Patienteninfo Blutgerinnungshemmer

SchlaganfallschutzbeiVorhofflimmern
Die wichtigsten Fakten
zur Gerinnungshemmung
WarumGerinnungshemmer?
IhrArzthatbeiIhnenVorhofflimmernfestgestellt,diehäufigsteFormeinerHerzrhythmusstörungim
Erwachsenenalter.VorhofflimmernistinderRegelnichtlebensbedrohlich,erhöhtaberlangfristigIhrRisiko,dass
sichBlutgerinnselbilden,diezumBeispieleinenSchlaganfallauslösenkönnen.DiesesRisikokanndurchdie
EinnahmevonBlutgerinnungshemmerngesenktwerden.
WannkommenGerinnungshemmerinfrage?
ObbeiIhnenüberhaupteineGerinnungshemmungnötigist,hängtvonIhrempersönlichenRisikoab,innerhalbeines
JahreseinenSchlaganfallzuerleiden.DabeispielenIhrAlter,Geschlecht,aberauchErkrankungenwieBluthochdruckoder
DiabetessowienatürlichzurückliegendeSchlaganfälleeineRolle.IhrArztwirdmitIhnenunteranderemauchfolgende
Punktebesprechen:
•
WiesicherkannIhrArztsein,dassSiedasMedikamentregelmäßigeinnehmen?
Gerinnungshemmerbewirken,dassdasBlutnichtzuschnellgerinntundvermeidendadurchBlutgerinnsel.Das
Blutdarfaberauchnichtzulangsamgerinnen,umschwereBlutungenzuvermeiden.Daheristeswichtig,dassSie
dieMedikamenteentsprechendderEmpfehlungdesArzteszuverlässigeinnehmen.
•
WiehochistIhrpersönlichesRisiko,dassBlutungenentstehen?
TreibenSiebeispielsweiseeinenSportmithohemVerletzungsrisikooderhattenSieschonmalBlutungenim
Verdauungstrakt?Patienten,dieGerinnungshemmereinnehmen,habeneinhöheresRisikofürBlutungen.
•
WelcheMedikamentenehmenSieaußerdemnochein?
WiebeiallenArzneimittelngibtesauchbeiGerinnungshemmernFälle,indenendieEinnahmebestimmter
andererArzneimittelaufgrundvonWechselwirkungenvermiedenwerdensollte.Selbstanscheinendharmlose
Kopfschmerztablettenkönnenz.B.dasRisikofürMagenblutungenerhöhen.IhrArztkannIhnenAlternativen
vorschlagen.
WelcheGerinnungshemmergibtes?
Vitamin-K-Antagonisten
(VKA)
NichtVitamin-K-abhängigeoraleAntikoagulanzien(NOAK)
Zur medikamentösen Gerinnungshemmung haben sich seit
SeiteinigenJahrenstehenzurVorbeugungvonSchlaganfällenbei
Jahrzehnten die sogenannten VKA (z.B. Marcumar®, Falithrom®)
PatientenmitVorhofflimmernmitdenNOAK(Xarelto®,Pradaxa®,
bewährt.
bestimmter
Eliquis®, Lixiana®) weitere orale Gerinnungshemmer zur
Gerinnungsfaktoren im Körper. In Deutschland wird am
Verfügung. Sie werden in feststehender Dosierung regelmäßig
häufigsten der Wirkstoff Phenprocoumon verordnet. Vollständig
eingenommen. Ihre Wirkung setzt bereits nach wenigen Stunden
Sie
hemmen
die
Bildung
wirksam ist er etwa drei bis sieben Tage nach Beginn der ein.DiezuverlässigeEinnahmeistbeiihnennochwichtigeralsbei
Einnahme. VKA müssen zuverlässig eingenommen werden, um
VKA, denn bereits bei einer ausgelassenen Tablette ist die
den optimalen Schutz zu gewährleisten. Während der
schützende Wirkung vorübergehend nicht mehr vollständig
Behandlung wird die Blutgerinnung regelmäßig überprüft (INR-
gegeben. Eine Kontrolle der Blutgerinnung durch Messung des
Wert) und die Medikamentendosis bei Bedarf individuell
INR-Wertes ist bei diesen Substanzen nicht möglich, da NOAK
angepasst. Ihr INR-Wert sollte bei Vorhofflimmern in der Regel
diese Ergebnisse beeinträchtigen. NOAK stehen noch unter
zwischen2und3liegen.
Patentschutz. Verglichen mit VKA sind sie deshalb bis zu 20mal
teurer. VKA werden bereits von zahlreichen Firmen angeboten,
wodurchderPreisdeutlichgesunkenist.
WelcherGerinnungshemmeristfürmichderRichtige?
BeiguterINR-EinstellungsindVKAundNOAKgleichsicherundwirksam.WelcherGerinnungshemmerfürSieletztlich
Informationsschreiben der AOK Baden-Württemberg
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geeignetist,hängtvonvielenFaktorenab.PatientenmitkünstlicherHerzklappeoderstarkeingeschränkter
NierenfunktionzumBeispielsolltengrundsätzlicheinVKAerhalten.
VorteilederVKAbestehendarin,dassbereitsumfassendelangjährigeErfahrungenmitdenWirkstoffenvorliegen.Auch
dieMöglichkeit,dieBlutgerinnungregelmäßigzukontrollierenundgegebenenfallsdieDosisindividuellanzupassensowie
dieErfahrungimUmgangmiteventuellenBlutungensprechenfürdieVKA.DaherempfiehltdieDeutscheGesellschaftfür
AllgemeinmedizinundFamilienmedizin(DEGAM)inersterLinieeineBehandlungmitdemVKAPhenprocoumon.
NOAKsolltenalsAlternativeerwogenwerden,wenn
•
ProblememitderEinstellungderoptimalenBlutgerinnungunterVKAauftreten.
•
UnverträglichkeitenodereinerhöhtesRisikofürWechselwirkungenmitanderenArzneimittelnunterder
BehandlungmitVKAbestehen.
EineregelmäßigePrüfungderNierenfunktionistunterNOAK-Therapienotwendig.
WennPatientenbereitszuverlässigaufVKAeingestelltsind,bestehtkeinGrund,dieTherapiezuändern.Häufigkommtes
aberdennochimKrankenhauszuEinstellungenaufNOAK.HierwirdIhrHausarztSiebeieinermöglichenRückumstellung
begleiten.
ImGegensatzzudenErfahrungenmitVKAistdasWissenbeispielsweiseüberNebenwirkungenbeidenneueren
Blutgerinnungshemmernvergleichsweisegering.WiebeiallenneuerenMedikamentenkannesauchhiervorkommen,
dassunerwünschteNebenwirkungenerstnacheinigenJahrenfestgestelltwerden.
Wichtigzuwissen:
Egal,obVKAoderNOAK,einpaarDingesolltenSieimmerbedenken:
1. AchtenSieaufeineregelmäßigeEinnahme.SchoneinevergesseneTablettesenktdenSchutzvorBlutgerinnseln.
2. SolltenSieeineEinnahmevergessen,klärenSiemitIhremArztdasweitereVorgehen.AufkeinenFallsolltenSiebeidernächsten
EinnahmediedoppelteDosisnehmen.DiesbirgtdieGefahrzustarkerBlutungen.
3. SolltenSiemehrereArzneimitteleinnehmen,besprechenSieIhrenMedikationsplanmitIhremArztundbeachtenSiedieHinweise
desBeipackzettels.SovermeidenSieWechselwirkungenmitanderenArzneimitteln,beispielsweisemitAntibiotika,
Psychopharmaka,MittelngegenMagengeschwüreoderpflanzlichenArzneimitteln.
4. BesondereVorsichtgiltbeiSchmerzmitteln,auchbeifreiverkäuflichen.EinigekönnenebenfallsunerwünschteBlutungenauslösen
(z.B.Acetylsalicylsäure,Diclofenac).LassenSiesichinIhrerApothekeodervonIhremArztberaten.
5. TragenSieIhrenMedikamentenpassstetsbeisich.ImNotfallkönnenKomplikationenvermiedenwerden,wennsofortklarist,
welchenGerinnungshemmerSieinwelcherDosierungeinnehmen.
BeiRückfragenjeglicherArtwendenSiesichimmerandenArztIhresVertrauens.
UnbedingteinenArztaufsuchensolltenSiebeifolgendenAnzeichen:
!
-starkes,anhaltendesNasen-oderZahnfleischbluten
-großflächigeBlutergüsse
-rotverfärbterUrin
-BlutspurenimStuhl(dunkelrotoderschwarzverfärbterStuhl)
-BlutspureninErbrochenem
Starke,plötzlichauftretendeKopfschmerzen,insbesondereinVerbindungmitSehstörungen,Schwindel,Lähmungenoder
EmpfindungsstörungenkönnenAnzeicheneinerGehirnblutungsein.RufenSieindiesemFallsofortdenNotarzt.
Informationsschreiben der AOK Baden-Württemberg
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