PDF-Download - Katholische Kirche beim hr

hr1-Zuspruch am Morgen am Samstag, 23. Juli 2016
Christoph Schäfer, Rüsselsheim
Auf das achten, was wirklich Halt gibt
Unsere Nachbarn sind schon aufgebrochen – und auch unsere Familie startet bald in
den Sommerurlaub. Und ich weiß: Trotz Stau bei der Anreise oder schlechtem
Wetter am Urlaubsort hat mir jeder Urlaub bisher Momente beschert, in denen ich
die Alltagssorgen mal vergessen und aufatmen konnte. Und allein die Vorfreude auf
solche Momente gibt mir normalerweise schon Wochen vorher ein gutes Gefühl.
In diesem Sommer aber war ich lange skeptisch: Die Nachrichten sind seit Wochen
und Monaten so bedrückend – wirkt da die Aussicht auf die so genannten
„schönsten Wochen des Jahres“ nicht fast wie Hohn? Was sollen schon zwei
Wochen Auszeit vom Alltag gegen handfeste Ängste ausrichten?
Aber dann hab ich mich an ein paar besondere Urlaubs-Momente der letzten Jahre
erinnert und wusste auf einmal: Die nächsten Wochen bieten wirklich eine Chance,
wieder mehr Lebensmut zu spüren – und diese Chance will ich nicht voreilig abtun.
Denn Urlaub bedeutet ja nicht einfach oberflächliche Zerstreuung. Im Urlaub kann ich
mich hinwenden zu Dingen, Tätigkeiten und vor allem zu Menschen, die mir viel
bedeuten. Als ich einmal mit meiner Familie in einer Jugendherberge einfach nur
Karten spielte, spürte ich ganz intensiv, wie schön es ist, mit ihnen zusammen zu
sein. Wie wertvoll sie für mich sind und wie lieb ich sie habe.
Ein anderes schönes Urlaubs-Erlebnis fällt mir ein: unser Besuch vor einigen Jahren
in Assisi. Damals konnte ich eine Zeit lang mit Glauben und Religion gar nicht viel
anfangen. Und in dieser Kirche des heiligen Franziskus fing ich wieder an zu beten.
Spontan, ohne inneren Zwang. Und das hat mein Leben sehr nachhaltig wieder in
andere, für mich einfach glückliche Bahnen gelenkt.
Auf das achten, was mir wirklich Halt gibt: Gerade weil dieses Jahr bisher alles
andere als schön war, möchte ich das in meiner freien Zeit im Urlaub tun – ob nun
auf einer Urlaubsreise oder einfach an einem Sommerabend zuhause auf dem
Balkon. Daraus möchte ich Kraft tanken für die zweite Jahreshälfte – und diese Kraft
auch weitergeben.