Weiterführende Erläuterungen zu ausgewählten

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Labor information
Weiterführende Erläuterungen zu
ausgewählten Ausnahmekennziffern
Generelles
Die Ausnahmekennziffern gelten sowohl für das
Allgemein- als auch für das Speziallaborbudget.
Alle Laboruntersuchungen für Patienten, für die eine
der Ausnahmekennziffern zutrifft, belasten nicht die
Laborbudgets.
Dies bedeutet: Auch Labortests, die bei diesen Patienten
aufgrund einer Zusatzerkrankung durchgeführt werden,
sind nicht budgetrelevant. Wichtig ist, dass der Arzt
unbedingt die jeweilige Ausnahmekennziffer auf dem
Laborüberweisungsschein „Muster 10“ bzw. auf dem
Laboranforderungsschein „Muster 10A“ einträgt.
Abb.1: Laboranforderungsschein – Muster 10A
Beispiel:
Wird in einer Vertragsarztpraxis eine präoperative
Labordiagnostik für einen ambulanten oder belegärztlichen Eingriff durchgeführt, muss zur Budgetschonung
die Ausnahmekennziffer 32016 auf dem Behandlungsausweis eingetragen werden.
Werden im selben Behandlungsfall am selben Tag
oder zu einem späteren Zeitpunkt im Quartal weitere
Laboruntersuchungen (32.2 und/oder 32.3) benötigt,
so belasten auch diese durch den bereits getätigten
Ansatz der Ausnahmekennziffer 32016 nicht die
Laborbudgets.
Abb.2: Laborüberweisungsschein – Muster 10
Hinweis
Im Zusammenhang mit den Erläuterungen sei darauf
hingewiesen, dass für eine rechtsverbindliche Auskunft
allein die jeweilige KV bzw. KBV zuständig ist.
Kennziffer 32005
Auch für die Hepatitis-Diagnostik ist die Kennziffer
32006 von Bedeutung:
Legende
Antivirale Therapie der chronischen Hepatitis B oder C
mit Interferon und/oder Nukleosidanaloga
Zur Präzisierung
Nach BSG ist der Verdacht einer Hepatitis-Erkrankung
nicht meldepflichtig, sondern nur die Erkrankung selbst.
Erläuterung
Damit belasten die Laboruntersuchungen, die Sie
zur Überwachung der Therapie heranziehen, nicht
Ihr Laborbudget.
Dazu zählen neben den klinisch-chemischen Parametern
folgende molekularbiologische Verfahren:
„„
Quantitative Bestimmung von Hepatits B-Virus oder
Hepatitis C-Virus (s. EBM-Ziffer 32823)
„„
HCV-Genotypisierung: vor antiviraler Therapie
(s. EBM-Ziffer 32827)
Kennziffer 32006
Legende
Erkrankungen oder Verdacht auf Erkrankungen, bei
denen eine gesetzliche Meldepflicht besteht, sofern in
diesen Krankheitsfällen mikrobiologische, virologische
oder infektionsimmunologische Untersuchungen durchgeführt werden, oder Krankheitsfälle mit meldepflichtigem
Nachweis eines Krankheitserregers.
Erläuterung
Diese Kennziffer stellt die gesamte mikrobiologische
Stuhldiagnostik außerhalb der Budgets. Denn: Jeder
Erreger, der im Rahmen einer mikrobiologischen Stuhldiagnostik nachgewiesen wird, ist meldepflichtig!
Ausnahme
Nachweis von Pilzen im Stuhl – Pilze gehören
weder zu den Durchfallerregern noch sind sie
als Erreger meldepflichtig.
Diagnose/Verdachtsdiagnose
Enteritis infectiosa
Aussage von der KBV
Die Hepatitiserkrankung beginnt immer mit einem
Verdacht auf diese Erkrankung, die dann eine Kaskade
von verschiedensten serologischen Hepatitismarkern
auslöst.
Folgerung
Alle serologischen Hepatitismarker zur Abklärung eines
Hepatitisverdachts oder einer Hepatitiserkrankung
belasten nicht die Laborbudgets.
Kennziffer 32007
Legende
Vorsorgeuntersuchungen gemäß den MutterschaftsRichtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und
Krankenkassen, soweit die Leistungen nach Kapitel 32
(Laboratoriumsuntersuchungen) anzurechnen sind,
oder prä- bzw. perinatale Infektionen
Erläuterung
Zusätzlich zu den in den Mutterschaftsrichtlinien
genannten Infektionen (Röteln, Syphilis, Hepatitis B,
HIV, Chlamydien) gestattet diese Ausnahmeziffer bei
ent-sprechender Indikation die Diagnostik sämtlicher
schwangerschaftsrelevanter Infektionen außerhalb
des Budgets, also z. B. Cytomegalie, Toxoplasmose,
Varizellen, Herpes, Ringelröteln, Listeriose,
B-Streptokokken.
Kennziffer 32008
Sowie alle medikamenteninduzierten und autoimmunhämolytischen Anämien. Therapiepflicht kann in einer
Corticosteroid- oder anderer immunsuppressiver
Therapie bestehen, weiterhin Beratung und Aufklärung
über diätetische Maßnahmen (z. B. G6PDH-Defekt:
cave Saubohnen oder Malariamittel). Kontrollen des
Blutbildes sowie der Hämolyseparameter sind hier
erforderlich.
Legende
Anfallsleiden unter antiepileptischer Therapie oder
Psychosen unter Clozapintherapie
Erläuterung
Laboruntersuchungen für Versicherte, die unter antiepileptischer Therapie stehen oder die an einer mit
Clozapin (Markenname: Leponex®) zu behandelnden
Psychose leiden, belasten nicht die Laborbudgets.
Auch an diesem Beispiel sei noch einmal ausdrücklich
darauf hingewiesen, dass auch dann, wenn die zu
erbringenden Laborparameter nicht in einem direkten
Zusammenhang mit der antiepileptischen Therapie
oder Clozapintherapie stehen, der Ansatz der Ausnahmekennziffer 32008 zur kompletten Budgetbefreiung für
das gesamte Laborkapitel 32 führt.
Kennziffer 32009
Legende
„„
Bei der hereditären Thrombophilie wurden in die
Legende die Begriffe „Diagnostik und Therapie“
neu aufgenommen. Die Bestimmung der Protein C-,
Protein S-Aktivität, der APC-Resistenz, der Faktor VGenmutation, der Lupus-Antikoagulantien gehören zu
einer medizinisch induzierten sinnvollen Diagnostik
bei der Abklärung einer Thromboseneigung.
„„
Bei Blutungsneigungen sind als Screening-Methoden
Globaltests wie TPZ und PTT sowie darauf aufbauend
eine Analyse verschiedener Gerinnungsfaktoren
erforderlich.
Kennziffer 32012
Legende
Allergische Erkrankungen bei Kindern bis zum
vollendeten 6. Lebensjahr
Tumorerkrankung unter parenteraler tumorspezifischer
Behandlung oder progrediente Malignome unter
Palliativbehandlung
Erläuterung
Erläuterung
Damit wird die Möglichkeit eröffnet, die durch die
Laborreform bei Kindern deutlich zurückgegangene
Allergietestung wieder in vollem Umfang ohne Budgetbelastung durchführen zu lassen. Wichtig in diesem
Zusammenhang ist, dass bei Kindern bis zum vollendeten
6. Lebensjahr Haut- oder Provokationstests nicht vorausgehen müssen.
Alle Laborparameter (BSG, Blutbild, klinisch-chemische
Basisuntersuchungen, Tumormarker) belasten bei
Patienten mit Tumorerkrankungen unter parenteraler
tumorspezifischer Therapie nicht das Budget; Laborverlaufsparameter bei progredienten Malignomen unter
Palliativbehandlung (die parenterale Behandlung ist hier
nicht verlangt) zählen gleichermaßen hierzu.
Kennziffer 32011
Dies bedeutet, dass auch dann, wenn eine parenterale
tumorspezifische Behandlung nicht durchgeführt wird,
reicht zur Notierung der Nr. 32012 auch die Palliativbehandlung bei Karzinompatienten aus. Die entsprechenden
Behandlungen sind in den Unterlagen zu dokumentieren.
Legende
Therapiepflichtige hämolytische Anämie, Diagnostik
und Therapie der hereditären Thrombophilie, des Antiphospholipidsyndroms oder der Hämophilie
Erläuterung
„„
Zu den therapiepflichtigen hämolytischen Anämien
können angeborene Defekte der Erythrozytenmembran, Störungen der Hämoglobinsynthese und Hämoglobinstruktur als Ursache angeborener hämolytischer
Anämien zählen.
Interpretation
Bezogen auf Tumorpatienten kann die Palliativmedizin
wie folgt definiert werden: Palliativmedizin ist die
Behandlung von Patienten mit einer nicht heilbaren
progredienten und weit fortgeschrittenen Tumorerkrankung und begrenzter Lebenserwartung, für die
das Hauptziel der Behandlung die Lebensqualität ist.
Kennziffer 32013
Kennziffer 32016
Legende
Legende
Diagnostik und Therapie von Fertilitätsstörungen,
soweit die Laborleistungen nicht Bestandteil der
Gebührenordnungspositionen 08530 bis 08561 sind.
Präoperative Labordiagnostik vor ambulanten oder
belegärztlichen Eingriffen in Narkose oder in rückenmarksnaher Regionalanästhesie .
Erläuterung
Erläuterung
Betrifft alle Laboruntersuchungen zur Diagnostik und
Therapie von Fertilitätsstörungen (z. B. LH, FSH,
Östradiol, Prolactin, Progesteron, Testosteron, TSH,
FT3, FT4, Spermiogramm, Chromosomenanalyse)
sofern sie nicht im Zusammenhang mit einer homologen
Insemination oder in-vitro-Fertilisation (Leistungslegenden-Nr. 08530 ff) stehen.
Bei der Durchführung präoperativer Labordiagnostik
vor vorgesehenen ambulanten oder belegärztlichen
Eingriffen ist die Kennziffer 32016 anzusetzen, allerdings
nur, wenn der Eingriff in Allgemeinanästhesie oder in
rückenmarksnaher Regionalanästhesie ambulant oder
belegärztlich durchgeführt werden soll.
Es existiert keine Vorgabe, dass diese Kenziffer auch
bei der Diagnostik von Fertilitätsstörungen bei Männern
nicht angeschrieben werden kann.
Kennziffer 32017
Legende
Manifeste angeborene Stoffwechsel- und/oder endokrinologische Erkrankung(en) bei Kindern und Jugendlichen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr oder
Mukoviszidose
Kennziffer 32014
Legende
Substitutionsgestützte Behandlung Opiatabhängiger
gemäß den Richtlinien des Bundesausschusses der
Ärzte und Krankenkassen
Erläuterung
„„
Stoffwechsel-Erkrankungen oder Endokrinopathien:
Hypothyreose (1 : 3.947), Androgenitale Syndrom
(AGS) (1 : 12.771), Phenylketonurie (PKU) (1 : 11.443)
„„
ADS/ADHS (wegen der Dopamin-StoffwechselStörung; Adipositas (Fettgewebe ist das größte
endokrine Organ – in diesem Sinne ist Adipositas
eine endokrine Erkrankung)
Erläuterung
Hier wurde die Diagnostik vor Beginn der Substitutionsbehandlung neu aufgenommen.
Im Zusammenhang mit der substitutionsgestützten
Behandlung Opiatabhängiger ist eine Verbesserung
bei den Höchstwerten von Bedeutung:
„„
Höchstwert gemäß den Richtlinien des gemeinsamen
Bundesausschusses für die Untersuchungen nach
den Nrn. 32137 und 32140 bis 32148 im ersten und
zweiten Quartal pro Behandlungsfall 125,00 Euro.
„„
Höchstwert ab dem dritten Quartal oder außerhalb
der substitutionsgestützten Behandlung,
pro Behandlungsfall 64,00 Euro.
Bioscientia – Institut für Medizinische Diagnostik GmbH
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Juli 2016