Das Steinzeit-Baby unterm DDR- Messturm

Aktuelles und Heimat
Zeit wurden auch Bauern, die
offenbar aus dem Vorderen
­Orient eingewandert waren, im
heutigen Norden Deutschlands
sesshaft. Nun hofft man, durch
Forschungen an dem Fundort
mehr über das Zusammentreffen
der beiden verschiedenen Bevöl­
kerungsgruppen zu erfahren.
Das Gräberfeld wurde zu
DDR-Zeiten schon einmal ent­
deckt, vor mehr als 50 Jahren –
durch Zufall. Der Grund war der
Kalte Krieg. Um die damaligen
Raketenwaffen zielgenau jus­
tieren zu können, war der Bau
von weithin sichtbaren trigo­
nometrischen Messtürmen im
ganzen Land erforderlich. Auch
auf dem Weinberg bei Groß Fre­
denwalde sollte solch ein Mess­
turm entstehen.
Bei den Bauarbeiten im Sep­
tember 1962 wurden die ersten
menschlichen Überreste ent­
deckt. Die Arbeiter vermuteten
zunächst ein Mordopfer. Doch
die Kripo erkannte, dass hier
Archäologen zuständig sind.
Die Ermittler riefen den Be­­
zirks­bodendenkmalpfleger Dr.
Ulrich Schoknecht an. Dieser
Behutsam legen
­Prähis­toriker Thomas
Terberger (links) und sein
Kollege Knochen frei
Diese rund 8400 Jahre
alten Babyknochen wurden
auf dem Weinberg bei Groß
Fredenwalde 60 cm tief
unter der Erde gefunden
Anthropologin Bettina Jungklaus stellte
die Funde am 11. Februar in Berlin vor
Sensationsfund in der Uckermark: Archäologen spürten dort ein 8500 Jahre altes Gräberfeld auf, den
wohl ältesten Friedhof Deutschlands. 1962 wurde er schon einmal entdeckt, geriet aber in Vergessenheit
D
avon, eine solche Be­­
stat­tung aus der Mit­
telsteinzeit zu unter­
suchen, habe ich schon
immer geträumt“, sagt der Prä­
historiker Thomas Terberger.
Sein Team fand auf dem 111 Meter
hohen Weinberg bei Groß Fre­
denwalde in der Uckermark
(Brandenbrug) einen etwa 8500
Jahre alten Friedhof.
Die Sensation: 60 Zen­timeter
unter der Erde war ein Säugling
begraben. Die Knochen lagen in
der roten Erde, als habe eine
­liebende Mutter das Kind einst
sanft zum ewigen Schlaf ge­­
bettet, die zarten Händchen auf
der Brust verschränkt. „Das sind
die ältesten Überreste eines
Babys, die je in Deutschland
gefunden wurden“, sagt Profes­
22 | SUPERillu Nr. 09/2016
sor Terberger. Das Kind wurde
nach Un­­tersuchungen der
Anthropo­login Bettina Jung­
klaus nur sechs Monate alt und
starb vermutlich an Unterer­
nährung. Das Geschlecht konn­
te noch nicht ermittelt werden.
Nun sollen DNA-Analysen
durchgeführt werden. Die Be­­
stattungsweise, so Forscherin
Jungklaus, zeige aber, dass
„Säuglingen damals auch über
den Tod hinaus offenbar große
Wertschätzung zuteil wurde“.
Neben der letzten Ruhestätte
des Babys fanden sich noch
andere Gräber. Einer der Toten
wurde im Stehen beerdigt, das
Grab offen gelassen. Erst als der
Oberkörper in sich zusammen­
gesunken war, wurde die Leiche
mit Erde bedeckt. Das Beson­
dere: In dem kalkhaltigen
Boden blieben die Knochen
erhalten, während sie andern­
orts längst zerfallen wären.
Der Fundort
1962 wurden auf dem Weinberg bei
Groß Fredenwalde schon einmal
Knochen aus der Steinzeit gefunden
Groß
Fredenwalde
Grenze
Berlin
DDR
BRD
Das Wissen über die Mittelund Jungsteinzeit wird durch
das uckermärkische Gräberfeld
revolutioniert. Denn die sonst
nomadisch umherziehenden
Jäger, Fischer und Sammler
nutzten den weithin sichtbaren
Hügel bei Groß Fredenwalde
über eine sehr lange Zeit, etwa
1500 Jahre, als zentralen Ort,
um ihre Toten zu begraben.
„Normalerweise finden sich aus
dieser Zeit nur Einzelbegräb­
nisse“, so Anthropologin Bet­
tina Jungklaus.
Die Fundstücke sind rund
8500 bis 5000 Jahre alt und
könnten nicht nur Aufschluss
über die Lebensweise der ein­
heimischen Jäger und Sammler
geben, die damals durch das
Gebiet streiften. Denn zu jener
FOTOS: Bernd Settnik (2), Oliver Mehlis/beide dpa, Kripo Templin; LAKD M-V, Landesarchäologie, Ulrich Schoknecht
Das Steinzeit-Baby
unterm DDR- Messturm
musste innerhalb von zwei
Tagen eine Notbergung durch­
führen. „Ich durfte das Gelände
nur unter Bewachung betreten.
Das war topsecret da oben“,
erinnert sich der heute 85-Jäh­
rige. Weil der neue Messpunkt
der Landesverteidigung diente,
galt alles, was mit ihm in Zu­­
sammenhang stand, als streng
geheim. Deswegen durfte der
Ort damals auch nicht weiter
erforscht werden. Außerdem
unterschätzte man das Alter der
Knochen.
Erst vor einigen Jahren stieß
Professor Thomas Terberger auf
einen wissenschaftlichen Auf­
satz zu den damaligen Funden
und entschied: „Wir schauen
dort noch einmal genau nach.“
2012 fing er an, in Groß Freden­
walde erneut zu graben. Im Juli
2014 entdeckte er dann die
Überreste des Säuglings. Das
Baby heißt vorläufig „Befund 8“
und soll nach Abschluss der
Untersuchungen im Archäo­
logischen Landesmuseum in
Bran­denburg an der Havel aus­
gestellt werden.
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Die ersten Gräber entdeckte man 1962
Diese Bilder der DDR-Kriminalpolizei (o.) und des
Prähistorikers Schoknecht
von 1962 liegen SUPERillu
exklusiv vor. Sie zeigen die
damaligen Funde. Insgesamt sechs Gräber wurden innerhalb von zwei
Tagen geborgen, dann
durfte nicht mehr weitergesucht werden. Links der
Schädel eines Steinzeitmenschen mit Schmuck
aus Hirschschneidezähnen
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