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Mitarbeiterbrief – Juni 2016
Gott ist jenseits unser kleinen menschlichen Berechnungen und Listen
Wir wissen alle, und wir glauben es, dass Gott uns gerufen hat. Unsere Berufungen geht von
ihm aus. Doch können wir uns fragen: Was erwarten wir von ihm, wenn wir einmal auf diesen
Ruf geantwortet haben? Die Antwort auf diese Frage stellt unserer Meinung nach eine der
Herausforderungen dar, der wir uns in unserer gelebten Berufung stellen müssen. Es geht also,
anders gesagt, darum, das entscheidende Problem des Ehrgeizes anzusprechen.
Gewiss, wir müssen in uns und um uns herum zu einem „heiligen“ Wetteifer anspornen. Doch
dürfen wir nicht einfach zuschauen angesichts dieses unablässig wachsenden „Krebsgeschwürs“, das der Ehrgeiz ist, diese Sucht nach Gewinn, nach dauerndem Erfolg. Das, sagen wir
es ruhig, zerstört unsere Berufungen und vergiftet dann unser missionarisches Wirken. Der
Erfolg ist gut, aber die Gefahr der Erfolgssucht lauert uns auf. Das ist lebensgefährlich! Doch
wie steckt man sich mit dieser Krankheit an? Warum will man immer Erfolg haben uns seine
„Duftmarken“ hinterlassen?
Meine kleine Erfahrung lässt mich, bei Licht besehen, begreifen, dass das der Tatsache geschuldet ist, dass wir uns oft „etwas“ erwarten, nachdem wir „Ja“ zum Herrn gesagt haben.
Wir wollen oft (selbst in verschleierter Weise), dass unsere Berufung von Gott „belohnt“ wird.
Und wenn das nicht geschieht, übertreiben wir, oder wir geraten in eine Krise.
Wir vergessen dabei, dass Gott nicht der Logik der Vergeltung unterworfen ist. Leider ist das
Gottesbild, das uns im Allgemeinen den Geist vernebelt, das Bild von einem Gott, der „den
Besten einen Bonus auszahlt und die Nichtstuer züchtigt.“ Als Folge davon versucht jeder, „der
Beste“ zu sein. Es ist wichtig, dass wir unsere Wahrnehmung von dem, dem wir uns zu folgen
entschlossen haben, ändern. Jesus hat uns das Herz seines Vaters offenbart: ein Herz voller
Liebe und Barmherzigkeit. Und unsere Berufung geht aus dieser ungeschuldeten Liebe hervor.
Wir müssen begreifen und akzeptieren, dass die Logik unseres Gottes die Logik des Ungeschuldetseins ist und nicht die der Effizienz. Erhalten wir unsere Berufung ebenso im Ungeschuldetsein und in der Freiheit. Das blinde Suchen nach Erfolg (das andere Wort für Effizienz) lässt der
Barmherzigkeit keinen Raum, in unserem Leben zu wirken. Das Scheitern erlaubt uns manchmal zu verstehen, dass wir das Prinzip von „Ursache und Wirkung“ nicht auf Gott anwenden
dürfen. Er ist nicht verpflichtet, uns einen Bonus für unsere Leistung auszuzahlen noch dafür,
wie wir leben. Seine Barmherzigkeit geht über die Gerechtigkeit hinaus. Deshalb darf man ihn
nicht an einen ethisch-moralischen Pranger stellen. Gott ist Gott! Gott, der ganz andere, ruft
uns zu einem ganz anderen Abenteuer: zur bedingungslosen Liebe, zum uneigennützigen
Dienen (durch unsere Weihe an ihn). Da empfinden wir die wahre Freude des Evangeliums,
nicht den gespeicherten Erfolgen und auch nicht in ehrgeizigen Verhaltensweisen. Denn
hinsichtlich unserer Berufung geht Gott über unseren Berechnungen und Listen hinaus.
Wir sind also eingeladen, unsere Berufung auf Dauer in die Mystik des Ungeschuldetseins zu
stellen. Wenn wir diese andere Dimension der Umgestaltung der Berufung ergründet haben,
können wir wie Ijob bekennen: „Vom Hörensagen nur hatte ich von dir vernommen; jetzt aber
hat mein Auge dich geschaut“ (Ijob 42,5).
Aristide F. Medou Essomba CMF