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SIW 30/2016: Gewaltspirale
Der befürchtete heiße Sommer nimmt Fahrt auf
Lebenslügen
Als wir in der letzten Ausgabe des Smart Investor Weekly die Reihe „Nizza, Würzburg, ???“ aufmachten, ahnten wir nicht, wie rasch wir
diese fortschreiben müssen – München, Reutlingen, Ansbach und Saint-Etienne-du-Rouvray. Wohl gemerkt sind das nur jene
Gewaltakte, die zu Todesopfern geführt haben – die alltäglich gewordene Brutalität und Kriminalität im öffentlichen Raum wird ja kaum
noch für berichtenswert gehalten. Am stärksten sind derzeit Frankreich und Deutschland von den Gewaltexzessen betroffen.
Interessant sind die Unterschiede zwischen beiden Ländern – vor allem in den politischen und medialen Reaktionen. In Deutschland
scheint die Neigung zu bestehen, den Ball flach zu halten. Die trennenden Elemente der Gräueltaten werden so lange betont, bis sich
diese zu „Einzelfällen“ atomisiert haben. Die Urheber sind vorzugsweise „geistig labile“ oder „psychisch gestörte Einzeltäter“. Dabei wird
die schreiendste Gemeinsamkeit geflissentlich übersehen: Die enge zeitliche Abfolge bzw. eine Häufung, die bei tatsächlich
unabhängigen Einzelfällen kaum plausibel wäre – mit jedem weiteren Vorfall weniger. Selbst Taten zu denen sich der „IS“ explizit
bekennt und die von „Flüchtlingen“ ausgeführt wurden, werden so zurückhaltend berichtet, dass die Lebenslüge einer vorbehaltslosen
„Willkommenskultur“ gegenüber allen und jedem möglichst geräuschlos zurückgebaut werden kann. Kontrastiert man die
Anschlagsbilder mit den noch nicht einmal ein Jahr alten Selfies der Kanzlerin im Kirchentags-Style, dann muss man sich schon fragen,
wie weltfremd und fahrlässig ein Regierungschef eigentlich handeln darf? Dennoch klebt Angela M. wie Pech in jenen Schuhen, die ihr
schon bei der sogenannten Euro-„Rettung“ erkennbar zu groß waren. Erst jetzt, nachdem Bürger in Deutschland jederzeit massakriert
werden können, trauen sich erste Parteifreunde ein wenig aus der Deckung. Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) stellte gestern in
ungewöhnlicher Schärfe fest: „Wir haben völlig verrohte Personen importiert“ und rief zu einer „ehrlichen Auseinandersetzung mit
Gewaltexzessen von Flüchtlingen“ auf. Es ist klar, auf wen er damit zielt.
Ross und Reiter
Ganz anders reagierte Frankreichs Staatspräsident Hollande, der im Zweifelsfall sofort auf Terrorakt bekennt – sogar beim Münchner
Amoklauf, der aber ein ganz anderer und sehr merkwürdig gelagerter Fall zu sein scheint. Bekanntlich sitzt unsere Redaktion in
München und verfügt über entsprechend viele Kontakte im Stadtgebiet. Die Schilderung von Panikreaktionen an mehreren Plätzen der
Stadt legt nahe, dass es auch dort Grund zur Panik gegeben hat. Mehr dazu im neuen Smart Investor 8/2016, der zum Wochenende
erscheint. Zurück zu Frankreich: Die Regierung Hollande war, wie praktisch alle europäischen Regierungen, wenig begeistert vom
Alleingang der Regierung Merkel in Sachen Masseneinwanderung. Es gibt hier also keine vergleichbaren Festlegungen, an die man
sich nun gebunden fühlen müsste. Hollande wird Terror auch deshalb Terror nennen, weil jeder weitere Terrorakt eine Rechtfertigung
für die Verhängung und Aufrechterhaltung des Ausnahmezustands ist. Dieser erleichtert es selbst Hollande, sich ein bisschen als
„starker Mann“ gegen Marie Le Pen in Stellung zu bringen. Ob ihm das viel bringen wird, muss man abwarten. Dass aber die heutigen
Täter von Saint-Etienne-du-Rouvray einschlägig polizeibekannt waren und die Tat trotzdem geschah, ist nicht gerade geeignet, den
Eindruck zu erzeugen, dass die Regierung die Lage unter Kontrolle hätte.
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Mario Langstrumpf
Erstmals seit dem Brexit gab die EZB am 21.7. eine Pressekonferenz. Und lobte vor allem ihre eigene Politik: Die Bekundung der
Zentralbank, alles zu tun, was notwendig sei, um die Märkte zu stabilisieren, sei richtig gewesen. Dies habe geholfen, den Stress an
den Börsen zu reduzieren. Die Aufwärtsbewegung an den Finanzmärkten in den Wochen nach dem Brexit wertet der EZB-Präsident
Mario Draghi als Zeichen der Stabilität. Weiterhin gelte: Die EZB wird jeden Monat Anleihen für 80 Mrd. EUR aufkaufen – mindestens
bis März 2017, vielleicht aber auch länger. Auf jeden Fall solange, bis ermutigende Zeichen für eine anziehende Inflation zu sehen
seien. Mit +0,1% im Juni lag diese zuletzt noch meilenweit von der ausgegebenen Zielmarke bei +2,0% entfernt. Man könnte auch
sagen am diametral anderen Ende des Spektrums. Da sie noch im Mai bei -0,1% lag, wertet Draghi jedoch auch dies als positives
Zeichen. Nun ja, wie hatte schon die „große Philosophin“ Pippi Langstrumpf gesagt: „2 x 3 macht 4, widdewiddewitt und Drei macht
Neune! Ich mach‘ mir die Welt, widdewiddewie sie mir gefällt…“
Aktionärs-Widerstand
Bereits im Smart Investor 7/2016 haben wir uns auf S. 62 („Die grüne Hölle“) intensiv mit der geplanten Übernahme von Monsanto
durch den Bayer-Konzern beschäftigt. Darin haben wir vor allem die Nachhaltigkeit der sogenannten grünen Gentechnik in Frage
gestellt. Auch das Urteil der Börse war eindeutig (vgl. Abb.). Man muss jedoch nicht philosophisch werden, um den angekündigten Deal
für wenig sinnvoll zu erachten. Denn bereits die simple Mathematik zeigt: Bayer dreht hier ein gigantisches Rad, um einen minimalen
Ergebniseffekt zu realisieren. Mit der angekündigten Erhöhung des Angebotspreises haben sich diese Relationen nun noch einmal
verschlechtert. Bayer ist nun offiziell gewillt 125 USD je Monsanto-Aktie zu bezahlen, inklusive Schulden ein Unternehmenswert von 65
Mrd. USD. Was Monsanto – trotz zuletzt schwacher Zahlen – zu der Aussage verleitete, dass die Offerte den Wert des Unternehmens
nicht widerspiegle. Der Bayer-Vorstand zeigt sich von der Reaktion enttäuscht, die Sicht der eigenen Aktionäre scheint Werner
Baumann dagegen wenig zu interessieren. Denn zuletzt formiert sich von dieser Seite Widerstand gegen das Angebot. So möchte die
Fondsgesellschaft Henderson Global Investors eine Abstimmung über die Transaktion erreichen. Die Briten sind immerhin der 16.
größte Aktionär von Bayer. Gleichzeitig hat sich in einer Umfrage der Vermögensverwaltung Bernstein eine Mehrheit der befragten
Bayer-Aktionäre gegen eine Übernahme ausgesprochen. Die Frage ist daher: Wie in aller Welt lässt sich dieser Deal in den Augen des
Managements und der beratenden Investmentbanker schön rechnen? Ganz offensichtlich können oder wollen die handelnden
Personen die Risiken nicht sehen.
Mehr als Buffett
Dass Value-Investing sehr viel mehr ist als Warren Buffett, zeigen wir im neuen Smart Investor 7/2016, der sich ganz dem
wertorientierten Anlegen widmet. Doch wie man es dreht und wendet, am Altmeister aus Omaha messen sich noch immer alle ValueFans. Zuletzt jedoch mit erstaunlichen Ansätzen. So setzt der Fondsmanager Hendrik Leber vom Frankfurter Asset-Manager Acatis
zunehmend auf künstliche Intelligenz. Zukünftig soll der Computer den Fondsmanager sogar ganz ablösen. Über seine neuesten
Erkenntnisse und Ansätze lesen Sie in unserem Bericht von der 13. Acatis Value-Konferenz. Mit systematischen Ansätzen befasste
sich auch Prof. Thorsten Hens, der auf der diesjährigen Value Intelligence Conference in München sprach. Am Ende müssen jedoch
auch solche Systeme den Vergleich mit Warren Buffett bestehen – ob erfolgreich oder nicht lesen Sie im neuen Heft. Grund genug, uns
im Detail mit der Aktie des „Orakels von Omaha“ zu befassen. Denn Berkshire Hathaway ist alles andere als ein langweiliges
Investment. Daneben stellen wir Ihnen einige weitere Aktien vor, die in den Fokus von Value-Anlegern fallen. Nicht zu vergessen: Wir
haben Interviews mit der Value-Legende Jean-Marie Eveillard, dem US-Hedgefonds-Manager Whitney Tilson und mit Frank Fischer,
einem der renommiertesten Value-Fondsmanager in Deutschland, geführt. Das neue Heft erscheint am nächsten Samstag. Es sei nur
so viel verraten: Der Preis von 6,40 EUR beinhaltet eine gewaltige Margin of Safety!
Musterdepot Aktien & Fonds
Im heutigen Musterdepot finden Sie ein Update zur Schweizer Hochdorf Holding. Lesen Sie mehr auf unserer Website im Bereich
„Highlights/Musterdepot“ auf www.smartinvestor.de. Sie können sich dort durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die
letzten Wochentransaktionen verschaffen.
Fazit
Angesichts der Terrorlage in Deutschland und Frankreich traten die Bemerkungen von Mario Draghi in den Hintergrund.
Überraschendes gab es aus Frankfurt ohnehin nicht. Viel entscheidender wird sein, ob es den Regierungen gelingt endlich wenigstens
ihre staatlichen Basisaufgaben zu erfüllen – die Herstellung innerer und äußerer Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger.
Ralph Malisch, Christoph Karl
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Die Charts wurden erstellt mit TradeSignal von www.tradesignal.de und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden
Mittwochnachmittag.
Quelle: http://www.smartinvestor.de/weekly/siw-302016-gewaltspirale