Ratgeber Vorstellungsgespräch - 100000jobs.ch-Blog

Ratgeber Vorstellungsgespräch
Wer zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wird, ist bereits weit
fortgeschritten im Bewerbungsprozess. Die Einladung zum Gespräch
gibt dem oder der Stellensuchenden Sicherheit, dass die Bewerbungsunterlagen das Unternehmen überzeugen. Denn nur wer durch
das Bewerbungsschreiben und den Lebenslauf ein interessantes Bild
vermitteln konnte, wird überhaupt zu einem Gespräch eingeladen. Für
den Stellensuchenden heisst dies, dass er sich auch im Vorstellungsgespräch auf die wichtigsten Eckpfeiler seiner Bewerbung verlassen
kann. Im Gespräch gilt es dann, dieses positive Bild zu bestätigen.
Gleichzeitig muss sich der Bewerber im Gespräch aber auch von einer Seite zeigen, die das Unternehmen noch nicht kennt: Wie verhält
sie oder er sich in einer Gesprächssituation, in der möglicherweise
unter Druck kritische Fragen beantwortet werden müssen? Im Folgenden geben wir Ihnen einige Hinweise, wie Sie auch diese, anspruchsvolle, Hürde überstehen können.
1 Vorbereitung
In einem Vorstellungsgespräch hat man nicht mehr einen «doppelten Boden» (viel Zeit,
Nachkontrolle durch andere Personen), auf den man sich bei der Zusammenstellung der
Bewerbungsunterlagen verlassen konnte. Eine gründliche Vorbereitung auf das Gespräch ist daher äusserst wichtig. Für eine entsprechende Vorbereitung sollte zuerst
eine sorgfältige persönliche Standortanalyse («Was kann ich?», «Was will ich?») erfolgt
sein. Wir haben auch zum Thema Standortbestimmung einen Leitfaden zur Ve rfügung
gestellt, den Sie ebenfalls auf der «Vorlagen, Tipps und Tricks»-Seite von
100000jobs.ch finden. Setzen Sie sich mit Ihrer Motivation, mit Ihren Zielen, Ihren Stärken und Schwächen auseinander. Diese Punkte werden sicher zum Thema im Gespräch.
Zweitens sollten Sie sich intensiv über das Unternehmen und die ausgeschriebene
Stelle informieren und sich auch nochmals intensiv Gedanken dazu machen, wie Sie
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und dieses Unternehmen bzw. diese Stelle zusammenpassen. Dazu ist es hilfreich,
nochmals genau die Stellenbeschreibung durchzulesen und zu überlegen, wie man die
dort gestellten Anforderungen erfüllt.
Sie sollten im Gespräch unbedingt Fragen zum Unternehmen und zum Job stellen.
Überlegen Sie sich vorgängig die zentralen, noch offenen Fragen, die Sie interessieren.
Sie finden unten im Abschnitt «Fragen des Bewerbers» dazu einige Gedankenanstösse
und Vorschläge.
Machen Sie sich Gedanken zum realistischen bzw. gewünschten Lohn und zu anderen
Vergütungen. Erkundigen Sie sich vorgängig, welche Löhne in der entsprechenden
Branche üblich sind bzw. wieviel andere Arbeitnehmer in ähnlichen Positionen verdienen. Bleiben Sie in jedem Fall realistisch. Auch wenn Sie sich anderen orientieren, ist
Ihr wichtigstes und einziges Argument letztlich die eigene Leistung. Konsultieren Sie zu
diesem Thema unseren Ratgeber «Lohnverhandlung».
Bereiten Sie die Unterlagen vor, die Sie zum Gespräch mitnehmen. Dazu gehören: Das
Bewerbungsschreiben, der Lebenslauf, die Stellenanzeige, Schreibblock und Stift.
Tipp:
Üben Sie wenn möglich kritische Gesprächssituationen mit jemandem, der einen
harten Gesprächspartner spielt. Zu üben lohnt sich, auch wenn die Drucksituation
in einem Vorstellungsgespräch niemals perfekt simuliert werden kann.
2 Kleidung
Grundsätzlich sollten Sie sich eher zurückhaltend und konservativ kleiden. Keine Experimente. Ihre Person, Ihr Charisma sollte im Mittelpunkt stehen und nicht Ihre Kleidung.
Frauen und Männer, die sich in konservativen Branchen bewerben, entscheiden sich optimalerweise für eher dunkle, unauffällige Farbtöne. Frauen können zu Kost ümen greifen
oder in Stoffhosen und dezenten Blusen zum Gespräch erscheinen. Auch Hosenanzüge
sind angemessen. Bei Männern ist der Anzug Pflicht. Einen guten Eindruck macht ein
helles Hemd (weiss, hellblau) unter dem dunklen Anzug. Auch eine Kravatte ist i n konservativen Branchen selbstverständlich. Zum hier erwähnten konservativen Umfeld ist
neben der Finanz- und Justizbranche in der Regel auch der Handel und die Kundenberatung zu zählen.
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In vielen anderen Berufen sind die impliziten oder expliziten Kleidervorschriften lockerer.
Bewerber müssen sich an Vorstellungsgesprächen in diesem Berufsumfeld nicht komplett klassisch kleiden. Zumeist sollte man aber auch in diesen Fällen wenigstens gepflegte Business-Casual-Kleidung tragen.
Frauen sollten in jedem Fall darauf achten, nicht zu viel Schmuck und Make -Up zu tragen.
In kreativen Branchen (Design, Werbung etc.) darf und soll man sich ruhig etwas mutiger kleiden. Wählen Sie eine Kleidung, die Ihrer Persönlichkeit entspricht und Ihren individuellen, persönlichen Eindruck unterstützt und dabei doch nicht einen zu dominanten
Eindruck hinterlässt.
3 Auftreten, Körpersprache und allgemeines Verhalten
Sie sollten beim Vorstellungsgespräch einen offenen, freundlichen und motivierten Eindruck hinterlassen. Ein ganz entscheidender Faktor, dieses Ziel zu erreichen, ist die
nonverbale Kommunikation, also Ihre Mimik und Gestik.
Zu beachten:
 Beginnen Sie das Treffen mit einem kräftigen Händedruck.
 Halten Sie Blickkontakt mit allen Gesprächspartnern.
 Achten Sie während dem ganzen Gespräch auf eine offene Körperhaltung.
Verschränken Sie Ihre Arme nicht. Das wirkt ablehnend.
 Zeigen Sie nicht eine zu ausschweifende Gestik. Fuchteln Sie nicht mit Ihren
Armen. Spielen Sie auch nicht mit Ihren Fingern. Das erzeugt eine nervöse
Stimmung und zeugt von Unsicherheit.
 Sitzen Sie aufrecht und entspannt, aber nicht lässig.
 Folgen Sie den Ausführungen Ihrer Gesprächspartner aufmerksam und interessiert. Zeigen Sie dies durch ein kurzes Nicken oder zustimmende Äusserungen.
 Fassen Sie sich kurz. Verhaspeln Sie sich nicht.
 Stellen Sie Rückfragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben oder wenn
Sie etwas besonders interessiert.
 Überlassen Sie die Gesprächsführung Ihrem Gegenüber.
 Machen Sie sich Notizen: Sie können so gut wieder auf frühere Punkte im
Gespräch zurückkommen und zeigen damit Aufmerksamkeit und Interesse.
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Tipp:
Am wichtigsten ist es, authentisch zu bleiben. Versteifen Sie sich nicht zu fest
dazu, die oben genannten oder andere Punkte zu befolgen. Halten Sie sich
wenn möglich daran, aber verlieren Sie dabei Ihre Lockerheit nicht.
4 Ablauf
Ein Vorstellungsgespräch ist meist wie folgt aufgebaut:
1.
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Begrüssung und Gesprächseröffnung («Eisbrecher»): Zeigen Sie sich freundlich
und offen, aber verlieren Sie sich nicht im Small Talk.
Kurzvorstellung des Gesprächspartners
Vorstellung des Unternehmens, der Abteilung und der Stelle
Selbstdarstellung des Bewerbenden
Fragen an den Bewerbenden
Thematisierung der Entlöhnung
Fragen des Bewerbenden
Gesprächsabschluss, Besprechung des weiteren Vorgehens
5 Die wichtigsten Fragen
Im Zentrum eines Vorstellungsgespräches stehen zweifellos die Fragen des Interviewers
an den Bewerber. Wir gehen hier auf eine Auswahl der wichtigsten Fragen ein.
«Womit sollen wir beginnen?»
Antworten Sie auf diese Frage in keinem Fall, dass es Ihnen keine Rolle spielt, sondern nutzen Sie diese Gelegenheit, das Gespräch zu lenken. Es biet et sich an, entweder zu antworten, dass Sie mit einer Vorstellung der eigenen Person beginnen
möchten oder Näheres zum Unternehmen bzw. zur Stelle erfahren möchten.
«Würden Sie mir kurz Ihre berufliche Laufbahn beschreiben?»
Überlegen Sie sich zu dieser Frage vorgängig folgende Punkte:
 Wie soll mit «Lücken» und anderen heiklen Punkten (z. B. Stellenverlusten) umgegangen werden? Optimalerweise haben Sie solche heiklen Punkte bereits in Ihrem
Lebenslauf thematisiert.
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 Versuchen Sie die einzelnen beruflichen Stationen in einen grösseren Zusammenhang zu stellen. Welches übergreifende Ziel verbindet diese Stationen? Geben Sie
auch einen Ausblick darüber, welche Karriereentwicklung Sie sich zukünftig wünschen.
«Warum haben Sie sich um diese Stelle beworben?»
Diese Frage gehört wahrscheinlich zu den wichtigsten überhaupt und wird sehr häufig
gestellt. Sie sollten unbedingt eine überzeugende Antwort auf diese Frage geben können. Beschreiben Sie, wie sich diese Stelle zu Ihrer bisherigen und gewünschten zukünftigen Entwicklung verhält. Erläutern Sie, warum Sie diese Stelle motiviert und wie
Sie Ihre Ziele durch diese Stelle erreichen können. Sagen Sie nicht einfach, dass Sie
diese Stelle «interessant», «attraktiv» etc. finden, sondern erläutern Sie genau, was
Sie an dieser Stelle/an diesem Unternehmen fasziniert. Das gibt Ihnen die Gelegenheit zu demonstrieren, dass Sie sich eingehend mit der Stelle und dem Unternehmen
auseinandergesetzt haben.
«Warum sind Sie auf der Suche nach einer neuen Stelle?/Warum sind Sie arbe itslos?»
Beantworten Sie diese Frage positiv, auch wenn Sie zum Beispiel arbeitslos sind,
weil Sie nicht mehr zufrieden waren am früheren Arbeitsplatz. Sprechen Sie darüber,
in welche Richtung Sie sich entwickeln möchten.
«Was qualifiziert Sie Ihrer Ansicht nach für diese Stelle?»
Wiederholen Sie nicht einfach, was Sie dazu bereits im Bewerbungsbrief und im Lebenslauf geschrieben haben. Nutzen Sie diese Gelegenheit und gehen Sie noch detaillierter auf Ihre Qualifikationen ein. Untermauern Sie Ihre Erläuterungen mit konkreten Erfahrungen.
«Wie sehen Ihre Pläne/Wünsche bzgl. zukünftiger Weiterbildung aus?»
Sie sollten eine zusätzliche Qualifizierung als persönliches Bedürfnis und nicht als
belastende Notwendigkeit darstellen. Achten Sie darauf, dass Ihr e Weiterbildungspläne mit der angestrebten Stelle übereinstimmen. Sie sollten Lernwillen und Flexibilität demonstrieren können.
«Was sind Ihre persönlichen/fachlichen Schwächen?»
Bereiten Sie sich gut auf diese Frage vor und seien Sie selbstkritisch. Es i st wichtig,
offen mit den eigenen Schwächen umzugehen. Personalverantwortliche werden ausweichende Fragen nicht honorieren. Stellen Sie aber nicht als jemand dar, der grundlegende Bedingungen für diese Stelle nicht erfüllt. Erläutern Sie, wie Sie Ihre Schw ächen ausgleichen. Kommunizieren Sie die Absicht, an Ihren Schwächen zu arbeiten.
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«Welche Werte sind Ihnen in Ihrem Arbeitsumfeld wichtig?“ „Was wären aus Ihrer Sicht
ideale Arbeitsaufgaben?»
Ihre Antwort auf diese Fragen sollte unbedingt zum Unternehmen und zur Stelle passen. Erläutern Sie, wo/in welchem Umfeld Sie sich bisher wohl gefühlt haben und welche Arbeiten Ihnen liegen.
«Welche beruflichen Erfolge haben Sie bisher erreicht?»
Diese Fragen gibt Ihnen die Gelegenheit, sich als ambitionierten Bewer benden darzustellen, der den Erfolg sucht. Beschreiben Sie möglichst Erfolge, die gut nachvollziehbar sind und bleiben Sie möglichst spezifisch und konkret.
«Was tun Sie, wenn an Ihrem Arbeitsplatz der folgende Fall eintritt: ...?»
Bereiten Sie schon vorgängig Antworten auf Fragen dieser Form vor. Überlegen Sie
sich, welche schwierigen, kritischen Situationen an Ihrem Arbeitsplatz eintreten können. Fragen Sie ruhig nach, wenn Ihnen etwas unverständlich ist bzw. zeigen Sie Ihre
Bereitschaft, in einem schwierigen Fall nach Hilfe zu fragen.
«Wie sehen Sie Ihre berufliche Zukunft?»
Der Fragesteller prüft damit, wie ambitioniert Sie sind und ob Sie Ihre eigenen Fähigkeiten und Karrierechancen realistisch einschätzen können. Geben Sie in keinem Fall
zu verstehen, dass Sie diese Stelle nur als „Durchgangsstation“ sehen. Trotzdem
sollten Sie mit Ihrer Antwort demonstrieren, dass Sie Entwicklungschancen ergreifen
möchten.
«Was haben Sie durch die Ausbildung X/an der Stelle Y gelernt?»
Verknüpfen Sie Ihre Antwort mit der angestrebten Stelle. Erläutern Sie auch, wie Sie
das Gelernte später umsetzen konnten.
6 Fragen des Bewerbers
Zumeist erhalten Sie gegen Ende des Gespräches die Gelegenheit, selbst Fragen zu
stellen. Zu diesem Zeitpunkt können Sie nochmals zeigen, dass Sie sich intensiv mit
dem Unternehmen und der Stelle beschäftigt haben und ein grosses Interesse daran haben. Natürlich sind die richtigen Fragen auch entscheidend für Ihre Beurteilung darüber,
ob Ihnen die Stelle überhaupt zusagt.
Nutzen Sie die Gelegenheit, sich näher über das Unternehmen zu informieren, über das
Team, den Führungsstil, die genauen Aufgaben der Stelle, über die Arbeitsbedingungen
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und Entwicklungschancen etc. Vermeiden Sie es unbedingt, nur Alibi-Fragen zu stellen.
Ihr Desinteresse wird nicht unbemerkt bleiben.
7 Zu vermeidende Fehler
Wir sind oben bereits auf einige gängige Fehler eingegangen (unpas sende Kleidung,
verschlossene Körperhaltung). Achten Sie in jedem Fall auch auf folgende Punkte:
Zu beachten:
 Informieren Sie sich vorgängig gut über das Unternehmen. Sich zum Beispiel
als jemand zu präsentieren, der kaum Ahnung vom Geschäftsmodell des Unternehmens hat, wäre ein grosser Fauxpas.
 Kritisieren Sie nicht das Unternehmen oder einen Ihren früheren Arbeitgeber.
Halten Sie sich an positive Punkte.
 Klagen Sie nicht.
 Unterbrechen Sie Ihren Gesprächspartner nicht.
 Antworten Sie auf Fragen nicht mit Gegenfragen.
 Ein grosser Fehler wäre es, die eigenen Unterlagen nicht zu kennen. Wenn
Sie zum Beispiel Arbeitsproben der Bewerbung beigelegt haben, sollten Sie
unbedingt beim Vorstellungsgespräch noch wissen, was Sie mitgeschickt haben.
 Wie oben erwähnt, sollten Sie keine Alibi-Fragen stellen. Ebenso schlecht
wäre es aber, überhaupt keine Fragen zu stellen. Ein Bewerbender, der sich
ernsthaft mit der Stelle auseinandergesetzt hat, wird in jedem Fall offene Fragen haben.
 Setzen Sie die Prioritäten im Gespräch richtig. Beginnen Sie zum Beispiel
das Gespräch keinesfalls mit einer Diskussion über den Lohn oder die Urlaubsregelung.
 Sprechen Sie nicht zu lange über Vergangenes. Schauen Sie nach vorne.
 Treten Sie nicht als Bittsteller auf, sondern als jemand, der Probleme löst.
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8 Nachbearbeitung
Es ist zu empfehlen, dem Gesprächspartner kurz nach dem Gespräch ein E-Mail zu
schreiben. Darin können Sie sich für das gute Gespräch bedanken und Ihr Interesse
nochmals betonen. Wer einige Tage später noch keine Zu- oder Absage erhalten hat,
sollte telefonisch nachfassen.
Literatur:
 www.jobagent.ch/ratgeber-a-tools/checklisten-tipps-tricks.html
 www.jobundkarriereblog.ch
 www.karrierebibel.de
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