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Editorial
gen geprüft werden, bis sie zum Druck freigegeben
werden. Verpasst man da nicht eine Chance? Traut
Die Weiterentwicklung man den Leuten, die etwas schreiben möchten wirkder Armee (WEA) kann ge- lich nicht mehr?
mäss Parlamentsentscheid
Mit der Armee ist es ähnlich wie mit dem Schulsysvom 18. März umgesetzt tem – viele haben die Armee selbst erlebt und sind
werden, die nötigen Unter- deshalb Spezialisten. Aber, ist das Wissen noch aktuschriften für ein Referen- ell? Wer, wenn nicht die Fachleute der Armee wissen
dum gegen das Militärge- um die neuen Anforderungen an moderne Systeme,
setz konnten nicht beige- an Doktrin und Ausbildung? Wenn aber die Armee intern kaum mehr Informationen bereitstellt, um nicht
bracht werden.
Ist das jetzt eine gute politisch «zurückgepfiffen» zu werden, wer soll dann
oder eine schlechte Nachricht? Wie so oft ist es beides; dem Bürger noch erklären, was heute nötig ist?
Verstehen sie mich nicht falsch, am Schluss entGut, weil die Armee nun im Rahmen des politisch
Möglichen die Umsetzung der WEA anpacken darf. scheidet immer die Politik. Aber wenn die Information
Gut ist die Nachricht aber auch, weil kein Abstim- so kontrolliert – um nicht zu sagen gleichgeschaltet
mungskampf unter Armee-Befürworten stattfinden oder zensuriert wird – trägt sie nicht zur Entscheidmuss. Schlecht ist die Nachricht aber, weil es dem findung bei.
Die Einwohner dieses Landes wollen wissen, was
VBS und der Armee offensichtlich nicht gelungen ist,
die Notwendigkeit der Reform und die aktuelle Leis- nötig ist, damit ihre Sicherheit gewährleistet ist. Die
Leute wollen die Armee
tungsfähigkeit der Arsehen, verstehen und anmee der Bevölkerung
fassen
können, damit sie
so zu erklären, dass die
«Die Einwohner dieses Landes wollen
merken, was sich alles geVeranlassung zur WEA
wissen, was nötig ist,
ändert hat seit der eigeverstanden wurde. Die
Nachricht ist aber auch damit ihre Sicherheit gewährleistet ist.» nen Dienstleistung. Leider beschränkt sich die
schlecht, weil es nun
öffentliche Berichterstat«Verlierer» gibt, die sich
für Sicherheit und Armee einsetzen wollen – sie gilt tung über die Armee meist auf Spektakel- und Unfalles abzuholen, sie müssen überzeugt werden, dass die geschichten – es werden Lecks gesucht und intensiv
WEA nicht der Untergang ist, sondern eine Ausgangs- bewirtschaftet.
lage, um im Verständnis von Armee und Sicherheit weiZiel muss eine offenere Kommunikation mit mehr
ter zu kommen.
Vertrauen sein, damit alle abgeholt werden, damit jede
Es gelingt den offiziellen Stellen, also Politik, VBS und jeder seine Armee versteht und besser kennt. Forund Armee in letzter Zeit offensichtlich nicht, not- dern Sie die Menschen in Ihrem Umfeld auf, sich wiewendige Vorhaben, neue Gefahren, weiterführende der vermehrt mit der Sicherheit auseinanderzusetzen.
Abhängigkeiten oder neue Technologien so zu erklä- Denn wo ein Bedarf wächst, entsteht ein Markt, und
ren und dahinter zu stehen, dass es die Mehrheit der vielleicht berichtet dann auch die Tagespresse wieder
interessierten Bürger verstehen und nachvollziehen über Armeethemen und Sicherheit, statt nur über Spekkann. Beispiele gefällig? Gripen, Geländefahrzeug takel und Unfälle.
DURO, BODLUV oder eben die WEA.
Alle müssen abgeholt werden, alle die Dienst leisten und geleistet haben. Alle, die die verschiedenen
Armeen der letzten Jahrzehnte erlebt und mit Leben
Andreas Bölsterli, Chefredaktor
gefüllt haben, müssen verstehen, worum es geht – [email protected]
rum gelingt das nicht mehr?
Um ja nicht Gefahr zu laufen, einem Enthüllungsjournalisten Anlass zu Recherchen zu bieten, werden
alle Publikationen und Statements mehrfach «gegengelesen», kontrolliert und korrigiert. Es gibt Beiträge
in der ASMZ, die von drei KommunikationsabteilunLiebe Leserin, lieber Leser
Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift 08/2016
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