Basel IV ist eine Herausforderung - Börsen

Sonderbeilage
Sonnabend, 16. Juli 2016
Börsen-Zeitung Nr. 135
B1
Die deutschen Pfandbriefbanken
Basel IV ist eine Herausforderung
Inhaltlich weitreichendstes Regulierungsprojekt seit Beginn der Finanzkrise – Eigenkapitalanforderungen sollen massiv erhöht und aufgefächert werden
daraus, dass die Eigenkapitalanforderungen in diesem Bereich nach
derzeitigem Diskussionsstand massiv erhöht und aufgefächert werden
sollen. Die Pfandbriefbanken beanstanden das Fehlen des unechten Realkreditsplittings, also der gedanklichen „Aufteilung“ eines Darlehens in
einen privilegierungsfähigen besicherten und
einen darüber hinausgehenden unbesicherten
Von
Betrag. Sie wenden sich
Jens Tolckmitt
insbesondere gegen die
als nicht sachgerecht angesehene Trennung in
Cash-flow-abhängige sowie Cash-flow-unabhängige ImmobilienfinanHauptgeschäftsführer
zierungen und schließdes Verbandes
lich gegen die vorgesedeutscher Pfandbriefhenen unverhältnismäbanken (VDP)
ßig hohen Risikogewichte. Gewerbliche Finannem strikten gesetzlichen Rahmen zierungen und solche mit höheren
ein Beleg dafür, dass eine stringente Ausläufen sollen bei der Eigenkapiund im Detail durchdachte Regulie- talunterlegung spürbar bestraft werrung stabilisierend auf die Kapital- den, weil sie von manchen Mitgliemärkte wirken kann. Ob in der Capi- dern des Baseler Ausschusses recht
tal Requirements Regulation CRR, undifferenziert als Auslöser der Fidie die Bevorzugung bei der Risiko- nanzkrise gesehen werden und desgewichtung des Pfandbriefs erhält halb generell als gefährlich gelten.
und die weitgehende Befüllung des Niedrige nationale Verlustquoten,
Liquiditätspuffers mit diesem Wert- wie sie für die deutsche Gewerbefipapier erlaubt, ob bei der Anlagepoli- nanzierung nachgewiesen sind, bleitik von Versicherern (Solvency II) ben dabei offenbar weitgehend unbeoder im Rahmen der Sanierung und rücksichtigt.
Abwicklung von Kreditinstituten
(BRRD), wo Pfandbriefe grundsätzQuantitative Kriterien gesucht
lich vom Bail-in ausgenommen sind:
Die Privilegierung des Pfandbriefs
Aussagen der Aufsicht zufolge
ist umfassend und bietet Anlegern wird sich die finale Kalibrierung der
ebenso wie Emittenten einen verläss- Risikogewichte im Kreditrisikostanlichen Rahmen für ihre Transaktio- dardansatz nur noch an quantitatinen am Markt und ihre strategische ven Kriterien orientieren, die derzeit
Planung.
anhand einer weltweiten Auswirkungsstudie erhoben werden. Daten
des Verbandes deutscher PfandbriefKorsett wird immer enger
banken (VDP) belegen die besondeLeider wird nicht in allen Regulie- re Betroffenheit der Immobilienfirungsbereichen mit gleicher Behut- nanzierer. Sie erhärten die von den
samkeit vorgegangen. Entgegen Pfandbriefbanken angeführten Krimancher Äußerung führender Politi- tikpunkte in Bezug auf den vor allem
ker und Regulatoren, die eine Regu- von kleineren Instituten genutzten
lierungspause und eine Bestandsauf- Kreditrisikostandardansatz KSA. Das
nahme des Wirkens und Zusammen- neue Konzept und die generell angewirkens der zahlreichen Regulie- hobenen Risikogewichte führen bei
rungsmaßnahmen fordern, wird die den für viele Pfandbriefbanken typiallgemeine Bankenregulierung auch schen Gewerbeimmobilienfinanzieim Jahr acht nach Lehman Brothers rungen zu einem erheblichen Kapimit unverminderter Dynamik voran- talanstieg. So steigt nach bislang vorgetrieben. Die Rahmenbedingungen liegenden Zahlen bei einem Beleifür das risikoarme langfristige Kredit- hungsauslauf LTV von 60 % (dem degeschäft werden etwa mit der zu er- ckungsfähigen Teil einer Finanziewartenden Verankerung einer ver- rung) der Kapitalbedarf einer typibindlichen, nicht nach Geschäftsmo- schen Finanzierung um etwa 60 %.
dellen differenzierenden Leverage Bei einem LTV von 70 % sind es rund
Ratio, die im Rahmen der Umset- 75 %. Und dies vor dem Hintergrund
zung von Basel III bisher nur als Be- empirisch nachgewiesener, extrem
obachtungskennziffer eingeführt ist, niedriger Ausfallquoten.
spürbar beeinträchtigt. Und die zurzeit in der Konsultation befindlichen
Modellierung ändern
Details zu Basel IV drohen den regulatorischen Mantel für das langfristiIn die gleiche Richtung, aber noch
ge Kreditgeschäft gar noch enger zu weiter geht das Ende März veröffentknöpfen.
lichte Konsultationspapier des BaseMancher Regulierer verweist dar- ler Ausschusses zur künftigen Ausgeauf, es handele sich nur um die Voll- staltung des Internen Ratingansatendung von Basel III, und sträubt zes (IRBA). Ziel ist die Vereinheitlisich gegen die neue Nummerierung. chung der Ergebnisse der internen
Tatsächlich aber handelt es sich aus Verfahren vor dem Hintergrund ihSicht vieler Banken um das inhalt- rer in der Finanzkrise offenbar gelich weitreichendste Regulierungs- wordenen hohen Varianz. Zudem
projekt seit Beginn der Finanzkrise sollen nur noch jene Forderungsklasund die bislang größte Herausforde- sen überhaupt modelliert werden
rung für die Immobilienfinanzie- können, bei denen der Umfang, die
rung und die in diesem Geschäfts- Menge und die Qualität der verfügfeld stark engagierten Banken. Die baren Daten die sachgerechte Schätbesondere Betroffenheit resultiert zung des Kreditrisikos ermöglichen.
Börsen-Zeitung, 16.7.2016
Es gibt gute Gründe, weshalb der
Pfandbrief bisher aus allen seit der
Finanzkrise abgeschlossenen europäischen Regulierungsvorhaben privilegiert hervorgegangen ist. Er hat
seine Krisenfestigkeit nachdrücklich
unter Beweis gestellt und ist mit sei-
AUS DEM INHALT
Basel IV ist eine
Herausforderung
Von Jens Tolckmitt
B1
Nachhaltigkeit hat einen Namen:
Hypothekenpfandbrief
Von Frank M. Mühlbauer
B2
B4
Haushaltseffizienter
Wohnraum über
Mietkaufmodelle
Von Dr. Bernhard Scholz
B5
B5
B6
B2
Pfandbriefmarkt wird
liquider und transparenter
Von Dirk Kipp
B3
Green Bonds werden
Bestandteil der Strategie
Von Gero Bergmann und
Bodo Winkler
B3
Innovationskraft ist
bedeutender Erfolgstreiber
Von Andreas Pohl
Pfandbrieffähige Kredite
bei Sparkassen mobilisieren
Von Rainer Krick
macht. Der Einsatz interner Modelle
dürfte sich in vielen Fällen als betriebswirtschaftlich nicht mehr sinnvoll erweisen.
„Vor dem Hintergrund der auf Wachstum ausgerichteten
Wirtschaftspolitik der
EU-Kommission unter Jean-Claude Juncker (. . .) besteht auch
in der Umsetzung
von Basel IV die Hoffnung, dass die europäische Regulierung
den Vorgaben aus
Basel nicht eins zu
eins folgen wird.“
Über das Ziel hinaus
Die vorgeschlagenen Änderungen, insbesondere das Verbot der internen Verfahren für viele Forderungsklassen, gehen deutlich über
das Ziel einer Vereinheitlichung hinaus. Die hohen Investitionen der Institute in zuverlässige und robuste
Verfahren, die auch für das interne
Risikomanagement wichtige Informationen für eine sachgerechte Kreditvergabe und Steuerung der Risiken liefern, werden zunichtege-
Die finalen Regelungen zum Floor
sowie zum IRBA sollen nach derzeitiger Planung bereits im kommenden
Dezember vom Baseler Ausschuss
verabschiedet und im Januar 2017
veröffentlicht werden. Sollte der Ausschuss an seinen Positionen festhalten, wird entscheidend sein, wie damit in Europa umgegangen wird. Es
war bislang stets die europäische
Ebene, auf der den Besonderheiten
der europäischen Immobilienmärkte
Rechnung getragen wurde und deshalb sachgerechte Privilegierungen
für die pfandbriefrelevanten Geschäftsfelder – insbesondere die Immobilienfinanzierung
und
den
Pfandbrief selbst – realisiert werden
konnten. Vor dem Hintergrund der
auf Wachstum ausgerichteten Wirtschaftspolitik der EU-Kommission
unter Jean-Claude Juncker, die die
Wirkungen der Bankenregulierung
auf die Realwirtschaft besonders in
den Blick nimmt, besteht auch in der
Umsetzung von Basel IV die Hoffnung, dass die europäische Regulierung den Vorgaben aus Basel nicht
eins zu eins folgen wird. Auch auf
dieser Ebene wird sich der VDP deshalb für Erleichterungen einsetzen.
Regulierungspause geboten
Für die Kreditwirtschaft ist eine
Regulierungspause, in der eine empirisch fundierte Einschätzung der
Wirkungen der bisherigen Regulierungsaktivitäten erfolgt, dringend
geboten. Ausdrücklich begrüßen
Vom Schreibtisch aus hat noch
keine Idee die Welt erobert.
In Bewegung. Aus Überzeugung.
Von Banken ist vor allem
Flexibilität gefragt
Von Bernhard Heinlein und
Dr. Jan Peter Annecke
Qualität trotz künstlicher
Verhältnisse erhalten
Von Thomas Ortmanns
Für die Forderungsklassen „Staatsfinanzierung“, „Banken und andere
Finanzunternehmen“, „große Unternehmen mit einer konsolidierten Bilanzsumme größer 50 Mrd. Euro“ sowie „Beteiligungen“ ist grundsätzlich die Rückkehr zum KSA vorgesehen. In der Konsequenz könnte künftig nur noch etwa die Hälfte der Forderungsklassen überhaupt für ein internes Verfahren zugelassen werden. Bei den auch in Zukunft modellierbaren Forderungsklassen schließlich sind Untergrenzen („InputFloors“) bezüglich aller Schätzparameter auf Ebene der Einzelforderung geplant. Darüber hinaus soll
die Modellierung mit Hilfe aufsichtlicher Vorgaben vereinheitlicht werden.
www.aareal-bank.com
die Pfandbriefbanken daher die Absicht der Bundesregierung, die ökonomischen Wirkungen des neuen
Regulierungsrahmens in einem Gutachten auf den Prüfstand zu stellen
und zu einem der Themen ihrer
G 20-Präsidentschaft im kommenden Jahr zu machen. Wichtig ist dabei nicht nur aus Sicht der Pfandbriefbanken, die Vielfalt des deutschen Bankensektors zu akzeptieren
und die Unterschiedlichkeit der Geschäftsmodelle als Stärke zu verstehen. Denn der Bankensektor kann
nur dann seiner volkswirtschaftlichen Finanzierungsfunktion für die
Realwirtschaft voll gerecht werden,
wenn unternehmerische Spielräume zur Verfolgung unterschiedlicher Geschäftsmodelle nicht übermäßig eingeengt oder gar vollständig beseitigt werden.
Es gilt, Schaden von realwirtschaftlich höchst relevanten Geschäftsfeldern und den darauf spezialisierten Banken abzuwenden. Dafür
ist die Unterstützung der Bundesregierung und der Aufsicht besonders
wichtig. Nicht zuletzt deshalb, weil
so die weitere Abwanderung in weniger regulierte oder gar völlig unregulierte Branchen verhindert werden
kann – was eigentlich ein gemeinsames Ziel von Politik und Kreditwirtschaft sein sollte.
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B 2 Börsen-Zeitung Nr. 135
Sonderbeilage
Sonnabend, 16. Juli 2016
Nachhaltigkeit hat einen Namen: Hypothekenpfandbrief
Produkt an sich ist ökologisch, ökonomisch und sozial – Zusätzliche Zertifizierung durch Dritte nicht sinnvoll
Der Hypothekenpfandbrief ist im Gegensatz zu anderen gedeckten Anleihen nicht nur vertraglich, sondern
auch gesetzlich reglementiert. Besichert werden die im Pfandbrief verbrieften Ansprüche durch den Grundstücks- bzw. Gebäudewert. Dazu
wird ein Beleihungswert ermittelt,
der dem langfristig erzielbaren
Wiederverkaufswert der Immobilie entspricht und den
Von
Marktwert nicht überFrank M. Mühlbauer
steigen darf. Demzufolge wird die Immobilie
vorsichtig und dauerhaft
bewertet.
Der
Pfandbrief bietet eine
hohe Transparenz, eine
hohe Ausfallsicherheit
und ist langfristig orienVorsitzender des
Vorstands der WL Bank tiert.
Emittiert eine Bank
Pfandbriefe, so muss
die Zukunft allerdings bringt, kön- das Ausfallrisiko entsprechend genen selbst die besten Prognosen nur setzlicher Regelungen mit einer gamit einer gewissen Fehlertoleranz rantierten Deckungsmasse besichert
vorhersagen. In den Ursprüngen des werden. Folglich wird dem Haftungskaufmännischen Denkens ist daher prinzip Rechnung getragen. Ist eine
von Anfang an das Vorsichtsprinzip Emissionsbank insolvent, was im
verankert. Bei Ungewissheit bezüg- Rahmen des Hypothekengeschäftes
lich langfristiger Entwicklungen sol- bislang kein einziges Mal der Fall
len dabei die Kapitalgüter im Sinne war, werden die Gläubiger dieser
des Gläubigers konservativ bewertet Wertpapiere aufgrund der vorgehalwerden. In der Vergangenheit wur- tenen Deckungsmasse vorrangig bede dieses Prinzip durch viele indivi- friedigt. Zusammenfassend erfüllt
duelle Verträge geregelt, wobei sich der Hypothekenpfandbrief die Beüber die Zeit die besten Institutio- dürfnisse der Investoren nach Stabilinen durchgesetzt haben. Zu den Er- tät und Nachhaltigkeit auf ideale
gebnissen dieses evolutorischen Pro- Weise. Das Produkt hat sich lange erzesses gehört der Hypothekenpfand- folgreich bewährt.
brief.
Börsen-Zeitung, 16.7.2016
Menschen, die nachhaltig leben, beziehen zukünftige Risiken maßgeblich in ihre langfristigen Entscheidungen ein. Dafür sind sie bereit,
auf heutigen Konsum zu verzichten,
um ihnen und ihrer Nachwelt ein
besseres Leben zu ermöglichen. Was
Spannender Dreiklang
Erfolgreiche Idee
Nach fast 250 Jahren zählt das
Produkt immer noch zu den bedeutendsten Refinanzierungsinstrumenten in der deutschen Immobilienwirtschaft. Dies hat mehrere Gründe.
Was versteht man eigentlich konkret unter dem in den letzten Jahren
inflationär genutzten Begriff „Nachhaltigkeit“? Eine durchaus komplexe
Frage, verbergen sich dahinter doch
ökonomische, ökologische und auch
soziale Dimensionen, welche sich zudem einander bedingen. Ökonomisch gesehen sollen z. B. derzeitige
Bedürfnisse befriedigt werden, ohne
zukünftigen Generationen die Lebensgrundlagen zu entziehen. Darunter fallen natürlich auch ökologische Aspekte, wie der Erhalt der Umwelt oder der sorgsame Umgang mit
endlichen Ressourcen. Dies ermöglicht eine gerechte Verteilung der Güter, wodurch soziale Spannungen in
der Gesellschaft gemindert werden.
Bezogen auf Immobilien ergeben
sich aus diesem Dreiklang interessante Überlegungen.
Wert schwer vorhersagbar
Grundsätzlich möchten Investoren den langfristigen Wert ihrer Immobilien erhalten und bestenfalls erhöhen. Allerdings sind Gebäude und
Grundstücke nicht nur langlebige Investitionsgüter, sondern – im Gegensatz zu anderen Vermögensgütern –
auch an einen Standort gebunden.
Zudem beeinflussen institutionelle
Rahmenbedingungen die Wertentwicklung einer Immobilie erheblich.
Aus ökonomischer Sicht sollten bei
einer konkreten Investitionsentscheidung daher folgende Fragen berücksichtigt werden: Welche Objekteigenschaften weist die Immobilie
auf? Ist eine ausreichende Quantität
und Qualität der Infrastruktur vorhanden? Liegen in der Region Leerstände vor und wie wird sich der
Standort demografisch und ökonomisch in den kommenden Jahren
entwickeln? Sorgen wohnungs-, arbeitsmarkt-, energie- und geldpolitische Eingriffe für gravierende Veränderungen auf dem Immobilienmarkt? All diese Fragen machen eine treffsichere Voraussage der Wertentwicklung einzelner Immobilien
über einen Zeitraum von 20 bis 30
Jahren äußerst schwierig.
Nachhaltige Immobilien sind wirtschaftlich, ökologisch und sozial. Allen Anforderungen dieses Dreiklangs gleichzeitig und gleichermaßen nachzukommen, ist allerdings
nur schwer zu realisieren. Immobilien tragen mit einem Anteil von fast
40 % maßgeblich zum deutschen
Energieverbrauch bei. Damit birgt
dieser Bereich großes Potenzial für
Energieeinsparungen. Durch regulatorische Eingriffe versucht der Gesetzgeber, die selbst gesteckten Ziele
zu erreichen. Dazu zählen in
Deutschland z. B. das Energieeinsparungsgesetz, die Energieeinsparverordnung, das Erneuerbare-EnergienWärmegesetz, die gebäudeindividuellen Sanierungsfahrpläne sowie das
„Umweltschonendes
Bauen und Wohnen
ist zwar wichtig, aber
nicht zu jedem Preis.“
Anreizprogramm Energieeffizienz.
Untermauert werden diese Vorhaben durch Förderprogramme wie
z. B. der KfW. Dass der Staat gleichwohl über das notwendige Maß hinaus handelt, ist den eigenen Ansprüchen geschuldet. Wer den weltweiten Vergleich zieht, kommt zweifelsohne zu dem Schluss, dass die deutschen Baustandards zu den ökologisch nachhaltigsten der Welt zählen. Dennoch stellt sich die Frage, ob
der Kurs weiter verschärft wird und
ökonomisch tragbar bleibt.
Als Immobilienfinanzierer ist es
die Aufgabe der WL Bank, die Tragfähigkeit langfristiger Investitionen zu
beurteilen. Denn was nützt der Bau
energie- und CO2-sparender Gebäu-
de, wenn die Produktion ebendieser
viele Ressourcen verschlingt und
über den Lebenszyklus eine negative
Umweltbilanz aufweist? Werden
beim Bau z. B. keine hochwertigen
Materialien verwendet, impliziert
dies häufige Sanierungen. Umweltschonendes Bauen und Wohnen ist
zwar wichtig, aber nicht zu jedem
Preis. Die ökonomische Beurteilung
einer Immobilie schließt automatisch ökologische Aspekte mit ein.
Da unter anderem der Neubau von
Gebäuden durch strikte gesetzliche
Vorgaben betrieben wird, handelt es
sich bei diesen Immobilien bereits
um ökologisch nachhaltige Investitionen, deren Wert in Zukunft höher liegen dürfte. Sind die Kosten-NutzenKalküle zutreffend und erhöhen sinkende Betriebskosten die Drittverwertbarkeit, so hat dies positive Auswirkungen im Rahmen der Kreditvergabeentscheidung. Folglich wird der
Kredit mit günstigeren Zinsen versehen.
Politische Zielkonflikte
Bezogen auf die allgemeine Nachhaltigkeit treten bei einer ökologischen Fokussierung Zielkonflikte
auf. Auf der einen Seite favorisiert
der Staat den Bau klimaneutraler Gebäude und auf der anderen Seite
möchte er günstigen Wohnraum
schaffen. Jedoch steigen mit dem
Bau hochwertiger Immobilien auch
die Herstellungs- und damit die
Wohnkosten. Insbesondere einkommensschwache Haushalte können
sich die von der Politik vorgeschriebene Nachhaltigkeit, wie auch immer man diese gesetzlich definieren
mag, kaum leisten. Daher muss der
Staat erneut in den Markt eingreifen. Eine Regulierung bedarf immer
weiterer Regulierungen, welche im
Grunde die Folge einer unklaren
Wirtschaftspolitik sind.
Das Gut Wohnen stellt aus Sicht
der Wirtschaftspolitik ein Grundbedürfnis dar, weshalb Eingriffe in den
Wohnimmobilienmarkt mit der sozialen Verantwortung des Staates gerechtfertigt werden. Ideologisch geführten Debatten sollte allerdings
stets mit ökonomischer Nüchternheit begegnet werden. Genossenschaftliche Wohnungsunternehmen
haben z. B. ein Eigeninteresse daran,
privaten und günstigen Wohnraum
für ihre Mitglieder zu schaffen. Sie
handeln nach grundlegenden Werten wie Solidarität, Gleichheit, Demokratie, aber auch Selbsthilfe,
Selbstverantwortung und Billigkeit,
die fest in ihren Geschäftsmodellen
verankert sind. Die Sozialverantwortlichkeit rückt dabei ausdrücklich in
den Fokus unternehmerischer Entscheidungen. Folglich finden sich
diese Eigenschaften auch in den Produkten genossenschaftlich orientierter Banken wieder. Mit dem Kauf
von Hypothekenpfandbriefen erwirbt der Investor ein in ökonomischem, ökologischem und sozialem
Dreiklang stehendes, nachhaltiges
Produkt.
Nur ein unklares Geschäftsmodell, selbst auferlegter Rechtfertigungsdruck oder das Marketingkalkül der emittierenden Bank kann
darum eine zusätzliche Zertifizierung durch Dritte sinnvoll begründen. Ein als nachhaltig zertifizierter
Hypothekenpfandbrief ist im Grunde genommen ein Pleonasmus, sozusagen der weiße Schimmel bzw.
der schwarze Rabe der Bankenwelt.
Die WL Bank fühlt sich dem genossenschaftlichen Prinzip und dem
Wohl der Kunden verpflichtet,
weshalb sie mit einem nachhaltigen
Produkt und einem nachhaltigen
Geschäftsmodell derzeit keine Notwendigkeit zur weiteren Zertifizierung ihrer Hypothekenpfandbriefe
sieht.
Qualität trotz künstlicher Verhältnisse erhalten
QE der EZB hat den Covered-Bond-Markt grundlegend verändert – Klassische Investoren haben sich weitgehend zurückgezogen – Herausforderndes Umfeld
Fluss der Kapitalmärkte eingreifen
zu müssen, um die selbstgesteckten
Ziele einer Ankurbelung der europäischen Wirtschaft zu erreichen, sehen
traditionelle Marktteilnehmer die
Entwicklung der vergangenen Jahre
mit zunehmender Sorge. Insbesondere das bisherige Refinanzierungs-Erfolgsmodell des Pfandbriefs gerät in
Gefahr. Zwar scheint der CoveredBond-Markt auf den ersten Blick weiterhin zu funktionieren
und aufnahmefähig zu
sein – schließlich erVon
reichten die Emissionen
Thomas Ortmanns
im ersten Quartal 2016
Rekordwerte. Doch der
Eindruck täuscht: Was
hier funktioniert, ist ein
Markt unter Laborbedingungen!
Bereits vor einem
Jahr wurden an dieser
Mitglied des Vorstands Stelle das Instrumentarider Aareal Bank
um des QE und die möglichen
Auswirkungen
Börsen-Zeitung, 16.7.2016
Mit der Entscheidung, in Zukunft
auch Unternehmensanleihen direkt
aufkaufen zu wollen, hat die Europäische Zentralbank (EZB) im Juni
dieses Jahres ein neues Kapitel im
Maßnahmenkatalog des Quantitative Easings (QE) aufgeschlagen. Während man auf Seiten der Währungshüter offenkundig der Meinung ist,
noch weitaus stärker in den freien
auf den Pfandbriefmarkt diskutiert.
Wie seinerzeit prognostiziert, hat
sich der Covered-Bond-Markt in den
vergangenen Monaten grundlegend
verändert: Die EZB ist inzwischen
der mit Abstand größte Investor im
Covered-Bond-Markt. Zum Ende des
ersten Halbjahres 2016 belief sich
das Portfolio, das die Zentralbank im
Rahmen ihres seit Oktober 2014 laufenden Covered Bond Purchase Programme 3 (CBPP3) erworben hat,
auf ein Rekordvolumen von ca.
180 Mrd. Euro. Das entspricht nahezu einer Verdoppelung gegenüber
dem Vorjahr. Inklusive der Restbestände aus den Programmen CBPP1
und CBPP2 hält die EZB inzwischen
rund 20 % aller kauffähigen Covered
Bonds – bis Ende des laufenden Jahres dürften es sogar 30 % werden.
Angebot hat sich gewandelt
Was bedeutet das für die klassischen Investoren, die bislang am
Markt aktiv waren? Die einfache Antwort: Sie haben sich weitgehend zurückgezogen, denn mit den Käufen
der EZB sind die Renditen auf null
gesunken. Zwar ist das Emissionsvolumen insgesamt angestiegen – das
erste Quartal 2016 war mit über
50 Mrd. Euro das stärkste Quartal
seit 2011; als Investoren aber treten
weit überwiegend die Zentralbanken der Eurozone und Bank Treasuries auf, die Covered Bonds nicht als
Vermögensanlage, sondern zur Steuerung kaufen. Das wiederum hat
Auswirkungen darauf, was emittiert
wird. Weil sowohl Zentralbanken als
auch Bank Treasuries ausschließlich
als liquide Instrumente eingestufte
Benchmark-Emissionen aufkaufen,
kommen in erster Linie ebensolche
auf den Markt. Für traditionelle Investoren von Covered Bonds und
Pfandbriefen im Private-PlacementFormat, also solcher Anleihen, die
auf individuelle Anforderungen zugeschnitten sind, bleibt da wenig
Raum – und noch weniger Rendite.
Negative Nebeneffekte
QUALITÄT MIT TRADITION:
Der Pfandbrief ist auch in unruhigen Zeiten eine besonders solide Anlage. Seine ausgezeichnete Bonität
und seine stabilen Renditen werden
von Investoren im In- und Ausland
geschätzt. Vor allem das strenge
Pfandbriefgesetz stellt sicher, dass
der Pfandbrief die Benchmark am
Covered Bond Markt bleibt.
w w w. p f a n d b r i e f. d e
So sind beispielsweise die SwapSätze bei 5-jährigen Anleihen innerhalb Jahresfrist von 0,55 % auf
– 0,05 % zurückgegangen. Auch die
Sekundärmarktrenditen von Pfandbriefen folgen diesem Trend und notieren ebenfalls im negativen Bereich. Das wäre an sich aus Emittentensicht positiv, wenn damit nicht
der oben beschriebene Investorenrückzug einherginge. Außerdem
gibt es einen weiteren negativen Nebeneffekt. Der Renditeabstand zwischen Pfandbriefen und Swaps liegt
nicht mehr bei – 15 Basispunkten,
sondern bei – 5 Basispunkten.
Der Grund: Im Primärmarkt bleiben negative Renditen die Ausnahme. Zudem reagieren die Emittenten
mit Renditeaufschlägen gegenüber
dem Sekundärmarkt („New Issue
Premiums“) und längeren Laufzeiten. Das alles führt zu einem Paradoxon: Weil Pfandbriefbanken im Zuge
ihres Risikomanagements festverzinsliche Emissionen üblicherweise
mit einem Zinsswap gegen den Dreimonats-Euribor absichern, sind trotz
CBPP3 und allgemeinem Renditeverfall die Refinanzierungskosten für
Pfandbrief-Emittenten gestiegen. Außerdem wird durch den Hold-to-Maturity-Ansatz der EZB die Gefahr ver-
stärkt, dass die Liquidität im Markt
weiter zurückgeht.
Was bedeutet diese Ausgangslage
für den Pfandbrief? Der Pfandbriefund der Covered-Bond-Markt funktionieren zwar, aber eben nur innerhalb eines künstlichen Rahmens, der
die eigentlich gesunden Schwankungen eines freien Kapitalflusses ausschließt. Damit bleibt insbesondere
offen, wie sich die Märkte entwi-
„Was hier
funktioniert, ist ein
Markt unter
Laborbedingungen!“
ckeln werden, wenn sie diese „Freiheit“ zurückerhalten. Denn es ist bei
weitem nicht klar, ob vergraulte Investoren überhaupt zurückgewonnen werden können oder wie die
Preisentwicklung vor dem Hintergrund der dann gegebenenfalls kurzfristig veränderten Refinanzierungsbedingungen erfolgen wird.
Hinzu kommt, dass die anstehenden Initiativen der Europäischen
Zentralbank und der Regulatoren
das Geschäftsmodell des Pfandbriefs
weiter unter Druck setzen könnten.
Da ist zunächst das bereits erwähnte
Corporate Sector Purchase Programme (CSPP), mit dem die EZB als
nächste Stufe des Quantitative Easings nun auch Unternehmensanleihen aufkaufen wird. Die Folgen sind
absehbar: Wie bei jeder Asset-Klasse, die vom QE der EZB umfasst ist,
werden wohl auch bei Unternehmensanleihen die Renditen deutlich
zurückgehen. Preissignale, die früher Qualitätsunterschiede zwischen
Produkten und Emittenten transparent gemacht haben, werden damit
zunehmend verwischt. Man darf gespannt sein, wie sich die Renditen
verhalten werden, wenn nach dem
Ende des QE die Fundamentalanalyse wieder in den Vordergrund rückt
– und was das für die Attraktivität
des Marktes bedeutet.
Mit der im März 2016 angekündigten Targeted Long Term Refinancing
Operation ll (TLTRO ll) bringt die
EZB zudem ein hausinternes „Konkurrenzprodukt“ zum Ankaufpro-
gramm für Covered Bonds auf den
Markt. Hinter dem sperrigen Titel
verbirgt sich das Angebot an Banken, sich für bis zu vier Jahren bei
der EZB zu Zinssätzen von 0 % bis zu
– 0,4 % zu refinanzieren. Der negative Satz wird unter einer einzigen Bedingung gewährt: Die Banken müssen ihr Volumen an neuausgereichten Krediten bis Anfang 2018 um
mindestens 2,5 % steigern. Zwar
sind Wohnungsfinanzierungen von
dem Programm ausgeschlossen, eine interessante Alternative zu Covered-Bond-Emissionen dürfte das Programm für viele Banken insbesondere in Südeuropa dennoch sein. Mit
entsprechenden Konsequenzen: geringere Emissionsvolumina und eine
noch geringere Liquidität am Covered-Bond-Markt.
Flexibilität gefordert
Außerdem sind höhere Anforderungen an das Eigenkapital mit entsprechenden Folgen für die Kreditvergabe sowie steigende Ausgaben
für die technische und personelle Infrastruktur zu erwarten. Pfandbriefbanken müssen sich auf Veränderungen einstellen, ihre Geschäftsmodelle – wo nötig – anpassen und damit
flexibler werden. Zugleich stehen sie
in verschärftem Wettbewerb mit alternativen Anbietern, die von bislang bestehenden regulatorischen
Ungleichbehandlungen profitieren.
In diesem mittel- bis langfristig immer schwerer planbaren Umfeld
muss es nun darum gehen, die Qualitäten des Pfandbriefs als bewährtes
Refinanzierungsprodukt trotz künstlicher Marktverhältnisse so zu konservieren, dass seine Stärken bei Auslaufen des Quantitative Easing wieder zum Tragen kommen können.
Dafür braucht es zum einen Emittenten, die von den bisherigen Qualitätsstandards des Pfandbriefs auch dann
nicht abweichen, wenn das vor dem
Hintergrund eines künstlich gestalteten Markts lässlich erscheint. Dafür
braucht es weiterhin Investoren, die
auf die herausragende Kombination
von Sicherheit und Rendite setzen,
die nur der Pfandbrief zu bieten hat.
Und dafür braucht es nicht zuletzt
ein Umfeld, in dem sich die stabilisierende und vertrauensschaffende Wirkung des Pfandbriefs für die Refinanzierungsmärkte wieder voll entfalten kann.
Sonderbeilage
Sonnabend, 16. Juli 2016
Börsen-Zeitung Nr. 135
B3
Pfandbriefmarkt wird liquider und transparenter
Änderungen resultieren aus der Geldpolitik der EZB – Großvolumige Emissionen nehmen zu – Green Bonds werden immer attraktiver
Börsen-Zeitung, 16.7.2016
Pfandbriefe gibt es bereits seit dem
Mittelalter. Einige Jahrhunderte später hat diese Form der Kreditverbriefung nichts an Attraktivität verloren.
Ganz im Gegenteil: Auch im laufenden Jahr ist das Emissionsvolumen
von Covered Bonds ausgesprochen
hoch. Deutsche Pfandbriefe steuern
einmal mehr einen beachtlichen Anteil zum Gesamtmarkt bei. Unter
den neu aufgelegten Covered Bonds
mit einem Emissionsvolumen von
über 500 Mill. Euro nehmen sie nach
französischen Titeln den zweiten
Rang ein. Danach folgen Länder wie
Spanien, Kanada, Norwegen oder
Schweden.
Schwieriges Marktumfeld
Dabei ist das Marktumfeld auch
für Pfandbriefe keineswegs ideal. Die
Renditen der risikoarmen Papiere
sind alles andere als attraktiv. LBBWBerechnungen zufolge rentieren gut
zwei Drittel aller ausstehenden deutschen Benchmark-Pfandbriefe mit
null oder in negativem Terrain.
Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus ist die Nachfrage von heimischen institutionellen Kunden wie
Versicherungen und Pensionskassen
deutlich zurückgegangen, weil sie
auf der Suche nach Rendite in risikoreichere Wertpapiere auswichen. Dagegen gewinnen ausländische Investoren auf dem deutschen Pfandbriefmarkt an Bedeutung. Sie schätzen
insbesondere die Sicherheit der Papiere. Zugleich kommt ihnen entgegen, dass sich der Pfandbriefmarkt
wandelt und gegenwärtig an Liquidität und Transparenz gewinnt.
energischen Geldpolitik resultieren.
Die Europäische Zentralbank (EZB)
hat ihren Leitzins jüngst auf null abgesenkt und den Satz für Einlagen,
die bei ihr gehalten werden, auf
– 0,40 % gedrückt. Zugleich offeriert sie den
Geschäftsbanken im Euroraum Liquidität zu
Von
konkurrenzlos günstiDirk Kipp
gen
Konditionen.
Schließlich tritt sie in
großem Stil als Anleihekäufer auf den Plan: Im
Rahmen entsprechender Programme hält die
Bereichsvorstand
EZB aktuell Anleihen
Capital Markets der
des öffentlichen Sektors
Landesbank Badenvon bald 1 Bill. Euro.
Württemberg (LBBW)
Forderungsbesicherte
Anleihen hält sie im Umre), die in kleinen Tranchen begeben fang von knapp 200 Mrd. Euro; gut
werden. Zukünftig dürfen diese Pa- 175 Mrd. Euro hiervon entfallen auf
piere nicht mehr ausreichend bei der Covered Bonds.
Berechnung der kurzfristig verfügbaren Liquidität Berücksichtigung finHerausragende Stellung
den. Um trotzdem eine ausreichend
hohe Mindestliquiditätsquote (LiquiDer deutsche Pfandbrief als Prodity Coverage Ratio) nach Basel III dukt nimmt am Rentenmarkt seit
vorzuweisen, refinanzieren sich die Jahren eine Sonderstellung ein. BeBanken mittlerweile verstärkt über sonderes Kennzeichen ist die SolidiInhaberpapiere mit höheren Emissi- tät, welche die Investoren diesem
onsvolumen ab 250 Mill. Euro oder Produkt zusprechen. Diese Stellung
dem Benchmark-Volumen 500 Mill. scheint ungefährdet, selbst wenn es
Euro. Die LBBW erwartet, dass auch nicht zuletzt auf europäischer Ebene
in den kommenden Jahren die Zahl vielfältige Bestrebungen in Richtung
großvolumiger Covered-Bond-Trans- einer größeren internationalen Haraktionen den Rückgang im Privat- monisierung des Covered-Bond-Segplatzierungsgeschäft kompensiert.
ments gibt: Im Vordergrund steht
Dieser Trend wird sich auch des- hierbei der Gedanke einer besseren
halb nicht so rasch umkehren, weil Vermarktbarkeit der Covered Bonds
viele der im Covered-Bond-Segment insgesamt.
zu beobachtenden MarktverhältnisAls Interessenvertretung bemüht
se und -bewegungen aus einer sehr sich insbesondere der Verband deutHintergrund ist einmal mehr die
Regulatorik. Bislang refinanzieren
sich deutsche Banken stark über die
Privatplatzierung anonymer Pfandbriefe (sogenannte Namenspapie-
Pfandbrieffähige Kredite
bei Sparkassen mobilisieren
scher Pfandbriefbanken (VDP) darum, den Pfandbrief auch in Zukunft
für Investoren attraktiv zu halten. So
hat der VDP jüngst einen Vorschlag
erarbeitet, wie bei Insolvenz einer
Pfandbriefbank und gleichzeitig im
Ausnahmefall einer mangelnden
Marktliquidität die Bedienung der
Pfandbriefe zu gewährleisten sei. Im
Regelfall erhalten die Anleger ihr
Geld stets zu einem festgelegten Termin zurückgezahlt, selbst nach Insolvenz der Pfandbriefbank. Für den
Fall einer schweren Marktstörung
soll gemäß den Planungen einem
eingesetzten Sachwalter eine Fälligkeitsverschiebung um bis zu maximal zwölf Monate offenstehen. Angedacht ist, lediglich den Termin für
die Rückzahlung verschieben zu können, nicht aber die Zahlungstermine
für die anfallenden Zinsen. Dabei
soll eine Fälligkeitsverschiebung
vom Sachwalter allenfalls als aller-
„Diese rege
Nachfrage nach dem
Pfandbrief im grünen
Gewand ist neu.“
letzte Handlungsmöglichkeit gewählt werden können, um auf vorübergehende Liquiditätsengpässe zu
reagieren.
Der Pfandbrief ist jedoch nicht nur
von Veränderungen betroffen, er beeinflusst zugleich auch Neuerungen
am Markt. So bieten internationale
Entwicklungsbanken seit einigen
Jahren sogenannte Green Bonds an,
unterschiedlich ausgestaltete Anleihen, die sich die Nachhaltigkeit auf
die Fahne geschrieben haben. Inzwischen werden Green Bonds auch von
kommerziellen Banken und anderen
Emittenten begeben.
Der deutsche Pfandbrief wirkte
bei der Entwicklung dieses Marktsegments, das mit einem Gesamtemissionsvolumen von weltweit 41,8 Mrd.
Dollar (2015) eigentlich noch in den
Kinderschuhen steckt, als besonderes Vorbild. Als „Prototyp für den grünen Pfandbrief“ bezeichnete 2014
die Climate Bonds Initiative, der führende Thinktank für Fragen der Entwicklung der privaten Kapitalmärkte
zum Zwecke des Klimaschutzes, den
ersten ESG-Pfandbrief (ESG steht für
Environmental, Social, Governance)
der Münchener Hyp.
Breite Investorenbasis
Bei der Emission war die Investorenbasis deutlich breiter als sonst üblich: Viele der angesprochenen nachhaltig orientierten Investoren zeichneten und nahmen zusammen 32 %
der Emission ab. Bei der Emission
des ersten grünen Pfandbriefs im vergangenen Jahr kamen sogar 48 %
der Investoren aus dem Nachhaltigkeitsbereich. Das Papier, das von der
BerlinHyp begeben wurde, investierte in gewerbliche Darlehen energieeffizienter Immobilien.
Solche nachhaltigen Investments
werden am gesamten Kapitalmarkt
immer wichtiger. Nach Angaben der
Global Sustainable Investment Alliance machten 2014 institutionelle,
nachhaltig gemanagte Investitionen
bereits rund 30 % (entspricht rund
21,4 Bill. Dollar) aller professionell
verwalteten Gelder aus. Insbesondere im Fixed-Income-Segment mangelt es bisher noch an Anlagealternativen mit klarem Bezug zu nachhaltigen Aktiva wie energieeffizienten
Gebäuden, kohlenstoffarmen Infrastrukturinvestitionen und erneuerbaren Energien. Hier soll das Konzept
der „Green Bonds“ gegensteuern. Es
sieht vor, dass die Emissionserlöse
aus dem Verkauf einer Anleihe
zweckgebunden zur Finanzierung
entsprechender Aktiva eingesetzt
werden und ein nachhaltiges Reporting den Investoren die richtige Verwendung der Gelder belegt.
Neben grünen Pfandbriefen platzieren Banken in Europa heute auch
unbesicherte grüne Anleihen. Die Anleger haben damit die Wahl, auch
mit höherer Rendite nachhaltig zu investieren. Das bedeutet nicht nur
„Der Pfandbrief ist
jedoch nicht nur
von Veränderungen
betroffen, er beeinflusst zugleich
auch Neuerungen
am Markt.“
Konkurrenz für den Pfandbrief, er
profitiert zugleich auch davon, dass
grüne Bonds immer weitere Verbreitung finden. Vor diesem Hintergrund erwartet die LBBW, dass weitere Banken in den kommenden Jahren Pfandbriefe und Covered Bonds
sowie auch unbesicherte Anleihen
als Green Bonds begeben werden.
Die weiterhin steigende Nachfrage der Anleger nach Green Bonds
mit einer klar definierten Verwendung der Erlöse einer Anleihe hat dazu geführt, dass Emittenten im gegenwärtigen Marktumfeld Green
Bonds zu besseren Marktkonditionen am Markt platzieren können als
eine herkömmliche Anleihe – ein
Sachverhalt, der vor einigen Monaten noch undenkbar gewesen wäre.
Diese rege Nachfrage nach dem
Pfandbrief im grünen Gewand ist
neu. Der schon häufig totgesagte
Pfandbrief beweist damit einmal
mehr seine Wandlungsfähigkeit und
schreibt seine Jahrhunderte alte Erfolgsgeschichte fort.
Deckungspooling sorgt für Flexibilität – Eigenes Uploadportal entwickelt
anderem die Festsetzung des Beleihungswertes durch die Pfandbriefbank erfolgen. Das bedeutet, dass
die erforderlichen Unterlagen für
die Kredite der Helaba zur Verfügung gestellt werden müssen. Auch
der Pfandbrief-Treuhänder der Helaba kann Einsicht in die Kreditunterlagen fordern.
Automatisierter Austausch
Die Helaba hat daher für das Dokumentenmanagement ein webbasiertes Uploadportal entwickelt, das auf
einem in Sparkassen etablierten Kredit-Workflow-System aufsetzt. Das
Portal ermöglicht über standardisierte Schnittstellen unter anderem einen voll automatisierten Dokumentenaustausch zwischen Helaba und
Sparkasse. Hierdurch wird der Aufwand für das Deckungspooling signifikant reduziert. Voraussetzung für
die Nutzung ist natürlich das Vorhandensein bzw. die Anbindung des Archivierungssystems der jeweiligen
Sparkasse.
Die Ermittlung des Beleihungswertes für das Sicherungsobjekt
nach Beleihungswertermittlungsverordnung (BelwertV) ist die Grundvoraussetzung für die Einbringung
eines Kredits in die Hypotheken-Deckungsmasse. Diese muss durch die
Sparkasse durchgeführt werden. Unterstützt werden sie dabei auch
durch eine umfassende Begleitung,
in der gemeinsam mit der Helaba
die Prozesse der Sparkasse mit den
Anforderungen der BelWertV, des
Pfandbriefgesetzes (PfandBG) sowie der Helaba abgestimmt werden. In einem eingeschwungenen
Zustand nach Abschluss der „Onboarding-Phase“ sind diese Prozesse auf Plausibilitätskontrollen ausgerichtet.
Vorteil für alle Beteiligten
Das Helaba-Deckungspooling ist
zusammenfassend ein ideales Instrument, mit dem brachliegende
Pfandbriefpotenziale im Verbund
wertschöpfend auf der Grundlage
effizienter und flexibler Prozesse gehoben werden können. Daraus ergeben sich Vorteile für alle Beteiligten, bei gleichzeitiger Nutzung des
jeweiligen Know-hows der Verbundpartner. Die Helaba kann dabei insbesondere auch ihre exzellente
Marktstellung als einer der führenden
Pfandbriefemittenten
in
Deutschland in die Zusammenarbeit einbringen.
Unsere Pfandbriefe –Investments für Profis.
Verlässliche Präsenz an den Kapitalmärkten
Am Anlegerinteresse orientierte Marktpflege
Größtmögliche Transparenz
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hen braucht. Dann rechnet sie die erhaltene Pooling-Provision gegen die
Kosten des Refinanzierungsdarlehens und kann damit unter dem
Strich günstige Liquidität erhalten.
Benötigt die Sparkasse keine Liquidität, nutzt die Helaba die Refinanzierungsvorteile der Pfandbriefemission für ihre eigene Refinanzierung und zahlt an
die Sparkasse eine Provision, die damit zusätzliVon
che Erträge erwirtschafRainer Krick
tet.
Für ein effizientes Deckungspooling sind die
Prozesse für die Übertragung der Pfandbrief-Deckungswerte an die
Pfandbriefbank entscheiMitglied des Vorstands dend. Wichtigster Leitgedanke bei der Entder Helaba
wicklung des Helaba-Deckungspoolings war es
bedarf pfandbrieffähige Kredite an daher, alle Prozesse für die Sparkaseine Pfandbriefbank übertragen und sen so einfach und flexibel wie mögdafür eine Provision erhalten? Das lich zu gestalten. Einer effizienten
Helaba-Deckungspooling offeriert Ablauforganisation kommt eine beden Sparkassen beide Möglichkei- sondere Bedeutung zu, da es sich bei
ten und bietet damit das Angebot den zu übertragenden Krediten der
mit der größten Flexibilität am Sparkassen in der Regel um kleinteiMarkt.
liges Geschäft handelt. Hier muss
mit einem hohen Grad an Automatisierung gearbeitet werden, um KosPotenzial liegt bislang brach
ten möglichst gering zu halten.
Sparkassen verfügen aufgrund ihrer Marktstellung im ImmobilienkreVariable Zusammensetzung
ditgeschäft von Natur aus über ein
umfangreiches Volumen an pfandBeim Deckungspooling der Helabrieffähigen Aktiva. Bislang gibt es ba verpflichtet sich die Sparkasse,
aber vergleichsweise wenige Spar- ein bestimmtes Nominalvolumen an
kassen, die dieses Potenzial für Deckungswerten für einen bestimmPfandbriefemissionen auch tatsäch- ten Zeitraum an die Helaba zu überlich nutzen. Große Sparkassen sind tragen, und erhält dafür eine zum
zum Teil selbst Pfandbriefemittent. Zeitpunkt des Geschäftsabschlusses
Für mittlere und kleine Institute ist festgelegte Provision. Die Zusamaber der Aufbau einer kompletten In- mensetzung des Pools, d. h. welche
frastruktur einer Pfandbriefbank un- Kredite konkret übertragen werden,
ter Kosten-Nutzen-Aspekten nicht at- bleibt der Sparkasse überlassen. Eintraktiv. Aber auch größere Pfand- ziges Kriterium ist die Pfandbrieffäbrief-Sparkassen verwenden oftmals higkeit des Kredits. Reduziert sich
nur Teile ihrer Pfandbrief-Werte für der Pool während der Laufzeit des
die eigene Refinanzierung und ha- Pool-Geschäftes, z. B. aufgrund von
ben ein Interesse, die verbleiben- Tilgung in den Realkreditanteil oder
den, ungenutzten Aktiva zu mobili- Vorfälligkeiten, füllt die Sparkasse
sieren.
ihn durch neue Kredite wieder auf.
Das Helaba-Deckungspooling ist Sparkassen können je nach Bedarfsflexibel ausgestaltet und dadurch für lage oder Verfügbarkeit von dealle Institute unabhängig von ihrer ckungsfähigen Krediten natürlich
Größe interessant. Sparkassen über- auch mehrere Pool-Verträge parallel
tragen pfandbrieffähige Deckungs- abschließen und diese bei Bedarf bewerte in einem ersten Schritt an die liebig mit Refinanzierungen kombiHelaba und erhalten dafür eine at- nieren. Der Bilanzausweis der übertraktive Provision. Die Sparkasse ent- tragenen Kredite verbleibt unveränscheidet dann in einem zweiten dert bei der Sparkasse. DeckungsSchritt selbst, ob sie zusätzlich Liqui- pooling bedingt aber auch echte „lodität über ein Refinanzierungsdarle- gistische“ Prozesse. So muss unter
Börsen-Zeitung, 16.7.2016
Wie können Sparkassen die günstigen Pfandbriefkonditionen für die eigene Refinanzierung erzielen, ohne
selbst die umfangreichen Anforderungen an eine Pfandbriefbank erfüllen zu müssen? Kann eine Sparkasse
auch ohne eigenen Refinanzierungs-
B 4 Börsen-Zeitung Nr. 135
Sonderbeilage
Sonnabend, 16. Juli 2016
Von Banken ist vor allem Flexibilität gefragt
Im Spannungsfeld von Regulatorik, Geldpolitik und Kapitalmarktunion müssen neue Wege eingeschlagen werden
gen, indem die Abhängigkeit von
einzelnen Finanzierungsformen reduziert wird. Zur Erreichung beider
Ziele soll die noch stark vorherrschende Bankenfinanzierung zugunsten einer stärkeren Nutzung
des Kapitalmarkts abgeschwächt
werden. Geschehen soll dies insbesondere durch eine Stärkung der Verbriefung sowie durch eine stärkere
Von
Integration der nationaBernhard Heinlein . . .
len Kapitalmärkte.
Grundsätzlich ist das
Ziel, kapitalmarktbasierte Finanzierungen stärker als bisher der Bankenfinanzierung
als
komplementäre FinanMitglied des Vorstands zierungsquelle zur Seite
zu stellen, aus Kreditder Münchener
nehmersicht sinnvoll.
Hypothekenbank
Jedoch sollte sich die
EU-Kommission nicht
marktunion den Zugang zu Finanzie- rein von der Empirie leiten lassen.
rungsmitteln vereinfachen. Und die Diese besagt zwar, dass im VerEuropäische Zentralbank (EZB) ver- gleich zu den USA in Europa der
sucht dem schwächelnden Wachs- größte Teil der Finanzierungen
tum im Euroraum durch eine histo- durch den Bankensektor gestellt
risch expansive Geldpolitik Herr zu wird; warum dies nachteilig sein
soll, ist jedoch nicht einsichtig. Da
werden.
die Finanzierungsmärkte in jedem
Land individuell historisch gewachUnkoordinierte Handlungen
sen sind, sollte auch für jedes Land
Für sich betrachtet ist jedes dieser individuell geprüft werden, ob es
Ziele begrüßenswert. Doch ein Blick sinnvoll ist, etablierte Finanzieauf die einzelnen Programme zeigt, rungsstrukturen aufzugeben. Denn
dass die jeweiligen Maßnahmen der Aufbau alternativer Finanzieweitgehend ohne Koordination un- rungswege wird in Ländern wie
tereinander vorangetrieben werden. Deutschland, in denen die BankenfiAlle genannten Institutionen haben nanzierung sehr gut funktioniert,
vor allem ihren eigenen Auftrag im nicht nur Vorteile bringen.
Blick, beachten jedoch kaum die
möglichen Auswirkungen ihrer MaßEnormer Wettbewerbsdruck
nahmen auf die Ziele der anderen Institutionen. Das birgt die Gefahr von
In der gewerblichen Immobilienfiwidersprüchlichen
Wirkungen. nanzierung beispielsweise herrscht
Doch dabei bleibt es nicht. Alle Pro- schon heute ein enormer Wettbegramme erschweren die Finanzie- werbsdruck. Auch wenn die Kapitalrungsaktivitäten der Banken zusätz- marktunion nicht explizit auf die Imlich und sorgen dafür, dass die Kre- mobilienfinanzierungsmärkte zielt,
ditinstitute ihrer Aufgabe der Kredit- werden weitere Finanzierungsanbieversorgung nur noch weiter einge- ter und -techniken den Wettbewerb
schränkt nachkommen können. Wel- aber auch dort zusätzlich verschärche Folgen dies für die gewerbliche fen und damit Anreize schaffen, bei
Immobilienfinanzierung hat, soll im sinkenden
Finanzierungskosten
Folgenden an den Beispielen Kapital- noch höhere Risiken einzugehen,
marktunion, Geldpolitik und Regula- um im Kreditgeschäft am Ball zu bleitorik aufgezeigt werden.
ben. Treffen wird dies vor allem die
Kapitalmarktunion: Die von der mittelständisch geprägten Banken
EU-Kommission mit Nachdruck vor- sowie Sparkassen und Genossenangetriebene Stärkung der Finanzie- schaftsbanken. Also genau jene Instirungsaktivitäten über die Kapital- tute, die sich als krisenresistent gemärkte soll zum einen den Zugang zeigt haben. Zudem werden durch eider Realwirtschaft zu den Finanzie- ne stärkere Kapitalmarktorientierungsmärkten vereinfachen. Zum an- rung Großbanken bevorzugt, weil
deren soll sie zu einer gesamtwirt- diese eher in der Lage sind, die hoschaftlichen Stabilisierung beitra- hen Kosten der VerbriefungsmaschiBörsen-Zeitung, 16.7.2016
Derzeit wird wieder viel über die Zukunft der Finanzierungsmärkte nachgedacht. Die Bankenaufsicht in Europa will die Finanzmarktstabilität
durch umfassende Regulierungsvorgaben stärken. Die Politik – allen voran die EU – will mit der Kapital-
nerie zu verarbeiten oder bereits
über solche Produkte verfügen. Sollte also die Kapitalmarktunion ohne
Rücksicht auf gewachsene nationale
Strukturen kommen, besteht die Gefahr, dass der Zugang zu Finanzierungen nicht besser, sondern
schlechter wird.
Geldpolitik: Grundsätzlich sind
die Ziele der EZB, die Finanzmärkte
zu beruhigen, Investitionen und Konsum zu fördern und damit für Wachstum im Euroraum zu sorgen, sinnvoll. Da die EZB unabhängig ist und
einen klaren Auftrag hat, muss sie
ihr geldpolitisches Instrumentarium
auch nicht mit Bankenaufsicht und
Politik koordinieren. Dennoch stellt
sich die Frage, ob die mittel- und
langfristigen Folgen dieser Politik
für das Bankensystem und die Finanzierungsmärkte ausreichend antizipiert und beachtet werden. Der Sachverständigenrat zum Beispiel kommt
in seinem Jahresgutachten zu dem
Ergebnis, dass sich die EZB für die
aus der aktuellen Geldpolitik resultierenden Risiken für die Finanzmarktstabilität nicht verantwortlich
fühlt.
Risikoneigung nimmt zu
Welche Risiken sind gemeint? Die
niedrigen Zinsen und die flache Zinsstruktur gefährden die Profitabilität
von Banken und Lebensversicherern. Sinkende Erträge in einem –
wie oben skizziert – extrem wettbewerbsintensiven Umfeld heizen den
„Alle (. . .) Institutionen haben vor allem
ihren eigenen
Auftrag im Blick,
beachten jedoch
kaum die möglichen
Auswirkungen ihrer
Maßnahmen auf die
Ziele der anderen
Institutionen.“
Wettbewerb weiter an. Absehbare
Folgen sind zum einen sinkende
Margen, was die Profitabilität der
Banken noch weiter einschränkt,
und zum anderen wiederum die Bereitschaft, noch höhere Risiken einzugehen. In der Theorie wird dieses
Verhalten mit dem „Risikoneigungs-
kanal“ (Risk Taking Channel) erklärt. Das zeigt sich derzeit deutlich
in der Finanzierungspraxis. Zwar ist
der Margenverfall wesentlich offensichtlicher als die Erhöhung der Risikobereitschaft. Bei genauerer Betrachtung ist aber auch die Entwicklung hin zu höheren Risiken in der
nanzierungen sind von hohem Informationsgehalt. Diese zeigen an, in
welche Richtung sich die Märkte
über den Zeitablauf entwickeln. Unsere Analysen offenbaren ein eindeutiges Bild. War vor etwa zwölf Monaten noch die Preisbestimmung und
-gestaltung der Hauptgrund, warum
eine Finanzierung nicht
zustande kam, nimmt
seither die Bedeutung
objektspezifischer Ab. . . und
lehnungsgründe, wie LaJan Peter Annecke
ge oder Mieterstruktur,
zu. Für uns ist dies ein
eindeutiges Zeichen dafür, dass Immobilienfinanzierer in der Summe
Leiter Gewerbliche
bereit sind, höhere FiImmobiliennanzierungsrisiken einfinanzierung der
zugehen.
Münchener
Regulatorik: Auch die
Hypothekenbank
aktuellen Regulierungsvorhaben sollen die Figewerblichen Immobilienfinanzie- nanzmärkte stabiler und krisenresisrung nicht von der Hand zu weisen. tenter machen. Dabei hat die AufSo haben sich bei oberflächlicher sicht vor allem die EigenkapitalausBetrachtung die am Marktwert ge- stattung und die Liquidität der Banmessenen
Finanzierungsausläufe ken im Blick. Darüber hinaus wer(LTV) kaum erhöht. Auch wenn ein den hohe Anforderungen an ProdukTrend zu steigenden Finanzierungs- te und interne Bankprozesse geausläufen erkennbar ist, sind LTV- stellt. Ergänzt wird das ganze mit
Ratios zwischen 50 % und 65 % umfassenden Monitoring- und Renach wie vor eher die Regel. Das portingpflichten. Für Banken ist dies
wirkt konservativ. Zieht man jedoch in der Summe sehr kostenintensiv.
auch den Auslauf zum Beleihungs- Insbesondere die hohen und steigenwert (LTMV) ins Kalkül – also die den Eigenkapitalanforderungen beRelation von Finanzierungsbetrag lasten die Profitabilität der Banken
zu dem konservativ ermittelten mitunter stark. Das belegt auch der
nachhaltigen Wert der Immobilie –, Sachverständigenrat in seinem aktuso wird offenbar, dass dieser seit ei- ellen Jahresgutachten, in dem er aufniger Zeit kontinuierlich steigt. Lag zeigt, dass es den Banken zunehder Abstand von LTV zu LTMV vor mend schwerer fällt, bei sinkender
zwei, drei Jahren eher bei 20 Pro- Profitabilität das für künftige erhöhzentpunkten, liegt er heute leicht te Eigenkapitalanforderungen erforbei 40 bis 50 Prozentpunkten. Geht derliche Eigenkapital selbst aufzuman davon aus, dass die niedrigen bauen oder am Markt aufzunehmen.
Zinsen nur ein vorübergehendes Eigentlich müssten die Banken ihre
Phänomen sind, ist bei steigenden Produkte, auch die ImmobilienfinanZinsen, zum Beispiel über den Ver- zierungen, teurer anbieten.
fall der Vermögenspreise, mit deutlichen Verwerfungen am FinanzBelastung der Profitabilität
markt rechnen.
Das aber verhindert der intensive
Ablehnungsgründe im Wandel Wettbewerb, der durch die Geldpolitik und die Pläne für die KapitalAuch an anderer Stelle wird die zu- marktunion weiter verschärft wird.
nehmende Risikoneigung an den Fi- Hinzu kommt, dass Banken durch zunanzierungsmärkten offensichtlich. nehmende regulatorische Prüf- und
In der MünchenerHyp werden alle Genehmigungsprozesse unbewegligewerblichen Finanzierungsanfra- cher werden und auf Marktverändegen, die wir grundsätzlich für strate- rungen nur noch langsamer reagiegiekonform halten, systematisch er- ren können. Darin liegt eine Chance
fasst. Diese Erfassung ist insbesonde- für nicht oder weniger regulierte Anre dann wichtig, wenn die Finanzie- bieter von Finanzierungsdienstleisrung am Ende nicht von der Münche- tungen. Sie können ihr ProduktspeknerHyp vergeben wird. Denn gerade trum schneller als die Banken anpasdie nicht zustande gekommenen Fi- sen und erweitern und sich so einen
Vorteil im Wettbewerb verschaffen.
Zusammenfassend betrachtet stellen
die Maßnahmen von Regulatorik,
Geldpolitik und Kapitalmarktunion
viele Institute vor große Herausforderungen. Alle genannten Maßnahmenpakete werden in der Summe
die Profitabilität von Banken eher belasten. Sinkende Profitabilität birgt
aber die Gefahr, dass sich der Wettbewerb zu einem Verdrängungswettbewerb entwickelt. Dies äußert sich
beispielsweise in dem aktuell beobachtbaren Margenverfall und einer
höheren Risikoneigung in der gewerblichen
Immobilienfinanzierung. Da aber dem Margenverfall
Grenzen gesetzt sind, wird der
Druck auf die Banken steigen, höhere Risiken einzugehen.
Aussagekräftige Analysen
Es ist nicht damit zu rechnen, dass
die dargestellten Zusammenhänge
und Wirkungen in absehbarer Zeit
an Bedeutung verlieren werden. Getreu dem Motto „Was man nicht ändern kann, muss man annehmen“
werden Banken sich deshalb mit dieser Zukunft arrangieren müssen. Dabei gibt es kein Allheilmittel. Gefragt
ist vor allem Flexibilität, sonst werden die Banken Kunden an neue
Wettbewerber verlieren. Dies setzt
voraus: eine enge und aussagekräftige Analyse der Marktentwicklung, eine offene und ehrliche Beschäftigung mit den eigenen Stärken und
Schwächen sowie die Bereitschaft,
neue Wege zu gehen.
Die MünchenerHyp beschreitet
diesen Weg seit ein paar Jahren konsequent. Wir haben unsere Neugeschäftsprozesse in der gewerblichen
Immobilienfinanzierung
deutlich
schneller gemacht und können damit unseren Kunden überdurchschnittlich schnell verlässliche Finanzierungsangebote machen. Eine
weitere Erhöhung der Geschwindigkeit erwarten wir uns durch die in
Planung befindliche Digitalisierung
unserer Neugeschäftsprozesse. Zudem haben wir unsere Produktpalette ausgeweitet und planen, in Zukunft auch Developmentfinanzierungen anzubieten. Außerdem wollen wir unser Finanzierungsgeschäft
auf weitere Staaten ausdehnen, sobald die Aufsicht unserem Vorhaben zugestimmt hat. Für uns sind
dies notwendige Schritte, um im
Spannungsfeld von Regulatorik,
Geldpolitik und Kapitalmarktunion
für unsere Kunden auch künftig ein
attraktiver Finanzierungspartner zu
bleiben.
Börsen-Zeitung
12. Immobilientag der Börsen-Zeitung
19. September 2016 – 9.30 bis ca. 17.15 Uhr
IHK Frankfurt am Main
www.wm-seminare.de/immobilientag
Immobilienfinanzierung, Marktentwicklung und Digitalisierung
Begrüßung, Leitung & Moderation
Dr.Thomas List, Mitglied der Redaktion, Börsen-Zeitung
In Zusammenarbeit mit:
Grußwort
Prof. Dr. Martin Wentz, Vizepräsident der IHK Frankfurt am
Main
Portfoliotransaktionen, insbesondere im Hinblick auf
Finanzierung
Carsten Brutschke, LL.M. (EHI), Rechtsanwalt und Partner
der Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
Aktuelle Trends und Herausforderungen auf dem Immobilienmarkt – aus Sicht von Immobilienfinanzierern
Jan Bettink, Vorsitzender des Vorstandes der Berlin Hyp AG
Aktuelle steuerliche Entwicklungen und Trends für die
Immobilienbranche
Dr. Michael A. Müller, PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Immobilienmarkt – Deutschland und die Welt
Dr. Frank Pörschke, CEO Germany, JLL
Immobilien im Niedrigzinsumfeld – wie lange läuft der
Zyklus?
Dr. Gertrud R.Traud, Chefvolkswirtin, Leitung Research,
Helaba Landesbank Hessen-Thüringen
Die aktuelle Preishausse auf dem deutschen Wohnungsmarkt.Was lehren die 90er Jahre?
Dr. Franz Eilers, Leiter der Immobilienmarktforschung in der
vdpResearch
Zwischen Bremse und Blase: Deutsche Wohnimmobilien
im Jahr 2016
Dr. Konstantin Kortmann, Head of Residential Investment, JLL
Podiumsdiskussion:
Immobilienfinanzierung im Niedrigzinsumfeld
Moderation:
Dr.Thomas List, Mitglied der Redaktion, Börsen-Zeitung
Teilnehmer:
Michael Berger, Bereichsleiter Immobilienfinanzierung,
Helaba Landesbank Hessen-Thüringen
Jan Bettink, Vorsitzender des Vorstandes der Berlin Hyp AG
Maria-Teresa Dreo, Bereichsleitung Real Estate Germany,
HypoVereinsbank - UniCredit Bank AG
Detlev Stoecker, Rechtsanwalt, Notar und Partner der
Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH
Next Generation Buildings
Sascha Kilb, Partner und Geschäftsführer, Drees & Sommer AG
Ich melde mich an zum 12. Immobilientag der Börsen-Zeitung
am 19. September 2016 in Frankfurt am Main. Der Preis beträgt
EUR 885,- zzgl. MwSt. und wird nach Erhalt der Rechnung
überwiesen.
Ja, ich möchte als Dankeschön für meine Teilnahme die
Börsen-Zeitung vier Wochen lang kostenlos und unverbindlich
erhalten.
Name, Vorname
Funktion/Abteilung
Telefon, Fax
E-Mail
Wohnungen clever digitalisieren – Erfolgsfaktoren und
Geschäftsmodelle für die Immobilienwirtschaft
Michael Neitzel, Geschäftsführer, InWIS Forschung &
Beratung GmbH, InWIS - Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung an der EBZ
Business School und der Ruhr-Universität Bochum
Get together, Empfang auf Einladung der Börsen-Zeitung
und aller Partner
WM Seminare, Postfach 110932, 60044 Frankfurt am Main, www.wm-seminare.de
Firma/Institut
Straße / Postfach
PLZ, Ort
Datum, Unterschrift
Fax +49 69 2732 200
Sonderbeilage
Sonnabend, 16. Juli 2016
Börsen-Zeitung Nr. 135
B5
Haushaltseffizienter Wohnraum über Mietkaufmodelle
Werterhaltung und Weiterverwendung des geschaffenen Angebots für die Kommunen oder deren Wohnungsbaugesellschaften sichern
Börsen-Zeitung, 16.7.2016
Die Schaffung von bezahlbarem
Wohnraum stellt die Kommunen, insbesondere in den deutschen Ballungszentren, vor große Herausforderungen. Eine Lösung kann im intelligenten Zusammenspiel von öffentlicher Hand, Investoren und Banken
liegen: Investoren und Banken erbringen die Finanzierung, und die
Immobilien gehen im Wege des Mietkaufs am Ende der Laufzeit voll bezahlt an die Kommunen. Letztere
verschulden sich nicht, erstere erhalten attraktive Anlagemöglichkeiten
und die Banken tragen ein Finanzierungskonzept bei, das Eigenkapital
und Fremdkapital aus einer Hand organisiert.
Offensive schafft Linderung
Der Druck auf die schon angespannten Wohnungsmärkte wird in
den urbanen wachstumsstarken Regionen besonders stark zunehmen.
Bei gleichbleibender Bautätigkeit
fehlen gemäß einer Studie von Prognos/Allianz bis 2030 weitere
940 000 Wohnungen in den Top-10Regionen. Beeinflusst wird diese Bedarfssteigerung durch den Zuzug innerhalb Deutschlands und die Zuwanderung. Insbesondere jüngere
Menschen wollen in den Städten Bildungs- und Arbeitsangebote wahrnehmen. Zudem steigt auch die Anzahl der Singlehaushalte weiter an.
Die politischen Akteure haben die
Bedeutung dieser Problematik erkannt. Mit der „Wohnungsbau-Offensive“ hat das Bundeskabinett ein Aktionsprogramm gebilligt, das den
um Lösungen für den kurz- und mittelfristigen Wohnbedarf von Migranten und Flüchtlingen zu finden. Parallel gilt es, die Finanzierung für diese Ansätze sicherzustellen.
Ein für Kommunen geeignetes
Konzept sind Mietkaufmodelle. Diese müssen
unter anderem das strategische Ziel der WerterVon
haltung und WeiterverBernhard Scholz
wendung des geschaffenen Wohnraums für die
Kommunen oder deren
Wohnungsbaugesellschaften erfüllen.
Ein moderner in der
Mitglied des Vorstands pbb Deutsche Pfandbriefbank entwickelter
der pbb Deutsche
Ansatz, der im FolgenPfandbriefbank
den weiter beschrieben
werden soll, berücksichMit dem Maßnahmenpaket aus Bau- tigt daneben wesentliche weitere Aslandbereitstellung, steuerlichen An- pekte:
reizen (Schaffung einer Sonder-AfA 䡲 kein Verkauf von „Tafelsilber“ in
Form von Grundstücken oder Imfür einen mietgünstigen Wohnungsmobilien
bau), Überprüfung von Bauvorschriften auf Vereinfachungspotenzial 䡲 und vollständige Finanzierung
durch private Investoren und
und Mitteln für soziale WohnraumBankdarlehen.
förderung und Wohngeld setzt der
Zur Deckung des kurz- bis mittelBund den Rahmen, um den dringend benötigten Wohnraum zeitnah fristigen, aus Zuwanderung resultierenden Bedarfs sind Kommunen derzu realisieren.
Diese flankierenden gesetzlichen zeit zum Teil gezwungen, UnterkünfMaßnahmen unterstützen private In- te anzumieten, um die kurzfristige
vestoren. Gleichwohl wird auch die immense Nachfrage nach Wohnöffentliche Hand zur Linderung des raum für Flüchtlinge zu decken. DaWohnungsmangels selbst aktiv wer- bei zahlen die Kommunen mitunter
den müssen, um den langfristigen Mieten, die mehr als ein Drittel über
Bedarf an kostengünstigem Wohn- den marktüblichen Mieten liegen,
raum für bestimmte soziale Gruppen auch wenn diese manchmal nutwie (junge) Familien, Rentner oder zungsbedingt erhöhte AufwendunStudenten zu decken und vor allem gen oder Verpflegungs- und VerwalNeubau von Wohnungen erleichtern
soll. Ziel ist es, 350 000 neue Wohnungen pro Jahr fertigzustellen. Das
Kabinett hat einem gemeinsamen Aktionsplan mit Ländern, Kommunen
und der Baubranche zugestimmt.
tungspauschalen enthalten. Auf dieser Miete setzt die Cash-flow-Betrachtung des Finanzierungsmodells, dessen Kern der Mietkauf ist,
auf.
Abstellend auf die oben erwähnten Mieten würde eine unterstützende Bank in einem ersten Schritt die
Bauphase eines Objektes finanzieren
und nach Fertigstellung die Bestandsfinanzierung. Hierzu bestellt
der Investor der Bank eine Grundschuld. Das Eigenkapital kommt aus
der Privatwirtschaft. Hierfür spricht
die Bank Partner an, die an langfristigen „sicheren“ Anlagen interessiert
sind, wie z. B. Versicherungen oder
Pensionsfonds mit marktgerechten
Renditeerwartungen.
Die öffentliche Hand bringt das
Grundstück ein und bestimmt sowohl die Baufirma als auch die Ausgestaltung des Baus und den Fertigstellungstermin. Sie schließt einen
Mietvertrag zur Nutzung der abgenommenen Immobilie ab. In dem
Mietvertrag verpflichtet sich die öffentliche Hand – wie bisher auch –
für die Instandhaltung und die erforderliche Renovierung der Immobilie
aufzukommen und zahlt – wie bislang häufig in der Nutzung für Migranten – eine Miete oberhalb des
Marktpreises.
Der Vorteil dieses Modells ist, dass
die Mietzahlungen nach Abzug der
Betriebs- und Verwaltungskosten
zur vollständigen Rückführung des
Darlehens und des Eigenkapitals der
Investoren verwendet werden. Mit
der letzten Mietzahlung ist die Immobilie an die Kommune zu dem bereits anfänglich vereinbarten Preis
zurückzuübertragen. Deshalb handelt die Kommune auch bei der Instandhaltung im eigenen Interesse.
Sie stellt damit die weitere Verwendungsfähigkeit der Immobilien sicher.
Kostengünstig zu realisieren
Alle Bausteine für eine kostengünstige effiziente Realisierung sind
etabliert. Die Baukosten sinken
durch Standardisierung, die Transaktionskosten durch Bündelung, und
bei dem Einkauf von Leistungen von
externen Dienstleistern (z. B. Hausmeisterservice) können langfristige
Kosten begrenzt werden, welche
durch den Aufbau von eigenem Personal entstehen würden. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Auftraggeber
und Mieter die Kommune selbst ist
(meist bei Übergangswohnheimen),
oder ob z. B. die lokale kommunale
Wohnungsbaugesellschaft als Beschaffer agiert. Ähnlich wie bei Modellen der öffentlich-privaten Partnerschaften oder den in der kommunalen Praxis praktizierten Build-Operate-Transfer-(BOT-)Modellen, können hier wesentliche Leistungen an
Dritte delegiert werden.
Im Rahmen dieses Modells kann
die Fremdkapitalfinanzierung über
etablierte Banken erfolgen. Wichtig
ist dafür eine nachhaltige Bauweise.
Damit wird die Immobilie „deckungsstockfähig“ und die Bank kann den
Kredit kostenoptimiert über Pfandbriefe refinanzieren. Nachhaltig bedeutet hierbei die Möglichkeit der
Dritt- oder Weiterverwendung auch
nach dem Ende der Laufzeit des
Mietvertrages. Den Eigenkapitalanteil der Gesamtfinanzierung könnten langfristig konservativ orientierte institutionelle Investoren stellen.
Eigenkapitalpartner wären im Wesentlichen institutionelle Investoren
wie Versicherungen oder Fonds, die
Passivüberhänge haben und im aktuellen Niedrigzinsumfeld auf der Suche nach langfristigen, risikoarmen
Anlagealternativen sind.
Viele Vorzüge
Im Zusammenwirken von Kommune, Investor und Bank kann nachhaltig nutzbarer Wohnraum zu angemessenen Baukosten, in einfacher Bauweise, aber innerhalb der
bestehenden baurechtlichen Vorgaben geschaffen werden. Die gesamte Finanzierung wird aus der Privatwirtschaft erbracht und der kommunale Schuldenstand somit nicht erhöht. Die Finanzierung würde im
vorgestellten Modell vollumfänglich, das heißt auch der Eigenkapitalanteil, aus einer Hand organisiert
werden. Das vorgestellte Konzept
ist gerade im aktuellen Niedrigzinsumfeld wirtschaftlich attraktiv, da
der niedrige Zins bei langfristiger
Zinsbindung eine hohe Tilgungsrate
ermöglicht und somit die schnelle
Rückführung der Finanzierung. Ob
vollamortisiert oder auf einen vereinbarten Restwert zurückgeführt,
geht die Immobilie in einem überschaubaren Zeitraum wieder an die
Kommune über. Bürger, die sich
über einen Fondsanteil an dem Modell beteiligt haben, erwirtschaften
attraktive Zinsen.
Green Bonds werden Bestandteil der Strategie
Mehr als nur eine Ergänzung zum Refinanzierungsmix einer Bank – Regelmäßig am Markt auftreten – Nachhaltigkeit wird auch für Investoren immer wichtiger
neben vorhandenen Nachhaltigkeitszertifikaten renommierter Anbieter
wie der Deutschen Gesellschaft für
Nachhaltiges Bauen (DGNB), Leadership in Energy and Environmental
Design (Leed), Building Research Establishment Environmental Assessment Methodology (BREEAM) oder
Haute Qualité Environnementale (HQE) vor allem die Energieeffizienz
Von
der Gebäude, ausgeGero Bergmann . . .
drückt durch deren Energiebedarf bzw. -verbrauch. Die systematische Erfassung dieser
Daten ist Grundlage dafür, beurteilen zu können, welche Finanzierungsobjekte in besondeMitglied des Vorstands rem Maße einen aktiven
Beitrag zur Reduzieder Berlin Hyp
rung des weltweiten
CO2-Ausstoßes darsteldie erste Green-Bond-Emission einer len und damit besonders geeignet
Geschäftsbank im Benchmarkfor- für die Refinanzierung über einen
mat. Dementsprechend wurde die Green Bond sind.
Anleihe in der Folge mehrfach präAndererseits ging es der Berlin
miert. Von „Euromoney“ und dem Hyp um die Erweiterung ihrer Invesauf Covered Bonds spezialisierten torenbasis. Als Bank, die sich vollumFachmagazin „The Cover“ wurde sie fänglich über den Kapitalmarkt refials Best Debut Deal 2015 ausgezeich- nanziert, ist es zu jeder Zeit wichtig,
net. „Environmental Finance“, eines die Refinanzierung auf eine mögder führenden Medien im Bereich lichst breite Basis zu stellen. Das aknachhaltiger Geldanlagen, sah in ihr tuelle Marktumfeld mit Niedrigstzinden Asset-Based Bond of the Year. sen und, unter anderem am PfandUnd sowohl die Climate Bonds Initia- briefmarkt anzutreffenden, negatitive (CBI) als auch „The Covered ven Risikoaufschlägen verstärkt dieBond Report“ überreichten der Ber- se Bedeutung noch. Nachdem die Eulin Hyp Awards für die erfolgreiche ropäische Zentralbank im Herbst
Pionierarbeit. Dies alles sind hervor- 2014 ihr drittes Ankaufprogramm
ragende Bestätigungen für die geleis- für Covered Bonds angekündigt hattete Arbeit in der Bank. Sie stellen te, befürchteten viele Marktteilnehaber keinen Selbstzweck dar. Viel- mer, dass die Nachfrage eines zusätzmehr ging es der Bank bei der Emissi- lichen Investors mit hochgesteckten
on vorrangig um zwei Ziele.
Volumenzielen traditionelle Investoren aus dem Markt drängt. In dem
beschriebenen Umfeld trat dies auch
Direkter Bezug fehlte
tatsächlich ein. Die Anzahl der EinEinerseits ist das große Thema zelorders in den Orderbüchern verNachhaltigkeit für die Berlin Hyp, minderte sich nach Beginn des Anwie inzwischen für viele andere Ban- kaufprogramms drastisch.
Der Ansatz der Berlin Hyp war es
ken auch, strategisch bedeutend.
Das Nachhaltigkeitsmanagementsys- daher, dieser Entwicklung mit dem
tem der Bank fußt auf drei Säulen Angebot eines zusätzlichen Mehrund umfasst ökonomische, ökologi- werts, nämlich dem nachhaltigen
sche und soziale Maßnahmen. Seit Charakter der Anleihe, entgegenzumehreren Jahren wird es kontinuier- wirken. Mit einem vierfach überlich ausgebaut. Ein wichtiger Bau- zeichneten Orderbuch, das insgestein fehlte allerdings lange Zeit: der samt 15 Investoren enthielt, die vordirekte Bezug zum Kerngeschäft der her noch keine gedeckte oder ungeBank, der gewerblichen Immobilien- deckte Anleihe der Bank gezeichnet
finanzierung und ihrer Refinanzie- hatten, konnte dieses Ziel ebenfalls
rung am Kapitalmarkt. Der Grüne erreicht werden. Unterstützt wurde
Pfandbrief hat diese Lücke geschlos- der Erfolg von der Tatsache, dass eisen. Durch die Emission wurde es ne wachsende Anzahl von institutionotwendig, die „grünen“ Eigenschaf- nellen Anlegern inzwischen öffentten von finanzierten Immobilien sys- lich ihre Absichten erklären, einen
tematisch im juristischen IT-System bestimmten Teil ihrer Geldanlagen
der Bank zu erfassen. Hierzu gehört ausschließlich in Green Bonds zu inBörsen-Zeitung, 16.7.2016
Es ist bereits länger als ein Jahr her,
dass die Berlin Hyp Neuland betrat
und am 27. April 2015 als erste Bank
einen Grünen Pfandbrief emittierte.
Der 500 Mill. Euro große Bond mit
siebenjähriger Laufzeit und einem
Kupon von 0,125 % war gleichzeitig
vestieren. Andere beziehen sich bei
ihren Anlageentscheidungen auf die
generelle Nachhaltigkeit des Emittenten. Mit einem Prime Rating der
international renommierten Nachhaltigkeitsratingagentur Oekom Research gehört die Berlin Hyp hierbei
zu den führenden Emittenten in ihrer Vergleichsgruppe. Es ist davon
auszugehen, dass beide beschriebenen Anlegergruppen weiteren Zulauf bekommen. Die Bedeutung des
Themas Nachhaltigkeit wächst auch
auf Investorenseite kontinuierlich
an. Zusätzlich sind regulatorische
Anforderungen nicht auszuschließen. So sind Assetmanager in Frankreich bereits heute aufgefordert, die
von ihnen verwalteten Vermögen im
Hinblick auf ihre Umweltverträglichkeit zu untersuchen.
Überschaubares Angebot
Die wachsende Anzahl von GreenBond-Investoren trifft auf ein noch
immer überschaubares Angebot.
Zwar wächst der seit 2006 bestehende Markt durchaus dynamisch, jedoch ausgehend von einem kleinen
Ausgangswert. Heute stehen Investoren weltweit gerade einmal Green
Bonds im Gegenwert von rund 140
Mrd. Dollar zur Verfügung.
Von einer Fortführung des Wachstumstrends ist jedoch auszugehen.
Dies gilt umso mehr, als nun auch
Länder wie China und Indien den
Markt als geeignet für die Finanzierung ihrer Klimaziele erkannt haben
und erste Emittenten aus beiden Ländern auf der Basis regulatorischer
Vorschriften mit Anleiheemissionen
aktiv wurden. Sie tragen dazu bei,
dass der Markt sich inhaltlich weiterentwickelt. Dies tun auch die bereits
am Markt etablierten Emittenten, Investoren und Investmentbanken, die
Mitglieder der Green Bond Principles sind. Im Juni dieses Jahres erfuhr der wichtigste Marktstandard
für die Ausgestaltung von Green
Bonds bereits seine zweite Überarbeitung, nachdem er erst 2014 ins
Leben gerufen worden war.
Und auch die Berlin Hyp entwickelt sich stetig weiter. Die Prozesse
zur Identifizierung von Green Buildings im Bestand und im Neugeschäft wurden nach der Erstemission
kontinuierlich weiterentwickelt. Das
Gleiche gilt für das interne Reporting hierüber. Anfang dieses Jahres
hat der Vorstand darüber hinaus die
preisliche Incentivierung von GreenBuilding-Finanzierungen beschlossen, um das Geschäft in diesem Segment zusätzlich zu stärken. Erstmalig hat die Bank im April 2016 zudem ein Jahresreporting für den Grü-
genwert des Emissionserlöses von
500 Mill. Euro komplett in neue
Green Building Finanzierungen zu
investieren. Das Jahresreporting umfasst zusätzlich einen sog. Impact Report, der Aufschluss darüber gibt,
wie viel CO2 durch den Grünen
Pfandbrief eingespart wird. Je nach
zugrunde
gelegter
Benchmark
ergeben
sich hierbei Werte zwi. . . und
schen 6,9 und 20,1 t
Bodo Winkler
CO2 pro investierter Million Euro und pro Jahr.
Schließlich macht sie ihre Erfahrungen mit
Green Buildings und
Green Bonds für andere
Leiter Investor
nutzbar durch ihre MitRelations/
gliedschaft in den einCredit Treasury der
schlägigen Gremien des
Berlin Hyp
Zentralen Immobilien
Ausschusses (ZIA), den
Green Bond Principles
Dabei hat sich der Bestand von an- oder als Partner der CBI. Dies alles
fänglich 657 Mill. Euro im Berichts- wird am Green-Bond-Markt unter
zeitraum auf 1,021 Mrd. Euro er- dem Oberbegriff Additionality subsuhöht. Das Neugeschäft betrug miert und beschreibt Maßnahmen,
176 Mill. Euro. Damit liegt die Bank die nur wegen der Emission eines
deutlich über ihrem Plan, hatte sie Green Bonds getroffen wurden.
doch bei Emission versprochen, ihr
Hierunter fällt auch die in diesem
Mögliches zu tun, während der Lauf- Jahr erfolgte Einrichtung einer
zeit des Grünen Pfandbriefs den Ge- Green Building Commission innernen Pfandbrief auf ihrer eigens für
Green Bonds eingerichteten Internetseite veröffentlicht. Dieses umfasst
Berichte über die Bestandsentwicklung von Green-Building-Finanzierungen im Deckungsstock sowie
über das seit der ersten Emission in
Deckung genommene Neugeschäft.
halb der Bank. Dieses Gremium besteht aus Vertretern all jener Bereiche, die direkt in die Prozesse rund
um grüne Finanzierungen und die
Refinanzierung über Green Bonds
eingebunden sind. Es berät über die
Aktualität der bankinternen GreenBuilding-Standards, ist für die Weiterentwicklung der Prozesse verantwortlich und berät, wenn nötig, über
besondere Einzelfälle. Die Aktivitäten werden damit auf eine breite Basis gestellt und künftige Emissionen
werden noch mehr zu einem Verdienst der gesamten Bank.
Denn hierum geht es im Kern: Ein
nachhaltiger Emittent zeichnet sich
nicht nur durch die Nachhaltigkeitsperformance einer einzelnen Emission aus. Vielmehr überzeugt er auch
durch nachhaltiges, im Sinne von regelmäßigem, Auftreten am Markt.
Damit stellt er grünen Aktiva kontinuierlich grüne Passiva gegenüber.
Dabei sind sowohl weitere Grüne
Pfandbriefe vorstellbar, aber auch
Grüne Senior-Unsecured-Anleihen.
Der Einsatz von Green Bonds bekommt damit eine strategische Komponente, der ihre Bedeutung über
die einer bloßen Ergänzung im Refinanzierungsmix einer Bank hinauswachsen lässt.
Großvolumig und
beständig
Nachhaltigkeit hat viele Dimensionen
Seit fast 140 Jahren gehört die WL BANK zu den großen Pfandbriefemittenten Deutschlands.
Unsere Hypothekenpfandbriefe sind mit der Sicherheit langfristiger Immobilienfinanzierungen und
dem Top-Rating „AAA“ ausgestattet. Den Werten der genossenschaftlichen FinanzGruppe verpflichtet, bieten wir unseren Investoren echte Nachhaltigkeit - ökonomisch, ökologisch und sozial.
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Hauptsitz:
Sentmaringer Weg 1
48151 Münster
Münster I Berlin I Düsseldorf I Hamburg I München
Ein Unternehmen der WGZ BANK-Gruppe
B 6 Börsen-Zeitung Nr. 135
Sonderbeilage
Sonnabend, 16. Juli 2016
Innovationskraft ist bedeutender Erfolgstreiber
Proaktiv überlegen, wie sich Markt und Nachfrageverhalten verändern könnten – Kreditnachfrager und Kapitalgeber stärker miteinander verzahnen
mag als frühere Zyklen, wissen wir,
dass der Aufschwung irgendwann
ein Ende haben wird. Gut gelaunt
werden unter den dann veränderten
Rahmenbedingungen voraussichtlich nur noch die Marktakteure sein,
deren Risikoappetit in den Boomjahren eingeschränkt gewesen ist und
die sich rechtzeitig auf
die Herausforderungen
der Zukunft eingestellt
Von
haben. Denn die ImmoAndreas Pohl
bilienwirtschaft befindet sich genauso wie andere Branchen auch in
einem
tiefgreifenden
Wandel.
Dies gilt speziell für
die gewerbliche ImmoVorsitzender des
bilienfinanzierung, die
Vorstands der
traditionell fest in den
Deutschen Hypo
Händen von Pfandbriefemittenten ist. Im Zuge
der Niedrigzinsen entdemit ihrem Produktangebot, ihrem cken allerdings verstärkt neue WettKundenzugang, ihren Standorten bewerber ihr Interesse an diesem Geund ihrem Team so aufgestellt sind, schäftsfeld, allen voran Versicherundass sie ihren Kunden auch in Zu- gen und Versorgungskammern. Späkunft einen echten Mehrwert liefern testens mit der zwischen der Deutkönnen. Fragen darüber, wie die fort- schen Hypo und der Bayerischen
schreitende Digitalisierung für das ei- Versorgungskammer eingegangegene Geschäftsmodell genutzt wer- nen strategischen Zusammenarbeit
den und inwiefern das vorhandene ist den Marktakteuren bewusst,
Spezial-Know-how den Kunden dass mit den institutionellen Investonoch besser zugutekommen kann, ren oft hilfreiche Partner, manchsollten dabei genauso gestellt wer- mal aber auch ernstzunehmende
herangewachsen
den wie die Frage, welche strategi- Wettbewerber
sche Weiterentwicklung einen Vor- sind.
teil im immer intensiver werdenden
Wettbewerb generieren kann. Auf
Fruchtbare Zusammenarbeit
diese Weise wird es Pfandbriefbanken gelingen, Tradition und InnovaFür die Deutsche Hypo stellt die
tion erfolgreich miteinander zu ver- partnerschaftliche Zusammenarbeit
binden.
mit institutionellen Investoren eine
sinnvolle Weiterentwicklung ihres
Geschäftsmodells dar. Indem beide
Zuversichtliche Stimmung
Partner ihre Stärken einbringen –
Laut dem Indikator Immobilien- auf Seiten der Bank die Kundennäkonjunktur, der monatlich von Bul- he, die Strukturierungskompetenz
wienGesa wissenschaftlich erhoben und das Kundenvertrauen in die Liewird, ging es der Immobilienwirt- ferfähigkeit; auf Seiten der Versorschaft noch nie so gut wie heute. Mit gungskammer vor allem die Liquidimehr als 270 Punkten zeigt der Indi- tätskraft – verbessern sie beide ihre
kator des Deutsche Hypo-Index seit Marktposition. Zugleich entsteht
Monaten historische Höchststände. den Kunden ein echter Mehrwert, da
Die statistischen Werte gehen einher sie auf noch leistungsfähigere Finanmit der allgemeinen Stimmungslage zierer zurückgreifen können und alternative Finanzierungsformen geboten bekommen. Dabei kann die Zusammenarbeit zum Beispiel durch
die direkte Einbindung als Syndizie„Die Immobilienwirtrungspartner oder auch indirekt
schaft befindet sich
über die Zeichnung von Anteilen an
einem Kreditfonds erfolgen. Beide
genauso wie andere
Wege verfolgt die Deutsche Hypo beBranchen auch in
reits erfolgreich.
einem tiefgreifenden
Ohnehin wird es für Pfandbriefbanken zukünftig darauf ankommen,
Wandel.“
Kreditnachfrager und Kapitalgeber
stärker miteinander zu verzahnen.
Zwar werden sie an ihrer jahrelang
Geschäftsphilosophie,
in der Branche: freundlich-zuver- bewährten
sichtlich. Immobilieninvestoren, Pro- Geld gegen Zins zu verleihen, auch
jektentwickler und auch die Immobi- weiterhin festhalten. Jedoch wird dielienfinanzierer berichten insgesamt se Philosophie langfristig nicht ausüber eine positive Geschäftsentwick- reichen, um den veränderten Rahlung und blicken optimistisch in die menbedingungen gerecht zu werden
Zukunft. Gestützt werden diese Ein- und sich im immer stärker werdenschätzungen von der allgemein gu- den Wettbewerb zu behaupten.
Vielfach ist schon seit geraumer
ten Konjunkturlage, dem Mangel an
Anlagealternativen aufgrund des his- Zeit festzustellen, dass Immobilienfitorischen Niedrigzinsumfeldes und nanzierer nicht mehr die gesamten
der damit verbundenen enormen Finanzierungsvolumina auf die eigeNachfrage nach Immobilien. Beton- ne Bilanz nehmen, sondern sich
gold ist derzeit so gefragt wie selten schon während der Finanzierungsanbahnung weitere Kapitalgeber suzuvor.
Dass sich die gewerbliche Immobi- chen. Akquiriert wird somit nicht
lienwirtschaft schon seit Jahren kon- mehr nur allein die gewerbliche Imsondern
tinuierlich im Aufschwung befindet, mobilienfinanzierung,
ist eine angenehme Momentaufnah- gleichzeitig auch das Kapital. Damit
me – mehr aber auch nicht. Unsere übernehmen die Banken immer
Branche ist schon immer von Volatili- mehr eine Mittlerrolle zwischen ihtäten geprägt gewesen. Auch wenn ren Immobilienkunden auf der einen
der aktuelle Zyklus aufgrund von und kapitalstarken institutionellen
Sondereffekten länger ausfallen Investoren auf der anderen Seite, ohBörsen-Zeitung, 16.7.2016
Kein Unternehmen kann es sich erlauben, sich nicht mit den Herausforderungen der Zukunft zu beschäftigen. Auch Pfandbriefbanken, deren
Geschäftsmodell sich seit mehr als
100 Jahren bewährt, müssen regelmäßig kritisch hinterfragen, ob sie
Impressum
Börsen-Zeitung
ne dabei jedoch vollständig aus dem
Risiko zu gehen. Denn sowohl die
Immobilienkunden als auch die Kapitalgeber erwarten weiterhin, dass ihre Bank einen namhaften Teil der Finanzierungssumme in den eigenen
Büchern behält.
Ruhephase nicht in Sicht
So innovativ die beschriebenen
Wege bereits sein mögen, ein Ruhekissen stellen sie nicht dar. Vielmehr
sorgen eine Vielzahl immer wieder
neuer regulatorischer Vorhaben und
Megatrends wie Urbanisierung,
Nachhaltigkeit, demografischer Wandel und Digitalisierung für sich kontinuierlich ändernde Rahmenbedingungen, auf die sich Pfandbriefbanken immer wieder neu einzustellen
haben. So werden zum Beispiel die
Digitalisierung und die Nutzung von
Big Data die Geschäftsmodelle dahingehend verändern, dass Prozesse zukünftig effizienter gestaltet werden
können, zum Nutzen der Kunden
und auch der Bank. Beispielsweise
beschleunigt sich die Bearbeitung erheblich, wenn alle in den Kreditprozess involvierten Bereiche einer
Bank gleichzeitig Zugang zu einem
gemeinsamen Datenpool haben.
Oder nehmen wir den Megatrend
Nachhaltigkeit: Das Bewusstsein,
auf allen Ebenen nachhaltig zu agieren, hat in den vergangenen zehn
Jahren erfreulicherweise stark zugenommen. Um die Attraktivität und
damit auch die Rendite ihrer Immobilien langfristig zu sichern und zugleich einen wichtigen Beitrag zum
Umweltschutz zu leisten, entscheiden sich Investoren verstärkt, ihre
Objekte grundlegend zu sanieren
und damit die Wettbewerbsfähig-
keit, sprich die Vermietbarkeit ihres
Bestands sicherzustellen. Diese Refurbishments sind von der Komplexität her vergleichbar, wenn nicht sogar anspruchsvoller als Projektentwicklungen. Für Finanzierungen dieser Art ist auf Bankseite ein spezifisches Know-how erforderlich, um
die vorliegenden Risiken beurteilen
und steuern sowie mit den professionellen Kunden auf Augenhöhe agieren zu können. Angesichts der Altersstruktur des Immobilienbestandes
und der damit verbundenen steigenden Nachfrage nach Refurbishment-
„Tiefe Marktkenntnisse, ein langjähriger
Track Record, flexible
Organisationsstrukturen sowie verlässliche
Kundenbeziehungen
sind die Basis nachhaltig erfolgreicher
Pfandbriefbanken,
um Chancen und Risiken bestmöglich beurteilen zu können.“
Finanzierungen haben sich Pfandbriefbanken zu überlegen, ob sie dieses komplexe Produkt wie die Deutsche Hypo weiter ausbauen bzw.
überhaupt erst aufbauen wollen – eine strategische Frage.
Ebenso strategisch, aber wesentlich unkalkulierbarer ist die Frage,
wie sich das Nachfrageverhalten der
Kunden in Zukunft verändern wird.
Hätte Nokia antizipiert, dass Smartphones in kürzester Zeit Handys als
Kommunikationsinstrument ablösen, würde das Unternehmen vermutlich noch am Markt sein. Zwar
ist die gewerbliche Immobilienfinanzierung mit der Telekommunikationsbranche nicht zu vergleichen,
doch gilt Innovationskraft auch bei
uns in der Branche als bedeutender
Erfolgstreiber.
Lösungen maßschneidern
Zu berücksichtigen ist dabei, dass
die Finanzierungsbedürfnisse und
-anfragen immer individueller werden. Plain-Vanilla-Finanzierungen
rücken in der gewerblichen Immobilienfinanzierung immer stärker in
den
Hintergrund.
Stattdessen
kommt es verstärkt darauf an, komplexe und für die Kunden individuelle Tailormade-Strukturen zu entwickeln und zugleich Kapitalgeber für
das Funding zu finden. Die gefundene Finanzierungslösung ist dabei
nur im Ausnahmefall auf andere Finanzierungen übertragbar, zu unterschiedlich sind die jeweiligen Anforderungen und Interessenlagen. Umso entscheidender ist es, dass Pfandbriefbanken über das erforderliche
Know-how verfügen, um ihren Kunden bedarfsgerechte Lösungen präsentieren zu können. Tiefe Marktkenntnisse, ein langjähriger Track
Record, flexible Organisationsstrukturen sowie verlässliche Kundenbeziehungen sind die Basis nachhaltig
erfolgreicher Pfandbriefbanken, um
Chancen und Risiken bestmöglich beurteilen zu können. Wenn es Pfandbriefbanken dauerhaft gelingt, ihre
Beständige Wertsicherung:
wir verstehen unser Handwerk
Ihr zuverlässiger Partner für solide Wertsicherungskonzepte.
Union Investment – die Risikomanager
Sonderbeilage
Die deutschen
Pfandbriefbanken
Am 16.7.2016
Redaktion: Alexandra Baude
Anzeigen: Bernd Bernhardt (verantwortlich)
Technik: Tom Maier
Typografische Umsetzung: Alexandra Schlander
Verlag der Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIERMITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, Düsseldorfer Straße 16,
60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069/2732-0, (Anzeigen) Tel.: 069/2732-115,
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Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH;
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Kunden bei komplexen Transaktionen von ihrer Expertise zu überzeugen und individuell passende Strukturen zu entwickeln, stärkt dies ihre
Zukunftsfähigkeit deutlich. Von daher sind sie auch gut beraten, nicht
erst auf neue IT-Anforderungen der
Aufsicht zu warten, sondern sich proaktiv zu überlegen, wie sich der
„Strategische
Überlegungen sind
für Pfandbriefbanken
heute wichtiger
denn je.“
Markt und insbesondere das Nachfrageverhalten ihrer Kunden in den
nächsten Jahren verändern werden.
Diese Überlegungen sind nicht nur
im Top-Management anzustellen, in
sie sollte auch die gesamte Belegschaft eingebunden werden. Denn
wertvolle Impulse kommen aus allen
Bereichen der Bank. Sinnvoll ist zudem, auch die eigenen Kunden in
solch ein Innovationsmanagement
miteinzubeziehen, da sie für den zukünftigen Erfolg der strategischen
Positionierung
ausschlaggebend
sind.
Abschließend lässt sich festhalten, dass strategische Überlegungen
für Pfandbriefbanken heute wichtiger denn je sind. Es geht dabei aber
nicht darum, uns komplett neu zu
erfinden, sondern uns intelligent
weiterzuentwickeln – gemeinsam
mit unseren Kunden und dem
Markt.