausbildung
Aufgaben im Rahmen des Führungs­
unterstützungs- und Logistikverbund
Die klassischen Aufgaben der Hauptfeldweibel und Fouriere im Rahmen des Dienstbetriebs, der Personalverwaltung, dem
Truppenrechnungswesen und der Verpflegung einer Einheit sind allgemein bekannt und auch der Schulungsinhalt am Lehrgang der höheren Unteroffiziere. Truppengattungsspezifische Aufgaben müssen aber noch im praktischen Dienst, während
der Verbandsausbildung erlernt und in Übungen umgesetzt werden.
Stabsadjutant Patrick Rickenbacher,
Kdo Inf RS 13
Die Schulung der höheren Unteroffiziere
für ihre Aufgaben im Einsatz beginnt gegen Ende des Praktikums (ab RS Woche
11). Es geht dabei darum, den höheren
Unteroffizieren das Verständnis für die
taktischen Grundprinzipien, den einsatzbezogenen Dienstbetrieb, das Zusammenspiel im Führungsunterstützungs- und
Logistikverbund (FULV) und ihren damit
verbundenen Aufgaben zu vermitteln. Eine
Einsatzkompanie im Bereitsschaftsraum
versieht ihre Aufgaben in der sogenannten
reduzierten Bereitschaft. Dies heisst, dass
die Kp in ein Schutzelement für den Bereitschaftsraum, ein Einsatzelement für Aufgaben Stufe Bat, ein Reserveelement und
ein Ruheelement gegliedert ist. Dadurch
ist die Kp über einen längeren Zeitraum
24h / 7 Tage einsatzfähig (Durchhaltefähigkeit). Die Kader der Kp Führung
sind aber jeweils nur einmal vorhanden.
Damit die Führung und Logistik ebenfalls
Durchhaltefähig werden ist es wichtig,
dass die Kader der Kp Stufe in der Lage
sind sämtliche Aufgaben im Rahmen des
FULV zu erfüllen.
10 armee.ch Heer 1 / 16
Dazu zählen:
• Der Prozess des Sanitätsdienstes;
• Der Umgang mit Gefangenen;
• Der Nach- und Rückschub aller Klassen
auf Stufe der Kompanie;
• Die Instandhaltung.
Die Herausforderung in der Ausbildung
besteht darin, dass den höheren Unteroffizieren in diesen Bereichen konkrete Bilder
aus der Praxis fehlen. Denn sie haben noch
nie eine VBA 1 erlebt und waren somit auch
noch nie mit diesen Problemstellungen konfrontiert. Deshalb ist es wichtig, das nötige
theoretische Grundwissen zu vermitteln, um
sicherzustellen, dass die Prozesse und das
Zusammenwirken verstanden werden. In
der VBA 1 muss mit aufbauenden Kompanieübungen der Prozess vermittelt und von
der Theorie in die Praxis überführt werden.
Dabei ist die Betreuung so zu gestalten, dass
es den höheren Unteroffizieren gestattet ist,
angeleitet eigene Lösungen zu entwickeln,
allenfalls auch einmal zu scheitern und daraus zu lernen. Ziel muss es sein, sich mit jeder
Übung zu verbessern, um am Schluss, während der einwöchigen Durchhalteübung,
selbstständig die Kompanielogistik möglichst friktionslos durchhaltefähig aufrecht
zu erhalten. So ist im Bereitschaftsraum der
Einheit eine funktionsfähige Logistikzone
zu betreiben und je nach Einsatzaufgabe eine
vorgeschobene Logistikzone im Anschlussraum eines Aktionsraumes zu etablieren.
Die Vorstellungen der Infanterie hierzu sind
in den vier Bänden des Reglements «Einsatz
der Infanterie» beschrieben und unter folgenden Kapitel zu finden:
• Regl 53.005.01, Kapitel 2.5.1–4;
• Regl 53.005.02, Kapitel 4.1.1–4;
• Regl 53.005.03, Kapitel 6.7.4;
• Regl 53.005.04, Kapitel 8.4
(Zusammenstellung logistischer
Kennzahlen).
Fazit
Ein gewichtiges Ziel der Ausbildung in der
VBA 1 ist es, die höheren Unteroffiziere für
ihre Aufgaben im Einsatz fit zu machen. Sie
müssen zu Polyvalenz und Selbstständigkeit
erzogen werden und den taktischen Rahmen
des Einsatzes verstehen. Nur so sind sie in
der Lage, das Funktionieren der Logistik
im Einsatz zu garantieren. Letztlich ist das
Funktionieren der Logistik auf Stufe Kompanie einer der entscheidenden Faktoren für
den Erfolg der Einheit im Einsatz.
LBA
In Knochenarbeit Bunker räumen
Im zweiten Weltkrieg und während des Kalten Krieges hat sich die Schweizer Armee auf das Réduit in den Alpen verlassen.
Konflikte sind mobiler geworden, das Réduit hat seine Zeit hinter sich und wurde aufgegeben – die Bunker sind geblieben.
Viele von ihnen werden nun von der LBA ausgeräumt.
Caspar Zimmermann, Kommunikation LBA
Wo in der Schweiz Berge stehen (und das ist
an den meisten Orten), ist sicher irgendwo ein
alter Bunker oder Unterstand drin. So auch
in der Chlus, der Passage, die das Prättigau
mit dem Rheintal verbindet.
Im zweiten Weltkrieg und im Kalten
Krieg hätte die Sperrstellung einen Angriff
aus dem Osten durch das Prättigau vor dem
Eintritt ins Rheintal aufhalten sollen. Die
Infanterie vor und um die Bunker Felsenbach
hätte gesperrt, die Artillerie aus der Festung
Sargans hätte vor die Stellung geschossen.
2005 wurde die Anlage dann in den Dispositionsbestand der Armee überführt, das
heisst, sie verlor ihre Aufgabe. Von Februar
bis März dieses Jahres haben Mitarbeiter des
ALC Hinwil die in den Fels gebauten Räume
nun im Auftrag der armasuisse geleert. Eine
Festung hat natürlich kein grosses Tor an
irgendeiner Hauptstrasse. Der Eingang der
Festung Felsenbach liegt gut 40 Meter über
der Landquart am steilen Berghang im Wald.
Bei unzugänglichen Festungen wird jeweils
ein Helikopter aufgeboten, um das ausgebaute Material abzutransportieren. Beim
Eingang ins Prättigau war das nicht möglich:
Eine Stromleitung versperrte den Luftraum.
So blieb nichts anderes übrig, als eigens für
den Abtransport eine Seilbahn zu bauen.
Alles muss raus!
Damit nicht genug der erschwerenden Umstände: Vom Eingang in die Festung führen
Die Seilbahn bereit zum Transport
Die Räumungsmannschaft: Alfred Hobi, Walter Schwarzenbach und Jürg Kleis.
zuerst knapp 100 Stufen in den Berg hinunter.
Um dieses Hindernis zu überwinden, baute
die Räumungsmannschaft einen Schlitten,
der über eine Winde betrieben werden
konnte.
Ausgeräumt wurde alles: Von technischen Einrichtungen über Küchenmaterial,
Bettwaren bis zu den Waffenstellungen.
Rohre und Leitungen wurden rausgesägt
und abtransportiert. Auch Stromkabel und
Lampen sind keine mehr im Bunker Felsenbach. Das Arbeiten wird dadurch nicht
einfacher: Je weiter man fortschreitet, umso
dunkler wird es. Ihre Knochenarbeit nehmen
die drei Mitarbeiter des ALC Hinwil, Alfred
Hobi, Walter Schwarzenbach und Jürg Kleis,
mit Humor: Irgendwer müsse es ja machen.
Wenn es draussen stürmt oder klirrend kalt
ist, sei das felsige Dach über dem Kopf sogar
willkommen. Unangenehm werde es, wenn
in einer Anlage alte Holzeinrichtungen verschimmelt sind.
Der Bunker Felsenbach ist nun leer,
per Ende Juni wird der Stromanschluss gekündigt. Was anschliessend mit der Anlage
geschieht, steht noch nicht fest. Für die Mitarbeitenden des ALC-Hinwil ist die Arbeit
mit der Räumung der Festung Chlus nicht
vorbei: Irgendwo wartet bereits der nächste
Bunker auf seine Leerung.
Der gut versteckte – und daher
unzugängliche – Eingang.
Auch die technische Einrichtung muss raus.
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Lvb Logistik
Rekrut Paci und Primo nach dem
ersten Spaziergang. Die beiden
haben sich gesucht und gefunden!
Ein Herrchen für den Schweizer
Armeehund Primo
An diesem Montagmorgen strahlen alle Hundeführerrekruten übers ganze Gesicht. Dabei ist auch der junge Ricardo Paci,
der gleich den ihm zugeteilten Hund Primo kennen lernen wird – der erste aus einer Leistungsvereinbarung zwischen einem
Schweizer Züchter und der Armee.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Im Halbkreis wartet jeder, bis er an der Reihe
ist, um ins Innere des Gebäudes zu den Hunden zu gelangen. Seit einer Stunde kennen
alle Rekruten den Namen ihres künftigen
Begleiters auf vier Pfoten, ohne jedoch zu
wissen, wie dieser aussieht. «In den ersten
Wochen erstellen wir ein psychologisches
Profil der Hunde und der Rekruten. Anhand
unserer Analysen versuchen wir, Hunde und
Herrchen entsprechend ihren Charakteren
zusammenzubringen», erläutert der Adjutant-Unteroffizier Stefan Brotschi, Fachausbilder Hund. «In meiner gesamten Laufbahn
ist es noch nie vorgekommen, dass ein Rekrut
mit seinem Hund nicht zurechtkam.»
Nun ist Ricardo Paci an der Reihe.
Während seiner ersten Rekrutenschule zog
sich Paci eine Verletzung zu und hat nun
alles dafür getan, um seine Laufbahn als
Hundeführer wieder aufnehmen zu können.
«Wir haben den Rekruten Paci gewählt, weil
Primo ein besonderes Herrchen braucht. Es
musste jemand sein, der seinem Charme
vom ersten Moment an erliegt», vertraut
uns Stefan Brotschi an. Oberst Jürg Liechti,
12 armee.ch Heer 1 / 16
Kommandant des Kompetenzzentrums Veterinärdienst und Armeetiere, und Walter
Zingg, Fachlehrer für Schutzhunde, übergeben «Primo» seinem neuen Herrchen: «Er
steht jetzt unter Ihrer Obhut. Sorgen Sie bis
an sein Lebensende für ihn.»
ich meinen Hund jeden Tag dabei haben kann»,
so Ricardo Paci. Bis dahin ist es noch ein weiter
Weg, aber es besteht kein Zweifel, dass diese
beiden sich gesucht und gefunden haben.
Erster Spaziergang und Kennenlernen
Mit der Leine in der Hand posiert Ricardo
Paci für das obligatorische Foto, bevor er mit
seinem neuen Begleiter spazieren geht. Wir
lassen die beiden Bekanntschaft miteinander
machen. Das ist ein wichtiger Moment. Der
junge Mann ruft seinen Hund mehrmals und
belohnt ihn dann mit Leckereien, um ihn an
seine Stimme zu gewöhnen. «Genauso einen
Hund wollte ich. Wir haben sogar fast zusammen Geburtstag», freut sich der Rekrut. «Er
erinnert mich an Iago, den Hund, den ich
während meiner ersten Schule bekam. Wir
verletzten uns beide und mussten aufhören.
Iago kam in einer Familie unter, und ich bin
froh, wieder hier zu sein.»
Der künftige Hundeführer erklärt uns,
dass er bei Securitrans arbeitet und Primo
daher nicht täglich mitnehmen kann. «Ich
möchte beruflich zu Securitas wechseln, damit
Labradore aus der Schule
für Blindenführhunde
Eine weitere Besonderheit dieser Rekruten­
schule ist die Anwesenheit der drei Labrado­
re Inu, Iroschi und Ilena der Stiftung Schweize­
rische Schule für Blindenführhunde in Allschwil
(BS). «Dank eines glücklichen Zufalls konnten
wir diese drei Tiere aufnehmen», erklärt Rolf
Häusermann, Fachlehrer für Rettungshunde.
«Diese Hunde sind zu scheu, um Führhunde zu
werden, sind aber schon sozialisiert. Sie sind
mit dem Leben in der Stadt und in einer Woh­
nung vertraut. Wir mussten ihnen nur noch das
Anschlagen, Suchen und Zeigen beibringen.»
LVb Pz/Art
Eine Frau bei den Panzertruppen
Von der Floristin zum Richter auf
dem Leopard-Panzer
Alexandra Schnyder ist 19 Jahre alt und hatte keine Beziehung zur Armee, wenn man davon absieht, dass ihr Vater und
ihr Bruder ihren Militärdienst geleistet haben. Trotzdem spielte sie stets mit dem Gedanken, die Uniform zu tragen. Am Tag
der Rekrutierung entschied sie sich dann für die Funktion des Richters auf dem Leopard-Panzer. Treffen mit einer jungen
Floristin aus Glarus.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Inmitten ihrer männlichen Kollegen gibt
Alexandra Schnyder ein starkes Bild ab. Die
Hände im Rücken lauscht sie aufmerksam
den letzten Erläuterungen des Ausbilders
vor der Inspektion am nächsten Tag. Nach
20 Wochen Rekrutenschule in Thun, dann
in Bure und schliesslich auf dem Schiessplatz Hinterrhein hat die junge Frau sehr
viel mehr gelernt, als sie je gedacht hätte.
Das mag daran liegen, dass die Glarnerin
einen nicht unbedingt maskulinen Beruf
erlernt hat, bevor sie in die Schweizer Armee
eintrat: Sie ist Floristin. «Ich hatte schon
immer mit dem Gedanken gespielt, und
dann habe ich mich spontan entschlossen,
mich für die Rekrutierung anzumelden»,
lässt uns Alexandra S­ chnyder wissen. «Ich
wusste nicht so recht, für welche Aufgabe
ich mich entscheiden sollte, und dann sagte
ich mir, dass man ja nicht oft im Leben die
Chance bekommt, mit 56 Tonnen Stahl zu
arbeiten.»
So begann sie also im Oktober vergangenen
Jahres ihren Militärdienst bei der Panzerschule 22. «Anfangs war alles anders als
erwartet. Ich war davon ausgegangen, viel
mehr Schwierigkeiten zu haben, von meinen
männlichen Kollegen akzeptiert zu werden.
Doch schliesslich konnte ich mit ein wenig
Humor ihr Vertrauen gewinnen», erläutert
die junge Frau. Die ersten sieben Wochen
Grundausbildung waren wirklich hart, vor
allem, weil ich mit Asthma zu kämpfen
hatte.» Auf die Frage, ob ihre männlichen
Kollegen ihr helfen wollten, weil sie eine Frau
ist, antwortet sie lächelnd, dass alle allen helfen, egal ob Mann oder Frau. Alle sitzen im
selben Boot.
«Es schadet niemandem, einmal richtig
gefordert zu werden.»
Auch die Kader und Ausbilder sind vom
hervorragenden Werdegang von Alexandra
Schnyder überrascht. «Soweit ich mich erinnere, hatten wir schon seit mehr als zehn Jahren keine Frau mehr bei den Panzertruppen.
Der letzte weibliche Rekrut musste aufgrund
einer Verletzung ihre Rekrutenschule abbrechen», erinnert sich Adjutant Unteroffizier
André Wullschleger. «Soldat Schnyder ist
eine unserer besten Rekruten, wollte aber
nicht befördert werden.»
Bei ihrer ungewöhnlichen Laufbahn
konnte die junge Frau auf die unerschütterliche Unterstützung ihrer Jugendfreundinnen zählen. «Sie haben mich von Anfang an
unterstützt, und sie verstehen, dass ich nicht
immer die Zeit habe, sie am Wochenende zu
treffen», vertraut uns Alexandra Schnyder
an. «Ich habe bei dieser Erfahrung viel gelernt, und wenn ich anderen Frauen einen
Rat geben darf: Zögert nicht, in die Armee
einzutreten oder euch bei den Panzern zu bewerben. Es schadet niemandem, einmal fünf
Monate lang richtig gefordert zu werden.»
Wenn Sie diese Zeilen lesen, wird Soldat
Schnyder ihre Rekrutenschule abgeschlossen
und wieder ihren Beruf als Floristin auf­
genommen haben.
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13
LVb G/Rttg
Teilnahme der Schweizer Armee als Beobachterin am Pilotkurs UNO-Genie in Nairobi
Die UNO ist seit Oktober 2014 daran, die Grundlagen zum Schliessen kritischer Fähigkeitslücken im Bereich Genie in Afrika
zu erarbeiten. Im Fokus stehen horizontale Planier- und Erdbewegungsarbeiten, die für den Bau von Camps, Strassen und
Flugplätzen benötigt werden. Diese bisher mehrheitlich von zivilen Firmen ausgeführten Arbeiten will die UNO in Zukunft in
den Missionsgebieten durch UN-Truppen ausführen lassen können. Die ausgebildeten Genieeinheiten sollen rasch und unabhängig eingesetzt werden können und über geschützte Baumaschinen verfügen.
Schweizer Delegation mit Kursleitung Japan.
Stabsadjutant Markus Crausaz, Lehrverband
Genie/Rettung
Verantwortlich für dieses Projekt bei der
UNO ist das Departement of Field Support
(DFS). Japan finanziert dieses Projekt mit
rund 38 Mio. USD mit. Die UNO-Friedensmissionen in Afrika finden in einem schwierigen Umfeld statt und an die Logistik und
Infrastruktur werden hohe Anforderungen
gestellt. Die Ausbildung in Handhabung
und Unterhalt schwerer Baumaschinen für
afrikanische Staaten stellt für die UNO eine
hohe Priorität dar. Erst mit der schnellen Verfügbarkeit entsprechend ausgebildeter und
ausgerüsteter Genieeinheiten kann die UNO
den Zugang (Strassen, Landepisten) und den
Bau von Camps sicherstellen. Anlässlich der
UNO-Generalversammlung im September
2015 wurde dieses Projekt vorgestellt. Die
afrikanischen Staaten unterstützen im hohen
Masse diese Initiative der UNO. Aus ihrer
14 armee.ch Heer 1 / 16
Sicht können ausgebildete Genieeinheiten
nach dem UNO-Einsatz auch bei nationalen
Notlagen (beispielsweise Überschwemmungen) eingesetzt werden.
Offizielle Anfrage an die Schweiz
Im März 2015 bewilligte der Chef der Armee,
Korpskommandant André Blattmann, das
Grobkonzept für die mögliche Ausbildungsunterstützung im Bereich Genie zugunsten
der UNO. Gestützt auf weitere Gespräche
in New York im Mai und Juli 2015 fragte die
UNO die Schweiz mit Note vom 28. Juli 2015
an, ob diese sich als einzige Beobachternation
am Pilotkurs beteiligen könnte. Der Pilotkurs
«Trial Training – Heavy Engineering Equipment Operation and Maintenance Course»
fand vom 7. September bis 16. Oktober 2015 in
Nairobi (Kenia) statt. Japan bildete mit zwölf
militärischen Experten und vier Übersetzern
(die Ausbildner sprachen kein Englisch) insgesamt zehn Soldaten aus Kenia, Uganda,
Tansania und Ruanda in der Handhabung
und im Unterhalt schwerer Baumaschinen
für horizontale Erdbewegungen aus. Der
Kurs wurde in Englisch abgehalten und sollte
der Überprüfung des Ausbildungskonzepts
dienen. Die Schweizer Delegation bestand
aus Oberst Markus Schefer (Internationale
Beziehungen Verteidigung) und Stabsadjutant Markus Crausaz (Lehrverband Genie/
Rettung). Die Teilnahme diente im Wesentlichen dazu, die Entscheidungsgrundlagen
für ein allfälliges Engagement der Schweizer
Armee zu erarbeiten.
Zu den Aufgaben des Schweizer Teams
gehörte die regelmässige Berichterstattung über den Kursverlauf an die UNOProjektleitung in New York. Die Schweizer
Beobachtungen und Vorschläge flossen
vollumfänglich in den «After Action Review» (AAR) und in das Projektdokument
ein. Insbesondere die Schweizer Vorschläge
betreffend Ausrüstung, Curriculum und
LVb G/Rttg
Ausbildungsmethodik wurden im UNOProjektdokument berücksichtigt. Die UNO
zog mit folgenden Worten ein positives Fazit
zur Schweizer Beteiligung am Pilotprojekt:
«With your professional inputs there is no
doubt that the next training course will be
greatly improved.» (DFS)
(Durch Ihre professionellen Inputs wird der
nächste Kurs ohne Zweifel noch besser sein.»)
gleichzeitig ausgebildet werden. Aufgrund
der hervorragenden Infrastruktur ist die
HPSS für die Durchführung des Pilotkurses
und der nachfolgenden Kurse von der UNO
als Kursstandort ausgewählt worden.
Beurteilung der Schweizer Delegation
anlässlich des Pilotkurses
Durch die Beteiligung am Pilotkurs konnte
die Schweizer Armee wesentlichen Einfluss
auf die weitere Entwicklung des Projekts
Unterricht im Klassenzimmer.
«Having experienced Swiss observers on site
to observe the training worked really well
and generated a lot of lessons learned for
future trainings.» (UNOPS)
(Die Beobachtung der Ausbildung durch die
Schweizer Beobachter funktionierte sehr
gut und generierte viele Lehren für künftige
Trainings.»)
Ausbildungsinfrastuktur in Nairobi
Die für die Ausbildung benötigte Infrastruktur stellte das «International Peace Support
Training Center» (IPSTC), an welchem seit
Sommer 2014 ein Schweizer Offizier arbeitet, zur Verfügung. Das IPSTC ist eines der
sechs regionalen Ausbildungszentren für
Friedensförderung in Afrika, an welchem
afrikanische und internationale Militärangehörige für den Einsatz in Friedensmissionen
der UNO und der AU (Afrikanische Union)
vorbereitet werden. Das IPSTC führt jährlich
über 120 Kurse mit mehr als 3’500 Teilnehmern durch. Ein Teil des IPSTC bildet die
sogenannte «Humanitarian Peace Support
School» (HPSS). Die HPSS liegt in Embakasi, einem Stadtteil Nairobis und grenzt
an den Kenyatta International Airport. Das
Gelände der HPSS ist mehrere Hektaren
gross, verfügt über eine moderne Ausbildungsinfrastruktur bis hin zu einem mit
Videokameras ausgerüsteten Ausbildungsdorf. In Embakasi können bis zu 500 Soldaten
Armee in diesem UNO-Projekt mit relativ
geringen Ressourcen einen wichtigen Beitrag
im Kapazitätsaufbau in Afrika leisten kann.
Weiteres Vorgehen
Vom 14. bis 18. März 2016 wird auf dem
Geniewaffenplatz Bremgarten auf Antrag
der UNO ein Workshop durchgeführt. Die
Schweiz fungiert als Host Nation. Ziel dieses
Workshop ist es, die Inhalte der einzelnen
Kursmodule zu definieren und die Ausbil-
Natur und Technik.
nehmen. Die UNO bedankte sich für die Teilnahme und würde eine weitere Beteiligung
der Schweiz sehr begrüssen. Die Schweizer
Delegation war in das Sicherheitsdispositiv
der Schweizer Botschaft, der UNO und der
kenianischen Armee integriert. Die Lage in
Nairobi und die getroffenen Sicherheitsmassnahmen lassen eine Entsendung von unbewaffneten Schweizer Armeeangehörigen für
das Genie-Projekt zu. Der Kommandant
Lehrverband Genie/Rettung unterstützt
das Projekt und stellt die hierfür benötigen
personellen Ressourcen zur Verfügung. Der
Pilotkurs zeigte weiter auf, dass die Schweizer
dungen vor Ort für 2016 und 2017 zu planen.
Am Workshop werden Vertreter der UNO
(Projektleitung), Japans, Grossbritanniens,
der Vereinigten Staaten, Deutschlands und
der Schweiz teilnehmen. Von den afrikanischen Staaten nehmen Ghana, Kenia und
Tansania teil. Damit wird dem Ansatz des
«local ownership» Rechnung getragen.
Zudem wird zurzeit die Möglichkeit
geprüft, ob der Lehrverband Genie/Rettung
im Sommer 2016 einen Train-the-TrainerKurs in Nairobi durchführt. Hierbei soll
der Aufbau lokaler Ausbildungskapazitäten
unterstützt werden.
Ausbildung im Gelände.
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Komp Zen Mil Musik
Kleiner Mann ganz gross.
Militärspiel Heer Ost
Faszinierte Kinder und begeisterte
Militärmusiker
Mit leuchtenden Augen haben die Kinder der Primarschule Busswil die Musiker des Militärspiels Heer Ost anfangs März 2016
in der Turnhalle erwartet. An diesem Tag stand für die 80 Hinterthurgauer Kinder nicht Mathe, Deutsch oder Werken auf dem
Programm, sondern ein Tag mit den Militärmusikern. Instrumente durften ausprobiert werden, gemeinsam wurde geprobt
und am Abend das Ergebnis den Zuhörern präsentiert.
Christine Hartmann, Komp Zen Mil Musik
«Schaut mal, das ist das zu Hause von meinem Kontrafagott. Es ist
der grosse Bruder vom Fagott, das ihr vorher gehört habt». Mit diesen Worten öffnet Trompeter Manuel Wirth seinen riesigen Instrumentenkoffer und die Kinder erhaschen einen ersten Blick auf das
grosse Holzinstrument. «Komm, halt deine Hand unter den Becher.
Spürst du den Ton?» Die Kinder der 1. bis 6. Klasse sind fasziniert von
den Blas- und Rhythmusinstrumenten des Militärspiels. Die Meisten
haben noch nie eins der Instrumente von Nahem gesehen, geschweige denn, es ausprobieren dürfen.
Instrumenten-Parcours
Während knapp drei Stunden gingen die Kinder von Schulzimmer zu
Schulzimmer und die Militärmusiker zeigten ihnen ihre Instrumente. Pausbackig und mit voller Kraft versuchten die Kinder der Tuba,
der Posaune, der Querflöte und all den anderen Instrumenten einen
Ton zu entlocken. Manchmal kam nur Luft, dann ein Quieken und
schau da, ein richtig schöner Ton. «Wow, das tönt ja super. Spielst du
16 armee.ch Heer 1 / 16
Saxophon?», wollte der Tenorsaxophonist vom kleinen Jungen wissen.
«Nein, nein, aber mein Vater», erklärt der Junge stolz. Für die Musiker des Militärspiels Heer Ost ist dieser Einsatz nicht alltäglich. «Es
ist eine tolle Abwechslung zum WK-Alltag, hier den Kindern unser
Hobby näher zu bringen. Ich hoffe, dass der eine oder andere Schüler ein Instrument lernen möchte und dann später auch zur Militärmusik kommt», sagt ein Musiker.
Zusammen mit den «Rhythm Kids Busswil», die aus 4. bis 6. Klässlern besteht, ü
­ bte das Militärspiel am Nachmittag den ersten Teil
des Gemeinschaftskonzertes. «Mit meinen ‹Rhythm Kids Busswil› übe ich im Rahmen des Klassenmusizierens schon einige Zeit
an den Liedern, die wir h
­ eute Abend gemeinsam mit den Tambouren und dem Militärspiel aufführen werden», erzählt Hanni Hartmann, Organisatorin des ­Tages und Lehrerin für textiles Werken
und Klassenmusik. Ihre Schüler spielen verschiedene Rhythmusund Platteninstrumente wie zum Beispiel das Marimbaphon, die
Timpani, die Maracas, die Cabasa oder das Cajon. An Schul- und
Komp Zen Mil Musik
Gemeindeanlässen dürfen sie ihr Können
immer wieder auch vor Publikum zeigen.
Viel Geduld und noch mehr Elan
«Es war eine besondere Herausforderung,
heute Nachmittag die einzelnen Elemente
zusammenzuführen. Aber es hat super geklappt», freut sich Spielführer Oberleutnant
Koni Strotz. «Mit Kindern zu arbeiten, ist halt
schon was anderes als mit den Militärmusikern», schmunzelt der Student. Die Kinder
waren am Nachmittag sehr aufgeregt, nicht
nur wegen des anstehenden Konzertes, sondern auch wegen der vielen uniformierten
Personen, die da auf der Bühne sassen. Eigentlich war es viel interessanter, den Musikern zuzuschauen und sie zu beobachten, als
sich auf die Lehrerin und den Dirigenten zu
konzentrieren. Hanni Hartmann und Oberleutnant Strotz gelang es aber hervorragend,
in der kurzen Probezeit die Rhythmuselemente der «Rhythm Kids Busswil» mit den Klängen des Spiels zu harmonisieren. Das Ergebnis
konnte sich sehen und hören lassen.
Lynn versucht auf der Querflöte einen Ton zu spielen.
Begeistertes Publikum
Am Montagabend platzte die Busswiler Turnhalle aus allen Nähten. Eltern, Grosseltern, Verwandte und Musikbegeisterte strömten
in die Halle. «Ich bin schon ein bisschen nervös», flüstert das kleine
Mädchen aufgeregt dem Grosi ins Ohr. Es bestand aber kein Grund
zur Nervosität. Souverän eröffneten die «Rhythm Kids Busswil» zusammen mit dem Militärspiel Heer Ost das Konzert. Afrikanische
Rhythmen erklangen und die kleinen und grossen Musikerinnen und
Musiker zogen das Publikum schon nach den ersten Takten in ihren
Bann. Das traditionelle «Busswiler-Lied», geschrieben vom ehemaligen Lehrer Kuno Brülisauer, erlebte eine Neuinterpretation mit dem
Militärspiel, den 4.-Klässlern an den Mallets und dem Gesang aller
Schüler. Der Komponist war sichtlich gerührt, wird das Werk doch
schon seit über 20 Jahren immer wieder in Busswil aufgeführt; aber
noch nie in dieser Zusammenstellung.
Auch die Tambouren unter der Leitung von Wachtmeister ­Pascal
Genhart konnten im ersten Teil mit einer Trommelshow zeigen, was sie
mit den Mädchen und Jungen auf den Pads am Nachmittag einstudiert
hatten. Die grosse Leidenschaft des Leiters war bis in die hintersten Ränge zu spüren. Die Kinder waren voll konzentriert und auch sie begeisterten das Publikum mit ihrem Elan. Für die 4. bis 6. Klässler war dies ein
ganz spezieller Abend, den sie sicher noch lange in Erinnerung behalten.
Traditionelles und Unterhaltungsmusik
Im zweiten Konzertteil überzeugte das Militärspiel mit einer soliden
Leistung. Nach der traditionellen Eröffnung mit der Nationalhymne bot die 40-köpfige Formation unter der Leitung von Oberleutnant K
­ oni Strotz und Leutnant Fabian Schneider dem Publikum ein
abwechslungsreiches Programm. Traditionelle Märsche und Stücke
wechselten sich mit leichter Unterhaltungsmusik ab. Die Tambouren
unter der Leitung der beiden Wachtmeister Pascal Genhart und Kevin
Wirz begeisterten das Publikum mit schwungvollen Rhythmen und
einer Sondereinlage mit den «Jungtambouren Wil» unter der Leitung
der ehemaligen Militärtambourin Isabella W
­ alzthöny aus Sirnach.
Der Kommandant Kompetenzzentrum Militärmusik, Oberst
Philipp Wagner, liess es sich nicht nehmen, der Schulgemeinde für
die Möglichkeit des Brückenschlags zur Schule zu danken und gratulierte Hanni Hartmann für ihren grossen Einsatz zu Gunsten der
Jugend und der Musik.
Auch die Perkussionsinstrumente werden konzentriert ausprobiert.
Die Schweizer Militärmusik bietet an Volks- und Musikschulen, aber auch
mit Jugendmusiken und Musikvereinen individuelle Workshops an. Ziel ist
es zum Einen, die Kinder spielerisch an die Instrumente zu führen und sie
so für ein Blas- oder Perkussionsinstrument zu begeistern. Auf der ande­
ren Seite spricht die Militärmusik Jugendliche an, die bereits ein Instru­
ment spielen und macht so Werbung in eigener Sache. Denn nicht nur die
Musikvereine sind angewiesen auf Nachwuchs in ihren Reihen. Interes­
sierte können sich über [email protected] melden.
armee.ch Heer 1 / 16
17
Komp Zen Sport
Zeitmilitär-Spitzensportler zu sein,
ist ein Privileg
Die Athletinnen und Athleten, die eine der 18 Zeitmilitär-Spitzensportler-Stellen belegen sind nicht nur zufrieden damit,
sondern sehr stolz darüber: «Für mich ist es ein Privileg, dass ich so eine Stelle habe», sagte der Ruder-Weltmeister
Mario Gyr im Rahmen des Treffens zwischen dem Chef der Armee, Korpskommandant André Blattmann, und den Zeit­militär-Spitzensportlern in Magglingen.
Kurt Henauer, Kommunikation BASPO / Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Zum ersten Mal überhaupt traf der Armeechef alle 18 ZeitmilitärSpitzensportlerinnen und Spitzensportler gleichzeitig. Im Rahmen der Referate von Verbandsvertretern und auch an der Podiumsdiskussion kam zum Ausdruck, wie wichtig die Unterstützung
der Armee für den Sport ist. Und zwar nicht allein durch die 18
Zeitmilitär-Spitzensportstellen, sondern auch durch die Möglichkeit, dass Sportsoldatinnen und -soldaten, die die SpitzensportRS absolviert haben, im Jahr 130 WK-Tage leisten können, die mit
Erwerbsersatz EO und Sold entschädigt sind. «Es ist super, dass
wir solche Athleten haben», sagte der Chef der Armee, Korpskommandant André Blattmann in Magglingen. «Ich freue mich,
dass wir sie unterstützen können.» Er betonte aber auch, dass es
ein Geben und Nehmen sei. Er rief die Athletinnen und Athleten
wie auch deren Verbände dazu auf, zu zeigen, dass sie von der Armee unterstützt werden.
Eine gute Entscheidung
Jolanda Neff, die Weltranglisten-Erste im Mountainbike, sagte, dass es eine gute Entscheidung gewesen sei, dass sie die Spitzensport-RS in Angriff genommen habe. «Das war für mich eine
sehr gute Starthilfe, für den Einstig in die Spitzensport-Karriere», so die St. Galler Rheintalerin. «Und vor allem habe ich gelernt, den Tag zu strukturieren.» Sehr glücklich zeigte sie sich
darüber, dass sie danach eine Zeitmilitär-Spitzensportlerstelle
erhalten hat. «Diese Anstellung gab mir Vertrauen für den Sport.
Das zeigte mir, dass jemand an mich glaubt», so die letztjähri-
18 armee.ch Heer 1 / 16
ge Weltcup-Gesamtsiegerin. Dass die Armee und auch die Sponsoren einem das Vertrauen schenken, sei noch viel wichtiger als
das Geld auf dem Konto.
Botschafter der Armee
«Wir sind Botschafter der Armee», sagte Mario Gyr, der zusammen
mit seinem Bootskollegen Simon Schürch extra für einen Tag aus dem
EM-Trainingslager in Varese nach Magglingen kam. «Wir verpflichten uns deshalb auch, für die Armee Werbung zu machen.» Zusammen mit Simon Schürch, sowie dem Sportsoldaten Lucas Tramèr und
Simon Niepmann rudert er im Leichtgewichts-Vierer-ohne, der im
Vorjahr Weltmeister wurde und in Rio de Janerio zu den Schweizer
Medaillenhoffnungen zählt.
Trio für Rio
Der Schweizer Leichtgewichtsvierer-ohne ist von Swiss Olympic
schon für Rio selektioniert worden wie auch der Schweizer RadBahnvierer, über den wir in dieser Rubrik «Trio für Rio» regelmässig
berichten. Für die Mountainbiker mit Jolanda Neff erfolgt die Selektion später. Die Selektionsentscheide von Swiss Olympic fallen gestaffelt bis am 18. Juli 2016. Das definitive Aufgebot für Rio 2016 gibt
Swiss Olympic am 19. Juli 2016 bekannt.
Spitzensport in der Armee
Das Konzept der Spitzensportförderung zielt darauf hin, den Spitzensport
optimal mit der gesamten militärischen Dienstpflicht zu kombinieren. Die
Armee unterstützt Spitzensportler/innen mit internationalen Zielsetzun­
gen. Weitere Informationen: www.armee.ch/spitzensport
Komp Zen Sport
Nationalsport
Schwinger bereit für das «Eidgenössische»
Jeden Winter nutzen die Schwinger im Rahmen des Programms für Armee-Spitzensportler die Infrastrukturen in Magglingen, um sich auf die Saison vorzubereiten. Das Trainieren unter professionellen Bedingungen stellt für diese Athletengruppe,
deren Spitzenleistungen von der Gesellschaft nicht immer gebührend honoriert werden, eine unschätzbare Chance dar.
Matthias Sempach macht aus seinen Ambitionen keinen Hehl. Er will das Eidgenössische Schwingerfest gewinnen.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Obwohl das Schwingen ein Schweizer Nationalsport ist, können die Athleten von ihrem
Sport nicht leben, zumindest nicht vollständig. Bis 2012 durften sie auch nicht die Rekrutenschule für Spitzensportler absolvieren.
«Nach dem Sieg von Kilian Wenger beim
Eidgenössischen Schwingfest 2010 wurden
die Zulassungskriterien für die SpitzensportRekrutenschule so geändert, dass jetzt auch
Schwinger am Programm teilnehmen können», erklärt Franz Fischer, Verantwortlicher
Sport in der Spitzensport-RS. «Wir haben eng
mit dem Eidgenössischen Schwingerverband
zusammengearbeitet, um mit dessen Unterstützung die besten Schweizer Athleten
auszuwählen. Seitdem nutzen die Schwinger
jeden Winter die professionellen Infrastrukturen in Magglingen, um sich auf die Saison
vorzubereiten.»
Kilian Wenger erinnert sich: «Nachdem
ich den Titel als Schwingerkönig geholt hatte,
wurde ich vom Verkehrs- zum Sportsoldaten
befördert. Insgesamt ein Dutzend von uns
wurden für das Programm zugelassen. Das
war das erste Mal, dass ich mich zu 100% meinem Sport widmen und mir vor allem auch
die Zeit nehmen konnte, mich zu regenerieren.» Simon Anderegg fügt hinzu: «Ich bin
seit drei Jahren Sportsoldat und mache echte
Fortschritte. Im ersten Jahr konnte ich mich
beim Wintertraining so weit verbessern, dass
die darauffolgende Saison eine meiner besten
wurde. Das Schwingen ist ein Sport, bei dem
man sich leicht verletzen kann. Daher ist es
sehr wichtig, dass wir uns fit halten.»
Während ihres Wiederholungskurses
konzentrieren sich die Schwinger vollkommen auf ihr Training. «Morgens machen wir
Muskelaufbau, und am Nachmittag üben wir
unsere Schwingertechniken», wirft Matthias
Glarner ein, der auch für das Training beim
Widerholungskurs zuständig ist. «Jeder lernt
vom anderen und kann sich so verbessern –
eine optimale Vorbereitung.
Matthias Sempach:
«Mein Ziel ist die Krone»
Nach einem Jahr verletzungsbedingter Pause ist Matthias Sem­
pach jetzt wieder im Training. Er nimmt wie seine Kollegen an
den Wiederholungskursen für Spitzensportler teil. «Ich bin sehr
froh, dass ich wieder trainieren kann und freue mich auf die kom­
mende Saison», lässt uns der Berner Schwinger wissen. «Mein
Ziel dieses Jahr ist die Krone; daher ist es ein Glück, dass mir
hier Infrastrukturen und Trainer zur Verfügung stehen und vor al­
lem, dass ich mit den besten Schwingern der gesamten Schweiz
trainieren kann, bevor die Saison beginnt.»
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19
Komp Zen Geb
Gebirgsspezialisten
Minenwerfer zum Auslösen von Lawinen
Seit Auflösung der letzten Minenwerfer-Infanteriekompanie verwenden nur noch die Gebirgsspezialisten die mobilen 12cm
Minenwerfer. Ein kleiner Teil dieser Spezialisten erhält jedes Jahr eine Schulung in Hinterrhein (GR), bei der die Teilnehmer
lernen, im Falle subsidiärer Hilfe oder militärischen Bedarfs Lawinen auszulösen und so die Bevölkerung und Infrastrukturen
zu schützen
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Wie so oft im Winter erreicht den Waffenplatz Hinterrhein auch
heute keine Sonne. Tief im Tal befinden sich die Gebirgsspezialisten
mitten in einer Ausbildung. «Wir sind die Einzigen in der Schweizer Armee, die noch diesen 12cm Minenwerfer nutzen», erläutert
Hans Martin Henny, Berufsunteroffizier, Bergführer und Übungsleiter. «Aber nicht alle Gebirgsspezialisten durchlaufen während ihrer
militärischen Laufbahn diese Ausbildung. Während der Rekrutenschule erhalten alle AdA des Gebirgsdienstes eine Grundausbildung
zum Einsatz von Sprengladungen sowie für das 8,3cm-Raketenrohr
80. Nur 10 % davon werden in den FDT am 12cm-Minenwerfer geschult, und nur ganz wenige lernen, wie man Sprengladungen aus
Hubschraubern zum Einsatz bringt.»
Theoretisch-praktische Ausbildung
Seit Wochenbeginn nehmen die sich im Wiederholungskurs in Hinterrhein befindlichen AdA an einer theoretischen Ausbildung teil.
Heute Morgen erlernen sie, mit der Karte in den Händen, die Berechnung eines Schusses. Einer der Soldaten erläutert uns, dass der
20 armee.ch Heer 1 / 16
Minenwerfer eine Reichweite von 7 Kilometern hat. Das Ergebnis ist
schnell zur Hand: Für das angegebene Ziel ergeben sich eine Ladung
von 4, eine Entfernung von 4 Kilometern und eine Höhe von 600 Metern. «Es ist eigentlich nicht so schwierig, einen Minenwerfer zu verwenden. Man muss sich auf der Karte zurechtfinden und das Ziel genau festlegen», erläutert Hans Martin Henny und ergänzt: «Die Profis
können sogar ein Ziel anvisieren, das sie gar nicht sehen. Wir nehmen uns aber nur Ziele vor, die wir tatsächlich vom Stellungsraum
aus sehenkönnen.»
Nach mehreren Rechenübungen bewegt sich die Truppe zum
Materialraum, um die Munition für diesen Nachmittag vorzubereiten. Dabei erhaschen die Teilnehmer einige der im Winter so raren
Sonnenstrahlen auf dem Waffenplatz. Hans Martin Henny holt zwei
Munitionstypen hervor, die er seinen Schülern präsentiert. Beim ersten handelt es sich um eine Übungsmunition für den ersten Schuss.
Der zweite Typ ist Kampfmunition, mit der das Ziel getroffen werden
soll. Das Zündsystem wird im Detail erläutert; anschliessend werden
die Sprengstoffe in den LKW verladen.
Alle freuen sich darauf, endlich den Minenwerfer zu bedienen.
Jetzt ist es soweit: Noch einmal werden vor dem Zielhang die Berech-
Komp Zen Geb
Hans Martin Henny erklärt den Unterschied zwischen Übungs­
munition und Einsatzmunition.
Das Laden des Minenwerfers ist eine heikle Angelegenheit.
nungen überprüft. Die AdA sammeln sich und bereiten sich auf die
Praxisphase vor. Um den Minenwerfer herum hat jeder seine ganz
eigene Aufgabe: einstellen, kontrollieren, schiessen. Die erste Gruppe erhält die Schiesserlaubnis; alle beobachten das Ganze mit dem
Fernglas. «Ein wenig daneben – da muss noch nachjustiert werden»,
urteilt Hans Martin Henny. Nun kommen die zweite und die dritte
Gruppe an die Reihe.
Anschliessend kann die erste Gruppe zum zweiten Mal schiessen. Die Ferngläser wieder auf der Nase, halten alle den Atem an.
«Das geht ja kaum besser. Entweder seit ihr verdammt gut, oder ihr
habt einen super Ausbilder», frotzelt Hans Martin Henny. «Jetzt
könnt ihr das Protokoll eures Schusses aufnehmen und die genaue
Einschlagstelle angeben.»
Der von den Soldaten lang ersehnte Moment ist gekommen.
Die Gebirgsspezialisten
Die Gruppe der Gebirgsspezialisten zählt etwa 320 Soldaten, die auf neun
Detachements verteilt sind. Dadurch werden ein ganzjähriger Dienst und
eine ständige Verfügbarkeit gewährleistet. Wichtig ist, dass die während
der RS erworbenen bzw. aus den zivilen Berufen mitgebrachten Kenntnis­
se während der WK weiterentwickelt werden können. Nur so kann mittels
einer zweitägigen, einsatzbezogenen Ausbildung (EBA) die Einsatzbereit­
schaft gewährleistet werden.
Durch die Weiterbildung perfektionieren die Gebirgsspezialisten ihre Fä­
higkeiten, im Sommer wie im Winter mit den geeigneten technischen
Hilfsmitteln schwieriges Terrain zu durchqueren, aber auch die Machbar­
keit einer Mission in einem gegebenen Gelände zu beurteilen. Der Ge­
birgsspezialist ist der Berater des taktischen Kommandanten; er beurteilt
die Situation im Gebirge oder in schwierigem Gelände und gewährleistet,
dass die Mission unter bestmöglichen Bedingungen erfüllt werden kann.
Beobachtungsphase. Haben wir richtig gerechnet?
armee.ch Heer 1 / 16
21
Der Adjutant hat sich bei den Gebirgsspezialisten sehr gut integriert.
Porträt
Ein Adjutant der französischen Armee bei
den Gebirgsspezialisten in der Schweiz
Zwischen Januar und April 2016 hat Gregory Mathis, Instruktor und Adjutant der Ecole militaire de haute montagne (EMHM)
in Chamonix einen Lehrgang am Kompetenzzentrum Gebirgsdienst der Schweizer Armee absolviert. Es ist das erste Mal,
dass ein französischer Angehöriger der Armee in Andermatt weilt.
Laurent Wolf, Kommunikation Heer
Die Rekruten der Gebirgsspezialisten aus
Andermatt kehren von einer Übung mit Helikoptern der Luftwaffe zum Militärflugplatz
Alpnach zurück. Eine der Uniformen der Truppe fällt ins Auge: Sie gehört Grégory Mathis,
einem Ausbilder der Gebirgsjäger (Chasseurs
alpins) der französischen Armee. Er verbringt
vier Monate hier, um bestimmte Techniken zu
erlernen, die unsere Gebirgstruppen nutzen.
Im Gegenzug vermittelt er den Rekruten andere spezifisch französische Techniken.
Im Rahmen seines Aufenthalts wird er
an Material ausgebildet, das in der französischen Armee nicht zum Einsatz kommt.
22 armee.ch Heer 1 / 16
Dies gilt für rund 60 Prozent seines Stundenplans in Andermatt. Zudem unterrichtet
er verschiedenst Angehörige der Schweizer
Armee, die einen Lehrgang in Andermatt
absolvieren, beispielsweise darin, im Hochgebirge die Nacht in einem selbstgebauten
Iglu zu verbringen.
Unterschiede bei Organisation und
Techniken
Einer der Höhepunkte der Ausbildung ist die
«organisierte Rettung», bei der Dreibeine,
Winden und Tragbahren aus Metall zum
Einsatz kommen: «In Frankreich werden
solche Hilfs- und Rettungsaktionen von der
Hochgebirgsrettungseinheit der Gendarmerie
PGHM übernommen, nicht von den Gebirgsjägern», erläutert der Adjutant. «Ausbildung
und Auftrag der Gebirgsjäger zielen im Wesentlichen auf den Kampf, die Bewegung und
die Stationierung im Gebirge ab.»
Auch bestimmte Bezeichnungen unterscheiden sich. So heisst etwa die Begehbarmachung, die in der Schweiz als «passage équipé»
bezeichnet wird, in Frankreich «équipement
de passage». Die Technik jedoch ist die
gleiche: Das Gelände wird durch Gebirgsspezialisten so präpariert, dass eine andere,
nicht entpsrechend ausgebildete oder schwer
beladene Einheit ein Hindernis überwinden
kann, beispielsweise in steilem Gelände oder
an Gewässern.
Komp Zen Geb
Für die Truppe beginnen die Ausbildungstage um 7 Uhr morgens und können bis um 23
Uhr dauern. Der Stundenplan des Adjutanten bleibt jedoch sehr flexibel: «Ich kann
vormittags an der Ausbildung der Rekruten
teilnehmen und nachmittags, wenn mir dies
sinnvoll erscheint, an derjenigen der Unteroffiziere. Schliesslich ist das Ziel, so viel wie
möglich von den Techniken der Schweizer
Armee zu sehen und zu lernen.»
Eine sehr positive Erfahrung
Gregory Mathis ist begeistert von der schweizerischen Gastfreundschaft. Ihm steht ein
Einzelzimmer mit Küche zur Verfügung,
trotzdem nimmt er seine Mahlzeiten regelmässig mit der Truppe ein. Dank seiner
elsässischen Wurzeln versteht er ein wenig
Deutsch, gerade bei Kursen mit einem sehr
technischen Vokabular ist er über die anwesenden Westschweizer als Verständnishilfen
und Übersetzer froh.
Anfangs sorgte das Béret der Chasseurs
alpins für Erheiterung: «Viele fanden es lustig,
wenn ich mit meiner Tarte – so wird das Béret
der Chasseurs alpins inoffiziell genannt – auf
dem Kopf unterwegs war. Aber letztlich haben
sich alle daran gewöhnt. Um den weissen
Schneetarnanzug aus Frankreich beneiden
mich andererseits doch Einige!»
Zu Beginn seines Aufenthalts fehlt
Grégory Mathis häufig die Zeit, um nach
Frankreich zurückzukehren: «Die Fahrt
nach Chamonix kann lang sein, besonders
im Winter. Daher ist mein Stundenplan so
Gregory Mathis
Der aus dem Elsass stammende Berufsmilitär
Adjutant Grégory Mathis leistete zunächst sei­
nen Militärdienst als Hilfsgendarm auf den fran­
zösischen Antillen. Anschliessend verpflichtete
er sich im September 2002 als Unteroffiziers­
anwärter bei den Chasseurs alpins des französi­
schen Heeres. Später beschloss er, im 27. Ge­
birgsjägerbataillon (Bataillon de Chasseurs
Alpins, BCA) in Annecy zu dienen, zunächst als
Gruppenchef einer Infanteriekampfgruppe, dann
bei der Spezialeinheit Groupement de Comman­
dos Montagne (GCM). Er leistete er zwei Einsät­
ze in Afrika und einen weiteren in Afghanistan.
Seit Juli 2012 ist er an die EMHM in Chamonix
als Gebirgsinstruktor abkommandiert.
Er ist einer von rund 30 Kandidaten, die auf na­
tionaler Ebene für die Bildung eines Gebirgsauf­
klärerzugs (SEM) an der Ecole militaire de haute
montagne (EMHM) in Chamonix ausgewählt wur­
den. Die etwa 3000 anderen Unteroffiziere des
französischen Heeres werden in Saint-Maixentl’Ecole ausgebildet.
gestaltet, dass ich bei meiner Rückkehr nach
Frankreich mindestens drei Tage zur Verfügung habe.» Wenn er nun in Andermatt
bleibt, betreibt er Bergwandern. «Ich fühle
mich hier sehr wohl. All diese Gipfel sind ein
herrlicher Tummelplatz, auf dem ich mich
austoben kann!», scherzt er. «Dieses Jahr
nehme ich zum dritten Mal an der Patrouille
des Glaciers teil, für die ich entsprechend
sehr gute Trainingsbedingungen habe.» Seine
Ausbilderkollegen aus der Schweiz laden ihn
Von links nach rechts: Stabsadjutant
Roger Würsch, Adjutant Gregory Mathis
und Oberst i Gst Ivo Burgener, Kommandant
des Kompetenzzentrum Gebirgsdienst
der Armee.
häufig zum Essen zu sich nach Hause oder zu
Ausflügen in die Berge ein.
«Die Erfahrung ist für mich vorwiegend
positiv. Der Gegenbesuch fand bereits 2015
statt. Damals verbrachte ein Instruktor der
Schweizer Armee acht Monate an der EMHM»,
führt Grégory Mathis aus. «Es ist auch schon
eine weitere Kooperation in Chamonix geplant, die im Juli beginnen soll.» Ein weiterer
Freiwilliger der französischen Seite dürfte also
schon bald nach Andermatt kommen.
Optimale Übungsbedingungen …
armee.ch Heer 1 / 16
23
Olympische Spiele in Rio
Mehrere Zeitmilitär-Spitzensportler und Sportsoldaten haben sich für die Olympischen Spiel in Rio in qualifiziert. Unter ihnen die Mountainbikerin
Jolanda Neff, das Vierer-ohne Ruderteam, die Turner, die Fechter Max Heinzer und Fabian Kauter sowie das Team im Bahnradfahren-Verfolgung.
Wir wünschen allen Athleten einen erfolgreichen Wettkampf und viele Medaillen.
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4Alpine Spitzenleistungen an der
Patrouille des Glaciers
1 / 16
2 Der Armeechef zu seinem Rücktritt
6 Abwechslungsreiche Karriere in der Friedensförderung
10 Norwegische Rekruten in der Panzerschule Thun
Schreiben des Armeechefs zu seinem Rücktritt
«Die Begegnungen mit Armeeangehörigen
aller Stufen sind ein Privileg»
Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 23.03.16 meiner Ablösung
als Chef der Armee per 01.01.17 zugestimmt. Danach werde ich dem
Chef VBS bis zum 31.03.17 für besondere Aufgaben zur Verfügung
stehen und anschliessend in den vorzeitigen Ruhestand übertreten.
Für das über all die Jahre in mich gesetzte Vertrauen möchte ich meinen Chefs danken.
Seit nunmehr 40 Jahren bin ich Angehöriger der Schweizer Armee. Ende 2016 sind es bereits 33 Jahre, in welchen ich als Berufsoffizier arbeiten konnte, über acht Jahre davon an der Spitze der Armee. Viele von Ihnen durfte ich während meinem jahrzehntelangen
Wirken kennen und schätzen lernen. Zusammen haben wir viel erreicht. Für Ihren Beitrag auf diesem langen Weg, für Ihre Unterstützung, für Ihr Wohlwollen und das von Ihnen eingebrachte Herzblut
zugunsten unseres gemeinsamen Anliegens danke ich Ihnen und Ihren Angehörigen aufrichtig.
Im Jahr 1984 habe ich den Hptm Grad abverdient; seither durfte
ich als Miliz- und Berufsoffizier in verschiedenen Funktionen Chef
sein, habe viele Kommandanten unterschiedlicher Stufe ausbilden,
begleiten, unterstützen oder führen dürfen. Die meisten Kontakte
waren und sind bereichernd. Ja, das ganz grosse Privileg das ich geniessen durfte und darf, ist das Zusammenarbeiten mit Kommandanten und Chefs, Kadern, Soldaten und Mitarbeitenden, die sich
für unser Land und seine Bevölkerung einsetzen; überzeugt, glaubwürdig und kompetent.
Für all das, was Sie als Armeeangehöriger unserer Milizarmee,
engagiert, loyal und verantwortungsbewusst zum guten Gelingen
und zur Erfüllung unseres Auftrages, aber auch zum feinen zwischenmenschlichen Austausch beigesteuert haben, danke ich Ihnen
von ganzem Herzen.
Der Zeitpunkt der Ablösung als Chef der Armee ist primär
im Sinn der Sache zu sehen. Nach dem erfreulichen Abschluss der
WEA-Beratungen in den Eidgenössischen Räten steht nun die mehrere Jahre dauernde Umsetzung bevor. Wer hierfür die Verantwortung trägt, muss selber Weichenstellungen, zum Beispiel im personellen Bereich, vornehmen können, und die Führung während einiger
Jahre innehaben. Da bereits Mitte 2017 die ersten Kaderschulen nach
dem neuen Modell durchgeführt werden, macht der Stabwechsel per
01.01.2017 Sinn.
Zur WEA nur so viel:
Die heutige Lösung (Armee XXI mit Entwicklungsschritt 08/11) ist
in allen Belangen, insbesondere der Bereitschaft, (Kader-) Ausbildung und (vollständige) Ausrüstung schlechter als die vom Parlament verabschiedete Lösung. Die tatsächlichen Bestände erlauben
keine grössere Armee, ohne die Dienstleistenden noch zusätzlich zu
belasten, und nur der beschlossene Finanzrahmen ermöglicht eine
flexiblere Ausgabenpolitik mit erfreulichen Anreizen zum haushälterischen Umgang mit den Finanzmitteln. Wer der Armee oder der Sicherheit des Landes darüber hinaus Gutes tun will, sollte diese Fortschritte nicht gefährden.
2 armee.ch 1 / 16
Bild: ZEM
Geschätzte Armeeangehörige;
Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere
Der Zeitpunkt zur Ablösung des CdA ist aus meiner Sicht auch darum richtig gewählt, weil der Departementsvorsteher sich nun Zeit
für die Wahl eines Nachfolgers nehmen kann. Zudem kann ich meine Erfahrung dieses Jahr weiterhin in drei wichtige Geschäfte einbringen und damit zu guten Voraussetzungen für die Zukunft der
Schweizer Armee beitragen:
– Bericht im Hinblick auf die Beschaffung eines Neuen Kampfflugzeuges (NKF);
– Rüstungsplanung unter Nutzung des neulich gewährten Finanzierungsrahmens;
– Vorbereitung und Führung allfälliger subsidiärer (Sicherungs-)
Einsätze zugunsten der zivilen Behörden im Zusammenhang
mit der Migration.
Die Aufzählung der anstehenden Arbeiten ist nicht abschliessend. Aber gerade beim dritten Punkt erkennen Sie Ihre eigene Bedeutung für die Auftragserfüllung der Armee. Die aktuelle sicherheitspolitische Lage um die Schweiz lässt – ohne schwarz malen zu
wollen – Einsätze der Armee näher kommen. Aufgrund nachrichtendienstlicher Erkenntnisse und der konkreten Entwicklung werden
allfällige Anpassungen des Dienstleistungsplanes politisch entschieden werden müssen, damit die Bereitschaft der Armee gewährleistet
ist. Wenn wir auf einen Einsatz verzichten können sind wir dankbar.
Wenn es uns braucht, werden wir den Auftrag erfüllen. Oder anders
gesagt: Die Armee braucht die Unterstützung von Ihnen und Ihrem
Verband, und ich danke Ihnen dafür. Ich freue mich, Ihnen im Dienst
oder bei anderer Gelegenheit zu begegnen.
Mit den allerbesten Wünschen für Sie persönlich
und freundlichen Grüssen
Ihr CHEF DER ARMEE
Korpskommandant André Blattmann
Neues Kartendarstellungssystem der Armee
«Albireo», das Tor zur Geoinformationswelt
Das bekannte Kartendarstellungssystem der Armee, «PCMap swissline», ist in die Jahre gekommen. Im Rahmen des Projektes GeoInfo Verteidigung wurde die Kartenapplikation auf den neuesten Stand bei Technik und Design gebracht. «Albireo»
wird ab Sommer 2016 zur Verfügung stehen.
Michael Lanini, Mil Geo Offizier Verteidigung
Das neue Produkt heisst Kartendarstellungssystem (KADAS) Albireo. Albireo steht dabei für einen Doppelstern im Sternzeichen
Schwan, welcher eine wichtige Bedeutung
in der Himmels-Navigation besitzt. Zu den
Neuheiten zählen eine intuitive Benutzeroberfläche, die einfache Einbindung von
Geodiensten aus der Nutzungsplattform der
Militärischen Geodaten-Infrastruktur sowie
uneingeschränkte Interoperabilität mit anderen Führungsinformationssystemen der
Armee. Für die neue Benutzeroberfläche
wurde ein Ribbon-Konzept übernommen,
welches an die gängigen Office-Werkzeuge
erinnert und damit eine gewohnte Einordnung der Funktionalitäten ermöglicht. Bei
der Umsetzung des Konzepts wurde grosser
Wert auf Ergonomie, Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit gelegt.
Das 3D-Darstellungsmodul …
Interoperabel mit anderen Systemen
Das KADAS Albireo ermöglicht den Zugriff
auf ein sehr breites Angebot an standardisierten Geodiensten und Geodaten. Es orientiert
sich dabei eng an map.geo.admin.ch, den
Angeboten des Geoportals des Bundes. Natürlich funktioniert «Albireo» auch offline,
was eine grosse Flexibilität bei Einsätzen
ohne Netzwerkverbindung sicherstellt,
und zwar im In- und Ausland. Dank der
Integration von Symbolen und taktischen
Zeichen gemäss Reglement 52.002.03 verfügt
das KADAS Albireo über die Möglichkeit,
Lageinformationen mit anderen Führungsinformationssysteme der Armee wie
beispielsweise FABIS und FIS Heer auszutauschen. Damit können auch Angehörige der
Armee, die keinen regelmässigen Zugriff auf
die erwähnten Systemen haben, mit einem
mächtigen Werkzeug ausgerüstet werden,
welches die Vorbereitung von Einsätzen und
Fortbildungsdiensten unterstützt.
Offener Code ermöglicht Weiterentwicklung
Die Entwicklungsarbeiten wurden zusammen mit dem Bundesamt für Landestopografie und mit der Firma Sourcepole AG
durchgeführt. Das KADAS Albireo baut auf
dem Open Source Projekt Quantum GIS auf
(www.qgis.org). «Albireo» kann dank sei-
… und das Lagedarstellungsmodul in der neuen Software.
nes offenen Programmiercodes um weitere
Anwendungen und Funktionen modular
erweitert werden. Das öffnet ein breites
Spektrum an Weiterentwicklungsmöglichkeiten. So können Fachfunktionalitäten als
Plugins ohne grossen Aufwand integriert
und damit die Anzahl an Speziallösungen im
Bereich Verteidigung schrittweise reduziert
werden. Dies führt zu deutlichen Vorteilen
in der gemeinsamen Geodatenbewirtschaftung und bei der Sicherstellung des Prinzips
«Operating off the same map», der Nutzung
einheitlicher Kartendaten.
Das KADAS Albireo wird ab Sommer 2016
auf den meisten IKT-Plattformen der Armee sowie der militärischen Verwaltung zur
Verfügung stehen. Ab Herbst 2016 ist eine
Light-Version geplant, gedacht insbesondere
für den Einsatz im Rahmen von Milizfunktionen. Im Zuge der Einführung sind zwar
Multiplikatoren-Schulungen vorgesehen,
jedoch ist die Bedienung des KADAS Albireo
so intuitiv, dass der Einstieg insbesondere der
jüngeren «Google (Maps)»-Generation keine
Schwierigkeiten bereiten sollte.
armee.ch 1 / 16
3
Patrouille des Glaciers
Trainingslager mit
ausländischen Militärpatrouillen
Die Patrouille des Glaciers zählte dieses Jahr mehr als 4700 Teilnehmer, darunter 1800 Militärs. Für die Betreuung der
ausländischen Patrouillenteilnehmer ist der Bereich Internationale Beziehungen Heer zuständig. Er kümmert sich um die
Formalitäten für die Einreise in die Schweiz, die Planung des Aufenthalts und die Anmeldung. Wir haben sie in Fiesch (Wallis)
getroffen, zwischen Materialkontrolle und Informationsabend.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Noch ist es nicht so weit, aber vor der Tür
zur Materialkontrolle wartet schon eine
lange Menschenschlange. «Wir bieten
ausländischen Patrouillenmitgliedern die
Möglichkeit, die Materialkontrolle direkt in
Fiesch statt in Zermatt oder Evolène durchzuführen. Dadurch sparen sie sich unnötige
Wege und gewinnen kostbare Zeit», erläutert Jean-Louis Hug, Chef Internationale
Beziehungen und Chef des Lagers Fiesch.
Die hier versammelten, hauptsächlich aus
Europa stammenden Militärathleten wurden
alle vom Heer eingeladen, sich auf die spektakuläre Patrouille des Glaciers einzulassen.
«Um die Einladungen kümmert sich die
Zelle Internationale Beziehungen. Zunächst
kontaktieren wir die Streitkräfte unserer
Nachbarländer und dann auch andere Nationen. Teilnehmen können auch Angehörige von Gendarmerie, Gebirgspolizei und
Feuerwehr», erläutert Jean-Louis Hug. «Es
wurden auch amerikanische Militärs eingeladen. Leider konnten sie keine Dreiergruppe
4 armee.ch 1 / 16
aufstellen, sodass einer allein die Reise angetreten hat. Um diesem die Teilnahme zu
ermöglichen, hat die Führung des Anlasses
eigens das erste internationale Militärteam
in der Geschichte der Patrouille des Glaciers
ins Leben gerufen.»
Unterkunft in einem ehemaligen
Militärspital
Seit dem Jahr 2000 haben ausländische Militärpatrouilleure die Möglichkeit, zwecks
Akklimatisierung an einem Trainingslager
teilzunehmen. «Wir hatten schon sehr gut
trainierte Athleten mit Höhenproblemen
dabei, die bereits beim ersten Hügel aufgeben mussten», erinnern sich Oberstleutnant
Pierre Vallat und Olivier Cingria, zwei Militärs der ersten Stunde, die bis heute mit
dabei sind. «Damals waren die Bedingungen
noch nicht so gut wie heute. Wir hatten nur
etwa zwölf Teams aus fünf oder sechs Nationen.» Doch seitdem hat sich Einiges getan:
dieses Jahr sind etwa vierzig internationale
Militärpatrouillen der Einladung der Zelle
Internationale Beziehungen gefolgt.
Die ausländischen Militärs freuen sich sehr,
dabei zu sein. Sie sind im ehemaligen Militärspital von Fiesch untergebracht, das heute ein
Sportzentrum und ein Feriendorf ist. «Wir
könnten uns ein derartiges Angebot nicht
erlauben, wenn wir keine Sondertarife aus
der Zeit des Militärspitals hätten», fügt JeanLouis Hug hinzu. «Wir haben ein Team, das
sich um Verwaltung und Logistik kümmert.
Auch für täglich anfallende Probleme stehen
wir zur Verfügung.»
Die erste internationale Militärpatrouille der Geschichte
Etwas verloren steht Captain Matthew Hickey, Verantwortlicher für das Programm
World Class Athlete, inmitten der Athleten
und wartet darauf, dass jemand ihn über den
weiteren Ablauf informiert. Die US-Armee
konnte keine dreiköpfige Gruppe von Patrouilleuren aufstellen, so dass Hickey alleine
in die Schweiz reiste. «Ski-Alpinismus ist bei
uns keine sehr verbreitete Sportart. Es gibt bei
uns schon Bergspezialisten, aber sie liefern
sich keinen Wettkampf», erklärt Matthew
Auf den Gipfeln sind die Gebirgsspezialisten
der Schweizer Armee nicht allein im Einsatz. In
diesem Jahr erhalten sie Unterstützung von etwa 30 Mitgliedern der 27. Gebirgsinfanteriebrigade der französischen Armee. Hinzu kommen gut 20 deutsche und 10 österreichische
Militärs. Diese Zusammenarbeit hat Oberst
Max Contesse, Kommandant der Patrouille des Glaciers, 2013 ins Leben gerufen. «Die
Patrouille des Glaciers ist zweifellos eines der
grössten Rennen dieser Art in den Alpen, aber
militärisch gesehen stellt sie vor allem ein bedeutendes operationelles Engagement mit
5400 Wettkämpfenden dar, das über vier Tage im Gletschergebiet auf über 3500 Metern
Höhe stattfindet», erläutert Major Jean-Cyrille
Audouit, Stellvertreter des Offiziers für Kommunikation der 27. Gebirgsinfanteriebrigade.
Die Gebirgsspezialisten stellen in Zusammenarbeit mit der Schweizer Armee die Wegmarkierungen an den Posten Tête Blanche, Riedmatten und Tsena Réfien sicher und sind für
Unterstützung, Sicherheit und medizinische
Versorgung der Wettkämpfenden zuständig.
Im Laufe der Patrouille des Glaciers wurden
die unterstützenden ausländischen Militärs befragt. Alle zeigten sich zufrieden. «Die Zusammenarbeit mit den Angehörigen der Schweizer
Armee funktioniert bestens. Unsere Soldaten
sind sehr zufrieden mit dieser Partnerschaft,
und diese Erfahrung ist für alle eine Bereicherung. Dabei können wir unser Know-how austauschen und für einen guten Verlauf der Veranstaltung sorgen», fasst ein Mitglied der 27.
Gebirgsinfanteriebrigade der französischen
Armee zusammen.
Bilder: J-P Tauvron © EMHM
Französische, deutsche und
österreichische Unterstützung für
die Schweizer Armee
Hickey. «Ziel ist es, diese Disziplin in unserer
Armee einzuführen, damit wir uns hier in
den kommenden Jahren den grossen europäischen Nationen stellen können.»
Damit sich Captain Matthew Hickey
auf das Abenteuer einlassen konnte, hat die
Organisation eine internationale Militärpatrouille geschaffen, eine Premiere in der
Geschichte der Patrouille des Glaciers. «Ich
freue mich sehr, gemeinsam mit Captain
Melanie Birtwistle teilnehmen zu können.
Wir kennen unser künftiges Mannschaftsmitglied zwar noch nicht, aber die Patrouille
ist wieder eine Gelegenheit zu zeigen, wie
wichtig Armeesport ist», sagt Hickey zufrieden. Und Melanie Birtwistle fügt hinzu:
«Es ist mir eine Ehre, Mitglied dieser ersten
internationalen Patrouille zu sein. Ich bin
ziemlich aufgeregt, denn ich bin erst seit zwei
Monaten mit dem Ski-Alpinismus vertraut.
Normalerweise praktiziere ich Triathlon und
Abfahrtski.»
Aufgrund der schlechten Wetterlage
mussten die Rennen A2 und Z2 abgesagt
werden. Die ausländischen Patrouillen konnten nicht antreten.
armee.ch 1 / 16
5
Rubriktitel
Der ungewöhnliche Werdegang eines Milizarmeeangehörigen
Von der nigerianischen Hühnerfarm
in den Friedensförderungsdienst
Oberleutnant Oliver Röthlisberger hat die Laufbahn in der militärischen Friedensförderung der Schweizer Armee eingeschlagen. Er ist derzeit als Hauskommandant in Bosnien und Herzegowina tätig und wird danach in der Humanitären Minenräumung im Südsudan arbeiten. Davor hatte er nach Abschluss seines Studiums während einigen Monaten eine Hühnerfarm in
Nigeria aufgezogen.
Cornelia Mathias, Stv Chefin Kommunikation SWISSINT
«Orkan Lothar hat nicht nur die einheimischen Wälder, sondern die
gesamte Forstwirtschaft durcheinander gewirbelt», erinnert sich der
34-jährige Oliver Röthlisberger an den Sturm von 1999 zurück. Weil
der Markt daraufhin mit billigem Holz überflutet wurde, reagierte
die Branche mit Stellenabbau. Der gelernte Forstwart arbeitete darauf für einige Zeit als Landschaftsgärtner, bevor er die Berufsmaturität erlangte. Durch sein besonderes Interesse an Lebensmitteln sowie
deren Herstellung und Vermarktung beschloss er, im Anschluss Lebensmitteltechnologie mit der Vertiefung Betriebswirtschaft an der
Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften zu
studieren. Nach dem Bachelorstudium war Röthlisberger für einige
Jahre bei einem Schweizer Grossverteiler, bevor er berufsbegleitend
ein Masterstudium in Betriebswirtschaft an der Berner Fachhochschule absolvierte und sich für den Schritt ins Ausland entschied.
Die Hühnerfarm in Nigeria
Während des Studiums kontaktierte Röthlisberger einen langjährigen Freund und ehemaligen Arbeitskollegen in Nigeria mit der Absicht, diesen zu besuchen. Sein Freund betrieb dort eine Hühnerfarm.
Doch wie sich herausstellte, hatten eine Krankheit und unzuverlässige Angestellte dazu geführt, dass die Farm nicht mehr produzieren konnte. Als ausgebildeter Unternehmensentwickler mit viel Pro-
6 armee.ch 1 / 16
jekterfahrung kribbelte es den Berner geradezu in den Fingern, die
Farm wieder zum Leben zu erwecken. So reiste Röthlisberger nach
sechsmonatiger Vorbereitung für fünf Monate nach Nigeria, wo er
sein «Hühner-Patenschaft-Projekt» erfolgreich umsetzte.
Nach der Rückkehr in die Schweiz absolvierte Röthlisberger den
dreiwöchigen Einführungskurs für Friedensfördernde Missionen am
Kompetenzzentrum SWISSINT in Stans. Zwei Jahre zuvor war durch
die Tätigkeit im Offiziersverein der Berner Fachhochschule der Kontakt zu den Internationalen Beziehungen Verteidigung (IBV) entstanden, worauf die Bewerbung für den Einsatz in der Humanitären
Minenräumung folgte. Da aber dieser Einsatz erst im folgenden Jahr
stattfinden sollte, bot SWISSINT Röthlisberger die Chance eines Einsatzes als Hauskommandant in Bosnien-Herzegowina.
Erste Erfahrungen in der militärischen Friedensförderung
Nach der Rekrutierung am Kompetenzzentrum SWISSINT wurde er
während zehn Wochen auf seinen ersten friedensfördernden Einsatz
der Schweizer Armee ausgebildet. Seit knapp einem halben Jahr ist
er nun als Hauskommandant in Bosnien und Herzegowina im Einsatz. Oberleutnant Röthlisberger führt mit viel Geschick ein LOT
(Liaison and Observation Team) mit acht Armeeangehörigen. Und
im Anschluss an diesen Einsatz wird er nun einen einjährigen
Einsatz im Bereich der Humanitären Minenräumung für das
Kompetenzzentrum SWISSINT im Südsudan leisten. Danach
So schützen Sie sich vor Zecken
Zecken können Bakterien und Viren übertragen. Eine virale
Erkrankung ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
Breitet sich das Virus aus, so kann es zu einer Hirnhautentzündung kommen. Der militärärztliche Dienst zeigt Massnahmen auf, um sich vor Zeckenbissen zu schützen und empfiehlt, sich gegen FSME impfen zu lassen.
Ardian Jakupi, Kommunikation LBA
Bambus: Stabil und dennoch flexibel
«Mein Grossvater hat mich gelehrt, Dinge zu hinterfragen und auch
einmal einen unkonventionellen Weg zu gehen.» So sei sein Grossvater sein grösster Förderer in seiner beruflichen und persönlichen
Entwicklung gewesen. Röthlisberger ist überzeugt, dass er eines Tages alle seine Kompetenzen früherer Tätigkeiten zusammenführen
kann. Dabei bleibt er offen, ob das im zivilen oder im militärischen
Aufgabengebiet sein wird. «Der Orkan Lothar hat mich 1999 gelehrt,
dass Starres bricht. Bambus hingegen neigt sich und richtet sich dann
wieder auf.» Er sei sehr stabil und belastbar, könne aber nachgeben. Was für moderne Organisationen gilt, spielt
auch für Privatpersonen eine grosse Rolle
und ist entscheidend für langfristigen Erfolg.
Das Zeckenmerkblatt des Militärärztlichen Dienstes ist auf der Webseite
der Logistikbasis abrufbar:
→→ http://www.lba.admin.ch/internet/lba/de/home/themen/sanit/
Organisation/milit.html
Nützliche Informationen zu Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden, bietet das Labor Spiez auf seiner Webseite an:
→→ http://www.labor-spiez.ch/de/the/bs/dethebsnrzk.htm
Bild: Bundesamt für Gesundheit (BAG)
kann sich der Berner auch vorstellen, den UNO-Militärbeobachter
Kurs in Stans zu absolvieren, um für einen weiteren friedensfördernden Einsatz als Militärbeobachter tätig zu sein.
In den letzten acht bis zehn Jahren hat die Zahl der Zeckenenzephalitis oder «Frühsommer-Meningoenzephalitis» Fälle in der Schweiz
deutlich zugenommen. Wie der Name schon sagt, besteht die höchste Gefahr sich das Virus einzufangen, ab Frühsommer, dauert aber
bis September. Bei 5–15% der infizierten Personen kann das FSMEVirus zu einer Hirnhautentzündung führen. Bei Erkrankungen mit
schwerem Verlauf können allenfalls Restschäden bleiben. Gute Schuhe und körperbedeckende, anliegende Kleidung sind gute Voraussetzungen, um Zeckenbissen vorzubeugen. Besonders in der Nordostschweiz sollte man den Körper nach einem Aufenthalt im Wald
systematisch nach Zecken absuchen. Auch sollte eine Impfung gegen FSME in Betracht gezogen werden. Bei Militärangehörigen im
Dienst ist die Impfung kostenlos und wird in der Regel während der
Rekrutenschule durchgeführt. Später ist die Krankenabteilung aufzusuchen, welche die Notwendigkeit der Impfung prüft. Zivile Personen können sich über den eigenen Hausarzt informieren und impfen lassen. Insgesamt erfolgt die Impfung in drei Injektionen, welche
einen Langzeitschutz von zehn Jahren gewährleisten.
Stand 2016: Gebiete mit FSME-Impfempfehlung
Weitere Tipps zur Vorbeugung von Zeckenbissen:
•
•
•
•
Gute Schuhe und gut abschliessende Kleidung
Meiden von Unterholz
Schutzmittel für die Haut und Insektizide für die Kleider
Nach einem Aufenthalt im Wald Körper und Kleidung auf Zecken
untersuchen
• Haustiere (z. B. Hunde, Katzen oder Pferde) ebenfalls auf Zecken
absuchen
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7
Trio für Rio
In Rio de Janeiro kämpfen die Schweizer Athletinnen und Athleten vom 5. bis 21. August an den Olympischen Sommerspielen
um Medaillen und Diplome. Darunter werden sich einige befinden, die von der Spitzensportförderung der Armee profitieren
und während Trainingslagern die Infrastruktur des nationalen Sportzentrums Magglingen und des Jugendsportzentrums in
Tenero nutzen.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS begleitet sein «Trio für Rio» (bestehend aus
Zeitmilitär-Spitzensportlern und Sportsoldaten) in einer Serie auf
dem Weg an die Olympischen Spiele. Wir berichten regelmässig darüber, wie sich die Mountainbikerin Jolanda Neff, der Rad-Bahnvierer
und die Ruderer des Leichtgewichts-Vierer-ohne auf Rio vorbereiten.
Jolanda Neff: «Wie es in Rio ausgeht, werden wir sehen»
Ein Bruch des linken Mittelhandknochens hat im Dezember das Programm der zweifachen Mountainbike-Weltcup-Gesamtsiegerin Jolanda Neff durcheinander gebracht. Die 23-jährige Zeitmilitär-Spitzensportlerin ist im Hinblick auf die Olympischen
Spiele 2016 in Rio de Janeiro, wo sie Starts auf der Strasse und im Mountainbike vorsieht, trotzdem zuversichtlich.
Kurt Henauer, Kommunikation BASPO
Jolanda Neff absolvierte die Spitzensport-RS 3/12. Das bezeichnet die St.
Galler Rheintalerin heute als Glücksfall. «Mit Linda Indergand und Katrin Stirnemann waren wir drei Frauen aus der gleichen Sportart, das war genial»,
blickt sie heute auf die Zeit in Lyss und Magglingen zurück. Heute schätzt
sie die jährlich sechs Wochen Spitzensport-WK: «Wir können im In- und Ausland zusammen trainieren und machen viele Super-Trainings».
Spitzensportförderung der Armee
In der Spitzensport-RS gefiel Jolanda Neff, die mit sechs Jahren zum ersten
Mal auf einem Mountainbike gesessen war, auch der Einblick in die anderen
Sportarten. Selber betätigte sie sich ebenfalls sportlich vielseitig. So frönte
sie sechs Jahre der Gymnastik, «und mit der Familie sind wir viel beim Skifahren, Snowboarden, Wandern und Langlaufen unterwegs gewesen.»
Dank ihren Erfolgen und ihrem Potential in der Disziplin Cross-Country im
Mountainbike-Sport wurde Jolanda Neff nach der Spitzensport-RS als Zeitmilitär-Spitzensportlerin ausgewählt. «Auch das war für mich ein Glücksfall,
und es freut mich, dass ich die Schweiz so vertreten darf», sagt sie zu dem
Privileg, eine von 18 Athletinnen und Athleten zu sein, die von dieser Förderung der Armee profitieren können. Das sei für sie als junge Athletin ein Zeichen gewesen, dass man auf sie setze und zähle. «Es ist neben der finanziellen Unterstützung eine Bestätigung, dass man das Richtige macht, das gibt
Mut», sagt Neff, die es gut findet, dass auch Frauen unterstützt werden.
Der Trainingssturz
In diesem Winter verliefen Training und Wettkämpfe von Jolanda Neff nicht
ganz so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Im Training brach sie sich den linken Mittelhandknochen, und konnte nicht wie geplant Radquerrennen bestreiten. Unlängst im Trainingslager auf Gran Canaria musste sie auf dem
Rennvelo deshalb etwas improvisieren. «Abwärts bin ich halt einhändig gefahren und habe nur hinten gebremst», sagt sie mit einer Selbstverständlichkeit. Das Rennrad-Fahren auf der Strasse gehört bei ihr zum Training wie ab
und zu das Kurven auf der Bahn im Velodrome in Grenchen, wo sie bei der
inoffiziellen Omnium-SM mit vier Disziplinen die Beste war.
Umgang mit der Favoritenrolle
Für das olympische Mountainbikerennen wird Jolanda Neff in der Öffentlichkeit als Favoritin betrachtet und gilt als grosse Medaillenhoffnung. Sie lässt
sich deswegen nicht unter Druck setzen. «Mein erstes Ziel ist es, gesund zu
werden. Dazu muss ich mir genug Zeit lassen und mir klar machen, dass es
Zeit braucht», so Neff, die zuversichtlich ist, dass sie an die früheren Resultate wird anknüpfen können. «Und wie es in Rio ausgeht, werden wir dann
sehen.
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Rudern: «Wir brennen auf Revanche!»
Mit dem leichten Vierer-ohne wollen die Ruder-Weltmeister von 2015 an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro
ihr bestes Rennen abliefern und Revanche nehmen für den 5. Platz an den Spielen 2012 in London, wie Mario Gyr und Simon
Schürch im Interview sagen.
Marco Zwahlen, Kommunikation VBS
Zum Saisonbeginn habt ihr in der Heimat eures Trainers Ian Wright,
im neuseeländischen Sommer verbracht. Wie sieht die Vorbereitung
aus?
Simon Schürch: Die Tage in Neuseeland waren vollgepackt mit harten Trainings auf dem Ergometer, im Kraftraum, auf dem Rennvelo und natürlich auf
dem Wasser im Vierer- und Zweier-ohne, wo wir uns in wechselnden Kombinationen gegenseitig nichts schenkten und uns gegenseitig forderten. Die
Tage waren dementsprechend lang und unsere Körper schrieen nach Erholung, doch unser Trainer pflegte jeweils zu sagen «Ich weiss, dass ihr müde
seid, absolut ausgepumpt und am Boden. Aber ich will, dass ihr bis an dem
Tag am Boden bleibt, bis es dann wirklich zählt» Nach der letzten Saison haben wir die Gewissheit und das Vertrauen, dass sein hartes Trainingssystem
funktioniert, auch wenn wir körperlich jeweils absolut erschöpft sind. Es ist
ein stahlhartes, mentales Spiel, doch die Passion für unseren Sport und unser gemeinsames Ziel in Rio, motivieren uns die Trainings durchzustehen.
Das Vierer-Team sitzt sprichwörtlich im selben Boot…
Mario Gyr: Rudern ist der ultimative Teamsport. Man gewinnt zusammen,
man verliert aber auch zusammen. Als Athlet in einem Viererteam sind meine Träume und Ziele in anderen Händen und ihre Träume liegen in meinen
Händen. Wenn sich jemand verletzt oder ausfällt, dann nehmen unsere Reise
und unsere Ziele ein abruptes Ende. Jeder Einzelne unseres Vierers hat also
nicht nur für sich selber eine Verantwortung, sondern auch eine Verantwortung gegenüber den anderen drei Teammitgliedern und dem Trainer.
tionieren als Gesamtteam zusammenkommen. Man kämpft und misst sich
den ganzen Winter hindurch gegen seine eigenen Teamkollegen. Dann aber
muss man in der Saison im Frühling und Sommer wieder als eine Einheit in
der Crew zusammenkommen, um als Team gegen die anderen Nationen
um Edelmetall zu kämpfen. Es ist also nicht immer ganz einfach, wenn man
als Endziel den Gewinn einer Medaille an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen mit seinen Teamkameraden anstrebt, auf dem Weg dazu allerdings in kleinen Zwischenzielen zuerst auch gegeneinander fahren muss.
Ihr seid also nicht nur Freunde, sondern auch Gegner?
Mario Gyr: In diesem Sinne ja. Rein mental gesehen sind das grössere Herausforderungen als sich mancher von aussen vorstellen mag. Denn man
trainiert Tag für Tag, Woche für Woche mit den gleichen Leuten auf dem
gleichen See miteinander, isst am selben Tisch, schläft unzählige Nächte im gleichen Zimmer und kämpft während sechs Monaten um einen Platz
im Boot und sobald wir selektioniert sind, sitzen wir zusammen im gleichen
Boot, sind also nicht mehr Gegner sondern Teamkameraden und haben nur
ein Ziel: Das Boot gemeinsam so schnell wie möglich zu machen, und dies
geht nur als eine Einheit und ein Team.
Welche Ziele setzt sich das Team für die olympischen Spiele?
Mario Gyr: Die Olympischen Spiele 2016 in Rio werden unsere zweiten
Olympischen Spiele sein und nach unserer bitteren Erfahrung mit dem 5.
Platz in London 2012 brennen wir auf Revanche. Es gibt keine Entschuldigungen, wir wollen zeigen was wir wirklich können und am Tag X unser bestes Ruderrennen auspacken. Hierfür trainieren wir so hart und smart wie wir
nur können.
Gleichzeitig traniert ihr aber im Zweier-ohne mit- aber auch
gegeneinander. Was bedeutet diese Konkurrenzsituation?
Mario Gyr: Rudern ist insofern eine spezielle Sportart weil die Balance und
das Zusammenspiel zwischen individueller Leistungsfähigkeit und dem Funk-
Bahnvierer: «Wir können mehr vollbringen, als nur
an den Olympischen Spielen teilzunehmen»
Das Schweizer Team war bereit für die Weltmeisterschaften im Bahnradfahren vom 2. bis 6. März in London. Die Athleten
in der Verfolgung haben im Rahmen des Wiederholungskurses der Spitzensportler der Armee trainiert, um vor dem ersten
grossen Tag der Saison an den letzten Details zu feilen. Die Hauptprobe für die Olympischen Spiele in Rio ist jedoch missglückt: Das Team ist an der WM bereits in den Qualifikation ausgeschieden.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Wenige Tage vor Beginn der Rad-Bahn-Weltmeisterschaft in London zeigten
sich Silvan Dillier, Frank Pasche, Olivier Beer (alle Sportsoldaten) und Théry Schir bei einem Trainingsbesuch zuversichtlich. «Die Weltmeisterschaft
ist die letzte grosse Probe vor den Spielen im August», erklärt Frank Pasche (RS 1/2014). «Im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Rio ist es wichtig, konzentriert zu bleiben und nicht alles ändern zu wollen.» Stephan Küng,
amtierender Weltmeister, lässt die WM aus, um sich hundertprozentig vom
Pfeifferschen Drüsenfieber (Mononukleose) zu erholen.
Optimale Voraussetzungen
Dank den Wiederholungskursen für Spitzensportler der Armee kann das
Schweizer Team im Velodrome in Grenchen trainieren und gleichzeitig von
der Infrastruktur der Armee in Magglingen profitieren. «Die Voraussetzungen sind fast perfekt. Wir können von der Infrastruktur, der Verpflegung und
der Unterkunft in Magglingen profitieren und auf der nur 30 Fahrminuten
entfernten Bahn in Grenchen trainieren», meint Silvan Dillier (RS 1/2011) erfreut. «Die Diensttage, die wir bei der Armee leisten, sind eine Gelegenheit,
um uns für die wichtigen Termine vorzubereiten.»
Nach den Weltmeisterschaften in Grossbritannien werden die Athleten alle
drei Wochen für einige Tage zusammenkommen, um an der Technik und der
optimalen Abstimmung im Team zu feilen. «Die Armee glaubte als erste an
unser Projekt. Dank den Wiederholungskursen, können sich die jungen Athleten öfter treffen. Dadurch können wir verhindern, bei null anfangen zu müssen», freut sich Daniel Gisiger, Bahnradsport-Nationaltrainer.
Eine auf Rio de Janeiro orientierte Saison
Eine Berufskarriere im Strassenradsport verträgt sich nicht unbedingt
mit einer Karriere im Bahnradsport. Bei der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele müssen einige Bahnradsportler ihre verschiedenen Verpflichtungen miteinander vereinbaren. «Ich habe gerade einen Vertrag mit einem
Schweizer Continental Team unterschrieben und konnte arrangieren, dass
ich bis zu den Olympischen Spielen den Schwerpunkt auf das Bahnradfahren legen kann. Ich werde mich erst nach den Spielen auf den Strassenradsport konzentrieren», erklärt Frank Pasche. Olivier Beer (RS 1/2014), der zu
den Schweizer Elitesportlern gehört, freut sich über seine Rückkehr auf die
Bahn. «Im Oktober bin ich in Kolumbien schwer gestürzt und musste mein
Fahrrad einen Monat lang beiseite stellen. Das Comeback ist schwierig,
aber ich bin zufrieden mit meiner aktuellen Form, dass ich dabei sein und
mein Bestes geben kann.»
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Norwegische Rekruten in der Panzer-RS
Während der letzten Winter-RS wurden an der Panzerschule 22 in Thun Rekruten in ungewöhnlichen Uniformen ausgebildet.
Fünf Angehörige der norwegischen Armee haben sich zu ihren Schweizer Kameraden gesellt, um mit ihnen zusammen die
RS als Panzerbesatzung zu absolvieren. Möglich wird diese einmalige Erfahrung durch eine schon lange bestehende Verein­
barung zwischen den beiden Ländern.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Im herbstlichen Nebel von Bure sind die norwegischen Uniformen nur schwer zu erkennen. Aber sie sind da, verteilt auf vier Panzerbesatzungen. Heute rücken die Rekruten zum
ersten Mal ins Gelände aus. «Mit der Übung
soll hauptsächlich der Puls der Truppe gefühlt
werden. Dazu werden wir uns zum ersten Mal
in den Örtlichkeiten bewegen und sie erkunden. Die eigentlichen Übungen beginnen erst
später», erläutert Adjutant-Unteroffizier André Wullschleger, der in der Panzerschule 22
mit der Ausbildung der Panzerfahrer betraut
ist. Beim Aufbruch müssen alle Kommunikationssysteme ordnungsgemäss funktionieren,
damit die Truppe untereinander in Kontakt
bleibt und die Ausbilder ihre Anweisungen
erteilen können.
Ein kleines Kommunikationsproblem
hält den Panzerzug auf; da heisst es sich gedulden, bis man in den Übungsraum gelangt.
Endlich können sich die Fahrzeuge in Bewegung setzen und wir sehen zum ersten Mal
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die fünf Norweger. Sie unterscheiden sich
lediglich durch ihre Uniformen von ihren
Schweizer Kameraden und sind perfekt integriert. «Der einzige Unterschied zwischen
den schweizerischen und den norwegischen
Rekruten ist der Motivationsgrad», meint
Adjutant Wullschleger augenzwinkernd.
«Diese jungen Männer wurden für die Ausbildung bei uns ausgewählt. Für sie ist es eine
Art Belohnung, und deshalb strengen sie sich
besonders an.»
Schiessübung und Inspektion
Einige Wochen später treffen wir die norwegischen Rekruten erneut, diesmal auf dem
Schiessplatz Hinterrhein (GR). Am nächsten
Tag wird die Inspektion durch den Kommandanten des Lehrverbandes Panzer und
Artillerie, Brigadier René Wellinger, stattfinden und man spürt, wie die Anspannung
steigt. Nach 20 Wochen geht die Ausbildung
der Rekruten ihrem Ende entgegen, und alle
wollen zeigen, was sie gelernt haben. «Wir
sind jetzt seit fast sechs Monaten hier und ha-
ben enorm viel über den Leopard, aber auch
auf menschlicher Ebene gelernt», erklärt der
norwegische Berufsmilitär und Zugführer
Christian Holm. Sein Kollege, der Panzerfahrer Håkon Andreas Hyttedalen, ergänzt:
«Diese Erfahrung war sowohl militärisch als
auch persönlich eine Bereicherung. Ich habe
Menschen kennengelernt, die ich sonst nie
getroffen hätte. Mehrere von ihnen erwarten
wir schon diesen Sommer in Norwegen.»
Auch für die Ausbilder war es eine
einmalige Erfahrung. «Wir waren etwas
skeptisch, als wir von den Plänen erfahren
haben: ausländische Militärs, eine fremde
Sprache … Niemals hätten wir gedacht, dass
alles so reibungslos funktionieren würde»,
freut sich Adjutant Wullschleger. «Anfangs
hatten sie Probleme mit der Sprache, da
mussten die Kollegen ihnen helfen, und wir
mussten Dinge mehrfach erklären. Aber es
sind motivierte junge Männer, die einen
Grund haben, hier zu sein, und die sich sehr
gut integriert haben. Es war eine tolle Erfahrung, die wir jederzeit wiederholen würden.
Die norwegischen Gäste
Christian Holm, Zugführer und Berufsmilitär
«Die Teilnahme an einem solchen Projekt ist persönlich sehr bereichernd», erklärt Zugführer Christian Holm. «Es bestehen enorme Unterschiede zwischen den Ausbildungssystemen der Schweiz und
Norwegens. Beispielsweise sind die Zugführer bei uns Berufsmilitärs, in der Schweiz sind es Milizsoldaten. Die Ausbildung zum Soldaten erstreckt sich bei uns über ein Jahr, während in der Schweiz die
Ausbildung von Panzerbesatzungen 21 Wochen dauert.»
Håkon Andreas Hyttedalen, Panzerfahrer
«Man sagte uns, dass es vier Plätze beim Auswahlverfahren gäbe, mit dem die Kandidaten für die Teilnahme an der Rekrutenschule in der Schweiz bestimmt würden, und ich beschloss, mein Glück zu versuchen. Vor unserer Abreise in die Schweiz erhielten wir in Norwegen eine fünfwöchige Ausbildung»,
erinnert sich Håkon Andreas Hyttedalen. «Grundkenntnisse der deutschen Sprache waren eine Voraussetzung dafür, uns bewerben zu können, aber trotzdem waren die ersten Wochen wirklich schwierig. Ich habe kaum die Hälfte von dem verstanden, was gesagt wurde. Zum Glück haben uns unsere
Schweizer Kameraden geholfen.»
André Knut Furusethagen, Richter
«Im Gegensatz zu Norwegen, wo unser Arbeitstag um 6 Uhr beginnt und um 18 Uhr endet, ist die
Schlagzahl in der Schweiz deutlich höher. Man muss um 5 Uhr zur Arbeit bereit sein, und selten hören wir vor 23 Uhr auf. Glücklicherweise ist es hier wärmer als in Norwegen, wo die Temperaturen
teilweise auf -30° C bis -40° C fallen», vertraut uns Soldat André Knut Furusethagen an. «Jetzt, wo wir
den Simulator des Waffenplatzes Thun und den Waffenplatz Bure kennen, haben wir einen schönen
Einblick in die Waffenplätze der Schweiz gewonnen. In Norwegen jedenfalls sind Schiessübungen wie
in Hinterrhein nicht möglich.»
Kristian Kleppang, Panzerfahrer
«Ich wollte zur Armee und Panzerfahrer werden. Als ich dann von diesem ersten schweizerisch-norwegischen Versuch erfuhr, habe ich die Gelegenheit genutzt», so Kristian Kleppang. «Bei uns gibt es
ein Milizsystem ähnlich wie in der Schweiz. Alle sind bei uns wehrpflichtig, einberufen wird aber nur
jeder sechste. Übungen dauern bei uns immer eine Woche, das ist körperlich sehr fordernd; hier dauern Übungen oft nicht länger als einen Tag. Dafür bekommt man hier sehr viel weniger Schlaf, und die
Erschöpfung macht sich bemerkbar.»
Even Helgeland, Richter
«Eigentlich wollte ich bei den norwegischen Streitkräften Fallschirmaufklärer werden, habe aber die
Abschlusstests nicht bestanden. Dann habe ich umgesattelt, um Panzerfahrer zu werden, und da habe
ich vom Projekt einer Teilnahme an der Rekrutenschule in der Schweiz erfahren», erläutert Even Helgeland. «Ich habe fünf Jahre lang Deutsch gelernt, aber anfänglich war es hier trotzdem schwer. Bei den
Rekruten sind wir gut integriert. Ich bin bereits mehrfach mit meinen Kameraden übers Wochenende Skifahren gegangen. Auch meine Eltern sind im Urlaub zum Skifahren in die Schweiz gekommen.»
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Die Armee optimiert den Eigenschutz
Mit System zu mehr Sicherheit
Eigenschutz ist für die Schweizer Armee von grosser Bedeutung: Ohne Schutz ist sie in der Auftragserfüllung eingeschränkt
oder kann ihre Aufträge nicht mehr erfüllen. Aus diesem Grund gehört der Eigenschutz zu den ständigen Aufgaben und ist
auch ein wichtiges Ausbildungsthema in den Schulen und Kursen.
bedeutet dann etwa im Bereich der Mobilität,
dass Verschiebungen ausserhalb bewachter
Areale nur noch im Trupp erfolgen dürfen.
Um bei diesem Beispiel zu bleiben: Bei der
Schutzstufe 3 sind Verschiebungen in einer
Gruppe vorgeschrieben und bei der Schutzstufe 4 sind regelmässige Meldungen der
Gruppe verlangt.
Urs Müller, Kommunikation FST A
Verschiedene Ereignisse in jüngerer Zeit haben die Armee bewogen, ihre Massnahmen
zum Eigenschutz eingehend zu überprüfen.
Diese Analyse hat gezeigt, dass es in der
Armee nicht an Grundlagen und Bestimmungen zum Schutz ihrer Angehörigen,
ihres Materials und ihrer Einrichtungen
fehlt. In diesem Zusammenhang wichtige
Reglemente sind «Integrale Sicherheit»
(52.059), «Wachtdienst aller Truppen»
(51.301) sowie die Sicherheitsvorschriften
und Waffen- und gerätespezifische Reglemente. Die Herausforderung liegt in der
permanenten Anwendung und Durchsetzung all dieser Bestimmungen. Dabei spielt
die Sensibilisierung eine wichtige Rolle:
Sicherheit ist nicht selbstverständlich, sondern bedarf der ständigen Aufmerksamkeit
und Wachsamkeit.
Vier Bedrohungsstufen
Was sich im Eigenschutz der Armee verbessern lässt, sind die Instrumente und
Möglichkeiten, um rasch und einfach auf
Veränderungen in der militärischen Sicherheitslage reagieren zu können. Dabei sollen
als Minimalstandard armeeweit die gleichen
Sicherheitsmassnahmen zur Anwendung
kommen. Aus diesem Grunde wurden im
September 2015 vier generelle Bedrohungsstufen eingeführt.
Aus diesen vier Bedrohungsstufen wurden Schutzstufen mit entsprechenden Massnahmen abgeleitet. Mit diesem Mechanismus
kann nun die militärische Sicherheitslage
Weiterentwicklung und Ausbildung
einheitlich bewertet und eingestuft werden,
um dann ein armeeweit einheitliches Dispositiv anzuordnen. Für alle Bedrohungsstufen
gelten die allgemeinen Schutzmassnahmen
(zum Beispiel Informationsschutz, Personenidentifikation und Zutrittskontrolle).
Zusätzlich werden dann die definierten
Massnahmen einer Schutzstufe zu einer Bedrohungsstufe befohlen. Dieses Vorgehen
erlaubt rasches, flexibles und vorausschauendes Handeln. Bedrohungs- und Schutzstufe
sind aber nicht fix aneinander gekoppelt. So
ist es durchaus möglich, der Bedrohungsstufe ALPHA mit der Schutzstufe 2 zu begegnen, wenn die Lage in einem Raum dies
erfordert. So kann in ALPHA zum Beispiel
während eines Konferenzschutz-Einsatzes
im Einsatzraum die Schutzstufe 2 gelten. Das
Bedrohungsstufe
Definition
ALPHA
Allgemeine Grundbedrohung gegen die Schweizer Armee (Personal, Immobilien/Material und Informationen).
BRAVO
Erhöhte, präziser vorhersehbare und konkreter definierte Bedrohung gegen die Schweizer Armee als Bedrohungsstufe ALPHA und/oder spezifischere Vorfälle.
CHARLIE
Es ist mit gewalttätigen Angriffen gegen die Schweiz/Schweizer Armee zu
rechnen und/oder zu schwereren Angriffen als in Bedrohungsstufe BRAVO
gekommen.
DELTA
Es ist zu einem massiven direkten Angriff gegen die Schweiz/Schweizer
­A rmee gekommen oder ein solcher steht unmittelbar bevor.
Bedrohungsstufe
Schutzstufe
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ALPHA
BRAVO
CHARLIE
DELTA
0 (Allgemeine Schutzmassnahmen)
1
2
3
4
Die Weiterentwicklung und Ausbildung im
Eigenschutz der Armee erfolgt phasenweise.
Mit der Ausbildung der Schutzmassnahmen
der Schutzstufe 1 wurde am 1. Januar 2016
begonnen. Ausgebildet werden die Angehörigen der Armee wie auch alle Mitarbeitenden
der Gruppe Verteidigung. Ab 1. Januar 2017
werden zusätzlich die Massnahmen der
Schutzstufe 2 ausgebildet. Die Massnahmen
der Schutzstufen 3 und 4 werden erst bei Bedarf flächendeckend ausgebildet. Die Kader
hingegen werden ab Beginn 2017 in allen
Stufen ausgebildet.
Das Dispositiv «Eigenschutz der Armee»
wird sich weiterentwickeln. Erfahrungen
werden gemacht, Lehren gezogen und Verbesserungen eingeführt. Akzeptanz, Bedrohungssensibilisierung, Aufmerksamkeit und
der Wille zum Eigenschutz sind wichtige persönliche und mentale Voraussetzungen, um
mögliche Gefahren rechtzeitig zu erkennen,
das Überraschungsmoment auszuschalten
und um Schäden und Verluste zu verhindern
oder mindestens zu verringern.