Clemens Weißenberger, Frankfurt hr 1-Zuspruch am Montag, 18. Juli 2016 Lob der Schöpfung Das Lieblingskirchenlied meiner Frau beginnt so: Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben. Das Lied ist von Paul Gerhardt. Er hat es zu Gottes Lob als dem Schöpfer geschrieben. Es ist ein Lied voller Lebenslust und lädt ein, über die Schöpfung zu staunen und sie zu bewundern: Die Bäume zu sehen, die Blumen, Lerche und Nachtigall zu hören, und weiter heißt es: Ich singe mit, wenn alles singt, und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem Herzen rinnen. Diese Freude spüre ich zum Beginn der Sommerferien. Wir werden in einer Woche zum Urlaub in die Berge fahren. In Österreich wollen wir wandern, die Natur genießen und den Blick und die Seele schweifen lassen. Ich freue mich schon darauf, mit unseren Kindern die Natur zu entdecken. Das genau meint Geh aus mein Herz: Ich will auf das achten, was mich umgibt, gerade im Urlaub und in den Bergen, mich von der Natur begeistern lassen und mir Zeit nehmen zum Staunen. Nur wenige Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg hat Paul Gerhardt dieses Lied „Geh aus mein Herz" schrieb. Er hatte diese schrecklichen Jahre sicher noch lebhaft vor Augen, die Gräuel und das Gemetzel. Trotzdem hat er aus seinem Glauben die Schöpfung und den Schöpfer gelobt. Er will Mut machen zum Weitergehen. Er sieht nicht nur das eigene Leben und Leiden, sondern sein Blick zeigt, was dem Menschen geschenkt ist. So kann er sich an der Natur freuen und sich als Teil der Schöpfung verstehen. Sicher hat sich die Welt seit Paul Gerhardt verändert. Wir kennen schlimme Erfahrungen: Erdbeben, Naturkatastrophen, Hungersnot, Klimawandel, Zerstörung von Landschaften. Und ich frag mich manchmal: Kann ich Gott und die Natur loben, bei all dem Schrecklichen, was passiert, auch durch Menschen? Ja, das geht, wie schon zu Zeiten von Paul Gerhardt. Ich will trotz allem Schlimmen auch das Schöne sehen, genießen, was mir geschenkt ist. Wenn ich in der Natur, der Schöpfung bin, dafür will ich Gott loben. Ich merke, wie klein ich bin, wenn ich in den Bergen bin, wenn sich der Blick weitet und der Horizont. Gott in der Schöpfung loben, das kannten schon die Menschen des Alten Testaments Sie schreiben in den Psalmen (Psalm 19): Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, / vom Werk seiner Hände kündet das Firmament.
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