3. Infobrief zu ILEK Neckarschleifen

Wein.Kultur.Landschaft Neckarschleifen
Die Steillagen retten!
3. Infobrief
Von der Ideensammlung zur Umsetzung:
Neue Phase im ILEK Neckarschleifen
Über Akteursworkshops, Bürgerabend und eine Online-Dialogphase wurden die Handlungsfelder und Entwicklungsziele des ILEK-Neckarschleifen gemeinsam festgelegt und
zahlreiche Projektideen entwickelt. Aus der Fülle der Projektideen wurden nun diejenigen
priorisiert, die den größten Mehrwert für das ILEK-Konzept, eine Unterstützung durch Akteure und Programme sowie eine realistische Umsetzungsperspektive erkennen ließen.
Diese priorisierten Projektideen werden im Rahmen des ILEK vorrangig vertieft.
Prioritäre Projektideen in den vier Handlungsfeldern
Handlungsfeld 1: Steillagenweinbau als kulturelles Erbe und Imageträger der Region –
Steillagenweine profilieren
• Inwertsetzung der Steillagen als Spitzenlagen, Ausbau und Vermarktung von Flaggschiffweinen
und Steillagen-Trollinger als Premiumprodukte
• Klassifizierung der Steillagen im ILEK-Gebiet
• Umsetzung von Ökokontoprojekten zur Instandsetzung sanierungsbedürftiger Terrassenbereiche
• Gründung eines Zweckverbands / einer Bauhütte zur Sanierung von Trockenmauern
• Zusammenlegungsverfahren zur Erzielung größerer Produktionseinheiten
Handlungsfeld 2: Die Wein.Kultur.Landschaft Neckarschleifen als Erlebnisraum
und Tourismusdestination ausbauen
•
•
•
•
Entwicklung einer gemeinsamen touristischen Identität für die Neckarschleifen
Anlage von Rundwegen und Genussplätzen in den Steillagen der ILEK-Kommunen
Konzipierung eines Qualitätswanderwegs („Neckarschleifensteig“) für die Steillagen
Entwicklung eines Reisebuchs für die Neckarschleifen, um die Angebote der Region
besser zu verknüpfen
• Verknüpfung von Neckarschifffahrt und Steillagen
Handlungsfeld 3: Weinbergterrassen mit neuer Zukunft –
innovative Nutzungen und Perspektiven für brachfallende Steillagen
• Einsaat von Blühmischungen auf Weinbergsbrachen als Pilotprojekt
Handlungsfeld 4: Das Kulturerbe als Gemeinschaftsaufgabe –
Bewusstsein schaffen, Partner finden und Sponsoren akquirieren
• Schaffung von Bewusstsein und Aufmerksamkeit durch Aktionen
• Beteiligung an der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn mit einem Steillagenprojekt
• Etablierung von Steillagenweinen als Hausweine der Kreise und Kommunen
ILEK Neckarschleifen
3. Infobrief
Einrichtung von Themenwerkstätten
Um die Projektideen für eine Umsetzung vorzubereiten, bedarf es intensiver Diskussionen und einer
Vertiefung mit Fachleuten und Betroffenen. Daher wurden Themenwerkstätten für das Handlungsfeld
1 „Steillagenweine profilieren“ und das Handlungsfeld 2 „Wein.Kultur.Landschaft Neckarschleifen als
Erlebnisraum“ eingerichtet.
Handlungsfeld 1:
Steillagenweinbau als kulturelles Erbe und Imageträger der Region –
Steillagenweine profilieren
Themenwerkstatt Steillagenweinbau
In der
Themenwerkstatt „Steillagenweinbau“ arbeiten Vertreter der Winzergenossenschaften, der privaten Weingüter und weinbauliche Berater der ILEK-Region zusammen.
Als ein erstes Arbeitsergebnis liegt nun eine
Strategie zur Neuorientierung des Steillagenweinbaus vor. Die an der Initiative beteiligten Bewirtschafter streben an, ein Gütesiegel für die Neckarterrassen ins Leben zu
rufen. Innovative Weine auf hohem Qualitätsniveau, deren Handschrift das außergewöhnliche Terroir der steilen Muschelkalkterrassen
am Neckar widerspiegeln, sollen sich unter dem
Gütesiegel versammeln und zu Flaggschiffweinen der Terrassenlagen heranreifen. Auch
der Trollinger soll seinen Platz unter dem Gütesiegel finden: Der künftige Trollinger der Steillage
soll Charakter und Eleganz zeigen und gleichfalls
das spezifische Terroir vermitteln.
Oberstes Prinzip des Gütesiegels ist die garantierte Herkunft der Weine aus der terrassierten
Steillage, das Bekenntnis zur selektiven Handarbeit und Lese sowie zur Einhaltung gemeinsam
vereinbarter, strenger Qualitätskriterien für den
An- und Ausbau.
Wein.Kultur.Landschaft.
Neckarschleifen
Den Steillagenweinbau neu erfinden!
Kulturlandschaft erhalten!
Das Gütesiegel bietet den Mitgliedern die Möglichkeit, die eigenen Weine unter dem Label zu
vermarkten und damit den Kunden ein verlässliches Qualitätskriterium für den Weinkauf an die
Hand zu geben. Zudem sollen die Weine der unterschiedlichen Produzenten überregional unter
dem Label präsentiert und beworben werden.
Kontrolle und Vermarktung des Gütesiegels sind
noch personell und organisatorisch zu verankern.
Die Umsetzung dieser Qualitätsoffensive können die Weinerzeuger alleine nicht stemmen. Sie
benötigen personelle und finanzielle Hilfe bei
der Entwicklung und dem Aufbau einer Organisations- und Vermarktungsstruktur in der Region
wie auch über die Landesgrenzen hinaus. Hierzu wird von einer Arbeitsgruppe der Werkstatt
derzeit ein Förderantrag zum Förderprogramm
European Innovation Partnership ‚Agricultural
Productivity and Sustainability‘ (EIP-AGRI) des
Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz vorbereitet, mit welchem die Einführung und Vermarktung des Gütesiegels personell und materiell unterstützt werden soll.
2
ILEK Neckarschleifen
3. Infobrief
Das Ökokonto soll im Rahmen von zwei Kompensationsprojekten (Ingersheim, Hessigheim)
modellhaft für die Sanierung von Trockenmauern
genutzt werden. Hierzu laufen derzeit die Vorbereitungen von Seiten der Gemeinden zur Umsetzung der Verfahren. Weitere Projekte sollen bei
erfolgreichem Abschluss folgen.
Die Idee zur Gründung einer Bauhütte bzw.
eines Zweckverbands zur Trockenmauersanierung wird in den nächsten Themenwerkstätten
vertieft. Sie soll als permanente Institution der
Region die Wengerter bei der Trockenmauersanierung logistisch und personell unterstützen
und Kurse zur Trockenmauersanierung anbieten.
Zur Realisierung von Zusammenlegungsverfahren in den Steillagen werden derzeit konkrete
Vorschläge gesammelt. Je nach Intention des
jeweiligen Zusammenlegungsverfahrens und
Besitzstruktur des Gebietes kann der Aufwand
des Verfahrens allerdings sehr unterschiedlich
ausfallen. Gerade schwierige Steillagen, die
eine komplizierte Besitz- und Nutzungsstruktur
aufweisen, können über Zusammenlegungen
wieder nachhaltig nutzbar werden.
Die Steillagenklassifikation als Grundlage zur
Lenkung von Maßnahmen und Förderungen
wird mit der Themenwerkstatt „Steillagenweinbau“ fachlich abgestimmt.
Handlungsfeld 2:
Die Wein.Kultur.Landschaft Neckarschleifen
als Erlebnisraum und Tourismusdestination ausbauen
Themenwerkstatt
Neckarschleifen als Erlebnisraum
Die weintouristische Vermarktung befindet sich erst im Aufbau.
Eine gemeinsame touristische Identität für die Neckarschleifen
lässt sich im Rahmen des ILEK am besten über touristisch wirksame Projekte entwickeln.
Für Rundwege und Genussplätze in den Steillagen werden derzeit Vorschläge erarbeitet und mit dem Verband Region Stuttgart
(VRS), den Kommunen und Tourismusverbänden abgestimmt. In
vielen Steillagen besteht das Problem, dass die Terrassen über
Wege nicht erschlossen und damit wenig erlebbar sind. Die Umsetzung der Wege und Plätze kann über den VRS gefördert werden. Eine Realisierung hängt maßgeblich von der Unterstützung
durch die Kommunen, die Eigentümer und die Wengerter ab.
3
ILEK Neckarschleifen
3. Infobrief
Ein übergreifender Steillagensteig kann als zertifizierter Wanderweg die Steillagen am Neckar touristisch verknüpfen und den
regionalen Zusammenhalt stärken. Eine Weiterführung nach Norden (zum Neckarsteig) und Süden (Steillagen von Ludwigsburg /
Stuttgart) bietet sich an. Derzeit wird hierzu ein erster Entwurf
ausgearbeitet.
Ein begleitendes Reisebuch kann die touristischen Angebote
entlang der Neckarschleifen erstmals in einer Übersicht vorstellen, die Region als Einheit präsentieren und so auch die Steillagen intensiver bewerben. Das Reisebuch lässt sich mit einem
Beschilderungskonzept und einem Internetangebot verknüpfen.
Zur engeren Verzahnung von Neckarschifffahrt und Steillagenweinbau sollen Gespräche mit den bestehenden Anbietern geführt werden. Auch die Möglichkeit, Ausflugsschiffe über
bestimmte Zeiträume zu chartern, wird geprüft.
Handlungsfeld 3:
Weinbergterrassen mit neuer Zukunft – innovative Nutzungen und
Perspektiven für brachfallende Steillagen
Bei den meisten Projektideen zur Nachnutzung
oder Pflege von Weinbergbrachen besteht derzeit
entweder kein konkretes Umsetzungsinteresse,
oder die Finanzierung ist weitgehend ungeklärt
(Gestaltung, Pflege von Weinbergbrachen). Allerdings kann die Kooperation mit dem neu gegründeten Landschaftserhaltungsverband (LEV)
des Landkreises Ludwigsburg und dem LEV des
Landkreises Heilbronn neue Perspektiven eröffnen.
Die Einsaat von artenreichen, pflegeleichten
und mehrjährigen Blühmischungen kann beispielsweise in jungen Brachestadien eine optische
Bereicherung der Kulturlandschaft bewirken, den
Pflegeaufwand erheblich verringern und die Ausbreitung der Brombeere zumindest verzögern.
Allerdings müssten zur Pflege i.d.R. die Rebstöcke
gerodet werden. Hier wird geprüft, inwieweit sich
ein Pilotprojekt im Rahmen der BUGA 2019 in
Heilbronn auf wieder freigestellten Brachflächen
realisieren lässt.
4
ILEK Neckarschleifen
3. Infobrief
Handlungsfeld 4:
Das Kulturerbe als Gemeinschaftsaufgabe –
Bewusstsein schaffen, Partner finden und Sponsoren akquirieren
Mit den Transparenten in den Steillagen und den
Postkarten zum Bürgerabend im November 2015
wurden bereits erste Aktionen umgesetzt. Für
die nächste Phase wird geprüft, inwieweit das
Chartern eines Ausflugsschiffes möglich ist: So
könnte mit einer prominenten und mobilen Ausstellung auf dem Neckar auf die Steillagen aufmerksam gemacht werden.
Die Bundesgartenschau 2019 bietet die Möglichkeit, die Aufmerksamkeit überregionaler
Besucher auf die Steillagen(weine) zu lenken.
Hierzu entwickeln die ILEK-Kommunen erste
Projektideen und stimmen diese mit der BUGALeitung ab.
Für die Einführung von Steillagenweinen als
Hausweine der Kreise und Kommunen müssen
hochwertige Produkte auf den Markt kommen.
Perspektivisch sind dies die Flaggschiffweine des
Gütesiegels.
5
Das Kulturerbe der Weinbauterrassen als Gemeinschaftsaufgabe zu kommunizieren und sich
Partner für die Rettung der Steillagen außerhalb
des Weinbaus zu suchen, bleibt eine drängende
Aufgabe. Es steht eine Reihe von Optionen zur
Auswahl (z.B. Weinberg als Gemeinschaftserlebnis), für die engagierte Unterstützer noch gefunden werden müssen.
Ausblick
Die prioritären Projektideen werden in den nächsten Monaten in den Themenwerkstätten weiter
vorangetrieben und die mögliche Umsetzung mit den Behörden abgestimmt.
Der nächste Bürgerabend zum ILEK Neckarschleifen wird am 16. November um 19:00 Uhr stattfinden (der Veranstaltungsort wird noch bekannt gegeben). Gemeinsam mit Aktiven und Interessierten möchten wir die bisherigen Ergebnisse präsentieren, (Zwischen)Bilanz ziehen und die nächsten
Schritte planen.
Impressum
Auftraggeber
Benningen am Neckar, Bönnigheim, Freiberg am Neckar, Gemmrigheim, Hessigheim, Ingersheim, Kirchheim am Neckar,
Lauffen am Neckar, Mundelsheim und
Walheim, vertreten durch die Gemeinde
Walheim als geschäftsführende Kommune
Ansprechpartner:
Bürgermeister Albrecht Dautel
[email protected]
Weitere Informationen
Auftragnehmer
agl | Hartz • Saad • Wendl, Saarbrücken
www.agl-online.de
Kontakt: Peter Wendl
[email protected]
28. Juli 2016
Fotos:
S. 2 links: Felsengartenkellerei Besigheim e.G.
S. 2 rechts: Weingärtner Lauffen e.G.
weitere: agl, Saarbrücken
Haben Sie Fragen zum
ILEK Neckarschleifen?
Schauen Sie einfach auf
www.neckarschleifen.de
vorbei oder wenden Sie sich
an die Kontaktstelle des ILEK
[email protected]