Paris, mon amour - Gymnasium Blankenese

Paris,
mon amour
Unsere Reise in die
französische Hauptstadt
Von Mathilda Siemes
Das soll schon Paris sein?! Wir, die Französisch-Kurse der siebten Klassen, sitzen noch nicht mal
eine Stunde im Zug, und schon hält er. Draußen vor dem Fenster: Wiesen, ein Provinzbahnhof,
sonst nichts, kein Eiffelturm, kein Notre Dame, nur ein Schild - Uelzen. Eine scheppernde
Lautsprecherstimme gibt Auskunft: Wir kommen nicht weiter, vor uns ist ein Zug liegengeblieben,
die Passagiere müssen evakuiert und der Zug abgeschleppt werden, »dies wird einige Zeit dauern,
wir bitten Sie um Ihr Verständnis«.
Typisch Deutsche Bahn. Ob wir jetzt überhaupt noch unseren Anschluss in Mannheim bekommen?
Handys raus, googlen: Wie lange dauert es, wenn ein Zug liegenbleibt und evakuiert werden muss?
Antwort: Bis zu zwei Tage. Na toll. Für die gesamte Paris-Reise sind doch nur vier Tage
vorgesehen!
Frau Troje und Frau Reuter reden mit dem Zugpersonal, telefonieren wie kann es jetzt weitergehen? Im TGV von Mannheim nach Paris haben
wir reservierte Plätze - was, wenn wir den Zug nicht erreichen? Kommen
wir überhaupt noch am selben Tag in die französische Hauptstadt?
Vorsichtshalber bietet mein Opa, der in Karlsruhe lebt, schon mal ein
provisorisches Nachtquartier an. Zum Glück dauert es nicht zwei Tage,
bis es weitergeht, sondern nur zwei Stunden. Neueste Information:
Umsteigen jetzt in Frankfurt, mit dem TGV nach Straßburg. Mit Mühe
erkämpfen wir uns ein paar Sitzplätze und lassen uns ansonsten die
Stimmung nicht vermiesen. Eigentlich sollten wir jetzt schon in Paris
sein. Aber wir warten weiter auf den nächsten Anschluss. Zum Glück gibt es noch einen, und um
kurz vor neun fahren wir endlich ins nächtliche Paris ein. Jetzt noch einmal mit der Metro zur
Station Pont Marie, dann haben wir unser Quartier endlich erreicht, die Jugendherberge Mije. Und
da ist er endlich, der Eiffelturm: Wenn ich in meinem Zimmer auf die obere Etage des Stockbetts
steige, kann ich ein winziges Stück von ihm in der Ferne leuchten sehen. Geschafft!
Der vermaledeite erste Tag endet, wie alle weiteren enden werden: 23 Uhr - Handys einsammeln,
Licht aus, schlafen. Ob sich daran auch wirklich alle gehalten haben? Betriebsgeheimnis!
Unser eigentliches Paris-Programm beginnt früh am nächsten Morgen.
7.30 Uhr aufstehen, 8 Uhr Frühstück, 9 Uhr Abmarsch zum Louvre, zu
Fuß. Die Mona Lisa sparen wir uns - ohnehin bräuchte man, wenn man
vor jedem Bild nur eine Minute stehen bleibt, für
das ganze Museum zwei Monate! Wir begnügen
uns mit Fotos von der berühmten Glaspyramide
und lassen uns von drei Mitschülern in einem
kurzen Vortrag das Wichtigste zum Louvre
erzählen. So machen wir es an jeder weiteren
Sehenswürdigkeit, die wir in den nächsten drei
Tagen zu Fuß abklappern, von Notre Dame und Eiffelturm über Champs
Elysée und Montmartre bis ins Quartier Latin. Auch eine Bootsfahrt auf der
Seine gehört zum Programm, vom Musée d’Orsay nach La Villette, dem
großen Park mit dem Kugelkino La Geode. An Bord bleibt uns das Verspätungspech treu: Weil eine
der zahlreichen Schleusen nicht richtig funktioniert, brauchen wir schon wieder zwei Stunden
länger als geplant…
Aber weil wir großes Glück mit dem Wetter haben, macht uns das alles gar nichts aus. Wir
picknicken in den tollen Parks der Stadt und essen Croissants, Baguettes, Crepes, Macarons und
Quiche Lorraine. Ein Museum sehen wir auch von innen: L’Orangerie, die berühmt ist für ihre
vielen impressionistischen Gemälde, vor allem die riesigen Seerosenbilder von Monet. Und um
unsere Französisch-Kenntnisse zu verbessern, gehen wir ins Kino und sehen »Rosalie Blum«, eine
»comédie dramatique« mit verwirrender Handlung; aber auch ohne Untertitel wissen wir immer,
worum es geht.
Aber weil wir Französisch nicht nur hören, sondern auch sprechen sollen, haben wir von unseren
Lehrerinnen alle eine spezielle Aufgabe mit auf den Weg bekommen: Wir sollen Menschen auf der
Straße ansprechen und ein typisches Hamburger Mitbringsel tauschen gegen irgendetwas, das
unsere »Auserwählten« dabeihaben. Gar nicht so einfach - in einer wildfremden Stadt wildfremde
Leute in einer fremden Sprache anzusprechen! Es braucht am Anfang auf jeden Fall eine Menge
Überwindung. Aber mit der Zeit entwickeln wir einen sechsten Sinn dafür zu sehen, wer auf die
Frage, ob man etwas tauschen wolle, höflich reagieren wird. Meistens sind wir dann auch
erfolgreich und die Leute haben etwas dabei, was sie gegen unsere kleinen Stempel, Kulis,
Schlüsselanhänger tauschen wollen. Unsere »Beute«: ein Ball, Sticker, ein Büchlein mit den besten
Zitaten aus französischen Filmen.
Der letzte Tag endet grandios bei Sacre Coer mit Sonnenuntergang und
tollem Blick auf ganz Paris.Am Morgen der Abreise regnet es zum ersten
Mal während unserer Reise. Aber das macht uns gar nichts, wir holen
einfach unsere Regensachen raus, kriegen von Frau Troje Stadtpläne in die
Hand gedrückt und können in kleinen Gruppen alleine losziehen und noch
ein paar Souvenirs shoppen.
Am Morgen der Abreise regnet es zum ersten Mal während unserer Reise. Aber das macht uns gar
nichts, wir holen einfach unsere Regensachen raus, kriegen von Frau Troje Stadtpläne in die Hand
gedrückt und können in kleinen Gruppen alleine losziehen und noch ein paar Souvenirs shoppen.
Schließlich sitzen wir im Zug und fahren nach Hause - diesmal ganz ohne Verspätung! Und eins ist
sicher: Nach Paris wollen wir alle noch einmal – egal, wie lang es dauert!