Humanitärer Einsatzin der Plastischen Chirurgie

34/35
M I TA R B E I T E R I N N E N U N D M I TA R B E I T E R VO R G E S T E L LT
Humanitärer
Einsatz in der Plastischen Chirurgie
Dr. Alexander Schönborn engagiert sich in humanitären Hilfseinsätzen in Westafrika
In welchen Ländern waren Sie tätig?
Mein erster Einsatz führte mich nach Nigeria. In Sokoto im Norden des Landes gibt
es ein Kinderkrankenhaus, das sich vor allem um Kinder mit der Infektionskrankheit NOMA kümmert. Dann war ich in Kirgisien, um beim Aufbau des dortigen
Verbrennungszentrums zu helfen. Aber es hat mich immer wieder nach Afrika
gezogen, nach Madagaskar und Benin.
///// St. Josefs-Krankenhaus
Potsdam-Sanssouci
2011 erfolgt im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes von INTERPLAST, dem
St. Josefs-Krankenhaus und dem Rotary-Club Kleinmachnow ein Humanitärer
Hilfseinsatz in Benin (Westafrika). Mit dabei Dr. Alexander Schönborn, plastischer
Chirurg im St. Josefs-Krankenhaus.
Dr. Schönborn, was hat Sie zu dem
Entschluss bewogen, humanitäre
Hilfe zu leisten?
Bei INTERPLAST, der Hilfsorganisation,
die hinter den humanitären Einsätzen
steht, gibt es zwei Gruppen von Kollegen: jene, die einmal einen Hilfseinsatz mitmachen und feststellen, dass es
nichts für sie ist, und jene wie mich, die
nicht mehr davon lassen können. Dabei
spielen christliche Motive natürlich genauso eine Rolle, wie der Spaß an meinem Beruf. Ich operiere genauso gern
im St. Josefs-Krankenhaus wie in einem
provisorischen Operationssaal in Westafrika beim Schein einer Stirnlampe. Man
kann soviel Gutes mit einer OP tun.
Welche Eingriffe haben Sie
am häufigsten durchgeKinder nach der Operation durch das INTERPLAST-Team
führt?
Die Korrektur von Lippen- und
Gaumenspalten und Handfehlbildungen, die Operation von Tumoren und immer
wieder die Korrektur von Verbrennungen, die zu schlimmen Verwachsungen geführt haben.
Wie sind die Arbeitsbedingungen?
Das ist von Land zu Land unterschiedlich. Das Krankenhaus in Benin hatte einen
gut ausgestatteten Operationssaal. Routine ist so ein Einsatz aber nie. Wobei ich
immer wieder erstaunt bin, mit welchen einfachen Mitteln unsere Anästhesisten
auskommen und wie wenig Wundinfektionen wir haben.
Konnten Sie Ihr Wissen an die dortigen Ärzte weiter geben?
Wir versuchen es. Ich kenne einen nigerianischen Kollegen, der Gaumenspalten
inzwischen ganz hervorragend operiert und dazu keinen INTERPLAST-Chirurgen
mehr braucht.
Hat der humanitäre Einsatz Ihr Denken und Handeln in Deutschland verändert?
Die humanitären Einsätze haben mir beigebracht, dass jede wiederherstellende
Chirurgie immer auch ästhetische Chirurgie ist. Ästhetisch heißt dazugehörig, akzeptiert, danach kann der Patient in der Menge untertauchen, kurz: besser leben.
Das ist das Ziel all unserer wiederherstellenden Operationen, ob hier bei uns oder
in einem Entwicklungsland.
Das Interview führte Carola Jentho
Assistentin der Geschäftsführung, St. Josefs-Krankenhaus Potsdam
Fotos: privat (links); Dr. Alexander Schönborn (rechts)
Dr. Alexander Schönborn beim Verbandswechsel
Wie lange leisten Sie schon
humanitäre Hilfe?
Mein erster Einsatz war 2002
und seitdem bin ich regelmäßig
mit INTERPLAST unterwegs.