1 / 16 19 Schwinger bereit für das «Eidgenössische» 12 Eine Frau bei den Panzertruppen Von der Floristin zum Richter auf dem Leopard-Panzer 16 Faszinierte Kinder und begeisterte Militärmusiker Mit leuchtenden Augen haben die Kinder der Primarschule Busswil die Musiker des Militärspiels Heer Ost erwartet. 24 Ein Adjutant der französischen Armee bei den Gebirgsspezialisten in der Schweiz Gregory Mathis hat einen Lehrgang am Kompetenzzentrum Gebirgsdienst absolviert Dein Land, deine Sicherheit, deine Armee Nach dem grossen Erfolg im letzten Jahr verlässt die Armee ihre Kasernen und Übungsplätze erneut, um ihre dienstleistenden Truppen an Ausstellungen, Vorführungen und Tagen der offenen Tür zu präsentieren. Ziel ist es, die Sichtbarkeit der Armee zu erhöhen sowie bevölkerungsnah und in grösserem Rahmen zu informieren. Die Agenda mit den jeweiligen Veranstaltungen ist abrufbar unter: www.armee.ch/deinearmee. 08.–09.07.2016Tag der offenen TürZug Geb Inf Bat 48, Geb Inf Br 9 15.–16.07.2016 Tag der offenen TürAigle S Bat 14, Inf Br 2 26.–28.08.2016Eidgenössisches Schwingfest (EASF) Payerne Geb Inf Bat 7, Ter Reg 1 02.–03.09.2016Truppenübung TRIPLEX Biel Pz Br 1 01.–04.09.2016Die Technikbrigade der Armee zum Anfassen FU Br 41/SKS Luzern, Verkehrshaus 15.–17.09.2016 150 Jahre UOV SolothurnSolothurn Geb Inf Bat 29, UOV Solothurn 08.10.2016 Tag der offenen TürFrauenfeld Pz Bat 29, Pz Br 11 21.–22.10.2016THUN MEETS ARMYThun LVb Pz/Art 27.10.2016 Truppenübung TECHNICO Kata Hi Bat 4, Ter Reg 4 Herisau (AR) 28.–29.10.2016Tag der offenen Tür Aufkl Bat 5, Inf Br 5 Zeughaus Oensingen 2 armee.ch Heer 1 / 16 Inhalt 4 Übung «Mistral» in der Broye Das Führungsunterstützungsbataillon 21 wieder zurück auf dem Flugplatz Payerne 6 Vom Hauptquartier ins Feld Hans-Peter Walser ist der neue Kommandant der Territorialregion 2 8 Erfahrungen und Lehren Umsetzung Progress an der Infanterie Rekrutenschule 5 10 Aufgaben im Rahmen des Führungsunterstützungs- und Logistikverbund Ausbildung höheren Unteroffiziere der Infanterie in der Verbandsausbildung 11 In Knochenarbeit Bunker räumen Der Bunker Felsenbach ist nun leer 12 Ein Herrchen für den Schweizer Armeehund Primo Erster Spaziergang und Kennenlernen 8 Umsetzung Progress an der Infanterie Rekrutenschule 5 Erfahrungen und Lehren 13 Von der Floristin zum Richter auf dem Leopard-Panzer Eine Frau bei den Panzertruppen 14Teilnahme der Schweizer Armee als Beobachterin am Pilotkurs UNO-Genie in Nairobi 16 Faszinierte Kinder und begeisterte Militärmusiker Mit leuchtenden Augen haben die Kinder der Primarschule Busswil die Musiker des Militärspiels erwartet 18 Zeitmilitär-Spitzensportler zu sein, ist ein Privileg Die Athletinnen und Athleten, die eine der 18 Zeitmilitär-Spitzensportler-Stellen belegen sind nicht nur zufrieden damit, sondern sehr stolz darüber 19 Schwinger bereit für das «Eidgenössische» Obwohl das Schwingen ein Schweizer Nationalsport ist, können die Athleten von ihrem Sport nicht leben 14Teilnahme der Schweizer Armee als Beobachterin am Pilotkurs UNO-Genie in Nairobi 20Minenwerfer zum Auslösen von Lawinen Ein kleiner Teil dieser Spezialisten erhält jedes Jahr eine Schulung in Hinterrhein 22Ein Adjutant der französischen Armee bei den Gebirgsspezialisten in der Schweiz Gregory Mathis hat einen Lehrgang am Kompetenzzentrum Gebirgsdienst absolviert Impressum «armee.ch», die Zeitschrift für die Angehörigen der Schweizer Armee, Ausgabe des Kommandanten Heer, erscheint zweimal jährlich auf Deutsch, Französisch und Italienisch. Nächste Ausgabe: 2/2016Redaktionsschluss: 12.09.2016 Erscheint: Winter 2016 Herausgeber: Kommandant Heer Redaktion: Kommunikation Heer, Papiermühlestrasse 14, 3003 Bern Übersetzungen: Übersetzungsdienste VBS Gestaltung: Zentrum elektronische Medien (ZEM), LBA Druck: Stämplfi AG, Bern Adressänderungen: Eingeteilte AdA schriftlich bei der Militärdirektion des Wohnkantons. Alle anderen bei der Kommunikation Heer Copyright: VBS/DDPS Internet: www.armee.ch/heer 20Gebirgsspezialisten Minenwerfer zum Auslösen von Lawinen armee.ch Heer 1 / 16 3 Ter Reg 1 Territorialregion 1 Übung «Mistral» in der Broye Nach AIR14 ist das Führungsunterstützungsbataillon 21 (FU Bat 21) der Territorialregion 1 wieder zurück auf dem Flugplatz Payerne, um hier eine zwölftägige Übung mit dem Namen «MISTRAL» zu absolvieren. Ziel ist die Installation eines Führungsdispositivs, das nun erstmals auf dem Waffenplatz getestet werden soll. Rui-Long Monico, Kommunikation FU Bat 21 Tag der offenen Tür mit wachsamem Publikum Zum krönenden Abschluss der Übung «MISTRAL» organisierte das Bataillon einen Tag der offenen Tür für alle zivilen und militärischen Partner, die im Krisenfall oder bei besonderen Ereignissen herangezogen würden, um mit der Territorialregion 1 zusammenzuarbeiten. Zu den Besuchern zählten Zivilschutz, Kantonspolizei, Feuerwehr und die kantonalen Territorial-Verbindungsstäbe. 60 Personen Bilder: Lionel Perreten Die Übung «MISTRAL» dient dazu, das Hauptquartier der künftigen Territorialdivision 1 (infolge der WEA) einzurichten, in Betrieb zu nehmen und zu sichern. Dies umfasst die FIS HE Container, die Führungsstaffel, die Führungsfahrzeuge , den IMFS-Vermittler, eine Bat Werkstatt und eine Einsatzzentrale. Bei diesem Hauptquartier, das bereits heute von entscheidender Bedeutung ist, um die reibungslose Verwaltung eines Grossereignisses zu gewährleisten, handelt es sich um einen vorgeschobenen Kommandoposten im Katastrophenraum, in dem die zivilen und militärischen Sicherheitsinstanzen untergebracht werden, um von dort aus am Entscheidungsprozess mitzuwirken. Die Führungsunterstützung ist somit wirklich die Schnittstelle zwischen den Truppengattungen. Dieses Jahr kam das Dispositiv insbesondere in der zweiten Woche zum Einsatz, als der Stab die internen Planungsprozesse einübte und auf die Probe stellte (Übung «APOLLO 16»). Bei der Standartenübernahme im Schloss Corbière nannte der Bataillonskommandant, Oberstleutnant i Gst Sébastien Rouge, die wichtigsten Etappen des Wiederholungskurses. Zunächst wies er al- le Armeeangehörigen an, der integralen Sicherheit von Truppe, Ausrüstung und Informationen stets Priorität einzuräumen. Diese Weisung hat auf jeder Stufe immer und überall Vorrang. Zweitens: Jeder Armeeangehörige muss seinen Kompetenzbereich beherrschen und gleichzeitig über seinen Tellerrand hinausschauen, also die Funktionen seines Nachbarn kennen, um die Synergien zu verbessern und die Führungsfähigkeit des Stabes eines Grossen Verbands zu gewährleisten. Schliesslich ging es daran, die Durchhaltefähigkeit zu üben, 288 Stunden non-stop, um bei jeder Etappe einen Exzellenznachweis zu erhalten. Nach der Einrichtung des Dispositivs galt es dann, System und AdA einem Belastungstest zu unterziehen, der beide an ihre Leistungsgrenzen brachte. Der Kommandant Heer Dominique Andrey beim Briefing durch den Bat Kdt anlässlich seines offiziellen Besuchs. Standartenübernahme beim Schloss Corbière. FIS HE, Ursprung und Ziel des Projekts Vor dem Zusammenbruch der UdSSR stützten sich die europäischen Streitkräfte auf traditionelle Kampfformen, das heisst auf den massiven Einsatz von Panzern. Damals glaubte man, nachrichtendienstliche Infor mationen hauptsächlich mithilfe von Aufklärungsbataillonen beschaffen zu können. Mit dem Fall der Berliner Mauer wurden jedoch die für das Mi litär bereitgestellten Mittel drastisch reduziert, was die Streitkräfte zwang, ihre Aktionsführung im Sinne einer Prozessoptimierung und einer Konsoli dierung der Informationen zu modernisieren. Infolge der Zusammenführung der Aufklärungsmittel, verbunden mit ei ner besser koordinierten Nutzung, entwickelten die Nachrichtenbeschaf fungsspezialisten ein leistungsfähigeres Konzept mit dem Namen C4ISTAR (Command, Control, Computers, Communications, Information, Surveil lance, Target Acquisition, Reconnaissance). Dieses keineswegs neue 4 armee.ch Heer 1 / 16 Konzept fokussiert Prozesse und technische Systeme auf ein einziges Ziel: alle Informationen für eine wirkungsvolle Führung zusammenzuführen. Der Soldat profitiert dabei von einer Modernisierung seiner Ausrüstung, die ihm sowohl das Gewinnen und Übermitteln von Informationen (Sen soren-Rolle) als auch die Erfüllung seines Auftrags als Infanterist (Effekto ren-Rolle) ermöglicht. Eines der C4ISTAR-Leuchtturmprojekte ist das Führungs- und Informations system Heer (FIS HE), ein integriertes autonomes militärisches Telema tiksystem, das es der Truppe ermöglicht, Informationen schnell und direkt zwischen allen hierarchischen Ebenen auszutauschen. Das System funktio niert unabhängig von öffentlichen Netzen und gewährleistet somit höchste Sicherheit, absolute Autonomie und massgeschneiderte Mittel. Ter Reg 1 kamen der Einladung nach, darunter eine umfangreiche Delegation der französischen Armee. Nach einer kurzen Einführung durch den Bataillonskommandanten ging es zu den Anlagen des Flugplatzes Payerne, wo die Schnittstelle zwischen den Truppengattungen vorgestellt wurde: die Führungsunterstützung. Nach einer Identitätsfeststellung und einer vollständigen Durchsuchung wurden die Besucher in acht Gruppen eingeteilt und erhielten eine Führung, bei der nach und nach sämtliche Posten, Funktionen und Mittel des FU Bat 21 im Detail erläutert wurden. Auf dem Programm: Führungsfahrzeug, IMFS-Vermittler und natürlich das FIS HE Containerdorf. Mehrere Soldaten präsentierten den Gästen das eingerichtete Dispositiv. Der Rundgang endete im «Clin d’Ailes», dem militärischen Luftfahrtmuseum von Payerne. Nach seiner Präsentation hielt Christophe Keckeis, ehemaliger Chef der Armee, noch eine Ansprache, in der er die Bedeutung der Sicherheit für den nationalen Zusammenhalt, den wirtschaftlichen Erfolg und die Stabilität der Schweiz betonte. Der Tag schloss mit einem Rundgang durch das Museum und einem Apéro riche. Eine schlichte und würdevolle Zeremonie Der Wiederholungskurs schloss mit einer Standartenübergabe auf dem Pestalozzi-Platz in Yverdon-les-Bains. Bei diesem Anlass, begleitet von einer Ansprache des Kommandanten der Territorialregion 1, Divisionär Roland Favre, übergab Oberstleutnant i Gst Sébastien Rouge das Kommando an seinen Nachfolger, Major i Gst Dirk Salamin. Nach vier Jahren an der Spitze erhob der Kommandant im Beisein seiner Familie, seines Stabs und zahlreicher Gäste in der Wandelhalle des Rathauses zum Dank sein Glas auf alle Frauen und Männer, die aus seinem Bataillon einen Truppenkörper geformt haben, der bei den Zivilbehörden wie auch bei den militärischen Partnern Respekt und Anerkennung erlangt hat. Einrichtung der Zitadelle: vorgeschobener Kommando posten im Katastrophenraum. armee.ch Heer 1 / 16 5 Ter Reg 2 Vom Hauptquartier ins Feld Hans-Peter Walser ist der neue Kommandant der Territorialregion 2. Durch seine bisherigen Aufgaben in verschiedenen Funktionen in Bern, zuletzt als Chef Armeestab, kann er auf einen grossen Fundus an Erfahrungen zurückgreifen, der ihm bei seiner neuen Herausforderung zugutekommt. Sdt Nikola Janevski, Kommunikation Ter Reg 2 Der 52-jährige Divisionär Hans-Peter Walser hat sich in verschiedenen militärischen Bereichen einen Namen gemacht. In den letzten siebzehn Jahren übte er verschiedene Funktionen im Hauptquartier der Armee aus. Seit Januar 2016 führt er die Territorialregion 2 (Ter Reg 2). Mit seiner Kommandoübernahme wird nicht alles auf den Kopf gestellt. Er will seine Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten sowie die Aufgaben und Abläufe zuerst kennen lernen, um dann gezielt seine eigenen Schwerpunkte setzen zu können. Ter Reg 2 in engem Kontakt mit den Kantonsregierungen und anderen zivilen Partnern stehen. Mein Auftrag ist klar: Ich muss mit der Ter Reg 2 für einen allfälligen Einsatzfall bereit sein. Wir müssen so grundbereit sein, dass wir die geforderten Leistungen auf Anhieb erbringen können. Das ist für das Kommando und für den Stab der Ter Reg 2, die Kantonalen Territorialverbindungsstäbe sowie für das FU Bat 22, das G Bat 6 und das Kata Hi Bat 2 eine grosse Herausforderung. Sie waren zuvor unter anderem Chef der Armeeplanung und Chef des Welches Know-how bringen Sie aus dem Hauptquartier mit? Armeestabs. Sie kommen aus dem Hauptquartier und haben nun einen Ich habe gelernt, wie unsere Armee an der militärisch-politischen Schnittstelle funktioniert. Ich kenne die Planungsprozesse und die sogenannten Querschnittsprozesse. Dieses Wissen kommt mir bei meiner neuen Tätigkeit mit Bestimmtheit auch zugute. Zudem darf ich auf ein sehr grosses und gutes Beziehungsnetz im Hauptquartier zählen. grossen Verband übernommen. Eine grosse Herausforderung? Für mich hat sich sehr viel verändert. Ich bin jetzt wieder an der «Front», im direkten Kontakt mit unserer Milizarmee. Ich darf wieder eine Miliztruppe führen und werde als Kommandant der 6 armee.ch Heer 1 / 16 Ter Reg 2 und auf der anderen Seite das Kettenglied des Bundes, die strategische Reserve im Sicherheitsbereich: unsere Milizarmee. Wir, die Ter Reg 2, sind das Bindeglied in der Mitte. Wir verbinden die Kantone, die zivilen Partner mit der Bundesstufe, mit der Armee. Eines Ihrer Ziele lautet, den Wert der Sicherheit zu erkennen und zu vermitteln. Was steckt dahinter? Wir müssen unserer Bevölkerung besser vermitteln, weshalb es das sicherheitspolitische Instrument Armee braucht und welches die Aufgaben und Leistungen unserer Milizarmee sind. Dies müssen vorweg alle Angehörigen der Armee wissen, damit sie den Sinn ihres Einsatzes für ihr Land verstehen. Aber auch die Bevölkerung muss wissen, was die Armee heute ist und was sie leisten kann. Ich stelle immer wieder fest, dass es diesbezüglich noch viele überholte und falsche Bilder gibt. Wir müssen uns der Bevölkerung besser zeigen und erklären, denn unsere Bevölkerung muss ihre Milizarmee kennen. Sie legen auch einen deutlichen Akzent auf den Kadernachwuchs und die Kaderausbildung. Eine Herausforderung in der heutigen Zeit? Für mich ist die Kadergewinnung entscheidend. Eine Milizarmee funktioniert nur mit genügend und guten Milizkadern. Die Herausforderung liegt darin, die richtigen Kader gewinnen zu können. Die heutige Zeit bietet den jungen Angehörigen der Armee verschiedenste Optionen in Ausbildung und Beruf, aber auch im Umfeld der Familie. Deshalb erfordert die Kadergewinnung Überzeugungs- und Betreuungsarbeit. Wir müssen dabei auch mit Arbeitgebern Lösungen finden, damit auch sie den Mehrwert einer guten Kaderausbildung sehen und ihre guten Mitarbeitenden mit uns teilen. Offiziere und Unteroffiziere, die eine militärische Kaderausbildung absolviert haben, übernehmen bereits in jungen Jahren eine grosse Verantwortung und können dann diese Führungsfähigkeiten auch wieder zugunsten ihrer zivilen Arbeit einbringen. Das ist eine Win-Win-Situation. Ich bin davon überzeugt, dass die militärische Führungsausbildung die beste praktische Führungsausbildung ist, weil man sich nicht nur theoretisches Wissen aneignet, sondern das Gelernte auch gleich praktisch anwendet. Was war Ihr erster Eindruck von der Ter Reg 2? Ihnen ist nicht nur der Austausch wichtig, sondern auch Ordnung Von meinem Vorgänger, Divisionär Andreas Bölsterli, durfte ich einen sehr gut geführten, ausgebildeten und auch einsatzerprobten grossen Verband übernehmen. Die täglichen Einblicke bestätigen mir dies laufend. Das Kommando in Kriens, mit bewährten und erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, stellt dabei das Tagesgeschäft und die Aufgaben der Koordinationsstelle 2 sicher. Anlässlich des Jahresrapportes, welcher von einem Teilstab hervorragend vorbereitet wurde, und vor allem im ersten Stabskurs mit dem Stab der Ter Reg 2 durfte ich erkennen, welche Kompetenz und Erfahrung aus Militär und Beruf zusammen kommen. und Disziplin. Ordnung und Disziplin sind entscheidende Grundlagen für Sicherheit. Für eine bestimmte Zeit werden uns Bürgerinnen und Bürger in Uniform anvertraut. Wir – die Kader auf allen Stufen – haben mit anspruchsvollen Dienstleistungen und fordernder Verbandsausbildung die Grundbereitschaft der Truppe sicherzustellen. Wir haben aber auch die Verantwortung, unsere Angehörigen der Armee nach der Dienstleistung unversehrt und gesund wieder ins Zivilleben zu entlassen. Damit dies sichergestellt werden kann, braucht es vor allem auch Ordnung und Disziplin. Nur so können zum Beispiel Unfälle vermieden werden. Sie arbeiten in der Ter Reg 2 sowohl mit Berufs- als auch mit Milizoffizieren. Gibt es einen Unterschied in der Zusammenarbeit? Was war Ihr bisher bestes Erlebnis mit der Ter Reg 2? Für mich gibt es keinen Unterschied. Berufs- und Milizoffiziere bringen je einen anderen Erfahrungsschatz mit. Wichtig ist: es geht nur gemeinsam. Die Kombination und Ergänzung ist entscheidend. Wenn man zusammen arbeitet, dann ist es eine Addition der Fähigkeiten. Wenn man aber füreinander arbeitet, dann ist es eine Multiplikation der Fähigkeiten. Das ist auch mein Ziel: Wir müssen füreinander arbeiten. Nur so erbringen wir die geforderte Leistung. Die vielen spannenden Begegnungen, das Kennenlernen der vielen Bezugspersonen sowie die Leistungsbereitschaft der Angehörigen der Ter Reg 2 auf allen Stufen und in allen Bereichen. «Sicherheit verbindet» lautet der bisherige Slogan der Ter Reg 2. Auch Ihr Leitsatz? Ich führe den Slogan weiter, denn er bringt unsere Arbeit exakt auf den Punkt. Auf der einen Seite haben wir die Kettenglieder der Kantone Ihre nächsten Schritte? Im Januar durfte ich im ersten Stabskurs den Stab kennen lernen und habe den FDT des Genie Bat 6 erlebt. Nun freue ich mich auf die Dienstleistungen des Kata Hi Bat 2 und des FU Bat 22. Zudem darf ich aktuell die Militärdirektorinnen und Militärdirektoren der sieben Kantone der Ter Reg 2 kennen lernen und mich mit weiteren zivilen Ansprechpartnern austauschen. Ich will den bisher eingeschlagenen Weg der intensiven Zusammenarbeit konsequent weiterführen. armee.ch Heer 1 / 16 7 LVb Inf Umsetzung Progress an der Infanterie Rekrutenschule 5 Erfahrungen und Lehren Als Konsequenz aus der Studie PROGRESS hat die Inf RS 5 versucht, die aufgeführten Massnahmen im Rahmen einer Kompanie (Kp) an einer Inf RS umzusetzen. Sie lassen sich grob in zwei Bereiche unterteilen: einerseits in Massnahmen zur Steigerung der Individualität (Sport in Leistungsgruppen, Erhöhung der Eigenverantwortung, längere Ruhezeiten, etc.) und andererseits in Massnahmen zur gleichzeitigen Steigerung der militärischen Disziplin (Gleichschritt, militärische Formen, Sport im Gruppenverband, etc.). Die gemachten Erfahrungen wurden in Zusammenarbeit mit der MILAK ausgewertet und die Resultate wissenschaftlich hinterfragt. Das Resultat: mit relativ geringem Aufwand sinken alle Kennzahlen markant und die Dienstmotivation steigt gleichzeitig. Hptm Mathias Maurer Aus der in den Jahren 2011 und 2012 an dem Inf DD Kdo 14 durchgeführten Interventionsstudie PROGRESS resultierte ein interner Forschungsbericht, welcher wissenschaftlich fundiert gezielte Empfehlungen abgibt, um die Belastung von Rekruten (Rekr) in den ersten Rekrutenschulwochen erträglicher zu machen. Ziel war es, den Einstieg in die RS für eine neue Generation von jungen Schweizer Bürgern körperlich und mental so zu gestalten, dass die Dropout-Quote gesenkt werden kann. In Zusammenarbeit mit der Militärakademie an der ETH Zürich MILAK durfte die Inf RS 5 unter Leitung von Hptm M athias Maurer einen Pilotversuch zur Studie PROGESS durchführen. Ziel des Piloten war es, die Wirkung der Massnahmen zu messen und sie wissenschaftlich darzustellen. Getroffene Massnahmen Die angeordneten Massnahmen im Bereich Erziehung, Ausbildung und Führung flossen direkt in Ausbildungsplanung und -führung ein. Sie betreffen die Bereiche sportliche Fitness, Ruhezeiten, Ausbildungsanpassungen, Individualisierung von Leistungen und Anforderungen sowie Anpassung des Dispensenwesens. Es geht einerseits darum, die Eigenverantwortung und Individualisierung auf allen Stufen zu steigern und andererseits die militärische Disziplin sinnvoll zu erhöhen: • Die Stehzeiten wurden reduziert, die Nachtruhe verlängert und die körperliche Belastung schrittweise gesteigert: Die Rekruten wurden während der ersten vier Wochen teilweise auf die Ausbildungsplätze gefahren und marschierten am Abend zurück oder absolvierten die Strecke zurück in die Kaserne in Sportschuhen im Laufschritt. Die Ausbildung wurde teilweise im Sitzen absolviert. Ein Sportprogramm drei- bis vier Mal in der Woche, abwechslungsweise bestehend aus Intervalltraining, Kräftigungsübungen und Lauftraining in drei Stärkegruppen, wurde zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit unter dem Namen «Morning Fit» fester Bestandteil der RS. Die Rekruten konnten dabei selbst wählen, in welcher Stärkegruppe sie trainieren. Zudem wurden während einem Tag in der Woche Turnschuhe (Turnschuhtag) getragen, was von den Rekruten als sehr angenehm beurteilt wurde. Mit dieser Massnahme wurden Füsse und Achillessehnen sowie Fussgelenke, Knie, Hüften und Rücken entlastet. Um den Bewegungsapparat generell robuster zu machen, wurden jeden Morgen während des Appells Kräftigungsübungen mit Fokus auf Rumpf und Beine durchgeführt. • Die Kader gingen noch mehr als sonst auf der Basis von Respekt mit den Rekruten um. Im Bereich des Zusammenlebens wurde der Dienstbetrieb bereits zu Beginn der RS im Zugsrahmen eingeführt und gelebt. Grundsätzlich wurde auch ein besonderes Augenmerk 8 armee.ch Heer 1 / 16 auf die Gruppe und die Gemeinschaft gelegt. So wurden für Kommandierungen wie Gang- oder WC-Reinigung ganze Züge befohlen, nicht einzelne Personen wie bis anhin. Auch fanden Korrekturen ausschliesslich im Zugsrahmen statt – mit dem gewünschten Erfolg. Darüber hinaus führte die Anordnung, innerhalb des Kasernenareals ausschliesslich im Gleichschritt zu marschieren und die konsequente Durchsetzung dieser Massnahme zudem zu einem starken Zusammenhalt und zu einer als streng, aber angenehm wahrgenommenen Disziplin. • Weitere Anpassungen waren die regelmässig mit der Krankenabteilung durchgeführten Rapporte, in welchen medizinische Einzelfälle vom Truppenarzt und dem Kompaniekommandanten individuell besprochen sowie eventuelle Massnahmen vereinbart wurden – immer mit dem Einverständnis des AdA. Speziell zu erwähnen ist, dass Marschdispensen nicht auf eine gewisse Distanz, sondern generell erteilt wurden. Auf diese Weise konnten die Rekruten selbst Verantwortung übernehmen und mussten vor den jeweiligen Märschen ihre Kapazitäten angeben. Die freie Wahl zwischen drei verschieden schweren Packungen auf Märschen bis zu einer Gesamtdistanz von 15 Kilometern führte ebenfalls zu einer Individualisierung und der Übernahme von mehr Verantwortung. Die progressive Steigerung der Belastung dauerte bis in die Rekrutenschulwoche 12. Befragungen der Rekruten und der Kader zeigten, dass die Massnahmen grösstenteils greifen. Dabei ist die Qualität der Führung respektive des direkt vorgesetzten Zugführers. Zudem konnte die Anzahl der Arzt-Visiten generell gesenkt werden, und auch die Dropout-Quote wurde unter 10 % des Anfangsbestandes auf konkret 8,16 % reduziert. Auch auf andere Kennzahlen haben sich die Neuerungen durchaus positiv ausgewirkt: Die Disziplin in der Kompanie hat im Vergleich zu anderen Kompanien merklich zugenommen. Probleme in der Umsetzung und Zwischenfazit Ein Hauptproblem bei der Umsetzung war die progressive Steigerung der Belastung, die von den Kadern ab und an als Verweichlichung empfunden wurde. Diesem Vorurteil ist mit Gesprächen und Kontrollen unter Wahrung des Gestaltungsspielraums der Zugführer Rechnung zu tragen. Auch hier: wenn das Verständnis erst einmal besteht und die Zugführer verstanden haben, dass respektvoll nicht mit weich gleichzusetzen ist, werden die Massnahmen gelebt. Massgebend hierbei ist, dass sowohl die Berufsmilitär als auch das Kompaniekader die Massnahmen verstehen und die Umsetzung von PROGRESS vorleben. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Initialaufwand relativ gross ist. Wenn jedoch einmal eingeführt und das Prinzip verstanden wurde, entwickelt sich PROGRESS zu einem LVb Inf Selbstläufer. Die Führung der Massnahmen darf dabei nicht ausser Acht gelassen werden. Das Projekt ist zudem zeitlich maximal bis zur zwölften Rekrutenschulwoche zu beschränken, so dass die Massnahmen führ- und spürbar progressiv bleiben. Dabei hat das Hauptaugenmerk auf dem Zugführer und dessen Führungsstil resp. -verhalten zu liegen. scheidenden Einf luss auf die Umsetzung der Dispensen. Sprechen in diesem Bezug alle die gleiche Sprache, ist die Krankenabteilung nicht mehr ein Ort des Ausweichens, sondern ein Ort der Festlegung der Rahmenbedingungen, um die Dienstpf licht zu erfüllen. Lehren und Erweiterung auf eine weitere Kompanie Die Massnahmen von PROGRESS haben noch immer einen schweren Stand. Die heutigen Berufskader finden es teilweise schwierig, empathisch nachvollziehen zu können, wie die Rekruten den Einstieg in die RS wirklich wahrnehmen. Studien wie PADIS, PROGRESS und andere zeigen jedoch, dass Handlungsbedarf besteht. Die Pilotstudie an der Inf RS 5 zeigt, dass sowohl die Dropout-Quote gesenkt als auch die Motivation der Rekruten, Militärdienst zu leisten, erhöht werden können. Die täglichen Erfahrungen in der erweiterten Umsetzung zeigen, dass eine gewisse Individualisierung unter Berücksichtigung der Wichtigkeit der Gruppendynamik ihre Wirkung hat: Eine fixe Gruppe mit fixem Chef ist ebenso wichtig wie das Wissen, dass individuelle Probleme Gehör finden und gelöst werden können. Scheinbar kleine Massnahmen haben einen grossen Effekt, der nach Überwindung eines gewissen Anfangswiderstandes eintritt. Die Massnahmen müssen aber in die Ausbildungsplanung einfliessen. Während der Ausbildung ist das Hauptaugenmerk auf die Schulung und Sensibilisierung der direkt vorgesetzten Kader zu legen. Voraussetzung für das Gelingen bleibt jedoch die stetige Erziehung der Rekruten – mit positivem Unterstützen von erwünschtem Verhalten und konsequentem Korrigieren von Fehlverhalten. Die Anzahl und das Ausmass der Massnahmen ist nicht entscheidend – der Mensch muss im Zentrum stehen. Basierend auf den Resultaten der Pilotstudie wurde das Projekt auf die Aufklärer- und Sicherungs Kompanie in Colombier erweitert. Dabei wurde der Massnahmenkatalog reduziert und gewisse Erkenntnisse aus dem Pilotversuch flossen ein. Der Umgang miteinander und die damit einhergehenden Begleiterscheinungen bildeten einen tragenden Pfeiler im Umgang miteinander. Ebenso wurde der Turnschuhtag wetterunabhängig zur festen Institution –, ebenso die Kräftigungsübungen während des Morgenappells. Der Gleichschritt im Kasernenareal und die Reduktion der Stehzeiten blieben unverändert. Die frei wählbare Packung auf den Märschen blieb ebenfalls fix, um der individuellen Leistungsfähigkeit der Rekruten Rechnung zu tragen. Der Umgang miteinander und die damit einhergehenden Begleiterscheinungen bildeten einen tragenden Pfeiler im Umgang miteinander. Ebenso wurde der Turnschuhtag wetterunabhängig zur festen Institution –, ebenso die Kräftigungsübungen während des Morgenappells. Der Gleichschritt im Kasernenareal und die Reduktion der Stehzeiten blieben unverändert. Die frei wählbare Packung auf den Märschen blieb ebenfalls fix, um der individuellen Leistungsfähigkeit der Rekruten Rechnung zu tragen. Im Bereich der Zusammenarbeit mit der Krankenabteilung hat der rasche Wechsel der Militärärzte sowie deren Haltung ent- Fazit armee.ch Heer 1 / 16 9 LVb Inf Ausbildung höheren Unteroffiziere der Infanterie in der Verbandsausbildung Aufgaben im Rahmen des Führungs unterstützungs- und Logistikverbund Die klassischen Aufgaben der Hauptfeldweibel und Fouriere im Rahmen des Dienstbetriebs, der Personalverwaltung, dem Truppenrechnungswesen und der Verpflegung einer Einheit sind allgemein bekannt und auch der Schulungsinhalt am Lehrgang der höheren Unteroffiziere. Truppengattungsspezifische Aufgaben müssen aber noch im praktischen Dienst, während der Verbandsausbildung erlernt und in Übungen umgesetzt werden. Stabsadjutant Patrick Rickenbacher, Kdo Inf RS 13 Die Schulung der höheren Unteroffiziere für ihre Aufgaben im Einsatz beginnt gegen Ende des Praktikums (ab RS Woche 11). Es geht dabei darum, den höheren Unteroffizieren das Verständnis für die taktischen Grundprinzipien, den einsatzbezogenen Dienstbetrieb, das Zusammenspiel im Führungsunterstützungs- und Logistikverbund (FULV) und ihren damit verbundenen Aufgaben zu vermitteln. Eine Einsatzkompanie im Bereitsschaftsraum versieht ihre Aufgaben in der sogenannten reduzierten Bereitschaft. Dies heisst, dass die Kp in ein Schutzelement für den Bereitschaftsraum, ein Einsatzelement für Aufgaben Stufe Bat, ein Reserveelement und ein Ruheelement gegliedert ist. Dadurch ist die Kp über einen längeren Zeitraum 24h / 7 Tage einsatzfähig (Durchhaltefähigkeit). Die Kader der Kp Führung sind aber jeweils nur einmal vorhanden. Damit die Führung und Logistik ebenfalls Durchhaltefähig werden ist es wichtig, dass die Kader der Kp Stufe in der Lage sind sämtliche Aufgaben im Rahmen des FULV zu erfüllen. 10 armee.ch Heer 1 / 16 Dazu zählen: • Der Prozess des Sanitätsdienstes; • Der Umgang mit Gefangenen; • Der Nach- und Rückschub aller Klassen auf Stufe der Kompanie; • Die Instandhaltung. Die Herausforderung in der Ausbildung besteht darin, dass den höheren Unteroffizieren in diesen Bereichen konkrete Bilder aus der Praxis fehlen. Denn sie haben noch nie eine VBA 1 erlebt und waren somit auch noch nie mit diesen Problemstellungen konfrontiert. Deshalb ist es wichtig, das nötige theoretische Grundwissen zu vermitteln, um sicherzustellen, dass die Prozesse und das Zusammenwirken verstanden werden. In der VBA 1 muss mit aufbauenden Kompanieübungen der Prozess vermittelt und von der Theorie in die Praxis überführt werden. Dabei ist die Betreuung so zu gestalten, dass es den höheren Unteroffizieren gestattet ist, angeleitet eigene Lösungen zu entwickeln, allenfalls auch einmal zu scheitern und daraus zu lernen. Ziel muss es sein, sich mit jeder Übung zu verbessern, um am Schluss, während der einwöchigen Durchhalteübung, selbstständig die Kompanielogistik möglichst friktionslos durchhaltefähig aufrecht zu erhalten. So ist im Bereitschaftsraum der Einheit eine funktionsfähige Logistikzone zu betreiben und je nach Einsatzaufgabe eine vorgeschobene Logistikzone im Anschlussraum eines Aktionsraumes zu etablieren. Die Vorstellungen der Infanterie hierzu sind in den vier Bänden des Reglements «Einsatz der Infanterie» beschrieben und unter folgenden Kapitel zu finden: • Regl 53.005.01, Kapitel 2.5.1–4; • Regl 53.005.02, Kapitel 4.1.1–4; • Regl 53.005.03, Kapitel 6.7.4; • Regl 53.005.04, Kapitel 8.4 (Zusammenstellung logistischer Kennzahlen). Fazit Ein gewichtiges Ziel der Ausbildung in der VBA 1 ist es, die höheren Unteroffiziere für ihre Aufgaben im Einsatz fit zu machen. Sie müssen zu Polyvalenz und Selbstständigkeit erzogen werden und den taktischen Rahmen des Einsatzes verstehen. Nur so sind sie in der Lage, das Funktionieren der Logistik im Einsatz zu garantieren. Letztlich ist das Funktionieren der Logistik auf Stufe Kompanie einer der entscheidenden Faktoren für den Erfolg der Einheit im Einsatz. LBA In Knochenarbeit Bunker räumen Im zweiten Weltkrieg und während des Kalten Krieges hat sich die Schweizer Armee auf das Réduit in den Alpen verlassen. Konflikte sind mobiler geworden, das Réduit hat seine Zeit hinter sich und wurde aufgegeben – die Bunker sind geblieben. Viele von ihnen werden nun von der LBA ausgeräumt. Caspar Zimmermann, Kommunikation LBA Wo in der Schweiz Berge stehen (und das ist an den meisten Orten), ist sicher irgendwo ein alter Bunker oder Unterstand drin. So auch in der Chlus, der Passage, die das Prättigau mit dem Rheintal verbindet. Im zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg hätte die Sperrstellung einen Angriff aus dem Osten durch das Prättigau vor dem Eintritt ins Rheintal aufhalten sollen. Die Infanterie vor und um die Bunker Felsenbach hätte gesperrt, die Artillerie aus der Festung Sargans hätte vor die Stellung geschossen. 2005 wurde die Anlage dann in den Dispositionsbestand der Armee überführt, das heisst, sie verlor ihre Aufgabe. Von Februar bis März dieses Jahres haben Mitarbeiter des ALC Hinwil die in den Fels gebauten Räume nun im Auftrag der armasuisse geleert. Eine Festung hat natürlich kein grosses Tor an irgendeiner Hauptstrasse. Der Eingang der Festung Felsenbach liegt gut 40 Meter über der Landquart am steilen Berghang im Wald. Bei unzugänglichen Festungen wird jeweils ein Helikopter aufgeboten, um das ausgebaute Material abzutransportieren. Beim Eingang ins Prättigau war das nicht möglich: Eine Stromleitung versperrte den Luftraum. So blieb nichts anderes übrig, als eigens für den Abtransport eine Seilbahn zu bauen. Alles muss raus! Damit nicht genug der erschwerenden Umstände: Vom Eingang in die Festung führen Die Seilbahn bereit zum Transport Die Räumungsmannschaft: Alfred Hobi, Walter Schwarzenbach und Jürg Kleis. zuerst knapp 100 Stufen in den Berg hinunter. Um dieses Hindernis zu überwinden, baute die Räumungsmannschaft einen Schlitten, der über eine Winde betrieben werden konnte. Ausgeräumt wurde alles: Von technischen Einrichtungen über Küchenmaterial, Bettwaren bis zu den Waffenstellungen. Rohre und Leitungen wurden rausgesägt und abtransportiert. Auch Stromkabel und Lampen sind keine mehr im Bunker Felsenbach. Das Arbeiten wird dadurch nicht einfacher: Je weiter man fortschreitet, umso dunkler wird es. Ihre Knochenarbeit nehmen die drei Mitarbeiter des ALC Hinwil, Alfred Hobi, Walter Schwarzenbach und Jürg Kleis, mit Humor: Irgendwer müsse es ja machen. Wenn es draussen stürmt oder klirrend kalt ist, sei das felsige Dach über dem Kopf sogar willkommen. Unangenehm werde es, wenn in einer Anlage alte Holzeinrichtungen verschimmelt sind. Der Bunker Felsenbach ist nun leer, per Ende Juni wird der Stromanschluss gekündigt. Was anschliessend mit der Anlage geschieht, steht noch nicht fest. Für die Mitarbeitenden des ALC-Hinwil ist die Arbeit mit der Räumung der Festung Chlus nicht vorbei: Irgendwo wartet bereits der nächste Bunker auf seine Leerung. Der gut versteckte – und daher unzugängliche – Eingang. Auch die technische Einrichtung muss raus. armee.ch Heer 1 / 16 11 Lvb Logistik Rekrut Paci und Primo nach dem ersten Spaziergang. Die beiden haben sich gesucht und gefunden! Ein Herrchen für den Schweizer Armeehund Primo An diesem Montagmorgen strahlen alle Hundeführerrekruten übers ganze Gesicht. Dabei ist auch der junge Ricardo Paci, der gleich den ihm zugeteilten Hund Primo kennen lernen wird – der erste aus einer Leistungsvereinbarung zwischen einem Schweizer Züchter und der Armee. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Im Halbkreis wartet jeder, bis er an der Reihe ist, um ins Innere des Gebäudes zu den Hunden zu gelangen. Seit einer Stunde kennen alle Rekruten den Namen ihres künftigen Begleiters auf vier Pfoten, ohne jedoch zu wissen, wie dieser aussieht. «In den ersten Wochen erstellen wir ein psychologisches Profil der Hunde und der Rekruten. Anhand unserer Analysen versuchen wir, Hunde und Herrchen entsprechend ihren Charakteren zusammenzubringen», erläutert der Adjutant-Unteroffizier Stefan Brotschi, Fachausbilder Hund. «In meiner gesamten Laufbahn ist es noch nie vorgekommen, dass ein Rekrut mit seinem Hund nicht zurechtkam.» Nun ist Ricardo Paci an der Reihe. Während seiner ersten Rekrutenschule zog sich Paci eine Verletzung zu und hat nun alles dafür getan, um seine Laufbahn als Hundeführer wieder aufnehmen zu können. «Wir haben den Rekruten Paci gewählt, weil Primo ein besonderes Herrchen braucht. Es musste jemand sein, der seinem Charme vom ersten Moment an erliegt», vertraut uns Stefan Brotschi an. Oberst Jürg Liechti, 12 armee.ch Heer 1 / 16 Kommandant des Kompetenzzentrums Veterinärdienst und Armeetiere, und Walter Zingg, Fachlehrer für Schutzhunde, übergeben «Primo» seinem neuen Herrchen: «Er steht jetzt unter Ihrer Obhut. Sorgen Sie bis an sein Lebensende für ihn.» ich meinen Hund jeden Tag dabei haben kann», so Ricardo Paci. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber es besteht kein Zweifel, dass diese beiden sich gesucht und gefunden haben. Erster Spaziergang und Kennenlernen Mit der Leine in der Hand posiert Ricardo Paci für das obligatorische Foto, bevor er mit seinem neuen Begleiter spazieren geht. Wir lassen die beiden Bekanntschaft miteinander machen. Das ist ein wichtiger Moment. Der junge Mann ruft seinen Hund mehrmals und belohnt ihn dann mit Leckereien, um ihn an seine Stimme zu gewöhnen. «Genauso einen Hund wollte ich. Wir haben sogar fast zusammen Geburtstag», freut sich der Rekrut. «Er erinnert mich an Iago, den Hund, den ich während meiner ersten Schule bekam. Wir verletzten uns beide und mussten aufhören. Iago kam in einer Familie unter, und ich bin froh, wieder hier zu sein.» Der künftige Hundeführer erklärt uns, dass er bei Securitrans arbeitet und Primo daher nicht täglich mitnehmen kann. «Ich möchte beruflich zu Securitas wechseln, damit Labradore aus der Schule für Blindenführhunde Eine weitere Besonderheit dieser Rekruten schule ist die Anwesenheit der drei Labrado re Inu, Iroschi und Ilena der Stiftung Schweize rische Schule für Blindenführhunde in Allschwil (BS). «Dank eines glücklichen Zufalls konnten wir diese drei Tiere aufnehmen», erklärt Rolf Häusermann, Fachlehrer für Rettungshunde. «Diese Hunde sind zu scheu, um Führhunde zu werden, sind aber schon sozialisiert. Sie sind mit dem Leben in der Stadt und in einer Woh nung vertraut. Wir mussten ihnen nur noch das Anschlagen, Suchen und Zeigen beibringen.» LVb Pz/Art Eine Frau bei den Panzertruppen Von der Floristin zum Richter auf dem Leopard-Panzer Alexandra Schnyder ist 19 Jahre alt und hatte keine Beziehung zur Armee, wenn man davon absieht, dass ihr Vater und ihr Bruder ihren Militärdienst geleistet haben. Trotzdem spielte sie stets mit dem Gedanken, die Uniform zu tragen. Am Tag der Rekrutierung entschied sie sich dann für die Funktion des Richters auf dem Leopard-Panzer. Treffen mit einer jungen Floristin aus Glarus. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Inmitten ihrer männlichen Kollegen gibt Alexandra Schnyder ein starkes Bild ab. Die Hände im Rücken lauscht sie aufmerksam den letzten Erläuterungen des Ausbilders vor der Inspektion am nächsten Tag. Nach 20 Wochen Rekrutenschule in Thun, dann in Bure und schliesslich auf dem Schiessplatz Hinterrhein hat die junge Frau sehr viel mehr gelernt, als sie je gedacht hätte. Das mag daran liegen, dass die Glarnerin einen nicht unbedingt maskulinen Beruf erlernt hat, bevor sie in die Schweizer Armee eintrat: Sie ist Floristin. «Ich hatte schon immer mit dem Gedanken gespielt, und dann habe ich mich spontan entschlossen, mich für die Rekrutierung anzumelden», lässt uns Alexandra S chnyder wissen. «Ich wusste nicht so recht, für welche Aufgabe ich mich entscheiden sollte, und dann sagte ich mir, dass man ja nicht oft im Leben die Chance bekommt, mit 56 Tonnen Stahl zu arbeiten.» So begann sie also im Oktober vergangenen Jahres ihren Militärdienst bei der Panzerschule 22. «Anfangs war alles anders als erwartet. Ich war davon ausgegangen, viel mehr Schwierigkeiten zu haben, von meinen männlichen Kollegen akzeptiert zu werden. Doch schliesslich konnte ich mit ein wenig Humor ihr Vertrauen gewinnen», erläutert die junge Frau. Die ersten sieben Wochen Grundausbildung waren wirklich hart, vor allem, weil ich mit Asthma zu kämpfen hatte.» Auf die Frage, ob ihre männlichen Kollegen ihr helfen wollten, weil sie eine Frau ist, antwortet sie lächelnd, dass alle allen helfen, egal ob Mann oder Frau. Alle sitzen im selben Boot. «Es schadet niemandem, einmal richtig gefordert zu werden.» Auch die Kader und Ausbilder sind vom hervorragenden Werdegang von Alexandra Schnyder überrascht. «Soweit ich mich erinnere, hatten wir schon seit mehr als zehn Jahren keine Frau mehr bei den Panzertruppen. Der letzte weibliche Rekrut musste aufgrund einer Verletzung ihre Rekrutenschule abbrechen», erinnert sich Adjutant Unteroffizier André Wullschleger. «Soldat Schnyder ist eine unserer besten Rekruten, wollte aber nicht befördert werden.» Bei ihrer ungewöhnlichen Laufbahn konnte die junge Frau auf die unerschütterliche Unterstützung ihrer Jugendfreundinnen zählen. «Sie haben mich von Anfang an unterstützt, und sie verstehen, dass ich nicht immer die Zeit habe, sie am Wochenende zu treffen», vertraut uns Alexandra Schnyder an. «Ich habe bei dieser Erfahrung viel gelernt, und wenn ich anderen Frauen einen Rat geben darf: Zögert nicht, in die Armee einzutreten oder euch bei den Panzern zu bewerben. Es schadet niemandem, einmal fünf Monate lang richtig gefordert zu werden.» Wenn Sie diese Zeilen lesen, wird Soldat Schnyder ihre Rekrutenschule abgeschlossen und wieder ihren Beruf als Floristin auf genommen haben. armee.ch Heer 1 / 16 13 LVb G/Rttg Teilnahme der Schweizer Armee als Beobachterin am Pilotkurs UNO-Genie in Nairobi Die UNO ist seit Oktober 2014 daran, die Grundlagen zum Schliessen kritischer Fähigkeitslücken im Bereich Genie in Afrika zu erarbeiten. Im Fokus stehen horizontale Planier- und Erdbewegungsarbeiten, die für den Bau von Camps, Strassen und Flugplätzen benötigt werden. Diese bisher mehrheitlich von zivilen Firmen ausgeführten Arbeiten will die UNO in Zukunft in den Missionsgebieten durch UN-Truppen ausführen lassen können. Die ausgebildeten Genieeinheiten sollen rasch und unabhängig eingesetzt werden können und über geschützte Baumaschinen verfügen. Schweizer Delegation mit Kursleitung Japan. Stabsadjutant Markus Crausaz, Lehrverband Genie/Rettung Verantwortlich für dieses Projekt bei der UNO ist das Departement of Field Support (DFS). Japan finanziert dieses Projekt mit rund 38 Mio. USD mit. Die UNO-Friedensmissionen in Afrika finden in einem schwierigen Umfeld statt und an die Logistik und Infrastruktur werden hohe Anforderungen gestellt. Die Ausbildung in Handhabung und Unterhalt schwerer Baumaschinen für afrikanische Staaten stellt für die UNO eine hohe Priorität dar. Erst mit der schnellen Verfügbarkeit entsprechend ausgebildeter und ausgerüsteter Genieeinheiten kann die UNO den Zugang (Strassen, Landepisten) und den Bau von Camps sicherstellen. Anlässlich der UNO-Generalversammlung im September 2015 wurde dieses Projekt vorgestellt. Die afrikanischen Staaten unterstützen im hohen Masse diese Initiative der UNO. Aus ihrer 14 armee.ch Heer 1 / 16 Sicht können ausgebildete Genieeinheiten nach dem UNO-Einsatz auch bei nationalen Notlagen (beispielsweise Überschwemmungen) eingesetzt werden. Offizielle Anfrage an die Schweiz Im März 2015 bewilligte der Chef der Armee, Korpskommandant André Blattmann, das Grobkonzept für die mögliche Ausbildungsunterstützung im Bereich Genie zugunsten der UNO. Gestützt auf weitere Gespräche in New York im Mai und Juli 2015 fragte die UNO die Schweiz mit Note vom 28. Juli 2015 an, ob diese sich als einzige Beobachternation am Pilotkurs beteiligen könnte. Der Pilotkurs «Trial Training – Heavy Engineering Equipment Operation and Maintenance Course» fand vom 7. September bis 16. Oktober 2015 in Nairobi (Kenia) statt. Japan bildete mit zwölf militärischen Experten und vier Übersetzern (die Ausbildner sprachen kein Englisch) insgesamt zehn Soldaten aus Kenia, Uganda, Tansania und Ruanda in der Handhabung und im Unterhalt schwerer Baumaschinen für horizontale Erdbewegungen aus. Der Kurs wurde in Englisch abgehalten und sollte der Überprüfung des Ausbildungskonzepts dienen. Die Schweizer Delegation bestand aus Oberst Markus Schefer (Internationale Beziehungen Verteidigung) und Stabsadjutant Markus Crausaz (Lehrverband Genie/ Rettung). Die Teilnahme diente im Wesentlichen dazu, die Entscheidungsgrundlagen für ein allfälliges Engagement der Schweizer Armee zu erarbeiten. Zu den Aufgaben des Schweizer Teams gehörte die regelmässige Berichterstattung über den Kursverlauf an die UNOProjektleitung in New York. Die Schweizer Beobachtungen und Vorschläge flossen vollumfänglich in den «After Action Review» (AAR) und in das Projektdokument ein. Insbesondere die Schweizer Vorschläge betreffend Ausrüstung, Curriculum und LVb G/Rttg Ausbildungsmethodik wurden im UNOProjektdokument berücksichtigt. Die UNO zog mit folgenden Worten ein positives Fazit zur Schweizer Beteiligung am Pilotprojekt: «With your professional inputs there is no doubt that the next training course will be greatly improved.» (DFS) (Durch Ihre professionellen Inputs wird der nächste Kurs ohne Zweifel noch besser sein.») gleichzeitig ausgebildet werden. Aufgrund der hervorragenden Infrastruktur ist die HPSS für die Durchführung des Pilotkurses und der nachfolgenden Kurse von der UNO als Kursstandort ausgewählt worden. Beurteilung der Schweizer Delegation anlässlich des Pilotkurses Durch die Beteiligung am Pilotkurs konnte die Schweizer Armee wesentlichen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Projekts Unterricht im Klassenzimmer. «Having experienced Swiss observers on site to observe the training worked really well and generated a lot of lessons learned for future trainings.» (UNOPS) (Die Beobachtung der Ausbildung durch die Schweizer Beobachter funktionierte sehr gut und generierte viele Lehren für künftige Trainings.») Ausbildungsinfrastuktur in Nairobi Die für die Ausbildung benötigte Infrastruktur stellte das «International Peace Support Training Center» (IPSTC), an welchem seit Sommer 2014 ein Schweizer Offizier arbeitet, zur Verfügung. Das IPSTC ist eines der sechs regionalen Ausbildungszentren für Friedensförderung in Afrika, an welchem afrikanische und internationale Militärangehörige für den Einsatz in Friedensmissionen der UNO und der AU (Afrikanische Union) vorbereitet werden. Das IPSTC führt jährlich über 120 Kurse mit mehr als 3’500 Teilnehmern durch. Ein Teil des IPSTC bildet die sogenannte «Humanitarian Peace Support School» (HPSS). Die HPSS liegt in Embakasi, einem Stadtteil Nairobis und grenzt an den Kenyatta International Airport. Das Gelände der HPSS ist mehrere Hektaren gross, verfügt über eine moderne Ausbildungsinfrastruktur bis hin zu einem mit Videokameras ausgerüsteten Ausbildungsdorf. In Embakasi können bis zu 500 Soldaten Armee in diesem UNO-Projekt mit relativ geringen Ressourcen einen wichtigen Beitrag im Kapazitätsaufbau in Afrika leisten kann. Weiteres Vorgehen Vom 14. bis 18. März 2016 wird auf dem Geniewaffenplatz Bremgarten auf Antrag der UNO ein Workshop durchgeführt. Die Schweiz fungiert als Host Nation. Ziel dieses Workshop ist es, die Inhalte der einzelnen Kursmodule zu definieren und die Ausbil- Natur und Technik. nehmen. Die UNO bedankte sich für die Teilnahme und würde eine weitere Beteiligung der Schweiz sehr begrüssen. Die Schweizer Delegation war in das Sicherheitsdispositiv der Schweizer Botschaft, der UNO und der kenianischen Armee integriert. Die Lage in Nairobi und die getroffenen Sicherheitsmassnahmen lassen eine Entsendung von unbewaffneten Schweizer Armeeangehörigen für das Genie-Projekt zu. Der Kommandant Lehrverband Genie/Rettung unterstützt das Projekt und stellt die hierfür benötigen personellen Ressourcen zur Verfügung. Der Pilotkurs zeigte weiter auf, dass die Schweizer dungen vor Ort für 2016 und 2017 zu planen. Am Workshop werden Vertreter der UNO (Projektleitung), Japans, Grossbritanniens, der Vereinigten Staaten, Deutschlands und der Schweiz teilnehmen. Von den afrikanischen Staaten nehmen Ghana, Kenia und Tansania teil. Damit wird dem Ansatz des «local ownership» Rechnung getragen. Zudem wird zurzeit die Möglichkeit geprüft, ob der Lehrverband Genie/Rettung im Sommer 2016 einen Train-the-TrainerKurs in Nairobi durchführt. Hierbei soll der Aufbau lokaler Ausbildungskapazitäten unterstützt werden. Ausbildung im Gelände. armee.ch Heer 1 / 16 15 Komp Zen Mil Musik Kleiner Mann ganz gross. Militärspiel Heer Ost Faszinierte Kinder und begeisterte Militärmusiker Mit leuchtenden Augen haben die Kinder der Primarschule Busswil die Musiker des Militärspiels Heer Ost anfangs März 2016 in der Turnhalle erwartet. An diesem Tag stand für die 80 Hinterthurgauer Kinder nicht Mathe, Deutsch oder Werken auf dem Programm, sondern ein Tag mit den Militärmusikern. Instrumente durften ausprobiert werden, gemeinsam wurde geprobt und am Abend das Ergebnis den Zuhörern präsentiert. Christine Hartmann, Komp Zen Mil Musik «Schaut mal, das ist das zu Hause von meinem Kontrafagott. Es ist der grosse Bruder vom Fagott, das ihr vorher gehört habt». Mit diesen Worten öffnet Trompeter Manuel Wirth seinen riesigen Instrumentenkoffer und die Kinder erhaschen einen ersten Blick auf das grosse Holzinstrument. «Komm, halt deine Hand unter den Becher. Spürst du den Ton?» Die Kinder der 1. bis 6. Klasse sind fasziniert von den Blas- und Rhythmusinstrumenten des Militärspiels. Die Meisten haben noch nie eins der Instrumente von Nahem gesehen, geschweige denn, es ausprobieren dürfen. Instrumenten-Parcours Während knapp drei Stunden gingen die Kinder von Schulzimmer zu Schulzimmer und die Militärmusiker zeigten ihnen ihre Instrumente. Pausbackig und mit voller Kraft versuchten die Kinder der Tuba, der Posaune, der Querflöte und all den anderen Instrumenten einen Ton zu entlocken. Manchmal kam nur Luft, dann ein Quieken und schau da, ein richtig schöner Ton. «Wow, das tönt ja super. Spielst du 16 armee.ch Heer 1 / 16 Saxophon?», wollte der Tenorsaxophonist vom kleinen Jungen wissen. «Nein, nein, aber mein Vater», erklärt der Junge stolz. Für die Musiker des Militärspiels Heer Ost ist dieser Einsatz nicht alltäglich. «Es ist eine tolle Abwechslung zum WK-Alltag, hier den Kindern unser Hobby näher zu bringen. Ich hoffe, dass der eine oder andere Schüler ein Instrument lernen möchte und dann später auch zur Militärmusik kommt», sagt ein Musiker. Zusammen mit den «Rhythm Kids Busswil», die aus 4. bis 6. Klässlern besteht, ü bte das Militärspiel am Nachmittag den ersten Teil des Gemeinschaftskonzertes. «Mit meinen ‹Rhythm Kids Busswil› übe ich im Rahmen des Klassenmusizierens schon einige Zeit an den Liedern, die wir h eute Abend gemeinsam mit den Tambouren und dem Militärspiel aufführen werden», erzählt Hanni Hartmann, Organisatorin des Tages und Lehrerin für textiles Werken und Klassenmusik. Ihre Schüler spielen verschiedene Rhythmusund Platteninstrumente wie zum Beispiel das Marimbaphon, die Timpani, die Maracas, die Cabasa oder das Cajon. An Schul- und Komp Zen Mil Musik Gemeindeanlässen dürfen sie ihr Können immer wieder auch vor Publikum zeigen. Viel Geduld und noch mehr Elan «Es war eine besondere Herausforderung, heute Nachmittag die einzelnen Elemente zusammenzuführen. Aber es hat super geklappt», freut sich Spielführer Oberleutnant Koni Strotz. «Mit Kindern zu arbeiten, ist halt schon was anderes als mit den Militärmusikern», schmunzelt der Student. Die Kinder waren am Nachmittag sehr aufgeregt, nicht nur wegen des anstehenden Konzertes, sondern auch wegen der vielen uniformierten Personen, die da auf der Bühne sassen. Eigentlich war es viel interessanter, den Musikern zuzuschauen und sie zu beobachten, als sich auf die Lehrerin und den Dirigenten zu konzentrieren. Hanni Hartmann und Oberleutnant Strotz gelang es aber hervorragend, in der kurzen Probezeit die Rhythmuselemente der «Rhythm Kids Busswil» mit den Klängen des Spiels zu harmonisieren. Das Ergebnis konnte sich sehen und hören lassen. Lynn versucht auf der Querflöte einen Ton zu spielen. Begeistertes Publikum Am Montagabend platzte die Busswiler Turnhalle aus allen Nähten. Eltern, Grosseltern, Verwandte und Musikbegeisterte strömten in die Halle. «Ich bin schon ein bisschen nervös», flüstert das kleine Mädchen aufgeregt dem Grosi ins Ohr. Es bestand aber kein Grund zur Nervosität. Souverän eröffneten die «Rhythm Kids Busswil» zusammen mit dem Militärspiel Heer Ost das Konzert. Afrikanische Rhythmen erklangen und die kleinen und grossen Musikerinnen und Musiker zogen das Publikum schon nach den ersten Takten in ihren Bann. Das traditionelle «Busswiler-Lied», geschrieben vom ehemaligen Lehrer Kuno Brülisauer, erlebte eine Neuinterpretation mit dem Militärspiel, den 4.-Klässlern an den Mallets und dem Gesang aller Schüler. Der Komponist war sichtlich gerührt, wird das Werk doch schon seit über 20 Jahren immer wieder in Busswil aufgeführt; aber noch nie in dieser Zusammenstellung. Auch die Tambouren unter der Leitung von Wachtmeister Pascal Genhart konnten im ersten Teil mit einer Trommelshow zeigen, was sie mit den Mädchen und Jungen auf den Pads am Nachmittag einstudiert hatten. Die grosse Leidenschaft des Leiters war bis in die hintersten Ränge zu spüren. Die Kinder waren voll konzentriert und auch sie begeisterten das Publikum mit ihrem Elan. Für die 4. bis 6. Klässler war dies ein ganz spezieller Abend, den sie sicher noch lange in Erinnerung behalten. Traditionelles und Unterhaltungsmusik Im zweiten Konzertteil überzeugte das Militärspiel mit einer soliden Leistung. Nach der traditionellen Eröffnung mit der Nationalhymne bot die 40-köpfige Formation unter der Leitung von Oberleutnant K oni Strotz und Leutnant Fabian Schneider dem Publikum ein abwechslungsreiches Programm. Traditionelle Märsche und Stücke wechselten sich mit leichter Unterhaltungsmusik ab. Die Tambouren unter der Leitung der beiden Wachtmeister Pascal Genhart und Kevin Wirz begeisterten das Publikum mit schwungvollen Rhythmen und einer Sondereinlage mit den «Jungtambouren Wil» unter der Leitung der ehemaligen Militärtambourin Isabella W alzthöny aus Sirnach. Der Kommandant Kompetenzzentrum Militärmusik, Oberst Philipp Wagner, liess es sich nicht nehmen, der Schulgemeinde für die Möglichkeit des Brückenschlags zur Schule zu danken und gratulierte Hanni Hartmann für ihren grossen Einsatz zu Gunsten der Jugend und der Musik. Auch die Perkussionsinstrumente werden konzentriert ausprobiert. Die Schweizer Militärmusik bietet an Volks- und Musikschulen, aber auch mit Jugendmusiken und Musikvereinen individuelle Workshops an. Ziel ist es zum Einen, die Kinder spielerisch an die Instrumente zu führen und sie so für ein Blas- oder Perkussionsinstrument zu begeistern. Auf der ande ren Seite spricht die Militärmusik Jugendliche an, die bereits ein Instru ment spielen und macht so Werbung in eigener Sache. Denn nicht nur die Musikvereine sind angewiesen auf Nachwuchs in ihren Reihen. Interes sierte können sich über [email protected] melden. armee.ch Heer 1 / 16 17 Komp Zen Sport Zeitmilitär-Spitzensportler zu sein, ist ein Privileg Die Athletinnen und Athleten, die eine der 18 Zeitmilitär-Spitzensportler-Stellen belegen sind nicht nur zufrieden damit, sondern sehr stolz darüber: «Für mich ist es ein Privileg, dass ich so eine Stelle habe», sagte der Ruder-Weltmeister Mario Gyr im Rahmen des Treffens zwischen dem Chef der Armee, Korpskommandant André Blattmann, und den Zeitmilitär-Spitzensportlern in Magglingen. Kurt Henauer, Kommunikation BASPO / Letizia Paladino, Kommunikation Heer Zum ersten Mal überhaupt traf der Armeechef alle 18 ZeitmilitärSpitzensportlerinnen und Spitzensportler gleichzeitig. Im Rahmen der Referate von Verbandsvertretern und auch an der Podiumsdiskussion kam zum Ausdruck, wie wichtig die Unterstützung der Armee für den Sport ist. Und zwar nicht allein durch die 18 Zeitmilitär-Spitzensportstellen, sondern auch durch die Möglichkeit, dass Sportsoldatinnen und -soldaten, die die SpitzensportRS absolviert haben, im Jahr 130 WK-Tage leisten können, die mit Erwerbsersatz EO und Sold entschädigt sind. «Es ist super, dass wir solche Athleten haben», sagte der Chef der Armee, Korpskommandant André Blattmann in Magglingen. «Ich freue mich, dass wir sie unterstützen können.» Er betonte aber auch, dass es ein Geben und Nehmen sei. Er rief die Athletinnen und Athleten wie auch deren Verbände dazu auf, zu zeigen, dass sie von der Armee unterstützt werden. Eine gute Entscheidung Jolanda Neff, die Weltranglisten-Erste im Mountainbike, sagte, dass es eine gute Entscheidung gewesen sei, dass sie die Spitzensport-RS in Angriff genommen habe. «Das war für mich eine sehr gute Starthilfe, für den Einstig in die Spitzensport-Karriere», so die St. Galler Rheintalerin. «Und vor allem habe ich gelernt, den Tag zu strukturieren.» Sehr glücklich zeigte sie sich darüber, dass sie danach eine Zeitmilitär-Spitzensportlerstelle erhalten hat. «Diese Anstellung gab mir Vertrauen für den Sport. Das zeigte mir, dass jemand an mich glaubt», so die letztjähri- 18 armee.ch Heer 1 / 16 ge Weltcup-Gesamtsiegerin. Dass die Armee und auch die Sponsoren einem das Vertrauen schenken, sei noch viel wichtiger als das Geld auf dem Konto. Botschafter der Armee «Wir sind Botschafter der Armee», sagte Mario Gyr, der zusammen mit seinem Bootskollegen Simon Schürch extra für einen Tag aus dem EM-Trainingslager in Varese nach Magglingen kam. «Wir verpflichten uns deshalb auch, für die Armee Werbung zu machen.» Zusammen mit Simon Schürch, sowie dem Sportsoldaten Lucas Tramèr und Simon Niepmann rudert er im Leichtgewichts-Vierer-ohne, der im Vorjahr Weltmeister wurde und in Rio de Janerio zu den Schweizer Medaillenhoffnungen zählt. Trio für Rio Der Schweizer Leichtgewichtsvierer-ohne ist von Swiss Olympic schon für Rio selektioniert worden wie auch der Schweizer RadBahnvierer, über den wir in dieser Rubrik «Trio für Rio» regelmässig berichten. Für die Mountainbiker mit Jolanda Neff erfolgt die Selektion später. Die Selektionsentscheide von Swiss Olympic fallen gestaffelt bis am 18. Juli 2016. Das definitive Aufgebot für Rio 2016 gibt Swiss Olympic am 19. Juli 2016 bekannt. Spitzensport in der Armee Das Konzept der Spitzensportförderung zielt darauf hin, den Spitzensport optimal mit der gesamten militärischen Dienstpflicht zu kombinieren. Die Armee unterstützt Spitzensportler/innen mit internationalen Zielsetzun gen. Weitere Informationen: www.armee.ch/spitzensport Komp Zen Sport Nationalsport Schwinger bereit für das «Eidgenössische» Jeden Winter nutzen die Schwinger im Rahmen des Programms für Armee-Spitzensportler die Infrastrukturen in Magglingen, um sich auf die Saison vorzubereiten. Das Trainieren unter professionellen Bedingungen stellt für diese Athletengruppe, deren Spitzenleistungen von der Gesellschaft nicht immer gebührend honoriert werden, eine unschätzbare Chance dar. Matthias Sempach macht aus seinen Ambitionen keinen Hehl. Er will das Eidgenössische Schwingerfest gewinnen. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Obwohl das Schwingen ein Schweizer Nationalsport ist, können die Athleten von ihrem Sport nicht leben, zumindest nicht vollständig. Bis 2012 durften sie auch nicht die Rekrutenschule für Spitzensportler absolvieren. «Nach dem Sieg von Kilian Wenger beim Eidgenössischen Schwingfest 2010 wurden die Zulassungskriterien für die SpitzensportRekrutenschule so geändert, dass jetzt auch Schwinger am Programm teilnehmen können», erklärt Franz Fischer, Verantwortlicher Sport in der Spitzensport-RS. «Wir haben eng mit dem Eidgenössischen Schwingerverband zusammengearbeitet, um mit dessen Unterstützung die besten Schweizer Athleten auszuwählen. Seitdem nutzen die Schwinger jeden Winter die professionellen Infrastrukturen in Magglingen, um sich auf die Saison vorzubereiten.» Kilian Wenger erinnert sich: «Nachdem ich den Titel als Schwingerkönig geholt hatte, wurde ich vom Verkehrs- zum Sportsoldaten befördert. Insgesamt ein Dutzend von uns wurden für das Programm zugelassen. Das war das erste Mal, dass ich mich zu 100% meinem Sport widmen und mir vor allem auch die Zeit nehmen konnte, mich zu regenerieren.» Simon Anderegg fügt hinzu: «Ich bin seit drei Jahren Sportsoldat und mache echte Fortschritte. Im ersten Jahr konnte ich mich beim Wintertraining so weit verbessern, dass die darauffolgende Saison eine meiner besten wurde. Das Schwingen ist ein Sport, bei dem man sich leicht verletzen kann. Daher ist es sehr wichtig, dass wir uns fit halten.» Während ihres Wiederholungskurses konzentrieren sich die Schwinger vollkommen auf ihr Training. «Morgens machen wir Muskelaufbau, und am Nachmittag üben wir unsere Schwingertechniken», wirft Matthias Glarner ein, der auch für das Training beim Widerholungskurs zuständig ist. «Jeder lernt vom anderen und kann sich so verbessern – eine optimale Vorbereitung. Matthias Sempach: «Mein Ziel ist die Krone» Nach einem Jahr verletzungsbedingter Pause ist Matthias Sem pach jetzt wieder im Training. Er nimmt wie seine Kollegen an den Wiederholungskursen für Spitzensportler teil. «Ich bin sehr froh, dass ich wieder trainieren kann und freue mich auf die kom mende Saison», lässt uns der Berner Schwinger wissen. «Mein Ziel dieses Jahr ist die Krone; daher ist es ein Glück, dass mir hier Infrastrukturen und Trainer zur Verfügung stehen und vor al lem, dass ich mit den besten Schwingern der gesamten Schweiz trainieren kann, bevor die Saison beginnt.» armee.ch Heer 1 / 16 19 Komp Zen Geb Gebirgsspezialisten Minenwerfer zum Auslösen von Lawinen Seit Auflösung der letzten Minenwerfer-Infanteriekompanie verwenden nur noch die Gebirgsspezialisten die mobilen 12cm Minenwerfer. Ein kleiner Teil dieser Spezialisten erhält jedes Jahr eine Schulung in Hinterrhein (GR), bei der die Teilnehmer lernen, im Falle subsidiärer Hilfe oder militärischen Bedarfs Lawinen auszulösen und so die Bevölkerung und Infrastrukturen zu schützen Letizia Paladino, Kommunikation Heer Wie so oft im Winter erreicht den Waffenplatz Hinterrhein auch heute keine Sonne. Tief im Tal befinden sich die Gebirgsspezialisten mitten in einer Ausbildung. «Wir sind die Einzigen in der Schweizer Armee, die noch diesen 12cm Minenwerfer nutzen», erläutert Hans Martin Henny, Berufsunteroffizier, Bergführer und Übungsleiter. «Aber nicht alle Gebirgsspezialisten durchlaufen während ihrer militärischen Laufbahn diese Ausbildung. Während der Rekrutenschule erhalten alle AdA des Gebirgsdienstes eine Grundausbildung zum Einsatz von Sprengladungen sowie für das 8,3cm-Raketenrohr 80. Nur 10 % davon werden in den FDT am 12cm-Minenwerfer geschult, und nur ganz wenige lernen, wie man Sprengladungen aus Hubschraubern zum Einsatz bringt.» Theoretisch-praktische Ausbildung Seit Wochenbeginn nehmen die sich im Wiederholungskurs in Hinterrhein befindlichen AdA an einer theoretischen Ausbildung teil. Heute Morgen erlernen sie, mit der Karte in den Händen, die Berechnung eines Schusses. Einer der Soldaten erläutert uns, dass der 20 armee.ch Heer 1 / 16 Minenwerfer eine Reichweite von 7 Kilometern hat. Das Ergebnis ist schnell zur Hand: Für das angegebene Ziel ergeben sich eine Ladung von 4, eine Entfernung von 4 Kilometern und eine Höhe von 600 Metern. «Es ist eigentlich nicht so schwierig, einen Minenwerfer zu verwenden. Man muss sich auf der Karte zurechtfinden und das Ziel genau festlegen», erläutert Hans Martin Henny und ergänzt: «Die Profis können sogar ein Ziel anvisieren, das sie gar nicht sehen. Wir nehmen uns aber nur Ziele vor, die wir tatsächlich vom Stellungsraum aus sehenkönnen.» Nach mehreren Rechenübungen bewegt sich die Truppe zum Materialraum, um die Munition für diesen Nachmittag vorzubereiten. Dabei erhaschen die Teilnehmer einige der im Winter so raren Sonnenstrahlen auf dem Waffenplatz. Hans Martin Henny holt zwei Munitionstypen hervor, die er seinen Schülern präsentiert. Beim ersten handelt es sich um eine Übungsmunition für den ersten Schuss. Der zweite Typ ist Kampfmunition, mit der das Ziel getroffen werden soll. Das Zündsystem wird im Detail erläutert; anschliessend werden die Sprengstoffe in den LKW verladen. Alle freuen sich darauf, endlich den Minenwerfer zu bedienen. Jetzt ist es soweit: Noch einmal werden vor dem Zielhang die Berech- Komp Zen Geb Hans Martin Henny erklärt den Unterschied zwischen Übungs munition und Einsatzmunition. Das Laden des Minenwerfers ist eine heikle Angelegenheit. nungen überprüft. Die AdA sammeln sich und bereiten sich auf die Praxisphase vor. Um den Minenwerfer herum hat jeder seine ganz eigene Aufgabe: einstellen, kontrollieren, schiessen. Die erste Gruppe erhält die Schiesserlaubnis; alle beobachten das Ganze mit dem Fernglas. «Ein wenig daneben – da muss noch nachjustiert werden», urteilt Hans Martin Henny. Nun kommen die zweite und die dritte Gruppe an die Reihe. Anschliessend kann die erste Gruppe zum zweiten Mal schiessen. Die Ferngläser wieder auf der Nase, halten alle den Atem an. «Das geht ja kaum besser. Entweder seit ihr verdammt gut, oder ihr habt einen super Ausbilder», frotzelt Hans Martin Henny. «Jetzt könnt ihr das Protokoll eures Schusses aufnehmen und die genaue Einschlagstelle angeben.» Der von den Soldaten lang ersehnte Moment ist gekommen. Die Gebirgsspezialisten Die Gruppe der Gebirgsspezialisten zählt etwa 320 Soldaten, die auf neun Detachements verteilt sind. Dadurch werden ein ganzjähriger Dienst und eine ständige Verfügbarkeit gewährleistet. Wichtig ist, dass die während der RS erworbenen bzw. aus den zivilen Berufen mitgebrachten Kenntnis se während der WK weiterentwickelt werden können. Nur so kann mittels einer zweitägigen, einsatzbezogenen Ausbildung (EBA) die Einsatzbereit schaft gewährleistet werden. Durch die Weiterbildung perfektionieren die Gebirgsspezialisten ihre Fä higkeiten, im Sommer wie im Winter mit den geeigneten technischen Hilfsmitteln schwieriges Terrain zu durchqueren, aber auch die Machbar keit einer Mission in einem gegebenen Gelände zu beurteilen. Der Ge birgsspezialist ist der Berater des taktischen Kommandanten; er beurteilt die Situation im Gebirge oder in schwierigem Gelände und gewährleistet, dass die Mission unter bestmöglichen Bedingungen erfüllt werden kann. Beobachtungsphase. Haben wir richtig gerechnet? armee.ch Heer 1 / 16 21 Der Adjutant hat sich bei den Gebirgsspezialisten sehr gut integriert. Porträt Ein Adjutant der französischen Armee bei den Gebirgsspezialisten in der Schweiz Zwischen Januar und April 2016 hat Gregory Mathis, Instruktor und Adjutant der Ecole militaire de haute montagne (EMHM) in Chamonix einen Lehrgang am Kompetenzzentrum Gebirgsdienst der Schweizer Armee absolviert. Es ist das erste Mal, dass ein französischer Angehöriger der Armee in Andermatt weilt. Laurent Wolf, Kommunikation Heer Die Rekruten der Gebirgsspezialisten aus Andermatt kehren von einer Übung mit Helikoptern der Luftwaffe zum Militärflugplatz Alpnach zurück. Eine der Uniformen der Truppe fällt ins Auge: Sie gehört Grégory Mathis, einem Ausbilder der Gebirgsjäger (Chasseurs alpins) der französischen Armee. Er verbringt vier Monate hier, um bestimmte Techniken zu erlernen, die unsere Gebirgstruppen nutzen. Im Gegenzug vermittelt er den Rekruten andere spezifisch französische Techniken. Im Rahmen seines Aufenthalts wird er an Material ausgebildet, das in der französischen Armee nicht zum Einsatz kommt. 22 armee.ch Heer 1 / 16 Dies gilt für rund 60 Prozent seines Stundenplans in Andermatt. Zudem unterrichtet er verschiedenst Angehörige der Schweizer Armee, die einen Lehrgang in Andermatt absolvieren, beispielsweise darin, im Hochgebirge die Nacht in einem selbstgebauten Iglu zu verbringen. Unterschiede bei Organisation und Techniken Einer der Höhepunkte der Ausbildung ist die «organisierte Rettung», bei der Dreibeine, Winden und Tragbahren aus Metall zum Einsatz kommen: «In Frankreich werden solche Hilfs- und Rettungsaktionen von der Hochgebirgsrettungseinheit der Gendarmerie PGHM übernommen, nicht von den Gebirgsjägern», erläutert der Adjutant. «Ausbildung und Auftrag der Gebirgsjäger zielen im Wesentlichen auf den Kampf, die Bewegung und die Stationierung im Gebirge ab.» Auch bestimmte Bezeichnungen unterscheiden sich. So heisst etwa die Begehbarmachung, die in der Schweiz als «passage équipé» bezeichnet wird, in Frankreich «équipement de passage». Die Technik jedoch ist die gleiche: Das Gelände wird durch Gebirgsspezialisten so präpariert, dass eine andere, nicht entpsrechend ausgebildete oder schwer beladene Einheit ein Hindernis überwinden kann, beispielsweise in steilem Gelände oder an Gewässern. Komp Zen Geb Für die Truppe beginnen die Ausbildungstage um 7 Uhr morgens und können bis um 23 Uhr dauern. Der Stundenplan des Adjutanten bleibt jedoch sehr flexibel: «Ich kann vormittags an der Ausbildung der Rekruten teilnehmen und nachmittags, wenn mir dies sinnvoll erscheint, an derjenigen der Unteroffiziere. Schliesslich ist das Ziel, so viel wie möglich von den Techniken der Schweizer Armee zu sehen und zu lernen.» Eine sehr positive Erfahrung Gregory Mathis ist begeistert von der schweizerischen Gastfreundschaft. Ihm steht ein Einzelzimmer mit Küche zur Verfügung, trotzdem nimmt er seine Mahlzeiten regelmässig mit der Truppe ein. Dank seiner elsässischen Wurzeln versteht er ein wenig Deutsch, gerade bei Kursen mit einem sehr technischen Vokabular ist er über die anwesenden Westschweizer als Verständnishilfen und Übersetzer froh. Anfangs sorgte das Béret der Chasseurs alpins für Erheiterung: «Viele fanden es lustig, wenn ich mit meiner Tarte – so wird das Béret der Chasseurs alpins inoffiziell genannt – auf dem Kopf unterwegs war. Aber letztlich haben sich alle daran gewöhnt. Um den weissen Schneetarnanzug aus Frankreich beneiden mich andererseits doch Einige!» Zu Beginn seines Aufenthalts fehlt Grégory Mathis häufig die Zeit, um nach Frankreich zurückzukehren: «Die Fahrt nach Chamonix kann lang sein, besonders im Winter. Daher ist mein Stundenplan so Gregory Mathis Der aus dem Elsass stammende Berufsmilitär Adjutant Grégory Mathis leistete zunächst sei nen Militärdienst als Hilfsgendarm auf den fran zösischen Antillen. Anschliessend verpflichtete er sich im September 2002 als Unteroffiziers anwärter bei den Chasseurs alpins des französi schen Heeres. Später beschloss er, im 27. Ge birgsjägerbataillon (Bataillon de Chasseurs Alpins, BCA) in Annecy zu dienen, zunächst als Gruppenchef einer Infanteriekampfgruppe, dann bei der Spezialeinheit Groupement de Comman dos Montagne (GCM). Er leistete er zwei Einsät ze in Afrika und einen weiteren in Afghanistan. Seit Juli 2012 ist er an die EMHM in Chamonix als Gebirgsinstruktor abkommandiert. Er ist einer von rund 30 Kandidaten, die auf na tionaler Ebene für die Bildung eines Gebirgsauf klärerzugs (SEM) an der Ecole militaire de haute montagne (EMHM) in Chamonix ausgewählt wur den. Die etwa 3000 anderen Unteroffiziere des französischen Heeres werden in Saint-Maixentl’Ecole ausgebildet. gestaltet, dass ich bei meiner Rückkehr nach Frankreich mindestens drei Tage zur Verfügung habe.» Wenn er nun in Andermatt bleibt, betreibt er Bergwandern. «Ich fühle mich hier sehr wohl. All diese Gipfel sind ein herrlicher Tummelplatz, auf dem ich mich austoben kann!», scherzt er. «Dieses Jahr nehme ich zum dritten Mal an der Patrouille des Glaciers teil, für die ich entsprechend sehr gute Trainingsbedingungen habe.» Seine Ausbilderkollegen aus der Schweiz laden ihn Von links nach rechts: Stabsadjutant Roger Würsch, Adjutant Gregory Mathis und Oberst i Gst Ivo Burgener, Kommandant des Kompetenzzentrum Gebirgsdienst der Armee. häufig zum Essen zu sich nach Hause oder zu Ausflügen in die Berge ein. «Die Erfahrung ist für mich vorwiegend positiv. Der Gegenbesuch fand bereits 2015 statt. Damals verbrachte ein Instruktor der Schweizer Armee acht Monate an der EMHM», führt Grégory Mathis aus. «Es ist auch schon eine weitere Kooperation in Chamonix geplant, die im Juli beginnen soll.» Ein weiterer Freiwilliger der französischen Seite dürfte also schon bald nach Andermatt kommen. Optimale Übungsbedingungen … armee.ch Heer 1 / 16 23 Olympische Spiele in Rio Mehrere Zeitmilitär-Spitzensportler und Sportsoldaten haben sich für die Olympischen Spiel in Rio in qualifiziert. Unter ihnen die Mountainbikerin Jolanda Neff, das Vierer-ohne Ruderteam, die Turner, die Fechter Max Heinzer und Fabian Kauter sowie das Team im Bahnradfahren-Verfolgung. Wir wünschen allen Athleten einen erfolgreichen Wettkampf und viele Medaillen. 24 armee.ch Heer 1 / 16 4Alpine Spitzenleistungen an der Patrouille des Glaciers 1 / 16 2 Der Armeechef zu seinem Rücktritt 6 Abwechslungsreiche Karriere in der Friedensförderung 10 Norwegische Rekruten in der Panzerschule Thun Schreiben des Armeechefs zu seinem Rücktritt «Die Begegnungen mit Armeeangehörigen aller Stufen sind ein Privileg» Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 23.03.16 meiner Ablösung als Chef der Armee per 01.01.17 zugestimmt. Danach werde ich dem Chef VBS bis zum 31.03.17 für besondere Aufgaben zur Verfügung stehen und anschliessend in den vorzeitigen Ruhestand übertreten. Für das über all die Jahre in mich gesetzte Vertrauen möchte ich meinen Chefs danken. Seit nunmehr 40 Jahren bin ich Angehöriger der Schweizer Armee. Ende 2016 sind es bereits 33 Jahre, in welchen ich als Berufsoffizier arbeiten konnte, über acht Jahre davon an der Spitze der Armee. Viele von Ihnen durfte ich während meinem jahrzehntelangen Wirken kennen und schätzen lernen. Zusammen haben wir viel erreicht. Für Ihren Beitrag auf diesem langen Weg, für Ihre Unterstützung, für Ihr Wohlwollen und das von Ihnen eingebrachte Herzblut zugunsten unseres gemeinsamen Anliegens danke ich Ihnen und Ihren Angehörigen aufrichtig. Im Jahr 1984 habe ich den Hptm Grad abverdient; seither durfte ich als Miliz- und Berufsoffizier in verschiedenen Funktionen Chef sein, habe viele Kommandanten unterschiedlicher Stufe ausbilden, begleiten, unterstützen oder führen dürfen. Die meisten Kontakte waren und sind bereichernd. Ja, das ganz grosse Privileg das ich geniessen durfte und darf, ist das Zusammenarbeiten mit Kommandanten und Chefs, Kadern, Soldaten und Mitarbeitenden, die sich für unser Land und seine Bevölkerung einsetzen; überzeugt, glaubwürdig und kompetent. Für all das, was Sie als Armeeangehöriger unserer Milizarmee, engagiert, loyal und verantwortungsbewusst zum guten Gelingen und zur Erfüllung unseres Auftrages, aber auch zum feinen zwischenmenschlichen Austausch beigesteuert haben, danke ich Ihnen von ganzem Herzen. Der Zeitpunkt der Ablösung als Chef der Armee ist primär im Sinn der Sache zu sehen. Nach dem erfreulichen Abschluss der WEA-Beratungen in den Eidgenössischen Räten steht nun die mehrere Jahre dauernde Umsetzung bevor. Wer hierfür die Verantwortung trägt, muss selber Weichenstellungen, zum Beispiel im personellen Bereich, vornehmen können, und die Führung während einiger Jahre innehaben. Da bereits Mitte 2017 die ersten Kaderschulen nach dem neuen Modell durchgeführt werden, macht der Stabwechsel per 01.01.2017 Sinn. Zur WEA nur so viel: Die heutige Lösung (Armee XXI mit Entwicklungsschritt 08/11) ist in allen Belangen, insbesondere der Bereitschaft, (Kader-) Ausbildung und (vollständige) Ausrüstung schlechter als die vom Parlament verabschiedete Lösung. Die tatsächlichen Bestände erlauben keine grössere Armee, ohne die Dienstleistenden noch zusätzlich zu belasten, und nur der beschlossene Finanzrahmen ermöglicht eine flexiblere Ausgabenpolitik mit erfreulichen Anreizen zum haushälterischen Umgang mit den Finanzmitteln. Wer der Armee oder der Sicherheit des Landes darüber hinaus Gutes tun will, sollte diese Fortschritte nicht gefährden. 2 armee.ch 1 / 16 Bild: ZEM Geschätzte Armeeangehörige; Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere Der Zeitpunkt zur Ablösung des CdA ist aus meiner Sicht auch darum richtig gewählt, weil der Departementsvorsteher sich nun Zeit für die Wahl eines Nachfolgers nehmen kann. Zudem kann ich meine Erfahrung dieses Jahr weiterhin in drei wichtige Geschäfte einbringen und damit zu guten Voraussetzungen für die Zukunft der Schweizer Armee beitragen: – Bericht im Hinblick auf die Beschaffung eines Neuen Kampfflugzeuges (NKF); – Rüstungsplanung unter Nutzung des neulich gewährten Finanzierungsrahmens; – Vorbereitung und Führung allfälliger subsidiärer (Sicherungs-) Einsätze zugunsten der zivilen Behörden im Zusammenhang mit der Migration. Die Aufzählung der anstehenden Arbeiten ist nicht abschliessend. Aber gerade beim dritten Punkt erkennen Sie Ihre eigene Bedeutung für die Auftragserfüllung der Armee. Die aktuelle sicherheitspolitische Lage um die Schweiz lässt – ohne schwarz malen zu wollen – Einsätze der Armee näher kommen. Aufgrund nachrichtendienstlicher Erkenntnisse und der konkreten Entwicklung werden allfällige Anpassungen des Dienstleistungsplanes politisch entschieden werden müssen, damit die Bereitschaft der Armee gewährleistet ist. Wenn wir auf einen Einsatz verzichten können sind wir dankbar. Wenn es uns braucht, werden wir den Auftrag erfüllen. Oder anders gesagt: Die Armee braucht die Unterstützung von Ihnen und Ihrem Verband, und ich danke Ihnen dafür. Ich freue mich, Ihnen im Dienst oder bei anderer Gelegenheit zu begegnen. Mit den allerbesten Wünschen für Sie persönlich und freundlichen Grüssen Ihr CHEF DER ARMEE Korpskommandant André Blattmann Neues Kartendarstellungssystem der Armee «Albireo», das Tor zur Geoinformationswelt Das bekannte Kartendarstellungssystem der Armee, «PCMap swissline», ist in die Jahre gekommen. Im Rahmen des Projektes GeoInfo Verteidigung wurde die Kartenapplikation auf den neuesten Stand bei Technik und Design gebracht. «Albireo» wird ab Sommer 2016 zur Verfügung stehen. Michael Lanini, Mil Geo Offizier Verteidigung Das neue Produkt heisst Kartendarstellungssystem (KADAS) Albireo. Albireo steht dabei für einen Doppelstern im Sternzeichen Schwan, welcher eine wichtige Bedeutung in der Himmels-Navigation besitzt. Zu den Neuheiten zählen eine intuitive Benutzeroberfläche, die einfache Einbindung von Geodiensten aus der Nutzungsplattform der Militärischen Geodaten-Infrastruktur sowie uneingeschränkte Interoperabilität mit anderen Führungsinformationssystemen der Armee. Für die neue Benutzeroberfläche wurde ein Ribbon-Konzept übernommen, welches an die gängigen Office-Werkzeuge erinnert und damit eine gewohnte Einordnung der Funktionalitäten ermöglicht. Bei der Umsetzung des Konzepts wurde grosser Wert auf Ergonomie, Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit gelegt. Das 3D-Darstellungsmodul … Interoperabel mit anderen Systemen Das KADAS Albireo ermöglicht den Zugriff auf ein sehr breites Angebot an standardisierten Geodiensten und Geodaten. Es orientiert sich dabei eng an map.geo.admin.ch, den Angeboten des Geoportals des Bundes. Natürlich funktioniert «Albireo» auch offline, was eine grosse Flexibilität bei Einsätzen ohne Netzwerkverbindung sicherstellt, und zwar im In- und Ausland. Dank der Integration von Symbolen und taktischen Zeichen gemäss Reglement 52.002.03 verfügt das KADAS Albireo über die Möglichkeit, Lageinformationen mit anderen Führungsinformationssysteme der Armee wie beispielsweise FABIS und FIS Heer auszutauschen. Damit können auch Angehörige der Armee, die keinen regelmässigen Zugriff auf die erwähnten Systemen haben, mit einem mächtigen Werkzeug ausgerüstet werden, welches die Vorbereitung von Einsätzen und Fortbildungsdiensten unterstützt. Offener Code ermöglicht Weiterentwicklung Die Entwicklungsarbeiten wurden zusammen mit dem Bundesamt für Landestopografie und mit der Firma Sourcepole AG durchgeführt. Das KADAS Albireo baut auf dem Open Source Projekt Quantum GIS auf (www.qgis.org). «Albireo» kann dank sei- … und das Lagedarstellungsmodul in der neuen Software. nes offenen Programmiercodes um weitere Anwendungen und Funktionen modular erweitert werden. Das öffnet ein breites Spektrum an Weiterentwicklungsmöglichkeiten. So können Fachfunktionalitäten als Plugins ohne grossen Aufwand integriert und damit die Anzahl an Speziallösungen im Bereich Verteidigung schrittweise reduziert werden. Dies führt zu deutlichen Vorteilen in der gemeinsamen Geodatenbewirtschaftung und bei der Sicherstellung des Prinzips «Operating off the same map», der Nutzung einheitlicher Kartendaten. Das KADAS Albireo wird ab Sommer 2016 auf den meisten IKT-Plattformen der Armee sowie der militärischen Verwaltung zur Verfügung stehen. Ab Herbst 2016 ist eine Light-Version geplant, gedacht insbesondere für den Einsatz im Rahmen von Milizfunktionen. Im Zuge der Einführung sind zwar Multiplikatoren-Schulungen vorgesehen, jedoch ist die Bedienung des KADAS Albireo so intuitiv, dass der Einstieg insbesondere der jüngeren «Google (Maps)»-Generation keine Schwierigkeiten bereiten sollte. armee.ch 1 / 16 3 Patrouille des Glaciers Trainingslager mit ausländischen Militärpatrouillen Die Patrouille des Glaciers zählte dieses Jahr mehr als 4700 Teilnehmer, darunter 1800 Militärs. Für die Betreuung der ausländischen Patrouillenteilnehmer ist der Bereich Internationale Beziehungen Heer zuständig. Er kümmert sich um die Formalitäten für die Einreise in die Schweiz, die Planung des Aufenthalts und die Anmeldung. Wir haben sie in Fiesch (Wallis) getroffen, zwischen Materialkontrolle und Informationsabend. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Noch ist es nicht so weit, aber vor der Tür zur Materialkontrolle wartet schon eine lange Menschenschlange. «Wir bieten ausländischen Patrouillenmitgliedern die Möglichkeit, die Materialkontrolle direkt in Fiesch statt in Zermatt oder Evolène durchzuführen. Dadurch sparen sie sich unnötige Wege und gewinnen kostbare Zeit», erläutert Jean-Louis Hug, Chef Internationale Beziehungen und Chef des Lagers Fiesch. Die hier versammelten, hauptsächlich aus Europa stammenden Militärathleten wurden alle vom Heer eingeladen, sich auf die spektakuläre Patrouille des Glaciers einzulassen. «Um die Einladungen kümmert sich die Zelle Internationale Beziehungen. Zunächst kontaktieren wir die Streitkräfte unserer Nachbarländer und dann auch andere Nationen. Teilnehmen können auch Angehörige von Gendarmerie, Gebirgspolizei und Feuerwehr», erläutert Jean-Louis Hug. «Es wurden auch amerikanische Militärs eingeladen. Leider konnten sie keine Dreiergruppe 4 armee.ch 1 / 16 aufstellen, sodass einer allein die Reise angetreten hat. Um diesem die Teilnahme zu ermöglichen, hat die Führung des Anlasses eigens das erste internationale Militärteam in der Geschichte der Patrouille des Glaciers ins Leben gerufen.» Unterkunft in einem ehemaligen Militärspital Seit dem Jahr 2000 haben ausländische Militärpatrouilleure die Möglichkeit, zwecks Akklimatisierung an einem Trainingslager teilzunehmen. «Wir hatten schon sehr gut trainierte Athleten mit Höhenproblemen dabei, die bereits beim ersten Hügel aufgeben mussten», erinnern sich Oberstleutnant Pierre Vallat und Olivier Cingria, zwei Militärs der ersten Stunde, die bis heute mit dabei sind. «Damals waren die Bedingungen noch nicht so gut wie heute. Wir hatten nur etwa zwölf Teams aus fünf oder sechs Nationen.» Doch seitdem hat sich Einiges getan: dieses Jahr sind etwa vierzig internationale Militärpatrouillen der Einladung der Zelle Internationale Beziehungen gefolgt. Die ausländischen Militärs freuen sich sehr, dabei zu sein. Sie sind im ehemaligen Militärspital von Fiesch untergebracht, das heute ein Sportzentrum und ein Feriendorf ist. «Wir könnten uns ein derartiges Angebot nicht erlauben, wenn wir keine Sondertarife aus der Zeit des Militärspitals hätten», fügt JeanLouis Hug hinzu. «Wir haben ein Team, das sich um Verwaltung und Logistik kümmert. Auch für täglich anfallende Probleme stehen wir zur Verfügung.» Die erste internationale Militärpatrouille der Geschichte Etwas verloren steht Captain Matthew Hickey, Verantwortlicher für das Programm World Class Athlete, inmitten der Athleten und wartet darauf, dass jemand ihn über den weiteren Ablauf informiert. Die US-Armee konnte keine dreiköpfige Gruppe von Patrouilleuren aufstellen, so dass Hickey alleine in die Schweiz reiste. «Ski-Alpinismus ist bei uns keine sehr verbreitete Sportart. Es gibt bei uns schon Bergspezialisten, aber sie liefern sich keinen Wettkampf», erklärt Matthew Auf den Gipfeln sind die Gebirgsspezialisten der Schweizer Armee nicht allein im Einsatz. In diesem Jahr erhalten sie Unterstützung von etwa 30 Mitgliedern der 27. Gebirgsinfanteriebrigade der französischen Armee. Hinzu kommen gut 20 deutsche und 10 österreichische Militärs. Diese Zusammenarbeit hat Oberst Max Contesse, Kommandant der Patrouille des Glaciers, 2013 ins Leben gerufen. «Die Patrouille des Glaciers ist zweifellos eines der grössten Rennen dieser Art in den Alpen, aber militärisch gesehen stellt sie vor allem ein bedeutendes operationelles Engagement mit 5400 Wettkämpfenden dar, das über vier Tage im Gletschergebiet auf über 3500 Metern Höhe stattfindet», erläutert Major Jean-Cyrille Audouit, Stellvertreter des Offiziers für Kommunikation der 27. Gebirgsinfanteriebrigade. Die Gebirgsspezialisten stellen in Zusammenarbeit mit der Schweizer Armee die Wegmarkierungen an den Posten Tête Blanche, Riedmatten und Tsena Réfien sicher und sind für Unterstützung, Sicherheit und medizinische Versorgung der Wettkämpfenden zuständig. Im Laufe der Patrouille des Glaciers wurden die unterstützenden ausländischen Militärs befragt. Alle zeigten sich zufrieden. «Die Zusammenarbeit mit den Angehörigen der Schweizer Armee funktioniert bestens. Unsere Soldaten sind sehr zufrieden mit dieser Partnerschaft, und diese Erfahrung ist für alle eine Bereicherung. Dabei können wir unser Know-how austauschen und für einen guten Verlauf der Veranstaltung sorgen», fasst ein Mitglied der 27. Gebirgsinfanteriebrigade der französischen Armee zusammen. Bilder: J-P Tauvron © EMHM Französische, deutsche und österreichische Unterstützung für die Schweizer Armee Hickey. «Ziel ist es, diese Disziplin in unserer Armee einzuführen, damit wir uns hier in den kommenden Jahren den grossen europäischen Nationen stellen können.» Damit sich Captain Matthew Hickey auf das Abenteuer einlassen konnte, hat die Organisation eine internationale Militärpatrouille geschaffen, eine Premiere in der Geschichte der Patrouille des Glaciers. «Ich freue mich sehr, gemeinsam mit Captain Melanie Birtwistle teilnehmen zu können. Wir kennen unser künftiges Mannschaftsmitglied zwar noch nicht, aber die Patrouille ist wieder eine Gelegenheit zu zeigen, wie wichtig Armeesport ist», sagt Hickey zufrieden. Und Melanie Birtwistle fügt hinzu: «Es ist mir eine Ehre, Mitglied dieser ersten internationalen Patrouille zu sein. Ich bin ziemlich aufgeregt, denn ich bin erst seit zwei Monaten mit dem Ski-Alpinismus vertraut. Normalerweise praktiziere ich Triathlon und Abfahrtski.» Aufgrund der schlechten Wetterlage mussten die Rennen A2 und Z2 abgesagt werden. Die ausländischen Patrouillen konnten nicht antreten. armee.ch 1 / 16 5 Rubriktitel Der ungewöhnliche Werdegang eines Milizarmeeangehörigen Von der nigerianischen Hühnerfarm in den Friedensförderungsdienst Oberleutnant Oliver Röthlisberger hat die Laufbahn in der militärischen Friedensförderung der Schweizer Armee eingeschlagen. Er ist derzeit als Hauskommandant in Bosnien und Herzegowina tätig und wird danach in der Humanitären Minenräumung im Südsudan arbeiten. Davor hatte er nach Abschluss seines Studiums während einigen Monaten eine Hühnerfarm in Nigeria aufgezogen. Cornelia Mathias, Stv Chefin Kommunikation SWISSINT «Orkan Lothar hat nicht nur die einheimischen Wälder, sondern die gesamte Forstwirtschaft durcheinander gewirbelt», erinnert sich der 34-jährige Oliver Röthlisberger an den Sturm von 1999 zurück. Weil der Markt daraufhin mit billigem Holz überflutet wurde, reagierte die Branche mit Stellenabbau. Der gelernte Forstwart arbeitete darauf für einige Zeit als Landschaftsgärtner, bevor er die Berufsmaturität erlangte. Durch sein besonderes Interesse an Lebensmitteln sowie deren Herstellung und Vermarktung beschloss er, im Anschluss Lebensmitteltechnologie mit der Vertiefung Betriebswirtschaft an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften zu studieren. Nach dem Bachelorstudium war Röthlisberger für einige Jahre bei einem Schweizer Grossverteiler, bevor er berufsbegleitend ein Masterstudium in Betriebswirtschaft an der Berner Fachhochschule absolvierte und sich für den Schritt ins Ausland entschied. Die Hühnerfarm in Nigeria Während des Studiums kontaktierte Röthlisberger einen langjährigen Freund und ehemaligen Arbeitskollegen in Nigeria mit der Absicht, diesen zu besuchen. Sein Freund betrieb dort eine Hühnerfarm. Doch wie sich herausstellte, hatten eine Krankheit und unzuverlässige Angestellte dazu geführt, dass die Farm nicht mehr produzieren konnte. Als ausgebildeter Unternehmensentwickler mit viel Pro- 6 armee.ch 1 / 16 jekterfahrung kribbelte es den Berner geradezu in den Fingern, die Farm wieder zum Leben zu erwecken. So reiste Röthlisberger nach sechsmonatiger Vorbereitung für fünf Monate nach Nigeria, wo er sein «Hühner-Patenschaft-Projekt» erfolgreich umsetzte. Nach der Rückkehr in die Schweiz absolvierte Röthlisberger den dreiwöchigen Einführungskurs für Friedensfördernde Missionen am Kompetenzzentrum SWISSINT in Stans. Zwei Jahre zuvor war durch die Tätigkeit im Offiziersverein der Berner Fachhochschule der Kontakt zu den Internationalen Beziehungen Verteidigung (IBV) entstanden, worauf die Bewerbung für den Einsatz in der Humanitären Minenräumung folgte. Da aber dieser Einsatz erst im folgenden Jahr stattfinden sollte, bot SWISSINT Röthlisberger die Chance eines Einsatzes als Hauskommandant in Bosnien-Herzegowina. Erste Erfahrungen in der militärischen Friedensförderung Nach der Rekrutierung am Kompetenzzentrum SWISSINT wurde er während zehn Wochen auf seinen ersten friedensfördernden Einsatz der Schweizer Armee ausgebildet. Seit knapp einem halben Jahr ist er nun als Hauskommandant in Bosnien und Herzegowina im Einsatz. Oberleutnant Röthlisberger führt mit viel Geschick ein LOT (Liaison and Observation Team) mit acht Armeeangehörigen. Und im Anschluss an diesen Einsatz wird er nun einen einjährigen Einsatz im Bereich der Humanitären Minenräumung für das Kompetenzzentrum SWISSINT im Südsudan leisten. Danach So schützen Sie sich vor Zecken Zecken können Bakterien und Viren übertragen. Eine virale Erkrankung ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Breitet sich das Virus aus, so kann es zu einer Hirnhautentzündung kommen. Der militärärztliche Dienst zeigt Massnahmen auf, um sich vor Zeckenbissen zu schützen und empfiehlt, sich gegen FSME impfen zu lassen. Ardian Jakupi, Kommunikation LBA Bambus: Stabil und dennoch flexibel «Mein Grossvater hat mich gelehrt, Dinge zu hinterfragen und auch einmal einen unkonventionellen Weg zu gehen.» So sei sein Grossvater sein grösster Förderer in seiner beruflichen und persönlichen Entwicklung gewesen. Röthlisberger ist überzeugt, dass er eines Tages alle seine Kompetenzen früherer Tätigkeiten zusammenführen kann. Dabei bleibt er offen, ob das im zivilen oder im militärischen Aufgabengebiet sein wird. «Der Orkan Lothar hat mich 1999 gelehrt, dass Starres bricht. Bambus hingegen neigt sich und richtet sich dann wieder auf.» Er sei sehr stabil und belastbar, könne aber nachgeben. Was für moderne Organisationen gilt, spielt auch für Privatpersonen eine grosse Rolle und ist entscheidend für langfristigen Erfolg. Das Zeckenmerkblatt des Militärärztlichen Dienstes ist auf der Webseite der Logistikbasis abrufbar: →→ http://www.lba.admin.ch/internet/lba/de/home/themen/sanit/ Organisation/milit.html Nützliche Informationen zu Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden, bietet das Labor Spiez auf seiner Webseite an: →→ http://www.labor-spiez.ch/de/the/bs/dethebsnrzk.htm Bild: Bundesamt für Gesundheit (BAG) kann sich der Berner auch vorstellen, den UNO-Militärbeobachter Kurs in Stans zu absolvieren, um für einen weiteren friedensfördernden Einsatz als Militärbeobachter tätig zu sein. In den letzten acht bis zehn Jahren hat die Zahl der Zeckenenzephalitis oder «Frühsommer-Meningoenzephalitis» Fälle in der Schweiz deutlich zugenommen. Wie der Name schon sagt, besteht die höchste Gefahr sich das Virus einzufangen, ab Frühsommer, dauert aber bis September. Bei 5–15% der infizierten Personen kann das FSMEVirus zu einer Hirnhautentzündung führen. Bei Erkrankungen mit schwerem Verlauf können allenfalls Restschäden bleiben. Gute Schuhe und körperbedeckende, anliegende Kleidung sind gute Voraussetzungen, um Zeckenbissen vorzubeugen. Besonders in der Nordostschweiz sollte man den Körper nach einem Aufenthalt im Wald systematisch nach Zecken absuchen. Auch sollte eine Impfung gegen FSME in Betracht gezogen werden. Bei Militärangehörigen im Dienst ist die Impfung kostenlos und wird in der Regel während der Rekrutenschule durchgeführt. Später ist die Krankenabteilung aufzusuchen, welche die Notwendigkeit der Impfung prüft. Zivile Personen können sich über den eigenen Hausarzt informieren und impfen lassen. Insgesamt erfolgt die Impfung in drei Injektionen, welche einen Langzeitschutz von zehn Jahren gewährleisten. Stand 2016: Gebiete mit FSME-Impfempfehlung Weitere Tipps zur Vorbeugung von Zeckenbissen: • • • • Gute Schuhe und gut abschliessende Kleidung Meiden von Unterholz Schutzmittel für die Haut und Insektizide für die Kleider Nach einem Aufenthalt im Wald Körper und Kleidung auf Zecken untersuchen • Haustiere (z. B. Hunde, Katzen oder Pferde) ebenfalls auf Zecken absuchen armee.ch 1 / 16 7 Trio für Rio In Rio de Janeiro kämpfen die Schweizer Athletinnen und Athleten vom 5. bis 21. August an den Olympischen Sommerspielen um Medaillen und Diplome. Darunter werden sich einige befinden, die von der Spitzensportförderung der Armee profitieren und während Trainingslagern die Infrastruktur des nationalen Sportzentrums Magglingen und des Jugendsportzentrums in Tenero nutzen. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS begleitet sein «Trio für Rio» (bestehend aus Zeitmilitär-Spitzensportlern und Sportsoldaten) in einer Serie auf dem Weg an die Olympischen Spiele. Wir berichten regelmässig darüber, wie sich die Mountainbikerin Jolanda Neff, der Rad-Bahnvierer und die Ruderer des Leichtgewichts-Vierer-ohne auf Rio vorbereiten. Jolanda Neff: «Wie es in Rio ausgeht, werden wir sehen» Ein Bruch des linken Mittelhandknochens hat im Dezember das Programm der zweifachen Mountainbike-Weltcup-Gesamtsiegerin Jolanda Neff durcheinander gebracht. Die 23-jährige Zeitmilitär-Spitzensportlerin ist im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro, wo sie Starts auf der Strasse und im Mountainbike vorsieht, trotzdem zuversichtlich. Kurt Henauer, Kommunikation BASPO Jolanda Neff absolvierte die Spitzensport-RS 3/12. Das bezeichnet die St. Galler Rheintalerin heute als Glücksfall. «Mit Linda Indergand und Katrin Stirnemann waren wir drei Frauen aus der gleichen Sportart, das war genial», blickt sie heute auf die Zeit in Lyss und Magglingen zurück. Heute schätzt sie die jährlich sechs Wochen Spitzensport-WK: «Wir können im In- und Ausland zusammen trainieren und machen viele Super-Trainings». Spitzensportförderung der Armee In der Spitzensport-RS gefiel Jolanda Neff, die mit sechs Jahren zum ersten Mal auf einem Mountainbike gesessen war, auch der Einblick in die anderen Sportarten. Selber betätigte sie sich ebenfalls sportlich vielseitig. So frönte sie sechs Jahre der Gymnastik, «und mit der Familie sind wir viel beim Skifahren, Snowboarden, Wandern und Langlaufen unterwegs gewesen.» Dank ihren Erfolgen und ihrem Potential in der Disziplin Cross-Country im Mountainbike-Sport wurde Jolanda Neff nach der Spitzensport-RS als Zeitmilitär-Spitzensportlerin ausgewählt. «Auch das war für mich ein Glücksfall, und es freut mich, dass ich die Schweiz so vertreten darf», sagt sie zu dem Privileg, eine von 18 Athletinnen und Athleten zu sein, die von dieser Förderung der Armee profitieren können. Das sei für sie als junge Athletin ein Zeichen gewesen, dass man auf sie setze und zähle. «Es ist neben der finanziellen Unterstützung eine Bestätigung, dass man das Richtige macht, das gibt Mut», sagt Neff, die es gut findet, dass auch Frauen unterstützt werden. Der Trainingssturz In diesem Winter verliefen Training und Wettkämpfe von Jolanda Neff nicht ganz so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Im Training brach sie sich den linken Mittelhandknochen, und konnte nicht wie geplant Radquerrennen bestreiten. Unlängst im Trainingslager auf Gran Canaria musste sie auf dem Rennvelo deshalb etwas improvisieren. «Abwärts bin ich halt einhändig gefahren und habe nur hinten gebremst», sagt sie mit einer Selbstverständlichkeit. Das Rennrad-Fahren auf der Strasse gehört bei ihr zum Training wie ab und zu das Kurven auf der Bahn im Velodrome in Grenchen, wo sie bei der inoffiziellen Omnium-SM mit vier Disziplinen die Beste war. Umgang mit der Favoritenrolle Für das olympische Mountainbikerennen wird Jolanda Neff in der Öffentlichkeit als Favoritin betrachtet und gilt als grosse Medaillenhoffnung. Sie lässt sich deswegen nicht unter Druck setzen. «Mein erstes Ziel ist es, gesund zu werden. Dazu muss ich mir genug Zeit lassen und mir klar machen, dass es Zeit braucht», so Neff, die zuversichtlich ist, dass sie an die früheren Resultate wird anknüpfen können. «Und wie es in Rio ausgeht, werden wir dann sehen. 8 armee.ch 1 / 16 Rudern: «Wir brennen auf Revanche!» Mit dem leichten Vierer-ohne wollen die Ruder-Weltmeister von 2015 an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro ihr bestes Rennen abliefern und Revanche nehmen für den 5. Platz an den Spielen 2012 in London, wie Mario Gyr und Simon Schürch im Interview sagen. Marco Zwahlen, Kommunikation VBS Zum Saisonbeginn habt ihr in der Heimat eures Trainers Ian Wright, im neuseeländischen Sommer verbracht. Wie sieht die Vorbereitung aus? Simon Schürch: Die Tage in Neuseeland waren vollgepackt mit harten Trainings auf dem Ergometer, im Kraftraum, auf dem Rennvelo und natürlich auf dem Wasser im Vierer- und Zweier-ohne, wo wir uns in wechselnden Kombinationen gegenseitig nichts schenkten und uns gegenseitig forderten. Die Tage waren dementsprechend lang und unsere Körper schrieen nach Erholung, doch unser Trainer pflegte jeweils zu sagen «Ich weiss, dass ihr müde seid, absolut ausgepumpt und am Boden. Aber ich will, dass ihr bis an dem Tag am Boden bleibt, bis es dann wirklich zählt» Nach der letzten Saison haben wir die Gewissheit und das Vertrauen, dass sein hartes Trainingssystem funktioniert, auch wenn wir körperlich jeweils absolut erschöpft sind. Es ist ein stahlhartes, mentales Spiel, doch die Passion für unseren Sport und unser gemeinsames Ziel in Rio, motivieren uns die Trainings durchzustehen. Das Vierer-Team sitzt sprichwörtlich im selben Boot… Mario Gyr: Rudern ist der ultimative Teamsport. Man gewinnt zusammen, man verliert aber auch zusammen. Als Athlet in einem Viererteam sind meine Träume und Ziele in anderen Händen und ihre Träume liegen in meinen Händen. Wenn sich jemand verletzt oder ausfällt, dann nehmen unsere Reise und unsere Ziele ein abruptes Ende. Jeder Einzelne unseres Vierers hat also nicht nur für sich selber eine Verantwortung, sondern auch eine Verantwortung gegenüber den anderen drei Teammitgliedern und dem Trainer. tionieren als Gesamtteam zusammenkommen. Man kämpft und misst sich den ganzen Winter hindurch gegen seine eigenen Teamkollegen. Dann aber muss man in der Saison im Frühling und Sommer wieder als eine Einheit in der Crew zusammenkommen, um als Team gegen die anderen Nationen um Edelmetall zu kämpfen. Es ist also nicht immer ganz einfach, wenn man als Endziel den Gewinn einer Medaille an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen mit seinen Teamkameraden anstrebt, auf dem Weg dazu allerdings in kleinen Zwischenzielen zuerst auch gegeneinander fahren muss. Ihr seid also nicht nur Freunde, sondern auch Gegner? Mario Gyr: In diesem Sinne ja. Rein mental gesehen sind das grössere Herausforderungen als sich mancher von aussen vorstellen mag. Denn man trainiert Tag für Tag, Woche für Woche mit den gleichen Leuten auf dem gleichen See miteinander, isst am selben Tisch, schläft unzählige Nächte im gleichen Zimmer und kämpft während sechs Monaten um einen Platz im Boot und sobald wir selektioniert sind, sitzen wir zusammen im gleichen Boot, sind also nicht mehr Gegner sondern Teamkameraden und haben nur ein Ziel: Das Boot gemeinsam so schnell wie möglich zu machen, und dies geht nur als eine Einheit und ein Team. Welche Ziele setzt sich das Team für die olympischen Spiele? Mario Gyr: Die Olympischen Spiele 2016 in Rio werden unsere zweiten Olympischen Spiele sein und nach unserer bitteren Erfahrung mit dem 5. Platz in London 2012 brennen wir auf Revanche. Es gibt keine Entschuldigungen, wir wollen zeigen was wir wirklich können und am Tag X unser bestes Ruderrennen auspacken. Hierfür trainieren wir so hart und smart wie wir nur können. Gleichzeitig traniert ihr aber im Zweier-ohne mit- aber auch gegeneinander. Was bedeutet diese Konkurrenzsituation? Mario Gyr: Rudern ist insofern eine spezielle Sportart weil die Balance und das Zusammenspiel zwischen individueller Leistungsfähigkeit und dem Funk- Bahnvierer: «Wir können mehr vollbringen, als nur an den Olympischen Spielen teilzunehmen» Das Schweizer Team war bereit für die Weltmeisterschaften im Bahnradfahren vom 2. bis 6. März in London. Die Athleten in der Verfolgung haben im Rahmen des Wiederholungskurses der Spitzensportler der Armee trainiert, um vor dem ersten grossen Tag der Saison an den letzten Details zu feilen. Die Hauptprobe für die Olympischen Spiele in Rio ist jedoch missglückt: Das Team ist an der WM bereits in den Qualifikation ausgeschieden. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Wenige Tage vor Beginn der Rad-Bahn-Weltmeisterschaft in London zeigten sich Silvan Dillier, Frank Pasche, Olivier Beer (alle Sportsoldaten) und Théry Schir bei einem Trainingsbesuch zuversichtlich. «Die Weltmeisterschaft ist die letzte grosse Probe vor den Spielen im August», erklärt Frank Pasche (RS 1/2014). «Im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Rio ist es wichtig, konzentriert zu bleiben und nicht alles ändern zu wollen.» Stephan Küng, amtierender Weltmeister, lässt die WM aus, um sich hundertprozentig vom Pfeifferschen Drüsenfieber (Mononukleose) zu erholen. Optimale Voraussetzungen Dank den Wiederholungskursen für Spitzensportler der Armee kann das Schweizer Team im Velodrome in Grenchen trainieren und gleichzeitig von der Infrastruktur der Armee in Magglingen profitieren. «Die Voraussetzungen sind fast perfekt. Wir können von der Infrastruktur, der Verpflegung und der Unterkunft in Magglingen profitieren und auf der nur 30 Fahrminuten entfernten Bahn in Grenchen trainieren», meint Silvan Dillier (RS 1/2011) erfreut. «Die Diensttage, die wir bei der Armee leisten, sind eine Gelegenheit, um uns für die wichtigen Termine vorzubereiten.» Nach den Weltmeisterschaften in Grossbritannien werden die Athleten alle drei Wochen für einige Tage zusammenkommen, um an der Technik und der optimalen Abstimmung im Team zu feilen. «Die Armee glaubte als erste an unser Projekt. Dank den Wiederholungskursen, können sich die jungen Athleten öfter treffen. Dadurch können wir verhindern, bei null anfangen zu müssen», freut sich Daniel Gisiger, Bahnradsport-Nationaltrainer. Eine auf Rio de Janeiro orientierte Saison Eine Berufskarriere im Strassenradsport verträgt sich nicht unbedingt mit einer Karriere im Bahnradsport. Bei der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele müssen einige Bahnradsportler ihre verschiedenen Verpflichtungen miteinander vereinbaren. «Ich habe gerade einen Vertrag mit einem Schweizer Continental Team unterschrieben und konnte arrangieren, dass ich bis zu den Olympischen Spielen den Schwerpunkt auf das Bahnradfahren legen kann. Ich werde mich erst nach den Spielen auf den Strassenradsport konzentrieren», erklärt Frank Pasche. Olivier Beer (RS 1/2014), der zu den Schweizer Elitesportlern gehört, freut sich über seine Rückkehr auf die Bahn. «Im Oktober bin ich in Kolumbien schwer gestürzt und musste mein Fahrrad einen Monat lang beiseite stellen. Das Comeback ist schwierig, aber ich bin zufrieden mit meiner aktuellen Form, dass ich dabei sein und mein Bestes geben kann.» armee.ch 1 / 16 9 Norwegische Rekruten in der Panzer-RS Während der letzten Winter-RS wurden an der Panzerschule 22 in Thun Rekruten in ungewöhnlichen Uniformen ausgebildet. Fünf Angehörige der norwegischen Armee haben sich zu ihren Schweizer Kameraden gesellt, um mit ihnen zusammen die RS als Panzerbesatzung zu absolvieren. Möglich wird diese einmalige Erfahrung durch eine schon lange bestehende Verein barung zwischen den beiden Ländern. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Im herbstlichen Nebel von Bure sind die norwegischen Uniformen nur schwer zu erkennen. Aber sie sind da, verteilt auf vier Panzerbesatzungen. Heute rücken die Rekruten zum ersten Mal ins Gelände aus. «Mit der Übung soll hauptsächlich der Puls der Truppe gefühlt werden. Dazu werden wir uns zum ersten Mal in den Örtlichkeiten bewegen und sie erkunden. Die eigentlichen Übungen beginnen erst später», erläutert Adjutant-Unteroffizier André Wullschleger, der in der Panzerschule 22 mit der Ausbildung der Panzerfahrer betraut ist. Beim Aufbruch müssen alle Kommunikationssysteme ordnungsgemäss funktionieren, damit die Truppe untereinander in Kontakt bleibt und die Ausbilder ihre Anweisungen erteilen können. Ein kleines Kommunikationsproblem hält den Panzerzug auf; da heisst es sich gedulden, bis man in den Übungsraum gelangt. Endlich können sich die Fahrzeuge in Bewegung setzen und wir sehen zum ersten Mal 10 armee.ch 1 / 16 die fünf Norweger. Sie unterscheiden sich lediglich durch ihre Uniformen von ihren Schweizer Kameraden und sind perfekt integriert. «Der einzige Unterschied zwischen den schweizerischen und den norwegischen Rekruten ist der Motivationsgrad», meint Adjutant Wullschleger augenzwinkernd. «Diese jungen Männer wurden für die Ausbildung bei uns ausgewählt. Für sie ist es eine Art Belohnung, und deshalb strengen sie sich besonders an.» Schiessübung und Inspektion Einige Wochen später treffen wir die norwegischen Rekruten erneut, diesmal auf dem Schiessplatz Hinterrhein (GR). Am nächsten Tag wird die Inspektion durch den Kommandanten des Lehrverbandes Panzer und Artillerie, Brigadier René Wellinger, stattfinden und man spürt, wie die Anspannung steigt. Nach 20 Wochen geht die Ausbildung der Rekruten ihrem Ende entgegen, und alle wollen zeigen, was sie gelernt haben. «Wir sind jetzt seit fast sechs Monaten hier und ha- ben enorm viel über den Leopard, aber auch auf menschlicher Ebene gelernt», erklärt der norwegische Berufsmilitär und Zugführer Christian Holm. Sein Kollege, der Panzerfahrer Håkon Andreas Hyttedalen, ergänzt: «Diese Erfahrung war sowohl militärisch als auch persönlich eine Bereicherung. Ich habe Menschen kennengelernt, die ich sonst nie getroffen hätte. Mehrere von ihnen erwarten wir schon diesen Sommer in Norwegen.» Auch für die Ausbilder war es eine einmalige Erfahrung. «Wir waren etwas skeptisch, als wir von den Plänen erfahren haben: ausländische Militärs, eine fremde Sprache … Niemals hätten wir gedacht, dass alles so reibungslos funktionieren würde», freut sich Adjutant Wullschleger. «Anfangs hatten sie Probleme mit der Sprache, da mussten die Kollegen ihnen helfen, und wir mussten Dinge mehrfach erklären. Aber es sind motivierte junge Männer, die einen Grund haben, hier zu sein, und die sich sehr gut integriert haben. Es war eine tolle Erfahrung, die wir jederzeit wiederholen würden. Die norwegischen Gäste Christian Holm, Zugführer und Berufsmilitär «Die Teilnahme an einem solchen Projekt ist persönlich sehr bereichernd», erklärt Zugführer Christian Holm. «Es bestehen enorme Unterschiede zwischen den Ausbildungssystemen der Schweiz und Norwegens. Beispielsweise sind die Zugführer bei uns Berufsmilitärs, in der Schweiz sind es Milizsoldaten. Die Ausbildung zum Soldaten erstreckt sich bei uns über ein Jahr, während in der Schweiz die Ausbildung von Panzerbesatzungen 21 Wochen dauert.» Håkon Andreas Hyttedalen, Panzerfahrer «Man sagte uns, dass es vier Plätze beim Auswahlverfahren gäbe, mit dem die Kandidaten für die Teilnahme an der Rekrutenschule in der Schweiz bestimmt würden, und ich beschloss, mein Glück zu versuchen. Vor unserer Abreise in die Schweiz erhielten wir in Norwegen eine fünfwöchige Ausbildung», erinnert sich Håkon Andreas Hyttedalen. «Grundkenntnisse der deutschen Sprache waren eine Voraussetzung dafür, uns bewerben zu können, aber trotzdem waren die ersten Wochen wirklich schwierig. Ich habe kaum die Hälfte von dem verstanden, was gesagt wurde. Zum Glück haben uns unsere Schweizer Kameraden geholfen.» André Knut Furusethagen, Richter «Im Gegensatz zu Norwegen, wo unser Arbeitstag um 6 Uhr beginnt und um 18 Uhr endet, ist die Schlagzahl in der Schweiz deutlich höher. Man muss um 5 Uhr zur Arbeit bereit sein, und selten hören wir vor 23 Uhr auf. Glücklicherweise ist es hier wärmer als in Norwegen, wo die Temperaturen teilweise auf -30° C bis -40° C fallen», vertraut uns Soldat André Knut Furusethagen an. «Jetzt, wo wir den Simulator des Waffenplatzes Thun und den Waffenplatz Bure kennen, haben wir einen schönen Einblick in die Waffenplätze der Schweiz gewonnen. In Norwegen jedenfalls sind Schiessübungen wie in Hinterrhein nicht möglich.» Kristian Kleppang, Panzerfahrer «Ich wollte zur Armee und Panzerfahrer werden. Als ich dann von diesem ersten schweizerisch-norwegischen Versuch erfuhr, habe ich die Gelegenheit genutzt», so Kristian Kleppang. «Bei uns gibt es ein Milizsystem ähnlich wie in der Schweiz. Alle sind bei uns wehrpflichtig, einberufen wird aber nur jeder sechste. Übungen dauern bei uns immer eine Woche, das ist körperlich sehr fordernd; hier dauern Übungen oft nicht länger als einen Tag. Dafür bekommt man hier sehr viel weniger Schlaf, und die Erschöpfung macht sich bemerkbar.» Even Helgeland, Richter «Eigentlich wollte ich bei den norwegischen Streitkräften Fallschirmaufklärer werden, habe aber die Abschlusstests nicht bestanden. Dann habe ich umgesattelt, um Panzerfahrer zu werden, und da habe ich vom Projekt einer Teilnahme an der Rekrutenschule in der Schweiz erfahren», erläutert Even Helgeland. «Ich habe fünf Jahre lang Deutsch gelernt, aber anfänglich war es hier trotzdem schwer. Bei den Rekruten sind wir gut integriert. Ich bin bereits mehrfach mit meinen Kameraden übers Wochenende Skifahren gegangen. Auch meine Eltern sind im Urlaub zum Skifahren in die Schweiz gekommen.» armee.ch 1 / 16 11 Die Armee optimiert den Eigenschutz Mit System zu mehr Sicherheit Eigenschutz ist für die Schweizer Armee von grosser Bedeutung: Ohne Schutz ist sie in der Auftragserfüllung eingeschränkt oder kann ihre Aufträge nicht mehr erfüllen. Aus diesem Grund gehört der Eigenschutz zu den ständigen Aufgaben und ist auch ein wichtiges Ausbildungsthema in den Schulen und Kursen. bedeutet dann etwa im Bereich der Mobilität, dass Verschiebungen ausserhalb bewachter Areale nur noch im Trupp erfolgen dürfen. Um bei diesem Beispiel zu bleiben: Bei der Schutzstufe 3 sind Verschiebungen in einer Gruppe vorgeschrieben und bei der Schutzstufe 4 sind regelmässige Meldungen der Gruppe verlangt. Urs Müller, Kommunikation FST A Verschiedene Ereignisse in jüngerer Zeit haben die Armee bewogen, ihre Massnahmen zum Eigenschutz eingehend zu überprüfen. Diese Analyse hat gezeigt, dass es in der Armee nicht an Grundlagen und Bestimmungen zum Schutz ihrer Angehörigen, ihres Materials und ihrer Einrichtungen fehlt. In diesem Zusammenhang wichtige Reglemente sind «Integrale Sicherheit» (52.059), «Wachtdienst aller Truppen» (51.301) sowie die Sicherheitsvorschriften und Waffen- und gerätespezifische Reglemente. Die Herausforderung liegt in der permanenten Anwendung und Durchsetzung all dieser Bestimmungen. Dabei spielt die Sensibilisierung eine wichtige Rolle: Sicherheit ist nicht selbstverständlich, sondern bedarf der ständigen Aufmerksamkeit und Wachsamkeit. Vier Bedrohungsstufen Was sich im Eigenschutz der Armee verbessern lässt, sind die Instrumente und Möglichkeiten, um rasch und einfach auf Veränderungen in der militärischen Sicherheitslage reagieren zu können. Dabei sollen als Minimalstandard armeeweit die gleichen Sicherheitsmassnahmen zur Anwendung kommen. Aus diesem Grunde wurden im September 2015 vier generelle Bedrohungsstufen eingeführt. Aus diesen vier Bedrohungsstufen wurden Schutzstufen mit entsprechenden Massnahmen abgeleitet. Mit diesem Mechanismus kann nun die militärische Sicherheitslage Weiterentwicklung und Ausbildung einheitlich bewertet und eingestuft werden, um dann ein armeeweit einheitliches Dispositiv anzuordnen. Für alle Bedrohungsstufen gelten die allgemeinen Schutzmassnahmen (zum Beispiel Informationsschutz, Personenidentifikation und Zutrittskontrolle). Zusätzlich werden dann die definierten Massnahmen einer Schutzstufe zu einer Bedrohungsstufe befohlen. Dieses Vorgehen erlaubt rasches, flexibles und vorausschauendes Handeln. Bedrohungs- und Schutzstufe sind aber nicht fix aneinander gekoppelt. So ist es durchaus möglich, der Bedrohungsstufe ALPHA mit der Schutzstufe 2 zu begegnen, wenn die Lage in einem Raum dies erfordert. So kann in ALPHA zum Beispiel während eines Konferenzschutz-Einsatzes im Einsatzraum die Schutzstufe 2 gelten. Das Bedrohungsstufe Definition ALPHA Allgemeine Grundbedrohung gegen die Schweizer Armee (Personal, Immobilien/Material und Informationen). BRAVO Erhöhte, präziser vorhersehbare und konkreter definierte Bedrohung gegen die Schweizer Armee als Bedrohungsstufe ALPHA und/oder spezifischere Vorfälle. CHARLIE Es ist mit gewalttätigen Angriffen gegen die Schweiz/Schweizer Armee zu rechnen und/oder zu schwereren Angriffen als in Bedrohungsstufe BRAVO gekommen. DELTA Es ist zu einem massiven direkten Angriff gegen die Schweiz/Schweizer A rmee gekommen oder ein solcher steht unmittelbar bevor. Bedrohungsstufe Schutzstufe 12 armee.ch 1 / 16 ALPHA BRAVO CHARLIE DELTA 0 (Allgemeine Schutzmassnahmen) 1 2 3 4 Die Weiterentwicklung und Ausbildung im Eigenschutz der Armee erfolgt phasenweise. Mit der Ausbildung der Schutzmassnahmen der Schutzstufe 1 wurde am 1. Januar 2016 begonnen. Ausgebildet werden die Angehörigen der Armee wie auch alle Mitarbeitenden der Gruppe Verteidigung. Ab 1. Januar 2017 werden zusätzlich die Massnahmen der Schutzstufe 2 ausgebildet. Die Massnahmen der Schutzstufen 3 und 4 werden erst bei Bedarf flächendeckend ausgebildet. Die Kader hingegen werden ab Beginn 2017 in allen Stufen ausgebildet. Das Dispositiv «Eigenschutz der Armee» wird sich weiterentwickeln. Erfahrungen werden gemacht, Lehren gezogen und Verbesserungen eingeführt. Akzeptanz, Bedrohungssensibilisierung, Aufmerksamkeit und der Wille zum Eigenschutz sind wichtige persönliche und mentale Voraussetzungen, um mögliche Gefahren rechtzeitig zu erkennen, das Überraschungsmoment auszuschalten und um Schäden und Verluste zu verhindern oder mindestens zu verringern.
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